Fotos & Bilder vom Hedwig-Dransfeld-Haus in Bendorf

Zum Beitrag: Konflikt, Kontinuität und Neuanfang :
Das Bendorfer Hedwig - Dransfeld - Haus in den Jahren von 1980 bis 1996

von Dieter Kittlauß


Shalom Ben Chorin in Bendorf

Die Fotos zeigen Shalom Ben Chorin mit seiner Frau. Sie kommen von der Gymnastikhalle des Kurheims, wo das Seminar aufgrund der großen Zahl der Teilnehmenden durchgeführt wurde. Rechts in dem zweiten Bild ist Dieter Kittlauß, links Horst Eisel.

Shalom Ben Chorin gehörte zu den Freunden des Hedwig - Dransfeld - Hauses. Für Gruppen des HDH, die nach Israel kamen, hatte er immer Zeit. Es war zweifellos für Bendorf ein geschichtlicher Höhepunkt, dass Shalom Ben Chorin anlässlich einer Deutschlandreise mit seiner jungen Frau 13.- 15. 1.1992 in Bendorf Halt machte und im Hedwig-Dransfeld-Haus ein Wochenende gestaltete.

Wer war dieser Mann?
Shalom Ben Chorin wurde 1913 als Fritz Rosenthal in München geboren. Mit 15 Jahren verließ er seine liberal -jüdischen Eltern und band sich an das religiöse Judentum. Von großer Bedeutung für ihn wurde die Begegnung mit den Werken von Thomas Mann, Ernst Wiechert und Stefan George. Er studierte vergleichende Religionswissenschaft und Germanistik. 1935 floh er nach seiner Heirat vor der Verfolgung durch den nationalsozialistischen Terror nach Palästina. Jerusalem wurde seine neue Heimat, der Staat Israel später sein Vaterland. Dass er dennoch ein "brüderlicher Freund des guten Deutschlands" geblieben ist, der sogleich nach dem Krieg bewusst die Rolle des Brückenbauers zwischen Juden und Deutschen übernahm, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden

Als Journalist, Synagogenleiter, Schriftsteller, Forscher und Gastprofessor wirkte Ben Shalom Chorin unermüdlich für ein neues Miteinander von Christen und Juden. Er entdeckte den "Bruder Jesus" für die Juden und den "Juden Christus" für die Christen. Die Liste der deutschen Ehrungen ist lang. 1959 Leo-Baeck-Preis des Zentralrates der Juden in Deutschland. 1969 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes. 1982 Auszeichnung mit der Buber-Rosenzweig-Medaille des Deutschen Koordinierungsrates für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. 1985 Verleihung des Professorentitels durch die Landesregierung Baden-Württemberg. Anfang Juli 1988 wird Ben Chorin die Ehrendoktorwürde der Universität München verliehen.

Für die mehr als 80 Teilnehmer war es faszinierend, den sehbehinderten 75 Jährigen stundenlang frei sprechen zu hören "Bendorf ist eine weite Reise wert, weil es hier das HDH gibt", begrüsste "SBC" seine christlichen Zuhörer. Die Themen seiner Referate entsprachen seinem Lebenswerk: "Die Bedeutung der Thora im jüdischen Glauben" und "Jesus und die Thora". Ben-Chorin war es ein Anliegen, den christlichen Zuhörern begreiflich zu machen, dass die Thora (=die ersten 5 Bücher Moses) nicht einseitig als Gesetz, sondern als Anweisung zum Leben mit Gott verstanden werden muss. Jede Generation sei aufgerufen, sich die Thora und ihre Deutungen anzueignen und darüber auch mit Leidenschaft zu streiten. Auch Jesus fühlte sich ganz in die Thora eingebunden, denn er war bis zur Stunde seines Todes ein gläubiger Jude. Seine Auseinandersetzungen mit anderen jüdischen Richtungen mussten, so Ben-Chorin, in ihrem Zeithorizont gesehen werden. Im Unterschied zu vielen seiner Zeitgenossen kam es Jesus darauf an, die Mitte der Thora bewusst zu machen und zur Einheit von Glauben und Leben aufzurufen.

Anschließend stellte sich Shalom Ben-Chorin der offenen Diskussion. Jede Frage war erlaubt. Der "Weise Mann aus Jerusalem" mit seinem phänomenalen Gedächtnis, seinem umfassenden Wissen und seinem Humor wurde für alle Seminarteilnehmenden ein unvergessliches Erlebnis. Seine volltönende Stimme blieb lange im Ohr. Es war ein bewegender Augenblick, als Shalom Ben-Chorin zum Abschluss des Gottesdienstes das Jüdische Totengebet für Professor Dr. Heinz Kremers sprach, der zu den Wegbereitern des jüdisch-christlichen Dialogs gehörte.

Mit großem Genuss trank Ben Chorin jeden Tag eine Flasche guten Rotweins von der Ahr und sagte zum Abschied: "Diese Stadt und dieses Haus bleiben in meiner guten Erinnerung".

1999 ist Shalom Ben Chorin in der Nacht vom 6. auf den 7. Mai in Jerusalem verstorben.





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