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Dieser Aufsatz ist zuerst erschienen in:
Heimat-Jahrbuch 1974
Des Landkreises Neuwied

Köhler im Sayntal

Von Karlheinz Schönberger †
(Gründungsmitglied der GGH)


Eine der Hauptfunktionen, die der Wald zu erfüllen hat, war und ist die Lieferung von Nutz- und Brennholz. Allerdings steht Holz heute im harten Konkurrenzkampf mit immer neu auf den Markt kommenden Ersatzstoffen. Dagegen hat die Erholungsfunktion, die in einer Vielzahl von sozialhygienischen Wirkungen besteht, erheblich an Bedeutung gewonnen. Immer mehr Menschen werden - vor allem in den Naherholungsgebieten - unsere Wälder aufsuchen und hier Entspannung vom Streß des Alltags, Ausgleich durch körperliche Betätigung und dadurch neue Kraft für künftige Aufgaben finden.

Andere Nutzungen des Waldes, die früher einmal von großer Bedeutung waren, sind heute fast bedeutungslos geworden. So war noch im 18. Jahrhundert die Schweinemast in den Eichenbeständen eine wesentliche Form der Waldnutzung. Die Gewinnung der Eichenschälrinde für Gerbereien, die Harznutzung und dergl. trifft man heute kaum noch an. Auch die Köhlerei, die hier Gegenstand unserer Betrachtung sein soll, war insbesondere in schwer zugänglichen Hanglagen eine weit verbreitete Form der Waldnutzung.

Rund einhundertfünfzig Jahre mögen vergangen sein, als in den Hängen des Sayntales und in seinen Seitentälern die Köhler mit ihren rußgeschwärzten Gesichtern bei Wind und Wetter an den schwelenden Meilern hantierten. Hart, einsam und entbehrungsreich verlief das Leben des Köhlers. Überall in unseren heimischen Wäldern stoßen wir auf verebnete kreisrunde Plätze, an denen sich tiefschwarzer Boden vorfindet, der auch heute noch für die Pflege und Herrichtung von Gräbern auf unseren Friedhöfen gerne Verwendung findet.

Versetzen wir uns im Geiste in jene Tage zurück, wo uns neben den Forstmännern und Waldarbeitern die sagenumwobene Gestalt des rußigen Köhlers begegnet. Ein Stück uralter Waldromantik aus den Sayntalbergen wird wieder wach.

Für die Errichtung eines Meilers mußte in den zum Teil sehr steilen Hängen zunächst eine kreisförmige Grundfläche von etwa 7 Metern Durchmesser waagerecht eingeebnet werden. Die 1 m langen aus Astholz gewonnenen Scheite werden um einen in der Mitte aus Stangen errichteten Luftschacht in meist drei Etagen so aufgebaut, daß der Meiler die Figur eines Kegelstumpfs erhält. Der Kopf wird mit dünnen, kurzen Knüppeln abgedeckt; die Lücken zwischen den Scheiten werden zugesetzt. Der gesamte Aufbau erhält nun eine etwa 10 cm dicke Laubschicht. Das Laub muß gründlich angefeuchtet werden, damit die nun aufgeworfene Erde besser packt und nicht in das Innere des Meilers dringen kann. Die Stangen des Luftschachtes werden nun nach oben herausgezogen. Der so entstandene "Quandelschacht" wird mit Kleinholz gefüllt, von oben mit glühender Holzkohle gezündet und 48 Std. weiter gefüttert. Eine Luftzufuhr ist so nur in beschränktem Maße möglich, wodurch sich die Glut nur sehr langsam zum Meilerrand und nach unten ausbreiten kann. Der Köhler bringt nun am Fuße des Meilers eine Reihe Luftlöcher an. Durch solche Öffnungen, die sich auch am Meilerkopf befinden, kann der Verkohlungsprozeß reguliert werden. Während des Verkohlens bildet sich Wasserdampf. Man sagt: "Der Meiler schwitzt". Treten aus dem unteren Teil des Meilers helle Dämpfe heraus, so folgt das "Treiben" des Brandes. Der Köhler verstopft die Löcher, um den Luftzutritt zu den bereits garen Holzkohlen zu verhindern. Wo noch unverkohltes Holz vorhanden ist, werden neue Zuglöcher angelegt. Wenn der austretende Rauch hell und blau erscheint, so ist die Verkohlung beendet. Die Zuglöcher werden geschlossen und man läßt den Meiler erkalten. Windstärke und Windrichtung spielen bei dem etwa zehntägigen Verkohlungsprozeß eine wichtige Rolle. Während dieser Zeit sackt der Meiler um 25 % seines ursprünglichen Volumens zusammen. Die Temperatur beträgt im Innern annähernd 1200 Grad. Der Abbau des Meilers erfolgt etappenweise. Nach dem Erkalten, was sich von außen nach innen vollzieht, kann am 10. Tag nach der Zündung mit dem Abtragen der ersten, ausgekühlten Schicht begonnen werden. Der dann noch stehende Restmeiler wird wieder mit einer Schicht Erde bedeckt, damit sich die nächste Schicht abkühlen kann.

Aus 1 Raummeter Buchenholz werden ca. 125 kg Holzkohle gewonnen. Ihr Kohlenstoffgehalt liegt bei 75-80 % Vorzugsweise verwendet man das Holz von Hain- oder Rotbuchen.

Die im Sayngebiet gewonnene Holzkohle brachte man vorwiegend zur Sayner Hütte. Riesenkörbe, aus gespaltenen Haselnuß- oder Weidenruten geflochten, standen hochbeladen auf dem Wagen. Wo man auf der vielfach gewundenen Sayntalstraße, damals noch ein Fahrweg aus Steinschotter, das Knarren der Wagen, das Pferdegewieher, den Peitschenknall und das Hott und Hüh der Fuhrleute hörte, surren heute auf der gleichen, aber asphaltglatten Strecke die Lastkraftwagen.

Auch heutzutage wird vereinzelt noch die Köhlerei nach urtümlichem Verfahren betrieben. Nur folgt der Köhler nicht mehr dem Holz in die Berge, sondern das Holz wird ihm aus der Umgebung ins Tal gebracht. Im eigentlichen Verfahren sind keine grundlegenden Änderungen eingetreten.

Die Holzkohle, die zu den ältesten Brennstoffen gehört, war früher der wichtigste Rohstoff bei der Eisenverhüttung. Heute erfolgt die industrielle Erzeugung der Holzkohle in sogenannten Retorten. Bei diesem Prozeß wird eine Reihe von wertvollen Nebenprodukten gewonnen. Die Holzkohle findet heute eine vielseitige industrielle Verwendung. Ein Großteil geht in die eisenverarbeitende, chemische und pharmazeutische Industrie. Aber auch gepreßte Holzkohlen in Form von Frostschutzbriketts, Rauchfaßkohlen, Koksanzündern und dergleichen mehr finden einen guten Absatz. Nicht unterschätzen sollte man auch den privaten Verbrauch. Denken wir doch an das Spießbratenessen, das in den letzten Jahren so viele Freunde gewonnen hat. Auch hier werden die Grillgeräte mit brikettierter Holzkohle gefüttert.

Wenn wir abschließend die reichhaltige Palette von Verwendungsmöglichkeiten der Holzkohle betrachten, dann kommen wir in Versuchung, an Theodor Heuss zu denken, der gesagt hat: "Holz ist ein einsilbiges Wort, aber dahinter steckt eine Welt von Wundern und Märchen."





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