von der Villa Sayn - zum
Hedwig Dransfeld Haus
von Dieter Kittlauß
Ein Portrait von Hedwig
Dransfeld. Hedwig Dransfeld wurde am 24. Februar 1871 in Hacheney bei
Hörde/Westfalen in der Oberförsterei ihres Vaters, Clemens Dransfeld,
und dessen Frau Elise, geb. Fleischhauer, geboren. Aber bereits im Alter von
drei Jahren stirbt der Vater, fünf Jahre später auch die Mutter. Mit
ihren fünf Geschwistern wächst Hedwig Dransfeld bei ihrer
Großmutter in Hörde, einer Arztwitwe auf. In Hörde besucht
Hedwig Dransfeld die Volksschule. Nach dem Tod der Großmutter wird sie in
einem Waisenhaus untergebracht. Hier erkennt man ihre vielseitigen Begabungen
und ermöglicht nach bestandener Aufnahmeprüfung ab 1887 eine
Ausbildung am Königlich Katholischen Lehrerinnenseminar in Paderborn. Im
Folgejahr erkrankt die 17 jährige Hedwig an Knochentuberkulose. Es wird
ihr die Ferse amputiert und sie muss sich im Krankenhaus auf ihre
Abschlussprüfung vorbereiten, die sie 1890 mit Auszeichnung besteht.
Später äußert sich Hedwig Dransfeld über ihre Jugendzeit:
" ich glaubte, in einem stillen Winke sterben zu sollen, immer schaute der Tod
in das Land meiner Jugend, da habe ich die großen Geister geladen an mein
Krankenbett, die großen Philosophen, die Kirchenlehrer, die großen
Dichter und Gelehrten. Und als das Tor des Lebens sich wieder vor mir auftat,
da war ich reich geworden durch sie." Nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus
erhält Hedwig Dransfeld eine Anstellung als Hilfslehrerin an der
Höheren Mädchenschule der Ursulinen in Werl. 1893 veröffentlicht
sie ihren ersten Gedichtband. 1897 absolviert sie
Schulvorsteherinnenprüfung. Doch bereits ein Jahr später
verschlechtert sich ihr Gesundheitszustand erheblich, so dass ihr der linke Arm
amputiert werden muss. Die Krankheit begleitet sie durch ihr ganzes Leben.
Dennoch ist sie beruflich sehr erfolgreich. Für den Ausbau in ein Lyzeum
und die Durchführung von dreijährigen Seminarkursen zur Ausbildung
von Lehrerinnen erhält sie die persönliche Lizenz. Neben der
Berufstätigkeit bekommen das Schreiben von Gedichten und
Mädchenbüchern, die Beschäftigung mit sozialen Fragen und
Studienfahrten nach England und Italien besonderes Gewicht. Über den
Verband katholischer deutscher Lehrerinnen (V.k.d.L.) und ihre Kontakte zu
Lorenz Werthmann, dem Gründer des Caritasverbandes, lernt sie den neu
gegründeten Katholischen Frauenbund kennen und übernimmt zunehmend
organisatorische und inhaltliche Aufgaben. 1902 erscheint zum ersten Mal "Die
christliche Frau", herausgegeben vom Caritasverband. Hedwig Dransfeld
übernimmt 1904 die Redaktion. Durch ihren Einfluss wird "Die christliche
Frau" zum offiziellen Verbandsorgan des Frauenbundes und gewinnt als Fachblatt
zunehmend an Bedeutung. 17 Jahre lang bringt Hedwig Dransfeld die Stimmen der
katholischen Frauen in Deutschland zu Bildungs-, Sozial-, Erziehungs- und
Frauenfragen in die deutsche Öffentlichkeit. Als 1908 durch das
Preußische Kultusministerium die Zulassung der Frauen zum
Universitätsstudium erfolgt, absolviert Hedwig Dransfeld an den
Universitäten Münster und Bonn ein kulturwissenschaftliches Studium.
Ab 1910 verstärkt Hedwig Dransfeld ihre publizistische Tätigkeit in
der Tagespresse. Im Oktober 1912 wird sie von der 5. Gerneralversammlung des
Katholischen Frauenbundes in Straßburg zur neuen hauptamtlichen
Bundesvorsitzenden gewählt. Hedwig Dransfeld ist nun die herausragende
Frauenpersönlichkeit des deutschen Katholizismus. Nach dem 1. Weltkrieg
übernimmt Hedwig Dransfeld zahlreiche politische Mandate in der jungen
deutschen Republik. Sie wird 1919 Abgeordnete im Deutschen Reichstag, ist in
vielen Gremien des Zentrums maßgeblich tätig. Doch ihre Kräfte
schwinden. 1920 muss sie die Redaktion der "Christlichen Frau" niederlegen und
ist mehrere Monate im Krankenhaus. An ihrem 50. Geburtstag wird Hedwig
Dransfeld zur Ehrenbürgerin ihrer Wahlheimat Werl ernannt. 1923 unternimmt
sie mit Helene Weber ein Bittreise nach Nordamerika, um mit Hilfe der
deutschstämmigen Katholiken und der Quäker Sach- und Geldspenden
für die hungernden Kinder in Deutschland zu sammeln. Ein Jahr später
spitzt sich ihr Gesundheitszustand zu. Am 13. März 1925 stirbt Hedwig
Dransfeld im Werler Krankenhaus. (Darstellung in Anlehnung an : "Birgit Ocken,
Die Sozialpolitikerin Hedwig Dransfeld, Eigendruck". D.K.)
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