Fotos & Bilder zum Beitrag:

Der Kreuzweg im Schlosspark zu Bendorf-Sayn

Kommentiert von Dieter Kittlauß

Aus der Foto-Sammlung W.Kutsche



Zwölfte Station: Jesus stirbt am Kreuz

Hintergrund:

Der Tod des Gekreuzigten trat im Allgemeinen - bei nicht schon vorher geschwächten Menschen - nach einigen Tagen durch inneres Ersticken bzw. durch Kreislaufkollaps ein. Dies wurde bedingt durch das fast regungslose Verharren am Kreuz und die Stellung der Arme.
In der frühen Kirche gehörten bald viele Szenen zum Traditionsgut. Im Einzelnen lässt sich nicht mehr ausmachen, wo und ob es einen historischen Kern gibt. Aber diese Bilder haben sich tief in unser kollektives Bewusstsein eingegraben und sind beliebte Themen in der Kunst: die beiden Verbrecher zur Linken und zur Rechten, das Reichen von schmerzmildernden Flüssigkeiten mit einem Schwamm, die Tafel, die Pilatus anbringen ließ, der Spott der Vorübergehenden und der politischen Mandatsträger, die verzeihenden Worte Jesu, die Finsternis nach der sechsten Stunde, der Riss des Tempelvorhangs, Jesu letzte Worte und sein Schrei, das Erstaunen des Hauptmanns, die neunte Stunde.
Die Tafel wurde titulus genannt. Sie diente zur Abschreckung für alle, die an der Richtstätte vorbeikommen; auf ihr wurden der Name des Verbrechers und sein Vergehen genannt. Im Falle von Jesus war es das als Abkürzung berühmt gewordene INRI : Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum = Jesus von Nazaret, König der Juden. Aus römischer Sicht wurde Jesus als Terrorist hingerichtet. Nach dem Johannesevangelium war der Text auch in griechisch und in hebräisch zu lesen (Joh. 19,20)..

Bild:

Dargestellt ist die sog. Kleine Kreuzigungsgruppe: Jesus am Kreuz, links von ihm seine Mutter, rechts der Jünger Johannes. In der Gruppe ist kein Leben. Die Zeit steht still.

Deutung:

Die Existenzphilosophie hat die Formulierung geprägt: " Wir sind in das Leben geworfen worden". Gemeint ist die Tatsache, dass sich unsere Existenz in vielen Dingen unabhängig von unserem Willen vollziehen und uns einfach zugemutet werden: Geschlecht, Gesundheit, Zeit, Umfeld, Lebensverlauf, Dauer des Lebens; dazu gehört auch der Tod.
Wir wissen nicht, was der Tod für jeden einzelnen von uns bedeutet. Aber es gibt viele Bilder, Vorstellungen, Ängste und Hoffnungen. Für alle Religionen ist die Deutung des Todes ein zentrales Anliegen. Und das kleine Kind fragt: "Wo ist jetzt der Opa?".
Das klassische Judentum kannte noch nicht den Glauben an das ewige Leben. Der Tod war das Ende des Lebens, dahinter konnte es höchstens ein schwaches Zerrbild (Schattenwelt) geben. Glücklich der Mensch, dem ein langes Leben geschenkt wird und der dann wie Mose stirbt: "Mose war hundertzwanzig Jahre alt, als er starb. Sein Auge war noch nicht getrübt, seine Frische war noch nicht geschwunden."(Deuteronomium 34,7).
In hellenistischer Zeit wuchs der Glaube an die Auferstehung. Doch darüber bei der 15. Station.


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