Fotos & Bilder zum Beitrag:
Der Kreuzweg im Schlosspark
zu Bendorf-Sayn
Kommentiert von Dieter Kittlauß
Aus der Foto-Sammlung W.Kutsche
Elfte Station: Jesus wird ans Kreuz genagelt
Hintergrund:
Über die Einzelheiten der Kreuzigung wurde in der
Erläuterung zur zweiten Station berichtet. Hier noch einige
Ergänzungen: Die Kreuzigung war eine besonders grausame Hinrichtung, weil
der Exekutierte nicht sofort oder schnell gestorben ist, sondern lange gelitten
hat. Unter anderem trieb man die Nägel nicht durch die Stellen am
Handgelenk, wo sich die Pulsadern befinden, sondern weiter außen, wodurch
es zu fast keinem Blutverlust kam. Gerade das möglichst lange
Überleben der zum Tode Verurteilten sollte eine abschreckende Wirkung
haben. Dieses Überleben erreichte man auch dadurch, dass am senkrechten
Kreuzbalken in der Höhe des Gesäßes ein kleines Brettchen,
Sedile genannt, befestigt wurde. Ebenso wurde teilweise ein Brettchen für
die Füße (Suppedaneum) befestigt. So konnte der Todeskandidat seine
Arme, die am Querbalken befestigt waren, entlasten, was ihm wiederum das Atmen
erleichterte. Der senkrechte Balken war normalerweise schon fest in der Erde
verankert, oder es wurde dafür ein etwas höherer Baum verwendet. Die
eigentliche Kreuzigung bestand aus dem Festbinden und/oder Festnageln der Arme
am Querbalken. Wurde nur genagelt, so musste der Nagel zwingend zwischen Elle
und Speiche platziert werden, da eine Nagelung in der Handfläche - wie wir
sie von den üblichen Jesusdarstellungen kennen - die Last des Körpers
nicht ausgehalten hätte und ausgerissen wäre. Wenn allerdings der
Halt vorwiegend durch das Festbinden der Handgelenke erreicht wird, so ist eine
zusätzliche Nagelung in der Handfläche durchaus vorstellbar, im Sinne
eines zusätzlichen Schmerzreizes beim Bewegen der Hände.
Bild:
Routinemäßig schlägt ein Büttel den Nagel
durch die Hand, der andere bereitet das Schild vor. Jesus liegt auf dem Kreuz,
stützt sich noch mit dem rechten Fuß ab. Das Tuch über dem
rechten Arm ist Symbol für den bevorstehenden Tod. Bei dem Betrachten des
Bildes kann man den Eindruck einer tiefen Stille gewinnen. Daher steht
vielleicht die Textüberlieferung der synoptischen Tradition: " Und von der
sechsten Stunde an trat eine Finsternis ein über das ganze Land hin bis
zur neunten Stunde." (Mk 15,33).
Deutung:
Das Warten auf den Tod gehört zum Leben eines jeden Menschen,
wobei es viele Arten des Sterbens gibt. Es gibt Patienten, die jahrelang im
Bett liegen, ohne sich rühren zu können. Bei einem tödlichen
Verkehrsunfall geschieht die Begegnung mit dem Tod nach unserem Zeitempfinden
im Bruchteil von Sekunden. Im Krieg warten Menschen im Keller oder im
Schützengraben stundenlang auf den Tod. Von manchen Menschen sagen wir,
sie seien lebendig begraben. Es gibt Widerstand gegen den Tod bis zum letzten
Atemzug, es gibt aber auch die Einwilligung in das Ende des Lebens und das
friedliche Ausatmen. In einem mittelalterlichen Lied heißt es: "Mitten in
dem Leben sind wir vom Tod umfangen". |