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Gesellschaft für Geschichte und Heimatkunde von Bendorf und Umgebung e.V.
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Die Gesellschaft für Geschichte und Heimatkunde (GGH) hat es sich zur Aufgabe gemacht Ihnen, wenn Sie wollen, ein wenig über unsere Heimatstadt Bendorf zu berichten. Unser Angebot richtet sich in der Hauptsache an geschichtlich und heimatkundlich Interessierte.
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Vorwort
Bendorfs bewegte Vergangenheit über viele Jahrhunderte hinweg hat schon immer das Interesse von sehr vielen Autoren und Chronisten geweckt. Über Bendorfs Geschichte gibt es eine reiche Fülle an Dokumenten, Aufzeichnungen und Erzählungen, welche die Vergangenheit unserer Heimat aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln widerspiegeln. Es erscheint mir daher äußerst reizvoll, einige wertvolle heimatkundliche Aufsätze aus dieser Fülle von Veröffentlichungen erneut der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Ein Problem ist es allerdings, dass von vielen dieser ehemaligen Autoren - trotz sorgfältiger intensiver Recherche - keine Angaben zum Copyright auffindbar waren. Diese Autoren haben ihre Arbeiten überwiegend in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg in verschiedenen Publikationen veröffentlicht. Etliche Zeitungen, wie beispielsweise die alte "Bendorfer Zeitung" oder die Koblenzer Zeitung, sowie Heimatblätter und dergleichen wurden aber spätestens 1937 eingestellt. Ab 1937 veröffentlichten nämlich die damaligen Machthaber in den parteieigenen NS-Presseorganen viele dieser Artikel erneut - ohne Nennung der Autoren, wie man sich denken kann.
Ein Inhaber der Rechte für den folgenden Artikel ist der GGH nicht bekannt; sollte es aber einen geben, so bitten wir höflichst um Nachsicht und entsprechende Informationen, die wir dann gerne und umgehend berücksichtigen werden.

Der erwähnte Aufsatz erschien in:Koblenzer Heimatblatt. 7. Jahrg., 1930, Heft 23
Für die Einstellung ins Internat wurde er entsprechend bearbeitet von W.Kutsche.

Erinnerungen aus der Sayner Geschichte

Von G. Loescher, Sayn


Sayn ist die schönste Perle im Gebirgskranze des Westerwaldes zum Rhein hin. Still, abhold dem lauten Getriebe der Welt, träumt es einsam zwischen steilen, tannen- und buchenbegränzten Bergen des Brex- und Sayntales. Etwas versonnen, etwas müde von allen den Geschicken vergangener Jahrhunderte, drängen sich die alten, schieferbedeckten Häuser an den Bergabhang, der auf seiner Höhe die ausgedehnten Ruinen einst kühngebauter Burgen des alten, rheinischen Adelsgeschlechtes der Grafen von Sayn und ihrer Vasallen trägt.

Ja, diese efeuumrankten Ruinen!

Der sinnige Besucher sieht in ihnen nicht nur die wuchtigen Mauern, die, wie die für die Ewigkeit gebauten Fundamente, sondern auch die geisternden Spuren längst vergangener Dinge, längstvergangener Herrlichkeit. Trotzige Bergfesten stehen wieder vor ihm auf und von den aufragenden Söllern und starkbewehrten Mauern schauen wieder wie früher stolze Herren und liebliche Edelfrauen auf das anmutende Tal, auf die schimmernden Wasser der Brex- und der Sayn und weit darüberhinaus auf das breite Silberband des ruhig fließenden Rheinstromes und seine fruchtbaren Fluren. Und wenn er im Frühjahr in all der Farbenpracht, die die Natur in verschwenderischer Fülle hier ausgestreut hat dort oben weilt, so sieht sein geistiges Auge den frohen Reigen der Burginsassen, die um die alte Burglinde und den Burgbrunnen auf dem weiten Platz tanzen in seliger Freude, daß der lange Winter vergangenen, und daß die Zeit gekommen, wo an manchen Tagen der geräumige Burghof widerhallt von dem Stampfen der Pferde und dem Geklirre der Waffen im edlen Ritterspiel. Und wenn er im Herbst dort oben steht, so sieht er einen lustigen Jagdzug zu Tal ziehen und sein Ohr vernimmt den jauchzenden Schal der Hörner.

Vorbei! Stolze Ritterherrlichkeit zerfiel, Feste und Mauern sanken in Trümmer.

Es war am Gründonnerstag des Jahres 1633, als wiederum, wie schon so oft in den unheilvollen Zeitläufen des 30jährigen Krieges die Sturmglocken durchs Land wimmerten. Der grausame Krieg hatte auch ins Rheintal hin schwedische Heerhaufen geworfen, die plündernd und sengend die blühenden Gefilde durchzogen und überall den Frieden brachen. So war an jenem Unglückstage, eben am Gründonnerstag des Jahres 1633, eine schwedische Heeresabteilung unter Anführung des Obersten Monte ins Brextale gerückt. Nicht gewillt, dem beutehungrigen Feind und Ort und Burg kampflos zu überlassen, kam es zu einem "hitzigen" Treffen. Auf der einen Seite, Wölfen gleich, die wilden rohen Schweden; auf der anderen eine von Nauort herangerückte Kaiserliche Abteilung. Mann gegen Mann wurde gerungen. Die Zahl der Toten, die nachher die Wallstatt deckten, war auf beiden Seiten groß. Auch der schwedische Oberst hatte den Tod gefunden, und seine wie die seiner gefallenen Leute Gebeine wurden in der Nähe der Kirche bestattet. Doch war das Blut jener tapferen Männer, die ihre Liebe zur Heimat höher gesetzt hatten als ihr Leben, leider umsonst geflossen. Ort und Burg wurden von dem unersättlichen Feind besetzt und 1635 nach seinem Abzug teilweise in Trümmer gelegt.

Nachdem Werden kam Vergehen, nach Lust und Glanz kam Sterben. - Weltenlauf !

Kehren wir zurück zur Gegenwart! Von der Burghöhe fällt unser Blick auf die altehrwürdige Abtei im Brextale. In etwa zehn Minuten stehen wir dort vor dem, im Jahre 1201 -1202 von Graf Heinrich II. von Sayn "in der Hoffnung auf die ewige Vergeltung" gegründeten Gebäude. Die Abtei wurde eine Niederlassung des Prämonstratenser-Ordens, der hier für den Orden ein Priesterseminar errichtete. Die im romanischem Stil erbaute Kirche, die ursprünglich eine dreischiffige Kreuzkirche war, hat im Laufe der Zeit manche bauliche Veränderung erfahren. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde das Gebäude sehr schadhaft. Der linke Teil des Querschiffes und die Seitenkapellen mußten niedergelegt werden und zur Stütze der Kirche wurde 1731 der schwere massive Turm an der Nordseite erbaut. Die rechten Seitenkapellen wurden im Jahre 1803 nach der Säkularisierung ebenfalls wegen Baufälligkeit abgebrochen. Eine besondere Sehenswürdigkeit besitzt die Abtei in dem westlichen Teil des früheren Kreuzganges. Er ist ebenfalls im romanischen Stil erbaut und wie auf den Burgruinen, so werden auch hier die Gedanken des Besuchers zurückgeführt in jene Zeiten, wo jeden Sonnen- und Festtag die frohe Mönchesschar unter uralten Gesängen in feierlicher Prozession den Kreuzgang durchzogen. Das Kreuz, des Heiles Zeichen, wurde vorangetragen, und darauf beruht eben der Name Kreuzgang.

Die Sayner Abteikirche besitzt kostbare Reliquien. Zuerst sei der Arm des Heiligen Apostel Simon genannt. Ein armenischer Bischof, der im Jahre 1203 zu Besuch bei dem Bonner Propst Bruno, einem Bruder des Sayner Grafen Heinrich II. weilte, schenkte die kostbare Reliquie dem Propst, und dieser wiederum gab sie seinem Bruder Heinrich für seine Abteikirche in Sayn. Seit dieser Zeit kommen von nah und Fern Wallfahrer am vierten Sonntage nach Ostern nach Sayn, um die an diesem Tage auf dem Piusaltar in der Abteikirche zur Verklärung ausgestellte Reliquien zu besuchen. Wie groß der Zulauf im Mittelalter war, erfahren wir aus der Handschrift des Laacher Mönches Butzbach aus dem Jahre 1509. Nach seiner Aufzeichnung waren damals in Sayn an 22 000 Pilger um die auf dem Platz vor der Kirche errichtete Kanzel versammelt, um die Festpredigt des Franziskanerpaters Jasperus zu hören. Und wie es ehedem war, so ist es auch noch heute. Noch eine weitere kostbare Reliquie, die sich in der Abteikirche Sayn befindet, bedürfte Erwähnung. Es sind die Gebeine des Heiligen Märtyrers Pius. Im Jahre 1853 hatte der Papst Pius IX. der Fürstin Leonilla von Sayn, einer wegen ihrer Frömmigkeit und Wohltätigkeit hochgeschätzten Dame, jene Reliquie verehrt. Die Fürstin hat dann den kostbaren Schatz der Abteikirche geschenkt. Unter dem Namen "Arm der Heiligen Elisabeth" wird in Sayn noch eine namhafte Reliquie der Heiligen Elisabeth, Landgräfin von Thüringen verehrt. Nicht unerwähnt sollen hier noch die sehenswerten Grabdenkmäler in der Sayner Kirche bleiben. Es sind dies:

1. Grabmal des Reichsfreiherrn Jakob Georg von Spangenberg, gestorben 1779 und seiner Gemahlin Dorothea, geborene Wallhof gestorben 1754.
2. Grabmal Friedrich Johannes von Steinen und seiner Gemahlin Jutta von Lahnstein.
3. Grabmal des Freiherrn Johann Philipp von Reiffenberg und seiner Gemahlin Margarete von Hoheneck, gestorben 1722.
Sehenswert sind auch das Taufbecken im Langchor der Kirche und der Springbrunnen in dem Kreuzgang, beide spätromanisch.

Diese Zeilen sollen genügen, dem Leser einigen Aufschluß über die Zerstörung der Sayner Burgen, sowie über die Entstehung und die Geschicke der Abtei, ihre kostbaren Reliquien und sonstige Sehenswürdigkeiten zu geben.


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