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St. Medard in Bendorf - Ein Beitrag zur Gründungsgeschichte

von H.Kamp u. W.Manßhardt


Dieser Beitrag ist zum ersten Mal am 7.03.1979
in der Bendorfer Zeitung, unter dem Titel
"Pfarrkirche hat Geburtstag", erschienen.

Die Autoren - Mitglieder der GGH - geben diesen Beitrag zur Veröffentlichung.

Die Pfarrkirche St. Medard hat Geburtstag - Als dieser Beitrag veröffentlicht wurde, war der Grund dafür die 775-jährige Wiederkehr des Datums der Separation der Kirche zu Bendorf von der Mutterkirche zu Engers. Die älteste Urkunde, die über die St. Medard-Kirche in Bendorf Auskunft gibt, trägt das Datum des März 1204 und hat genau diesen Vorgang der Abspaltung zum Inhalt

In der Pfarrorganisation des alten Erzbistums Trier gehörte die Kirche zu Bendorf zum Landkapitel Engers im Verband des Archidiakonats Dietkirchen, welches sich mit einer breiten Basis am Rhein zwischen Linz und Niederlahnstein in den Westerwald hinein erstreckte.

Übersichtsplan: Das Landkapitel Engers im Jahre 1550

Obwohl die Kirche in Bendorf in dem Kirchenverzeichnis der ,,Taxa generalis" (um 1330) und in der Liste von 1557 nicht aufgeführt ist, wird sie - mit den Inhabern des Patronatsrechts - bereits in Urkunden des 13. Jahrhunderts genannt.

Bendorf entstand im Bereich des Mutterkirchenbezirks Engers.

Obwohl die Kirche spätestens um die Mitte des 16. Jahrhunderts das Pfarrecht hatte und als Pfarrkirche behandelt wurde, ist diese in die kirchlichen Steuerlisten nicht aufgenommen worden, obwohl für Bendorf in den beiden Listen nicht weniger als fünf Altarpfründe als steuerpflichtig verzeichnet sind.

Eine Besiedlung Bendorfs im Landkapitel Engers, wird erstmals als ,,Bettendorp" (Bendorf) 1093 in einem (gefälschten) Stiftungsbrief der Abtei Laach erwähnt.

1204 erfolgte die erste Erwähnung der Kirche zu Bendorf.

Der Erzbischof Johann I. von Trier genehmigt die von den fünf Patronatsherren der Pfarrkirche zu Engers bewilligte Separation (= Abspaltung), der von diesen gebauten Kapelle in Bendorf und bestätigt die Dotation (=Ausstattung) beider Benificien (Pfründe - zum Unterhalt der Geistlichen), deren vidiminierte (= bezeugte und beglaubigte - mit der Vorlage übereinstimmende ) Abschrift des 18. Jahrhunderts, welche sich im Landeshauptarchiv Koblenz befindet, im freiübersetzten Wortlaut nachfolgend wiedergegeben wird.

(Der Text der lateinischen Urkunde ist im Anhang begegeben.)

Im Namen der heiligen Dreifaltigkeit, Johannes von Gottes Gnaden Erzbischof der Trierer Kirche allen Christgläubigen, den lebenden wie den zukünftigen, in Ewigkeit.

Was in unserer Zeit durch klugen Ratschluß geschieht und zur Verehrung Gottes glücklich veranlaßt wird, haben wir durch leibhaftiges Zeugnis einer Urkunde Dauer zu verleihen beschlossen, damit künftig jede Gelegenheit zu Rechtsstreit und Zwietracht vermieden werde.

links: alte Medarduskirche; mitte: Reichardsmünster:; rechts: die neue Medarduskirche

Den Lebenden soll bekanntgegeben werden, damit die Zukünftigen wissen, daß Graf Heinrich von Sayn, sein Bruder Bruno, Propst zu Bonn und Pastor zu Engers, Ludwig von Hammerstein, Männer vom Adel, Dietrich von Hadamar und Wypert von Rübenach, Ritter, wahrhaftige Kirchherren der Pfarrkirche zu Engers, solange sie in dieser Welt leben, in der Hoffnung auf Belohnung in der Ewigkeit mit unserer Einwilligung in dem Dorf Bendorf von Grund auf eine Kapelle errichtet haben, weil sie aufmerksam bemerkten, daß sich das Fehlen von Hirten für die Schafe gefährlich auswirkt und die Raublust des Wolfes die Flucht des Krämers (Händlers) verursacht. Weil es aber geschieht, daß die Kirchherren weniger geeignete Laien als Pastoren einsetzen, haben sie in der besagten Kirche zu Engers einen Vikar zu Lebenszeit ernannt, der sowohl der Mutterkirche wie der Kapelle vorstehen soll; beide (Kirchen) zusammen statteten sie aus mit 12 Morgen Ackerland im Dorfbann von Engers, dem Zehnten auf dem Berg Stromberg, dem Zehnten in Bendorf, genannt Schenkzehnt, der aus der Hälfte desselben Zehnten mit den kleinen Zehnten an Vieh, Gärten und Rodungsland, zwei Morgen Weingärten, vier Maltern Korn und drei Ohm Wein besteht, die alljährlich in Bendorf aus den Zehnten des Pastors der Kapelle daselbst zu liefern sind mit allen Spenden in der ganzen Pfarrei Engers und ihrem Sprengel für ewige Zeiten, gleich ob die Pastoren anwesend oder abwesend sind. Darüber-hinaus haben sie verfügt, daß das Stroh und alles andere, was an Wachstum, Frucht- und Weinzehnten von den bezeichneten Kirchen herrührt, in den Wittumhöfen in Engers wie in Bendorf bleiben soll. Diese Höfe sollen die Pastoren stets in gutem baulichen Zustand halten. Auch soll es dem ständigen Vikar dieser Kirchen erlaubt sein, Schafherden in ihren besagten Höfen zu halten und sie zusammen mit ihren eigenen Tieren innerhalb der Gemarkung des Kirchspiels der erwähnten Kirchen weiden zu lassen ohne irgendjemandes Widerspruch. Sie baten uns unterwürfig und mit gebührendem Nachdruck, die oben erwähnten Kirchen durch unsere zuständige Amtsgewalt zu einem kirchlichen Beneficium zu errichten und zu bestätigen, die Abtrennung der Vikarie von der Pastorei, die Gründung der Kapelle durch Übertragung und Ausstattung von Gütern für diese auf welche Weise auch immer durch Taten zu beweisen und zu bekräftigen, ferner daß wir dieselben Güter unter dem Rechtstitel des Zugewinns innerhalb des besagten Kirchspiels der kirchlichen Freiheit für würdig befinden zuzuschreiben und sie für frei erklären von jeder Belastung durch uns und unsere Nachfolger, auch diejenigen, die das Recht an steuerlichen Abgaben und Zehnten de jure oder de facto für sich käuflich erwerben, damit dies und anderes in einem öffentlichen Instrument (= Urkunde), dem die gegenwärtige Urkunde angehängt ist, vollständiger erfüllt wird, stimmen wir also den Bitten und Gesuchen dieser Art um so bereitwilliger zu, je mehr wir erfah-ren, daß die Verehrung Gottes sich verbreitet; über den jährlichen Wert der Kirchen verliehenen besagten Güter haben wir durch intensives Befragen Erkundigungen einholen lassen und wurden ausreichend darüber informiert, daß dieselben Güter zu einem ausreichenden Unterhalt des Priesters, der in den genannten Kirchen die seelsorgerischen Amtshandlungen vornehmen soll und die Sorge dafür tragen soll, zur Zeit ausreichen können. Wir haben veranlaßt, daß die Vikarie mit der Kapelle ein kirchliches Beneficium bilden solle und haben die wie beschrieben vollzogene Gründung und Ausstattung gebilligt und bestätigt. Ferner billigen und bestätigen wir im Namen Gottes und Kraft unserer zuständigen Amtsgewalt für die Gegenwart, daß die Güter, die schon zu diesem Beneficium ausersehen wurden, künftig unter dem Rechtstitel des Zugewinns der kirchlichen Freiheit zugeschrieben werden sollen und künftig von jeder Belastung von uns oder unseren Nachfolgern wie Steuern, Zehnten oder den "ersten-Früchten", freigehalten werden sollen, weil uns von allen diesen (Dingen) unserer Kirche uns und unseren Nachfolgern durch den edlen Heinrich Graf von Sayn vollkommen Genüge getan wurde.
Zum Zeugnis dessen und zur Vervollständigung des Ausgeführten haben wir veranlaßt, diese Urkunde durch Anhängung unseres Siegels zu bestätigen.
Gegeben zu Koblenz, im Jahre des Herrn 1204, am sechsten Tag des Monats März.

Blick vom Marktplatz auf die Kirchen (um  1878)


Anhang:

Überlieferter, lateinischer Text der Urkunde
die die Abspaltung der Bendorfer "Capelle"
von der Mutterkirche in Engers, bezeugt.

Text nach:
"Urkundenbuch zur Geschichte der jetzt die preußischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien. Aus den Quellen hrsg. von Heinrich Beyer, Leopold Eltester und Adam Goerz, Bd. 2, Coblenz". 1865, Nr. 216, S. 254-255.

Der Erzbischof Johann von Trier genehmigt die von den Patronen der Pfarrkirche zu Engers bewilligte Separation der Capelle in Bendorf und bestätigt die Dotation beider Beneficien
1204 März 6

In nomine sancte trinitatis. Johannes dei gracia Treuirensis ecclesie archiepiscopus uniuersis Christi fidelibus in perpetuum tam presentibus quam futuris. Que nostris temporibus prudenti geruntur consilio et ad dei cultum feliciter ordinantur litterarum uiuaci testimonio perhennari decreuimus. ut imposterum litis et controuersie omnis occasio amputetur. Declaretur ergo presentibus. ut sciant posteri. quod Henricus comes de Seyna. Bruno frater eius. prepositus Bonnensis et pastor in Engers. Ludouicus de Hammerstein. uiri nobiles. Theodericus de Hadamar. Wypertus de Reuenach milites. ueri patroni parrochialis ecclesie Engers. dum adhuc in carne uiuerent. ob spem eterne retributionis nostro de consensu capellam in uilla Bedendorf a primis exstruxerint fundamentis attente considerantes pastorum absentiam in ouium uerti periculum ac rapacitatem lupi fugam causare mercenarii. uerum quia patronos laicos in pastores contingit presentare minus idoneos. ordinauerunt perpetuum uicarium in memorata ecclesia Engers. qui tam matrici. quam capelle preesset ecclesiis. una easdemque dotantes uidelicet duodecim jugeribus terre arabilis in Engers districtu. decima in monte Stromberg. decima in Bedendorf dicta SchenckZehenden. que est media pars decime ejusdem cum paruis decimis animalium. ortorum. noualium. duobus jugeribus uinearum ac quatuor maldris siliginis et tribus amis uini singulis annis in Bedendorf de decimis pastoris capelle ibidem applicandis cum oblationibus uniuersis per totam parochiam Engers et limites ejusdem in perpetuum siue pastores presentes aut absentes fore contingat. Insuper disposuerunt. quod stramina et cuncta alia de crescentiis et decimis frumentorum et uinearum predictarum ecclesiarum prouenientia in curtibus dotis tam in Engers quam Bedendoff permansura quas curtes pastores in perpetuum in decenti tenebunt structura. quodque uicario perpetuo earundem ecclesiarum liceat ouilia in suis predictis curtibus habere et cum suis animalibus infra limites parochie memoratarum ecclesiarum frui pascuis sine contradictione cujuscunque. supplicantes nobis humiliter et cum instancia, debita. quatenus antememoratas ecclesias auctoritate nostra ordinaria in unum beneficium ecclesiasticum erigere ac instituere. separationem uiearie a pastoria fundationem capelle cum legatione seu donatione bonorum ad eas quemadmodum factis approbare et confirmare. nec non eadem bona cum justo titulo acquirendi infra limites ecclesiarum prehabitarum ascribere dignaremur ecclesiastice libertati et ab onere nostri atque successorum nostrorum. etiam quorumcunque sibi ius in subsidiis aut decimis de. jure seu facto uendieantium libera discernenda. prout hec et alia in publico instrumento, cui presentes litere transfixe sunt. plenius continetur. Nos ergo supplicationibus ac uotis hujusmodi eo fauorabilius annuentes. quo magis in diuini cultus augmentum tendere eognouimus de bonorum prefatorum ecclesiis locatorum ualore annuo studiosa fecimus indagatione percunctari. informatique sufficienter. quod eadem bona pro competenti sustentatione presbiteri in dictis ecclesiis diuina celebraturi ac curam gerentis earumque pro tempore sufficere possent. uicariam cum eapella in unum beneficium ecclesiasticum erigendi duximus et erigimus fundacionem et dotationem. ut prescibitur factas approbauimus et confirmauimus. nec non approbamus et confirmamus in dei nomine auctoritate nostra ordinaria per presentes. bona ad ipsum beneficium jam quesita cum acquirendi justo titulo in futurum ecclesiastice libertati ascribenda et ab omni onere imposterum a nobis seu nostris successoribus racione subsidiorum. decimarum aut primorum fructuum imponenda libera discernenda. quia de bis omnibus nostre ecclesie pro nobis ac nostris succcessoribus per nobilem Henricum. comitem Seynensem sit plenarie satisfactum. In quorum testimonium et gestorum euidentiam jussimus hanc paginam nostri sigilli appensione communiri.
Datum Confluentie anno domini millesimo ducentesimo quarto. sexta die mensis Marcii.

Aus einer vidimirten Abschrift des XVIII. Jahrhunderts im Pr. Arch.

Postkartenmotiv (um 1900)




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