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Bendorfer Persönlichkeiten:

Albert Möhlich baute sich seine Freiheitshütte

von Josef Roth †, Mitglied der GGH

Albert Mölich vor dem Rohbau seiner von ihm selbst erbauten "Freiheitshütte"

Ein Bendorfer "Aussteiger" Anfang dieses Jahrhunderts. Viele Bendorfer werden nicht wenig erstaunt sein, daß es in der Bendorfer Stadt- und Zeitgeschichte so etwas gegeben hat. Dieser Bericht sei dem Manne gewidmet, der sich im Wäschbachtal eine "Freiheitsbütte" erbaute und streng nach den Gesetzen der Natur viele Jahre darin gelebt hat; Albert Möhlich.

Albert Mölich in seinem Lebensumfeld in der "Wäschbach"

Er war ein echter Bendorfer Junge. Möhlich wurde geboren in Bendorf am 12. 8. 1893 und war nach seiner Schulentlassung in der Bendorfer Industrie in verschiedenen Branchen als Arbeitnehmer tätig. Es war eine schwere Zeit, die er seit seiner frühesten Jugend während des ersten Weltkrieges durchstehen mußte. Dann kam 1918 der totale Zusammenbruch des deutschen Kaiserreiches und die Gründung der Weimarer Republik. Alle diese schweren Erlebnisse, die Hungerjahre während des ersten Weltkrieges, die schweren Anfangsjahre der Weimarer Republik, haben dann auch sein junges reifendes Leben nachhaltig geprägt.

eine fröhliche Runde

Albert Möhlich liebte die Freiheit über alles und verachtete den Krieg bis ins Letzte. Er wurde Sozialist. Trotz allem blieb er ein fröhlicher Mensch. Er liebte die Zupfmusik und spielte in dem damaligen Mandolinenclub die Laute. Man kann heute mit Fug und Recht sagen, Natur, Musik und Wandern waren seine Jugendhobbys. Hier seien noch einige Namen genannt, die mit ihm in dem damaligen Mandolinenclub nach dem ersten Weltkrieg gemeinsam musizierten; Ernst Strehlau , Franz Löhr, Hartel, Merk, Karl Nikolaus (aus Mülhofen), Max Simons. Später kam noch hinzu Gustav Pollmer, Jahrgang 1911, der in schon ganz jungen Jahren das Mandolinenspiel erlernte und im Alter von 10 Jahren in dem Club mitspielte. Albert Möhlich war mit der Familie Max Pollmer eng befreundet. Und so ergab sich auch das gemeinsame Musizieren. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß Gustav Pollmer einer der besten Mandolinen- Benjo- und Hawaigitarrenspieler in der Stadt Bendorf war. Er gab auch lange Zeit selbst Unterricht in der Zupfmusik.

A. Mölich als Lautenspieler

Mit der politischen Entwicklung der damaligen deutschen sozialdemokratischen Partei Deutschlands, die sich damals noch nach der marxistischen Lehre orientierte, war Albert Möhlich nicht immer ganz einverstanden. Er war und blieb ein Sucher nach der politischen Freiheit, die ihm vorschwebte. So wechselte er auch über von der SPD zur USP, eine neu gegründete linksstehende Partei zwischen der SPD und KPD. Aber auch hier fand er nicht die menschliche und politische Freiheit, die ihm im Innersten seines Herzens vorschwebte.

Der stolze Bauherr vor seiner Hütte

Man schrieb das Jahr 1927. Albert Möhlich machte das wahr, was er sich schon immer wünschte. Mit Genehmigung der Stadtverwaltung Bendorf und dem damaligen Eigentümer des etwas wildwuchernden urischen Geländes, baute er sich mit Hilfe einiger Freunde eine Hütte im Wäschbachtal und gab ihr den Namen Freiheitshütte Bendorf. Er schied damit auch aus seinem bis dahin geführten bürgerlichen Leben in Bendorf aus. Er wurde Vegetarier und fühlte sich ab nun völlig den Gesetzen der Natur verbunden. Er lebte in und mit der Natur. Zum größten Teil auch von Kräutern, Obst, Wurzelkräuter, Haferflocken, Weizenkörner und Korn, die er sich selbst schrotete. Auch sein menschliches Aussehen veränderte sich völlig. Er überließ Bart- und Haarwuchs und auch seinen menschlichen Körper ganz und gar den Gesetzen der Natur, in der er auch seine so lang ersehnte Freiheit in der Hut der Natur gefunden hat. Von daher auch der Name Freiheitshütte Bendorf.

A. Mölich in späteren Jahren

Allen seinen Freunden in Bendorf, Weitersburg und Umgebung blieb er der alte, fröhliche, freundliche Albert Möhlich über viele Jahre hinweg. So lebte er in Frieden mit den Menschen und der Natur, bis die Nazis ihn etwa um 1937 1938 ( ein genaues Datum ist mir nicht bekannt) diesem seinem Leben in der Natur jäh ein Ende setzte. Er wurde verhaftet und anschließend in ein KZ gebracht, wo er bis zum Kriegsende den Torturen des KZ ausgesetzt war. Es war und ist eines der größten Verbrechen, einen Menschen festzunehmen, der nur auf seine eigenen Füße gestellt in der Freiheit der Natur gelebt und in Freiheit leben wollte und wegen seiner sozialistischen Gesinnung und Grundhaltung zum Frieden ihn einfach in ein KZ einzubringen.

Albert Mölich, Foto aus dem Totenzettel

Was den Schreiber dieses Berichtes betrifft, so habe ich, da ich in der oberen Remystraße wohnte, den größten Teil seines Lebens, ab 1927 - 1928, aus nächster Nähe bei gelegentlichen Spaziergängen in die Wäschbach verfolgen können und habe auch manches Gespräch persönlich mit ihm geführt. Als ich dann am 31. 12. 47 aus Kriegsgefangenschaft nach fast 9 Jahren zurückkehrte, traf ich ihn wieder auf der Vierwindenhöhe, da seine Freiheitshütte zerstört und abgerissen war, hatte er sich auf der Vierwindenhöhe, Haus Nr. 84 neu niedergelassen.

Er war wieder der Alte, wie eh und je, doch noch gereifter von all dem Schweren, was er im KZ erleiden mußte. Seine enormen Kenntnisse und Erkenntnisse in der Naturheilkunde, sein Wissen über die Heilkräuter kamen vielen Menschen zugute, die ihn auf dem Wege der Naturheilpraxis um Hilfe baten. Er war und blieb ein fröhlicher, hilfsbereiter Mensch in der Freiheit der Natur, die er über alles liebte bis zu seinem Tod. Er verstarb am 20. 3. 1974 und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in Bendorf.




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