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Heinrich Prinz zu Sayn-Wittgenstein

von Hermann Müller †

(Mitglied der GGH)

Heinrich Prinz zu Sayn-Wittgenstein (Fürstl. Sayn Wittgenstein'sches Archiv)

Es ist nicht einfach, in der heutigen Zeit über einen Menschen zu berichten, der ein tapferer Mann, ja im alten Sinne des Wortes ein Held war. Denn für Helden hat die Moderne längst ihre Psychiater und Psychologen, die es glänzend verstehen, in deren Biographie bei jeder außergewöhnlichen Tat eine gewisse Abartigkeit oder gar Krankhaftigkeit anzudeuten und damit das Geleistete im voraus abzuwerten. Dies gilt im verstärkten Maße bei einem so besiegten und traumageplagten Volk wie dem deutschen.

Wer heute über Menschen aus der jüngsten deutschen Geschichte schreibt, muß schon zu Beginn zur Gerechtigkeit ermahnen und auch darum bitten, diese Zeit des letzten Krieges mit ihrem Opfern und Bluten nicht vom heutigen liberalen Standpunkt des Weltbürgers aus beurteilen zu wollen, sondern sich zu bemühen, sich in diese schwere Zeit zu versetzen und sie ehrlich und objektiv zu erfassen.

Die deutschen Soldaten, die freiwillig oder verpflichtet mit großer Tapferkeit an allen Fronten kämpften, führten zwar Hitlers Krieg, aber sie setzten ihr Leben letztlich für ihr Vaterland ein, zumal er sich schließlich zu einem erbitterten Verteidigungskrieg entwickelte. Und hauptsächlich in der Verteidigung seiner Heimat kämpfte dieser Mann, dessen 40. Todestag sich am 21. Januar jährt, bis zu seinem Tode. Daß er dabei Hervorragendes leistete und die meisten Nachtjagdabschüsse erreichte, unterstreicht nur seinen bedingungslosen Einsatz für sein Vaterland.

Heinrich Prinz zu Sayn-Wittgenstein war seiner körperlichen Verfassung nach gar nicht so der Typ eines Helden nach altem Siegfried-Vorbild. Geboren wurde er am 14. August 1916 in Kopenhagen (Dänemark) als zweiter von drei Söhnen. Seine Eltern Gustav Alexander Prinz zu Sayn-Wittgenstein (1880 - 1953), Diplomat an der Deutschen Botschaft, und dessen Gattin Walburga, geborene Freiin von Friesen (1885 - 1970) ließen ihn auf den Namen Heinrich Alexander Ludwig Peter taufen, wobei Heinrich als Rufname in Erinnerung an den großen Urahnen, Graf Heinrich III. von Sayn bevorzugt wurde.

Die Familie zog nach dem 1. Weltkrieg 1919 in die Schweiz, da der Vater seinen Dienst quittierte. Weit später, nach dem II. Weltkrieg, nahm er nochmal eine diplomatische Mission für die Bundesrepublik in Rom wahr. Da man sich in der Schweiz im französisch- sprachigen Gebiet am Genfer See niedergelassen hatte, erhielt der junge Heinrich zunächst vier Jahre hindurch Privatunterricht ehe man ihn 1926 auf ein Internat in Neubeuren in Oberbayern schickte. Die Schulzeit dort wurde durch einen Kuraufenthalt in Davos (Schweiz) 1927 unterbrochen, da die Gesundheit des schmalen, asthenischen Jungen zu wünschen übrig ließ. In einer Privatschule in Montreux holte er anschließend die verlorene Unterrichtszeit wieder auf. Ab 1932 besuchte er eine Höhere Schule in Freiburg im Breisgau, wo er auch das Abitur bestand.

Er war nun ein hagerer, hochgewachsener Bursche, der noch im Neuenburger Internat mit zu den körperlich Schwächsten gehörte, was ihn aber nicht hinderte, als einzigster seiner Klasse im Winter mit seinen Skiern im rasenden Schwung von der damaligen, auch schon steilen und hohen Sprungschanze in Oberstdorf herabzuspringen und glatt zu landen. Er zeigte bisweilen solche Kühnheit und Entschlossenheit, daß seine Umwelt in Erstaunen geriet. Dabei blieb er immer bescheiden und neigte keineswegs zur Prahlerei oder Wichtigtuerei. Dies unterband auch sein Vater, der ihn nicht als Prinzen in die Schulinstitute eingeschrieben haben wollte, sondern stets als Heinrich Wittgenstein. Seine Mitschüler, mit denen er sich gut verstand, nannten ihn meist Heiner. Nur in der Schweiz mußte er sich stärker gegen die Aversion, die viele Schweizer gegen die "Schwoben" die Deutschen hegen, behaupten, wobei bei ihm immer stärker die Achtung und Liebe zu Deutschland wuchs.

Als dann das Dritte Reich zunächst beachtliche Erfolge im Innern mit dem Wirtschaftsaufschwung aufwies und auch äußeren Erfolg mit der Wiederangliederung des Saargebietes nach Volksabstimmung errang, trat Heinrich während seiner Freiburger Zeit voll Begeisterung wie die meisten seiner Generation in die Hitler- Jugend ein. Da er sich diszipliniert und kameradschaftlich gab und mit Ehrgeiz zu den Appellen kam, stieg er bald zum Gefolgschaftsführer auf, so daß er etwa 150 Jungen vorstand. Er führte seine Gruppen wie selbstverständlich und wußte sie zu Zeltlagern und anderen Veranstaltungen zu begeistern.

Was er auch angriff, tat er mit ganzem Herzen. So ergab es sich. auch von selbst, daß er nach Ableistung des Reichsarbeitsdienstes, bei dem er in einem Lager in Emmendingen harte Handarbeit kennenlernte, den Beruf des Offiziers einschlug. So begann er im April 1936 seine militärische Laufbahn bei dem Reiterregiment 17 in Bamberg. Da er sich verpflichtet hatte und auch als guter Soldat erwies, stieg er rasch in der Beförderung und diente bald als Fahnenjunker bei den "Cannstätter Reitern".

In den Urlaubstagen besuchte er seine Familie, die damals auch im Schloß in Sayn wohnte. Er hielt sich öfter in Sayn auf, auch während der Kriegszeit. Im Sommer 1937 meldete er sich zur Luftwaffe und wurde im Oktober desselben Jahres in die Fliegerschule Braunschweig aufgenommen. Nach mehreren Lehrgängen wurde er im Juni 1938 zum Leutnant befördert und erhielt das Offizierspatent. Er versah nun seinen Dienst auf verschiedenen militärischen Flugplätzen, den sogenannten Fliegerhorsten. Hier flog er bereits verschiedene Maschinen. die neue Entwicklungen zeigten und im spanischen Bürgerkrieg erprobt waren, die vor allem die Bodentruppen unterstützten, wie die Junkers 88 und die Heinkel 111.

Seine ersten Kriegseinsätze erlebte Heinrich Prinz zu Sayn-Wittgenstein im Westfeldzug, wo er beim Niederkämpfen der starken Forts von Lüttich und später auch in Frankreich eingesetzt wurde. Anschließend nahm er an der sog. "Luftschlacht von England" teil und zeichnete sich durch Angriffe auf die beiden durch heftiges Flakfeuer verteidigten Flugbasen Biggin Hill und Rochester aus.

Von Juni bis November 1941 setzte man ihn im verhängnisvollen Ostfeldzug im Bereich der Heeresgruppe Nord ein, wo er in den Kampfgeschwadern 1 und 51 über einhundertundfünfzig Feindflüge mitflog. Aber die Bombardierungen der strategisch wichtigen Nachschublinien der Sowjets entsprachen nicht seinen Vorstellungen vom Luftkampf. Er wollte sich einzeln dem Gegner stellen, und zudem mißbilligte er Bombenangriffe, bei denen auch die Zivilbevölkerung in Mitleidenschaft gezogen wurde, wie aus einem seiner Briefe an seine Mutter aus jenen Tagen hervorgeht.

Daher wechselte er im Januar 1942 zu den Nachtjagdfliegern über, da er dort, wie er seinen Kameraden erklärte: "alles beisammen hat, nämlich Fliegen, Jagen und Schießen." Nach einer Sonderausbildung für die Nachtjagd erzielte er in der Nacht vom 8. auf den 9 Mai 1942 seinen ersten Abschuß. Bald zeigte er sieh als geschickter Nachtjagdpilot und glänzender Schütze, da es ihm gelang, in einer einzigen Nacht vier Feindmaschinen herunterzuschießen. Man beförderte ihn zum Staffelkapitän der 9. Staffel des Nachtjagdgeschwaders 2, das in Holland stationiert war. Bald wurde er zu einem Nachtjagdfliegerhorst nach Deutschland beordert. Denn allmählich begann der uneingeschränkte Bombenkrieg der Alliierten gegen das Reichsgebiet, bei dem die Alliierten bis Ende des Krieges 1,4 Millionen Tonnen (!) Bomben auf deutsche Städte abwarfen, in denen laut Statistik 593 000 Menschen umkamen.

Gegen diese Bomber kämpfte Heinrich Prinz zu Sayn-Wittgenstein mit seiner Besatzung in der Ju 88 in pausenlosem Einsatz Nacht für Nacht. Er war fast immer der Erste, der mit seiner Besatzung in die Nacht flog, wenn Alarm gegeben war, und es ist die Episode überliefert, wie er beim raschen Heranfahren über das weite Flugfeld zu seiner Maschine beim Sprung aus dem Auto mit dem Stiefel hängenblieb und ungeduldig schließlich den Fuß aus dem eingeklemmten Pelzschuh riß und dann in vier Stunden Nachtjagd in eisiger Höhe, den Fuß nur in einer dünnen Socke auf dem Steuerpedal, in ruhiger Konzentration wie immer flog und einen feindlichen Bomber abschoß.

Bis zum Herbst 1942 hatte seine Abschußliste die Zahl 22 erreicht, und für seine Verdienste zum Schutz der Bevölkerung erhielt er von Generalleutnant Kammhuber am 7. Oktober desselben Jahres das "Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes". (Kammhuber diente nach dem Kriege beim Aufbau der Luftwaffe der Bundeswehr und war lange Zeit deren Inspekteur.)

Inzwischen hatte sich die Lage im Luftkrieg grundlegend verändert, als die Vereinigten Staaten von Amerika auch offen in die Kampfhandlungen eingriffen, mit starken Bomberverbänden das Reichsgebiet angriffen und vor allem die Städte bombardierten.

Zum Jahresende 1942 war Hauptmann Wittgenstein, wie sich der Prinz nennen ließ, zum Kommandeur der IV. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 7, die später zur Gruppe 1 des NJG 100 umorganisiert wurde, befördert worden. Besessen von einem unglaublichen Kampfgeist stieg er weiter Nacht für Nacht den alliierten Bomberpulks entgegen, die immer zahlreicher nach Deutschland einflogen. Denn jenseits des Atlantiks warteten schwere Bombenflugzeuge, die sogenannten "Fliegenden Festungen", die 9 Mann Besatzung hatten, zu Hunderten, um zum europäischen Kriegsschauplatz verladen zu werden, da die Kapazität der Produktion dort 1943 noch nicht annnähernd erschöpft war.

Allerdings machten den Alliierten mit der Zeit die personellen Verluste zu schaffen, besonders bei den sog. "Lucky Bastard Clubs". Schon die Bezeichnung "Glückliche Bastard (Halbsoldaten)-Clubs" läßt den Unterschied in der Auffassung zum Einsatz, gegenüber den Soldaten der deutschen Luftwaffe erkennen. Diesen ging es nämlich darum, ihr Vaterland vor der Zerstörung zu schützen, selbst mit dem Einsatz des Lebens.

Bei den Amerikanern kannte man diese Einstellung nicht, denn ihr Heimatland war ja nicht bedroht. Nein, die "Lucky Bastard Clubs" waren ein Verband von angeworbenen und auch verpflichteten Piloten, die nach der Devise kämpften: "Wir fliegen 25 Einsätze für uns und Amerika und fünf für Jimmy". "Jimmy" war das Stichwort für die Besatzungen der schweren Bomber geworden; denn Jimmy hieß der Vormann des Einsatz-Generals Doolittle, der die Zahl der Pflichtflüge ins Feindgebiet von 25 auf 30 erhöhte, um dem drohenden Engpaß fehlender Bomberbesatzungen entgegenzuwirken. Wie üblich in den USA wurden auch die Bombereinsätze wissenschaftlich und statistisch überwacht und gesteuert, und um den Piloten eine gute Überlebenschance zu schaffen, hatte man die Zahl der Einsätze und der damit einkalkulierten Personalverluste mit der Zahl der vernichteten Gegner verglichen. Dabei stellten die Statistiker fest, daß im Durchschnitt auf drei bombardierte Gegner ein abgeschossener amerikanischer Bombenflieger zu rechnen war, eine Verhältniszahl, die die Historiker später als für den ganzen II.Weltkrieg gültig berichtet haben. Doch ging die Rechnung nicht ganz auf, da mit der Zeit auch die nur beschränkt eingesetzten Bomberbesatzungen gesundheitlich so angeschlagen waren, daß viele ausfielen. Denn nach dreißig Feindflügen stellten sich bei ihnen psychoneurotische Symptome wie Schlaflosigkeit, Nervosität, Gleichgewichtsstörungen, Apathie und Gewichtsverlust ein. Es wurde eigens zur Wiederherstellung der Kampffähigkeit der Piloten eine Organisation in der US-Army, die "Research Branch", aufgestellt, die auf medizinischem Gebiet Auswege erarbeiten sollte. So legte man u. a. die zurückgekehrten Bomberbesatzungen in Evipan-Narkose (Morphium), damit sie sich völlig entspannen konnten. Aber die einzige Abhilfe blieb schließlich die Einhaltung des Dreißig-Flüge-Systems.

Auf deutscher Seite gab es bei der Luftwaffe solche Probleme kaum. Die deutschen Kampfflieger waren ganz anders motiviert, und wenn der Einsatzbefehl kam, starteten sie und kämpften. Gerade bei den Besatzungen der Nachtjagdgeschwader standen ausgesuchte Männer im Einsatz. Bis Ende des Krieges hatten, durch die pausenlosen Bombardierungen, von je 100 Deutschen fast 40 ihre gesamte Habe verloren, 25 weitere waren teilgeschädigt und nur 35 blieben verschont. Nahezu sämtliche Großstädte und viele mittlere und kleine Städte wurden zerbombt.

Die amerikanischen hochfliegenden, schwergepanzerten viermotorigen Bomber, die sich mit einer Rundum - Abwehrbewaffnung von zehn überschweren Maschinengewehren nebst drei Bordkanonen den Durchbruch zum Ziel erkämpften, vernichteten dann dieses Ziel, meist Städte oder große Industrieanlagen mit dem Bombenzielgerät "Norden-Visiers". Die meist eingesetzte Bombenmaschine war die Boeing: B- 17, die "Flying Fortress" (Fliegende Festung), gegen die die deutschen Jagdflieger lernen mußten, daß sie erst nach etwa 12 - 15 Bordkanonen-Treffer vom Himmel fielen. Dabei mußten sich die deutschen Piloten auf das massierte Abwehrfeuer dieser Großbomber einstellen und es unbeschadet durchfliegen, da dieses schon ab 1 000 Meter Distanz in voller Stärke einsetzte, während die günstigste Abschußdistanz für die Jäger unter 200 Meter lag.

Es gab hier nur die Chance, frontal mit etwa 800 - 900 Stundenkilometer auf die heranrauschenden Großflugzeuge zuzurasen. Was bei Tage so praktiziert wurde von der deutschen Jägerabwehr, konnte natürlich kaum nachts in gleicher Art nachgeflogen werden. Zur Nachtjagd wurden neben der Junkers Ju 88 und Ju 88 G-1, noch Spezialflugzeuge wie die Heinkel He 219 A-0 genannt "Uhu" und die Messerschmitt : Bf 110, vor allem entwickelt und eingesetzt.

Messerschmitt ME 110 , als Nachtjäger mit gut sichtbarer Radarantenne

Alle diese Nachtjagdflugzeuge hatten die hochempfindlichen Radargeräte, und zwar die Lichtenstein -SN-2- und die Weiterentwicklung davon, die "Flensburg" - Geräte mit Weitwinkel -Radar, an Bord. Die Nachtjagd konnte nur mit präziser Technik durchgeführt werden, da die deutschen Piloten, wenn sie mit der Ju 88 oder anderen Spezialflugzeugen in die Nacht aufstiegen, fast blind flogen, da ja am Boden alle Städte verdunkelt waren und von hier aus keine Orientierung möglich war, es sei denn, eine Stadt brannte nach Bombenangriffen. Sie waren auf ihre Radargeräte und den verbindenden Sprechfunk angewiesen.

Sie richteten ihre Navigation nach dem sogenannten "Lichtenstein-Gerät" einem Radar-Gerät, das vom Boden her Richtung und Höhe angab. Zunächst hatte man dort durch Freya-Radar-Geräte schon früh die heranfliegenden Bomberverbände erfaßt, bis sie näher kamen und Lichtenstein-Geräte sie Übernahmen.

Vom Nachtjagdleitstand, wo über einem Meßtisch der Jägerleitoffizier, der im Funksprechverkehr mit den aufgestiegenen Besatzungen der Ju 88 stand, die Richtung der Feindflugzeuge laufend durch ihm zugerufene Radarwerte überprüfte, wurden die Piloten bis zu den Bombern geleitet. Hatten sie diese dann selbst in ihrem an Bord befindlichen Lichtenstein-Gerät, so war es für sie leicht, in Schußweite und meist auch in Sichtweite zu gelangen. Dann war die Jagd offen. Zwei starke Schnellfeuerkanonen unter der Vorderkanzel und zwei Zwillingsmaschinengewehre mit großem Kaliber gaben die tödlichen Feuerstöße, wenn der Kommandant die Maschine in Zielrichtung auf einen Bomber hatte.

Hauptmann Wittgenstein entwickelte hierbei eine tollkühne Taktik. Er griff blitzschnell von vorn an, schoß aus allen Rohren und zog dicht über dem brennenden Großbomber hinweg zum nächsten. (Anmerkung des Bearbeiters: nach dem freundlichem Hinweis eines Besuchers (HF) dieser Seite = "blitzschnell von vorne" - konnte bei der Nachtjad so nicht prakatiziert werden, sondern es wurde bedingt durch die sogenannte "schräge musik" (Bordwaffen die schräg nach oben feuerten) meist versetzt unter dem angegriffenen Objekt gefeuert.) So gelangen ihm in einer Nacht oft mehrere Abschüsse. Diese Kampfesweise erforderte natürlich eiserne Nerven und blitzschnelles Navigieren und es überrascht nicht, daß er wegen eines Magenleidens ein Lazarett aufsuchen mußte und zwei Monate ausfiel. Er wurde nach Lazarettaufenthalt und kurzem Genesungsurlaub in Sayn dann auf verschiedenen Fliegerhorsten stationiert: in Böberitz bei Berlin, in Ostpreußen, wo er gegen einfliegende russische Bomber am 25. Juli 1942 sieben Abschüsse erzielte. Anschließend tat er als Kommandeur der 2. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 3 in Schleswig Dienst und erhielt nach Hier abgebildet die nächst höhere Stufe des Ordens,  (mit Schwerter) 59 Luftsiegen das "Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes". Die nächsten Monate stand er weiter im Einsatz und flog Nacht für Nacht den Bomberverbänden entgegen, bis er gegen Ausgang des Jahres 64 Abschüsse erreichte.

Heinrich Prinz zu Sayn-Wittgenstein begann das neue Jahr 1943 als Geschwader- Kommandeur im Range eines Majors, eines Stabsoffiziers also, was schon für einen 27jährigen eine steile militärische Karriere bedeutete. Er führte nun das Nachtjagdgeschwader 2, das in Deelen in den Niederlanden seinen Fliegerhorst hatte. Von hier startete er wieder Nacht für Nacht und schoß in der Zeit vom 1. - 20. Januar 15 Großbomber ab und erreichte mit insgesamt 83 Abschüssen die Spitze aller Nachtjäger des II. Weltkrieges.

Dann kam das Verhängnis. als er in der Nacht des 21. Januar mit seinen Kameraden einem Bomberverband entgegenflog. Bald hatte die Bodenleitstelle seine Maschine in den Bomberstrom hineingeschleust, und die erste "Fliegende Festung" explodierte nach genau gezielten Feuerstößen. Da die in Flammen stehende Feindmaschine von den Nachbarflugzeugen beobachtet wurde, die sofort ihr Feuer auf die deutsche Jagdmaschine lenkten, stürzte der Kommodore mit dieser im Steilflug nach unten weg und zog gleich wieder hoch auf die letzten Bomber des Pulks zu. Die von ihm geflogene Ju 88 G-1 hatte im Bombenladeraum zwei 20-Millimeter-MG installiert, die steil nach oben feuern konnten. Als er auf 100 Meter unter dem nächsten Bomber flog, ließ er die MG aus allen Rohren feuern. Der Bomber brannte sofort und trudelte nach unten weg, so daß die Junkers noch fast gestreift wurde. Unbeschadet zog der Kommodore die Maschine nach oben, um zu wenden und wieder anzugreifen.

Der Bordfunker Ostheimer berichtete über das, was nun geschah: "Wir waren wieder in Position und Major Wittgenstein wollte eben schießen, als es in unserer Maschine fürchterlich krachte und blitzte. Es brannte auch gleich die linke Fläche. und die Maschine begann zu stürzen.

"Da sah ich, wie über mir das Kabinendach fort flog und hörte in der Eigenverständigung wie ein Schrei "raus !". Ich riß die Atemmaske und Kopfhaube herunter und wurde aus der Maschine geschleudert. Nach einiger Zeit zog ich den Schirm und kam nach etwa 15 Minuten östlich Hohengöhrener Damm bei Schönhausen (in der Nähe von Hamburg) auf den Boden. Soviel ich erkennen konnte, erhielten wir den Beschuß von unten. Weitere Beobachtungen konnte ich nicht machen. Unser Absturz erfolgte kurz vor 23 Uhr"

Totenzetel für Prinz Heinrich

Major Heinrich Prinz zu Sayn-Wittgenstein wurde in einem Wald der Gemeinde Lübars bei Stendal tot aufgefunden. Sein Fallschirm hatte sich nicht mehr, der geringen Absprunghöhe wegen, geöffnet, da er die Maschine so lange versuchte zu halten, bis seine Kameraden draußen waren.

Posthum wurde ihm das "Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes" verliehen. Am 29. Januar fand die Beisetzung auf dem Geschwaderfriedhof in Deelen statt. Im Rahmen einer allgemeinen Umbettungsaktion wurden seine sterblichen Überreste 1948 nach Ysselstein (Niederlande) überführt, wo er seitdem inmitten von über 30 000 deutschen Soldaten ruht.





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