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Ortgies Stakemann
Pastor der evangelischen Nordelbischen Kirche. Als
Dieter Kittlauß 1976 nach Bendorf kam, stand Stakemann kurz vor seiner
Pensionierung. Er war Kriegsinvalide. Um Laufen zu können, musste er sich
an seinem linken Oberschenkel ein Holzbein anschnallen. Wenn er am Meer
Schwimmen ging, ließ er das Holzbein am Ufer einfach im Sand stecken.
Sein zweites Markenzeichen war die Trompete. Wenn Ortgies Stakemann in Bendorf
war, stieg er schon in der Morgenfrühe mühsam auf das Flachdach des
damaligen Martinshauses und blies einen Morgenchoral, so laut und rein, dass es
bis weit hinunter nach Bendorf zu hören war. Er hatte ein Herz für
Kinder und die Kinder liebten ihn. Unvergesslich, wie er bei einer Ostertagung
in der überfüllten Kapelle des HDH mit den Kindern den Wüstenzug
der Israeliten spielte. Seine große Vision war die Feier der Liturgie als
Fest. Er litt unter der Verkümmerung der Liturgie in der protestantischen
Tradition. Dass er beim Gottesdienst grundsätzlich Albe und Stola trug und
den Luthertalar mied, war Ausdruck seines innersten liturgischen Empfindens.
Deshalb schlug auch sein Herz für die evangelische Michaelsgemeinschaft,
die sich für eine Erneuerung der Liturgie in den protestantischen Kirchen
einsetzte.
Dass sich Ortgies Stakemann als alter Mensch von
seiner Frau trennte und eine jüngere Lebensgefährtin suchte, war
zunächst für viele im HDH befremdlich. Als aber dann deutlich wurde,
dass er seine Ehe mit Rücksicht auf seine Kinder und die ihm anvertraute
Gemeinde bewusst bis zu seiner Pensionierung durchgehalten, seiner Frau seine
ganze Pension überlassen und sich von dieser in Frieden getrennt hatte,
wandelte sich die Beurteilung.
Für das HDH war Ortgies Stakemann
überaus wichtig. Er war die wandelnde Erinnerung auf dem Weg zur
versöhnten Verschiedenheit christlicher Kirchen. |