Eng verbunden mit der Geschichte der
nassauischen Tonwarenindustrie ist die Familie Remy. Im Jahre 1586 kam Jaques
Remy aus Ivoy in Lothringen nach Grenzhausen. Hier war damals gerade ein neuer
Zweig der Tonwarenindustrie, die Herstellung von Steingut in Aufnahme gekommen.
Die Töpferei bestand Hallstattzeit südlichen Westerwald, besonders in
Grenzau, Grenzhausen und Höhr, dank seiner vorzüglichen Tonerde schon
seit uhralten Zeiten, wie die Funde aus Neuhäusel aus der Hallstattzeit
beweisen. Zufolge einer Urkunde von 1230 mussten die oben genannten Orte des
Kannenbäcker-Landes Tonschüsseln als jährliche Abgabe an das
Erzstift Trier liefern. Diese Tonwaren waren aber kein Steingut. Das Steingut,
dass bei andauernder Hitze so hart gebrannt wird, dass es keine
Flüssigkeit durchlässt, und nicht vom Messer geritzt wird, wurde erst
zu Anfang des 15. Jahrhunderts erfunden. Frechen bei Köln scheint die
älteste Heimat zu sein. Neben ihm waren Raeren bei Aachen und die Stadt
Siegburg Orte, wo die Steingut-Töpferei betrieben wurde. Das Siegburger
Steingut war durch seine helle Farbe dem Frechener Steingut vorgezogen. Die in
der Stadt Siegburg zu hoher Blüte erlangte Steingutindustrie erlitt
infolge der Eroberung der Stadt durch die Schweden im Jahre 1632, einen Schlag,
die die Tonindustrie vollständig niederlegte und einschlafen ließ.
Im jetzigen Kannenbäckerland erblühte die Steingut-Töpferei am
spätesten, hat sich daher aber am günstigsten entwickelt. In dem
tonreichen Gegenden und holzreichen Waldungen waren die besten Vorbedingungen
für eine rasche Entwicklung gegeben. Das Land war in Händen des
katholischen Kurtriers, des protestantischen Wieds, sowie des Grafen von Sayn
und Isenburg. Es gab eine tierische Zunft, die zwei Drittel der gesamten
Eulerzunft umfasste, während die Orte wie Grenzhausen usw. zur wiedischen
Zunft gehörte. Das Geheimnis der Steingutfabrikation lag in der richtigen
Feuerung des Kannenofens, in dem langen Backen bei steigender Hitze. War das
Gepäck gar gebrannt, dann wurde es gesalzen, indem durch Öffnungen im
Gewölbe des Kannenofens weißes, mit Russ und Petroleum vermengtes
Salz mittels langen eisernen Schaufeln eingeworfen wurde. Hierdurch entstand
auf dem Steingut die bekannte Glasur
Zur Zeit der Einwanderung des Jaques Remy
nach Grenzhausen war hier durch den aus Siegburg stammenden Zunftmeister Arno
Krütgen ein verbesserter Backofen und die Blaufärbung der Tonwaren
mit Kobalt eingeführt. Die blau gemalten Kannen, Krüge und Töpfe
fanden überalle große Verbreitung. Remy konnte zunächst nicht
daran denken, sich selbstständig zu machen, denn nach der damaligen
Zunftsordnung konnte nur der Sohn eines Zunftsmeisters in die Zunft aufgenommen
werden. Nur wenn ein Geselle die Witwe eines Meisters heiratete und das
Geschäft weiterführte, konnte er Aufnahme finden. Jaques Remy gelang
es endlich durch seine Heirat mit Catharine Wingender im Jahre 1595, auf diesem
Wege Zunftsgenosse zu werden. Er tat sich als solcher sehr hervor und es ist in
erster Linie sein Verdienst, dass die Grenzhäuser Waren durch
schönere Formenbegebung und Ausschmückung bald die der zahlreichen
Höhrer überflügelten. Trotzdem das Krug- und
Kannenbäckerland von den Leiden des dreißigjährigen Krieges
nicht verschont blieb, entwickelte sich die Eulerzunft in Grenzau und Höhr
in kräftigster Weise fort. Dazu trug viel die verständige Regierung
das Grafen Johann Wilhelm von Wied bei, der nach der Einnahme Siegburgs durch
die Schweden einen Freibrief für fremde Eulner erließ und in
Übereinstimmung mit der Zunft eine vortreffliche Handwerkerordnung
für die Wiedische Eulerzunft verfasste. Unter dem Einfluss dieser so
segensreich wirkenden Zunftsordnung schlossen sich mit Zustimmung der
Landesregierung 1643 alle lokalen Zünfte zu einer Gesamtzunft zusammen,
die durch eine gemeinsame, über 100 Jahre in Geltung bleibende
Zunftsordnung zusammengehalten wurde. Der anerkannte Vorort dieser Zunft war
Grenzhausen. An dem Emporblühen dieses Ortes beteiligte sich die Familie
Remy in hervorragender Weise. Jakob Remy hatte zwei Söhne, die jeder
wieder 11 Kinder hatten und in den folgenden Generationen war der
Kinderreichtum in diesem Geschlecht noch größer. Wenn auch nach der
Zunftsordnung nur ein Sohn in dem väterlichen Geschäft Meister werden
konnte und die anderen Söhne entweder bei dem Bruder als Gesellen
arbeiteten oder einem anderen Beruf ergreifen mussten, so sind doch viele
Nachkommen Jakob Remys auf dieselbe Weise, wie ihr Stammvater Eulnermeister
geworden und zwar nicht nur in Grenzhausen, sondern auch in Höhr, Hilgert,
Mogendorf, Bendorf und an anderen Orten. Besonders in Höhr nahmen die
Remys rasch zu. Ein besonders hervorragendes Mitglied der Grenzhäuser
Familie war der Hoffaktor Wilhelm Remy. 1662 als Urenkel des Jakob Remy
geboren, war er erst Eulnermeister in Grenzhausen, dann Handelsmann in
Höhr und schließlich Kaufmann und Hoffaktor in Vallendar.
Noch zu Anfang des 17. Jahrhunderts wurde
die Kannenbäckerware meistens durch Händler vertrieben, welche die
Waren an Ort und Stelle der Fabrikation aufkauften und in ihrem Karren
mitnahmen. Dies änderte sich im Laufe des Jahrhunderts, in dem
zunächst einzelnen Meister ihre und ihre Genossen Waren selbst auf den
Messen des Ober- und Niederlandes - das Absatzgebiet war in der Weise geteilt,
dass das Land stromaufwärts von Vallendar und Andernach, das Oberland,
stromabwärts das Niederland bildete, - feiboten. Bei dem Aufschwung der
Industrie ging man alsdann dazu über, kaufmännisch gebildete Beamten,
Faktoren, von Zunftwegen anzustellen. Wilhelm Remy wird als erster Faktor
für das Oberland erwähnt, nebenbei betrieb er aber auch noch eigene
Geschäfte und seine Ernennung zum Hoffaktor lässt darauf
schließen, dass er solche auch für den Grafen von Wied besorgte. Bei
seinem Tode hinterließ er der Kirche, den Armen und der Schule in
Grenzhausen beträchtliche Stiftungen.
Zu seiner Zeit erreichte die
Kannenbäckerzunft ihre höchste Blüte, die in der Folgezeit mehr
und mehr nachließ. Der wachsende Bedarf an Mineralwasserkrügen
beeinflusste die künstlerische Entwicklungen in nachhaltiger Weise. Die
Zahl der Krugbäcker überwog die der Kannenbäcker immer mehr.
Auch die neu aufgekommene Tabakspfeifenindustrie schädigte die
Kunstindustrie. Dazu kamen die Steigerungen der Holzpreise, die Erfindung des
Porzellan und die Fayence, vor allem aber die politischen Wirren zwischen
Kur-Trier und Wied. Dieser Streit führte 1769 zur Trennung zwischen
trierischer und wiedischer Zunft. Damals gehörten allein von 107
Mitgliedern der Zunft in Grenzhausen 25 der Familie Remy an. Durch all diese
Verhältnisse, sowie durch die Zunahme der ungelernten Genossen, die man
Schnatzen nannte, kam das Gewerbe immer mehr herunter. Als 1802 die
kurtrierischen Gebiete des Kannenbäckerlanddes an Nassau-Weilburg kamen,
verschlimmerte sich die Lage der Tonindustrie dadurch noch, dass die Regierung
den Krugbäckern gegenüber sich auf einen rein fiskalischen Standpunkt
stellte. Die Wiedische Zunft blieb bestehen, zunächst als 1806 die
Selbstständigkeit Wieds aufhörte und das ganze Zunftsgebiet an das
Herzogtum fiel. Allein auch 1816 wurden die trierische Zunft aufgehoben und
1819 erfolgte die Schließung der Zunftkasten. Damit erlosch für
lange Zeit der Wohlstand des Kannenbäckerlandes. In der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts wandelte sich der handwerkmäßige
Betrieb in den fabrikmäßigen um. In die Industrie kam
allmählich ein frischer Zug, besonders durch den seit 1870 aus Böhmen
eingewanderten Scheiben-Modelleur Hanke, der die alten schönen Formen der
früheren Zeit wieder zu Ehren brachte. Eine Reihe günstiger
Umstände hat eine zweite Blütezeit der Tonwarenindustrie
heraufgeführt. Unter den Unternehmern, sowie unter den Arbeitern finden
sich noch viele Remys, die alle von dem Jakob Remy abstammen.
So eng verbunden der Name Remy aber mit der
Tonwarenindustrie des Kannenbäckerlandes seit 300 Jahren ist, so haben die
Nachkommen, jenes aus Ivoy stammenden eingewanderten Stammvaters noch
größere Erfolge auf dem Gebiete der Metallindustrie errungen.
Wilhelm Remy von Grenzhausen, ein Urenkel
des 1586 von Ivoy eingewanderten Jakob Remy, erwarb 1728 ein einige Jahre
früher gegründetes Eisenwerk zu Bendorf. Der damals 25 jährige
junge Mann, zuvor Hüttenmeister des von dem Eisenwerks-Besitzer Johann
Philip Hoffmann errichteten Steinebrücker Hammers, heiratete im gleichen
Jahre die Tochter seines Chefs. Remy leitete das Bendorfer Werk "vier Winde"
mit großem Erfolg. Er stand bei der Landesherrschaft in hoher Gunst. Er
wurde mit der Personalfreiheit von den dieser zu leistenden Diensten befreit,
und zum markgräflich brandenburgischen - die Herrschaft Bendorf war 1741
durch Erbschaft in den Besitz des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von
Brandenburg-Ansbach gekommen - Kommerzienrat ernannt, eine damals noch seltene
Auszeichnung. Da er keine Kinder hatte, nahm er seinen Vetter Johann Remy, der
durch die Heirat mit einer anderen Tochter Hoffmanns zugleich sein Schwager
geworden war 1743 als Teilhaber an, in dem er eine Handelssocietät
gründete. Nach Wilhelm Remys tod im Jahre 1761 trat sein Vetter Johannes
an die Spitze dieser blühenden Sozietät und baute das Unternehmen
durch Erwerbung der Erbbelehnung für das verlassene Blei- und Silberwerk
Lindenbach und der Gründung der Nieverner Gewerkschaft weiter aus. Er
starb am 8. Juni 1778. Von ihm und seiner Familie ist ein prächtiges, von
dem kurfürstlichen trierischen Hofmaler Zick hergestelltes
Ölgemälde erhalten.
Noch zu Lebzeiten des Kommerzienrat Wilhelm
Remy gründete dessen Neffe Heinrich Wilhelm Remy 1757 in Neuwied ein
eigenes Geschäft, nachdem er sich mit der ältesten Tochter Johann
Remys verheiratet hatte. 1760 übernahm er das Eisenwerk Rasselstein und
die dabei gelegene Blechfabrique von der Wiedischen Herrschaft in Pacht. Er
ließ die Blechfabrik eingehen und machte dafür ein doppeltes
Hammerfeuer. Zum Wiedischen Bergrat und kurtrierischen Kammer-Rath ernannt,
pachtete H. W. Remy 1767 auch den jenseits des Rheins gelegenen Netter Hammer.
Bedeutender ist noch seine Gründung des ersten deutschen Eisenwalzwerkes
und die Erfindung des Gesundheitsgeschirr , das als Neuwieder Geschirr lange
Zeit auch über die Grenzen Deutschlands hinaus berühmt war. Da seine
beiden Söhne schon im jugendlichen Alter starben, wurde sein Schwiegersohn
Hackenbracht sein Erbe und als solcher Teilhaber der von seinem Schwiegersohn
und dessen Schwager Carl Remy seit 1771 unter der Firma "H. W. Remy &
Konsorten" geführten Eisen- und Schwarzblech- Handlung. Der Letztere -
Carl Remy - übernahm jetzt die eigentliche Leitung. Er brachte 1784 das
bis dahin gepachtete Eisenwerk Rasselstein durch Kauf für 43.000 Gulden in
den Besitz der Firma. Ebenso wurde 1797 der Netter Hammer, als Eigentum
erworben und 1799 das Honnefelder Eisenwerk. Über alle diese Werke
besitzen wir in dem 1804 erschienenen Buch des preußischen Bergrats
Eversmann ausführliche Berichte, aus denen hervorgeht, dass auf den
Remyschen Eisen- und Walzwerken die Einrichtungen musterhaft waren. In Bendorf
wurde 1804 noch ein zweiter Hochofen angelegt, der bis zum Jahre 1844 betrieben
wurde. Der Betrieb litt aber immer mehr unter der Schwierigkeit, die
nötige Menge Holzkohlen zu beschaffen. Als im Jahre 1870, das große
Bendorfer Werk, Hütte und Gruben, von Friedrich Krupp in Essen, der sich
die guten Erze sichern wollte, käuflich erworben wurde, ging auch der
andere Hochofen in Bendorf ein.
Den Rasselstein leitete nach dem Tode Carl
Wilhelm Remy sein ältester Sohn Christian. Dieser trug sich mit dem
Gedanken, den englischen Pudelbetrieb mit Steinkohlen, anstatt des
Frischfeuerbetriebes mit Holzkohlen, auf seinen Werken einzuführen. Er
trat anfangs der zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts mit dem berühmten
Ingenieur John Cockerill zur Gründung eines gemeinschaftlichen
Unternehmens in Verhandlung. Cockerill zog sich aber infolge ungleich
günstigerer Anerbietungen, die die holländische Regierung machte,
wieder zurück und jetzt wandten sich die Besitzer des Rasselsteins,
Christian und sein Bruder Fritz Remy, sowie von Gödecke, an ihre Vettern
Remy zu Bendorf. Da diese aber verlangten, dass Ferdinand Remy, der
jüngere Bruder Wilhelm Gideon Remys, der Leiter des Bendorfer Werkes, die
selbstständige Leitung des Rasselsteins haben solle, kam auch diese
Verbindung nicht zu Stande. Ferdinand Remy, der sich mit dem Puddelbetrieb an
Ort und Stelle bekannt gemacht hatte, erbaute in der Folge bei Alf an der Mosel
ein eigenes Puddel- und Walzwerk, das 1827 in Betrieb kam. Drei Jahre
früher gelang es jedoch Christian Remy und seinem Bruder Friedrich, das
erste in Deutschland mit Steinkohlen gepuddelte Walzeisen auf dem Rasselstein
herzustellen, wofür sie die von der preußischen Regierung
ausgesetzte Prämie von 5000 Taler und eine Steinkohlenbegünstigung
bis zum Jahre 1831 erhielten. 1830 wurden die alten Blechwalzen des Rasselstein
in Stabeisenwalzen umgewandelt. Damit wurden 1835 die ersten deutschen
Eisenbahnschienen für die älteste deutsche Eisenbahn, Nürnberg -
Fürth, auf dem Rasselstein gewalzt. Es waren dies leichte Schienen. Das
Alfer Eisenwerk walzte dagegen 1838 die ersten schweren Eisenbahnschienen in
Deutschland für die Strecke Düsseldorf - Elberfeld. Überall
waren bei diesen wichtigen Neuerungen die Remys an der Spitze. Ihre
Eisenhütten gingen jedoch allmählich zurück durch den
Fortschritt der Eisenerzeugung mit Steinkohlen, so dass in den Jahren 1870-71
alle Werke bis auf dem Rasselstein stillgelegt wurden. Der Rasselstein blieb
aber im Betrieb und hat sich allen Neuerungen angepasst.
Auch um die Blei- und Silbergewinnung bei
Ems hat die Familie Remy sich vorzügliche Verdienste erworben. Der Bergbau
bei Ems reicht in die vorrömische Zeit zurück. Die Römer
wendeten wie Tacitus berichtet, sogleich nach Besitzergreifung dieses Gebietes,
auf die dortige Industrie ihr besonderes Augenmerk. Die Nachrichten über
den Emser Bergbau im Mittelalter sind sehr dürftig gewesen, trotzdem muss
er sehr bedeutend gewesen sein. Dagegen darf man als sicher annehmen, dass der
Betrieb im 16. Jahrhundert bereits eingestellt ist. Im Jahre 1661 erwarb Johann
Mariot die Belehnung für alle Erze in der Vogtei Ems. Er sowohl wie seine
Nachfolger legten aber nur wert auf die Eisenerze. So blieben die alten Gruben
unbenutzt, bis man in den vierziger Jahren des 18. Jahrhunderts wieder anfing,
sie auszubeuten. Die Ausbeute warf anfangs wenigen Nutzen ab. 14 Jahre
später gelangten auch die Blei- und Silberbergwerke auf der rechten Seite
der Lahn durch Kauf in den Besitz der Bankier Remy, Hoffmann und Co., zu
Bendorf. Ihr eigentlicher ordentlicher Betrieb begann erst 1788 durch Johann
Jost von Ey, der eine Remy geheiratet hatte. Unter seiner Leitung nahm die
Produktion stetig zu, ebenso unter seinem Sohne Johann Christian von Ey, der
von 1808-1847 dem Betrieb vorstand. Infolge des immer umfangreicher werdenden
die Baus wurde 1806 und 30 Maschinen Betrieb eingeführt. Nach des
Jüngeren Eys Tod wurde von der Gesellschaft Remy, Hoffmann und Co., Otto
Schrattmann von Cronenberg als Direktor der Emser Werke berufen. Ihm folgte
1853 der erst 32 jährige Bergaccessist Ernst Born, ein geborener
Wiesbadener, der mit großen technischen Talenten zugleich
Organisationstalent und Unternehmungsgeist verband. Er hat das ganze
Unternehmen umgestaltet und auf eine breitere Grundlage gestellt. Born machte
ausgedehnte Aufschluss- und Vorrichtungsarbeiten, besonders in der Grube
Merkur, mit welchem Namen das ganze Grubenfeld auf der rechten Lahnseite
bezeichnet wurde. Für die Förderung und Wasserhaltung legte er hier
1856 unterirdisch eine Dampfmaschine an. 1858 baute er in der Grube Fahnenberg
für die Wasserhaltung ein Kehrrad ein. Durch Kauf erwarb er 1857 den
gemeinschaftlichen Wald der Gemeinden Nievern, Fachbach und Mehren, und 1859
die von der Lahn und dem Obergraben der neuen Lahnschleuse gebildete Insel. Er
machte dort eine Turbinenanlage und baute die große Zentrale
Aufbereitungsanstalt Silberrau, die er der Leitung des jungen Berg-Ingenieurs
Karl Linkenbach aus Ems unterstellte. Im Anschluss daran entstand die
Remy-Brücke und die Werkeisenbahn nach der Pfingstwiese. Dazu legte er auf
der käuflich erworbenen Ahler Eisenhütte eine eigene Zinkhütte
an. Unter ihm wurde 1869 auch von dem Hütteningenieur Hermann die
Zinkentsilberung auf der Emser Hütte eingeführt. Infolge des
großen Umfangs wurde die Gewerkschaft 1872 unter der Firma "Emser Blei-
und Silberwerke" in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, an der übrigens
außer Born nur Remy'sche Verwandte beteiligt waren. Born war ihr erster
Generaldirektor, doch erreichte ihn schon ein Jahr darauf der Tod. Während
seiner Verwaltung hatte sich die Produktion des Emserwerkes um das zehnfache
vermehrt. Borns Nachfolger wurde Max Freudenberg. Ihm war es vergönnt zu
ernten, was der rastlose Born gesät hatte. Namentlich lieferte der von
Letzterem noch angelegte Neuehoffnungsgang, reichen Ertrag. Besonders hart
wurde die Gesellschaft dadurch getroffen, dass die königliche Regierung
1882 aus wohl übergroßer Ängstlichkeit für die Emser
Heilquellen den Tiefbau auf dem Neuhoffnungsgang verbot. 1891 wurde die
Förderung hier ganz eingestellt. Freudenberg, dem es in erster Linie
darauf ankam, große Erträgnisse zu erzielen, der dagegen die
für die Stetigkeit des Bergbaus so notwendigen
Aufschließungsarbeiten weniger beachtete, legte, nachdem der Betrieb
verschiedener Gruben hatte eingestellt werden müssen, am 1.5.1894 sein Amt
als Direktor nieder. An seine Stelle trat der bisherige Leiter der
Aufbereitungsanstalt Silberau, Karl Linkenbach, der sich auf dem Gebiete des
Aufbereitungswesens durch Erfindung neuer zweckmäßiger Apparate
einen bedeutenden Ruf erworben hatte. Es wurden jetzt, um die Förderung zu
heben, neue Aufschlussarbeiten vorgenommen und viele veraltete Einrichtungen
nach den Anforderungen der fortgeschrittenen Technik umgewandelt. Die Direktion
übernahm 1895, nachdem die Firma "Remy, Hoffmann und Co." sich freiwillig
aufgelöst hatte, den An- und Verkauf der Materialien und Produkte. Im
Jahre 1896 legte Linkenbach ein Bleiblech-Walzwerk an, wodurch das Weichblei
vorteilhaften Absatz fand. Zugleich wurde auf der Grube Rosenberg bei Braubach
ein verstärkter Abbau begonnen. Für den immer wachsenden Tiefbau der
Grube Merkur wurde seit 1901 eine neue großartige Wasserhaltungsanlage in
der Errichtung einer großen und starken elektrischen Zentrale geschaffen.
Nachdem diese am 1. April 1903 in Betrieb genommen war, konnten bis zum 1.
November mittels Hochdruckzentrifugalpumpen, die Wasser aus dem Tiefbau gehoben
und die Arbeiten auf den verlassenen Stollen wieder aufgenommen werden. Damit
eröffnete sich für den Emser Bergbau, der von der Familie Remy neu
geschaffen und kräftig eingerichtet worden ist, eine weitere
hoffnungsvolle Zukunft. |