Fotos & Bilder zum Beitrag:
Der Kreuzweg im Schlosspark
zu Bendorf-Sayn
Kommentiert von Dieter Kittlauß
Aus der Foto-Sammlung W.Kutsche
Vierzehnte Station: Der Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt
Hintergrund:
Im Johannesevangelium wird mit Nikodemus noch eine andere Person
erwähnt: "Es kam aber auch Nikodemus, der einstmals des Nachts zu ihm
gekommen war, und brachte eine Mischung von Myrrhe und Aloe, an hundert Pfund.
Sie nahmen nun den Leichnam Jesu und wickelten ihn samt den Spezereien in
leinene Tücher, wie es bei den Juden Begräbnissitte ist. Es befand
sich aber an dem Platz, wo er gekreuzigt worden war, ein Garten und in dem
Garten ein neues Grab, in dem noch niemand bestattet worden war. Dort nun
bestatteten sie Jesus, wegen des Rüsttages der Juden, weil das Grab in der
Nähe war." (Joh, 19, 39 - 42) Die Endfassung des Johannesevangeliums
dürfte etwas 60 - 70 Jahre nach dem Jesus - Geschehen liegen. Jerusalem
ist bereits zerstört. Deshalb muss Johannes vieles erklären.
Besonders im Johannesevangelium hat vieles einen tieferen - hinteren Sinn, z.B.
das Bild vom Garten. Der damalige gläubige Leser erinnerte sich sofort an
den Garten des Paradieses. Kurz vorher war bei der sog. Ölbergszene der
Ort ausdrücklich als "Garten" bezeichnet worden. Für die Tradition
des Johannesevangeliums ist der Garten ein Symbol für die besondere
Gegenwart Gottes.
Bild:
Der Künstler schafft eine Abschlusskomposition: Acht Personen
werden dargestellt: der tote Jesus, vier Frauen, Nikodemus und Joseph von
Arimathäa sowie der Lieblingsjünger ("Einer von seinen Jüngern
lag an der Brust Jesu, der, den Jesus lieb hatte." (Abendmahlsbericht Joh.
13,23). Durch das Ornament in der oberen Bildhälfte konzentriert sich das
ganze Geschehen auf den toten Jesus.
Deutung:
Aus dem Fernsehen kennen wir Bestattungen, die nur Bilder von
Rache und Hass vermitteln. Menschen schreien nach mehr Tod, nach mehr Blut,
fordern Vergeltung. Doch bei allem Verständnis für erlebtes Unrecht
wird hier doch der Tod pervertiert. Tod heißt Abschied für immer und
Besinnung, dass wir alle sterbliche Menschen sind. Ein anderer Gedanke. Die
Shoa, also die industriemäßige Massenvernichtung bestimmter
Menschengruppen, war für den gläubigen Juden ein doppelter Tod, als
die Asche einfach irgendwo vergraben oder versenkt wurde und es so für die
späteren Generationen keinen Ort der Erinnerung gab. Die letzte Station
des Kreuzwegs weist auf die Würde des Todes hin. |