Geehrte Besucherin / Besucher, Sie haben eine Seite
der Homepage der Die Gesellschaft für Geschichte und Heimatkunde (GGH) hat es
sich zur Aufgabe gemacht Ihnen, wenn Sie wollen, ein wenig über unsere
Heimatstadt Bendorf zu berichten. Unser Angebot richtet sich in der Hauptsache
an geschichtlich und heimatkundlich Interessierte. |
(Ehrenmitglied der GGH)
Wie ein Bendorfer unverhofft zu Reichtum kam - Bendorfer HistörchenDer 2. Juli des Jahres 1796 ist auch einer der Tage, der in die Bendorfer Geschichte eingegangen ist. Schon in den frühesten Morgenstunden waren damals am Bendorfer Rheinufer französische Soldaten der Revolutionsarmee gelandet, überrannten die österreichischen Schanzen am Rhein und erstürmten unser Heimatstädtchen, wobei schwere Kampfe mit den kaiserlich-österreichischen Soldaten entstanden, die in Bendorf und Umgebung einquartiert waren. Nach stundenlangen hin und her wogenden Gefechten - dreimal besetzten dabei die Franzosen Bendorf, aber auch dreimal schlugen die Österreicher diese wieder in die Flucht - mußten die Österreicher zuletzt doch den Rückzug antreten und das Feld räumen. Über die Loh, den Langenberg und die Wäschbach zogen sie sich eiligst zurück, um nicht gefangen zu werden. Die vielen Schäden an Häusern, in den Feldern und der Gemarkung haben unsere Vorfahren damals schnellstens wieder behoben und gingen ihrem gewohnten Alltagsgeschehen nach. In den folgenden Jahren fiel auf, daß ein sonst wenig begüterter Einwohner sich nach und nach Häuser baute, Felder, Wiesen und anderes anschaffte und zusehends ein wohlhabender Bürger wurde. Nun begann unter der Bevölkerung unseres Fleckens ein reges Rätselraten über diesen, so plötzlich hereingebrochenen Wohlstand ihres Mitbürgers. Dabei soll herausgekommen sein, daß dieser die Kriegskasse der Österreicher, die diese auf der eiligen Flucht in der "Hohl" versteckt und zurückgelassen hatten, gefunden haben soll. Bewiesen wurde dieses nie, aber dem alten Sprichwort gemäß: Wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte, ist dies gar nicht so unwahrscheinlich. Ein Nachfahre desselben, in einem der Häuser der Bachstraße wohnend, mit einem gut gehenden Geschäft, ist sichtbarer Beweis dieser These. |
Wie zwei Verwaltungsangestellte zu ihren Spitznamen kamen - Heiteres aus Alt-BendorfAls Bürgermeister Franz Schmitz noch sein Bürgermeisteramt im heutigen Haus Fries in der Oberen Bachstraße hatte. da waren zwei körperbehinderte Sekretäre seine wichtigsten Mitarbeiter. Der eine war lang aufgeschossen und hielt sich durch ein Brustleiden kerzengerade, der andere klein und durch einen Buckel etwas krumm geraten. Bei schönem Wetter packten die beiden oft ihre Bürostühle, stellten sie links und rechts der Eingangstüre auf und verrichteten ihre Tätigkeit draußen an der frischen Luft. Ein ob seines großen Durstes Stadtbekannter Bürger, den man schon einigemale morgens aus dem kleinen Bach gefischt hatte, wenn er seine Standfestigkeit überschätzt hatte, kam durch die Bachstraße, um dem Bürgermeister einen Besuch zu machen. Als er die beiden eifrigen Sekretäre sah, zog er - mit einer tiefen Verbeugung - seinen Hut und sprach: "guten Morgen die Herren Krumm und Grad, hier kommt der Herr Kommerzienrat". Die beiden Gemeindeangestellten rochen sofort, daß der Bürger wieder zu tief ins Glas geschaut hatte und wiesen ihn ab. Doch dieser gereimte Gruß gefiel den Bendorfern so gut, daß die beiden fortan ihre Spitznamen weghatten: Krumm und Grad. |
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Die Geschichte vom »Affenkasten« - Heiteres aus Alt-BendorfIm Engerser Schloß, in dem seit Jahrzehnten im »Heinrichshaus« Ärzte segensreich wirken, war bis zum 1. Weltkrieg eine preußische Kriegsschule für Offiziersanwärter etabliert. Die Kadetten aus dieser Schule kamen oft samstags nach Bendorf zum Tanz und nahmen den Bendorfer Burschen die schönsten Mädchen weg. Auf dem Heimweg im Dunkeln mußten sie oft dafür bezahlen. In der unteren Engerser Straße lauerten ihnen die eifersüchtigen Bendorfer Burschen auf. verdroschen sie und entließen sie humpelnd in Richtung Engers. Die Kadetten gingen oft bis zur Endstelle nach Sayn zu Fuß und fuhren dann mit der seit 1906 errichteten Straßenbahn. Eines Tages wartete ein Trammbahnführer aus Bendorf an der Sayner Endstelle mit seinem Wagen, als ein Kadett mit forschem Schritt einstieg und lauthals rief: »Wann fahrt denn dieser Affenkasten ab?« Das war unserem Bendorfer Wagenführer dann doch zu viel, dafür war er auf sein neues Geführt zu stolz. Schlagfertig gab er zurück: »Ei, wenn alle Affen drin sind!« Der Fähnrich wurde ob dieser Antwort bitterböse und zeigte den Mann bei der Obrigkeit an. Die Straßenbahn-Verwaltung stellte sich aber bei der Verhandlung voll vor ihren Mitarbeiter mit dem Hinweis: »Sie seien ein Beförderungsmittel für Menschen und nicht für Affen«. |
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Die Währungsumstellung verschlafen - Heiteres aus Alt-BendorfZu Zeilen, als in Bendorf jeden Monat Viehmarkt war, gab es im Flecken an solchen Tagen viel Umtrieb. Die Markttage begannen an jedem 1. Montag des Monats in aller Frühe. Der Viehauftrieb war meist schon am Sonntagnachmittag. Morgens stand so manche Kuh mit prall gefülltem Euter da. Um ihren Familien etwas Zusätzliches auf den Tisch zu bringen, baten viele Bendorfer Frauen die Viehverkäufer, ihre Kühe melken zu dürfen. Hunderte von Schweinen, Pferden und Ochsen, aber auch Kleintiere, wurden von den Bauersleuten aus der näheren und weiteren Umgebung in der Bachstraße und dem Marktplatz feilgeboten. Lautes Feilschen und das Bekräftigen des Kaufabschlusses durch Handschlag, dazwischen das Muhen. Mähen und Gegacker der Tiere, verwandelten die sonst eher ruhige Innenstadt in einen quirligen Marktflecken. Für die zuschauenden Bendorfer gab es da oft etwas zum Lachen und Schmunzeln, über die originellen Typen oder die schlagfertigen Händler. So ist überliefert, daß vor etwa hundert Jahren - es war kurze Zeit nach dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 - ein Bäuerchen aus dem hohen Westerwald eine Kuh zum Verkauf nach Bendorf getrieben hatte. In seiner Waldabgeschiedenheit hatte der Bauersmann nichts davon mitbekommen, daß zwischenzeitlich der alte Taler durch die Mark ersetzt worden war. Als er mit einem Händler durch Handschlag handelseinig geworden war. da lehnte er es barsch ab. dieses »Exotische Papiergeld« anzunehmen. Er bestand darauf, daß der Händler ihm seine Kuh in blanken Talern bezahlte. Schnell hatte sich ein Kreis um die Streithähne gebildet, und die Bendorfer bogen sich vor Lachen, daß das Bäuerlein darauf bestand, in wertlosen Talern bezahlt zu werden. Erst als der herbeigerufene Bürgermeister Franz Schmitz, dem Dickschädel Brief und Siegel gab, daß er nur mit der Mark einen konvertierbaren Gegenwert erhielt, gab er, wenn auch widerstrebend, seine Kuh ab. |
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Ein eiskalter Gruß kalten Wassers - Bendorfer AnekdoteDie schreckliche Brandkatastrophe vom Mittwoch, dem 31. Juli 1743, bei dem der gesamte Oberflecken abgebrannt war und 204 Gebäude eingeäschert wurden, war von da an für unsere Vorfahren eine dauernde Mahnung, fortan dem Brandschutz allergrößte Beachtung zu schenken. Da es noch keine Feuerwehren wie heute gab. war die ganze Bevölkerung verpflichtet, bei einem Brand sofort zu erscheinen und zu helfen. Unser alter Ortskern, damals in etwas ovaler Form und in der Mitte vom Bach durchschnitten, gab gute Voraussetzungen, an jeden Brandherd durch Eimerketten, gebildet von den Bürgern, heranzukommen. Das entnommene Wasser aus dem Bach wurde in den Wassserkasten der Spritze geschüttet. Durch Handpumpen und Schlauch wurde das Wasser auf das Feuer gespritzt. Da es ja noch keine Sirenen gab wurde vom Kirchturm bei Feuer die große Brandglocke geläutet. die mit ihrem schaurigen Gedröhn auch bei Nacht die Schläfer aufscheuchte und in größter Eile zum Brandherd eilen ließ. Einer der ersten war immer Bürgermeister Johann Adam Thomas, der an die Brandstätte eilte und sich genau über alles in Kenntnis setzte. Dabei soll vor etwa hundert Jahren auch bei einer nächtlichen Brandkatastrophe unserem damaligen Stadtoberhaupt ein schlimmes Mißgeschick passiert sein. Kaum am Brandplatz angelangt, schüttete ihm ein Feuerwehrmann, in der Meinung, es mit einem neugierigen und ihm im Wege stehenden Zuschauer zu tun zu haben, einen Eimer Wasser über den Kopf. Erst auf den Protest desselben erkannte er ihn und entschuldigte sich. Unser Bürgermeister hatte aber durch den plötzlichen kalten Wasserguß einen Schock erlitten und soll von da an immer mit dem Kopf gewackelt haben. Unsere spöttischen Vorfahren gaben ihm daraufhin - wie die Überlieferung berichtet - den Spitznamen »Wackelkopf« |
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Die Bendorfer Ausscheller - Bendorfer AnekdoteWie auf alten Fotos ersichtlich, gab es schon seit altersher auch den Beruf des Ausschellers oder Ausrufers. Seine zwei wichtigsten Requisiten waren eine grolle Handschelle und eine sehr kräftige und laute Stimme. Uns älteren Bendorfern ist noch der alte Schui wohlbekannt, der als städtischer Ausrufer auf diese Weise mit seiner Schelle (diese befindet sich noch als Ausstellungsstück im Museum) von der Straße aus, die Bendorfer auf sich aufmerksam machte und die von der Stadtverwaltung erlassenen, die Bürgerschaft betreffenden, Maßnahmen mit kräftiger Stimme ausrief. In Sayn war es der ortsbekannte Peter Weiler, der diese Funktion viele Jahre ausübte. Diese beiden Männer. Originalen gleichzusetzen mit ihrem humorvollen Wesen, sind wie vieles andere aus alter Zeit unvergessen. So ist uns auch noch hier bei uns in Bendorf bekannt, daß schon vor über hundert Jahren diesen Posten des Ausschellens der beliebte Polizeidiener Peter Schade ausübte. Dieser war seit 1872 als Gendarm hier tätig und von 1884 als Polizeidiener. Noch bis ins hohe Alter versah er auch den Dienst als Ausscheller. So ist überliefert, daß dieser noch am 31. Oktober des Jahres 1897 auftragsgemäß seine »Bekanntmachungen« ausrief und zum Schluß mit folgenden Reim »Ach wie wohl ist dem zumute, der heute zum letztenmal schellen tut«, seinen wohlverdienten Ruhestand bekanntgab. Aber wie geschockt war ganz Bendorf, als 3 Tage später die Nachricht durch den Flecken eilte, daß dieser beliebte Mann ganz plötzlich an einem Herzschlag gestorben war und keinen wohltuenden Lebensabend mehr hatte. |
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Vor dem Schützenfestzug in »Molbere« gesetzt - Bendorfer AnekdotenEiner der ältesten Vereine unserer Heimatstadt Bendorf ist unsere 1844 gegründete Schützengesellschaft. Schon vor hundert Jahren, so berichtet die Überlieferung, war das Bendorfer Schützenfest eines der traditionsreichsten Volksfeste in unserer Heimatstadt. Frühmorgens, zwischen 5.00 - 6.00 Uhr war großes Wecken durch die »Knöppelches-Musik«, die durch Bendorf marschierte. Nach dem Gottesdienst und der Parade vor dem Hauptmann marschierten Abordnungen zum Bahnhof, um fremde Vereine abzuholen. Alle Schützenvereine waren in schöner Kameradschaft verbunden. Nachmittags ging der Festzug durch die Stadt und zwar durch den Ober und Unterflecken. Die Schützen - in schneeweißen Hosen, grünen Röcken und Federhüten - trugen stolz ihre Gewehre. Einmal hatte sich ein Schütze beim Frühschoppen in angeheitertem Zustand versehentlich in einen Teller mit »Molbere« (Heidelbeeren) gesetzt und wurde nun mit schallendem Gelächter wegen seines blauen Hosenbodens beim Festzug bedacht. Am Stollen beim Finklerweg war der Schützengarten. der mit mächtigen Kastanienbäumen bestanden war und in deren Schatten Tische und Bänke standen, an denen alle Gäste Platz nahmen. Bei Bier und Wein, Kuchen und Schinkenbroten, saß man gemütlich zusammen, bis der Tag sich neigte. Mittlerweile hatte man tüchtig geschossen - auf Scheibe und Königsvogel. Der Schießstand war nach dem Neuberg zu gelegen und hier lag die Schießgrube. Das Ergebnis zeigte man von dort mit zwei großen Uhrblättern mit Zeigern an. Hatte aber einer die Zwölf geschossen, schob man eine lebensgroße buntbemalte Figur, einen »Baijaz« heraus und schrie »Hurra«. Das Schießen war dort nicht ungefährlich. Oft wurden die benachbarten Felder abgesperrt, man konnte dann weder Kirschen pflücken, noch neue Kartoffeln graben. Einmal passierte es, daß ein Mann dem strengsten Verbot zuwider unter der Vogelstange nach Bleikugeln suchte und versehentlich erschossen wurde. Als dann der Grubenweg (heutige Remystraße) immer mehr mit Häusern bebaut wurde und das Schießen unmöglich wurde, suchten sich die Schützen einen anderen Schießplatz und zwar in der »Abrosch« im Wenigerbachtal (1895). |
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»Mortsche« hatte sich's anders überlegt - Bendorfer AnekdotenVor über hundert Jahren lebten in unserer Heimatstadt Bendorf noch viele jüdische Mitbürger, die in nicht geringem Maße den Handel und das Geschäftsleben mitprägten. Ihr Mittelpunkt war die etwa 1770 erbaute Synagoge im Judengäßchen (heute Hospitalgasse jetzt wieder Judengasse). Das Verhältnis der Juden zur Bendorfer Bevölkerung war zu allen Zeiten ein sehr gutes, und erst die Machthaber des Dritten Reiches brachten es fertig, diesen Zustand zu ändern, was - wie wir alle wissen - mit der vollständigen Ausrottung alles jüdischen Lebens bei uns und anderswo endete. Aber damals, vor hundert Jahren, war noch alles anders in Bendorf. Eine Episode besonderer Art erheiterte Bendorfs Einwohner. »Mortsche«, ein jüdischer Jüngling und Sohn des Metzgers Marx, - heute Fleischerei Bierlein - war in heißer Liebe zu einem christlichen Mädchen entbrannt. Dieses stellte aber die Bedingung, daß er katholisch werden müsse, wenn sie seine Frau werden sollte. Entschlossen ging er zum katholischen Pfarrhaus, das damals an der Stelle stand, wo sich heute das Möbelgeschäft Paul Weber befindet. Sein Freund Bodenstein begleitete ihn auf diesem schweren Weg. Aber am »Roten Ochsen« verließ den Freund der Mut und er ließ Mortsche allein weitergehen. Auf sein Schellen an der Pfarrhaustür öffnete ihm »Grummet-Anni«, die wegen ihrer Mürrischkeit stadtbekannte Haushälterin von Pfarrer Fries, und ließ ihn ein. Der Pfarrherr hörte sich freundlich sein Anliegen an. nahm bedächtig eine Prise aus seiner geliebten Schnupftabakdose, nieste heftig und verbarg sein lachendes Gesicht hinter seinem großen blauen Taschentuch. Denn Pfarrer Carl Fries hatte sofort gemerkt, daß es sich dabei um eine schnell vorübergehende Schwärmerei handelte. Er gab ihm den folgenden Rat: Lieber Herr Marx, kommen Sie heute in einem Jahr wieder. Sind Sie dann noch so gesonnen wie jetzt, wollen wir weiter darüber reden. Mortsche kam nie wieder. |
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Wie ein Bendorfer seine Ziege vor dem »Kuckuck« bewahrte - Bendorfer AnekdoteDie nach Südwesten geneigten Hänge der Bendorfer Gemarkung waren seit der Römerzeit mit Weinreben bewachsen. Da die Bendorfer Bauern und Nebenerwerbs-Winzer ihren Kunden nicht die Katze im Sack verkaufen wollten, probierten sie den vergorenen Rebensaft vorher selbst und ließen ihre Nachbarn und Freunde von der neuen Ernte kosten. So kam es, daß es im Flecken recht trinkfreudige Männer gab. Einer von ihnen lag mit dem Gemeindeamt in Fehde. Ihm war sein weniges Geld zu schade, es in den Steuersäckel auf Nimmerwiedersehen verschwinden zu lassen. Er verflüssigte seine Thaler lieber in einem der lauschigen Wirtshausgärten. »Wenn du in einer Woche nicht gezahlt hat, werde ich dir deine Hühner pfänden lassen«, drohte ihm der Bürgermeister. Der trinkfeste Bürger erschrak, denn seine Hühner und seine Ziege waren sein einziges Hab und Gut. Er lag auf der Lauer, und als er den mit der Vollstreckung beauftragten Gemeindediener von weitem kommen sah, lockte er seine Hühner mit Futter an eine abgelegene Stelle. So mußte dieser unverrichteter Dinge wieder abziehen. »Wenn du bis Montag nicht gezahlt hat, komme ich deine Ziege holen«, warnte er. Des Montags ging der Gemeindediener spornstreichs in den halbdunklen Stall, um die Ziege zu beschlagnahmen. Da das Tier zu keinem Schritt zu bewegen war, zog er so heftig an ihrer Halskette, daß er samt der konfiszierten Ziege umfiel. Der Steuersünder lachte sich ins Fäustchen, als der Gemeindediener mit dem säuberlich mit Stroh ausgestopften Tier nach draußen kam. Er hatte sie vorsorglich geschlachtet und mit dem Erlös des verkauften »Gäsefläsch« seinen großen Durst gestillt. Durch diese Tat wurde er stadtbekannt und die Geschichte, wie er den Gemeindediener genasführt hatte, machte im Flecken die Runde. |
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Wie Müller Himrod zu Unrecht »eingelocht« wurde - Bendorfer AnekdotenEine Begebenheit aus Bendorfs Vergangenheit zeigt uns, wie fragwürdig manche amtlicherseits ausgeübte Tätigkeit schon damals das Mißfallen unserer Vorfahren fand und sie sich darüber sehr erregten. In der Mühlenstraße, in dem direkt unter der alten Mädchenschule befindlichen historischen Haus mit der Jahreszahl 1821 an seiner Fassade, befand sich in den 20er Jahren ein Königlich-Preußisches Zollamt II. Klasse. Zolleinnehmer Burk und die Zöllner Richard und Dumondt versahen dort ihren Dienst. Der ganze Verkehr vom und zum Westerwald ging damals an diesem Haus vorbei, die heutige Mühlenstraße, den Goldberg und die Grenzhäuser Hohl übers Ley'chen und den Langenberg hinauf und hinab. Daniel Himrod war damals Müller auf der »Oberen Mühle« und Peter Böckling sein Mahlknecht. Als letzterer eines Sommerabends noch spät mit dem Fuhrwerk Mehl zu den Kunden transportierte, wurde demselben von den angetrunkenen Zöllnern kurzerhand das Fuhrwerk samt Ladung beschlagnahmt. Er hätte die auf 8.00 Uhr abends festgesetzte Sperrstunde, nach der sich kein Fahrzeug mehr außerhalb des Ortes befinden dürfe, überschritten, wurde demselben klargemacht und müsse eine Strafe bezahlen. Da es noch einige Minuten vor 8.00 Uhr war, protestierte Böckling gegen diese Eigenmächtigkeit und lief schnell zur Mühle zurück und instruierte den Meister. Als auch dieser heftigen Protest einlegte und die Ursache des späten Auslieferns mit dem durch die Trockenheit bedingten spärlichen Wasserfluß des Mühlbaches und dadurch verbundenen langsameren Mahlganges begründete, wurde Himrod kurzerhand verhaftet und im Zollamt inhaftiert. Ignoriert wurden auch die Aussagen von 3 Augenzeugen, die bekundeten, daß sich das Geschehen tatsächlich vor der Sperrstunde abspielte. Es nützte alles nichts, der Müller mußte zahlen und die Bendorfer, so ist es überliefert, erregten sich sehr und waren sauer über solche Ungerechtigkeiten. |
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Als die Bendorfer im Geleitzug in den Hinterwald fuhren - Bendorfer AnekdotenDer uralte und reiche Waldbesitz von Bendorf, den man schon von jeher den »Vorder- und Hinterwald« benannte, bildete in vielen Distrikten die Grenze zu den Nachbarorten Weitersburg, Grenzhausen, Grenzau und Nauort. Sehr oft gab es Streit um ihn, der auch Todesopfer auf Bendorfer Seite zur Folge hatte. Erinnert sei dabei an den brutalen Raub des Bendorfer Walddistriktes »Frankenhard« - im Hinterwald - durch den Grafen Ernst von Isenburg-Grenzau um 1620, bei dem vier unschuldige Bendorfer Bürger über Jahr und Tag im Kerker der Burg Grenzau schmachteten und zwei von ihnen an den Entbehrungen starben. Als Bendorf 1815 preußisch wurde, da bildeten wiederum seine Waldgrenzen die Staatsgrenze zum Herzogtum Nassau, zu dem die Orte Grenzhausen, Grenzau und Nauort gehörten. Ein Problem war von jeher die Holzabfuhr aus dem Hinterwald, der zu einem großen Teil nur von Nauorter Seite aus und mit Fuhrwerken erreichbar war - und auch bis heute noch ist. Aus alten Berichten ist uns überliefert, daß damals die Einwohner von Nauort gegen die »Ausländer« von Bendorf eine feindselige Haltung einnahmen. Das ging so weit, daß Bendorfer, die Holz im Hinterwald holen wollten, tätlich von den Nauortern angegriffen, verprügelt, ihre Tiere verletzt und die Wagen beschädigt wurden. Als sich diese Vorkommnisse öfter wiederholten und kein Bendorfer mehr wagte, allein in den Hinterwald zu fahren, da beschlossen unsere Vorfahren, in großen Geleiten gemeinsam zur gleichen Zeit in den Hinterwald zu fahren. Und, wie überliefert, haben es die Nauorter seitdem nicht mehr gewagt, auch nur noch einem Bendorfer ein Haar zu krümmen. |
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»Ein Arzt kann auch mal irren« - Eine Bendorfer AnekdoteAus alten Berichten ist uns überliefert, daß der Beruf des Arztes bei uns in Bendorf schon lange ausgeübt wird. Sie gehörten schon immer zur gehobenen Gesellschaftsschicht unserer Einwohnerschaft und mit ihrer Bildung und ihrem Wissen, hatten sie auch unter den Bendorfer Handels- und Unternehmerfamilien sehr engen Kontakt. Eine Institution dieser Kontaktaufnahmen war mit an erster Stelle das 1845 in der Engersport erbaute Casino der 1823 gegründeten Bendorfer Casinogesellschaft. Dort trafen sich fast allabendlich viele ihrer Mitglieder zum geselligen Beisammensein, zum guten Essen und Trinken. Auch darf man davon ausgehen - sie waren ja Bendorfs beste Steuerzahler - daß dabei rege Kommunalpolitik mit bedeutsamen Beschlüssen für unser Bendorf betrieben wurde. Bekannt waren auch die Treibjagden vieler Casinomitglieder, bei der so große Strecken von Wild aller Art erlegt wurden, das manchem armen Bendorfer unverhofft ein Hase für den »Bräter« geschenkt wurde. Es waren auch gute Trinker unter ihnen, die schon mal einen über den Durst tranken. Dabei gab es dann auch mal Probleme, wie die folgende Geschichte beweist. Ein allseits beliebter Bendorfer Arzt, fortschrittlich und als Geburtshelfer ein As, hatte allerdings einen Fehler, der Alkohol schmeckte ihm zu gut. Eines Abends, in geselliger Runde, erreichte ihn ein Hilferuf. Der Schornsteinfegermeister läge mit einer schweren Kolik im Bett und krümme sich vor Schmerzen. So schwer es ihm fiel, er machte sich auf den Weg, um zu helfen, denn seine Freunde hatten ihn mit Wassergüssen über den Kopf etwas ernüchtert. Als er dann in dem nur mit einer Kerze beleuchteten mehr dunklen wie hellen Zimmer den Patienten untersuchte, - dieser war für seinen dicken Bauch bekannt - da muß unser guter Doktor einen »Blackout« gehabt haben. Er sagte: »Die Entbindung wird etwa in einer Stunde stattfinden.« Die empörte Gattin des Kranken schaffte es aber noch, daß der Arzt den Irrtum erkannte und ein Schmerzmittel verabreichte. Ganz Bendorf soll herzhaft gelacht haben, aber die Popularität des Arztes hat davon keinen Schaden genommen, sondern soll noch zugenommen haben. |
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Dem Gendarm von "Bastianes" bös mitgespielt - Bendorfer AnekdotenSchon vor weit über hundert Jahren war es üblich, daß Bendorfer Burschen sonntags, oft weite Wege zurücklegten, um in anderen Orten der Umgebung auf der Kirmes oder bei anderen Festen mit den Mädchen dieser Dörfer das Tanzbein zu schwingen. Mancher soll dabei die Frau seines Lebens gefunden haben. So besuchte damals eines Sonntags eine Gruppe von Bendorfern die Kirmes in Urmitz. Nach froh verbrachten Stunden und in bester Stimmung machte man sich dann, als es Zeit wurde, auf den Heimweg. Singend und lärmend war man schon ein Stück gewandert, als plötzlich der berittene Gendarm, der für die Rheindörfer drüben zuständig war, vor ihnen auftauchte und kraft seines Amtes unsere Bendorfer Barsch um Ruhe bat, andernfalls er sie bestrafen müßte. Diese aber, so schnell um ihre gute Laune gebracht, ließen sich dies nicht gefallen. In Sekundenschnelle rissen sie den Gendarmen vom Pferd, jagten das Tier weg und banden den Ordnungshüter an einen Baum fest. Dieser tobte und schrie, aber unsere Burschen machten sich eilig auf den Heimweg, durch Kaltenengers nach "Bastianes" zum Fährmann, der sie nach Bendorf übersetzte. Alle waren sich im klaren, daß dieser Jux schwere Folgen für sie haben könnte. Eine Tätlichkeit gegen einen Staatsdiener in Uniform war genau so schlimm, als hätte man den Kaiser persönlich angegriffen. Da bestimmt etwas gegen diesen Frevel unternommen würde, beschlossen die Beteiligten, Bendorfs Straßen zu meiden und in den kommenden Tagen sich zu Hause aufzuhalten. Den gebundenen Polizisten fand man erst am anderen Morgen. Das Pferd war selbst in seinen Stall getrabt Die Suche nach seinem Reiter hatte vorerst keinen Erfolg. Fieberhafte Nachforschungen setzten sofort ein, und als der Fährmann bei der Vernehmung berichtete, daß er eine Menge Burschen nach Bendorf übergesetzt habe, begann eine tagelange Untersuchung in unserem Ort. Die Gesichter aller Burschen, die man auf der Straße traf, wurden von dem Gendarmen und dem Fährmann genau fixiert Aber keines paßte zu denen, die man suchte. Im Flecken ging die Nachricht wie ein Lauffeuer um, daß man welche suchte. Unseren Übeltätern blieb das auch nicht verborgen, und sie hielten dicht und waren befriedigt über ihre ergriffene Vorsichtsmaßnahme. Als dann nach Tagen die Luft wieder rein war, verließen sie ihr für Tage gewähltes Exil im eigenen Haus und Hof. Da sie nicht auf den Kopf gefallen waren, bewahrten sie die Begebenheit für sich bis ins hohe Alter. Erst dann, als schon viel Gras darüber gewachsen war, taten sie dies kund und es soll überall ein Riesengelächter ausgelöst haben. |
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Vom Schulbub, der den Ortspolizisten austrickste - Bendorfer AnekdoteEin richtiger "Lausert". Durch alte, handgeschriebene Dokumente und Schriftstücke ist bewiesen, daß viele Menschen schon vor Jahrhunderten lesen und schreiben konnten. Dadurch wissen wir auch, daß es schon damals Schulen gab, in denen die Kinder dieses erlernten. Auch bei uns hier in Bendorf ist überliefert, daß schon im 17. Jahrhundert Lehrer bei uns den Schuldienst ausübten. Ob Schulzwang bestand, wie heute ist fraglich, und die Eltern mußten Schulgeld bezahlen, damit die Lehrer ihren, der Tätigkeit angemessenen Lohn erhielten. Zu allen Zeiten gab es auch Kinder, die mehr oder weniger oft die Schule schwänzten und sich lieber draußen in der Gemarkung in Gottes freier Natur aufhielten. So ist überliefert, daß vor gut hundert Jahren der Lehrer Eifler oder Friesenhahn den baumlangen Ortspolizisten Jordan beauftragten, einen schulschwänzenden Buben zu finden und in die Schule zu bringen. Nach längerem Suchen fand der Polizist den Knaben gedankenverloren im Sand spielend im "Hinterlenchenshausweg". Seiner Aufforderung mit ihm in die Schule zu kommen, wiedersetzte sich aber der Lausert so heftig, daß sich zuguterletzt der Ordnungshüter gezwungen sah, sich denselben zu packen und ihn sich auf seine Schultern zu setzen. Wie es schien, hatte sich der Kleine damit abgefunden, den Rest des Morgens doch noch in der Schule zu verbringen. Aber kaum an Remys Garten angekommen, der ja von einer hohen Mauer umgeben war, kam demselben der rettende Gedanke. Blitzschnell riß er dem Polizisten den Helm vom Kopf und warf denselben mit großem Schwung weit in Remys Garten. Der lange Jordan sah sich nun notgedrungen gezwungen, den Kleinen abzusetzen, über die Mauer zu klettern und sich seinen Helm wider zurückzuholen, denn ein Polizist ohne Helm war unmöglich. Es erübrigt sich wohl von selbst, noch zu berichten, daß, als Jordan wieder mühsam auf dem Weg stand, unser Bendorfer Laus jung schon über alle Berge war. Als diese Story im Flekken bekannt wurde, soll sich damals ganz Bendorf vor Lachen gebogen haben. |
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Napoleons Nichte ist in Bendorf begraben - Bendorfer AnekdoteDurch das Studium alter Schriftstücke ist so manches bei uns hier in Bendorf, mit seiner uralten und reichen Geschichte, erst in jüngster Zeit bekanntgeworden. So ist auch vielen Bendorfern die Tatsache nicht bekannt, daß vor 175 Jahren keine geringer« als eine Nichte des Kaisers Napoleon I. in Bendorf gelebt hat. In unserer katholischen Kirche befindet sich am Eingang zum westlichen Kirchenschiff links neben dem Weihwasserbecken eine in die Mauer eingesetzte Grabplatte mit der Inschrift: "ici repose Eugenie Napoleon Comptesse de Beauharnais mort 12. Avril 1812." Ins deutsche übersetzt heißt das: Hier ruht Eugenie Napoleon Comtesse von Beauharnais, gestorben am 12. April 1812. Die meisten von uns sind wohl achtlos an diesem Gedenkstein vorbeigegangen, ohne zu wissen, daß derselbe den Ruheort einer Nichte Napoleons bezeichnet, welche in Bendorf im elterlichen Haus ihrer Mutter gestorben ist. Die Beurkundung im Totenregister der katholischen Pfarrgemeinde von Bendorf lautet so: Am 12. April 1812 starb die jugendliche Marquise Eugenie Napoleion Franziska Paulina de Beauharnais, eheliche Tochter des Hochgeborenen Marquise de Behauharnais, der auf einer Reise sich hier aufhielt und der der Nation nach ein Franzose war. Die Mutter des Kindes ist Christine de Cohausen. Das Kind war zwei Jahre und sechs Monate alt. In den 20er Jahren, unter Bürgermeister Lerner, wurden diesbezüglich über die deutsche Botschaft in Paris Erhebungen durchgeführt, die zu der für unsere Heimatstadt so interessanten Feststellung führten. Da die Familie des Beauharnais durch die Kaiserin Josefine, die in erster Ehe den Vicomte Alexandre de Beauharnais zum Mann hatte, in einem verwandtschaftlichen Verhältnis zu Kaiser Napoleon stand, war es von Interesse zu erfahren, inwieweit die verwandtschaftlichen Beziehungen der verstorbenen Comtesse zu diesem bestanden. Der Vater der Comtesse Eugenie, Francois de Beauharnais, Diplomat im Dienste Frankreichs, war in zweiter Ehe mit Christine Luise von Cohausen verheiratet. Die kleine Eugenie, geboren am 7. November 1809 in Arpajon, ist eine echte Cousine der Kinder der Kaiserin Josefine mit ihrem ersten Mann, die Napoleon adoptiert hatte, und damit auch dessen Nichte. Der Marquis war bei Napoleon in Ungnade gefallen und lebte mit seiner Frau in Horchheim und in Bendorf, der Heimat seiner Frau mütterlicherseits. Der Vater, Justizsenatsdirektor Karl Caspar Hubert von Cohausen, und dessen Frau Auguste Elisabeth, geborene von Umbscheiden und Ehrenkron, die Eltern der Frau wohnten im vielen Bendorfern noch bekannten Hofgut der Familie Umbscheiden am alten Marktplatz, in dem später die evangelische Schule etabliert war, die 1954 abgerissen wurde. Auch ist in der Remyschen Familie überliefert, daß die Frau Ferdinand Remy geb. Hoffmann als Kind oft mit der Comptesse Eugenie im elterlichen Haus an der Ecke Bach- und Hauptstraße - heute Geschenkecke Fuchs-Eckstein - gespielt hat |
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Als man einen Märtyrer rächen wollten - Bendorfer AnekdoteDie Revolution vom Jahre 1848, über die ja schon berichtet wurde, hatte ja auch bei uns in Bendorf aufregende und turbulente Ereignisse und Begebenheiten mit sich gebracht, über eine Episode soll heute berichtet werden, die auch mündlich, wie vieles, überliefert ist. In Steimel im Westerwald war Jahrmarkt, und der wurde schon damals von Bendorfern gut besucht. So zählten zu den Beschickern des Jahrmarktes auch der Bendorfer Leineweber Sch. und der Händler K. Sch. war katholisch und K. evangelisch. Der Leineweber hatte neben anderen Erzeugnissen seines Gewerbes auch blaue Zipfelmützen, wie sie die Bendorfer früher trugen. Die Überlieferung berichtet nun, daß der gar nicht ängstliche Sch. seine Erzeugnisse als besonders geeignet für die "Blauköpp" - so bezeichnete man die Evangelischen - seien. Über diese Äußerung sollen aber die Steimeler Bauern mit dem Bendorfer Leineweber so in Streit geraten sein, daß dieser Hals über Kopf über Hinterhöfe und Dächer fliehen mußte. Das Gerücht von dem Streit verbreitete sich mit Windeseile in Bendorf. Man erzählte sich, daß die fanatischen Bauern ihn erschlagen hätten, einen Märtyrer der katholischen Sache in Bendorf, wo es ja seit Jahrhunderten ein gespanntes Verhältnis zwischen Katholiken und Evangelischen gab. Eine große Menschenmenge rottete sich zusammen, die heftig und erregt dem Händler K. die Schuld an dem Streit in Steimel gab, der den Leineweber Sch. denunziert haben sollte. Als nun noch der Klang der Sturmglocke vom Kirchturm ertönte und die Gemüter noch mehr aufpeitschte, zogen die Massen zum Hause des K. in der Bergstraße, um Rache für den Verrat zu nehmen. Dieser war aber gewarnt worden und hatte sich mit seiner Familie in Sicherheit gebracht. In seinem Hause aber wurde alles kurz und klein geschlagen, und erst als der damalige evangelische Pfarrer Friedrich Wilhelm Hack mit eigenhändiger Hand die letzten Zerstörer aus dem Haus geworfen hatte, ließ man dasselbe in Ruhe. Die Ernüchterung kam bald. Zunächst fand sich der totgesagte Leineweber wieder ein. Es war ihm gelungen, seinen Verfolgern zu entkommen. Dazu kam eine starke Militärbesatzung nach Bendorf, die garantieren sollte, daß sich solches nicht wiederholen sollte. Der Händler K. ist dann später nach Amerika ausgewandert, und er soll dort mit seiner Familie eine neue Heimat gefunden haben. |
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Als eine Kosakenpatrouille in Stromberg zechte - Bendorfer AnekdoteDer Bendorfer Ortsteil Stromberg führte, weil er etwas abseits liegt, seit jeher ein beschauliches und ruhiges Dasein, das vom alten Dorfleben geprägt war. Große Ereignisse, vor allem die Schrecken kriegerischer Zeiten, unter denen andere Orte im Rheintal zu leiden hatten, blieben den Strombergern mehr oder weniger erspart. Mit der einsetzenden Industrialisierung vor allem in Bendorf und Sayn fanden auch nach und nach Stromberger Bürger auf den Werken unten am Rhein Arbeit und Brot. So entstand ein engerer Kontakt dorthin. Ein Ereignis aus längst vergangener Zeit ist in alten Akten im Bendorfer Rathaus vermerkt: Eines Tages standen die Stromberger große Angst aus, bis ihnen ein Bendorfer helfen konnte. Als im Herbst 1813 in Folge der Freiheitskriege gegen Napoleon überall rechts des Rheins preußische, schlesische, sächsische und auch russische Truppen einmarschierten, um diese Gebiete vom französischen Joch zu befreien, atmeten die Menschen hier überall auf. Das linke Rheinufer war schon fast 20 Jahre lang annektiert und gehörte zu Frankreich. Der Rhein bildete die Grenze zu deutschen Ländern. Nun wurden unsere Mittelelrheingebiete von Neuwied bis Oberlahnstein und hoch bis in den Westerwald - bis Dierdorf und Montabaur von russischen Truppen besetzt. Ihr Hauptquatier befand sich im Engerser Schloß, in dem zuvor der Landesherr, der Herzog von Nassau, residiert hatte. In dem kleinen Stromberg hatte man vergessen oder es nicht für nötig erachtet, eine Einheit einzuquartieren. Als eines Tages zufällig eine Kosakenpatrouille dahergeritten kam, bekamen es die Stromberger mit der Angst zu tun. Die fremden Soldaten in den hier völlig unbekannten Uniformen ließen sich von den Einwohnern gut bewirten und verlangten anschließend noch viel Geld von ihnen. In ihrer Not fiel den Strombergern ein, daß unten in Bendorf ein Mann wohnte, der russisch sprach. Einer von ihnen lief schnell dorthin und bat diesen Franz Scharkorsky, mitzukommen und zu helfen. Es gelang ihm, die Russen in Stromberg zu überzeugen, daß ihr Tun nicht richtig sei, und sie zu bewegen, das Geld und alles andere, das sie sich angeeignet hatten, den verängstigten Bewohnern zurückzugeben. Wie weiter berichtet wird, sollen alle Soldaten der Patrouille von ihrem Befehlshaber . bestraft worden sein. Unserem Beisassen, dem ehemaligen österreichischen Soldaten Scharkorsky aus Russisch-Polen waren, davon dürfen wir überzeugt sein, die Stromberger auf ewig dankbar. |
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Vom Schuhmachermeister hinter der Kartoffelschüssel - Bendorfer AnekdoteEin großer Kinderreichtum prägte in alter Zeit das Familienleben auch in Bendorf. Daß dabei der sogenannte "Schmalhans" Küchenmeister eine traurige Begleiterscheinung war, ist eine leider alltäglich wiederkehrende Tatsache gewesen. Von den leckeren Sachen, die heute auf jedem Mittagstisch stehen, wagte damals noch keiner zu träumen. Aber trotzdem waren unsere Vorfahren zufrieden, wenn sie gut gesättigt von dem bescheidenen Mahl ihrer weiteren Tagesarbeit nachgingen. Es ist uns noch heute eine Episode bekannt, die ein eindrucksvolles Bild damaliger Essgewohnheiten gibt. So erfreute sich ein Schuhmachermeister, der von Fitzlar im Hessischen als Wandergeselle nach Bendorf kam und ein heimisches Mädchen heiratete, eines großen Kindersegens. Wenn dann zur Mittagszeit alles am großen runden Tisch zum Essen versammelt war, wurde diese Runde noch von einigen Lehrlingen und einem Dienstmädchen vergrößert, die beim Meister lernten und im Haushalt halfen. Mitten auf dem Tisch stand dann meistens eine riesige Schüssel voll gedämpfter Kartoffeln (Pellkartoffeln), die so hoch war, daß keiner drübersehen konnte. Daneben standen noch Schalen mit dicker Milch, aus denen dann alle mit ihren Löffeln ihren Teil entnahmen, bis sie satt und Schüssel und Schalen leer waren. Überliefert ist, daß, wenn während des Essens jemand an die Tür klopfte und auf das "Herein" eintrat, der Meister, der hinter dem gewaltigen Berg von "Gedämpften" saß und den Besucher nicht sehen konnte, jedesmal rief: "Kenner, wär es dat?" (Kinder, wer ist das? ) |