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Pfarrer Leo Capitain (1890 - 1972)

Seelsorger der Pfarrei St. Medard Bendorf v. 1938 - 1965

von Otto Michel

Vorbemerkung: Viele Menschen habe ich auf meinem Lebensweg kennen gelernt.
Die meisten Spuren sind verweht, einige haben sich in meine Erinnerung eingeprägt und wieder andere haben mein Leben dauerhaft mitgeprägt. Neben meinen Eltern und Lehrern war das ganz besonders der kath. Priester, der der Bendorfer Bevölkerung während der Nazi-Zeit, der Zeit des 2. Weltkrieges, sowie in der schlimmen Zeit danach, treu und aufopferungsvoll zur Seite stand, Herr Pastor Leo Capitain. Er redete (wie es seine Aufgabe war) nicht nur vom und über den Glauben, sondern er lebte ihn!
Ca. 40 Jahre nach seinem Abschied von Bendorf werden die Spuren seines nahezu 30jährigen Wirkens blaß und drohen zu verlöschen. Deshalb sehe ich es als mein Anliegen an, die Erinnerung an diesen verdienten katholischen Priester dem drohenden Vergessen zu entreißen und der heutigen Generation nahe zu bringen.

Weihbischof Dr. Bernhard Stein und Pfr. Leo Capitain

"Er war noch einer der ganz alten Garde" lautete die Antwort von Pfr. Clemens Alzer, einem ehem. Kaplan der Pfarrei St. Medard Bendorf, der später als Arbeiterpriester und dann als Pfarrer der Nichtsesshaften im Raum Koblenz tätig war, auf meine Frage nach Pfr. Leo Capitain. Hochachtung und Anerkennung schwingen in seiner Antwort mit.
Bendorfer Mitbürger beantworten meine Frage vielfach mit: "Streng, aber gerecht" oder mit "Geachtet und immer für jedermann ansprechbar". Ich möchte gerne - weil ich ihn noch persönlich erleben durfte - hinzufügen: "Mit ganzer Seele Priester, der sich und sein Leben immer hintenan stellte". Denn für ihn war sein "Dienst vor Gott und am Nächsten" kein Beruf sondern Berufung, für die er sein ganzes Leben einsetzte.

Am 6. 9. 1890 erblickte er als Sohn des Ackerers Balthasar Capitain und dessen Ehefrau Gertrud in Güls das Licht der Welt. Bereits im Alter von 9 Jahren, am 7. 7. 1900, verlor er seinen Vater.

Die Schüler der Volksschule Güls mit ihrem Lehrer und dem kath. Pfarrer vor dem Schulgebäude

An den Volksschulbesuch in seiner Heimatgemeinde schloß sich das Studium am "Kgl. Kaiserin Augusta-Gymnasium" in Koblenz v. 1902 - 1909 an.
Hierzu ist anzumerken, dass er täglich den langen Weg von Güls - über Lützel, dann die Balduinbrücke - bis zum Jesuitenplatz in Koblenz zu Fuß zurücklegte. Auch bei Regen und Schnee! Für den Rückweg gilt das gleiche. Wie früh muß er da aufgestanden sein und wie kurz war wohl seine Zeit für Schularbeit, Vorbereitung und Schlaf?

Student Leo Capitain (sitzend mit Pfeife) im Kreis einiger Kommilitonen - Das Pfeifchen schmeckt!

Bis 1913 studierte er dann am Priesterseminar in Trier und wurde am 8. 9. 1913 von Bischof Michael Felix Korum zum Priester geweiht.
Als Kaplan war er v. 6. 9. 1913 - 31. 3. 1923 in Trier-St. Gangolf, Cochem, Ensdorf und Neuwied tätig.
Pfarrer war er seit dem 1. 4. 1923 in Speicher und danach in Dockweiler, bevor er am 10. 6. 1938 die Pfarrei St. Medard in Bendorf als Hirte übernahm.

Das "Handbuch des Bistums Trier" weist in der Ausgabe für das Jahr 1938 aus, daß die Bendorfer Bevölkerung aus 5121 Katholiken, 1190 Protestanten, 42 Juden und 191 sonstigen Religionsangehörigen besteht. An kath. Vereinen sind u. a. aufgeführt: Deutsche Kolpingsfamilie 80 Mitglieder und Arbeiterverein 40 Mitglieder.

Ich habe gerade diese beiden Vereine herausgegriffen, weil sie kurze Zeit später von den Machthabern verboten wurden und ihre ehem. Mitglieder sich besonderer "Wertschätzung und Beobachtung" durch die NSDAP erfreuten. Wie oft wurden Hausdurchsuchungen bei ihnen durchgeführt, weil mal wieder ein Flugblatt gegen das Regime aufgetaucht war ? (z. B. die Hirtenbriefe des Erzbischofs von Münster, Graf von Galen oder die Enzyklika "In brennender Sorge").

In dieser schweren Zeit, die durch den Nationalsozialismus und seine religionsfeindliche Einstellung für einen tiefgläubigen katholischen Priester, wie es Pfr. Leo Capitain (oder "unser Pastor", wie ihn seine Pfarrkinder liebevoll nannten) war, die es ihm sehr schwer machte, seine Tätigkeit auszuüben, kam er nach Bendorf.

Seine mutige und offene Haltung, auch den damaligen Machthabern gegenüber, waren Beispiel und Hilfe zugleich für viele seiner Gemeindemitglieder (sicherlich auch noch darüber hinaus). So erteilte er z. B. weiterhin Religionsunterricht (in der alten Sakristei, inzwischen abgerissen), weil die Konfessionsschulen aufgehoben wurden und für die (von der Partei) unerwünschte Religion in den Simultanschulen ganz einfach kein Platz sein durfte. Er bot Parteispitzeln während des Gottesdienstes an, doch in der Bank Platz zu nehmen, da sie ja ohnehin bekannt seien und er seine Predigt bestimmt nicht wegen ihrer Anwesenheit ändern werde. Für seine kraftvollen und ausdrucksstarken Predigten war er bekannt. Hier schlief niemand ein!

Wegen Verbots der Fronleichnamsprozession auf öffentlichen Straßen führte er sie im "Klostergarten" durch. (Es handelt sich hier um den Garten und Park des St. Josef-Krankenhauses in Bendorf, der durch eine kleine Pforte unmittelbar mit dem Gelände der kath. Kirchengemeinde in Verbindung stand).

Ob Hausdurchsuchungen, Kontrollen - in der Kirche oder auf der Straße - oder andere Schikanen: Er stand das alles mit seiner Charakterstärke und der Größe seiner Persönlichkeit durch und ließ sich nicht beirren. Wie oft bangten seine "Schäfchen" und seine Verwandten, ob er nicht doch eines Tages auch "abgeholt" würde.

Als während des Krieges unsere Verpflegung durch Lebensmittelkarten rationiert wurde und die Bevölkerung sich noch anderweitig bemühte, die karge Kost etwas zu ergänzen, lebte er von dem Wenigen, was ihm zugeteilt wurde.
Sogar der in Bendorf tätige ev. Pfarrer Roeder, bestimmt nicht sein Freund (und glühender Anhänger des Nationalsozialismus), sagte von der Kanzel, dass er nur einen "Normalverbraucher" in Bendorf kenne, der sich nicht auf irgendeine Art noch etwas zu Essen besorge, dass sei der kath. Pastor Capitain. Dazu muß bemerkt werden, dass er wiederholt von Pfarrangehörigen etwas zugesteckt bekam, für das er aber immer wieder "eine bedürftigere Mitbürgerin bzw. einen bedürftigeren Mitbürger" kannte, an die diese für ihn bestimmte Gabe weitergereicht wurde, oft noch von seinem Wenigen vermehrt.

Während einer notwendigen stationären Behandlung im Bendorfer Krankenhaus, zur Zeit des 2.Weltkrieges, verwahrte er sich energisch gegen eine bessere Behandlung oder Betreuung. Er möchte - wie seine Mitpatienten auch - die normale Versorgung! Obst (zur damaligen Zeit nahezu unerschwinglich), das für ihn im Krankenhaus abgegeben wurde, gab er an ihn besuchende Kommunionkinder weiter.
In ungezählten Fällen konnte er durch sein mitfühlendes Wesen und als "Seelenhirte" den Müttern gefallener Söhne oder den Frauen und Kindern im Krieg gebliebener Männer und Väter Trost und Mut zusprechen!

Im Bericht über den Zustand der Pfarrei Bendorf - aus Anlaß der Bischöflichen Visitation im April 1940 - bestätigt Pastor Capitain, dass die Seelsorge besondere Schwierigkeiten bereite und keine besonderen Erfolge zu verzeichnen seien.

Als Bendorf am 31. Dezember 1944 in Schutt und Trümmern versank, war er einer der Ersten der sich um seine Mitmenschen kümmerte, obwohl das Pfarrhaus durch Bombenvolltreffer total zerstört war. Sein Eigentum interessierte ihn hierbei nicht! So schildert - im Rückblick - die Bendorfer Zeitung v. 30. 12. 2004 die Erinnerung des inzwischen schon verstorbenen Franz-Josef Malkmus, der den 31. 12. 1944 als 13jähriger Junge erlebte, dass Pastor Capitain auf der Hauptstraße (gegenüber dem total zerstörten Pfarrhaus) stand und immer wieder Familien Beistand leistete, die ihre toten Angehörigen zur Friedhofshalle brachten. Den weinenden Jungen nahm er in seine Arme, tröstete ihn und gab ihm den erfreulichen Hinweis, dass seine Familie den Bombenangriff überlebt hatte. Hier sei noch ergänzend angeführt, dass bei diesem Angriff große Teile Bendorfs zerstört wurden, 66 Menschen starben, 134 schwer verwundet wurden und mehr als 100 Häuser total und rund 300 schwer beschädigt wurden.

(Hierzu hat Pfarrer Capitain einen besonderen Eintrag in das Kirchenbuch der kath. St. Medardus Kirchengemeinde zu Bendorf, in lateinischer Sprache geschrieben. Den originalen Text der lateinischen Eintragung und die Übertragung in die deutsche Sprache bringen wir als Anhang am Ende dieser Seite.)

Aufgrund seiner total zerstörten Wohnung, im damaligen katholischen Pfarrhaus an der Hauptstrasse, kam er zuerst im Haus der Gärtnerei Schier in der Bahnhofstraße kurzfristig unter, bis er im Haus Wirtz (Hauptstr. 64) eine Wohnung erhielt und auch von dort die ganzen "Pfarrgeschäfte" erledigte.( Eine Schreibkraft gab es nicht und der 1940 zum Sanitätsdienst eingezogene Kaplan Adolf Vogt kam erst 1946 - schwer erkrankt und entkräftet - wieder zurück).

In diese Zeit, in der sich zuerst wohl kein Deutscher satt essen konnte, lange Schlangen vor den Geschäften das alltägliche Bild prägten, wo beim Bäcker, Metzger, Lebensmittelhändler usw. aufs Gramm genau gewogen wurde (wenn überhaupt etwas da war), wo der Hunger Dauergast war, fällt folgende Episode, die mir vom Großneffen unseres ehem. Pastors, (Herrn Preußer, Waldrach) erzählt wurde:
Reinhold Preußer, damals ein Junge von ca. 6 Jahren, fuhr mit seiner Oma mit der Straßenbahn von Güls nach Bendorf um den "Onkel Pastor" zu besuchen und etwas von den Gartenerzeugnissen mitzubringen. Als Sie - um die Mittagszeit - in seiner Wohnung eintreffen, ist er noch nicht da, die Haushälterin hat aber schon das dürftige Mittagessen zubereitet. Kurze Zeit später kommt Pastor Capitain - zwei Jungen im Schlepp - und sagt zur Haushälterin, sie möge diesen Jungen zu essen geben. Auf den vorwurfsvollen Hinweis, dass das - sehr wenige - Essen nicht ausreiche, gibt er zur Antwort, sie wisse doch, dass er satt sei. Ich frage mich, wie oft er so auf sein Essen verzichtete. Das war sicherlich kein Einzelfall und typisch für Pfr. Leo Capitain!

Pastor Capitain rauchte abends - zum Abschluß des Tages - gerne seine Pfeife. Nun war, in der vorstehend erwähnten Zeit, ganz einfach nicht an Tabak heranzukommen. Irgendwann muß er dann unbedacht die Bemerkung gemacht haben, dass er sich mit Kirschen-Blättern versorgen müsse, um wenigstens etwas für seine Pfeife zu haben. Es erging ihm jetzt wie dem Zauberlehrling! Vor lauter Kirschen-Blättern, die ihm "frei Haus" geliefert wurden, konnte er sich nicht mehr retten!

Einem ehem. Parteifunktionär, der nach dem Zusammenbruch des 3. Reiches wieder seine Verbundenheit zur kath. Kirche durch Besuche der hl. Messe in einer der dem Altar nächststehenden Bänke ausdrücken wollte, gab Pastor Capitain von der Kanzel herab versteckte Hinweise, dass er möglichst weiter hinten in der Kirche Platz nehmen möchte und den Gläubigen, die auch während der verflossenen Jahre der Kirche treu gewesen seien, die vorderen Plätze zu lassen. Als das nichts fruchtete, kam er eines Tages - vor Beginn der Messe - aus der Sakristei und geleitete die betreffende Person persönlich zu einem der hinteren Plätze.

Er war aus tiefster Seele und mit ganzem Herzen Priester. Das war auch in Trier bekannt. Deshalb wurden ihm sehr gerne Neupriester, die ihre erste Kaplan-Stelle erhielten, "unter die Fittiche" gegeben. Sie sollten bei ihm das nötige Rüstzeug und die innere Einstellung für ihre weitere Tätigkeit am Nächsten erhalten. Er war als "Kaplans-Vater" bekannt.
Wie fürsorglich seine Einstellung in dieser Hinsicht war, mag folgende - von Ehren-Domherr Schmidt, Trier - geschilderte Begebenheit unterstreichen:
Der damalige Kaplan Schmidt war mit einigen Vorstandsmitgliedern der Bendorfer Kolpingsfamilie bei einer Diösean-Besprechung in Trier. Man nutzte die Gunst der Stunde, um bei dieser Gelegenheit einem ehem. Bendorfer Kaplan, der jetzt im dortigen Bereich tätig war, einen Besuch abzustatten. Sei es, dass die Besprechung zu lange dauerte oder man einfach beim Ex-Kaplan die Zeit vergaß, es wurde sehr spät! Nachts, gegen 3 Uhr, öffnete Kaplan Schmidt ganz leise, um niemanden aus dem wohlverdienten Schlaf zu reißen, die Haustür. Sofort ertönte - ebenfalls ganz leise - von oben: "Herr Kaplan sind Sie es?". Auf seine bejahende Antwort ertönt ein ganz befreites: "Gott sei Dank". Jetzt endlich ging auch Pastor Leo Capitain zu Bett.

Die "Schulung und Hinführung" der Kinder zur 1. Hl. Kommunion bzw. zur Firmung, die sich über etliche Wochen erstreckte, sah er als Ehrenpflicht an, die er an Niemanden delegierte, sondern grundsätzlich selbst vornahm. Die sonntägliche Christenlehre (um 14.00 h) hielt er auch selbst ab. Auch wird sich mancher Bendorfer noch an den Religionsunterricht in der Schule erinnern, in den er sich mit dem Kaplan teilte. Religionslehrer kannte man zu seiner Zeit nicht. Von seinen Schülern erwartete er, dass sie die Schulmesse und die Christenlehre besuchten!

Leo Capitain als Kaplan in Cochem

Es wird in Bendorf (wie auch in Speicher) - sicherlich aus gutem Grund - erzählt, dass er mit seinem Einkommen etlichen Familien, deren Söhne Theologie studierten, finanziell sehr kräftig unter die Arme gegriffen habe. Ich glaube, hier sollte sich mancher dieser "Zahlungs-Empfänger" fragen lassen, was er aus "diesem Pfund, das ihm geschenkt wurde" gemacht hat! Ob er es wirklich im Sinne des Spenders eingesetzt hat?

Für das am 31. 12. 1944 total zerstörte Pfarrhaus konnte erst in den Jahren nach 1950 auf dem Kirchplatz ein neues Pfarr- und Gemeindehaus errichtet werden. Um 1953 zog er dann ins neu erbaute Pfarrhaus am Kirchplatz um.
Wie anspruchslos er sein Leben gestaltete, mag der Hinweis darauf sein, dass in seinem persönlichen Zimmer lediglich eine Fassung mit einer Glühbirne zur Beleuchtung diente. Mehr war hier - nach seiner Ansicht - nicht erforderlich! Licht war ja vorhanden. Auch hielt er nichts von Tapeten. Ein einfacher weißer Anstrich tat es auch.
Der evgl. Pfarrer Cohen stellt in seinem Bericht im Festbuch zur 800-Jahr-Feier von St. Medardus rückblickend fest: ….Unvergeßlich geblieben ist mir nicht nur das spartanisch anmutende Innere der Wohnung des alten Pfarrers Capitain, sondern vor allem, was er mir damals mit auf den Weg gab…

Zwischen diesen beiden Pfarrern wurde dann auch ausgeglichen, was durch einen Irrtum geschehen war. Die neu erbaute ev. Kirche stand einige Quadratmeter auf katholischem Grund. Diese 42 qm trat die kath. Kirchengemeinde an ihre ev. Mitchristen ab.

Faltblatt, (ähnlich wie ein "Totenzettel") zur Erinnerung an das goldene Priesterjubiläum

Pastor Leo Capitain wollte nicht besser leben als seine Pfarrangehörigen! Auch war er kein Freund von großen Reden, Äußerlichkeiten oder gar Ehrungen. So lehnte er auch eine Feier zu seinem Goldenen Priesterjubiläum am 9. 8. 1963 ab. Die Ernennung zum Geistlichen Rat h. c., die Gratulationen aus Trier, vom Vatikan usw. ließ er (im wahrsten Sinne des Wortes) über sich ergehen. Er wollte das nicht, musste aber notgedrungen "mitspielen".

Am 30. 7. 1964 - im Alter von fast 74 Jahren - verzichtete unser Pastor auf die Pfarrstelle in Bendorf und bat um seine Versetzung in den Ruhestand. Den Eingang dieses Schreibens bestätigte Bischof Matthias Wehr am 5. 8. 1964, bat aber noch um kurzfristiges Ausharren. Mit Schreiben v. 2. 6.1965 erfolgt dann die "Versetzung in den wohlverdienten Ruhestand" per 1. 7. 1965 mit der Bitte, noch als Hausgeistlicher im Altersheim St. Anna der Luxemburger Schwestern (in Ahrweiler) tätig zu sein. Dort wirkte er bis zu seinem Tode am 21. 9. 1972.

Totenzettel für Pastor Leo Capitain. Infolge eines Versehens wurde das Datum der Priesterweihe falsch angegeben.

Am 26. 9. 1972 haben wir ihn - auf dem Bendorfer Friedhof - zur letzten Ruhe geleitet. Nun dürfte manchem Bendorfer der Satz aus seiner Schluß-Ansprache, beim Abschied von Bendorf, ins Gedächtnis gekommen sein: " Wenn ihr von meinem Tode hört, widmet mir keine Kränze, sondern betet ein Vaterunser für meine arme Priesterseele".

Da Pastor Leo Capitain meine Kindheit und meine Jugend entscheidend mitgeprägt hat, wünsche ich, dass ihm unser Herrgott das Alles vergilt, was er für Bendorf und "seine Schäfchen" getan hat.


Weitere Fotos und Dokumente aus dem Leben von Pastor Capitain

Ariernachweis der Schwester von Pastor Capitain. Angaben über Eltern, Großeltern usw. treffen auch auf ihn zu. Geburtshaus in Güls. Außerdem auf dem Bild seine Schwester und sein Neffe. Abholung des Bischofs. Erkennbare "Himmel"-Träger: vorne Josef Fischer und Josef Görgen, hinten Christian Weber Schreiben des Bischofs zum goldenem Priesterjubiläum Schulzeugnis von Leo Capitain
Urkunde zur Ernennung zum "Geistichen Rat" durch Bischof Matthias Wehr Übertragung des vorstehenden lateinischen Textes in deutsche Sprache Kommunionbild von Leo Capitain (damals wurden die Kinder im Alter von 14 Jahren "zum Tisch des Herrrn" geführt. Päpstliche Urkunde für einen Ablass anlässlich des goldenen Priesterjubiläums von Pastor Capitain deutsche Übersetzung des lateinischen Textes der vorstehenden päpstlichen Urkunde
Hör-Probe an der nachgegossenen 3.Glocke Im Gespräch mit Pater Dirkes  vom Albrechtshof in Bendorf und Pfr. Karl-Heinz Pfeifer der Rundfunk-Beauftragte des Bistums Trier  Todesanzeige für Pastor Leo Capitain in der "Bendorfer Zeitung" Die Grabstelle für die kath. Priester auf dem Friedhof Bendorf Gedenkstein auf dem Grab von Pastor Leo Capitain


Anhang
Text des besonderen Eintrags von Pfr. Capitain in das Kirchenbuch:


Cf. Nr. 47-50 anni 1944
1944-1945
31.12.1944 ------------ 9.1.1945

Die ultimo anni, i.e. die tricesimo primo Decembris anni millesimi nongentesimi quadragesimi quarti turba circiter viginti hostilium machinarum aerearum oppidum nostrum paulo ante meridiem aggressa est. Infra duas saltem minutas quadringenti globi explosivi ceciderunt et tertiam partem pagi plane deleverunt: Trecentae domus totaliter dirutae, ducentae ad habitandum ineptae factae, ducentae quiquaginta graviter laesae sunt. In his domus parochialis tota fere corruit et vetus templum praeclarum S. Medardi, aedificatum anno millesimo ducentesimo quarto, praeter chorum et arcum triumphalem deletum est. Quod templum ex tempore reformationis in possessione protestantium erat.
Nostra ecclesia parochialis adiacens omnibus fenestris privata est, omnes portae praeter unam vi pressionis aereae corruptae sunt. Homines misere perierunt sexaginta septem, partim in viis et aulis oppressi, partim sub minis domorum vel in cavis suffossi. Viginti fere a me et a celeriter advolante vicario Mülhofensi R.W. Mohr in viis ineuntes vel satim effossi absoluti et uncti sunt. Plurimi post dies demum effodi potuerunt. Mortui die nono Januarii in tumulo communi coemetrii nostri sepulti sunt, praeter Theresiam Schug ( v. sub Nr. 48), quae ex vulneribus acceptis postea in Sayn obiit et die tertio decimo Januarii in sepulchro communi deposita est. Pro defunctis per totum mensem Januarii in ecclesia nostra parochiali evtione2 fere una vel duae missae exequiales habentur.
Homines catholici mortuii erant sequentes:3
1. Rosa Kopp ,
n. .... uxor ...
3. Edwinus Birk ....fl. ...
4. Elke Barabara Birk,
fl. ... 14. Guilelmus Florack ... separatus ab uxore
16. Petrus Fürstenberg ... maritus Rosaliae K.
19. Charlotte Irion ... Sophiae Lenz, cuius maritus civilis Robertus Irion, lutheranus, una cum Charlotta mortuus est
20. Anna Böhm, ... uxor separata Antonii K....
22.Maria Günster, .... vidua....
25. Franciscus Kettenbach ... viduus...
41. Philippus Scheidweiler, ...et Leonillae Keller, quae una cum filio mortua est.
42. Anna Börder, ....acatholica
43. Henricus Schick, .... acatholicus. ...
48. Theresia Schug ... Sepulta est die 12. Januarii. Mortua ex vulneribus acceptis die 8.1.1945 in Sayn.
51. Inge Veronica Krämer ... coniugum - Vallendar. Praeter hos catholicos sequentes acatholici necati sunt:
52. Anna Bien .... 1944-1945 (2) Praeterea quattuor sequentes milites ex castris centurionum ("Führerreserve") in Bendorf collocatis, quorum confessio ignota erat:
64. Ernestus Külzner ex Kölzin ...
I.f. Bendorf, die 8. Febr. 1945 Capitain, parr.

1) Der folgende Text ist die Übertragung des handschriftlichen Vermerkes, den Pfr. Capitain für das Pfarrarchiv gefertigt hat.
2) Das Wort ist unleserlich, könnte auch "cotione" heißen, das hier aber auch keinen Sinn macht.
3) Im folgenden werden die bei der Namensnennung verwandten lateinischen Begriffe jeweils bei ihrer ersten Erwähnung aufgenommen.
(Bendorf, den 1.10.2007, Klemens Helde)

Aus dem Pfarrarchiv von St. Medard, Bendorf:

Vgl. Nr. 47-50 des Jahres 1944

1944-1945

31.12.1944 -------------- 9.1.1945 Am letzten Tag des Jahres, d.i. am 31. Dezember des Jahres 1944, hat ein Geschwader von ungefähr 20 feindlichen Flugzeugen unsere Stadt kurz vor Mittag angegriffen. Innerhalb von wenigstens (1) zwei Minuten fielen 40 Sprengbomben und zerstörten ein Drittel der Stadt völlig: 300 Häuser wurden total zerstört, 200 sind zum Wohnen ungeeignet geworden, 250 sind schwer beschädigt worden. Unter diesen ist das Pfarrhaus fast völlig eingestürzt und die berühmte alte Kirche St. Medard, die im Jahre 1204 gebaut worden ist, ist außer dem Chor und dem Triumphbogen zerstört worden. Diese Kirche war seit der Zeit der Reformation im Besitz der Protestanten. Unsere angrenzende Pfarrkirche ist aller Fenster beraubt worden, alle Türen außer einer sind durch die Gewalt des Luftdrucks zerstört worden.

67 Personen starben beklagenswerterweise/erbärmlich (2), teils auf den Straßen und in den Höfen vom Tod überrascht, teils unter den Trümmern (3) der Häuser oder in Kellern verschüttet. Ungefähr 20 Personen, die auf den Straßen sich befanden oder sofort ausgegraben worden waren, sind von mir und von dem schnell herbeieilenden Vikar von Mülhofen, Hochw. (4) W. Mohr, mit der Absolution und der letzten Ölung versehen worden. Die meisten konnten nach Tagen endlich ausgegraben werden. Die Toten sind am 9. Tage des Januar in einem Gemeinschaftsgrab auf unserem Friedhof bestattet worden - außer Theresia Schug (s. unter Nr. 48), die an ihren erlittenen Verwundungen später in Sayn starb und am 13.(5) Tag des Januar im Gemeinschaftsgrab beigesetzt wurde. Für die Verstorbenen werden während des ganzen Monats Januar in unserer Pfarrkirche (6) ungefähr ein oder zwei Totenmessen gehalten werden.
Folgende katholische Personen/Leute (2) waren ums Leben gekommen:

1. Rosa Kopp, geb. ... Gattin des ... 2. Edwin Birk, .... Sohn des ... 4. Elke Barbara Birk, ... Tochter des ... 14. Wilhelm Florack .... geschieden/getrennt lebend2 von seiner Gattin 16. Peter Fürstenberg,, ... Gatte der Rosalia K. ... 19. Charlotte Irion, ... der Sophia Lenz, deren standesamtlich angetrauter Ehemann Robert Irion, ein Lutheraner, zusammen mit Charlotte gestorben ist 20. Anna Böhm, ....geschiedene/getrennt lebend (2) Gattin von Anton K. ... 22. Maria Günster, ... Witwe 25. Franz Kettenbach, ... Witwer Pfarrarchiv St. Medard 1944-1945 -2- 41. Philipp Scheidweiler, ... und von Leonilla Keller, die zusammen mit ihrem Sohn gestorben ist. 42. Anna Bröder, ... nicht katholisch (7) ... 43. Heinrich Schick, ... nicht katholisch (7).... 48. Therese Schug ...ist am 12. Januar (8) beerdigt worden. Sie ist an den erlittenen Wunden am 8.1.1945 in Sayn gestorben. 51. Inge Veronica Krämer, Tochter der ... Eheleute - Vallendar
Außer diesen Katholiken sind folgende Nichtkatholiken ums Leben gekommen: 52. Anna Bien ....

Außerdem die vier folgenden Soldaten aus der in Bendorf stationierten "Führerreserve", deren Konfession unbekannt war:
64. Ernst Külzner aus Kölzin ....

Gefertigt (9) Bendorf, den 8. Febr. 1945

Capitain, Pfr.


1)    Die Angabe "wenigstens" erscheint mir hier zwar wenig sinnvoll, aber eine andere Bedeutung lässt das Wort "saltem" nicht zu.
2)    Es bestehen zwei Bedeutungsmöglichkeiten im Deutschen für das betr. lateinische Wort.
3)    Die Bedeutung "Trümmer" für "minis" ist als einzig an dieser Stelle sinnvolle Übersetzung aus dem Sinnzusammenhang erschlossen worden. Die eigentlichen beiden Bedeutungen dieses Wortes im Lateinischen -1. "Drohungen", 2. "unterirdische Metalladern"- machen an dieser Stelle keinen Sinn. .
4)    Ich halte "R." als Abkürzung für "Reverendus", d.h. "Hochwürden/Hochwürdig".
5)    Vgl. unten bei Nr. 48: 12. Jan.
6)    Auch aus dem Sinnzusammenhang lässt sich die mögliche Bedeutung des nicht lesbaren Wortes (vgl. Anm. 2 zum lat. Text) nicht erschließen; der Satz ist ohne dieses Wort voll verständlich.
7)    Nach Fertigstellung der Auflistung hat Pfr. Capitain offensichtlich sein Versehen gemerkt, und mit dem entsprechenden Zusatz korrigiert sowie diese Nrr. 42 und 43 gestrichen; vgl. dazu im folgenden die Nrr. 62 und 63 sowie die nachfolgenden Nrr. 42 und 43.
8)    Vgl. oben im Text: 13. Jan.
9)    Das "f." könnte für "fecit", d.h. "gefertigt" stehen, für die Bedeutung des "I." habe ich keine Erklärung (Stünde es für "Id" , d.h. "Dies <= diese Niederschrift> hat gefertigt", hätte Pfr. Capitain m.E. das "Id" ausgeschrieben und nicht abgekürzt)

(Übersetzt von Klemens Helde, Bendorf, den 1.10.2007)


Für Ihre Unterstützung bedanke ich mich herzlich bei:
Herrn Johannes Ernst , Herrn Karl Erz, Herrn Josef Geißler, Herrn Werner Kutsche, Herrn Karl Malkmus, Frau Maria Schmitz, Frau Martha Wirtz (alle Bendorf)
Archiv des Bischöflichen Generalvikariats, Trier
Ehren-Domherr Josef Schmidt, Trier
Frau Marlies Sieberz und Herrn Andreas Neisius, beide wohnhaft in Güls
Herrn Reinhold Preußer, Waldrach (Großneffe).
Innerhalb kürzester Zeit wurden mir Informationen, Hilfen, Fotos und persönliche Dokumente, Erinnerungsstücke und Materialien aller Art zur Verfügung gestellt.
Herr Franz-Josef Schmidt (Vorsitzender des Pfarrgemeinderates) führte eine Entscheidung herbei, die es mir ermöglichte in Teilen des Pfarrarchivs zu "stöbern", wobei er mich auch unterstützte. Auch ihm ein herzliches "Danke schön".

Die Übersetzung der Dokumente vom Vatikan und Sr. Emminenz Bischof Matthias Wehr übernahm Herr Oberstudien-Direktor a. D. Helde, für dessen Bemühungen ich mich ebenfalls herzlich bedanke.

Otto Michel
Bendorf, im Dezember 2007

 




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