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Dieser Aufsatz ist auch erschienen in:
Jahrbuch der Stadt Bendorf, 1975

Die Kirchen in Stromberg

von Jürgen Hoppen

Kirchenbauten sind oft beredte Zeugen der Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der sie umgebenden menschlichen Siedlungen. So zeugen Tatsache und Notwendigkeit, daß in Stromberg schon seit Jahrhunderten eine Kapelle stand und dann im Verlaufe der letzten fünfzig Jahre gleich drei Generationen von Kirchenbauten anzutreffen sind, vom Alter und sprunghaften Wachstum dieses Stadtteils.

Grundrisseinzeichnungen der Vorgängerbauten

Der Bau einer ersten Kapelle dürfte zeitlich mit dem Beginn der Besiedlung auf dem Gebiet des alten Ortskerns vor etwa 700 Jahren zusammenfallen, zumal die hier gelegenen und zu einem großen Allod gehörenden Häuser, Ländereien, Wälder, Wiesen und Weiden seit jener Zeit in unterbrochener Folge bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts zur Abtei Sayn gehörten. Urkundlich erwähnt wird diese Kapelle jedoch erst 1441.

s. hierzu: die neueren Ergebnisse der Forschung in:
Zur Geschichte des Ortes und der Kirchengemeinde von Stromberg

Ihr Standort dürfte der gleiche aller nachfolgenden Kirchenbauten gewesen sein: Auf einer kleinen Anhöhe zur Rechten des Fahrweges Sayn-Nauort, schräg gegenüber dem damaligen Gutshof. Größe und Aussehen werden jenen Bildstöcken in der Form aufgemauerter Häuschen entsprochen haben, wie man sie noch heute bei entlegenen Gehöften antrifft, und die meist dem Schutzpatron des Anwesens gewidmet sind. In Stromberg dürfte dies schon seit den Anfängen die hl. Anna gewesen sein.

Im Verlaufe der nächsten Jahrhunderte müssen neben den Liegenschaften der Abtei Sayn, dem Stromberger Hof, weitere Besitzungen begründet worden sein. Aus der Aufzeichnung einer Abgabeverordnung des Jahres 1606 entnehmen wir, daß die Abtei von ihrem an sechs Hofleute verpachteten Anwesen von den Winterfrüchten die vierte und von den Sommerfrüchten die dritte Garbe erhielt, daneben aber in Stromberg noch weiteren Neubruchzehnt erhob. Auf jene Zeit muß man demzufolge den Übergang vom ,,nur" Gutshof zur dörflichen Siedlung datieren.

Alte Kapelle von 1766

Der damit verbundene Bevölkerungszuwachs dürfte dann neben dem Wunsch, dem sich zum Dorf gemauserten einstigen Gehöft ein dörfliches Statussymbol mit "Glockenturm" und Glocke zu geben, 1766 zum Neubau einer größeren Kapelle geführt haben.

Das Bauvorhaben fiel zeitlich mit der Anlage einer eigenen Begräbnisstätte zusammen, die den Bewohnern in der Folgezeit manchen, vor allem in den Wintermonaten beschwerlichen Begräbnisgang zum damaligen Abteifriedhof ersparte. Nicht erspart blieb den Strombergern jedoch nach wie vor der sonntägliche Kirchgang zur Abteikirche, zudem sie den noch heute so bezeichneten ,,Kirchenpfad" benutzten.

Gottesdienste in der eigenen Kapelle wurden nur an bestimmten Feiertagen, zu Hochzeiten, Begräbnissen und sonstigen Anlässen abgehalten. Daran änderte sich auch nichts, als die ,,Kapellengemeinde Stromberg" 1815 infolge Landesverteilung und -Vertauschung administrativ zur Pfarrei Nauort kam, nachdem schon Jahre vorher die Säkularisation eine grundbesitzmäßige Trennung von der Abtei Sayn gebracht hatte. So schien der Kapellenbau, obwohl von der Größe her dem Bevölkerungsstand schon bald nicht mehr angemessen, den Erfordernissen bis in unser Jahrhundert hinein zu genügen.

Der Wunsch nach eigenem Sonntagsgottesdienst, wie er für einen Ort von der Größe Strombergs auch gerechtfertigt erschien, sowie der schlechte bauliche Zustand der alten Kapelle führten dann in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg dazu, einen notwendigen, größeren Kirchenbau anzugehen.

Wie es zum Neubau kam, entnehmen wir dem Bericht des zeitgenössischen Chronisten.: ,,Der Kirchenbau in Stromberg, der schon vor dem Kriege eine Notwendigkeit war, wurde im Jahre 1921 auf Anregung des Händlers Heinrich Vohl und des Landmannes Heinrich Kleudgen in Angriff genommen. Ein in der Schule verstorbenes Fräulein Ball hatte 25000 Mark zum Kirchenschiff gestiftet, ohne welche wohl ein Anfang unmöglich gewesen wäre; denn aus langjährigen Sammlungen und einem Fonds der alten Kapelle standen nur etwa 17000 Mark zur Verfügung. Von den hier angesprochenen Sammlungen, die sich auch auf die übrigen Orte des Kirchspiels erstreckten, wird so manche heitere Anekdote überliefert, so auch die folgende: Im Dorfe Stromberg steuerten die Sammler zuerst das Haus des mittellosen und kinderreichen Tagelöhners K. an, um ihn in ein Komplott einzuweihen. Er durfte mit seinem Namen und einem nur angeblich gestifteten größeren Geldbetrag die Spendenliste anführen. Man kann sich nun leicht vorstellen, daß keiner der nachfolgend aufgesuchten ,,dicken" Bauern (wobei das "dick" im Westerwälder Sprachgebrauch nicht etwa für Leibesfülle sondern für die Größe des Grundbesitzes steht) hinter diesem ,,hochherzigen" Spender zurückstehen mochte, wodurch dann jener Ort alle übrigen an Spendenfreudigkeit bei weitem übertraf."

Als man schließlich zur Verwirklichung des Bauvorhabens schritt, gestaltete sich dies - nach dem Zeugnis des Chronisten - zu einem wahren Gemeinschaftswerk der etwa 500 Seelen zählenden Kirchengemeinde. ,,Sämtliche Hand- und Spanndienste wurden unentgeltlich geleistet. Es wurde eine Baukommission aus 20 Bürgern gewählt, von der Pfarrer Wagner Vorsitzender und Lehrer Bestgen stellvertretender Vorsitzender war. Die ersten Steine wurden am Kirmesdienstag von dem Karussellbesitzer Lenke und H. Vohl mit bekränzten Pferden und unter Begleitung der Schmidtschen Musikkapelle aus Sayn angefahren.

Am 12. August kommt Architekt Huch aus Koblenz, um das Projekt des Kirchenbaues mit dem Kapellenvorstand und der Baukommission zu besprechen. Derselbe bleibt bei seinem schon vor dem Kriege gefaßten Beschluß, die Kirche auf den Friedhof zu stellen. Als es nun an den Abbruch der alten Kapelle gehen sollte, zeigte niemand den Mut dazu. Folgende Simulation half aus der Verlegenheit. Am 25. August morgens hatte angeblich ein Windstoß einen Teil des Daches beschädigt. Damit nicht durch herabfallende Schiefer Verletzungen entstehen, beseitigen Vohl und Kleudgen die losen Steine. Der Lehrer meldet den Sachverhalt dem Pfarrer. Dieser trägt das Allerheiligste in den Saal der Wirtschaft. Am Abend tritt die Kommission zusammen zwecks Kalkbestellung. Der Aufbau beginnt.

Die neue Kapelle von 1922

Die Urkunde im Grundstein hat folgenden Wortlaut: Im Jahre des Heiles 1921, am 25. September, dem Feste des hl. Maternus, legte der Hochw. Herr Pr. Staepel aus dem Kloster Sayn. der neusten Niederlassung der Genossenschaft der Priester vom heiligsten Herzen Jesu, den Grundstein zu diesem Gotteshaus. Die Vollmacht hierzu erteilte Ihm durch besondere Delegation der hochw. Herr Bischof von Limburg. Die neue Kirche wird sich an derselben Stelle erheben, an der die alte, im Jahre 1766 errichtete Kapelle stand. Der Neubau eines Gotteshauses war zur größten Notwendigkeit geworden, da die Kapelle dem Einsturz nahe war und zudem die Anzahl der Gläubigen nicht mehr fassen konnte. Wir bauen dem Herrn dieses Gotteshauses in einer durch Unruhen und Aufruhr zerstrittenen und durch einen unglücklichen Krieg schwer heimgesuchten Zeit Die Christenheit regiert Se. Heiligkeit Papst Benedikt XV. Se. Bischöfliche Gnaden, der Hochw. Herr Dr. Augustinus Killian lenkt und leitet die Diözese Limburg. Die neue Kirche ist dem derzeitigen Pfarrer, dem hochw. Herrn Jakob Wagner unterstellt Die höchste Regierungsgewalt des deutschen Reiches ruht in den Händen des Reichspräsidenten Friedrich Ebert Die Kreisverwaltung ist Herrn Bertuch in Montabaur anvertraut. Leiter des Gemeindewesens ist Herr Heinrich Ebertz."

Mit der Fertigstellung des Baues, nach kirchlicher Diktion immer noch ,,nur" im Range einer Kapelle, erhielt die Gemeinde dann erst ihren eigenen sonntäglichen Gottesdienst. Im Laufe der Jahre, besonders aber nach dem zweiten Weltkrieg, stieg die Zahl der Einwohner so an, daß sich die neue ,,Kapelle" schon wieder als zu klein erwies, und man sich mit dem Gedanken befassen mußte, sie zu einer ,,Kirche" zu erweitern.

Kirche St.-Anna von 1964

Der Kirchenvorstand unter Pfarrer Nattermann beauftragte Architekt Otto Balmert aus Wirges mit der Planung. Nachdem das Bischöfl. Ordinariat in Limburg einen erheblichen Zuschuß zu den Baukosten bewilligte, konnte man im April 1962 mit den Bauarbeiten beginnen. Das Mittelschiff wurde um einen Chor und die nach beiden Seiten sich anschließenden Querschiffe über 69 Gräber des alten Friedhofes hinweg erweitert und erhielt so die Kreuzesform. Dadurch kamen links und rechts des Altares je 90 Plätze hinzu. Die Bänke wurden im rechten Winkel zum Gestühl des Mittelschiffes angeordnet, einer interessanten Lösung, wie sie bis dahin in unserer Heimat noch nicht angewandt worden war. Des weiteren wurde ein Seitenschiff mit Sakristei, sowie ein Glockenturm angefügt Da von dem ehemaligen Bau am Ende lediglich noch zwei Seitenwände in das neue Bauvorhaben einbezogen waren, kann man darum wohl eher von einem Neu- als von einem Erweiterungsbau sprechen. Noch im Jahre des Baubeginns, am 24.8.1962, wehte der Richtstrauß über dem Neubau. Vom Frühjahr 1963 an konnte dann schon wieder der Sonntagsgottesdienst hier stattfinden, nachdem man sich dazu ein Jahr lang mit den Räumlichkeiten im Jugendheim hatte behelfen müssen. Nach dem Abschluß umfangreicher Innenausbauarbeiten erfolgte schließlich am 1. März 1964 die feierliche Einweihung durch dem Limburger Diözesanbischof Wilhelm Kempf. Die dritte Kirchengeneration war ,,aus der Taufe gehoben".




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