Graf Heinrich IV. von Sayn

*1539 - † 1606
Graf zu Sayn und Herr zu Homburgk, Moncklar und Mentzburg

Excurs - Die Umbruchszeit des späten Mittelalters

Von Dieter Kittlauß


Johannes Gutenberg,  Kupferstich nach André Thevet, 1584

"Das Mittelalter bezeichnet eine Epoche in der europäischen Geschichte zwischen der Antike und der Neuzeit, die christliche, antike und keltische, germanische und slawische Entwicklungen zusammenführt. Grundzüge des Mittelalters sind die nach Ständen geordnete Gesellschaft, die gläubig christliche Geisteshaltung in Literatur, Kunst und Wissenschaft, Latein oder Griechisch als gemeinsame Kultur- und Bildungssprache, die Idee der Einheit der christlichen Kirche (die aber faktisch nach dem großen Schisma mit der Ostkirche nicht mehr bestand) und ein recht einheitliches Weltbild."

Diese Umschreibung des Mittelalters findet man im Internet - Lexikon Wikepedia.

Zum Mittelalter gehören aber auch für uns heute schwer verständliche Gegensätze, so etwa enorme Kenntnisse und Fähigkeiten in der Baukunst und auf der anderen Seite völlig verschmutzte Straßen und Orte; eine hohe Bildung für eine Minderheit und niedriger Wissenstand für das gemeine Volk; tiefe Innerlichkeit und Höllenangst. Etwa ab 1500 kommt es zu so einschneidenden Veränderungen, dass die Historiker schon 100 Jahre später von der Neuzeit sprechen. Um die Dimension dieses Umbruches zu verdeutlichen, werden einige dieser Veränderungen aufgezählt:

Das Rittertum verliert durch die neue Waffentechnik an Bedeutung
Beispiel: An die Stelle der ritterlichen Lehnsaufgebote (militär. Dienst für den Lehnsherrn) treten die Söldnerheere (Landsknechte) als Stütze der Fürsten.

Einführung des römischen Rechts (säkulares Recht)
Beispiel: Die Landesherrn werden stärker - die Zentralgewalt wird schwächer .

Der Individualismus als Lebensgefühl
Der Einzelne tritt in den Blick, die Gemeinschaft wird schwächer

Der Einfluss des Bürgertums in den Städten nimmt zu
Beispiel: Rivalitäten zwischen Kurfürst und Bürgervertretung in Trier und Köln.

Es entwickeln sich frühkapitalistische Wirtschaftsformen
Beispiele: Nutzung der Wasserkraft, Bergbau, Eisenindustrie, Geldwirtschaft und Großhandel, Bankhaus Fugger und Welser.

Die Erfindung des Buchdruckes ermöglicht eine neue Kommunikation
Beispiel: Verbreitung von Dokumenten und Ideen in breiten Bevölkerungsschichten.

Entdeckung der Antike durch Humanismus und Reanissance
Beispiele: Erasmus von Rotterdam , Universitäten, Verdrängung der Theologie als erste Wissenschaftsdisziplin

Hochblüte der bildenden Künste Beispiele:
Dürer, Holbein, Cranach, Michelangelo

Anfänge der Naturwissenschaften
Beispiel: Paracelsus

Reformation von Gesellschaft und Kirche
Beispiele: Luther, Calvin, Bucer, Melanchton, Kopper, Petrus Canisius, Reichstage, Trienter Konzil Synodale Strukturen, Priesterehe, Deutsche Sprache, Abbau der staatlichen Macht der Klöster und Bistümer, Rückführung des Aberglaubens, Bibel als Quelle und Mitte

Revolten gegen die bestehende Feudalgesellschaft
Beispiel: Bauernaufstände

Hinweis: Eine gute Übersicht zum Thema findet sich hier

Anmerkungen
  • 1) "In Deutschland müssen die Kaiser die zunehmende Selbstständigkeit (Libertinität) der Fürsten gelten lassen." S. Ploetz, Illustrierte Weltgeschichte S. 276