Geehrte Besucherin / Besucher, Sie haben eine Seite
der Homepage der Die Gesellschaft für Geschichte und Heimatkunde (GGH) hat es sich zur Aufgabe gemacht Ihnen, wenn Sie wollen, ein wenig über unsere Heimatstadt Bendorf zu berichten. Unser Angebot richtet sich in der Hauptsache an geschichtlich und heimatkundlich Interessierte und ist mehr am Text orientiert. Mehr über Bendorf und unser Angebot auf unserer Startseite Der nachfolgende Aufsatz ist auch erschienen in:
Vom Trampelpfad zur BundesstraßeB 413 in Isenburgvon Eugen Wasser"Die Saynbach aufwärts führt ein Thal, reizend, wie kaum ein anderes der Umgegend von Coblenz, nach dem fünf Viertelstunden von Sayn entlegenen Isenburg. Was vordem nur ein schlimmer Feldweg gewesen, hat sich unter preußischer Herrschaft in eine prächtige Chaussee, die gerade Straße über Altenkirchen nach Berlin, verwandelt, und wussten die Dirigenten der Arbeiten in sinnige Weise durch geschmackvolle Anlagen die schönsten Stellen, dergleichen z.B. ein Wasserfall zu heben." Das schrieb 1853 Christian von Stramberg im Rheinischen Antiquarius über das Sayntal zwischen Bendorf-Sayn und Isenburg. (Anm.: 1) Isenburg war noch im 19. Jahrhundert durch seine Zertalung, bedingt durch vier Bachläufe und verhältnismäßig hohe Berge, verkehrstechnisch weitgehend von seinen Nachbargemeinden abgeschnitten. Die Bevölkerung war aber im Gegensatz zu den Menschen in den Nachbarorten, die alle in landwirtschaftlich geprägten Dörfern lebten, darauf angewiesen, häufig ihr Dorf zu verlassen, um außerhalb Handel zu treiben. Da fast das ganze Dorf vom Nagelschmiedehandwerk lebte, musste die Bevölkerung die Nägel in den Städten und Dörfern der Nachbarschaft verkaufen. Besonders wichtig für den Absatz waren die rheinischen Städte und Dörfer wie Koblenz, Neuwied, Ehrenbreitstein, Vallendar, Bendorf, Engers, Heimbach und Weis. (Heimbach und Weis waren zu dieser Zeit noch zwei eigenständige Gemeinden). Aber das war das Problem. Es gab zum Nachbardorf Sayn, das der Ausgangspunkt zu den Rheinorten war, nur einen schmalen Weg, auf dem Mensch und Tier neun Mal durch das Wasser des Saynbachs mussten. Es gab weder Brücken noch Stege. Außerdem war der Weg im Winter bei Eis und Schnee und bei Hochwasser nicht zu begehen. Diese Situation veranlasste den Ortsvorstand von Isenburg im Jahre 1823, einen ersten Antrag an den fürstlich wied-runkelschen Regierungsrat Pasch des Amtes Dierdorf, die königliche Regierung zu Koblenz und das königlich preußische Ministerium in Berlin zur Anlage eines zu jeder Jahreszeit befahrbaren Weges zu stellen. Der neu zu erstellende Weg sollte sowohl für Fußgänger wie auch für Fuhrwerke im Winter und bei hohem Wasserstand zu passieren sein. Dem Antrag war eine Handzeichnung beigefügt, die die Situation des Talweges, wie er in den Anträgen genannt wurde, auch bezüglich der Bachdurchgänge, eindeutig dokumentiert. In einem weiteren Antrag vom 17. Juli 1825 heißt es u. a.: "Der Burgflecken Isenburg liegt drey Stunden von Coblenz und zwo Stunden von Neuwied entfernt in einem von hohen felsigen Bergen eingeschlossenen sehr engen Thale dessen Einwohner über 500 an der Zahl größtenteils vom Gewerbe ihr Brod suchen müssen, weil das Grundeigentum derselben welches in etwa 92 Morgen Wiesen und Feld in steilen Berg-Abhängen besteht, kein den fünften Theil der Bevölkerung ernähren kann. Die Einwohner sind durchaus arm, und ihre Gewerbe sind daher auch ihren wenigen Mitteln nach bescheiden. So sind z. B. die meisten Bürger hier Nagelschmiede... "(Anm.: 2) Aber auch die Fuhrleute hatten ein Problem. In Zeiten, in denen der Talweg nicht zu befahren war, mussten sie über Anhausen fahren, um nach Neuwied zu kommen. Dieser Umweg bedeutete einen zusätzlichen Zeitaufwand von drei Stunden. Doch zurück zu den Nagelschmieden. Sie hatten ohne Zweifel die größte Last der schlechten Verkehrsanbindung zu tragen. Ein Schmied benötigte einen Tag, um in Koblenz oder Neuwied ein Bündel Eisen zu beschaffen, das er auf dem Rücken nach Hause trug und das als Rohmaterial bei der Nägelproduktion diente. Er ging natürlich zu Fuß. Ein Bund Eisen reichte für eine Produktionszeit von zehn Tagen. Dann war er vier bis fünf Tage unterwegs, um die Nägel zu verkaufen. Da, wie bereits erwähnt, die Hauptabsatzgebiete die rheinischen Städte und Dörfer waren, waren die Nagelschmiede auf einen zu allen Jahreszeiten begehbaren Weg, der sie in ihre Absatzgebiete brachte, angewiesen. Neben dem Talweg, der entlang des Saynbaches verlief, existierte noch ein so genannter Bergweg. Doch der war sehr steil und führte durch extrem felsiges Gelände. Aus überlieferten Aufzeichnungen wissen wir, dass dieser Weg sehr gefährlich war. Es wird von Unfällen, besonders während der Dunkelheit, berichtet. Aber es gab ein weiteres Problem. Der Weg führte unterhalb von Stromberg auf der linken Seite des Saynbachs durch die Sayntalberge nach Sayn. In Berichten ist die Rede davon, dass dieser Weg einige hundert Meter durch die Gemarkung von Stromberg verlief. Das Dorf Stromberg gehörte zum Herzogtum Nassau, während Isenburg seit 1815 preußisches Staatsgebiet war. Es ist heute, wo wir in EU-Größenordnungen denken, schwer zu verstehen, dass noch Anfang des 19. Jahrhunderts Stromberg gegenüber Isenburg Ausland war, ein Nachbardorf, das nur vier Kilometer vom Isenburger Ortskern entfernt ist. Ab 1819 war ein neues Grenzzollgesetz eingeführt worden, sodass der Bergweg für die Isenburger Nagelschmiede grenzzollpflichtig geworden war. Des Öfteren ist es vorgekommen, dass die Grenzaufseher, die die preußische Grenze bewachten, den Nagelschmieden auf diesem Wege ihre Nägel wegnahmen und den fünffachen Zoll auferlegten. Spätesten in Bendorf gab es Ärger, dort befand sich sowohl das preußische Zollamt als auch das des Herzogtums Nassau. Obwohl der Isenburger Ortsvorstand den zuständigen Verwaltungs- und Regierungsstellen wiederholt dargelegt hatte, wie unverzichtbar der Bergweg für die Nagelschmiede sei, um ihre Absatzgebiete in den rheinischen Städten und Dörfern zu erreichen, kam es immer wieder zu Streit und Auseinandersetzungen mit den Grenzaufsehern. Aber nicht nur das Fertigprodukt Nägel war zollpflichtig, sondern auch das Eisen, der Rohstoff zur Nagelproduktion, war bei Benutzung des Bergweges zu verzollen, sodass die Nägel zwei Mal mit Abgaben belastet waren. Eine Urkunde von 1829 mit folgendem Inhalt, die die Situation sehr schön schildert, ist uns erhalten geblieben: "Wir haben auf eine, von den Nagelschmieden Johann Becker,
Johann Hermann und Consorten in Isenburg, bei uns eingereichten Vorstellung,
aus besonderen Vorschriften beschlossen, die denselben am 28. August zu Bendorf
in Beschlag genommenen Nägel gegen Ersatz der Kosten und Einrichtung der
einfachen Zollgefälle für dieses mal, zurück geben zu lassen.
Wir veranlassen Sie, dies den Beteiligten zu veröffnen, denselben aber
zugleich zu erklären, daß wenn sie noch einmal sich mit
steuerpflichtigen Gegenständen auf dem durch das Ausland führenden
Bergweg betreffen lassen würden, als dann nach der Strenge des Gesetzes
gegen sie verfahren werden solle. Der Ortsvorstand ließ in seinen Bemühung, einen zu jeder Jahreszeit befahrbaren Weg zu errichten, nicht locker. Er wurde durch den damaligen Isenburger Pfarrer Bender unterstützt. Aus einer erhalten gebliebenen Niederschrift von Pastor Bender, der 1822 die Pfarrei übernommen hat, geht hervor, dass er sehr schnell das Problem der hier lebenden Menschen, besonders das der Nagelschmiede, erkannt hatte. In einer Unterredung mit Regierungsrat Pasch vom fürstlich wied-runkelschen Amt Dierdorf konnte er erreichen, dass dieser versprach, sich für den Bau eines ordentlichen Weges durch das Sayntal einzusetzen. Nicht nur die Isenburger Bevölkerung war an dem Bau eines solchen Weges interessiert, sondern das gesamte Amt Dierdorf hätte dadurch die Möglichkeit erhalten, die Rheinorte Bendorf, Vallendar und Ehrenbreitstein sowie die Stadt Koblenz schneller zu erreichen, als den Umweg über Anhausen und Neuwied in Kauf nehmen zu müssen. Der uns vorliegende Schriftverkehr und etliche Anträge und
Gesuche des Ortsvorstandes, unterstützt durch den Isenburger Pfarrer,
lässt erahnen, wie schwierig es letztendlich war, das Projekt
voranzubringen. Doch es gab auch Lichtblicke. So liegt bereits mit Datum vom
29. Dezember 1824 ein Votum des Finanzministeriums der königlich
preußischen Regierung in Berlin vor, in dem es u. a. heißt:
" Am 12. Februar 1825 schrieb Regierungsrat Pasch vom fürstlich
wiedrunkelschen Amt in Dierdorf an den Isenburger Pfarrer Bender: Es passierte aber zunächst nichts. Auch im 19. Jh. benötigten Straßen- und Wegebaumaßnahmen Zeit. Die Planungsphasen und auch die Frage der Kosten- und Lastenverteilung auf die preußische Regierung und die Gemeinden forderten ihren Zeittribut. Erst im Jahre 1828 trat die Planung in ihre Endphase. Gleichzeitig erwirkte die preußische Regierung, dass sich Isenburg, das Kirchspiel Maischeid, die Dörfer Thalhausen und Meinborn, die Flecken Sayn, Bendorf und Engers sowie die Dörfer Heimbach und Weis zu Fronarbeiten verpflichteten. Das Kirchspiel Maischeid leistete vier Tage Fronarbeit pro Einwohner, jeder Isenburger Bürger erbrachte 19 Tage, die rheinischen Ortschaften leisteten weniger. Der preußische Staat hatte die Kosten für die Saynbachbrücke ausgangs Isenburg, für Enteignungsmaßnahmen und für die notwendigen Sprengarbeiten übernommen. Noch im Jahre 1828 konnte der Weg von Isenburg bis zur Sayner Hütte fertig gestellt werden. (Anm.: 7) Doch schon 1831, also drei Jahre später, beschloss das königlich preußische Ministerium, eine Straße von Koblenz über Olpe und Minden nach Berlin zu bauen. Noch heute heißt sie im Bendorfer Stadtteil Sayn Koblenz-Olper-Straße. Das erste Teilstück im unteren Westerwald wurde von der Sayner Hütte bis nach Isenburg projektiert. Obwohl sich die Bauarbeiten durch das relativ enge und von hohen Felswänden umgebene Sayntal als sehr schwierig erwiesen, konnte die Straße noch im selben Jahr bis unterhalb von Isenburg fertig gestellt werden. Bis zum Jahre 1839 ruhten dann die Arbeiten. Weitere Planungsarbeiten waren notwendig geworden. Es war vorgesehen, oberhalb von Isenburg einen Tunnel zu bauen, der einen Teil der Streckenführung nach Kleinmaischeid aufnehmen sollte. (Anm.: 8) Der Plan kam jedoch nicht zum Tragen. Die Straßenbauarbeiten wurden durch einen milden Winter begünstigt, sodass im Juni 1840 die Straße bis Kleinmaischeid bereits befahrbar war. (Anm.: 9) Nicht nur für die Isenburger Bevölkerung war nun ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen, auch für die Menschen in Groß- und Kleinmaischeid brachte die Straße viele Erleichterungen, mussten sie doch bisher ebenfalls steile und oft schwer befahrbare Wege in Kauf nehmen. Aber auch die um Horhausen ansässigen Fuhrleute, die auf zweirädrigen Pferdekarren Eisenerz, das in den Gruben dieses Gebietes (z.B. Grube Georg und Grube Louise) abgebaut wurde, zu den Eisenhütten in Sayn und Mülhofen transportierten, nutzten jetzt die neu erbaute Straße. Insgesamt brachte die Straße für die gesamte Region einen wirtschaftlichen Aufschwung. Bis 1961 war die Straße eine Landstraße I. Ordnung, was nach heutigem Straßenrecht den Landesstraßen entspricht. Mit Wirkung vom 1. Januar1962 wurde sie zur Bundesstraße, der B 413 aufgestuft. (Anm.: 10) Die B 413 fuhrt von Bendorf nach Hachenburg und hat eine
Länge von 43 km. Bei Bendorf zweigt sie von der Bundesstraße 42 ab
und führt durch die Stadt Bendorf und den Stadtteil Sayn, nimmt dann einen
kurvenreichen Verlauf entlang des Saynbachs nach Isenburg. Hier verlässt
sie das Sayntal und verläuft über Kleinmaischeid nach Dierdorf.
Vorbei an Marienhausen, Marienrachdorf und Herschbach führt sie über
Mündersbach nach Höchstenbach. Hier kreuzt sie die Bundesstraße
8 und passiert Wied und Merkelbach bis Hachenburg, umfahrt die Stadt in einer
Umgehung, um dann in die Bundesstraße 414 einzumünden. (Anm.: 11)
Anmerkungen : 1 Chr. v. Stramberg: Rheinischer Antiquarius, "Das Rheinufer von
Koblenz bis Bonn" Erster Band, Coblenz. Druck und Verlag von R. F. Hergt 1853,
S. 478 Weitere Seiten zum Thema: Isenburg im Sayntal finden Sie
unter; Geehrte Besucherinnen und Besucher, die GGH dankt Ihnen für
Ihren Besuch auf unserer Seite und würde sich über eine Nachricht von
Ihnen freuen. |