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Geschichte rund ums WASSERWERK BENDORF

von Dipl.-Ing. Günther Glöckner



Die Entwicklung des Wasserwerks Bendorf - von den Anfängen bis heute.

1882/1883

Eigentlich gehen die Anfänge für eine zentrale Wasserversorgung für den Ort Bendorf zurück bis zum Jahre 1882. In diesem Jahr hat der damalige Gemeinderat dem Bau einer Wasserversorgungsanlage zugestimmt. Mit der Planung und dem Bau war Ing. Max Hessemer aus Bad Ems beauftragt. Die Jahre 1882 und 1883 wurden damit zu den Baujahren der ersten Wasserversorgungsanlage.

Aus dem Groß- und dem Wenigerbachtal wurde Quellwasser mit natürlichem Gefälle zu einem 250 cbm fassenden Erdbehälter am Eingang des Großbachtales geleitet. Sie lieferte pro Tag 31 0 cbm Wasser.

Das Rohrnetz bestand aus 734 m Tonrohren, die als Zuleitung des Quellwassers von den Quellen bis zum Hochbehälter dienten, und aus 6.875 m gußeisernen Röhren mit einer lichten Weile von 50 bis 150 mm. 47 Schieber und 28 Feuerlöschhydranten sowie 9 öffentliche Brunnen waren eingebaut bzw. angeschlossen.

Die Zahl der Hausanschlüsse betrug 281.

Das Versorgungsgebiet umfaßte zu diesem Zeitpunkt rund 4.000 Einwohner. Täglich standen demnach rund 80 Liter Wasser pro Kopf zur Verfügung.

Die Anlage kostete 82.132 Mark.

1884 und folgende

Leider stand aber der Anfang der Quellwasserversorgung unter keinem guten Stern. Schon im Jahr 1884 stellte sich heraus, daß die zur Verfügung stehende Wassermenge unzureichend war. Man ließ einen Wasserfachmann aus Mitteldeutschland kommen, der Vorschläge zur besseren Erfassung der Quellen unterbreiten sollte.

Für Verbesserungen wurden erneut 64.726,23 Mark aufgewandt. Sie brachten aber nicht das gewünschte Ergebnis.

Projektplan der Bendorfer Quellwasserversorgung von Ing.- Max Hessemer, Bad Ems, aus dem Jahre 1882

Projektplan der Bendorfer Quellwasserversorgung
von Ingenieur Max Hessemer, Bad Ems, aus dem Jahre 1882

Die Baukosten der ersten Wasserleitung haben Bendorf sehr stark belastet, denn schließlich waren damals rund 150.000 Mark für die Zeit von 1882 bis 1888, also in 6 Jahren, keine Kleinigkeit. Die Firma Krupp, Essen, halte eine Beihilfe von 4.800 Mark gewährt.

Damals stand fast auf jeder Tagesordnung einer Gemeinderatssitzung das Thema Wasserversorgung. Die Bendorfer Zeitung berichtete immer wieder von heftigen Debatten im Gemeinderat um die erste Wasserleitung, die eigentlich noch gar keine war.

So ist es für die heutigen Verhältnisse unvorstellbar, daß man bei Wassermangel im Sommer den Großbach einfach ohne ausreichende Aufbereitung in den Hochbehälter leitete. Das Bachwasser wurde zwar durch einen behelfsmäßig angelegten Kiesfilter geschickt. Es war aber alles andere als einwandfrei.

Dabei halte die Gemeinde noch nicht einmal das Recht, das Wasser des Großbachs für die Wasserversorgung heranzuziehen.

Beweis dafür sind die vielen Prozesse, die damals mit der Firma Johann Thielemann, die in der Mühlenstraße (jetziges Anwesen Hollinghausen) eine Zichorienfabrik betrieb, geführt werden mußten. Die Fabrik besaß als Betriebskraft eine Dampfmaschine und ein Wasserrad. Wenn der Großbach in den Hochbehälter geleitet werden mußte, blieb die Mühle natürlich stehen.

Schnellstens erhielt die Gemeinde alsdann die Rechnung über die dadurch notwendigen Betriebsstunden der Dampfmaschine zur Aufrechterhaltung der Fabrikation.

1892/93

Man kam zu der Überzeugung, daß es so nicht weitergehen könne.

Ein Versuch, im Jahre 1892 den Fabrikbrunnen einer Nudelfabrik in der Siegburger Straße (heutiges Anwesen Cronrath) für die Wasserversorgung nutzbar zu machen, blieb ohne Erfolg.

Auch der Bau eines neuen Wasserstollens im Wenigerbachtal im Jahre 1893, der pro Tag weitere 32 bis 38 cbm brachte, änderte nichts. Mit einem 5 PS-starken Gasmotor wurde aus dem Brunnen Wasser direkt ins Rohrnetz gepumpt.

So machten schließlich die dauernden Wassersperrungen die Bürger sehr unzufrieden. Hier sei eine Bekanntmachung wiedergegeben, die zu dieser Zeit im Sommer mit der Ortsschelle ausgerufen wurde:

Anordnung des Bürgermeisters Thomas vom 4.Mai 1882, betreffend: die zeitweise Schließung der Wasserleitung aus Wassermangel.

"Wegen vermindertem Wasserzufluß wird die Wasserleitung vorläufig während den nachbezeichneten Stunden geschlossen, und zwar: von 9-12 Uhr vormittags, von 2-6 Uhr nachmittags und von 10 Uhr abends bis 5 Uhr morgens.
Bendorf, den 4. May 1892, der Bürgermeister Thomas."

Doch auch diese Maßnahme half nicht, der Wassernot Herr zu werden. Nach den zahlreichen Mißerfolgen, war der Gemeinderat für weitere Experimente nicht mehr zugänglich.

Am 3. November 1892 ging beim Bürgermeisteramt Bendorf ein Schreiben mit nachstehendem Inhalt ein:

"Die unterzeichneten Gemeindeverordneten ersuchen Ew. Wohlgeborenen auf Grund des § 62 der Gemeindeverordnung für die Rhein-Provinz vom 23. Juli 1845 um sofortige Anberaumung einer Gemeinderath-Sitzung mit der alleinigen Tagesordnung "Wasserleitungs-Angelegenheit" besonders: Beratung über die Anlegung einer Pumpstation behufs Beseitigung des nachgerade unerträglichen, die öffentliche Sicherheit bedrohenden Zustandes. Wir geben ergebenst anheim, den Königlichen Landrath, Herrn Grafen Brühl, der ja für unsere Wasserleitungsangelegenheit ein so reges Interesse gezeigt hat und leider bei der verabredeten Besichtigung der Quellen zu erscheinen verhindert war, zu dieser Sitzung unter Mitteilung der Tagesordnung einzuladen.
Hochachtungsvoll!
Verwers, Dr. Braun, Peter Kamp, Jacob Trumm, Albert Abraham."

Die Sorgen und Nöte der Verantwortlichen von damals werden besonders deutlich, wenn man bedenkt, daß es heute nur noch gilt, den Wasserhahn zu öffnen, um einwandfreies Trinkwasser in beliebiger Menge vorzufinden. Vor 1895 war das in Bendorf ein Zukunftstraum.

Der Antrag der fünf Gemeindeverordneten sollte der Anfang zu neuen, aber erfolgsversprechenden Taten sein.

Der Bau eines Grundwasserwerkes ersparte auf Jahrzehnte hinaus der Stadt die ständigen Wassersorgen

Ansichten der Pumpstation Wasserwerk Rheinau  Bendorf, Pläne aus Februar 1894

1895

Seit nunmehr über 100 Jahre ist es her, seit im Jahre 1 895 das Wasserwerk Bendorf in Betrieb genommen werden konnte.

Die Bendorfer Zeitung berichtet dazu am 17. Oktober 1895:

"Gestern vollzog sich in aller Stille ein Vorgang, der für unsere Stadt von solch hervorragender Bedeutung ist, daß wir seiner nicht unerwähnt lassen können. Die Maschinen und Pumpen des neuen Wasserwerkes wurden zum ersten Male in Betrieb gesetzt und heute bereits trinken wir das neue Wasser, welches in Qualität als ganz vorzüglich zu bezeichnen ist. Die Anlage, welche in allernächster Zeit völlig fertig gestellt sein wird, macht in allen Teilen einen äußerst gediegenen Eindruck und wir dürfen es allseitig mit Freuden begrüßen, daß dadurch den jahrelang haltlosen Zuständen in Bezug auf Wasserversorgung endgültig ein Ende bereitet ist."

Die Erwartungen, die man seinerzeit an die neue Einrichtung der Wasserversorgung geknüpft hatte, haben sich erfüllt. Seit dieser Zeit gab es im damaligen Bendorf keinen Wassermangel mehr.

Ingenieur Oskar Smreker der Erbauer des Bendorfer Wasserwerks 1894/95

Kein Wunder, einer der besten Wasserfachmänner aus Deutschland, Ingenieur Oskar Smreker aus Mannheim, hatte Planung und Bau des Werkes geleitet. Dieser Fachmann war fast zur gleichen Zeit mit dem Bau anderer Wasserwerke, z.B. in Ludwigshafen, Rüdesheim und Boppard - betraut. Von ihm entwickelte Formeln über die Ergiebigkeit wasserführender Schichten sind heute noch gültig.

Wenn man aufmerksam die alten Aktenstücke studiert, die aus der Bauzeit unseres Wasserwerkes noch vorhanden sind, kann man feststellen, daß man damals sehr gewissenhaft und mit großer Überlegung ans Werk gegangen ist. Messungen der Grundwasserstände wurden über längere Zeiträume gemacht, und das zu einer Zeit, von der der Planer schreibt:

"daß so niedrige Grundwasserstände in der Rheinebene sind, wie sie noch nicht beobachtet worden sind." Diese niedrigen Grundwasserstände zeigten sich gerade noch zur rechten Zeit; sie kamen der Bestimmung der Brunnentiefe zugute. So konnten die Brunnen, entgegen der ursprünglichen Planung, so tief angelegt werden, daß sie auch bei den niedrigsten Wasserständen immer noch mit der vollen Leistung beansprucht werden konnten.

Querschnitt Kesselhauses (Pump-Station): mit 2 Schachtbrunnen von je 12,60 m Tiefe und anschließendem Rohrbrunnen je 11,00 m tief.

Die Anlage bestand beim Bau 1895 im wesentlichen aus zwei Schachtbrunnen von 2,50 m bzw. 3,50 m Durchmesser, je 12,60 m tief, mit anschließendem Rohrbrunnen, je 11 m tief. Die gesamte Brunnentiefe beträgt somit 23,60 m. Als Pumpen wurden anstehende Kolbenpumpen Stundenleistung von je 35 bis 38 cbm gewählt. Der Antrieb erfolgte durch stehende Dampfmaschinen, die über den Trinkwasserversorgungs- Schachtbrunnen standen.

Bei Berechnung des Preises bei etwaiger Abgabe an die genannten Gemeinden dürfte zunächst von der Grundlage auszugehen sein, daß die neue Anlage hier nur allein in Betracht kommen kann, da dieselbe ausreichend ist, um die sämtlichen Gemeinden mit Wasser zu versehen. Die Kosten der bisherigen Quelleitung können hierbei nicht in Betracht gezogen werden. Wenn auch hiergegen bereits der Einwand erhoben worden ist, daß somit die Gemeinden Sayn-Mülhofen und Engers das Wasser billiger beziehen würden, als die hiesige Gemeinde für den eigenen Wasserbedarf aufwenden müsse, so ist dagegen anzuführen, daß die jetzige Wasserleitung leider als eine verunglückte Anlage (= wie übrigens in vielen anderen Orten auch der Fall) zu betrachten ist, und die Aufwendung hierfür von der Gemeinde Bendorf allein getragen werden müssen. Hierbei kommt noch in Betracht, daß vorläufig nur die Absicht vorliegt, das Wasser bis zur Grenze zu leiten, und die Wasserleitung den einzelnen Orten zu überlassen.

Der Berechnung sind ferner folgende Punkte zugrunde zu legen.

1. Die Pumpstation ist auf eine mittlere Leistungsfähigkeit von 500 cbm täglich berechnet; eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit würde eine Vermehrung der Betriebskosten zur Folge haben, wogegen bei Minderbedarf und größerer Ergiebigkeit der alten Quelleitung eine Verminderung der Betriebskosten eintreten wird, so daß hierdurch eine Ausgleichung erfolgt, und somit das Wasserquantum von 500 cbm der Berechnung zu Grunde gelegt werden kann.

Ansichten des Kesselhauses (Pump-Station) mit Rohrbrunnen

2. Die durch die Ausführung der für die Pumpstation erforderlichen baulichen Anlagen entstehenden Kosten sind auf ungefähr 80.000 Mk veranschlagt, hierzu wird für Bauleitung sowie für die Fortführung der Hauptrohre der Wasserleitung bis an die Grenze der vorgenannten Gemeinden ein Kostenaufwand von 20.000 Mk kommen, so daß also im Ganzen wohl 100000 Mk für den in Rede stehenden Ausbau der hiesigen Wasserleitung erforderlich sein werden. Die Verzinsung und Amortisierung dieses Anlagekapitals beträgt zu 5 ½ % gerechnet 5500 Mk pro Jahr.



Die Betriebskosten berechnen sich folgendermaßen:

1. Kohlenverbrauch =
3 klgr. pro Pferdekraft und 1 Stunde in 20stündigem Betriebe = 20 x 3 x 6 =

 

360 klgr. täglich

 

Für Anheizen

30 klgr............

 

täglich

390 klgr. täglich

 

macht pro Jahr : 365 X 390 =

142350 klgr.     

 

Das Kilogramm Kohlen zu 1.8 Pfg. veranschlagt ergibt 142350 x 1,8 =

2562,30

Mk

2.Schmier- und Putzmaterial sowie Beleuchtung.

250,00

Mk

3. Ein Maschinist

1500,00

Mk

4. Ein Hilfsarbeiter

750,00

Mk

5. Verwaltungskosten

1000,00

Mk

 

6062,30

Mk

Hierzu die Verzinsung und die Amortisation des Anlagekapitals mit

5500,00

Mk

Gesamtkosten pro Jahr

11562,30

Mk

Es kosten demnach 365 x 500 cbm = 182.500 cbm Wasser für 11562,30 Mk

oder 1 cbm Wasser kostet : 11562,30 : 182500 = 6,337 Pfg.

Bei einem zwanzigstündigen Betriebe ist eine Maschine im Stande 500 cbm Wasser zu liefern, mit den aufzustellenden 2 gleichen Maschinen kann also dieses Wasserquantum in zehn Stunden gefördert werden. Für den gewöhnlichen Betrieb würde ein Maschinist voll ausreichen, für einen verstärkten Betrieb aber wohl ein Hilfsmaschinist erforderlich sein, wodurch sich die Kosten entsprechend vermehren. Angenommen ein Hilfsmaschinist würde einen Kostenaufwand von 1000 Mk erfordern, dann berechnen sich die Kosten für

1 cbm Wasser auf 6,883 Pfg.

2 Sauggasmotoren waren bis 1958 zum Antrieb der Kolbenpumpen eingesetzt.

Hiernach dürfte die Preisforderung für die Gemeinde Sayn-Mülhofen zu bemessen sein, während für die Gemeinde Engers noch in Betracht kommt, daß die Kosten einer stärkeren Rohrleitung von der Grenze von Bendorf bis zur Grenze von Engers der Gemeinde Sayn-Mülhofen vergütet werden müßten.

Eine Verminderung des vorberechneten Kostenbetrages ist jedoch durch einen in Aussicht gestellten Zuschuß des Herrn Geheimen Commerzienraths Krupp in Essen wahrscheinlich. In einem Schreiben der Firma Friedrich Krupp in Essen hat dieselbe eine Beteiligung an den Kosten einer neuen Pumpstation in dem Verhältnisse des Interesses als Eigentümer der Grube Vierwinde und als Arbeitgeber der in der Gemeinde Bendorf ansässigen Arbeiter durch Gewährung eines Zuschusses in Aussicht gestellt. Das gleiche Interesse des Herrn Krupp ist aber in noch größeren Maße in den Gemeinden Sayn-Mülhofen und Engers vorhanden, und würde von der Höhe des Zuschusses auch eine Verminderung der Kosten für diese Gemeinden abfangen.

Die Kosten der Wassergewinnung für die Gemeinde Bendorf stellen sich, abgesehen von einem Zuschuß des Herrn Krupp folgendermaßen:

Kosten der jetzigen Wassergewinnung

1. Verzinsung und Amortisation der Schulden

7115,00

Mk.

2. Die Unterhaltungskosten nach dem

Durchschnitt der letzten 3 Jahre

1891/92 = 2095,05 Mk
1892/93 = 2489,51
1893/94 = 2725,83

.................7310,39: 3 = 2436,79

 

 

 

 

2500,00

 

 

 

 

Mk.

 

9615,00

Mk.

Zu übertragen

9615,00

Mk.

Diese Kosten werden zum Teil wegfallen, weil die Arbeiten durch das Personal der Pumpstation ausgeführt werden können, und hauptsächlich die Materialien in Betracht kommen, der Betrag kann aber mit Rücksicht auf etwaige unvorhergesehene Kosten der neuen Anlage in vollem Umfange angerechnet werden.

3. Verwaltungskosten, Hebegebühren für Wasserzins und sonstige Abgaben

800,00

Mk.

Su

10415,00

Mk.

hierzu kommen:

II. Die Kosten der Neuanlage

 

11562,30

 

Mk.

Zusammen

21977,30

Mk.

     

Diesen Ausgaben treten an Einnahmen gegenüber

   

1. Der Wasserzins nach dem Ergebnis der letzten 3 Jahre

im Durchschnitt

1892/93 = 9999,56 Mk
1893/94 = 10081,00 Mk
1994/95 = 10343,60 Mk
30424,16 Mk : 3 = 10141,38 Mk

 

 

 

 

10200,00

 

 

 

 

Mk.

2. Der Wasserzins für die bisher noch nicht angeschlossenen Grundstücken bei gleichen Sätzen annähernd ermittelt

 

3000,00

 

Mk.

Entschädigung von den Nachbargemeinden

Für die Entschädigung von 200- bzw. 150 cbm

Wasser zu 6 ½ Pfg.

 

a. Sayn-Mülhofen

4633,33

Mk.

b. Engers

3467,50

Mk.

Insgesamt

21290,83

Mk.

So wie heute, mußte man auch in	 früheren Zeiten die Kosten- und Nutzen einer Anlage abwägen.

Die Vergleichung der Einnahmen und Ausgaben ergibt, daß unter Umständen seitens der Gemeinde Bendorf noch ein jährlicher Zuschuß von 700 Mk aufgebracht werden muß. Es ist jedoch darauf zu rechnen, daß die Schwankungen in den Einnahmen und Ausgaben, welche sich erfahrungsgemäß einstellen, einen annähernden Ausgleich herbeiführen werden.

Bei alleiniger Versorgung der Gemeinde Bendorf, würden sich die Anlagekosten etwas vermindern, auch die Betriebskosten niedriger stellen, wodurch sich eine Minderaufwendung von cirka 2000 Mk ergeben wird. Es bliebe aber immerhin ein Ausfall von circa 6800 Mk zu decken.

Bendorf, den 22. Mai 1894.

Der Bürgermeister

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Nachtrag zu Smreker :

Ing. Oskar Smreker Erbauer des Bendorfer Wasserwerkes 1894/95
Oskar Smreker, der Erbauer des Bendorfer Wasserwerks, wurde am 19. August 1854 auf Schloß Görzhof in der Steiermark geboren. Der Diplom-Ingenieur wirkte in fast hundert Städten am Bau der Trinkwasserversorgung mit, In Mannheim gründete er die Firma "Wasserwerks- und Kanalisationsbauten Oskar Smreker GmbH". Im Alter von 60 Jahren promovierte er noch an der TH Zürich zum Dr. Ingenieur. Am 19. Februar 1935 starb Oskar Smreker in Paris.

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100 Jahre Wasserwerk Bendorf - ein geschichtlicher Überblick



1896
Im ersten Betriebsjahr des Wasserwerkes, am 8. Juli 1896, betrug der Wasserverbrauch 509 cbm/d.

1900
Um die Jahrhundertwende wurden die damals noch selbständige Gemeinde Sayn/Mülhofen an die Wasserversorgung angeschlossen. Das Wasser wurde an den damaligen Ortsgrenzen durch Wasserzähler gemessen und den Gemeinden in Rechnung gestellt. Erst seit dem Jahre 1928 sind Sayn und Mülhofen Ortsteile von Bendorf.

1910
Der Hochbehälter im Großbachtal mit einem Inhalt von 250 cbm wurde im Jahre 1910 durch einen zweiten Behälter mit 300 cbm vergrößert.

1919
Die Zeit nach dem ersten Weltkrieg stellte das Wasserwerk vor besondere Aufgaben. Durch die Besatzungsmächte, die ein Kühlhaus im Hafen errichteten, stieg der Wasserverbrauch derart stark an, daß im Sommer das Pumpwerk bis an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit ausgelastet war. Im Jahre 1919 wurde deshalb eine elektrische Kreiselpumpe mit einer Stundenleistung von 85 cbm als Reservepumpe beschafft. Das Wasserwerk erhielt einen Hochspannungsanschluß mit eigenem Transformator.

Im gleichen Jahr wurde das Wasser des Krupp‘schen Bergwerkstollens im Wenigerbachtal gefaßt und dem Ortsnetz zugeleitet. Die Ergiebigkeit schwankte zwischen 250 und 700 cbm in 24 Stunden.

1927 - 1936
Die Zuleitung vom Hochbehälter zur Stadt mit einer lichten Weite von 150 mm aus dem Jahre 1882 war für den immer größer werdenden Verbrauch nicht mehr ausreichend.

Mit dem Auswechseln wurde im 1. Bauabschnitt 1927 begonnen. Die Arbeiten für den 2. Bauabschnitt im Jahre 1936 beendeten diese Maßnahme. Anstelle der alten 150er Leitung wurde eine solche von 250 mm lichter Weite verlegt. Insgesamt waren es 1 .000 lfdm gußeiserne Schraubmuffenrohre. Erstmals wurden seit Bestehen der Bendorfer Wasserleitung Rohre dieser Art verlegt.

1930
Eine Quelle im Wenigerbachtal aus den Jahren 1882/83 wurde im Jahre 1930 außer Betrieb gesetzt, da sie durch den Straßenausbau verunreinigt wurde.

1931
Im Jahre 1931 brachte der Bau des ersten Zwischenpumpwerkes in der Remystraße die einwandfreie Versorgung der höher gelegenen Wohnbezirke im Stadtteil Bendorf. Erst von diesem Zeitpunkt an war es möglich, die Vierwindenhöhe und den Neubergsweg zu bebauen. Auch die Bebauung des Streckenpfades setzte den Ausbau dieser zweiten Druckzone voraus.

1978 Verlegung von Versorgungsleitungen in der Abteistraße in Sayn.

1944
Erhebliche Zerstörungen am Rohrnetz brachte der Bombenabwurf am Silvestertag 1944. Trotzdem konnten die Schäden in verhältnismäßig kurzer Zeit behoben werden. So war es möglich, die Wasserförderung trotz der zahlreichen Hauptrohrbrüche und des Ausfalles der Stromversorgung aufrecht zu erhalten. Als das Wasserwerk Engers gegen Kriegsende ohne Strom war, wurde noch ein Teil der Bendorfer Wasserförderung an Engers abgegeben.

1952
Die Besiedelung des Gebietes am Ritterweg erforderte den Bau einer Druckerhöhungsanlage an der Ecke Weiser Straße im Jahre 1952.

1958
Bis 1958 waren zwei Sauggasmotoren zum Antrieb der Kolbenpumpen im Bendorfer Wasserwerk eingesetzt. Von diesem Zeitpunkt an wurden elektrisch angetriebene Kreiselpumpen in Betrieb genommen.

1978 Verlegung von Versorgungsleitungen in der Abteistraße

1965
Für das Baugebiet Ritterweg wurde 1965 ein Hochbehälter mit 500 cbm Inhalt auf der Bismarckhöhe errichtet.

1966
Neben den beiden Schachtbrunnen im Wasserwerk Rheinau wurde ein Bohrbrunnen mit einer Tiefe von 28,50 m niedergebracht. Allein mit diesem Brunnen ist eine Jahresförderung von ca. 800.000 cbm möglich.

1975-1980
Um die Stadtteile Mülhofen und Sayn mit ausreichenden Druckverhältnissen und Wassermengen versorgen zu können, wurde eine Ringleitung DN 300 aus Duktilguß verlegt.

Bachdücker zwischen Hellenpfad und Brexstraße

1979
Die leidigen Versorgungsengpässe im Stadtteil Stromberg, der 1974 durch Eingemeindung an Bendorf angegliedert wurde, machten den Bau einer Verbindungsleitung vom Stadtteil Sayn nach Stromberg einschließlich einer Pumpstation in der Brexstraße dringend erforderlich

1982
Der Bau des Trinkwasserbehälters im Großbachtal mit einem Fassungsvermögen von 4000 cbm muß in der Geschichte der Bendorfer Wasserversorgung als herausragendes Ereignis gewürdigt werden. Seine Speicherkapazität ist achtmal größer als die der bisherigen Wasserspeicher im Großbachtal.

1982 Bau des Trinkwasserbehälters im Großbachtal

1987
Der Hochbehälter Vierwindenhöhe wurde um ein Speichervolumen von 300 cbm erweitert. Die gesamte Bevorratung betrug nun 500 cbm Wasserinhalt. Dieser Behälter beliefert die Remy-, Werner- und Grenzhäuser Straße, den Neubergs- und den Grubenweg, sowie die Gebiete Hinterm Backofen, In der Hohl, Am Goldberg, Am Steinchen, Benzenhahn, das Gymnasium und den Streckenpfad.

Im gleichen Jahr wurde an der Grenze zum Stadtteil Engers der Stadt Neuwied eine Pumpstation errichtet. Im Notfall kann nun die Bendorfer Wasserversorgung auch aus dem Neuwieder Versorgungsnetz gespeist werden - umgekehrt kann Neuwied Wasser aus Bendorf erhalten.

Schlüsselübergabe anläßlich der Übergabe des neuen Dienstgebäudes an die Leiter der Stadtwerke Bendorf und Bauamt Bendorf

1992
Seit dem Jahre 1895 befanden sich die Betriebsstätten der Trinkwasserversorgung Bendorf auf dem Gelände des damals gegründeten Wasserwerks. Derartige Einrichtungen sind jedoch unmittelbar in der Wasserschutzzone 1 nicht mehr zulässig.

Auf dem Gelände der ehemaligen Wandplattenfabrik in der "Unteren Rheinau 60" wurde ein neues Betriebsgebäude eingerichtet. Der Neubau kostete rund 6 Millionen DM und konnte 1992 offiziell seiner Bestimmung übergeben werden.

1993
Der Bau der Verbindungsleitung vom Hochbehälter Vierwindenhöhe zum Neubaugebiet Am Goldberg brachte vor allem den Versorgungsgebieten Streckenpfad, Benzenhahn und Wilhelm- Remy -Gymnasium ausreichende Versorgungsbedingungen.

Eine Besuchergruppe bei der Besichtigung des neuen  Diensgebäudes, an einem "Tag der offenen Tür"

1994
Durch den Bau des neuen Hochbehälters Großbachtal wurde eine größere Bevorratung und Abgabe von Trinkwasser möglich. Allerdings reichte danach das Rohrnetz in der Mühlenstraße nicht mehr aus. Im Zuge der Großbachverrohrung wurde daher in der Mühlenstraße eine Duktilgußleitung in einer Nennweite von 300 mm mitverlegt. Die Stadtwerke sind dadurch in der Lage, über ihre Verteilungsanlagen ca. 25.000 Einwohner mit Trinkwasser zu bedienen.


Zusammengestellt:

Dipl.-Ing. (FH) Günther Glöckner, Werkleiter

DIE WERKLEITER

Der erste Leiter des neuen Wasserwerkes war Wilhelm Krämer, der vorher eine mechanische Werkstatt für Maschinen- und Bauschlosserei betrieb. Er leitete das Werk von 1895 bis er im Jahre 1927 - im Alter von 72 Jahren - in den Ruhestand versetzt wurde.

Ihm folgte sein Sohn, Ingenieur Wilhelm Krämer, der die Arbeit des Vaters mit viel persönlichem Engagement fortsetzte. Bis 1960 leitete er das Wasserwerk Bendorf. Dann wurde er Werkleiter der Stadtwerke. Die Versorgung der Stadt Bendorf mit einwandfreiem und ausreichendem Trinkwasser machte er zu seiner Lebensaufgabe, bis er im Jahre 1974 in den wohlverdienten Ruhestand eintrat.

Am 1.7.1974 übernahm Dipl-Ing. (FH) Günther Glöckner die Leitung der Stadtwerke Bendorf.

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Wasser ist Leben


Auf diesen einfachen Nenner läßt sich die Bedeutung des nassen Elements zurückführen, das Thales von Milet als den "göttlichen Ursprung aller Dinge" bezeichnet hat. Dieser Gedanke der Allbelebtheit unserer Erde durch Wasser hat bis heute uneingeschränkt Gültigkeit: Wasser ist Leben. Wasser ist Nahrung. Lebende Organismen gab es zu Beginn der Evolution zuerst im Wasser. Und das Wasser ist auch heute noch der bevorzugte Lebensraum unendlich vieler Pflanzen- und Tierarten. Die Körper aller Lebewesen, ob Pflanze, Tier oder Mensch, bestehen vorwiegend aus Wasser. Die Ausgeglichenheit unseres inneren Wasserhaushalts macht unser Wohlbefinden aus. Täglich müssen mindestens 2,5 Liter als Getränk (3/5) und mit der festen Nahrung (2/5) aufgenommen werden.

Wasser belebt, formt, gestaltet und zerstört in einem immerwährenden Kreislauf.



Wieviel Wasser gibt es auf der Erde?

Kaum zu glauben: Ozeane, Seen und Flüsse sowie das Eis der Polkappen, der Berggipfel und Gletscher enthalten zusammen die unvorstellbare Menge von 1350 Millionen Kubikkilometer Wasser. Dazu kommt noch das Grundwasser, dessen Menge auf 8,5 Millionen Kubikkilometer errechnet wurde. Und auch die Luft enthält Wasser. Natürlich nur dampfförmig und auch noch unsichtbar, bevor es sich zu Wolken verdichtet. Man schätzt den Wassergehalt der Luft auf 13000 Kubikkilometer. Das Wasser, bekannt als Verbindung zwischen Wasserstoff und Sauerstoff, chemische Formel H2O, wird beim Erhitzen gasförmig (100°Celsius) und bekommt als Eis (0° Celsius) Eigenschaften eines Festkörpers. So vielseitig bietet sich kein anderer Stoff dar.



Vom Gesamthaushalt der Erde sind nur 0,65 Prozent Wasser nutzbar.

Fast alles Wasser auf der Erde, nämlich 97,2 Prozent, befindet sich in den Ozeanen und enthält Salz. Man hat errechnet, daß 50 Billiarden Tonnen Salz im Meerwasser gelöst sind. Während Ozeane, Polareis und Gletscher zusammen 99,35 Prozent des Gesamtwasserhaushaits der Erde ausmachen, verteilen sich die restlichen 0,65 Prozent auf alles nutzbare Wasser, das in Bächen und Flüssen, Teichen und Seen, in Regen und Schnee, Wasserdampf und Hagel und vor allem im Grundwasser enthalten ist. Die Wassermenge, die sich als Grundwasser unter der Bodenoberfläche befindet, macht sogar 97 Prozent des für den Menschen unmittelbar nutzbaren Wassers aus.



Der Kreislauf des Wassers

Es ist eine endlose Bewegung: Die Sonnenwärme verdunstet Wasser aus den Ozeanen, aus Seen und Flüssen, von Bäumen und Gräsern. Es steigt auf, wird von starken Windströmun gen fortgetrieben, kühlt ab, verdichtet sich zu Wolken und trifft als Niederschlag in Gestalt von Regen, Schnee oder Hagel auf die Erde. Doch sogleich verdunstet wieder ein Teil, noch mehr Wasser versinkt im Boden, wird von Pflanzen aufgenommen oder sickert in tiefere Schichten, bis es irgendwo als Quelle wieder zutage tritt.

Über Bäche und Flüsse gelangt das Wasser anschließend wieder in die Ozeane. Jährlich verdunsten nicht weniger als 350000 Kubikkilometer Wasser aus den Ozeanen. Ohne den beschriebenen Kreislauf sänke der Meeresspiegel jährlich um einen Meter. Übrigens: Ein Wassermolekül auf dem Grund des Ozeans braucht schätzungsweise 2000 Jahre, bis es an die Oberfläche gelangt und dort verdunstet. Ein endloser Kreislauf.



Das unsichtbare Reservoir

Es gibt kaum eine Region auf der Erde, in der es nicht auch trinkbares Wasser gibt. Freilich - dieses Wasser befindet sich in dem riesigen unterirdischen Reservoir der wasserhaltigen Gesteinsschichten. Wir nennen es Grundwasser. Auch unter der Sahara gibt es riesige Grundwasservorkommen. Die Wassermenge wird auf 650000 Kubikkilometer geschätzt. Man müßte stellenweise bis zu 800 Meter tief bohren, um an das Wasser heranzukommen. Anderswo liegt das Grundwasser nicht so tief. In Bendorfs Wasserschutz gebieten reichen die Förderbrunnen zwischen 25 und 55 Meter in den Boden.

Grundwasser strömt langsam, doch stetig. Aber man kann nicht mehr Wasser fördern als nachfließt.

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