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Dieser Aufsatz ist entnommen aus: "Geschichtsbroschüre Hausenborn"
Hrsg.: Förderkreis "Wallfahrtskapelle Hausenborn" e.V. , 56271 Isenburg
Veröffentlichung an dieser Stelle mit freundlicher Genehmigung des Autors


Die Wallfahrtskapelle Hausenborn

von Eugen Wasser

Hausenborn

Am Ortsausgang von Isenburg, in Richtung Bendorf-Sayn, unweit von dem Punkt, wo sich Iser- und Saynbach vereinen, führt auf der rechten Seite ein steiler Pfad bergauf. Nach einer Gehzeit von ca. 20 Minuten trifft man auf eine mitten im Wald gelegene Kirchenruine. Es handelt sich um die ehemalige Wallfahrtskapelle "Unserer Lieben Frau zu Hausenborn". Der Name Hausenborn ist von "Haus am Born" abgeleitet. In unmittelbarer Nähe der Kirchenruine entspringt eine Wasserquelle.

Zur Frühgeschichte

Eine im Hochaltar gefundene Urkunde belegt die Erbauungszeit. Es war im Jahre 1441, als Weihbischof Gerhard von Salona im Auftrag des Trierer Kurfürsten, Erzbischof Jacob von Sierck den Hauptaltar zu Ehren der Gottesmutter, des hl. Servatius und aller Heiligen weihte.Anm.(1) Obwohl die Herren von Isenburg als Stifter der Kapelle gelten, ist dies nicht ausdrücklich nachgewiesen. Es gibt jedoch Hinweise, die die Erbauung der Wallfahrtskapelle Hausenborn durch das Geschlecht der Isenburger wahrscheinlich erscheinen lassen. So wurde Graf Gerlach III. von Isenburg-Grenzau 1530 hier beigesetzt.Anm.(2) Seine Grabplatte kam 1805 ins Wiedische Mausoleum nach Dierdorf, nachdem sie seit 1802 im Chor der Isenburger Pfarrkirche aufgestellt war. Vorher hatte sich der damalige Isenburger Pastor Winter geweigert, diesen Grabstein abzugeben, wurde aber dann in einem offiziellen Schreiben des Generalvikars zu Limburg, J.L. Beck, vom 13.5.1805 aufgefordert, den Grabstein auf Veranlassung der Gräfin von Walderdorff (Die Walderdorffs hatten in Isenburg das Patronatsrecht) an den Hochfürstlichen Wied-Runkelschen Hof herauszugeben. Neben dem offiziellen Schreiben schickte der Generalvikar noch ein persönliches Handschreiben, in dem er die Gründe für die Entscheidung "man sollte nicht Streit mit mächtigen Leuten anfangen!" erläuterte.Anm.(3) Am 2. Mai 1532 verlieh Gerlach, Herr zu Isenburg und Grenzau, Roilmann, seinem Frühmesser (= Vikar) zu Isenburg, den St. Anna-Altar zu Hausenborn, den Gerlach errichtet und ausgestattet hatte, unter der Bedingung, daß Roilmann jede Woche an diesem Altar eine Messe für Gerlachs Eltern und ihn selbst lese.Anm.(4) Was die Herren von Isenburg zur Stiftung der Kirche veranlaßt haben mag, bleibt bis auf den heutigen Tag ungeklärt.

Es kann wohl dennoch nicht das Ziel gewesen sein, Hausenborn als Grablege zu errichten. Als Beerdigungsort hatte sich das Geschlecht der Isenburger wohl eher die nahe gelegene Abtei Rommersdorf bei Heimbach-Weis auserkoren, als deren Stifter es nachweislich gilt. Im Isenburgischen Burgfrieden von 1334 nennen die Grafen von Isenburg Rommersdorf "ihr Kloster".Anm.(5) 1442 erwarb die Kapelle einen Hof in Sebastian-Engers. Dazu heißt es in der Kaufurkunde u. a. "1442 (11. Mai) verkauft Katharina von Koberstein den Baumeistern, Momparn (= Vertreter des Stifters/Inhabers) und Geschworenen der Kapelle Hausenborn, Philipp von Caan (Kane), Johann Kaillarde und Friedrich Klockner, Schöffe zu Isenburg, ihren Hof zu Oberengers mit allem Zubehör, für 350 schwere Oberländ. Gulden, zum Bau der Kapelle Unserer Lieben Frau zu Hausenborn"Anm.(6) Im Jahre 1481 wird der Hof an das Kartäuser Kloster auf dem St. Beatusberg bei Koblenz verpachtet. Der Verpachtungsurkunde entnehmen wir dazu:

"Am 24. Februar 1481 verpachten Philipp, Pastor zu Isenburg, Johann Kremer, Ludwig (Lutzgen) Snyder und Hermann Penser, Kirchenmeister der Kapelle Unserer Lieben Frau zu Hausenborn mit Einwilligung der Herren Jakob und Wilhelm von Isenburg, Prior und Konvent des Kartäuser Klosters auf dem St. Beatusberg bei Koblenz erblich den vorgen. Kapelle gehörenden Hof zu Sebastian Engers mit allem Zubehör für eine jährl. Pacht von 9 Malter Korn, fällig zwischen dem 15. August und 8. September. "Anm.(7) Der Hof wurde durch das Kartäuser Kloster im Laufe der Zeit öfter unterverpachtet. Nach 1802 erhebt der damalige Isenburger Pfarrer Johann Winter in einem Schreiben an den Erzbischof Anspruch auf diese 9 Malter Korn und verlangt, daß diese von einem rechtsrheinischen Hof des Kartäuser Klosters, z. B. in Niederberg, Pfaffendorf, Horchheim oder Niederlahnstein geliefert werden sollen, nachdem aufgrund der damaligen politischen Situation der auf der linken Rheinseite gelegene Hof in Sebastian-Engers die Lieferung eingestellt hatte. Es wurde am 2. Dezember 1808 durch die Nassauische Hofkammer verfügt, daß die Auslieferung durch die Amtskellerei (= Amt, das die Naturalabgaben verwaltete/Finanzbehörde) in Engers zu erfolgen habe.

Baubeschreibung

Die Kapelle Hausenborn, die zweifelsohne zu den bedeutenden geschichtlichen Kulturdenkmälern im vorderen Westerwald gehört, wurde im gotischen Stil erbaut. Der Bau hat eine Länge von 22,80 m, der Chor ist 5,80 m lang und das Schiff 7,60 m breit. An der Nordseite befindet sich eine quadratische Sakristei. Ein Triumphbogen trennt Chor und Langhaus. Der Chor besteht aus einem rechteckigen Joch und einem Schluß aus 5 Seiten des Achtecks. Die ehemaligen gotischen Fensteröffnungen sind zugemauert. Den Chormauern sind außen Strebepfeiler vorgelegt, die am Kirchenschiff fehlen. Den Westeingang bildet ein Spitzbogen aus Basaltlava.Anm.(1) Die Kapelle "Unserer Lieben Frau zu Hausenborn" ist heute eine Kirchenruine. Auf ihren jetzigen Status und ihre religiöse Bedeutung wird später eingegangen.

Hausenborn, eine kleine Gemeinde

Im Jahre 1652 wurde in Hausenborn ein neues Pfarrhaus gebaut. Pastor Johann Winter, der von 1778 bis 1808 als Pfarrer in Isenburg wirkte, schreibt in seinen PRO MEMORJA (undatiert) u.a "nebst der Pfarrkirche zu Isenburg ist auch noch eine andere Kirche eine viertel Stunde weit von Isenburg auf einem Berg im Wald - Hausenborn - genannt. Bei dieser Kirche steht ein Wohnhaus für einen Geistlichen und eine Eremitage für einen Eremiten und hier wohnt der Pastor von Isenburg mit 2 Mägden und einem Eremiten, welcher ihm in der Kirche als Küster dient; und diese 4 Personen machen die ganze Hausenborner Gemeinde aus. Auch hat in diesem Jahrhundert der Isenburger Pastor nirgends anders als zu Hausenborn gewohnt und aus dieser Ursache, die weilen die Gemeinde Isenburg im Orte ihm keine geziemende Wohnung geben wollte. Pastor Winter beklagt sich in diesen PRO MEMORIA u. a. über die schlechte materielle Versorgung mit Brennholz, Hopfenstangen und Bareinkünften durch die Gemeinde. Anm.(3) Im Isenburger Pfarrarchiv befindet sich ein umfangreicher Schriftverkehr über den schlechten baulichen Zustand des Hausenborner Pfarrhauses aus der Zeit zwischen 1753 und 1780, u. a. ein Bauzustandsbericht von Baudirektor Lauxen aus Koblenz vom 2. Juni 1779. Eine Aufforderung an die Gemeinde Isenburg, das Hausenborner Pfarrhaus zu reparieren, wird am 10. Juni 1779 mit dem Hinweis auf die Zuständigkeit der Familie v. Walderdorff, abgelehnt. Anm.(3)

Hausenborn im 18. Jahrhundert

Nicht nur die Herren von Isenburg stifteten hier; neben der Gräfin Walderdorff, die 1768 der Kapelle 1000 Gulden spendete, vererbten ganz normale Bürger Hausenborn ihr Hab und Gut. Wir wissen von umfangreichen Schenkungen und Meßstiftungen; ganze Ländereien wurden vermacht. So befindet sich in den Pfarrakten von Isenburg ein Testament von Katharina Hofmannß aus Heimbach-Weis, in dem sie 1710 der Kapelle alle ihre Güter vererbt. Anm.(3) — Die Wallfahrtskapelle gelangte somit im 18. Jahrhundert zu besonderem Wohlstand. Es ist überliefert, daß Hausenborn sich zu bestimmten Zeiten einen eigenen Priester leisten konnte. Normalerweise war für die Gottesdienste in Hausenborn der Isenburger Pfarrer, der wie bereits erwähnt, zeitweise hier wohnte, zuständig. Im Verlauf der langen Geschichte von Hausenborn gab es Zeitabschnitte, in denen die Pfarrei Isenburg keinen eigenen Pfarrer hatte. Dann wurde sowohl die Pfarrei Isenburg als auch Hausenborn vom Pfarrer von Nauort oder von Chorherren der Abteien Rommersdorf und Sayn betreut.

Wallfahrtsort und Gnadenbild

Die Kapelle "Unserer Lieben Frau zu Hausenborn" ist seit mehr als 550 Jahren ein beliebter Wallfahrtsort. Es ist bekannt, daß bis ins 18. Jahrhundert hinein Prozessionen von Hachenburg, dem Kirchspiel Marienrachdorf, Dierdorf, Großmaischeid, Nauort, Irlich, Engers, Heimbach und natürlich Isenburg zum Gnadenbild von Hausenborn pilgerten. Anm.(8)

Bei dem Hausenborner Gnadenbild handelt es sich um ein Vesperbild aus gebranntem Ton. Es hat eine Höhe von 45 cm und ist 60 cm breit. In den 70er Jahren dieses Jahrhunderts wurde es farblich neu gefaßt. Typologisch gehört diese Pieta zu den horizontalen Vesperbildern und wird der Gruppe rheinischer Gnadenbilder zugeordnet, die unter dem Einfluß der Parler (= Steinmetz-, Baumeister und Bildhauerfamilie des 14. Jahrhunderts von großem Einfluß auf die deutsche spätgotische Architektur und Plastik) entstanden sind. Datiert wird die Pieta um 1430/1440. Zu dieser Gruppe der rheinischen Vesperbilder gehören u. a. diejenigen aus Düsseldorf/ St. Lambertus, Kasbach, Köln/ St. Alban und Maastricht.Anm.(9) Die Bedeutung von Hausenborn als Wallfahrtsort wird durch mehrere Ablaßgewährungen unterstrichen. So war es am 21. Februar 1727 der Trierer Weihbischof Johannes Mathias (von Eyß), der den Gläubigen, die vor dem Bild der Schmerzhaften Jungfrau und Mutter während der Fastenzeit beten, einen vollkommenen Ablaß gewährte.Anm.(3)Sogar 2 Päpste, und zwar am 18. Mai 1747 Benedikt XIV 3 und am 9. November 1778 Pius VI Anm.(10), stellten der Kapelle in Hausenbom Ablaßbriefe aus.

Aufhebung der Wallfahrtskapelle

Um so überraschender kam dann am 29. November 1784 vom Trierer Kurfürst und Erzbischof Clemens Wenzeslaus ein Erlaß, der besagt, daß alle Prozessionen, die über eine Stunde hinaus sich aus der Pfarrei weg bewegten, verboten seien. Diese Verfügung mag mit dazu beigetragen haben, 1788 die Wallfahrtskapelie Hausenborn und das Pfarrhaus aufzugeben und dem Verfall zu überlassen. Es mögen aber auch seelsorgerische Gründe für diese Entscheidung eine Rolle gespielt haben. Sie liegen jedenfalls einer gemeinherrschaftlichen Verordnung der Grafen von Wied und Walderdorff zugrunde, die abschriftlich im Isenburger Pfarrarchiv vorhanden ist und folgenden Wortlaut hat: "Da zur mehreren Bequemlichkeit der Unterthanen und ihres Seelsorgers zu genauerer Erfüllung deren Pfarrpflichten überhaupt sowie geschwinderen Hilfe in dringenden Vorfällen von der gemeinen Herrschaft, die Versetzung der Pastorswohnung nach Isenburg als nützlich beschlossen worden, aus gleicher Überzeugung auch die Erzbischöfliche Einwilligung in betreff der einzugehenden Kapelle bereits erfolgt ist, so wird die Vollziehung derselben dem Amt aufgetragen, gegenwärtiges eigene Commissorium ausgefertigt, und die pünktliche Befolgung erwartet.


1) Wäre sogleich dem Pastor Winter Nachricht davon zu geben, damit er

a) in betreff dieses Vorganges seine Pfarrgenossen (Pfarrkinder), wegen Nützlichkeit sowohl, als Erbaulichkeit vorbereite;

b) sodann einen Tag festsetze, und voraus bekannt mache, wann er die Versetzung des Gnadenbildes in die Isenburger Pfarrkirche vorzunehmen gedenke;

c) dazu eine solemne Prozession anordne und es mit aller Anständigkeit demnach bewerkstellige; sodann schließlich

d) habe er das zur Entweihung nötige Commissium beim Erzbischöflichen Offizialat nachzusuchen und ausfertigen zu lassen.

2)Hätten die Unterthanen auf zwei Jahre eine einstweilige Wohnung vor (für) den Pastor auszusuchen, und zu miethen; sodann hätten

3)Commissarii sorgfältig zu untersuchen, ob das neue Pfarrhaus und Zubehörden nämlich Stallung, Keller etc. nicht vor der Pfarrkirche zu Isenburg auf den nahe bei der Schule gelegenen geräumigen Platz angelegt, dem Pastoren aber gleich dabey etwa ein gegen den bey Hausenborn gelegenen äquivalenter (gleichwertiger) Garten angewiesen, und jener hingegen zum Herrschaftlichen Gemeinsamen Hausenborner Privatwald gezogen werden möge, worüber fordersamst pflichtmäßiger Bericht zu erstatten wäre.

4)Nicht minder werden alle von der Kirche und Wohnung abfallenden Baumaterialien, wie auch sämtliche Paramente und Kirchengerätschaften sowie sämtliche der Hausenborner Kapelle eigentümliche Capitalien als ein künftiges Eigentum der Isenburger Kirche, zur Verbesserung derselben fabrique überlassen. Sodann will man Gräflich-Walderdorffischerseits die von der hochseligen Gräfin vermachten 1437 Reichstha1er der Pfarre auf immer anweisen und zur besseren Auskunft eines zeitlichen Seelsorgers überlassen und bestimmen. Commissarii haben also der Gemeinde und Pastoren und Kirchenvorsteher gemelte (genannte) Schenkung bekannt zu machen. Von der Gemeinde, welcher die Erbauung der Pastorswohnung allein zu kommt, ein Revers in betreif der geschenkten Materialien ausstellen, die gemeldeten Kirchengerätschaften in das Isenburger Kircheninventarium einzutragen, die Hausenborne zur besseren Subsistenz des Pastoren sowohl als zur pfarrkirchlichen fabrique bestimmte Kirchenkapitalien der Isenburger Kirchenrechnung einverleiben, und die jährliche Abführung davon gehörigermaßen zu besorgen.

5) Solle über den neuen Pfarrhausbau ein Riß (= Kostenanschlag) durch einen Bauverständigen verfertiget, derselbe samt den Bedingungen ad ratificandam eingesendet, und dessen Ausführung hiernächst dem Wenigstnehmenden gegen terminweise Bezahlung überlassen, die Aufsicht aber weder dem Pastor noch der Gemeinde, sondern dem gemeinsamen Amt gegen billige Gebühr anvertraut werden.

6) Werden zum neuen Pfarrhausbau der Gemeinde die Mauersteine vom alten Schloß daselbst, wo solche nach Erkenntnis unserer Beamten amfüglichsten zu entbehren sind zu nehmen erlaubet. Damit dann der so genötigte Bau bestmöglichst befördert werden möge, haben ob gedachte unsere hier zu bevollmächtigten Beamten dahin erstlich zu sehen, daß sowohl mit Verkaufung der Hausenborner Gebäude, oder deren Abbruch und Transportierung deren hiervon abfallenden brauchbaren Materialien das Nötige veranstaltet, der Bauplatz zum neuen Pfarrhaus und allenfalsigen Garten ausersehen, der Bau-Riß verfertiget, und die Kontrakten mit den Handwerksleuten, und dergleichen anderes hierzu abzweckendes, unter Gemeinherrschafts-Genehmigung noch dieses Jahr also festgesetzt werde, daß der wirkliche Bau mit ersterer guten Zeit künftigen Jahres angefangen, mit allem Fleiß weitergeführet, und zur baldigen Vollendung gebracht werden könne. Endlich wird die Gemeinde hiermit angewiesen, die Aufführung des neuen Pfarrhauses nach der hierin gemachten Anordnung baldmöglichst zu veranstalten, sich zu ihrem besten zweckenden Befehlen hierwegen auf keine Weise mehrzu widersetzen, und gegen ihren Seelsorger mehr Achtung zu hegen. Wir befehlen das hiermit gnädigst."

Krichingen, den 15. Juli 1788
Molsberg, den 6. August 1788
Christian Graf zu Wied............................................................Walderdorff Anm.(3)

Im "Allgemeines Churtrierisches Intelligenzblatt auf höchste Anordnung" vom 29. August 1788 finden wir folgende, nachstehend wörtlich wiedergegebene Anzeige:

"Mittwoch den 2ten September Vormittags 9 Uhr sollen in Haußenborn 3 Glocken 3 Altäre und 2 noch ganz neue Beichtstühle von Eichenholz an den Meistbietenden verkaufet und Donnerstag darauf als den 4ten die Abbrechung dortiger Kapelle und zugehöriger Gebäude an den Wenigstnehmenden überlassen werden, Steigerlustige haben sich demnach in bemeldeten Tagen in Haußenborn einzufinden um die Versteigerung zu gewärtigen."Anm.(11)

So kam es, daß noch im Jahre 1788 das Hausenborner Gnadenbild in einer feierlichen Prozession durch Pfarrer Winter in die Isenburger Pfarrkirche überführt wurde, wo es bis heute seinen Platz hat. Ebenso kam das übriggebliebene Kirchengerät, u. a. 2 historisch äußerst bedeutende Glocken, die Gott sei Dank der Versteigerung entgangen waren, ebenfalls in die Pfarrkirche nach Isenburg. Die dritte Glocke wurde nach Oberelbert verkauft. Anm.(8)

War Hausenborn ehemals Isenburger Pfarrkirche?

Verschiedentlich wird angenommen, daß Hausenborn zeitweise Isenburger Pfarrkirche war. Dies ist aber keineswegs gesichert. Wie überliefert ist, hatte die Grafschaft Wied sich Rechte sowohl an der Pfarrkirche in Isenburg, als auch an der Kapelle Hausenbom angemaßt. Seit 1574 hatten in beiden Kirchen die Protestanten Gottesdienst gehalten. Während Hausenborn 1593 den Katholiken wieder zurückgegeben wurde, geschah das mit der Pfarrkirche erst im Jahre 1628. Anm.(8) Man kann davon ausgehen, daß zwischen 1593 und 1628 die Kirche in Hausenborn als Pfarrkirche von den Katholiken in Isenburg genutzt wurde; Hausenborn aber nicht offiziell Pfarrkirche war. Da bereits 1235 am heutigen Standort der Pfarrkirche eine kirchliche Anlage urkundlich nachgewiesen ist Anm.(12) ist es nicht wahrscheinlich, daß Hausenbom die Pfarrkirche war. Auch der zu jener Zeit nur unter großen Mühen zu erreichende Standort von Hausenborn spricht dagegen und war für das damals sehr ausgeprägte religiöse Leben einer Pfarrgemeinde wenig praktikabel. Nach der Aufgabe von Hausenborn im Jahre 1788 entwickelte sich der Gnadenort zu einem stillen Ort des Gebets vieler Gläubigen aus Isenburg und der näheren Umgebung. Wo ließe sich andächtiger beten als in der Abgeschiedenheit dieses einsamen, würdigen Winkels mitten im Wald, abseits von jeglichem Verkehrslärm?

Hausenborn im 20. Jahrhundert

Nachdem der Verfall der Kirche weiter fortgeschritten war, wurde 1934 eine Gnadenkapelle in der ehemaligen Sakristei eingerichtet. Im Jahre 1937 fand der damalige Isenburger Pfarrer Kees bei Grabungsarbeiten in der Kirchenruine einen überlebensgroßen Christuskopf. Der Kopf stammt aus dem 15. Jahrhundert, ist aus Sandstein gefertigt und gehörte offensichtlich zu einer Kreuzigungsgruppe, die bei der Hausenborner Kapelle gestanden hat. Der Historiker Ernstotto Graf zu Solms-Laubach hat 1974 in einem Aufsatz diesen Christuskopf dem Künstler Gerhaert von Leyden zugeschrieben.Anm.(13) Nach mehrfachen Restaurierungen wartet dieser künstlerisch besonders wertvolle Kopf auf einen Platz in der Isenburger Pfarrkirche. Auf Initiative von Pastor Hermann Scholl, bis Ende 1994 Pfarrer von Großmaischeid und Isenburg, wurde 1984 mit Renovierungsarbeiten auf Hausenborn begonnen. Männer aus Isenburg, die sich zum Teil aus dem Heimat- und Verschönerungsverein rekrutieren, arbeiten seitdem in ihrer Freizeit dort, um die Kirchenruine mit ihrer Gnadenkapelle der Nachwelt zu erhalten. Hermann Reinhard betreut als Architekt die Arbeiten sowohl technisch als auch denkmalpflegerisch. Während der Renovierungsarbeiten wurden Relieffliesen aus dem 14. Jahrhundert freigelegt. Es handelt sich um Fliesen, die im wesentlichen zwei unterschiedliche Motive aufweisen. Während das eine Motiv eine kleeblattartige Darstellung zeigt, besteht das zweite Motiv aus einem Blattrelief mit zwei Weihezeichen. Sechs Passionsreliefs aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, mit denen das Westportal vermauert war und deren Bildmotive fast bis zur Unkenntlichkeit beschädigt sind, wurden herausgenommen und zur späteren Restauration ins Großmaischeider Pfarrhaus verbracht. Im Rahmen der Renovierungsarbeiten wurden an der Südseite des Chores Grundmauern in den Abmessungen 5,20 m x 4,00 m freigelegt. Sie gehören offensichtlich zu einem Gebäude, das an den Chor angebaut war. Zwischen Anbau und Chor gibt es eine Türöffnung.Anm.(14) Man kann davon ausgehen, daß es sich hierbei um den Kirchturm gehandelt hat, zumal ein Holzschnitt von "Zeyher/Donnhaeuser" von 1772 an der Südseite der Hausenborner Kirche einen Turm zeigt. Inzwischen sind die Renovierungsarbeiten auf Hausenborn soweit vorangeschritten, daß die Mauern des Kirchenschiffes auf ihre ursprüngliche Höhe aufgeführt und durch eine Betonabdeckung gesichert sind.

Im April 1999 sind die Sanierungsarbeiten am Chorraum angelaufen, die im August desselben Jahres vorerst abgeschlossen werden konnten. Im Rahmen dieser baulichen Sanierungsmaßnahme wurde gleichzeitig das Dach der Marienkapelle mit Naturschiefer eingedeckt.

Am 6. Mai 1990 wurde in Anwesenheit von Diözesankonservator, Prof. Dr. Ronig, ein Duplikat der original Hausenborner Pieta aus der Pfarrkirche in Isenburg unter Teilnahme von ca. 1000 Gläubigen eingesegnet. In einem Festgottesdienst, den Pastor Scholl zelebrierte, konnte am 4. August 1991 der 550ste Geburtstag der Kapelle "Unserer Lieben Frau zu Hausenborn" gefeiert werden. Am 25. März 1994 fand ein Jugendkreuzweg der Firmjugend und der Kommunionkinder aus Maischeid, Isenburg und dem Kirchspiel Anhausen statt. Jugendliche trugen ein Holzkreuz und Passionsbilder von Isenburg den Berg hinauf nach Hausenborn. Rund 300 Gläubige feierten mit Weihbischof Leo Schwarz dort Eucharistie. Kommunionkinder brachten Blumen zum Altar und die Firmjugend stellte brennende Lichter auf.

Bleibt zum Schluß des Versuches, die mehr als 550jährige Geschichte der Kirchenruine Hausenborn aufzuarbeiten, der Wunsch, daß es gelingen wird, die eingeleiteten Renovierungsarbeiten abzuschließen, um den Fortbestand der Kapelle "Unserer Lieben Frau zu Hausenborn" als Marienverehrungsstätte, als Ort der stillen Einkehr für Naturfreunde und Wanderer und nicht zuletzt als Kulturdenkmal, zu sichern. Dieses Ziel hat sich der am 6. Juni 1997 gegründete Förderkreis "Wallfahrtskapelle Hausenborn e.V." gesetzt.







Quellen- und Literaturangaben:

1 Neu, Heinrich/Weigert, Hans/Wagner, Karl Heinz: Die Kunst-
denkmäler des Kreises Neuwied, Düsseldorf 1940, S. 165 — 166
2 Fischer, Christian H. H.: Geschlechts-Register der uralten
deutschen Reichsständischen Häuser Isenburg, Wied und
Runkel ..., Mannheim 1775, S. 253
3 Pfarrarchiv Isenburg (Pfarrhaus Großmaischeid)
4 Landeshauptarchiv Koblenz (LHAK), Bestand 35, Nr. 581
5 Fischer, Christian H. H.: Geschlechts-Register der uralten
deutschen Reichsständischen Häuser Isenburg, Wied und
Runkel..., Mannheim 1775, Urk.-Nr. CVII
6 Simmert, Johannes: Inventar des Archivs der Kartause
St. Beatusberg vor Koblenz, Koblenz 1987, S. 189, Nr. 414
7 Wie 6), S. 252, Nr. 569
8 Schug, Peter: Dekanat Engers (Pfarreien an der Wied und
auf den Wiedhöhen), Neuwied 1950, 5. 54 - 66
9 Schürmann, Sonja: Dissertation Masaryk-Universität
Brno/Brünn 1976, 5. 64 f., 96, 191
10 LHAK, Bestand und Nr. nicht bekannt (Die Urkunde liegt
dem Verfasser als Reproduktion vor)
11 Stadtarchiv, 54290 Trier, Weberbach 25
12 LHAK, Bestand 224 Nr. 4
13 Schönberger, Karlheinz: Zwei Kunstwerke in der
Isenburger Pfarrkirche, Heimat-Jahrbuch des
Landkreises Neuwied 1979, S. 55 und 56
14 Reinhard, H., Architekt, Neuwied:
unveröffentlichte Dokumentation von 1984





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Die Isenburg im Sayntal
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