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Die Schlacht bei Bendorf am 2.Juli 1796

von Hans Scharfenstein †

(Ehrenmitglied der GGH)


Die in ihrer langen Vergangenheit so geschichtsträchtige und auch an Wunden reiche Stadt Bendorf hat zu allen Zeiten aufregende und schreckliche Tage erlebt, sei es in der Art von Kriegs-, Natur- oder sonstigen Ereignissen. Von solch einem Tag mit all seinen Schrecken und Nöten soll hier berichtet werden.

Wie bekannt, drangen Ende des 18. Jahrhunderts die französischen Revolutionsarmeen in Deutschland ein. Die Gebiete links des Rheines wurden an Frankreich abgetreten. Die rechtsrheinischen Gebiete wurden oft durch Kriegsereignisse schwer in Mitleidenschaft gezogen, besonders auch die Gegend des Neuwieder Beckens. Hauptgegner der Franzosen waren die Osterreicher mit ihren Verbündeten. Bendorf war durch Erbverträge seit dem Jahre 1791 als einziger Ort am ganzen Rhein preußisch geworden. Da Preußen sich in diesem Krieg neutral verhielt, hatten die Bendorfer, bei denen sich zum Schutz auch eine kleine preußische Besatzung befand, für die damaligen Verhältnisse im allgemeinen ruhige Zeiten. Allerdings hatten die Österreicher, im Gegensatz zu den Neutralitätsstatuten, in Bendorf ihr Hauptquartier. Berlin war weit weg vom Rhein und der ,,Alte Fritz" mit seiner achtungsgebietenden Persönlichkeit lebte lange nicht mehr. Die verbündeten Generale gingen hier ein und aus und gesellschaftliche Höhepunkte jener Zeit waren öfters glanzvolle Ballabende in Bendorfs Herrschaftshäusern, bei denen die Damen der Familien Remy und Hoffmann eine bedeutende Rolle spielten.

Bevor die Ereignisse des 3. Rheinübergangs der Franzosen bei Neuwied besprochen werden, sei darauf hingewiesen, daß diese in den Jahren von 1795-97 insgesamt viermal bei Neuwied den Rhein überquerten. Jedesmal traten ihnen dabei die Österreicher entgegen. Bei den Kämpfen wurden einmal diese, dann wieder jene in die Flucht geschlagen. Was dabei die einheimische Bevölkerung erduldete und mitmachte, kann man sich gut denken. Einquartierungen, Abgaben, Beschlagnahmungen usw. waren an der Tagesordnung und damit verbunden der Mangel am Notwendigsten.

Der 3. Rheinübergang der Franzosen begann in der Frühe des 2. Juli 1796 um 14.30 Uhr mit einer Kanonade von etwa 40 Geschützen, die von St. Sebastian bis Weißenthurm auf der linken Rheinseite aufgestellt, ein fürchterliches Bombardement der rechtsrheinischen Seite begannen. Gegenüber Bendorf, wo man keinen Rheinübergang der Franzosen vermutete, hatten sie 14 Kanonen und 7 Haubitzen bei St. Sebastian aufgefahren, die auf ein Signal von Neuwied aus Lage auf Lage abfeuerten, mitten hinein in das zu dieser Zeit noch tiefschlafende Bendorf. Den Schrecken der auf diese ungewohnte Art in aller Herrgottsfrühe geweckten Einwohnerschaft kann man sich wohl jetzt noch vorstellen. Überall schlugen Granaten und Bomben ein und die von Angst und Entsetzen erfüllten Einwohner suchten eiligst Schutz in den stabilen Weinkellern ihrer Häuser.

Währenddessen näherten sich hinter den Inseln Nieder- und Graswerth unbemerkt 6 bis 8 größere und eine ganze Anzahl kleinerer Schiffe, vollbesetzt mit Soldaten der Sambre- und Maas-Armee. Kaum waren sie um die letzte Inselspitze herum, eröffneten sie sofort das Feuer auf die am Bendorfer Rheinufer verschanzten österreichischen Truppen, die ihrerseits das Feuer heftig erwiderten. Aber ungeachtet des Kartätschenhagels von zwei österreichischen Geschützen landeten die Franzosen am Bendorfer Ufer, eroberten die Schanzen des Gegners, rückten sofort auf Bendorf vor und besetzten es. Da mittlerweile die Hauptmasse der österreichischen Truppen dem Angriff der bei Neuwied über den Rhein setzenden Franzosen weichen mußte und den Rückzug auf den Saynbach und die Höhen bei Bendorf antreten mußten, bestand die Gefahr, daß sie von den bei Bendorf gelandeten und die Stadt haltenden französischen Truppen von hinten angefallen und ihnen der Rückweg abgeschnitten werden konnte. Um dieser Gefahr vorzubeugen, wurde daraufhin von österreichischer Seite der Versuch unternommen, Bendorf zurückzuerobern. In Ermangelung von Infanterie warf der K. K. General Fink mit einer Division Coburg Dragoner die französischen Grenadiere der Division des Generals Bernadotte nach heftigen Kämpfen dreimal aus Bendorf hinaus. Diese aber erkämpften sich Bendorf immer wieder zurück, setzten sich in Häusern, Gärten und den Resten der mittelalterlichen Stadtmauern fest, brachten den Dragonern erhebliche Verluste bei und konnten sie zum Schluß zurückdrängen und vertreiben. Auch drangen von Vallendar französische Truppen auf Bendorf vor.

Die Schrecken, Ängste und Nöte der Bendorfer Einwohnerschaft wegen dieses kriegerischen Geschehens auf den Straßen und Plätzen der Stadt, dem wechselnden Kriegsgeschrei der jeweils vorstürmenden Seite entweder mit dem französischen ,,Vive la Nation" oder dem österreichischen ,,Für Kaiser und König" sind heute kaum noch vorstellbar. Dazwischen klangen die Schreie verwundeter oder tödlich getroffener Soldaten beider Seiten.

Für die Österreicher wurde der Rückzug über den Saynbach, die Loh, den Langenberg und die Wäschbach immer schwieriger. Für viele war es schon nicht mehr möglich, die rettenden Bendorfer Höhen auf den gewohnten Wegen zu erreichen. Sie mußten mit ihren Kanonen, Bagagen und Fahrzeugen querfeldein, die steilen Höhen hinauf, durch Felder, Wiesen und Weinberge. Dies führte unter anderem dazu, daß ein verwegener französischer Trupp sich bis auf 50 Meter den Kanonen, die am Berg hingen und nicht feuern konnten, nähern konnte. Dabei wurde eine Anzahl Spannpferde getötet; erst herbeieilende österreichische Infanterie konnte den Trupp zurückwerfen. Sobald aber die Kanonen der Osterreicher die Höhen erreicht hatten, wurden sie in Stellung gebracht und eröffneten das Feuer bergabwärts auf die verfolgenden Feinde. Die Batterien wurden ausreichend mit Infanterie zu ihrer Verteidigung versehen. Dann machten die österreichischen Regimenter kehrt und griffen nunmehr die französischen Truppen, die mittlerweile schon bis über die Remysche Erzgrube auf der "Vierwinde" vorgerückt waren, heftig an. Sie schlugen sie nicht nur, sondern warfen sie ganz in die Stadt zurück. Dabei kam es wieder zu erbitterten Straßenkämpfen. Einige Kanonen der Österreicher, die noch am Fuße der Berge standen und in Gefahr gerieten, von den Franzosen genommen zu werden, wurden bei dieser Attacke gerettet.

Eines der Hauptkampfgebiete, wo sich die österreichischen Truppen mit Bravour verteidigten, war die Gegend hinter der heutigen Fabrik Neizert, in der Bitz. Damals gab es dort weit und breit kein Haus. Hier wurde den anstürmenden Franzosen erbitterter Widerstand entgegengesetzt, damit die eigenen Truppen sich über Bendorfs Höhen in Sicherheit bringen und neue Verteidigungslinien beziehen konnten. Bis zuletzt soll eine Batterie dort heldenmütig gekämpft hoben, wobei die Franzosen eine Kanone erbeuteten und etwa hundert Gefangene machten. Die österreichische Kavallerie zog sich weiter kämpfend durch Sayn, den Klosterschlag hinaus, über den Meisenhof zurück.

Etwa um 10 Uhr vormittags — die Hänge und Höhen um Bendorf waren fest in österreichischer Hand und man hoffte, die Franzosen aus Bendorf herauszuschlagen und über den Rhein zurückzutreiben — kam der Befehl, sich westerwaldwärts nach Grenzhausen, Höhr und den Roten Hahn (Arenberg) zurückzuziehen.

Die Osterreicher zogen sich über den Westerwald und Taunus bis hinter Frankfurt a. M. zurück. Sie wurden von den Franzosen verfolgt und öfters angegriffen, bis es dann weit im Süddeutschen zum Waffenstillstand kam.

Die Wunden, welche Bendorf damals erlitt, sind, wie so viele andere in seiner langen Geschichte, längst geheilt und vernarbt. Die Schäden an Häusern und Straßen, die Verwüstungen draußen in der Gemarkung an den Feldern, Wiesen und Weinbergen hat die arbeitsame Bevölkerung damals so schnell wie möglich beseitigt, die Erinnerung an die Schrecken der Ereignisse konnte ihnen allerdings niemand nehmen. Aber auch diese hatten zuguterletzt doch noch eine versöhnliche Seite. Denn kurze Zeit nach diesen Ereignissen soll sich nämlich ein Bendorfer Bürger, der sein Lebtag in bescheidenen Verhältnissen gelebt hatte, eines zunehmenden Wohlstandes erfreut haben. Man rätselte und stellte Vermutungen an, wo der plötzliche Reichtum herstammen könne. Man munkelte dann später von einem, der es wissen wollte, daß besagter Bürger die Kriegskasse der Österreicher, die diese bei der Flucht Hals über Kopf irgendwo versteckt hatten (wahrscheinlich in der Hohl), gefunden haben soll. Bewiesen wurde es nie, aber dem alten Sprichwort nach zu urteilen: "Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte", ist diese Möglichkeit durchaus nicht abwegig. Auch die Anziehungskraft der Stadt und ihrer holden Weiblichkeit auf Fremde ist zu allen Zeiten bewiesen worden. Kein Wunder also, daß auch damals mehrere österreichische Soldaten ganz hier blieben, ihre Mädchen heirateten und Bendorfer Bürger wurden.

Zum Schluß noch eine Anmerkung: Wenn man nach Paris kommt und vor dem "Arc de Triomphe" steht, kann man in Stein gehauen die Namen der Orte lesen, an denen Frankreichs Armeen ihre Siege erfochten. Dort findet man auch den Namen von Neuwied. Damit ist zugleich an Bendorf erinnert, weil das Entscheidungsgefecht damals bei Bendorf ein wesentlicher Teil des französischen Sieges bei Neuwied gewesen ist.

Ein Zeugnis besonderer Art über die damaligen kriegerischen Ereignisse befindet sich im Museum der Stadt Bendorf. Es ist ein Original-Freipaß aus dem Jahre 1796, ausgestellt von der österreichischen Militardienststelle in Bendorf für Herz Seeligmann, der Heu für das österreichische Militär transportieren sollte.




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