Fotos & Bilder zum Beitrag:
Der Kreuzweg im Schlosspark
zu Bendorf-Sayn
Kommentiert von Dieter Kittlauß
Aus der Foto-Sammlung W.Kutsche
Fünfzehnte Station: Jesus ist von den Toten
auferstanden
Hintergrund:
Das Markusevangelium hört in seiner ursprünglichen
Fassung sehr abrupt auf. Drei Frauen, namentlich benannt, kaufen nach
Beendigung des Shabbats (also am Samstag nach Sonnenuntergang) Pflegemittel und
gehen am Sonntag früh nach Sonnenaufgang zum Grab. Sie wollen, wie es
jüdischer Brauch ist, den Leichnam nochmals waschen und mit verschiedenen
Spezereien einreiben. Sie sind wegen des Verschlusssteines besorgt, doch ihre
Sorge ist unberechtigt, das Grab ist offen. Ein junger Mann in einfachem
Leinenhemd sitzt rechts neben dem Grab. "Er aber sprach zu ihnen: Fürchtet
euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist
auferstanden, er ist nicht hier. Hier ist der Platz, wo sie ihn hingelegt
hatten. Aber geht hin und sagt seinen Jüngern und dem Petrus: Er geht euch
voraus nach Galiläa. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. Da
verließen sie in fluchtartiger Eile das Grab; denn Schrecken und
Entsetzen hatte sie erfasst. Uns sie erzählten niemand etwas; denn sie
fürchteten sich." ( Mk 16, 6 - 8). Markus gebraucht hier die
alttestamentliche Gottesformel: "Fürchtet euch nicht". Es gibt viele
Spekulationen, ob vielleicht der eigentliche Schluss des Markusevangeliums
verloren gegangen sei. Hier ist nicht der Raum, diesen Fragen nachzugehen. Fest
steht. Die Auferstehung Jesu wird in den Evangelien nicht direkt beschrieben -
ganz im Unterschied zu Geburt und Sterben. Unzweifelhaft ist aber auch, dass
die junge Jesusbewegung von Anfang an fest davon überzeugt ist, dass Jesus
lebt. In den ganz unterschiedlichen Ostergeschichten geht es immer nur um
diesen einen Satz: "Der Herr lebt".
Bild:
Jesus schaut aufrecht in die Welt. Er hält das Kreuz wie ein
Feldzeichen in der rechten Hand und hebt die linke Hand zum Gruß. Bei der
Fahne könnte man an den Lendenschurz denken. Im Hintergrund das Grab mit
dem abgeklappten Deckel.
Deutung:
"Zwei Seelen leben in meiner Brust", sagte Johann Wolfgang von
Goethe, der Weimarer Dichterfürst. Auf die 15. Kreuzwegstation angewandt:
Geht es hier um hoffende Zuversicht oder um eine schöne Illusion? Das
Sprichwort sagt: "Keiner ist zurückgekehrt". Auch die Nahtod-Forschung
unserer Zeit führt uns nur an die Grenze des Lebens, nicht aber
darüber hinaus. Der christliche Auferstehungsglaube steht keineswegs
einsam da. Neben den religiösen Vorstellungen von der Wiedergeburt gibt es
die Heimkehr zu den Ahnen in den Naturreligionen. Für manche
religiösen Vorstellungen bildet der gesamte Kosmos eine Einheit, aus dem
alles hervorgeht und der alles wieder in sich aufnimmt. Der tschechische
Dichter Milan Kundera beschreibt in seinem Buch "Unsterblichkeit" die Sehnsucht
des Menschen, "eine sichtbare Spur" zu hinterlassen, durch Kinder, durch
Bücher, durch Bauten oder durch das eigene Heldentum. Demgegenüber
steht der unerbittliche Satz von Bert Brecht: "Lasst euch nicht verführen!
Es gibt keine Wiederkehr. Der Tag steht in den Türen; ihr könnt'
schon Nachtwind spüren, es kommt kein Morgen mehr." Für den
christlichen Auferstehungsglauben ist der Tod ein Übergang in die Ewigkeit
Gottes. alles Diesseits wird zum Jenseits und kommt dadurch zu seiner eigenen
Bestimmung und Vollendung. Deshalb ist das jetzige Leben so wichtig und doch
erst der Anfang. Weil wir im Diesseits in den Kategorien von Raum und Zeit
verhaftet sind, fehlt uns die "Antenne" für die vollendete Welt. Erst nach
unserem Tod öffnen sich die Türen. Die Geschichten und Bilder von
Ostern veranschaulichen diese Interpretation von Leben und Sterben. Am
Schicksal Jesu wird unser eigenes Schicksal deutlich. Doch ich habe Respekt vor
allen Menschen mit anderer Sicht. Wir werden es sehen. Vor Jahren war in
Rotterdam die große Ausstellung der meisten Bilder des großen
niederländischen Malers Hiernonymus Bosch . Hier war auch sein
berühmtes Bild zu sehen, wo die Seelen von Engeln in die Welt des Lichtes
geführt werden. Tausende von Menschen fühlten standen vor diesem Bild
und fühlten sich zutiefst angerührt.
Der Kreuzweg meditiert
(betrachtet) vordergründig den Leidensweg Jesu, der ihn zum Tod am
Kreuz auf Golgatha führt. Aber die "Stationen" seines Kreuzweges
erweisen sich bei genauerem Hinsehen als existentielle
Schlüsselsituationen eines jeden Lebens. (gefunden) |
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