Graf Heinrich IV. von Sayn *1539 - 1606Graf zu Sayn und Herr zu Homburgk, Moncklar und Mentzburg Excurs - Das Friedewalder SchloßVon Dieter Kittlauß Das Friedewalder SchloßFriedewald liegt nördlich von Limburg, ein kleines Städtchen im Westerwald - aber von historischer Größe. Seine Geschichte begann im 14. Jahrhundert. Damals war der Sayner Graf Johann mit dem Kaiser, Ludwig dem Bayern, eng befreundet. Als der Graf 1324 starb, kam der Kaiser mit großem Gefolge nach Hachenburg zur Beerdigung. Die Chronisten berichten von "viel Geritt und Gerenne". Johanns Sohn Gottfried, der die Regierung seines Vaters übernommen hatte, versprach dem Kaiser wie sein Vater Treue und Hilfsbereitschaft. Darauf gab ihm der Kaiser die Erlaubnis, in dem noch ungeschützten nordöstlichen Teil der Grafschaft eine Schutz- und Trutzburg zu bauen. So entstanden Burg und Stadt Friedewald. In der Gründungsurkunde aus dem Jahre 1324, die heute noch im Staatsarchiv zu Koblenz aufbewahrt wird, heißt es: "Wir, Ludwig von Gottes Gnaden Römischer König, allzeit Förderer des Reiches, lassen alle wissen, daß wir für die nützlichen Dienste, die der edle Graf Gottfried von Sayn, unser lieber Getreuer, uns und dem Heiligen Römischen Reiche erwiesen hat und auch künftig erweisen wird, den diesem Grafen gehörenden Ort Friedewald befreien und erlauben, dort eine Stadt zu bauen und sie mit Mauern, Wall und Graben zu befestigen. Wir verleihen ihr alle Rechte und Freiheiten, die unsere Reichsstadt Frankfurt hat und seit Alters her besitzt und bekräftigen diese Urkunde mit unserem Herrschaftssiegel. Geschehen zu Hachenburg am 27. Januar im Jahre des Herren 1324, im 10. Jahre unserer Regierung." Im Deutschen Reich gab es damals auf Grund der Kronstreitigkeiten zwischen Ludwig dem Bayern und Friedrich von Österreich viele Unruhen. Graf Gottfried wollte durch die Burg Friedewald die Grafschaft absichern. Gefährlich war aber auch der Raubritter Albert von Seelbach, der die ganze Umgebung in Panik setzte durch seine gefürchteten Überfälle auf Wagenzüge, welche die Überlandstraße vom Siegerland zum Rhein benutzen mussten, die Friedewald unmittelbar berührte. Erst 1350 gelang es mit Hilfe des Lehnsherren, des Erzbischofs Balduin von Trier, das Raubritternest zu zerstören. Doch durch Erbstreitigkeiten, Erbteilungen und getrennte Hofhaltungen, die sehr kostspielig waren, verfiel die Sayner Burg Friedewald in den folgenden Jahrhunderten mehr und mehr. 1580 kam es zu einer Wende, als der Sayner Graf Heinrich den Entschluss fasste, Schloss Friedewald zu seinem Altersruhesitz auszubauen. Da der bestehende Wehrbau, die alte Burg, die im unteren Teil der Ortschaft Friedewald, am so genannten Niederwald, lag, Graf Heinrich nicht repräsentativ genug war, ließ er einen Neubau erstellen, Herrenhaus oder Hohes Haus genannt. Es wurde ein ebenso schönes wie seltenes Beispiel der späten Renaissance. Seine große Ähnlichkeit mit der Fassade des Friedrich-Baues vom Heidelberger Schloss, der in den Jahren 1601 bis 1607 errichtet wurde, lässt auf eine Verbindung zwischen den beiden Bauhütten schließen, eine Vermutung, die durch die Tatsache bestätigt wird, dass Graf Heinrich mit dem Kurfürsten Friedrich von der Pfalz befreundet war. Die Bauarbeiten beim Bau des Schlosses waren sehr schwer, denn die Basaltlava, mit der die Vorderfront verkleidet wurde, musste mühsam auf Fuhrwerken aus den Basaltsteinbrüchen herbeigeschafft werden. Mit großer Kunstfertigkeit wurde das schwer zu bearbeitenden Material gestaltet. Besondere Beispiele dafür sind das Herkules-Motiv (Herkules mit den Säulen und Herkules den Eber bändigend), die Wappen des Grafen Heinrich und seiner Gemahlin Jutta von Mallingkrodt, die Löwen- und Fratzengesichter und die Figuren in den Muschelnischen, die (von links nach rechts) die fünf Kardinaltugenden Weisheit, Gerechtigkeit, Wahrheit, Mäßigung und Stärke Im dreißigjährigen Krieg wurde das Schloss stark beschädigt. Gräfin Luise - Juliane sicherte sich den Besitz durch geschickte Verhandlungen beim Westfälischen Frieden von Münster - Osnabrück. Etwa ab 1750 geriet das Schloss erneut in Verfall. Nach zahlreichen Besitzerwechseln ging es im Jahre 1815 in des Eigentum Preußens über. Die Mauern waren zu dieser Zeit bereits zerbröckelt. Im Schloss richtete man das Königliche Kreisgericht ein, im Hohen Haus befanden sich die Registratur und Gefängnis. Das Haus bekam ein hässliches Walmdach. So blieb es bis zum Jahre 1865, in welchem der damalige Kreisrichter sein Amt nach Daaden verlegte. Das Notdach über dem Haus wurde abgebrochen. Die Flügelbauten waren herrenlos. Die Bewohner des Ortes benutzten das Schloss als Steinbruch. Im Jahre 1886 erwarb Alexander Graf von Hachenburg und Prinz von Sayn und Wittgenstein das Schloss für ganze 5 Taler, allerdings mit der Auflage, es wieder aufzubauen. Dies gelang ihm auch mit großem Engagement und sehr viel Kunstverstand hervorragend. 1895 war die Restaurierung beendet. Aber aufgrund von Überschuldung wurde Graf Alexander zur Veräußerung des Schlosses gezwungen. 1912 ging das Besitztum an Otto von Sayn-Wittgenstein-Berleburg über, der kurz vor dem ersten Weltkrieg weitere große Nebengebäude errichten ließ, zu denen das so genannte Oberförster-Haus und die Gebäude um den äußeren Schlosshof gehören. Leider wurde 1933 in einer Auktion ein großer Teil der Innenausstattung weggegeben. Zwischen den beiden Weltkriegen und während des zweiten Weltkrieges diente das Schloss abwechselnd als Wohnung eines Großindustriellen, als Heim für das Landjahr, als Lehrerbildungsanstalt und zuletzt als Lazarett. Seit 1949 dient das Schloss der Evangelischen Sozialakademie Friedewald als Tagungsstätte. Ihr Trägerverein, der Verein "Haus Friedewald e.V.", erwarb es von den Erben der Sayn-Wittgenstein-Berleburger Familie.
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