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Der Lohn war ein silberner Becher

von Hans Scharfenstein †

(Ehrenmitglied der GGH)


Die Sturmglocke rief die alle wehrfähigen Männer
Die Pfälzer drehten am Steintor ab, als sie mutigen Bendorfer sahen
.

Die Wohlhabenheit seiner Bürger hat dem Flecken Bendorf von altersher begehrliche Blicke der Landesherren eingebracht. Die Folge war, die Stadt wechselte oft ihren Besitzer und - was für die Bürger meist noch drückender war - Besatzungen partizipierten mit am Wohlstand der Bürger.

Im Jahre 1652 war Bendorf durch Erbteilung unter die Herrschaft der beiden Töchter der Gräfin Louisa Juliana von Sayn gekommen. Jetzt hatten die Bürger sogar zwei Herren zugleich zu dienen. Diese Doppelherrschaft erstreckte sich über eine lange Zeit.

Das Aufblühen der Industrie, mit Eisenbergwerken und Eisenschmelzen, reizte aufs neue die Besitzgier hoher Herren. Im Jahre 1742 besaß die Besitzrechte von Bendorf der Burggraf Georg Friedrich von Kirchberg, Graf zu Sayn-Wittgenstein und Herr von Sayn-Hachenburg einerseits und der Markgraf Friedrich von Brandenburg-Onolzbach, durch natürliche Erbfolge andererseits.

Dieses Besitzrecht der beiden war in jenen Tagen schwer in Gefahr, denn Kurpfalz hatte schon im Jahr zuvor bei der damaligen Vakanz des Kaiserlichen Thrones damit gedroht, als angeblicher Oberlehns-herr der Saynischen Lande sich dieser zu bemächtigen und diese Ländereien dem Grafen Wittgenstein als seinem neuen Vasallen zu überantworten.. Ein Machtspruch Friedrichs des Großen vom 1. Oktober 1741, von Breslau aus an Kurpfalz gerichtet, verhütete zunächst ein Vorgehen gegen das unter Brandenburg-Onolzbach'scher Herrschaft stehende Sayn-Altenkirchen, dessen Hoheitsrechte sich ja auch zur Hälfte auf Bendorf erstreckten. Dieses Machtwort des Preußenkönigs hielt aber Kurpfalz nicht ab, im Januar 1742 mit 800 Mann Kurpfälzischer Truppen in Sayn-Hachenburg einzurücken, Hachenburg zu besetzen und den Burggrafen Georg Friedrich von Kirchberg kurzerhand auf seiner Residenz festzusetzen. Da Bendorf zur Hälfte zu Hachenburg gehörte, war für die Pfälzer das Nächstliegende, auch Bendorf mit einem Einfall zu bedrohen und in Besitz zu nehmen.

In dieser Stunde der höchsten Gefahr erwachte in Bendorf ein ungeahnter Wille zum Widerstand und zur Verteidigung des Heimatstädtchens, um das Schicksal einer erneuten Besetzung mit allen Mitteln von sich abzuweisen und zu verhindern. Die Bewohner von Bendorf, welches damals noch seine Ringmauern und sturmfesten Tore besaß, waren entschlossen, äußersten Widerstand zu leisten.

Die Bürger, von den gräflichen Beamten und der Geistlichkeit zu treuem Ausharren ermahnt, bewaffneten sich, besetzten ihre Stadtmauern und versperrten die Tore. Außerhalb des Ortes wurden durch Patrouillen und auf den Türmen durch Wächter scharf Ausschau nach dem herannahenden Feind gehalten, um sich nicht überraschen zu lassen. Vor den Toren und wichtigsten Punkten wurden außerdem noch Schanzen, Verhaue und Barrikaden errichtet, um es dem Gegner so schwer wie möglich zu machen, Bendorf zu erobern. Tag und Nacht wachten die Bürger wohlgerüstet auf der Ringmauer, während sich die Freiwachen in ihren Stammlokalen am warmen Feuer und bei einem guten Schluck aufwärmte, denn es war Winter und bitter kalt draußen.

Die Hauptbarrikaden wurden am "Steintor" und am "Kirch- oder Burgtor" errichtet Das Steintor war dort, wo heute die Steinstraße in die Bergstraße mündet. Der Weg führte nach Grenzhausen. Das zweite Tor lag in der Nähe des Kirchturmes und hatte seinen Namen von den alten römischen Befestigungen, deren Reste sich damals noch dort befanden. Bei ihrem Kriegsrat hatten die zwei kriegskundigen Bürgermeister und die sieben Schöffen erwogen, daß der Feind von dem bereits von ihm besetzten Hachenburger Land aus, nur von Richtung Grenzhausen, sich Bendorf nähern könnte. Zur damaligen Zeit gab es die heutige Grenzhäuserstraße durch den "Gierstall" noch nicht, und auch das Sayntal war damals noch unpassierbar für Fahrzeuge und Kriegsmaterial. Der Feind mußte also die Grenzhäuser- oder Langenberghohl herabkommen, die zu jener Zeit die Hauptverbindungsstraße zum Westerwald war und in deren Nähe sich die beiden erwähnten Stadttore befanden.

Auf dem Weg nach Sayn hielten Kurtrierische Truppen Wache, welche die verwitwete Fürstin von Wied, die eine Tochter des Gräflich Kirchberg'schen Hauses zu Hachenburg war, eilends den Bendorfern zu Hilfe geschickt hatte. Bei der willkommenen Verstärkung handelte es sich um einige Kompagnien Fußvolk und eine Abteilung Husaren.

Als man in der Ferne plötzlich Schüsse hörte und die umherstreifenden Husaren den Feind sichteten, rief die große Glocke vom Medardus-Kirchturmturm mit ihrem schaurigen Gedröhn zum Sturm, und während die Ratstrommeln wirbelten und die Gemeindewächter auf ihren Hörnern zum Generalausmarsch bliesen, eilten die Vögte und Bürgermeister, mitsamt den Schöffen, - alle in Amtstracht, - an die beiden bedrohten Pforten und musterten die langen Reihen der kriegsmutigen Bendorfer Bürger, die hinter den Schanzen, Palisaden und Hecken in Deckung lagen, um den Angriff des Feindes vor der Stadtmauer abzufangen. Die Neuwieder Hilfstruppen standen zur Sicherung innerhalb der Pforten, um gegebenenfalls beim Näherrücken des Gegners einen Ausfall zu machen und den Bendorfern zu Hilfe zu eilen.

Eine ungeheure Erregung hatte alle ergriffen. Es ging um Leben oder Tod. Während der nervenaufreibenden Anspannung lagen zu Hause die meisten Frauen schluchzend auf den Knien und jammerten: "Bat brauchen sich ons arme Männer fir de Borggraf von Kerchberg on de Ansbacher dudscheße zu lohse!".

Doch zum Glück für alle - der Feind kam nicht, denn die todesmutige Stimmung der treuen Bendorfer und ihre Bereitschaft, alles zu wagen, war dem Feind nicht verborgen geblieben. Dieser Heldenmut der streitbaren Bendorfer Bürgerschaft trug maßgebend dazu bei, daß die Pfälzer von ihrem Vorhaben abließen und schleunigst abzogen. Dazu kam noch, daß mittlerweile Karl VII. zum neuen Reichsoberhaupt gewählt worden war. Er schickte ein kaiserliches Dekret an den Kurfürsten der Pfalz, fortan Altenkirchen, Hachenburg und Bendorf in Ruhe zu lassen, andernfalls Sanktionen ergriffen würden. Damit gaben die Pfälzer ihre Pläne auf.

Diese mutige Tat der Bendorfer gefiel dem Burggrafen Georg Friedrich von Kirchberg so gut, daß er der Stadt Bendorf einen herrlichen, silbernen Ehrenbecher, 46 Lot schwer und mit seinen Initialen sowie den Worten:
"MEMORIA FIDEl BENDORF 1742" versehen, zum Dank überreichen ließ.
Übersetzt bedeuten diese Worte: "ANDENKEN AN DIE TREUE BENDORFS".

Damit ist das bedeutsame Ereignis durch ein Relikt, das sich im Stadtmuseum befindet, bis auf den heutigen Tag festgehalten. Dieser Pokal, der wert- und ehrenvollste unter den zahlreichen, die sich Bendorfer Vögte, Schöffen, Hofmänner und Frohnen seit vielen Jahrhunderten durch ihre Amtstreue verdient hatten und ein Kupferstich mit dem Porträt des Burggrafen Georg Friedrich, befinden sich heute im Depot des Stadtmuseums.

Für die Bürgermeister in Bendorf war es fortan eine Ehre, diesen Pokal wohl zu behüten. Zu den Zeiten, als jeder junge Bendorfer noch den Bürgereid ablegen mußte, war es für diese ein besonderes Erlebnis, den Becher mit dem Gelöbnis, genau so treu zu Bendorf zu stehen wie die Ahnen, in einen Zug zu leeren.

Burggraf Georg Friedrich trennte sich später doch von dem liebgewonnen Bendorf und trat 1744 sein "Halbscheid" in Bendorf an Markgraf Karl Wilhelm von Brandenburg-Onolzbach-Anspach ab, womit jener Alleinbesitzer von Bendorf wurde.





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