600 jähriges
Jubiläum des Ortes Friedewald.
A. D. und O. A.
Am Sonntag, 27. Januar, konnte der Ort Friedewald (im Kreise
Altenkirchen) auf eine 600jährige Vergangenheit zurückblicken. Zur
Würdigung dieses Tages ist es wohl angebracht, einen kurzem Rückblick
auf die Geschichte Friedewaldes zu tun.
Die Gründungsurkunde lautet: "Wir Ludwig von Gottes Gnaden
römischer König, allzeit Mehrer des Reiches, bringen zur Kenntnis
aller, daß wir angesichts der nützlichen Dienste, welche der edle
Graf Gottfried von Sayn, unser lieber Getreuer, uns und dem Reiche geleistet
hat und fernerhin leisten wird, diesem Grafen gehörigen Ort Friedewald
befreien und gestatten, daselbst eine Stadt zu erbauen und solche mit Mauern,
Wall und Graben zu befestigen. Wir räumen ihr alle Rechte und Freiheiten
ein, die unsere Reichsstadt Frankfurt besitzt und von alters her besessen hat,
und bekräftigen gegenwärtige Urkunde mit unserem Königssiegel.
Geschehen zu Hachenburg am 27. Januar im Jahre des Herrn 1324, im 10. Jahre
unserer Regierung.
In ihnen unsicheren Zeiten war der Schutz von Land und Leuten die
Burg. "Wie Freusburg im Norden, jenseits der Sieg, so sollte Friedewald im
Süden Schutz und Schirm werden für die alte Herrschaft Freusburg, zu
deren Gebiet es gehörte, und deren Sicherung dem Sayner Grafen so sehr am
Herzen lag. "Zunächst wurde der Graben gebaut, die Umfassungsmauer
hergerichtet und mit Türmen und zwei Toren, dem Ober- und Untertor
versehen. Die eigentliche Burg lag auf dem Felsvorsprung im Norden des Ortes,
welche Stelle noch heute den Namen die "Alte Burg" führt und wo noch heute
die Überreste des ehemaligen festen Hauses zu finden sind. Im Süden
der Umfassungsmauer, in den so genannten "Sternen" wohnten hörige Leute,
die Leute, welche ein Gewerbe hatten. Jeder Bewohner erhielt ein Gut als Lehen,
wofür er besondere Abgaben nicht zu entrichten brauchte. Die Mauern und
Türme der Stadt mußten sie in Ordnung halten, Wacht- und Fuhrdienst
hatten sie zu versehen. Bis zum Jahre 1865 hatte Friedewald eine eigene
Gerichtsbarkeit und Verwaltung, die aber dann nach Daaden verlegt wurde. Das
Zusammenleben von Burgherr und Stadtbewohner war stets ein Vorbildliches. Es
waren so, wie schon der Name der Stadt sagte, ein Ort in dem Friede
waltete.
Doch zurück zum Grafen Gottfried! Er starb im Jahre 1327. Die
Vollendung seines angefangenen Werkes sah er nicht mehr. Sein Bruder, Graf
Johann II, wurde Nachfolger und voll endete das Werk. Die Besitzer wechseln
jetzt oft. Graf Johann III. gab sein ganzes Land dem Erzbischof von Trier; Kuno
von Falkenstein, als Lehen. Diese Zeit dauerte von 1367-1988. Die nachfolgenden
Schlossherren, also diejenigen Herrscher, die in der Burg wohnten, waren Graf
Sebastian I. (1493-1498) und Graf Sebastian II. (1529-1573.)
Durch den häufigen Wechsel der Besitzer waren Burg und Land
arg verwahrlost. Graf Heinrich IV. der letzte der älteren Linie
Sayn-Sponheim, wählte Friedewald zu seinem Wohnsitz. Da ihm aber das
Aussehen der Burg nicht gefiel und sie sich als Wohnhaus schlecht eignete, so
baute er in den Jahren 1580-1582 das jetzige Schloß. Die Inschrift
über dem großen Torbogen verkündet dieses noch heute dem
Besucher. Nach diesem Stil (italienischer Spätrenessancestil) ist auch der
Friedrichsbau des Heidelberger Schlosses ausgeführt. Die Fassade unseres
Schlosses zeigen Reliefs, Wappen und Sinnbilder der Haupttugenden. Der Umbau
des Schlosses kostete 20.000 Reichstaler. Nach einiger Zeit wurde das dritte
Stockwerk durch einen Brand vernichtet. 1609 vergrößerte Graf
Wilhelm das Schloß um die beiden Flügel. Seine Nachfolger waren Graf
Ernst (1623-1631) und Gräfin Luise Juliane (1632-1651).
Diese edle Frau mußte in den wüsten Jahren des
"Großen Krieges" viel leiden, da Schweden und Kaiserliche sich in unserer
Gegend aufhielten. Grafschaft Sayn wurde als herrenlos betrachtet. Die Truppen
von Osnabrück - dem Bischof von Osnabrück gehörte Hachenburg als
Lehen - belagerten das Hachenburger Schloß und vertrieben die
Gräfin. Sie flüchtete nach Freusburg. Auch hier fand sie keine Ruhe.
Sie kam nach Friedewald. Dem Kaiser Ferdinand III. bat sie um Schutz. Dieser
gab ihr im Jahre 1639 die Erlaubnis, den kaiserlichen Adler und das
Reichswappen anbringen zu dürfen. Dadurch war sie gegen ihre Verfolger
geschützt. Heute noch ist auf den beiden Schloßtoren der Adler zu
sehen.
Nach dem Tode dieser edlen Frau kaum Friedewald an
Sayn-Altenkirchen und später durch Erbschaft an den Markgrafen von
Brandenburg-Anspach. Da die Besitzer sich nicht um die Instandhaltung des
herrlichen Bauwerkes kümmerten, so verfiel das Schloß wieder. Die
Umfassungsmauer war eingestürzt, sie wurde beseitigt. Der preußische
Staat beschleunigte den Verfall des Kunstwerkes; von ihm wurde das Schloß
auf Abbruch verkauft.
In der höchsten Not erschien der Retter. Graf Alexander von
Hachenburg kaufte im Jahre 1885 die Ruine. Er stellte das Schloß in
seiner alten Bauart wieder her. Ihm sei noch an dieser Stelle für diese
edle Tat gedankt. Er ist es gewesen, der diesen Bau unserer Heimat erhalten
hat. Im Jahre 1895 zog er mit seiner Familie in das Schloß. Graf
Alexander gedachte auch noch des Kaiserlichen Herrn, Ludwig von Bayern. Am 19.
September 1909 wurde das "Ludwig-Denkmal" eingeweiht.
Im Jahre 1912 ging das Schloß in den Besitz des Prinzen Otto
von Sayn-Wittgenstein-Berleburg über, der es im Jahre 1919 an den geheimen
Kommerzienrat von Osswald verpachtete.
Heute noch finden wir das Schloß in seiner alten Gestalt. Im
Hof den plätschernden Brunnen, das ganze Schloß umgeben von einem
herrlichen Park.
Wir haben nun Jahrhunderte durchschritten. Die Jahre der Freude
und des Leides unseres schönen Ortes haben wir kennen gelernt. Mit Stolz
können wir auf die Geschichte unseres Ortes zurückblicken, und mit
frischem Mut überschreiten wird die Schwelle des neuen Jahrhunderts.
Unserem Ort aber wünschen wir Wachsen, Blühen, Gedeihen und Gottes
Segen. Das walte Gott!
A. D. und O. A.
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