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Dieser Aufsatz ist erschienen in:
Burg Sayn
Begleitheft zur Eröffnung der Burg Sayn und der Burgschänke " St.Hubertus".
Sayn, 1987

Titelblatt "Burg Sayn"

Die Burg Sayn

von Alexander Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn



Zur Geschichte

Die Grafen von SAYN werden erstmals im 10. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Sie waren vermutlich Untergrafen der Pfalzgrafen im Auelgau. Mit den Brüdern Heinrich I. und Eberhard I. treten sie 1139 stärker in das Licht der Geschichte. Wenig später sollen sie die Grafschaft Bonn durch Heirat erworben haben, was 1152 zu heftigen Auseinandersetzungen mit dem Erzbistum Köln führte. Ihre Burg wurde dabei, zumindest teilweise, zerstört und zum Schutz vor zukünftigen Angriffen dem Erzbischof von Trier zum Lehen aufgetragen.

Grabmal des Grafen Heinrich III. von Sayn in der Abteikirche Sayn

Mit dem Bau einer neueren Burg begann man unmittelbar danach. Von hier aus wurde im l3. Jahrhundert unter Graf HEINRICH III. dem Großen von Sayn und seiner Gemahlin MECHTHILD von Meissen-Landsberg eine Grafschaft regiert, die mit ihren Besitzungen von der mittleren Mosel bis über den Westerwald und von der Lahn bis hinauf in den Bonn / Kölner Raum reichte.

Als Heinrich III. l247 kinderlos starb, fiel die Grafschaft an den Sohn seiner Schwester, den Grafen Johann von SPONHEIM, dessen Nachfahren sich wiederum Grafen von Sayn nannten. Diese regierten die Grafschaft von ihren Residenzen in Sayn, Hachenburg, Altenkirchen und Friedewald aus. Eine jüngere Linie lebte seit l345 in der durch Heirat erworbenen Grafschaft WITIGENSTEIN.

Im Jahre 1606 starb mit Heinrich IV. die in Sayn regierende Hauptlinie im Mannesstamm aus. Die Burg wurde daraufhin von KURTRIER als erledigtes Manneslehen gegen den Protest der Sayn-Wittgensteinschen Verwandten eingezogen. Wenn auch ihres Stammsitzes beraubt, blieb die Grafschaft Sayn mit ihrem Westerwälder Territorium bis 1802 erhalten.

Das wiederaufgebaute Schloß Sayn der Fürsten zu Sayn-Wittgenstein-Sayn

Im Jahre 1632, während des Dreißigjährigen Krieges, wurde die Burg Sayn von den Schweden zerstört. Nach Auflösung Kurtriers erhielt dann im Jahre 1803 Fürst Friedrich Wilhelm von NASSAU-WEILBURG, der mit Luise Isabella Erbgräf in von Sayn-Hachenburg verheiratet war, die Ruine in Sayn zusammen mit weiteren Territorien am Rhein. Beim Wiener Kongreß fiel Sayn dann als Teil der Rheinprovinz an PREUSSEN. Als 1848 Fürst Ludwig zu SAYN-WITTGENSTEIN-SAYN aus Rußland nach Sayn zurückkehrte und sich hier in dem neugotisch umgebauten Schloß am Fuße des Burgberges niederließ, erhielt er von dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. die Ruine der Stammburg seiner Vorfahren als Geschenk zurück. Von 1139 bis zum heutigen Tage haben damit 19 Generationen des Hauses SAYN, wenn auch mit einer 242-jährigen Unterbrechung, die Burg in ihrem Besitz gehabt.

Wappen der Grafen v Sayn

Das Bauwerk

Etwa 800 m östlich der heutigen BURG SAYN befinden sich die spärlichen Reste der ALTEN BURG (oder Eselsburg), einer Anlage, die wohl vor dem 12. Jahrhundert erbaut wurde. Bisher nahm man an, hierbei handele es sich um die 1152 von Köln zerstörte Stammburg der Grafen von Sayn. Neueste Ausgrabungen auf BURG SAYN lassen jedoch auch eine Besiedelung dieses Platzes bereits im 10. und 11. Jahrhundert erkennen, womit die Frage, welche der beiden Burgen der eigentliche Stammsitz der Grafen von Sayn war, vorläufig ungeklärt bleibt.

Der Kern der BURG SAYN liegt auf einem etwa 110 m langen und 40 m breiten Plateau des Kehrberges, eines von Sayn- und Brextal eingerahmten Ausläufers des Westerwaldes. Während die südliche, die westliche und die nördliche Flanke durch steile Abhänge geschützt sind, ist der Bergrücken auf der Ostseite durch einen sehr tiefen und breiten Halsgraben künstlich durchbrochen. Oberhalb des Grabens liegt die mit einem Wehrgang versehene mächtige Schildmauer, die dem Kernbereich der Burg mit Palas und Bergfried zusätzlichen Schutz gewährte. Der in seiner Substanz noch gut erhaltene BERGFRIED mit seinem knapp 20 m hohen und etwa 2,40 m starken Mauerwerk dürfte im späten 12. Jahrhundert erbaut worden sein. Der ursprüngliche Eingang befand sich im 2. Stockwerk, früher wohl über eine abwerfbare Holztreppe erreichbar. Von hier aus führt auch ein weiterer Wehrgang über eine nach Süden verlaufende Mauer, die die Anlage in zwei Höfe teilt.

Als PALAS diente möglicherweise ein zunächst an der Südseite des kleineren östlichen Hofes gelegenes Gebäude; schon bald wird er aber auf den westlichen Sporn der Anlage verlegt worden sein. Darauf deutet neben einem Brunnen und einem achteckigen Treppenturm eine Fülle von Ausgrabungsmaterial aus den Ruinenresten hin.

Jüngst freigelegt wurden die Grundmauern der an der südwestlichen Ecke gelegenen BURGKAPELLE. Es handelt sich hierbei um eine Drei-Konchenanlage mit einem gut erhaltenen, sehr schönen Zierfußboden aus der Zeit um l 200. Ganz in dem Stil der großen rheinischen Kirchenbauten des 12. Jahrhunderts erbaut, dürfte es sich hier, wie etwa in Schwarzrheindorf, um eine Doppelkapelle gehandelt haben.

Auf der Südflanke des Berges liegt ein etwa 90 m langer und 20 m breiter ZWINGER, der östlich von einem Wehrtürmchen und westlich von einer BARBACANE eingefaßt ist. Dort befindet sich auch ein kleinerer Torzwinger, durch den der Zugang zur Kernburg verlief. Weiter den Hang abwärts steht das mittlere BURGHAUS, das in westlicher Richtung mit der oberen Burg durch eine Mauer verbunden ist, ein Gebäude aus dem l 5. Jahrhundert für eine natürliche Tochter eines der Grafen von Sayn errichtet.

Die Sayner Burgen vor der Zeratörung. Rekonstruktionszeichnung von Alexander Graf von Hachenburg

Im unteren Drittel des Burgberges, an der früheren Isenburger Pforte, liegt die BURG STEIN oder das ,,Kaff", wie dieses Burghaus der Herren von Stein aus Nassau genannt wird. Im 14. Jahrhundert erstmals erwähnt, überdauerte es die Wirren des Dreißigjährigen Krieges und blieb bis in das späte 18. Jahrhundert erhalten und bewohnt. l802 wurde der Stein'sche Besitz dann von dem berühmten Reichsfreiherrn vom und zum Stein veräußert. Am Fuße des Burgberges stand das ehemalige Burghaus der Herren von Reiffenberg aus dem 15. Jahrhundert. Es wurde 1757 von deren Erben, den Herren von Boos-Waldeck, in ein Barockschloß umgebaut und nochmals 1848/50 von dem Fürsten Ludwig zu Sayn-Wittgenstein-Sayn in ein großartiges neugotisches SCHLOSS umgewandelt und vergrößert. Im letzten Weltkrieg beschädigt, verfiel es seitdem. Seit einigen Jahren laufen eine Reihe von Maßnahmen mit dem Ziel, dieses Kunstdenkmal der Nachwelt zu erhalten.


Die Restaurierung der Burgruine

Seit 1981 werden erhebliche Anstrengungen unternommen, die Kernburg vor dem weiteren Verfall zu bewahren und in einen Anziehungspunkt für den Fremdenverkehr zu verwandeln. Dieses Vorhaben wird durch erhebliche öffentliche Gelder und auch private Spenden gefördert. Weil hier bis zu zwölf langfristig Arbeitsiose bei der Sicherung des Mauerwerks Beschäftigung fanden, wurden Mittel aus dem ABM-Programm der Bundesanstalt für Arbeit frei. Dazu kamen Zuschüse aus dem Amt für Denkmalpf lege des Landes Rheinland-Pfalz sowie Darlehen der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises Mayen-Koblenz und der Stadt Bendorf.

Die obere Burg mit dem Bergfried vor der Restaurierung

Voraussetzung für die Durchführung der Baumaßnahme war die Anlage eines Fahrweges zum oberen Plateau des Burgberges. Anschließend befreite eine Schar freiwilliger Helfer das Gelände von einem fast undurchdringlichen und die Ruinen verdeckenden Gestrüpp. Später wurde ein die gesamte Anlage umfassender WILDPARK angelegt und mit Rot-, Dam- und Muffelwild bestückt. Das Wild stellt nicht nur eine Attraktion für Besucher dar, sondern es verhindert auch ein erneutes Zuwachsen der Anlage.

Die eigentliche BAUMASSNAHME begann mit der Restaurierung der etwa 90 m langen und 7 m hohen südlichen Zwingermauer und der angrenzenden Wehrtürme. Hier wurde - wie bei allen anderen Restaurierungsarbeiten - fast ausschließlich am Ort gefundenes. Steinmaterial vermauert, Anschließend wurde das Mauerwerk auf dem Plateau gesichert. Hervorzuheben ist die Freilegung und Sicherung zweier oben erwähnter Wehrgänge, die auf den Mauerkronen liegend durch Erdreich und Bewuchs abgedeckt waren. Der den westlichen Wehrgang tragende beidseitige Rundbogenfries, der teilweise noch erhalten war, wurde völlig erneuert, um dem überkragenden Maueraufsatz die nötige Sicherheit zu geben. Ein über dem Tor in eben dieser Mauer befindliches Saynsches Wappen, im letzten Jahrhundert aus Ton gebrannt, konnte wegen zahlreicher Schäden nicht erhalten werden und wurde durch ein neues, von dem Mayener Bildhauer Milles in Basaltlava gehauenes Wappen, ersetzt. Auch an der östlichen Schildmauer waren erhebliche Ausbesserungsarbeiten erforderlich, Um diese teilweise etwa 90 cm überhängende Mauer zu sichern, mußte ein völlig neuer Stützpfeiler gesetzt werden. Bei dem Zumauern eines tiefen Ausbruchs im mittleren Bereich der Mauer wurde eine neue Doppelfensternische geschaffen.Ein weiterer Ausbruch in der angrenzenden nördlichen Ringmauer wurde bis auf einen neuen Türdurchlaß geschlossen.

Der Sayner Burgberg mit den Burgen Sayn, Stein, Reiffenberg

Im größeren westlichen Burghof hat man zunächst dem fast völlig verschütteten BRUNNEN einen neuen Mauerkranz aufgesetzt. Anschließend wurde der Schacht bis in 25 m Tiefe ausgehoben, jedoch ohne daß damit die Sohle erreicht war. In l7 m Tiefe konnte eine etwa 50 m3 große Felskammer neben dem Schacht entdeckt werden, wobei keine Hinweise auf ihre Entstehung oder Verwendung gefunden wurden.

Ein künstlicher im letzten Jahrhundert aus Schutt auf gerichteter Aussichtskegel an der nördlichen Ecke des Bergfrieds wurde abgetragen und dabei ein Teil der nördlichen Ringmauer freigelegt. Sie wurde dann auf dem alten Fundament, wenn auch schmäler und niedriger, in westliche Richtung fortgesetzt, um den Burghof wieder mit Mauerwerk zu umfassen. Die südliche Ringmauer, ebenfalls kaum noch erkennbar, erfuhr die gleiche Erneuerung. Abgedeckt wurden beide Mauerzüge mit Basaltplatten, die von der alten Umfassungsmauer des Schloßparks stammen.


Burgkapelle

Grundriss der Burgkapelle auf Burg Sayn

Bei den Freilegungsarbeiten an einem weiteren künstlichen Aussichtshügel an der Westspitze des Plateaus stieß man auf die Grundmauern der romanischen BURGKAPELLE. Wegen der Bedeutung dieses Fundes wurde das Landesamt für Bodendenkmalpf lege eingeschaltet, das die weiteren Ausgrabungen in diesem Bereich fortsetzte. Erhebliche Zuschüsse der Kreisverwaltung und des Landes ermöglichten schließlich den Bau eines Schutzhauses über dieser Ausgrabungsstätte.

Die umfangreichen Restaurierungsmaßnahmen an der Burg Sayn haben mit der Sicherung der im Kapellenbereich befindlichen BARBACANE und des Torzwingers ihren vorläufigen Abschluß gefunden. Hier kann der Besucher den Burgberg wieder über den schönen alten Aufgang an der Südflanke des Berges ersteigen.


Burgschänke "St. Hubertus"

Burgschenke "Hubertus"

Um den Tourismus zu fördern, wurde beschlossen, eine BURGSCHÄNKE zu errichten. Als geeigneten Platz hatte man eine Stelle zwischen der Schildmauer und einem vorgelagerten zweiten Mauerwerk gefunden. Ein alter Türdurchbruch und Konsolen, die wohl als Deckenauflagen dienten, ließen erkennen, daß dort auch früher ein Gebäude stand. Der beauftragte Architekt Alfred Dötsch hat erreicht, daß der Neubau sich weitgehend hinter den vorhandenen Ruinenteilen versteckt und dadurch keinen dominierenden Eindruck erweckt.

In der Schänke finden etwa 80 Gäste Platz, auf der südlich davor liegenden Terrasse und in dem darunter liegenden alten Gewölbekeller jeweils etwa 30, in dem davorliegenden Biergarten über 200 Personen. Dieser Bereich wird durch eine zusätzliche Sommerausgabe in Fachwerkbauweise versorgt. Die Dekoration der Schänke besteht aus Jagdtrophäen des Grafen Alexander von Hachenburg, Prinz zu Sayn-Wittgenstein, aus dem letzten Jahrhundert sowie einem gotischen Relief, den HI. Hubertus darstellend, das an Ort und Stelle gefunden wurde. Ein von dem Trierer Kunstmaler Schwarzkopf entworfenes Glasfenster zeigt den Grafen Heinrich III. den Großen von Sayn. Zwei kleinere Fenster aus dem Atelier van Treeck in München tragen die Wappen von Sayn und Schönborn. Ein Kachelofen im Renaissancestil stammt aus der Ofenfabrik des Brüderhauses Neuwied.


Bergfried

Restaurierter Bergfried

Während der Arbeiten an der Schänke kam es zum Entschluß, auch den BERGFRIED auszubauen. Zunächst wurden zwei Holzdeckenanlagen und eine Betondecke eingezogen, dann der obere Mauerkranz um etwa einen Meter erhöht und mit einem Ringanker gefestigt. Die wahrscheinlich in der Gotik gänzlich oder bis auf Schießscharten zugemauerten Fensteröffnungen wurden wieder auf die ursprüngliche Größe geöffnet. Schließlich erhielt der Turm ein mit Schiefer gedecktes Zeltdach in der Art, wie es in der Romanik üblich war. In den oberen Stockwerken wurden zwei komfortable Ferienwohnungen stilvoll eingerichtet.

Sayn, im Sommer 1987.......... A.S.W.






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