HERZLICH
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Geehrte Besucherin / Besucher, Sie haben eine Seite
der Homepage der Gesellschaft für Geschichte
und Heimatkunde von Bendorf und Umgebung e.V. kurz gesagt der
"GGH" angewählt. Die Gesellschaft
für Geschichte und Heimatkunde (GGH) hat es sich zur Aufgabe gemacht
Ihnen, wenn Sie wollen, ein wenig über unsere Heimatstadt Bendorf zu
berichten. Unser Angebot richtet sich in der Hauptsache an geschichtlich und
heimatkundlich Interessierte. Mehr über Bendorf und unser
Angebot auf unserer Startseite
Eine heimatkundliche
Wanderung entlang des Limes zwischen Sayn und
Höhr-Grenzhausen
von Werner Schönhofen
Der Obergermanisch-Rätische Limes, jenes Grenzwerk aus
römischer Zeit, stellt mit seinen rund 550 km zwischen Rheinbrohl und
Regensburg streckenmäßig das größte archäologische
Denkmal Europas dar. Im Westerwaldteil des Landkreises Mayen-Koblenz sind eine
Turmrekonstruktion sowie Spuren von Wall und Graben und Fundamentreste von
Wachtürmen im Wald zwischen Bendorf-Sayn und Höhr-Grenzhausen
für den aufmerksamen Wanderer erkennbar. Wir können sie auf einer
rund zweistündigen Wanderung aufsuchen.
Dazu soll das Sayner Schloß (Endhaltestelle des KEVAG-Busses
aus Richtung Koblenz) unser Ausgangspunkt sein. Wir wandern die
Brexstraße entlang und überqueren bald den Brexbach. Der
Rheinhöhenweg (Kennzeichen »R«)
führt uns in Serpentinen rechts den Hang hoch, dabei überqueren wir
die Bahnlinie nach Siershahn. Von unserem Pfad, besonders aber von einer
kleinen Aussichtskanzel am Hang rechts desselben, haben wir eine schöne
Sicht auf die Sayner Burgen, die auf dem Bergsporn zwischen Sayn und
Brexbachtal liegen und sich bis ins Tal zu den Ruinen des Schlosses hinziehen.
Durch eine grüne duftende Douglasien- Kultur erreichen wir einen Kiesweg,
der bergauf weiterführt. Auf der Höhe erblicken wir gegenüber
auf einem Bergrücken Bendorf-Stromberg.
Der R-Weg wendet sich nun rechts in,
Richtung Vallendar, während wir geradeaus weitergehen. Hinter dem
»Meisenhof« wandern wir nach links auf breitem Weg in den Wald.
Bald stehen wir vor dem Römerturm auf dem Pulverberg. Er hat in den
Limesunterlagen die Nummer 1/54. Die Reichslimes- Kommission, die um die
Jahrhundertwende den Limes systematisch erforschte, teilte diesen nach der
damaligen Länder- und Provinzzugehörigkeit in Teilstrecken ein. Von
den insgesamt 15 Strecken umfaßt die 1. Strecke den Limes von Rheinbrohl
bis Bad Ems (etwa Rheinprovinz). Jeder Turm wurde dann von l an fortlaufend
nummeriert. So erhielt der Turm auf dem Pulverberg die Nummer 54 (ab
Rheinbrohl). 1912 wurde vom örtlichen Verkehrsverein 10 m östlich des
originalen Schutthügels, den man also links des Wegen 10 m von der
Rekontruktion erkennen kann, diese Turmrekonstruktion geschaffen. Im damaligen
niederen Wald war er sicher ein anziehener Aussichtspunkt ins Rheintal.
Bei allen rekonstruierten Limestürmen in Rheinland-Pfalz;
Rheinbrohl, Wingertsberg bei Oberbieber, Pulverberg bei Sayn, Stephansturm auf
dem Großen Kopf bei Arzbach und Winterberg bei Bad Ems und neuerdings bei
Hillscheid - ist die jeweilige Rekontruktion sehr fraglich. Das Aussehen
unserer Limestürme kann man nur vermuten anhand von Bodenfunden und der
Darstellung ähnlicher Türme, z. B. solcher vom Dakerwall in
Rumänien auf der Trajanssäule in Rom. So ist der rekonstruierte Turm
auf dem Pulverberg hier sicherlich auch zu niedrig ausgefallen. Der Einstieg
befand sich in Stockwerkhöhe, die Leiter davor konnte so bei Gefahr erst
einmal weggezogen werden, und die Wachmannschaft auf dem Turm war fürs
erste sicher. In spätere Zeit wurde der Limes von Steintürmen
überwacht und nicht von Patrouillen am Wall. Die Türme waren - dem
Fundmaterial nach zu urteilen - mit Schindeln, Stroh oder Schiefer, aber nicht
mit Ziegeln gedeckt. Neben der Rekonstruktion wird auch der Laie mit etwas
Spürsinn die brombeerüberwachsene Stelle des Fundamentrestes des
Originalturmes erkennen.
Schwieriger wird es schon sein, den Limes selbst, der hier
schwach als Terrassen- Hangkante erkennbar ist, auszumachen. Vom Römerturm
folgen wir dem Wegezeichen (stilisierter
Römerturm) durch den Wald aufwärts und halten diese Richtung
bei. Weitere Limesreste sind vorhanden aber schlecht zu erkennen. Unser Weg
führt uns schließlich zum »Sträßchen« dem wir
nach links in Richtung Höhr-Grenzhausen folgen. Wir kommen zur
Grillhütte am Steinebrücker Weg. Hinter dessen Abzweigung finden wir
mit etwas Geschick die Überreste von zwei Wachtürmen; in der
Reihenfolge sind wir jetzt bei 1/58. Auch der Limesgraben wird bald erkennbar.
Er ist hier immer wieder gestört. Folgen wir ihm durch den Hochwald, so
erreichen wir bald den Wachturm 1/59 mit der Flurbezeichnung »Drei
Eichen«. Hier befinden wir uns an der besterhaltenen Stelle von Wall und
Graben auf der 1. Strecke (Rheinbrohl-BadEms). Hinter dem Limes liegen die
Schutthügel zweier Steintürme und eines Holzturmes.
Holztürme mit Ringgraben waren die Vorläufer der
Steintürme. Die Türme standen - je nach
Geländeverhältnissen - 300 - 900 m voneinander entfernt, so daß
Rauchzeichen aus feuchtem Stroh z.B. bei Gefahr von einem zum nächsten
Turm gegeben werden konnten, damit aus den nächsten Kastellen in beiden
Richtungen Soldaten zu Hilfe eilen konnten.
Wenn der Limes bald im dichten Dickicht verschwindet, wenden wir
uns wieder nach rechts dem Sträßchen zu. Wir sollten jedoch einen
Abstecher auf dem nächsten Waldweg nach links machen; hier ist der Limes
besonders gut zu erkennen. Er verschwindet bald wieder im Unterholz. Über
das Sträßchen erreichen wir den Parkplatz an der Straße
Bendorf- Höhr-Grenzhausen. Jenseits derselben, zwischen ihr und der
Autobahn, befand sich Wachturm 1/60 »Römerbusch«. Nachdem wir
nun auf unserer Wanderung neben der Wachturmrekontruktion auf dem Pulverberg
einige schöne Überreste vom Limes sehen konnten, wenden wir uns
wieder dem Rückweg zu.
Dazu können wir über das
»Sträßchen« wieder zurückwandern oder aber vom
nahen Höhr-Grenzhausen aus mit dem Stadtbus über Vallendar zum Sayner
Schloß zurückfahren. Wer eine Tageswanderung machen will, kann auf
einem Wanderweg über die Burg Grenzau (Wegezeichen »X« 12 km, also insgesamt 20 km) nach Sayn
zurückwandern.
Wer sich für den Limes ganz allgemein interessiert, sei auf
den Aufsatz »Der römische Limes, ein bedeutendes
archäologisches Kulturdenkmal in Rheinland-Pfalz« von Hans Helmut
Wegner im Heimatjahrbuch 1984 des Kreises Mayen-Koblenz (S. 169 ff.) und auf
die einschlägige Literatur verwiesen. Es soll nicht unerwähnt
bleiben, daß der Limes auf dieser Teilstrecke unter Kulturdenkmalschutz
steht. Grabungen sind also strafbar und sinnlos, denn an dieser
militärischen Anlage wurden von der Reichslimes- Kommission die wenigen
Funde bereits geborgen. Wir sollten ihn schützen und der Nachwelt als
einen interessanten historischen Überrest erhalten.
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