Fotos & Bilder vom Hedwig-Dransfeld-Haus in Bendorf

Zum Beitrag: Konflikt, Kontinuität und Neuanfang :
Das Bendorfer Hedwig - Dransfeld - Haus in den Jahren von 1980 bis 1996

von Dieter Kittlauß


Ostern im HDH

Dieser Satz weist auf mehr als siebzig Jahre reiche Gottesdienstgeschichte im HDH hin. Angefangen hat es in den 20er Jahren, als die Mädchen und jungen Frauen des Jugendbundes ihr Sekretariat von München nach Bendorf verlegten und hier von der charismatisch begabten Anna Vogt geführt und geprägt wurden. Innerhalb der Katholischen Kirche war es die Zeit des liturgischen Aufbruchs besonders bei den Benediktinerabteien und bei der jungen Generation. Romano Guardini prägte später den historischen Satz: " Die Kirche erwacht in den Seelen". Es ist die Zeit der beginnenden Ökumene. Das evangelische Kirchenlied hielt Einzug in den katholischen Gottesdienst. Stundengebet, Entdeckung der Messe als Gemeinschaftsfeier, regelmäßiger Empfang der Kommunion und Lesen in der Schrift gehören dazu. Zu den Neuentdeckungen gehörte auch die Osternacht, die Jahrhundertelang vergessen und verkümmert war, wo die Liturgie nur noch der Weihe des Taufwassers und der Osterkerze diente. Nun wurde die Osternacht als Mitte des Kirchenjahres entdeckt und erhielt wieder ihren ursprünglichen Platz in der Nacht vom Karsamstag zum Ostersonntag. In Bendorf wurde an die Texte der Evangelien angeknüpft und die Osternacht vor Sonnenaufgang in der Natur gefeiert. Später seit den 50er Jahren gab es auch in Bendorf leidenschaftliche Auseinandersetzungen, bis sich wie überall in der Katholischen Kirche in Deutschland der jüdische Brauch der Vigil - der Nachtwache am Vortag - durchgesetzt hatte.

Als Dieter Kittlauß die kommissarische Leitung des HDH übertragen wurde, übernahm er diese gewachsene Tradition. Eingeladen waren vor allem Familien und zwar von Karmittwoch bis Osterdienstag. "Ostern in Bendorf" hieß Mitfeier der großen Gottesdienste Gründonnerstag, Karfreitag und Osternacht als Gemeinschaftsgottesdienste. Dazu kamen für die Erwachsenen thematische Gruppen zu aktuellen Themen, kreative Gruppenarbeit für Kinder und Jugendliche, aber auch Feiern, Singen, Tanzen und sich Wiedersehen. "Ostern in Bendorf" war eine Art "religiöses Hochleistungstraining", verlangte Offenheit und Engagement. Dieter Kittlauß war es ein Anliegen, diese Tradition am Leben zu halten. Deshalb gab er der Vorbereitung eine breitere Basis. Im Januar wurden interessierte Jugendliche und Erwachsene nach Bendorf zu einem Wochenende eingeladen, um "Ostern im HDH" Inhalt und Struktur zu geben. Jedes Jahr wurde gewissermaßen von neuem gefragt: "Was bedeutet uns Ostern? Wie wollen wir die Gottesdienste gestalten und die Tage gemeinsam verleben? Wer kann alles mittun und Verantwortung übernehmen?" Auf dieser Grundlage setzte sich das liturgische Team in mehreren Klausuren zusammen, um die Feinplanung vorzunehmen. Am Wochenende des Palmsonntags wurden die Helfer für das Kinder- und Jugendprogramm vorbereitet. Diese Struktur war zeitaufwendig und kräftezehrend, aber sie hatte den großen Vorteil, dass "Ostern im HDH" jedes Jahr ein neues Kolorit bekam, es war immer - in der Sprache Jesu - der alte Wein in neuen Schläuchen.

Ein weiterer Schritt war die Erarbeitung von neuen eucharistischen Texten durch das liturgische Team, um die altehrwürdigen Texte des Römischen Messe in unseren Verstehenshorizont zu übersetzen.

Hier hat sich der evangelische Partner, Horst Eisel, große Verdienste erworben. Es gab viele Gottesdienste, die in Erinnerung bleiben werden. Dazu gehört der Karfreitag auf den Spuren des Holocaust in der Stadt Bendorf, die Osternacht, wo der alte Pastor Ortgies Stakemann mit seinem Holzbein als Moses durch die bis auf den Boden gefüllte Kapelle zog. In Erinnerung bleiben die Osterfeuer im Park des HDH mit den vielen tanzenden jungen Leuten, der Zug mit Fackeln zur Gymnastikhalle, aber auch das kreative Musizieren, das Tanzen der Afrikaner, das engelgleiche Singen des russischen Chores und vor allem immer wieder die Lieder von Taize als eine Botschaft aus einer anderen Welt. In Erinnerung bleiben wird der Ostermontag, wo der Mönchengladbacher Künstler, Peter Weißkopff, ein Bild vorstellte, das er mit seinem Freund in der Osternacht erstellt hatte, und wie er der Gottesdienstgemeinde die Intoleranz der Christen ins Gewissen rief, so dass selbst gestandenen Männern die Tränen kamen.

Es war erstaunlich, wie junge und ältere Menschen, die trotz langjähriger Distanz zu Kirche die Gottesdienste mitfeierten. In Bendorf wurde die alte Kirche wieder jung und war deshalb so faszinierend.

Die thematische Arbeit stand immer unter einem Leitwort, das die Vorbereitungsgruppe im Januar festlegte. Es gab hier keine Verengung. Aktuelle politische und gesellschaftliche Probleme waren ebenso möglich wie sehr spirituelle Themen.

Wenn die 250 Teilnehmenden am Osterdienstag nach Hauses fuhren, war es wie nach einem Hochleistungssportkampf, aber eigentlich immer mit einem Glücksgefühl. Für viele Eltern war es ein Motiv, Ostern nach Bendorf zu kommen, damit ihre Kinder wenigstens einmal im Jahr Zugang zum christlichen Gottesdienst erhielten. Die altehrwürdigen Texte des Römischen Messe mussten in unseren Verstehenshorizont übersetzt werden.


Geehrte Besucherinnen und Besucher, wir danken Ihnen für Ihren Besuch auf unserer Seite und würden uns über eine Nachricht von Ihnen freuen.GGH_56170 Bendorf/Rhein
Postfach 1218
Copyright © 2009 GGH
Für Ihre Anregungen und Hinweise: