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Bendorfer Persönlichkeiten:

In Memoriam - Ferdinand Knopp

Bearb. W. Kutsche

Am 09.09.1998 verstarb in Bendorf,

Herr Ferdinand Knopp

Inhaber des Bundesverdienstkreuzes am Bande, Inhaber der Hans-Böckler-Plakette, Ehrenmedaille des Förderkreises Geschichte der Arbeiterbewegung, im Alter von 86 Jahren.

Ferdinand Knopp, Veranstaltung von DGB- VHS und IG Chemie 20. August 1991

Mit dem Namen Ferdinand Knopp verbindet sich für weite Bevölkerungskreise der Stadt Bendorf und darüber hinaus - die Idee von sozialer Verantwortung und Gerechtigkeit der Gesellschaft gegenüber ihren schwächeren Gliedern. Ferdinand Knopp war das "soziale Gewissen" und die gelebte Demokratie in unserer Gesellschaft. Für ihn war das Wort "Gemeinsinn" nicht Schall und Rauch - Er lebte es vor.

Die Verdienste, die sich Ferdinand Knopp in seinem lagen Leben erworben hat, alle aufzählen zu wollen würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Stellvertretend möchte ich hier die Laudatio zitieren, die sein Freund und langjähriger Mitstreiter, der 2.Beigeordnete der Stadt Bendorf, Herr Willi Böhm, anlässlich der Verleihung der Ehrenmedaille des Förderkreises ,,Geschichte der Bendorfer Arbeiterbewegung und der Gewerkschaften e.V.", am 24.03.94 auf ihn gehalten hat.


"Lieber Ferdinand, Liebe Kolleginnen und Kollegen, werte Gäste!

Der Förderkreis "Geschichte der Bendorfer Arbeiterbewegung und der Gewerkschaften e.V. hat in seiner Satzung unter dem § 2 folgenden Vereinszweck festgeschrieben. Darin heißt es: ,,Der Verein stellt sich die Aufgabe, dafür einzutreten, daß die Geschichte der Arbeitswelt, des Lebensalltages der Arbeitnehmer, der Gewerkschaften und der Bendorfer Wirtschaftsbranchen dargestellt wird." Diesen Paragraphen, meine lieben Förderkreisfreunde, wollen wir heute mit Leben erfüllen, indem wir unserem Kollegen Ferdinand Knopp die Ehrenmedaille des Förderkreises verleihen.

Willi Böhm überreicht im Namen der Betriebsräte eine Erinnerungsgabe (28.3.1973)

Im vergangenen Jahr jährte sich der Gründungstag dieses Förderkreises zum 5. Male. Dieses Jubiläum war Anlaß, die gußeiserne Plakette erstmals der Öffentlichkeit vorzustellen. Sie wurde von Heinz Schiffer, einem ehemaligen Meister der Concordiahütte, als Modell konstruiert und auch von ihn entworfen. Unser Kollege Toni Schmidt - ebenfalls Mitarbeiter der Concordiahütte - übernahm dabei fachmännisch die Gießarbeiten. - Also, eine Medaille von Kollegen entworfen und erarbeitet für Kolleginnen und Kollegen.

Der Vorstand hatte sich einstimmig dafür ausgesprochen, unserem Kollegen Ferdinand Knopp die Medaille für das Jahr 1993 zu verleihen.

Liebe Kollegen, gerne nehme ich nun die Gelegenheit wahr, einige Ausführungen zu den Verdiensten unseres Freundes Ferdinand Knopp in meiner Eigenschaft als 1. Vorsitzender dieses Förderkreises zu machen:

Nach dem Krieg wurden im Rathausgebäude II, Dienstags Sprechstunden der dortigen Nebenstelle der IG Chemie für die Kollegen eingerichtet. Dort suchte auch ich Rat - als neugewählter Betriebsratsvorsitzender. Besonderer Verdienst unseres Kollegen Ferdinand Knopp war es damals, als sog. ,,alter Hase" sein Wissen, seine Erfahrungen uns - als den ,,Jungen" auf dem Gebiet zu vermitteln. Diese Anlaufstelle wurde von uns besonders geschätzt, und ich denke, daß hier ein herzlicher Dank seitens aller Kollegen an dieser Stelle unserem Freund nochmals ausgesprochen werden darf.

Zu diesem ,,Team ,, - so sagt man wohl heute - zählten schon damals Walter Gläsner, Ernst Wasem, H.G. Lang und Herbert Reusch, den ich heute herzlichst begrüßen darf.

Liebe Kollegen, wir alle sind uns bewußt, heute einen verdienten Kollegen - einen Mann der ,,ersten Stunde nach dem Kriege" in unserer heimischen Gewerkschaftsgeschichte ehren zu dürfen, einen Mann, der für seine Kollegen des Betriebes Dr. Otto, für seine Gewerkschaft und auch damit für das Gemeinwohl so unermeßlich Wertvolles geleistet hat, daß es uns eine liebenswerte Pflicht ist.

Natürlich beschränkte sich diese Arbeit nicht nur auf den Bereich der IG Chemie der Verwaltungsstelle Neuwied, sondern sie galt auch in hohem Maß den Interessen der DGB - Arbeit, hier im besonderen dem Ortskartell. So wußte er immer einzuschätzen, als Angehöriger der Einheitsgewerkschaft, welche verheerenden Folgen eine Spaltung der Arbeitnehmerschaft haben würde.

Nicht in Bendorf - oder in Koblenz, nein, Ferdinand Knopp wurde in Saarbrücken am 29. Januar des Jahres 1912 geboren. Trotzdem fühlt er sich als ,,Schängel", weil er in Koblenz aufwuchs. Nunmehr, seit 55 Jahren bereits ist er Bendorfer und genießt ein hohes Ansehen in seiner Wahlheimat. Seine Frau Katharina und seine drei Töchter sind echte Bendorfer ,,Määd'sche", so schrieb es die Bendorfer Zeitung , als Ferdinand Knopp 75 Jahre wurde.

Gesundheitlich sehr beeinträchtigt kam er aus dem unseeligen 2.Weltkrieg damals zurück mit einem Granatsplitter in der Lunge, der ihn heute noch quält. Ein zerschmetterter Unterkiefer war gleichfalls eine schlimme Erinnerung an den wahnsinnigen Krieg.

1945, im Juli kam er nach Bendorf so beeinträchtigt aus der Kriegsgefangenschaft und begann im August des darauffolgenden Jahres sich bei der Fa. Otto als Hilfsarbeiter zu betätigen. Aufgrund seines großen Engagements wurde er kurz danach im Jahre 1947 in den Betriebsrat gewählt und sollte auch schon den Vorsitz übernehmen, den er vorerst jedoch ablehnte.

Man muß erwähnen, liebe Kollegen, daß seinerzeit die französische Besatzungsmacht das Sagen hatte, insbesondere über die "feuerfeste Industrie" und anderer Betriebe wie die Concordiahütte und die Fa. Sanapol. Man nannte sie die Prioritätsbetriebe, in denen die arbeitende Belegschaft von den Franzosen Lebensmittel- und Hausbrandzuteilungen erhielt, dies sicher nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern weil sie Produktion und Arbeitskraft benötigten. Das Problem war, daß die Verteilung der nicht ausreichenden Zuteilung undankbare Aufgabe der Betriebsräte war, während sich die Werksleitungen aus dieser Verantwortung zogen. Und im übrigen fanden sie auch wenig Anerkennung bei den Franzosen wegen der Vergangenheit.

Man muß daran erinnern, daß es wohl das alleinige Verdienst der Betriebsräte war, daß die Maschinen wieder zum Laufen kamen und die Kollegen wieder zupackten. Heute, liebe Kollegen, gehen die Konzerne andere Wege, bitter für die Mitarbeiter, wenn Schließungen geplant sind und dieses Schicksal traf auch den Betrieb von Ferdinand Knopp

Damals gab es eine Arbeitsgemeinschaft der Betriebsräte der Firmen Rhein-Dinas - Dr. Otto und Neizert, also drei "Feuerfest-Betriebe". Ferdinand Knopp war der Schriftführer dieser Arbeitsgemeinschaft. Im Auftrag der damaligen Betriebsratsvorsitzenden Emil Biegel (Rhein-Dinas), Herr Massig (Dr.Otto) und Peter Ruddisch (Neizert) wurde folgende Forderungen an die französiche Militärregierung gestellt:

- Sofortige Anlieferung von drei Zentnern Einkellerungskartoffeln,
- Einstufung der Akkordarbeiter der Schamotte-Produktion in die Schwerarbeiterkategorie
- Zusätzliche Lebensmittel für die Werksküchen
- Ausgleich der erneuten Kürzungen auf den Schwerarbeiterzulage-Karten.

Es gehörte damals sehr viel Mut dazu, diese Forderungen gegenüber der Militärregierung zu äußern. Und Ferdinand Knopp zählte auch zu diesen Mutigen, die Gefahr laufen mußten, von den Franzosen inhaftiert zu werden.

Sein Verdienst war es mit, daß diese Hungerjahre in der Nachkriegszeit einigermaßen überstanden werden konnten.

Warum habe ich dieses alles so ausführlich geschildert, liebe Kollegen? Ich möchte damit sagen, daß nicht die Unternehmer selbst das Wort hatten, sondern die Gestaltungsmacht lag eindeutig in den Händen der Betriebsräte. So etwas hört man heute nicht sehr gerne, aber es waren die Tatsachen.

Erst in den 50er Jahren wendete sich das Bild. Unbeirrt geht Ferdinand Knopp seinen Weg weiter. So wurde er 1948 zum Vorsitzenden des Betriebsrates gewählt. Bis zu seinem Ausscheiden im Mai 1975 bekleidete er dieses verantwortungsvolle Amt. Somit war er einer der dienstältesten Vorsitzenden, immer wieder getragen und neu gewählt von seinen Kollegen.

Wie es dann so ist, wenn man im Betrieb erfolgreich und aktiv ist, dann ist auch der Weg zu den vielfältigsten Aufgabenbereichen gar nicht mehr so weit.

Der neue Vorstand des DGB-Ortskartells. Ferdinand Knopp beglückwünscht seinen Nachfolger Willi Böhm (6.4.1973)

So war er Mitglied in der Tarifkommission der feuerfesten- und Säureschutzindustrie und hat ebenso an der Gestaltung des Rahmentarifvertrages zusammen mit Hans Schweitzer - dem damaligen Bezirksleiter - wesentlichen Anteil an diesem vorbildlichen Vertrag.

Im Vorstand der IG Chemie Verwaltungsstelle Neuwied war er ebenfalls tätig.

Von der Verwaltungsstelle wurde er als Arbeitsrichter am Koblenzer Arbeitsgericht vorgeschlagen, dieses verantwortungsvolle Amt übte er von 1954 - 1962 aus.

Von seiner Gewerkschaft kam auch der Vorschlag für seine Mitgliedschaft in der Vertreterversammlung der AOK in Weißenthurm. Ferdinand Knopp wurde später alternatierender Vorsitzender der AOK und war bis 1980 als Vorstandsmitglied der AOK Mayen-Koblenz tätig. Ein Amt, das er mit besonderer Freunde und Sorgfalt ausübte.

Viel Freude bereitete ihn aber auch die Tätigkeit als DGB-Ortskartellvorsitzender in Bendorf, obwohl er überrascht war, als Heinrich Peters, damaliger Betriebsratsvorsitzender der Concordiahütte, ihm dieses Amt antrug. Und das ausgerechnet vor dem 1. Mai. Aber auch hier half ihn sein gutes Organisationstalent, eine weitere Klippe zu überwinden.

Überhaupt, liebe Kollegen, haben die ,,1.-Mai-Feiern" in Bendorf eine recht lange Tradition - früher im Saalbau Schumacher mit dem Volks-Chor oder dem Concordia-Chor unter der Leitung von Theo Vest und heute finden sie im Stadtpark alljährlich statt.

Bei allen Leistungen in den verschiedenen Aufgabenbereichen, die Ferdinand Knopp im Laufe der vielen aktiven Jahre erbrachte, begleiteten ihn Anerkennung und Dank

So erhielt er im Jahre 1975 in einer Feierstunde die Hans-Böckler-Plakette, dem Gründer der Einheitsgewerkschaft.

Ferdinand Knopp bei einem Empfang zu 1. Mai 1970 im Bendorfer Rathaus. Die Zeitung titelte: Kein Klassenkamp - sonder soziale Gerechtigkeit.

Im gleichen Jahr erfuhr er die Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande für seine Verdienste um die Arbeiterbewegung und seinen unermüdlichen Einsatz für den Wiederaufbau.

Auch der Kommunalpolitik widmete Ferdinand Knopp Energie und Zeit. So wollte man auf seine Kenntnisse und seine Tätigkeit nicht verzichten und wählte ihn als Vertreter der Bürger zwei Perioden in den Stadtrat und in seine verschiedenen Ausschüsse.

Lieber Ferdinand, lieber Kollege!
Wir freuen uns , daß wir Dir heute unseren Dank noch einmal nahebringen dürfen für Deinen vorbildlichen Einsatz, Dein außerordentlich hohes Engagement für die Belange der Arbeiter, zu denen Du niemals bei allem Erfolg den Kontakt verloren hast und immer einen von ihnen bleiben wirst. Diese lobenswerte Eigenschaft zeichnet Dich besonders aus.

Einmal hast Du gesagt:

,,Betriebsratsvorsitzender zu sein, ist kein Beruf, sondern eine Berufung und muß immer wieder neu erarbeitet werden."

Dem ist nichts entgegenzusetzen. Du hast Dich um die Arbeiterbewegung in unserer Stadt ganz besonders verdient gemacht und ich hoffe sehr, daß ich anhand der genannten Beispiele dieses auch habe etwas deutlicher machen können. Und darum, lieber Ferdinand, gebührt Dir auch die Ehrenmedaille des Förderkreises, mit der wir Dich mit Stolz und Würde heute auszeichnen wollen. Mit dem Wunsch für Wohlergehen in allen Bereichen Deines Lebens sagen wir unseren abschließenden Dank.

Soweit das Zitat "Willi Böhm".



In der offizellen Traueranzeige der Stadt Bendorf heißt es:

"Rat und Verwaltung der Stadt Bendorf trauern um eine Persönlichkeit, die als Mitglied des Stadtrates sowie in verschiedenen Ausschüssen von 1969 bis 1972 zum Wohle der Bürger gewirkt hat. Tiefe Verbundenheit mit der Stadt und ihrem Geschick. verbunden mit großen Erfahrungen als Kommunalpolitiker, hatten den Verstorbenen zu einem geschätzten Ratgeber und Vertreter der Interessen der Mitbürger werden lassen...............

Mit dem Dank für all das, was Ferdinand Knopp für uns getan hat, verbindet sich unser ehrendes Gedenken. das wir ihm stets bewahren werden."




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