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Dieser Beitrag ist zum ersten Male erschienen in:
Bendorfer Zeitung vom 05.08.1985

Bendorfer Badefreuden - anno dazumal

von Josef Roth †
Mitglied der GGH


In den zwanziger Jahren waren die Rheinwiesen bei Bendorf ein Badeparadies

Was kann schöner sein

In den zwanziger Jahren, als es in Bendorf noch keine Schwimmbäder gab, hatte die Stadt Bendorf mit den beiden Ortsteilen Sayn und Mülhofen etwa 6 1/2 bis 7 000 Einwohner. Der gesamte hochsommerliche Badebetrieb, der ab Christi Himmelfahrt begann und erst im späten September endete, spielte sich - besonders für die Bendorfer Jugend - am Rhein, gegenüber der unbewohnten Rheininsel Graswerth, in den Rheinwiesen ab.

Der Rhein war der Tummelplatz für die Wassersportler

Das Rheinwasser war damals noch relativ sauber. Die Jungen, wie die Alten zogen an den Rhein, um sich in seinem kühlen Wasser zu erfrischen, zu schwimmen und sich zu erholen. Damals war es nicht üblich, in Urlaub zu fahren. So war das Badevergnügen, am Rhein die einzige Erholungsmöglichkeit vieler Bendorfer Bürger. Die Badeplätze erstreckten sich von den ehemaligen Bahnschranken, am Horgraben, oberhalb des Bendorfer Bahnhofs bis dahin, wo heute die Autobahnbrücke über den Rhein führt.

Der Wassersport bot die Möglichkeit sich näher kennzulernen.

An Sonn- und Feiertagen war der Ort wie ausgestorben, da der größte Teil der Bendorfer Bürger unten am Rhein war und sich mit Wassersport vergnügte. Neben dem ungebundenen und freiem Badespass für die Jugend war auch der "Bendorfer Wasserportverein e.V." in der damaligen Zeit sehr aktiv. Das Vereinslokal des Wassersportvereins war die Restauration "Rheinlust" in der unteren Rheinstraße, direkt unterhalb der Bahnschranken. Hier hatte der Verein auch seinem Bootschuppen.

Umkleideräume oder gar sonstige Einrichtungen für die Badenden, wo man sich etwas geschützt an- und ausziehen konnte, gab es nicht. Männlein und Weiblein zogen sich in der freien Natur um, vielleicht etwas geschützt hinter einem Baum oder im hochstehenden Gras oder Schilf. Entlang der vielen Badestellen, von denen man in das Wasser gelangen konnte, lagen die Kleider fein zusammengelegt in langen Reihen vom Horgraben bis an die Ahl, so hieß die Badestelle im Volksmund. Man kann sie heute noch erkennen an einer Treppe, die ins Wasser führt.

am Badeplatz; im Hintergrund die Insel "Graswerth"

Dort war auch die Trift, die das Haupt-Wasser des Rhein- Seitenarms von der Graswerthseite nach der Bendorfer Seite und wieder zurück trieb. So kam es zu einer starken Strömung. Sie hieß im Volksmund »die Trift«. Sie war nicht sehr breit, so ungefähr 10 m, dafür aber sehr stark. Es war der kürzeste Schwimmweg nach der Graswerthinsel. Dahinter war »der Blacke« ( mdartl. von Placken). Von dort aus ging es durch das Niedrigwasser bis auf die Insel Graswerth. Im heißen Rheinsand auf der Seite nach Kesselheim hin konnte man sich herrlich aufwärmen. Die damaligen Bendorfer Jugendlichen waren alle durchweg gute Schwimmer und es gab zu dieser Zeit eigentlich wenig Badeunfälle. Dabei war es nicht ungefährlich, wenn die waghalsigen Jungen die ufernahen Bäume als Sprungbretter benutzten.

"Bendorfer Lausbuben"

Die ganz mutigen Schwimmer schwammen im Fahrwasser an die zu Berg fahrenden, von einem Schlepp-Motordampfschiff gezogenem und zu einem Verband zusammengekoppelten motorlosen Schleppschiffe (bzw. Kähne). Dort angekommen versuchten sie sich an den tief im Wasser liegenden Gangbords hochzuziehen und so das Schiff zu entern. Meistens ließen die Schiffsleute die jungen Leute gewähren, denn sie kannten diese Praxis, die praktisch am ganzen Rhein beheimatet war und sich in jedem Sommer wiederholte. Wenn sich die mutigen Schwimmer ein Schiff "erobert" hatten, liesen sie sich weit über Kesselheim hinaus bergauf mitnehmen sprangen ins Wasser und schwammen dann, sich von der Strömung treiben lassend, gemütlich wieder zurück. War das eine Gaudi!

Ich muß heute noch sagen, diese schöne Badezeit unten am Rhein hat sich mir als schönste meiner Jugenderinnerungen eingeprägt.


Als Klettergerüst mißbrauchte Kopfweide

Mitten durch die Trift

von Josef Roth

Im Sommer, wenn die Sonne brannte,
eigentlich durften wir es nicht,
schwammen wir, zum Graswerth rüber,
immer mitten durch die Trift.

Gut vertraut war uns die Strömung,
die wir als kleine muntere Rangen,
stets genauso, wie die Alten,
im gleichen Tempo, schnell durchschwammen

Durch das Schilf der Graswerthinsel
ging es dann behende weiter,
und im Strom der großen Schiffe
spielten wir den Wellenreiter.

Gutes Schiff vom Rhein getragen,
glitt dahin durch seine Wellen,
Schiff und Strom und seine Wellen,
alt vertraute Spielgesellen.

Heißa, heißa all die Freuden,
schöner könnt' es nirgends sein,
als nur hier in unserer Heimat,
als nur hier bei uns am Rhein.






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