HERZLICH WILLKOMMENGeehrte Besucherin / Besucher, Sie haben eine Seite der Homepage der Gesellschaft für Geschichte und Heimatkunde von Bendorf und Umgebung e.V.kurz gesagt der "GGH" angewähltDie Gesellschaft für Geschichte und Heimatkunde (GGH) hat es sich zur Aufgabe gemacht, Ihnen, wenn Sie wollen ein wenig über unsere Heimatstadt Bendorf zu berichten. Unser Angebot richtet sich in der Hauptsache an geschichtlich und heimatkundlich Interessierte und ist mehr am Text orientiert. Mehr über Bendorf und unser Angebot auf unserer Startseite Erik Reger - Hermann Dannenberger08.09.1893 - 10.05.54von Werner KutscheWenn ich hier unter dieser Rubrik; "Bendorfer Persönlichkeiten", den Autor, Publizist, Mitherausgeber und Chefredakteur des Berliner "Tagesspiegel" - Erik Reger nenne, so werden selbst viele alte Bendorfer mit diesem Namen nichts anfangen können. Wird aber der Name Hermann Dannenberger genannt, so gibt ein Lächeln des Erkennens und Wissens bei vielen, vorwiegend älteren Personen, zu verstehen, daß dieser Herr nicht ganz unbekannt ist. Wer also war dieser Mann, der in der heutigen Zeit, selbst in seiner Heimatstadt Bendorf nicht gerade zu den bekanntesten Persönlichkeiten zählt. Hermann Dannenberger und Erik Reger sind eine Person. Was hat es also für eine Bewandtnis mit dem Namenswechsel und was für ein Mensch war Hermann Dannenberger - bzw. Erik Reger. Am 8. September 1893 wird Hermann Dannenberger, der sich später Erik Reger nennen wird, als Sohn des Grubenaufsehers Johann Daniel Dannenberger, der wie bereits sein Großvater auf der zur Firma Krupp AG, Essen gehörenden Erzgrube ,,Werner" auf der Vierwindenhöhe beschäftigt war und dessen Frau Margarethe in Bendorf geboren. Das elterliche Haus steht in der Rheinstr. Nr. 10. In Bendorf besucht der Hermann Dannenberger seit 1899 die katholische Volksschule. Von dem Jahr 1903 an besucht er das Kaiser-Wilhelm-Realgymnasium in Koblenz. Am 1. März des Jahres 1912 legt er die Reifeprüfung ab. Sein Abiturzeugnis weist ihn als herausragen Schüler aus; "Sehr gut" in den Fächern Religion, Deutsch, Latein, Französisch, Englisch, Geschichte, Erdkunde, Mathematik, Physik, "Gut" in Chemie, nur "Genügend" hingegen im Zeichnen. Sehr sportlich scheint Hermann Dannenberger wohl nicht gewesen zu sein, denn ,,Er war vom Turnen befreit", wie sein Zeugnis aussagt. Seine weitere Zukunft ist mit einem solchen Zeugnis vorherbestimmt; er wird studieren. In Bonn beginnt er im selben Jahr das Studium der Germanistik, Angelistik und der Romanistik. Zum Sommersemester 1913 wechselt er nach München und hört dort Literatur- und Kunstgeschichte, sowie politische Geschichte. Aber auch dieser Studienaufenthalt ist nur von kurzer Dauer. Bereits zum folgenden Wintersemester wechselt er erneut die Hochschule - diesmal ist Heidelberg seine Wahl. Auch hier belegt er Geschichte und daneben deutsche und französische Literaturgeschichte. Die Grundlage für Hermann Dannenbergers spätere Berufswahl; die des schreibenden und kritisch agierenden - des politischen Menschen - scheinen mit dem Studium der Literatur, Geschichte und Politik, hier gelegt worden zu sein. 1915, er ist gerade 22 Jahre alt, wird er als Kriegsteilnehmer vom Studium zwangsbeurlaubt und kam im folgenden Jahr zum Einsatz an die Westfront. 1917 gerät er während der Flan-dernschlacht in englische Kriegsgefangenschaft. Jahre später wird er seine Kriegserlebnisse, wie viele seiner Schriftstellerkollegen, in einem Roman, der den Titel "S44" tragen soll, verarbeiten. Zwei Jahre später - 1919 - wird er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und kehrt nach Deutschland in seine Heimatstadt Bendorf zurück. In der alten Heimat nimmt er 1920 für wenige Monate eine Stelle als Provinzialreferent am Provinzialschulkolleg in Koblenz an. Im April desselben Jahres geht er zu Krupp in Essen und arbeitet im firmeneigenen Pressebüro. Da bereits sein Großvater und sein Vater für Krupp tätig waren, empfiehlt die vorher in Bendorf-Sayn angesiedelte Krupp'sche Bergverwaltung, die jetzt in Betzdorf/Ww ihren Sitz hat - und nun auch zuständig für die Bendorfer Grube ist - seine Anstellung. Der weitere Lebensweg scheint nun gesichert. Im selben Jahr heiratet er Christine Lippert und 1923 wird sein Sohn Manfred geboren. Sieben Jahre wird Hermann Dannenberger zur vollen Zufriedenheit seiner Arbeitgeber für Krupp tätig sein, wie sein Zeugnis, datiert vom 30.9.1927, belegt: ,,Herr Hermann Dannenberger, geboren am 8. September 1893, trat am 26. April 1920 in unser statistisches Büro ein, das im wesentlichen der systematischen Beobachtung und Auswertung der wirtschaftlichen und sozialpolitischen Vorgänge für unsere Zwecke dient. Er war als Referent tätig und in der Hauptsache mit der Berichterstattung über sozialpolitische Fragen beauftragt. Im Oktober 1925 wurde Herrn Dannenberger auch die Herausgabe unseres Werksnachrichtenblattes ,Krupp'sche Mitteilungen' übertragen. In dieser Tätigkeit und bei der Abfassung von Berichten und sonstigen literarischen Arbeiten, wie sie gelegentliche Sonderaufgaben mit sich brachten, bewies Herr Dannenberger ein großes Geschick und Verständnis. Den an ihn gestellten Forderungen und Aufgaben hat er sich jederzeit in vollem Umfange gewachsen gezeigt, so daß wir mit ihm stets sehr zufrieden waren. Sein persönliches Verhalten war immer tadellos. Herr Dannenberger verläßt uns heute auf seinen Wunsch" - so die Beurteilung. Neben seiner Tätigkeit bei Krupp schreibt Hermann Dannenberger seit 1924 regelmäßig für eine Vielzahl größerer und kleinerer Zeitungen und Zeitschriften. Die Titelliste liest sich wie das "Who is Who" unter den westdeutschen Zeitungen der damaligen Zeit. Unter diesen sind so bekannte Namen wie die " Weltbühne", des später von den Nazis ermordeten Herausgebers, Carl von Ossietzky, die Vossische Zeitung, die Berliner Börsen-Zeitung, die Rheinisch-Westfälische Zeitung, die Kölnische Zeitung, die Frankfurter Zeitung, und der Dortmunder General-Anzeiger. Die feste Anstellung bei Krupp einerseits und die vielfältige journalistische Arbeit als freier Mitarbeiter bei den verschiedensten Organen andererseits läßt Hermann Dannenberger auf die Idee kommen ein Pseudonym zu benutzen. Er nennt sich darum unter anderem; Erik Reger 1927, gerade in der Zeit der beginnenden Weltwirtschaftskrise verläßt Hermann Dannenberger seine sichere Position bei Krupp und wird Mitarbeiter der in Essen erscheinenden Literatur- und Theaterzeitschrift "Der Scheinwerfer". Das Pseudonym Erik Reger tritt fortan an die erste Stelle und verdrängt allmählich seinen Geburtsnamen. "Der Scheinwerfer" wird bald zu einer vielbeachteten Zeitschrift in der damaligen Kunst- und Kulturszene. Reger - Dannenberger, bestimmt wesentlich Aussehen und Inhalt des Scheinwerfers, und ab 1928 produziert er praktisch allein, inklusive fast aller Beiträge die Wochenzeitung "Westdeutscher Scheinwerfer". Kaum eine Persönlichkeit des regionalen und überregionalen Kulturbetriebs bleibt von seiner Kritik und seinem Spott verschont - man bezeichnete ihn deswegen auch als einen ,,Karl Kraus des Reviers". Regers journalistische Arbeit ist weitgefächert. Neben seiner Arbeit als aufmerksamer Beobachter der Literatur- und Theaterszene widmet sich Reger auch den wirtschaftlichen und politischen Themen seiner Zeit als Mitarbeiter mehrerer renommierter Zeitungen. Reger wird ob seines schnörkellosen und sachlichen Stiels in seiner Berichterstattung und seiner gepflegten deutschen Sprache zu einer anerkannten Größe des deutschen Journalismus. Neben der alltäglichen journalistischen Arbeit wird Reger auch schriftstellerisch aktiv. Das Thema seiner Romane sind in erster Linie Menschen-Schicksale, Ausbeutung, Intrigen und Überlebenskampf im Industrierevier. Er wird durch seine Kenntnisse aus dem Intimbereich der Industrie des Ruhrgebiets, u.a. auch durch seine Jahre bei Krupp, so etwas wie der unautorisierte Frontberichterstatter zwischen der Welt des Bürgertums und der Arbeitenden Klasse. Sein Erstlingsroman "Union der festen Hand", der genau hier im Milieu der Industrielandschaft von Kohle und Stahl angesiedelt ist, findet sogleich höchste Anerkennung. Für Eingeweihte stellt dieser Roman jedoch so etwas wie ein Schlüsselroman für die inneren Verhältnisse des Ruhrgebietes dar. "Union der festen Hand" wird in viele Sprachen übersetzt. 1932 erscheint "Das wachsame Hähnchen". Für sein literarisches Schaffen erhält Reger den Kleist-Preis, einen der höchsten Preise des literarischen Deutschland. Aber nicht nur Freunde hatte sich Reger mit seiner literarischen Tätigkeit erworben. Viele Nazi-Größen hatten den Roman "Union der festen Hand" als eine Streitschrift gegen das von ihnen propagierte Bild von der zukünftigen Industriekultur aufgefaßt. Die klare Haltung Regers für eine freie und unzensierte Presse, die er auch in seinen Werken vertrat, machte ihn schnell bei den Mächtigen des 3.Reiches unbeliebt und Reger mußte sich mit seiner Familie 1934, vor der Rache der Nazis fliehend, in die Schweiz in Sicherheit bringen. 1936 muß er jedoch die Schweiz wieder verlassen und er kehrt wieder nach Deutschland zurück. Neben seiner schriftstellerischen Arbeit kann er auch bald wieder journalistisch bei einigen Zeitungen arbeiten. Ehe er 1938 zum "Deutschen Verlag" (dem arisierten ehemaligen Ullstein Verlag) in Berlin als Lektor geht, hatte er zuvor in Mannheim bei der Fa. Boehringer & Söhne in deren Werbeabteilung eine Anstellung gefunden. Als der 2.Weltkrieg zu Ende geht hat Reger mit viel Glück überlebt und trotz allem mehrere Romane veröffentlicht. So 1932 "Das wachsame Hähnchen", 1933 "Schiffer im Strom", 1935 "Lenz und Jette" und "Napoleon und der Schmelztiegel", 1936 "Heimweh nach der Hölle", 1941 "Der verbotene Sommer" und "Kinder des Zwielichts". 1945; nach dem Kriegsende, den Reger in Berlin erlebte, sind zunächst die Zeitungen von den Siegermächten verboten worden. Für den Neuanfang werden integere und vom Nationalsozialismus unbelastete Journalisten gesucht. Erik Reger ist einer von jenen, der sich in der vorhergegangenen nationalsozialistischen Epoche nicht hat korrumpieren lassen. Im September 1945 erhält er - zusammen mit Walther Karsch, dem letzten Herausgeber der Weltbühne, und Edwin (nicht Erwin, Anm.: 1) Redslob, von der britischen Zensurbehörde in Berlin die Genehmigung zur Herausgabe einer Tageszeitung, der ersten parteiunabhängigen im Westen, für den Berliner "Tagesspiegel". Erik Reger wird zugleich neben seiner Tätigkeit als Mitherausgeber auch Chefredakteur. Er war ein Leitartikler von hohem Rang, stets Nonkonformist, unbestechlich, ein Meister der Sprache, nahezu unschlagbar im verbalen Florettfechten. Ein Individualist bester journalistischer Schule, manchmal bis an die Grenze zur Eigenwilligkeit, perfekt im Anwenden eisgekühlter Logik und auch gelegentlich unnahbarstreng. Die von Erik Reger in seinen unzähligen Leitartikeln und Kommentaren vertretene Haltung eines sturen Antikommunismus ist beileibe nicht mit der eines "kalten Kriegers" zu verwechseln. Regers Maximen in allen Fragen der Politik waren das Ziel der Wiedervereinigung unter demokratischen Vorzeichen und ein unbedingter freier Journalismus. Seine politischen Kommentare wurden zur Lieblingslektüre vieler Berliner. Einige wenige ärgerten sich schwarz dabei, für die meisten aber waren Regers Beiträge ein Labsal für die Seele. Erik Reger hat das Bild des "Tagesspiegels" maßgeblich geprägt. So wie er in jungen Jahren die Seele des Ruhrgebiets wie kein zweiter erfaßte und auch ohne verletzend zu wirken literarisch darstellen konnte, so wurde Erik Reger für die Nachkriegszeit und die frühen 50er Jahre so etwas das politische Gewissen Berlins. Reger initiierte eine Menge politischer und kultureller Aktivitäten und starb viel zu früh im Mai 1954 60jährig in einem Wiener Hotel an einem Herzinfarkt. Die Vielzahl der Beileidstelegramme, die aus dem In- und Ausland seinen Tod betrauern, zeigen, welche Hochachtung und welchen Respekt Erik Reger bei politischen Freunden ebenso wie bei seinen Gegnern besaß. Der aus Bendorf stammende Publizist Hermann Dannenberger - Erik Reger; der nie den Bezug zu seiner Heimatstadt verlor, war über die Grenzen seines Vaterlandes hinaus von namhaften Politikern, Wirtschaftlern und Künstlern hochgeachtet. Zu seinen Freunden zählten unter anderem Theodor Heuss, Otto Suhr, Konrad Adenauer und Ernst Reuter. Anm.: 1) freundlicher Hinweis von: Helge Jan Schmodde Geehrte Besucherinnen und Besucher wir danken Ihnen für Ihren
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