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Der nachfolgende Aufsatz ist auch erschienen in:
Heimat-Jahrbuch 2006 für den Kreis Neuwied


Salentin von Isenburg

Erzbischof und Kurfürst von Köln, Bischof von Paderborn

von Eugen Wasser


Salentin von Isenburg,Erzbischof und Kurfürst von Köln, Bischof von Paderborn

Im Jahre 1532 wurde Salentin als Sohn von Graf Heinrich von Isenburg-Grenzau und Margarethe geb. Gräfin von Wertheim geboren. Salentin war, obwohl offensichtlich seine Neigungen andere waren, für den geistlichen Stand bestimmt worden. Immerhin hatte die Familie drei Söhne: Johann, Salentin und Anton. Sie war aber aus materiellen Gründen nicht in der Lage, allen drei Söhnen eine standesgemäße Erziehung zu gewähren, sodass auch Salentins Bruder Johann eine geistliche Ausbildung erhielt. Es war zu jener Zeit durchaus üblich, die beiden ältesten Söhne in den geistlichen Stand zu geben. Als der jüngste der drei Söhne bereits sehr jung verstarb, trat Salentins ältester Bruder in den weltlichen Stand zurück und heiratete 1563, um den Fortbestand der Familie zu sichern. Aber schon zwei Jahre später starb auch er kinderlos. Jetzt war die Situation eingetreten, dass das Geschlecht der Nieder-Isenburger vom aussterben bedroht war; schließlich war aus der Familie nur noch ein Nachkomme übrig geblieben: Salentin. Der aber war dabei, in seinem vorbestimmten Weg Karriere zu machen. So wurde er bereits 1548 Domherr zu Mainz und zehn Jahre später Domherr in Köln. 1565 war er Domscholaster am Straßburger Münster und Dechant zu St. Gereon in Köln.

Seit 1562 war Friedrich IV. von Wied Erzbischof und Kurfürst des Bistums Köln. Doch der Wieder war nicht bereit, das im Konzil von Trient festgesetzte Glaubensbekenntnis anzuerkennen. Es entbrannte ein heftiger Streit zwischen ihm, dem Domkapitel und Papst Pius V. Da Friedrich nicht einlenken wollte, blieb ihm letztlich nichts anderes übrig, als am 25. Oktober 1567 zu resignieren. In dieser Situation fand sich aus den Reihen der wählbaren Domherren und auch aus Sicht des Papstes kein anderer Kandidat als Salentin von Isenburg. Am 23. Dezember 1567 wurde er durch das Domkapitel zum Erzbischof und Kurfürst von Köln gewählt. Salentin war offensichtlich eine gute Wahl, obwohl er keine Priesterweihe empfangen hatte und auch kein Geheimnis daraus machte, dass er in Wirklichkeit an dem Bischofsamt nicht interessiert war, wohl deshalb, weil er sich die Option offen gehalten hatte, eines Tages seinem hohen kirchlichen Amt zu entsagen. Nur einmal soll er sich in den bischöflichen Gewändern anlässlich seiner Einführung in der Domkirche zu Köln gezeigt haben. Die Wahl Salentins war für das Erzstift Köln deshalb von großem Nutzen, weil dadurch einerseits die Bemühungen der Wittelsbacher auf das Erzstift verhindert wurden und andererseits dem Isenburger, als bedeutendem Finanz- und Verwaltungsfachmann mit ausgeprägtem Verhandlungsgeschick vom Domkapitel zugetraut wurde, die schwere Schuldenlast, die auf dem Bistum lastete, weitgehend zu tilgen. So gelang es ihm, Pfandschaften einzulösen, wie z. B. das Haus Netten bei Andernach, das Schloss Erprath bei Neuß, das Schloss Wichterich bei Lechenich, die Städte Linn und Uerdingen, die Städte Brilon in Westfalen und Neheim und vor allem das Schloss Horneburg mit dem Vest Recklinghausen (Vest = Lehen). Aber er hat nicht nur Schulden getilgt, sondern er ließ auch prachtvolle Bauten errichten, die zum Teil bis in unsere Zeit Bestand haben. So das Schloss Brühl, einen Erweiterungsbau des Schlosses in Bonn-Poppelsdorf, repräsentative Bauten auf Kaiserwerth, in Rheinberg, Arensberg, um nur einige zu nennen.

Trotz all seiner Erfolge haftete der Makel an Salentin, dass er keine Priesterweihe empfangen hatte. So ist in einem Schreiben von Papst Pius V. vom 27. Juli 1568, das uns erhalten geblieben ist, eine gewisse Zurückhaltung nicht zu übersehen. Das Schreiben, das an das Kölner Domkapitel gerichtet ist, hat folgenden Inhalt:

"Pius Papst V. den geliebten Söhnen Gruß und apostolischen Segen. Wir haben euren Brief, der die Wahl eines neuen Erzbischofs ankündigt, mit dem Wahldekret von euren Bevollmächtigten erhalten. Welche Gründe für die Wahl des geliebten Sohnes Salentin von Isenburg aus eurem Kollegium (= Domkapitel) gesprochen haben, haben wir aus demselben Brief vernommen. Wir genehmigen und loben sehr dieselbe Wahl wegen des würdigen Zeugnisses, das wir früher von anderen und jetzt von euch über ihn erhalten haben, und hoffen in dem Herrn, dass durch euch die Kölner Kirche einen solchen Erzbischof erhalten wird, wie es der Zustand der Kirche und die Umstände dieser Zeit erfordern. Damit aber die Kirche die erhofften und so notwendigen Früchte so bald wie möglich daraus erhalten kann, ist von euch zu wünschen, dass er sich unverzüglich zum Priester weihen lässt, damit er möglichst bald von uns bestätigt wird sowie das Weihegeschenk empfangen und nach Erhalt des päpstlichen Palliums sein Amt antreten kann. Dazu ermahnen wir euch mit unserem Brief. Gegeben zu Rom in St. Peter unter dem Fischerring am 27. Juli 1568, im dritten Jahr unseres Pontifikats. " 1

Obwohl Salentin bei seiner Entscheidung blieb und sich nicht zum Priester weihen ließ, wurde er 1573 durch Papst Gregor XIII., dem Nachfolger von Papst Pius V., als Erzbischof und Kurfürst des Erzstiftes Köln bestätigt. Als im Bistum Paderborn eine Vakanz im Amt des Oberhirten eingetreten war, wurde Salentin 1574 durch das dortige Domkapitel zum Bischof gewählt und schon bald von Rom bestätigt. Salentin versprach jedoch, die geistlichen Verpflichtungen in die Hände eines Weihbischofs zu legen. Somit hatte der Isenburger neben seinem schwierigen Amt als Kurfürst und Erzbischof von Köln auch die Administration für die Diözese Paderborn übernommen. Am 6. Dezember 1574 zog Salentin in einem Geleitzug mit tausend Reitern zur Huldigung in die Stadt ein. Mit Helm und Rüstung betrat er den Hochaltar des Paderborner Domes, um dort seinen Treueid zu leisten. Trotz seiner Doppelbelastung als Kurfürst und Erzbischof von Köln und Bischof von Paderborn war er auch dem Hochstift Paderborn ein außerordentlich guter Regent. Salentin löste auch im Paderborner Land etliche Verpfändungen wieder ein. Er ordnete sofort nach seiner Amtseinführung eine Reform des Gerichts- und Verwaltungswesens an und befahl eine umgehende Visitation der Pfarreien und Klöster. Wegen Unstimmigkeiten innerhalb des Domkapitels konnte Salentin jedoch keinen Weihbischof ernennen. Ein besonderer Schwerpunkt seiner Arbeit galt der Bildungspolitik; er nahm sofort die Entwicklung des Paderborner Schulwesens in Angriff. Besonders zu erwähnen ist das von ihm neu begründete Gymnasium, dem er mit "Gymnasium Salentinianum" seinen Namen verlieh. Das vorgesehene Priesterseminar konnte allerdings während seiner Amtszeit nicht mehr verwirklicht werden. Wie wichtig ihm die Schulpolitik war, bewies er auch, indem er in Andernach eine Lateinschule gründete, aus der das staatliche Kurfürst-Salentin-Gymnasium hervorging.

Mit dem Gedanken, dass das Geschlecht der Nieder-Isenburger unweigerlich zum Aussterben verurteilt war, konnte sich Salentin offensichtlich nicht abfinden. So entschied er sich, seinen hohen kirchlichen Ämtern zu entsagen, um zu heiraten. Nach einem feierlichen Hochamt im Dom zu Paderborn, gab der Isenburger die Leitung des Bistums am 5. September 1577 an das Domkapitel zurück. Am 13. September des gleichen Jahres resignierte er auf Schloss Brühl als Kurfürst und Erzbischof von Köln.

Am 10. Dezember 1577 heiratete Salentin von Isenburg in Bonn Antonia Wilhelma Gräfin von Arenberg. Er bewohnte zusammen mit seiner Frau mehrere Jahre sein Schloss Arenfels bei Bad Hönningen. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor, Ernst und Salentin, sodass zunächst der Fortbestand der Familie gesichert schien. Doch der Verzicht auf seine hohen kirchlichen Ämter konnten letztlich das Aussterben des Geschlechts nicht verhindern. Salentin, der jüngere der beiden Söhne, fiel 1619 im Böhmischen Krieg und Ernst, obwohl zweimal verheiratet, starb 1664 kinderlos in Brüssel.

Nach dem Verzicht Salentins auf das Erzstift Köln, hatte das Domkapitel Gebhard Truchsess von Waldburg zu seinem Nachfolger gewählt. Der Isenburger, der Gebhard als Kölner Domherr kannte, wusste um dessen Neigungen zum Protestantismus, begegnete dem neuen Erzbischof und Kurfürsten des Bistums Köln mit großem Misstrauen. Die Skepsis von Salentin war nicht unbegründet, denn Kurfürst Gebhard versuchte schon sehr bald, das Erzstift Köln entsprechend der neuen Lehre zu reformieren. Sein aufwendiger Lebensstil hatte zur Folge, dass der kurfürstliche Hof mit einer nicht geringen Schuldenlast zu kämpfen hatte. Bald wurde publik, dass Gebhard ein Verhältnis mit Gräfin Agnes von Mansfeld hatte. Kein Wunder, dass der Kurfürst in einem Edikt Dispens vom Zölibat forderte. Es kam schließlich wie es kommen musste: Papst Gregor XIII. forderte das Domkapitel, nachdem er Gebhard mehrmals ermahnt und schließlich Absetzung und Bann ausgesprochen hatte, zur Neuwahl eines neuen Erzbischofs und Kurfürsten auf. Inzwischen hatte Kurfürst Gebhard eine große Anhängerschaft, besonders in den großen Städten und bei den Zünften. Seine Freunde beim Adel in der Wetterau und am Oberrhein sowie Kurfürst Johann Kasimir von der Pfalz, zu dem er ein freundschaftliches Verhältnis hatte, stellten Truppen auf. Als Gebhard zum Protestantismus übertrat und Gräfin von Mansfeld heiratete, kam es zu Auseinandersetzungen, die in einen Bürgerkrieg auszuarten drohten. Das Domkapitel ließ den von einer Visitationsreise zurückkehrenden Erzbischof nicht mehr in die Stadt, indem es die Stadttore schließen ließ. Gebhard bezog seine Bonner Residenz und ließ ein Söldnerheer aufstellen. Die hierfür erforderlichen Mittel entnahm er dem kurfürstlichen Schatz. Das Kölner Domkapitel sandte Vertreter zu Salentin von Isenburg. Das Treffen fand in Andernach statt. Salentin erklärte sich bereit, den Oberbefehl über eine kriegerische Auseinandersetzung mit den Truppen Gebhards zu übernehmen. Mit Hilfe seiner Freunde aus dem rheinischen Adel besetzte der Isenburger die Ämter Rheinbach, Andernach, Unkel, Linz, Neuerburg und Altenwied. Auf Gebhards Seite kämpfte Kurfürst Johann Kasimir von der Pfalz.

Das Kölner Domkapitel hatte inzwischen mit Ernst von Bayern einen neuen Kurfürsten und Erzbischof gewählt. Dieser wurde durch seinen Neffen Herzog Ferdinand, der sich mit 3.000 Mann Fußtruppen und 1.000 Reitern in die Auseinandersetzung einschaltete, unterstützt.

Salentin hatte zwischen Unkel und Königswinter Sperrbefestigungen anlegen lassen, die die Pfälzer im Anmarsch auf Bonn, wo sie dem ehemaligen Kurfürsten Gebhard zur Hilfe eilen wollten, nicht überwinden konnten. Im Gegenstoß konnte Salentin ihnen eine so schwere Niederlage bereiten, dass sie sich schließlich auflösen mussten. Erst im Neuwieder Becken konnten sie sich mit Hilfe der Grafen von Wied und Sayn neu formieren. Als Herzog Ferdinand von Bayern in Köln eintraf, legte Salentin sein Oberkommando nieder und reiste im Auftrag von Kurfürst Ernst nach Frankfurt. Dort hatten sich die kurfürstlichen Räte des Reiches versammelt, um die kriegerischen Auseinandersetzungen beizulegen. Salentin gelang es nach längeren intensiven Verhandlungen, die protestantischen Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg zu einem Kompromiss zu bewegen, der vorsah, dass der ehemalige Kurfürst Gebhard lediglich eine finanzielle Abfindung erhalten solle. Der Isenburger trat nun längere Zeit nicht mehr in Erscheinung; er unternahm mit seiner Gattin ausgedehnte Reisen und besuchte befreundete Adelshäuser. Im März 1586 erhielt er zum Dank für seinen Einsatz um sein ehemaliges Kurfürstentum vom Kölner Kurfürsten Ernst die Ämter Linz, Altenwied und Neuerburg als Pfandherrschaften.

Grabmal von Salentin, Graf von Isenburg-Grenzau, von 1567-1577 Kurfürst und Erzbischof von Köln im Mausoleum zu Dierdorf

Als der Isenburger in seine Grafschaft zurückgekehrt war, kam es zum Streit mit dem Grafen zu Wied wegen der Zulassung des katholischen Gottesdienstes im Burgflecken Isenburg; ließ doch der Graf zu Wied - bekanntlich hatten die Wiedischen in ihrer Grafschaft den reformierten Glauben eingeführt - die Isenburger Pfarrkirche für reformierte Gottesdienste nutzen. Da diese auf der Isenburg ein Haus besaßen, übten sie auch Rechte im Ort aus. Salentin selbst konnte die Sache nicht mehr zu seinen Gunsten entscheiden; erst 1628 erhielten die Katholiken die Pfarrkirche zurück. Im Jahre 1600 überließ Salentin Kurtrier das Kirchspiel Heimbach, dessen Einkünfte er dem Erzstift bereits in früheren Jahren öfters verpfändet hatte.

Am 19. März 1610 starb Salentin Graf von Isenburg-Grenzau im Alter von 78 Jahren auf der Isenburg. Seine letzte Ruhe fand er zunächst in der nahe gelegenen Abtei Rommersdorf, wo ihm sein Freund, Abt Johann VI. ein gewaltiges Grabmonument errichten ließ. Nach dem Untergang der Abtei im Rahmen der Säkularisation (1803) ließ August Karl Fürst zu Wied das Grabmal in das Mausoleum in Dierdorf überführen. Seine Gebeine kamen in die evangelische Pfarrkirche nach Neuwied-Niederbieber.


Ungedruckte Quellen:
1 Nordrhein-Westfalen-Hauptarchiv, Düsseldorf, Kurköln, Urkunde 4630

Verwendete Literatur:
Christian H.H. Fischer: Geschlechtsregister der uralten deutschen Reichsständigen Häuser Isenburg, Wied und Runkel..., Mannheim 1775
Helmuth Gensicke: Landesgeschichte des Westerwaldes, Wiesbaden 1987
Wilhelm Kohl: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Verlag: Traugott Bautz
Hermann Müller: Heimat-Jahrbuch 1978, des Landkreises Neuwied Johann
Stephan Reck: Geschichte der gräflichen und fürstlichen Häuser Isenburg, Runkel, Wied..., Weimar 1825
Adalbert N. Schmitz: Heimat-Jahrbuch 1992 des Landkreises Neuwied Chr. v. Stramberg: Rheinischer Antiquarius, "Das Rheinufer von Coblenz bis Bonn" 1. Band, Coblenz, Druck und Verlag R. F. Hergt, 1853
Eugen Wasser: Isenburg und die Isenburger - 900 Jahre Dorfgeschichte - Herausgeber: Ortsgemeinde Isenburg, Geiger-Verlag, Horb am Neckar, 2002




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