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Getreu unserem Motto; daß Geschichte auch unterhaltend sein kann, bringen wir den Abdruck einer heimatkundlichen Publikation im Stil der Jahrhundertwende.

Der nachfolgende Aufsatz ist erschienen in:

Wanderführer von Sayn und Umgebung
Hrsg: Verschönerungsverein Sayn 1912

Führer von Sayn und Umgebung

Vorwort.

Die vorliegenden Wanderbilder erscheinen als ,,Führer von Sayn" hiermit zum dritten Male. Sie sind wieder etwas verändert und erweitert und haben einen Anhang über bemerkenswerte Punkte der Umgebung von Sayn erhalten. Auch der Bilderschmuck, zum guten Teil treffliche Aufnahmen eines Mitgliedes, des Herrn P. Merl, wird in der endgültigen Fassung des Führers wieder erheblich vermehrt sich einstellen. Sayn, im Juni 1912. Sayner Verschönerungs -Verein.


Aus der Geschichte von Sayn

Sayn, Burgberg. Postkarte nach einem Rekonstruktionsversuch

In der Mitte des Bogens, den die Berge des Westerwaldes über den Rhein als Achse um das rechte Ufer des Neuwieder Beckens spannen, gleich weit von Koblenz, wie von Andernach entfernt, liegt Sayn. Da, wo die beiden Bäche Sayn und Brexe in die Ebene treten, um zusammen dem Rheine zuzustreben, erhebt sich der Bergkegel, der die Burg trägt, beide Täler beherrschend. Einst stand sie, "die alte Burg", viel weiter aufwärts im Tale der Brexe, auf breiterem Rücken, ward aber von Arnold II. von Wied (Erzbischof von Köln) 1152 zerstört. Bald danach erbauten die Grafen Eberhard II. und Heinrich I. von Sayn, Lehnsmannen von Kurtrier, die eigentliche Burg. Stehen von ihr auch heute nur Ruinen, so zeugen diese doch noch von der Größe der Anlage und erlauben Schlüsse auf die Macht der einstigen Herren. Zwar erwähnen schon frühere Urkunden, aus den Jahren 1112 und 1144, besonders solche aus der Abtei Laach, die Ritter von Sayn; doch verlieren sich die Anfänge des Hauses im Dunkel der Sage. In das helle Licht der Geschichte tritt von allen nur ein Bruder der eben genannten Grafen. In den wilden Kämpfen um die Kaiserkrone zwischen dem Staufer Philipp und dem Welfen Otto IV. wurde Erzbischof Adolf von Köln am 19. Juni 1205 vom Papste abgesetzt und an seiner Stelle Bruno von Sayn gewählt. Der neue Erzbischof verteidigte fünf Tage lang Köln wacker gegen König Philipps Stürmen, wurde aber am 27. Juli 1206 in der Schlacht bei Wassenberg an der Roer gefangen, doch auf das Eintreten des Papstes Innocenz III. wieder in Freiheit gesetzt. Schon im folgenden Jahre starb er, als die welfische Sache, die er vertreten, durch die Ermordung Philipps zum Siege gelangte. Das ältere Haus der Grafen von Sayn erlischt schon mit dem Sohne jenes Heinrich I., mit Heinrich II., dem Großen, von dessen Riesenstärke die Chroniken allerlei Wunderbares zu melden wissen. Sein Standbild, aus Holz geschnitzt, ehemals wohl für sein Grab bestimmt, heute im Schlosse, zeigt ihn in der Tracht seiner Zeit, wie er die Hand seinem früh verstorbenen Knaben auflegt eine Darstellung, die wohl den Anlaß zu der Sage gegeben hat, nach der er dem Knaben, bei der Heimkehr kosend, den Kopf zerdrückt habe. Das Erbe trat Graf Johann von Sponheim an, der Gemahl Adelheids, einer Schwester Heinrich II. Unter den Grafen dieses Hauses zeichnete sich besonders Gerhard II. (1456 - 93) aus. Ihm schenkte seine Gattin Elisabeth von Sierck 18 Kinder. In einem noch erhaltenen rührenden Testamente empfiehlt er seinen beiden ältesten Söhnen seine Lande und Leute. Die Grafschaft war damals immerhin nicht klein, 18 Burgen waren ihr untertan; zum Reichskontingent hatte sie bald darauf als Mitglied des westfälischen Kreises 4 Reiter und 18 Soldaten zu Fuß zu stellen. Doch nicht immer wurde dem Hause so reicher Kindersegen, wie jenem Grafen; oft mußte ein jüngerer Sohn, der den geistlichen Stand erwählt hatte, dem Beruf seiner Wahl entsagen und die Regierung für einen kinderlosen Bruder übernehmen. So war auch der letzte Sponheimer Graf in Sayn, Heinrich, Domdechant zu Köln geworden, hatte dann aber nach dem Tode seines älteren Bruders Adolf 1562 die Herrschaft angetreten, zwar bald zu Gunsten seines jüngeren Bruders Hermann verzichtet; aber schließlich, als auch dieser 1578 starb, mußte er doch die Regierung im Sayner Lande wieder auf seine Schultern nehmen. Als nun auch ihm kein Kind beschieden war, bestimmte er am 2. Juli 1605 den Gemahl der Tochter seines Bruders Hermann, den Grafen Wilhelm von Sayn-Wittgenstein, zu seinem Nachfolger. Bei dessen Kindern blieb die Burg nicht lange; schon 1632, bei einer Erbteilung, erwarb sie Kurtrier, das sich ihren Besitz in einem Vergleich vom 22. Juli 1652 von den Wittgensteinern bestätigen ließ.

Sayn, das wiederaufgebaute Schloß (2002)

Die Burg zerfiel in den Kriegsstürmen dieses Jahrhunderts um nie wieder hergestellt zu werden. Eine neue Epoche beginnt auf dem Sitze der Reiffenberg, der mittleren Anlage am Abhange der Burg. Einem von ihnen verdanken wir die älteste Geschichte von Sayn; und noch heute steht in der Pfarrkirche das Grabdenkmal von Johann Philipp von Reiffenberg und seiner Gemahlin, 1722 errichtet. Ihre Burg erheiratete Graf Boos, der sich ein Landhaus am Fuße des Berges erbaute. Das erwarb 1848 Fürst Ludwig zu Sayn-Wittgenstein, Sohn des berühmten russischen Feldmarschalls; ihm schenkte König Friedrich Wilhelm IV. die alte Burg; unter ihr ließ er das schöne Schloß mit der reizenden gotischen Kapelle erbauen und auch den Park anlegen, der den Raum zwischen Sayn und Brexe einnimmt. Sein Enkel ist der jetzige Fürst Stanislaus, der sich am 3. August 1911 mit der verwitweten Reichsgräfin von Oberndorff, geb. Reichsgräfin von Schönborn-Wiesentheid, einer Enkelin des verstorbenen Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe, vermählte. Zwei Jahrtausende weiter zurück führen uns die Funde auf den Höhen hinter der Burg und nördlich von ihr. Hier oben haben im ersten Jahrtausend v. Chr. Kelten gesessen. Der Kundige erkennt noch in der Umgebung von Sayn den Lauf ihrer Höhenäcker, findet ihre Ringwälle und Friedhöfe. Die in großer Anzahl entdeckten Gräber und die Funde sind im Museum zu Bonn und gehören der älteren Periode an. Die Kelten wurden von den Germanen über den Rhein gedrängt, und diese rückten an ihre Stelle; noch erkennt man die Wege, auf denen sie hinab zur Tränke und ins Rheintal zogen. Doch auch ihnen sollte das schöne Land nicht lange gehören. Um den Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. besetzten die Römer das rechte Rheinufer von Hönningen südwärts und sicherten sich ihren Besitz durch einen Palisadengraben, hinter dem sich in regelmäßigen Abständen, besonders an den schneidenden Wegen, Holztürme und Kastelle erhoben. Ein regelmäßiger Wachtdienst, eine sorgfältige Grenzaufsicht und Zollsperre wurde so eingerichtet, und der hin- und herwogenden deutschen Völkerwelle ein fester Damm gesetzt. Und als dann 60 Jahre später diese den Damm durchbrach, da ersetzten die Römer, geängstigt, jenen Graben durch einen breiten, hohen Wall, durch Steintürme und festere Kastelle. Jenen Graben und Wall, alle diese Türme und Festen, sind hier in unsern Wäldern und Feldern wieder gefunden, ihre Fundamente ruhen, größtenteils bloßgelegt, noch im Boden. Auf dem Pulverberg, ganz in der Nähe der freigelegten Fundamente eines römischen Wachtturmes ist die Nachbildung eines Stückes der ganzen Anlage, mit Wachtturm, Wall und Spitzgraben, Gräbchen und Palisadenwand in historischer Treue errichtet worden. Als die Römer wichen, traten die Franken an ihre Stelle, sie ließen sich in der weiten Rheinebene nieder; bei Engers und Mülhofen lagen ihre Gräber, aus denen reiche Ueberreste, von dem verstorbenen Bergwerksdirektor Herrn Otto Eichhoff gesammelt, sich im Museum zu Koblenz befinden. Fränkische Grafen waren dann die Herren von Sayn; so schließt sich der Ring der Jahrhunderte.




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