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Dieser Aufsatz ist zuerst erschienen in:
Heimatbuch 1995 für den Landkreis Mayen-Koblenz, S. 102

In Erinnerung an Anneliese Debray

Ein Lebensbild

von Dieter Kittlauß

Anneliese Debray an Ihrem 70.Geburtstag

Aufgrund einer Herzattacke verstarb Anneliese Debray am 18. Februar 1985 auf einem Hamburger Bahnhof ganz plötzlich im Alter von 74 Jahren. Nach der Überführung erfolgte die öffentliche Aufbahrung in der Kapelle des Hedwig-Dransfeld-Hauses in Bendorf. Viele Freundinnen und Freunde aus aller Welt hielten die Totenwache. Bei dem Requiem in der Bendorfer St.-Medardus-Kirche sprach der rumänische Jude Ruven Moscowisz aus Jerusalem das jüdische Totengebet. Das war vor 10 Jahren, ein Anlaß zur Erinnerung an diese Frau, von der damals gesagt wurde, daß sie zu den großen Frauen der deutschen Nachkriegsgeschichte gehöre, ohne jemals nach Amt und Würde zu streben.

Anneliese Debray, am 30. Mai 1911 in Lünen (Westf.) geboren, mußte nach dem frühen Tod der Mutter die Sorge für die jüngeren Geschwister übernehmen und deshalb das Gymnasium abbrechen. Als Autodidaktin eignete sie sich aber eine breite Bildung an, lernte mehrere Sprachen und fand dann später eine Stelle als Chefsekre-tärin in Hamburg bei einem Großkonzern. In ihrer Freizeit war Anneliese Debray in der katholischen Mädchenarbeit tätig und geriet deshalb in Auseinandersetzungen mit der Gestapo. 1945 verzichtete sie auf eine weitere berufliche Karriere und übernahm in Bendorf die Leitung des Sekretariats des Jugendbundes, des Katholischen Deutschen Frauenbundes. In vielen Werkwochen und Tagungen setzte sie sich für eine religiöse und geistige Neuorientierung ein. 1950 übernahm Anneliese Debray die Leitung des Hedwig-Dransfeld-Hauses. Ihre besondere Sorge galt zunächst der Weiterentwicklung der Müttergenesung, die bereits 1925 durch katholische Frauen aufgebaut worden war, der beruflichen Weiterbildung der Mädchen aus sozial schwachen Familien und der Integration von Behinderten. Dazu kam aber als neues Anliegen der Gedanke der Versöhnung der Völker.

"Nur wenn sich die Menschen kennenlernen, Vorurteile abbauen und Freundschaften entstehen, kann Frieden zwischen den Erbfeinden werden; die Politik muß von innen heraus mit Leben erfüllt werden, der Frieden muß in den Herzen der Menschen verwurzelt werden".

Mit diesen Zielen lud Anneliese Debray Franzosen, Polen, Niederländer, Engländer, Israelis und Belgier nach Bendorf ein, organisierte Begegnungen, Freizeiten und Seminare. Der Satz des jüdischen Theologen Martin Buber „Alles wirkliche Leben ist Begegnung" wurde zum Motto dieser Arbeit. Als tief religiöser Mensch sah Anneliese Debray ein besonderes Defizit in der gegenseitigen Entfremdung der Christen untereinander und zwischen Juden und Christen. So wurde das Hedwig-Dransfeld-Haus auch zum Zentrum der Verständigung zwischen Menschen unterschiedlicher religiöser Tradition. Der Glaube an den lebendigen Gott gibt uns nicht das Recht zu Diskriminierung und Verwerfung, Was die religiösen Menschen eint, ist viel stärker als das Trennende. So dachte und lebte Anneliese Debray.

1968 fand in Bendorf die erste jüdisch-christliche Bibelwoche statt, bei der junge Theologen aus dem Judentum und den christlichen Kirchen trotz fast 2000 Jahre Entfremdung, Feindschaft und Verfolgung einen Neuanfang wagten. Daß dann später die Muslime in diesen Dialog einbezogen wurden, war eine Konsequenz dieses Denkens. Anneliese Debray hatte ein sehr waches Gespür dafür, daß wir Deutschen nach Auschwitz eine dienende Rolle in der Völkergemeinschaft einnehmen müssen. Das politische Schicksal, das wir uns durch die faschistische Barbarei eingehandelt haben, verlangte nach Wiedergutmachung durch Offenheit, Dienst, Bescheidenheit, Verzicht, Ertragen von Vorwürfen und Verständnis für die Sorgen und Nöte der anderen. Europa, die eine Welt, Mutter Erde und die Menschheitsfamilie waren damals bereits für Anneliese Debray vertraute Worte, ebenso wie ihr Satz von den „kleinen Schritten zum Frieden". Für sie war auch die Teilung Deutschlands immer ein Greuel, deshalb gehörten zahlreiche Reisen in die DDR zu ihrem Programm, um Freundschaften zu gründen und zu pflegen.

Nach ihrer Pensionierung lebte Anneliese Debray eine Zeitlang in Israel, damit ging ein langgehegter Wunsch in Erfüllung. Höhepunkt ihres Lebens war die Teilnahme an einer Friedensreise von Pax Christi nach Moskau. Anneliese Debray hat den Namen der Stadt Bendorf in vielen Ländern bekanntgemacht. So ist es angebracht ihr Bild; daß einer starken Persönlichkeit und liebenswerten Frau, im Bewußtsein ihrer Bendorfer Mitbürger, in Erinnerung zu rufen.

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