Fotos & Bilder zum Beitrag:
Der Kreuzweg im Schlosspark
zu Bendorf-Sayn
Kommentiert von Dieter Kittlauß
Aus der Foto-Sammlung W.Kutsche
Dreizehnte Station: Jesus wird vom Kreuz abgenommen
Hintergrund:
Für alle vier Evangelien ist die Kreuzesabnahme wichtig. Mit
unterschiedlicher Intention werden die Erinnerungen in das Gesamtkonzept des
jeweiligen Evangeliums eingearbeitet. Markus berichtet es so: Am Abend vor
dem Shabbat ging der Ratsherr Joseph von Arimathäa zu Pilatus und bat um
die Genehmigung, den Leichnam Jesu vom Kreuz abnehmen zu können. Pilatus
vergewisserte sich, dass Jesus tatsächlich tot sei, und gab die
Genehmigung. Joseph kaufte Leinentücher, ließ den Leichnam vom Kreuz
abnehmen, in die Tücher hüllen und in einem Felsengrab bestatten.
Zwei Frauen aus der Jesusgemeinde waren dabei: Maria aus Magdala und eine
andere Maria, die Mutter eines gewissen Joses. Markus schildert eine typisch
jüdische Beerdigung der damaligen Zeit. Joseph von Arimathäa war
wahrscheinlich in der frühen Kirche eine sehr angesehene
Persönlichkeit, deshalb ist es wichtig, ihn zu erwähnen. Er ist
gewissermaßen ein authentischer Zeuge für den Tod Jesu. Die
frühe Kirche hatte wie Jesus eine völlige innere und
äußere Freiheit im Umgang mit Frauen. Bei der Kreuzesszene hatte
Markus schon berichtet: "Frauen
., die ihm, als er noch in Galiläa
war, nachgefolgt waren und ihn bedient hatten, und viele andere, die mit ihm
nach Jerusalem hinaufgezogen waren." (Mk 15,41) So sind die Frauen auch jetzt
als Zeuginnen wichtig. Die spätere Überlieferung fügt die
anderen Frauen dazu. Besonders wichtig ist Maria, die Mutter Jesu, die im
Johannesevangelium beim Kreuz eigens genannt wird: "Es standen aber beim Kreuz
Jesu seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, die Frau des Klopas, und
Maria Magdalena." (Joh 19,25 ). In der christlichen Kunst entstand so das Bild
der Pieta: die Schmerzensmutter mit dem Leichnam Jesu auf dem Schoß. Auch
Maria aus Magdala (= Maria Magdalena) spielt in der frühen Kirche eine
große Rolle. Wie ihre Beziehung zu dem lebenden Jesus war, lässt
sich nur spekulieren.
Bild:
Für den Künstler sind nur die Frauen wichtig. Die
anderen sind nur Helfer - hier durch die Leiter symbolisiert. In der Mitte die
Schmerzensmutter Maria, rechts Maria mit den Pflegemitteln, links Maria aus
Magdala, versunken im Schmerz.
Deutung
Die Zeit zwischen Tod und Beerdigung dient der Vorbereitung der
Bestattung bzw. Urnenbeisetzung, wichtiger aber als Zeit für Trauer und
Abschied. Jeder Mensch trauert anders, dazu kommen die unterschiedlichen
Bräuche. In südlichen Ländern erfolgt die Bestattung wegen der
Verwesungsgefahr möglichst rasch. In traditionellen Gegenden nehmen
Nachbarschaft und soziales Umfeld Anteil. Je nach Tod werden Trauer und Klage
anders sein. Die dreizehnte Kreuzwegstation erinnert uns an daran: Der Tod
macht uns Menschen wieder zu einer Schicksalsgemeinschaft, die Überwindung
von Feindschaften und Zwistigkeiten erhält eine Chance, wir können
Beziehungen neu lernen. |