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Graf Heinrich IV. von Sayn  *1539 - † 1606

Graf zu Sayn und Herr zu Homburgk, Moncklar und Mentzburg

Originaltext der Sayner Kirchenordnung von 1589/90

in moderne Druckschrift übertragen und kommentiert
von Dieter Kittlauß



Text des Titelblattes der Sayner Kirchenordnung

KirchenOrdnung/
Welcher Massen inn
der Lehre Göttliches Worts/Admint=
stration der H. Sacramenten / in den Ceremonien /
und andern zum Kirchen Dienst gehörige Stücken /
auch Versehung der Schulen / in Unser Heinrichs
Grafen zu Sayn / Herrn zu Homburgk / Monck
lahr und Mentzburgk / etc. Graff und Herrschafften /
Unsere Superintendenten / Pfarrherrn /
und andere Kirchen und Schul Diener sich
verhalten sollen /etc.


Getruckt zu Franckfurt am Mayn /
durch Johann Spies.

1590

Titelblatt der Sayner Kirchenordnung

Register und Verzeichnis aller Kapitel der Kirchenordnung
(Anm.: 2)

Kapitel 1
Von der Lehr/ und was man dem Volck in den Predigten soll vortragen.

Kapitel 2
Auf was Zeiten die Predigten an Sonn= und Feiertagen sollen gehalten werden.

Kapitel 3
Vom Catechismo wie derselbige soll gehandelt werden.

Kapitel 4
Vom Sacrament der Heil. Tauf.

Kapitel 5
Von der Beicht und Privat Absolution.

Kapitel 6
Vom Sacrament des H. Abendmahls.

Kapitel 7
Von den Kirchen Ceremonien.

Kapitel 8
Vom rechten Christlichen Bann.

Kapitel 9
Von den Bet=Tagen.

Kapitel 10
Von der Copulation oder Einleitung der Ehe.

Kapitel 11
Wie man die Krancken besuchen soll.

Kapitel 12
Wie man die Gefangene/ und zum Tod verurtheilte unterrichten und trösten solle.

Kapitel 13
Von der Verstorbenen/ und ihrer Begräbnüs

Kapitel 14
Vom Leben und Wandel der Kirchen=Diener

Kapitel 15
Wie sich die Eingepfarrten gegen GOttes Wort/ und die heiligen Sacramenten verhalten sollen

Kapitel 16
Wie sich die Pfarr=Kinder/ gegen ihre Prediger halten sollen.

Kapitel 17
Vom Ambt der Glöckner.

Kapitel 18
Von den Schulen.

Kapitel 19
Von den Allmosen

Kapitel 20
Vom Consistorio

Kapitel 21
Von der Ordination der Kirchen=Diener.

Kapitel 22
Von den Kasten= und Kirchenmeistern

Kapitel 23
Von den Büchern/ so in die Kirchen verordnet

Kapitel 24
Von den Schulmeistern und ihren Lectionibus



Es folgt der Originaltext der Sayner Kirchenordnung:


(pag.: 3) Wir, Heinrich Graff zu Sayn / Herr zu Homburg /Moncklar / und Mentzburg / etc. Entbieten allen und jeden unsern Superintendenten / Pfarrherrn / Predicanten / Kirchen und =Schuldienern/ unsern Gruß / und fügen euch hiemit zu wissen / als wir nach Christlichem Absterben /Weiland des Wolgebornen Sebastians / Grafen zu Sayn / etc. unsers freundlichen lieben Vetters / Gottseligen / in seiner L. Hinterlassener uns angeerbter Landes Kirchen die Lehr und Glauben der Augspurgischen Confession etc / wie dieselbige der Röm. Keys: Majestet von den Evangelischen Chur= und Fürsten / und andern Ständen des H. Reichs auff dem Reichstag zu Augspurg / im Jahr 1530 übergeben worden/ darzu dann auch Wir / durch verliehen Gottes Gnade / uns bekennen / in Christliecher übung befunden haben / folgends nach Weiland des auch Wolgebornen Hermans Grafen zu (pag.: 4) Sayn / etc. unsers freundlichen lieben Bruders/ Gottseligen tödlichen Abgang / von seiner L. uns gleichfals durch sonderliche Schickung Gottes angefallener Graf = und Herrschafften Kirchen vorgemelter Augspurgischen Confeßion gemäß / in sonderlicher Betrachtung / daß Wir uns in Krafft obliegenden Obrigkeitlichen Amts schuldig wissen / ein sorgfältig und ernst Auffsehens zu thun / daß für allen Dingen Gottes Ehre gesucht / und die reine Lehr Göttliches Worts / zu unser selbst / und uns von Gott befohlner zugehörigen und Unterthanen Seelen Heyl / in unseren Kirchen fleißig getrieben / fortgepflantzet / und in allewege befödert werde/ haben reformieren laßen / etc.

Damit dann hierinnen dem Befelch St. Pauli / daß alle Dinge in der Christlichen Kirchen richtig und ordentlich gehandelt werden sollen / um so viel desto mehr gehorsamlich gelebt / und schuldige Folge geleistet werde / auch zu solchem Ende unsere Superintendenten / Pfarr=Herrn / Predicanten / Kirchen und Schuldiener ein richtige Ordnung haben / dero gemäß sie sich in der Lehr Göttliches Worts und Austheilung der heiligen Sacramenten auch in den Ceremonien und in ihrem gantzen Kirchen (pag.: 5) und Schuldiensten / zur Verhütung gefährlicher Spaltung / Zweytracht / und daraus wachsenden Unraths/ und zu desto beßerer und fruchtbarlicher Erbauung der Kirchen Christi/ sich einträchtig zu verhalten wissen mögen: So haben wir aus Weiland des Durchleuchtigen und Hochgebohrnen Fürsten und Herrn / Herrn Wolffgangs / Pfaltzgrafen beym Rhein/ Herzogen in Beyern / und Grafen zu Veldentz / etc hochlöblicher Gedächtnüß/ Kirchen=Ordnung / welche dann auch in den Kirchen diß Orts ein geraume Zeit gebraucht worden / einen Außzug / als viel unsere Kirchen dienstlich und nötig erachtet worden / fertigen / und in nachfolgende Form und Ordnung bringen lassen.

Ist demnach unser gnädiges gesinnen / auch ernster Befelch hiermit an alle unsere Superintendenten / Pfarrhernn / Predicanten / Kirchen= und Schuldiener / daß ihr solche unsere Kirchen Ordnung euch ernstlich befohlen seyn lassen / euer Lehr und Predigten / die Administration der H. Sacramenten / die Kirchen Ceremonien / und all euer Kirchenämpter und Schuldienste derselben Gemäß treulich anstellen und fleißig verrichten / darneben auch euer Gebür und Pflicht nach / eines Gottseligen tapffern / (pag.: 6) eingezogenen Lebens / andere zum guten Exempel und Christlicher nachfolge / auch zu euer und ihrer zeitlichen und ewigen Wolfahrt euch jederzeit befleißigen. Das wollen wir uns gnädiglich zu euch allen / und einem ieden besonder / euer Schuldigkeit nach versehen / und ihr thut daran unsere gnädige wolmeinung und zu verläßigen ernsten Willen. Datum Frenßburg am 22. Decembris / im Jahr unsers Heyls / nach Christi Geburt / fünffzehen hundert / Achzig Neun etc.



(pag.: 7)

Caput I
Das Erste Stück von der Lehr /
und was dem Volck
In den Predigten vorzutragen etc.

Nachdem zu diesen letzten Zeiten / durch Gottes sonderliche Gnade /seyn heyliges Wort aus der tieffsten Finsternüß des Pabsthums / durch seinen Auserwehleten Werckzeug und hocherleuchten Mann D. Martinum Luthern wiederum an das Licht gebracht / deßwegen wir seiner Allmacht hertzlich zu dancken / sollen alle Pastores und Kirchendiener in ihren Predigten iederzeit nicht allein ihre Pfarrkinder zu Christlicher Dancksagung für solche grosse Gnad treulich und fleißig vermahnen / sondern auch vor ihre Person / vermöge ihres tragenden Amts / sich beneben ihrem und der Pfarrkinder embsigem Gebet befleißigen / daß solche Lehr rein und unverfälscht durch seine Gnade erhalten / und auf unsere Nachkommen auch möge gebracht werden.

(pag.: 8) Die Summa aber derselbigen wahrhafftigen Göttlichen himmschlischen und einig selig machenden Lehr / so von Anfang der Welt hero in der Kirchen oder Versammlung GottesVolcks auf Erden geübt und getrieben / auch noch biß an das Ende der Welt in Übung bleiben soll / besteht darauff / nemlich daß Gott die Welt / wie Christus lehret / Johan 3. also geliebet hat / daß er seinen einigen Sohn gab / auff daß alle / die an ihn glauben / nicht verlohren werden / sondern das ewige Leben haben / und wie S. Paulus schreibet Tit.3. Wir waren auch weiland unweise / ungehorsam / irrig / dienende den Lüsten und mancherley Wollüsten / und wandelten in Boßheit und Neid / und hasseten uns untereinander / da aber erschein die freundlichkeit und Holdseligkeit Gottes unseres Heylands / nicht um der Werck willen der Gerechtigkeit / die wir gethan hatten / sondern nach seiner Barmhertzigkeit machet er uns selig / durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des heiligen Geistes / welchen er ausgegossen hat über uns reichlich durch Jesum Christum unsern Heyland / auf daß wir durch desselbigen Gnad gerecht und Erben seyn des ewigen Lebens / nach der Hoffnung / das ist die Summa und das (pag.: 9) Hauptstück / dahin alle anderen Capita der rechten Himmlischen und Göttlichen Lehr / von Gott / von Gottes Gesetz / von der Sünde / dem Evangelio / von den Sacramenten / vom Glauben / von der Gerechtigkeit / von guten Wercken / von den Geschäften eines jeglichen Standes / von der Auferstehung der Todten / von ewiger Seeligkeit / und kürtzlich von allen nützlichen und nothwendigen Stücken / unserer einigen / warhaftigen Christlichen Religion endlich gerichtet und geleitet worden etc.

Nun ist die bemeldte Lehr / und was deroselbigen anhängig in der göttlichen Schrift / nemlich in den Schriften der Heiligen Propheten und Aposteln / so genennet wird die Biblia / Altes und Neues Testament/ dermassen so gnugsam verfasset / begriffen und ausgeführet / auch mit Göttlichen Himmlischen Wunderzeichen versichert / und bestätiget / daß auch ein Engel vom Himmel / so er anders / als die ietzt bemeldter Schrifte ausweiset / prediget / verflucht seyn soll etc.

Darauf sollen die Pfarrherrn und Prediger / so das Lehr = Amt führen / allen ihren möglichen Fleiß / mit ernstlicher Anruffung Gottes / richten und wenden / daß sie die Schriften der Propheten (pag.: 10) und Aposteln embsiglich lesen / recht verstehen / auch alles ihr lehren / ermahnen und strafen / darauf und daraus gründen und bestetigen etc.

Und dieweil nach der Apostel Zeit etliche heylige Väter / in Sachen unsere Christliche Religion belangend / auch geschrieben / und der rechten warhaftigen Lehr gut Zeugnüß geben haben / sollen ihre Schriften ehrlich gehalten / und zu Gelegenheit fleißig gelesen werden / jedoch sollen dieselbigen der heiligen Prophetischen und Apostolischen Schrift nicht gleicher Autoritet und Ansehens geachtet, sondern soviel / wie sie selbst erforderen / davon gehalten werden/ soviel sie mit Zeugnüß der Prophetischen und Apostolischen Schrift erweisen und darbringen mögen etc.

Nachdem sich auch biß anhero allerhand Missverstand und Irrthum in mancherley Artickeln unserer Christlichen Religion in der Kirchen erreget/ und über dieselbigen Irrtum in der Augspurgischen Confeßion / so Anno 30. Keyser Carolo V. übergeben /zum theil kürtzlich vermeldet / und mit gründlichen Zeugnüssen der heiligen Prophetischen und Apostolischen Schriften / auch mit Zeugnüssen der rechten Catholische (pag.: 11) Kirchen verworfen und wiederlegt / und darbeneben die rechte heylsame Christliche Lehr angezeigt etc.

So wollen und erfordern Wir/ ist auch unser Will und Meynung / dass hinfort in allen Kirchen unserer Graf= und Herrschaften / alle Pfarrherrn und Kirchendiener/ den Biblischen / Prophetischen und Apostolischen Schriften / und nachdenselbigen der unverenderten Augspurgischen Confeßion / so Keyser Carolo V. Anno 30 überantwortet/ und dero darauf erfolgten Apologia/ und den zu Schmalkalden durch D. Luthern geschriebenen Artickeln/ so dem Concilio zu Mantua überantwortet werden sollten / auch beyden Catechismis D. Lutheri / sich in ihren Lehren und Predigten durchaus gemäß verhalten/ denselbigen zu wieder/ weder heimlich noch öffentlich nichts lehren/ sondern alle zweyfaltige Puncten nach Ausweisung und Erklärung gemeldter Prophetischen Apostolischen Schriften und Augspurgischer Confeßion/ richten/ auch bey solcher Lehr mit gebührendem Christlichen Eiffer un Ernst halten/ und sich durch einige Neuerung oder scheinbar vorgeben des Geistes der Finsternüß/ so sich in die Gestalt der Engel des Liechts verstellen kann/ davon nicht abführen lassen.




(pag.: 12)

Caput II
Auf was zeit die Predigten
an Sonn= und Feiertagen anzustel=
len/ mit was Ordnung dieselben gehalten
werden/ auch was man für Fest und Feyertage
halten soll etc.

Und je und auf was Zeiten an Sonn= Feyer= und Wercktagen die Predigten anzustellen seyn/ auch mit was Ordnung dieselbige sollen gehalten werden/ hierauf ist unser ernster Will und Meynung/ Erstlich dass alle Pfarrherrn und Kirchendiener in Städten und Dörffern ihre Predigten methodice tractiren/ und also anstellen sollen/ dass sie zur Erbauung der Geneind Christi/ wahrhaftiger Erkenntnüß Gottes/ auch zu aller Christlicher Zucht/ und Gottgefälliger Erbarkeit dienen mögen. Zum andern/ achten Wir aus allerley Bedencken für nützlich/ dass auf alle Sonn= und Feyertage die gewöhnliche und verordenete Evangelia/ weil sie der Christlichen Gemein und also auch den Unverständigen etlicher massen wolbekant/ wie auch auf die verordnete Fest/ die Historien derselbigen predigen/ (pag.: 13) und außerhalb ehehafter Ursachen/ keinesmals zu unterlaßen/ damit die Haußväter dieselbige als bekante Evangelia/ samt ihren Auslegungen/ ihren Kindern und Haußgesinde/ daheime desto besser scharpffen und einbilden können.

In der Wochen aber auf die gemeine/ wie auch auf die monatliche Bettage/ mögen die Kirchendiener eine Lection entweder aus dem Neuen/ oder auch aus dem Alten Testament der Christlichen Gemein erklären und auslegen etc.

Zum dritten/ dieweil lange Predigten nicht bauen/ sondern das Volck zum Gehör entweder verdrossen machen/ oder aber ehe sie das letzte fassen/ das erste wieder vergessen/ so wollen Wir/ dass die Kirchendiener nicht lange predigen/ sondern ihre Predigten also anstellen sollen, dass sie sich an Sonn= und Fexertagen/ wie auch auf die hohe Fest/ lenger nicht/ als auf ein Stunde/ desgleichen auch die Nachmittag und Wercktage/ eine halbe Stunde lang erstrecken/ damit die Zuhörer bey gutem Willen behalten werden/ und die Predigten mit Fleiß besuchen möchten: Es sollen auch die Pfarrherrn und Prediger nicht viel und mancherley/ sondern (pag.: 14) etliche und wenig Stück/ eins/ zwey/ oder drey in ihren Predigten unterschiedlich vortragen/ auch solche ihre Predigten alle aufs Papier bringen/ dieselben Järlichs auf den Visitationibus (Anm.: 3) Unsern darzu depurtirten Rähten und Dienern vorlegen/ oder auf unsere Erforderung zu der Cantzley lieffern/ damit wir Uns in denselbigen ersehen möchten/ was unsere Pfarrhern für Lehr= und Ordnung in ihren Predigten brauchen/ und ob die Unverständigen etwas daraus fassen/ und behalten mögen.

Zum Vierten/ was die Zeit anbelangt/ damit sich dass Volck zu gewisser Stund zu den Predigten schicken und finden möchte/ so sollen die Pfarrherrn jedes Orts ein gewisse bestimte Stund/ als im Sommer auf sieben/ im Winter aber auf acht uhren gwißlich und unverlänget halten/ und ihres gefallens solche Stunde nicht ändern noch verrücken/ es sollen sich auch Pastores und Diaconi bey allen Predigten selbst finden lassen. (Anm.: 4)

Zum fünften/ sollen die Pfarrherren der Gelegenheit ihrer Pfarrkinder wol achtnemen/ weil es gemeiniglich auf den Dörffern einfältige/ und Göttlicher Sachen/ besonders der Religion Streite/ unerfahrne Leut hat/ dass sie (pag.: 15) dieselbigen nicht mit unnötigem Gezänck der Lehr oder Person halben verärgern/ noch dieselbige auf der Cantzel ohne Noth erregen/ dadurch den einfältigen Leuten allerley Nachdencken gemacht/ und also mehr bey ihnen abgebrochen und zerstöret/ dann aufgebauet und gebeßert werden mag/ sondern sie sollen ihnen den Grund Göttlicher reiner Lehr/ vermöge Gottes Worts/ und ihrer Christlichen Catechismi einfältig vortragen/ für wiederwertiger Lehr treulich warnen/ und gleichwol iederzeit diese Bescheidenheit gebrauchen/ wann es die Noht erfordert/ daß etliche mit falscher Lehr eingenommen werden/ oder/ wie es der Fall geben kan/ die Leut für unreiner Lehr zu warnen/ deroselbigen Ungrund anzeigen/ mit klaren Zeugnüssen der H. Schrift/ und wie sie wider die Einfalt des Christlichen Catechismi streiten/ gnugsam wiederlegen/ und die Personen/ so damit eingenommen/ mit dem Geist der Sanftmuth wieder zu recht bringen.

Letztlichen sollen auch beneben den Sontagen folgende Fest in unseren Kirchen feyerlich gehalten/ und dem gemeinen Volck den vorhergehenden Sontag nach gehaltener Predigt verkündiget werden.

(pag.: 16) Christag/ oder der Geburtstag Christi/ samt den nachfolgenden Tagen Stephani/ und Johannis Evangelistä.
Der Tag Circumcisionis oder Beschneidung des Herrn.
Der Tag Epiphaniae (Anm.: 5) oder der Tag der heyligen Drey Könige.
Purificationis Mariae (Anm.: 6), der Tag der Opfferung Christi.
Der Tag des Apostels Matthiä.
Der Tag Annunciationis seu conceptionis Christi. (Anm.: 7)
Der Donnerstag für (Anm.: 8) Ostern/ so der grüne Donnerstag genennet wird/ soll/ wie auch der folgende Charfreytag/ allein für Mittag feyerlich gehalten werden.
Der Ostertag/ samt nachfolgenden Tagen.
Der Tag Philippi und Jacobi.
Der Tag Ascensionis (Anm.: 9) Christi.
Der Pfingstag samt nachfolgenden 2 Tagen.
Der Tag der heiligen Dreyfaltigkeit/ so (Anm.: 10) auf den nechsten Sontag nach Pfingsten fällt.
Der Tag Johannis Baptistä. (weil gemelte Apostel Fest in die Erndte fallen/ sollen sie allein Vormittag gefeyret werden)
Der Tag Petri und Pauli
Der Tag Visitationis (Anm.: 11) Mariae.
Der Tag Jacobi Apostoli.
Der Tag Bartholomäi
(pag.: 17) Der Tag Matthäi Apostoli.
Der Tag Michaelis
Der Tag Simonis Judä Andreä.
Das Fest S. Thomä Apostoli.

Diese Fest sollen feyerlich gehalten werden/ es soll auch kein Pfarrherr Macht haben/ dieselbige Fest= oder Feyertage zuverlegen auf andere Tage/ sondern sich genügen lassen zufeyren auf die Tag/darauf sie fallen/ damit kein Ungleichheit gehalten werde/ zum Ergernüß und Nachrede etc.



Caput III
Vom Catechismo

Jeweil kein nothwendigere Predigt ist/ als des heyligen Catechismi/ in welchem die Summa und Inhalt der gantzen H. Schrifft/ Altes und Neues Testamentes begriffen/ darein auch alle andere Predigten/ den Einfältigen Leuten zu besserem Bericht/ und zu Stärckung ihres Glaubens/ in den unterschiedlichen Stücken desselben gezogen werden können/ sollen die Pfarrherrn und Kirchendiener ihnen ermeldte Predigt des Catechismi vor allen anderen mit (pag.: 18) besonderem Fleiß angelegen und befohlen seyn lassen/ damit die Gemeine/ besonders aber das junge Volck denselbigen desto besser verstehen lernen/ und was iederzeit gepredigt wird/ faßen mögen.

Erstlich sollen sie keinen anderen Catechismum dem Volck in den Kirchen vortragen/ noch in der Schul lehren lassen/ dann wie derselbe durch Weiland den hocherleuchten Mann D. Martin Luthern seligen in Druck gegeben/ und seinen Tomis (Anm.: 12) einverleibet worden ist.

Zum andern/ damit derselbige jedermann gemein/ und wohlbekand werde/ sollen die Pastores alle Sonntag für dem Evangelio auf den Dörffern den gantzen Catechismum doch ohne die Auslegung/ nemlich allein die Einfältige Wort der Zehen Gebot/ die Artickel des Christlichen Glaubens/ dass H. Vater unser; Die Wort von der H. Tauf/ und dem Sacrament des Abendmahls/ mit lauterer Stimme deutlich und verständlich/ samt dem Morgen und Abend=Segen/ und dem Gebet/ für und nach dem Essen vorsprechen/ auch das junge und alberne Volck ermahnen/ fleißig zu lernen/ damit nachmals die Eltern ihre Kinder und Haußgesinde daheime zu hause denselben (pag.: 19) nützlich treiben/ und sie darzu anhalten können.

Zum dritten sollen die Pfarrherrn sich befleissigen/ dass sie den Catechismum stetigs auf eine Form und weiß tractiren/ dem jungen Volck auf das einfältigst vortragen und auch also wieder von ihnen erfordern und exminiren/ und solch Examen sollen die Pfarrherrn in allen unsern Städten und Dörffern die Sonntag Nachmittag/ unverseumlich halten/ das junge Volck/ die Kinder/ Knecht und Mägd darzu erfordern/ und die Eltern/ Herrn und Frauen ernstlich ermahnen/ dass sie dieselbige zu solchem Exercitio fleißig schicken/ und bey ernstlicher Straf nicht verseumen sollen.

Es sollen auch die Pastores die Gelindigkeit brauchen/ dass sie das einfeltige und arbeitsame Volck nit übel anfahrn/ und von solchem wochentl. Verhörs abschrecken/ sondern fein freundlich ansprechen/ und in der erst mit zimlicher Antwort zufrieden seyn/ die den Catechsmum gelerntet/ loben/ die anderen locken/ und zur Besserung vermahnen/ mit Erzehlung des Nutzens und der Frucht/ so aus solchem lernen erfolgen werde etc.

Damit auch Kinder und Gesind ihren Catechismum desto fleißiger lernen möchten/ sollen (pag.: 20) die Pastores denselbigen fleißig in Privata Confeßione/ wann mann zum hochwürdigen Sacrament des Leibs und Bluts Christi gehen will/ examinieren/ ob sie denselbigen gelernet haben/ auch ob sie sonsten zur Communion zu zu lassen/ eygentlich erkündigen.

Auf dass nun der Catechismus in gewöhnlicher Uebung bleibe/ und dass unsere Unterthanen/ durch einige unnötige Neuerung nicht möchten irr gemacht werden/ so haben wir denselbigen ordentlich mit seinen fünf Stücken in diese unsere Kirchen=Ordnung setzen lassen/ und wollen/ daß er hinfürters in allen unsern Kirchen fleißig getrieben und gelehret werde.



Der kleine Catechismus

D. Mart. Luther.
in Frag und Antwort.

Wieviel sind Haupt=Stück Christlicher Lehr?
Antwort:
Fünf.
wie heissen Sie?

Das Erste/ die ZehenGebot Gottes.

Das Ander/ der Christliche Glaub.

Das dritte/ das Vaterunser.

Das Vierdte/ das Sacrament der H. Tauf.

(pag.: 21) Das Fünfte/ das Sacrament des Altars.

Das erste Haupt=Stück

die ZehnGebot.

in wie viel Tafeln werden sie getheilet?
In zwo.

Wie viel Gebot hat die erste Antwort?
Drey.

Was lehren sie dich? Antwort.
Wie ich mich soll gegen Gott halten.

Wie viel Gebot hat die ander Antwort?
Sieben.

Was lehren sie dich? Antwort.
Wie ich mich soll gegen meinen Nechsten halten.

Das erste Gebot
Du solt nicht andere Götter haben.
Was ist das? Antwort.
Wir sollen Gott über alle Ding fürchten/ lieben und vertrauen.

Das ander Gebot
Du solt den Namen deines Gottes nicht mißbrauchen.
Was ist das? Antwort.
Wir sollen Gott fürchten und lieben/ daß wir bey seinem Namen nicht Fluchen/ Schweren/ Zaubern/, Liegen oder Triegen/ sondern denselbigen in allen Nöthen anruffen/ beten/ loben und dancken.

(pag.: 23) Das dritte Gebot
Du solt den Feyertag heiligen.
Was ist das? Antwort.
Wir sollen Gott fürchten und lieben/ daß wir die Predigt und sein Wort nicht verachten/sondern dasselbe heilig halten, gern hören und lernen.

Das Vierdte Gebot
Du solt deinen Vater/ und deine Mutter ehren/ auf daß dir es wohlgehe/ und lange lebest auf Erden.
Was ist das? Antwort.
Wir sollen Gott fürchten und lieben/ daß wir unsere Eltern und Herren nicht verachten/ noch erzürnen/ sondern sie in Ehren halten/ ihnen dienen/ gehorchen/ lieb und wehrt haben.

Das Fünfte Gebot
Du solt nicht tödten.
Was ist das?Antwort.
Wir sollen Gott fürchten und lieben/ daß wir unserm Nechsten an seinem Leib/ keinen Schaden noch Leyd thun, sondern ihm helffen und fördern in allen Leibes=Nöthen.

Das Sechste Gebot
Du solt nicht Ehebrechen.
Was ist das?Antwort.
Wir sollen Gott fürchten und lieben/ daß wir keusch und züchtig leben in Worten und in (pag.: 23) Wercken/ und ein jeglicher sein Gemahl lieben und Ehren.

Das Siebende Gebot
Du solst nicht stehlen.
Was ist das? Antwort.
Wir sollen Gott fürchten und lieben/ daß wir unsers Nechsten Gelt oder Gut nicht nehmen/ noch mit falscher Wahr oder Handel an uns bringen/ sondern ihm sein Gut und Narung helffen bessern und behüten.

Das Achte Gebot.
Du solt nicht falsche Zeugnüß reden wieder deinen Nechsten.
Was ist das? Antwort.
Wir sollen Gott fürchten und lieben/ daß wir unsern Nechsten nicht fälschlich beliegen/ verrahten, affterreden/ oder bösen Leumuht machen/ sondern sollen ihn entschuldigen/ guts von ihm reden/ und alles zum besten kehren.

Das Neundte Gebot
Du solt nicht begehren deines Nechsten Hauß
Was ist das? Antwort.
Wir sollen Gott fürchten und lieben/ daß wir unserm Nechsten nicht mit List nach seinem Erb/ oder Hauß stehen/ noch mit einem Schein des rechten an uns bringen/ sondern ihm dasselbige (pag.: 24) zu behalten/ förderlich und dienstlich seyn.

Das Zehende Gebot
Du solt nicht begehren deines Nechsten Weib/ Knecht/ Magd/ Vieh oder was sein ist.
Was ist das? Antwort.
Wir sollen Gott fürchten und lieben/ daß wir unserm Nechsten nicht sein Weib/ Gesinde oder Viehe/ abspannen/ abdringen/ oder abwendig machen/ sondern dieselbige anhalten/ daß sie bleiben und thun/ was sie schuldig seyn.


Was sagt nun Gott von diesen Geboten allen?
Er sagt also:
Ich/ der Herr, dein Gott/ bin ein starcker eifferiger Gott/ der über die/ so mich hassen/ die Sünde der Väter heimsuchet an den Kindern biß ins dritte und vierdte Glied/ aber denen/ so mich lieben/ und meine Gebot halten/ thue ich wohl in Tausent Glied.
Was ist das? Antwort.
Gott dreuet zu strafen alle/ die diese Gebot übertreten/ darum sollen wir uns fürchten für seinem Zorn/ und nicht wieder solch Gebot thun. Er verheist aber Gnad und alles Guts allen/ die solche Gebot halten/ darum sollen wir ihn auch lieben und vertrauen/ und gerne thun nach seinen Geboten.


(pag.: 25)

Folgen die drey
Haupt Articul unnsers
Christlichen Glaubens

Der erste Artickel: von der Schöpffung.
Ich glaub an GOtt dem Vater, Allmächtigen, Schöpffer/ Himmels und der Erden.
Was ist das? Antwort.
Ich glaub daß mich GOtt geschaffen hat/ sampt allen Creaturen/ mir Leib und Seel/ Augen/ Ohren/ und alle Glieder/ Vernunfft/ und alle Sinne gegeben hat/ und noch erhält/ darzu Kleider und Schue/ Essen und Trincken/ Hauß und Hoff/ Weib und Kind/ Acker/ Viehe/ und alle Güter/ mit aller Nothdurft/ und Nahrung des Leibes und Lebens/ reichlich und täglich versorget/ wieder alle Fährligkeit beschirmet/ und für allem Übel behütet und bewahret/ und das alles aus lauter Väterlicher/ Göttlicher Güte und Barmhertzigkeit/ ohn alle mein Verdienst und Würdigkeit/ des alles ich ihm zu dancken/ und zu loben/ und darfür zu dienen und gehorsam zu seyn/ schuldig bin/ das ist gewißlich wahr.

(pag.: 26) Der ander Artickel von der Erlösung.
Und an Jesum Christum seinen einigen Sohn unsern HErrn/ der empfangen ist vom heiligen Geist/ gebohren aus der Jungfrauen Maria/ gelitten unter Pontio Pilato, gekreutziget/ gestorben und begraben/ niedergefahren zur Höllen/ am dritten Tage wieder auferstanden von den Todten/ aufgefahren gen Himmel/ sitzend zu der Rechten Gottes des Allmächtigen Vaters/ von dannen Er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toden.
Was ist das?
Antwort. Ich glaub, daß Jesus Christus, wahrhafftiger GOtt vom Vater in Ewigkeit gebohren/ und auch ein wahrhafftiger Mensch von Maria der Jungfrauen gebohren/ sey mein HERR/ der mich verlornen und verdampten Menschen erlöset hat/ erworben und gewonnen von allen Sünden/ vom Todt/ und von der Gewalt des Teuffels/ nicht mit Gold oder Silber/ sondern mit seinem heiligen, theuren Blut/ und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben/ auf daß ich sein eigen sey/ und in seinem Reich/ unter Ihm lebe/ und ihm diene/ in ewiger Gerechtigkeit/ Unschuld und Seeligkeit/ gleich wie Er ist auferstanden vom Todt/ lebet und regieret in Ewigkeit/ das ist gewißlich wahr.

(pag.: 27) Der dritte Artikel: von der Heiligung
Ich glaube an den Heiligen Geist/ eine heilige Christliche Kirch/ die Gemeinschafft der Heiligen/ Vergebung der Sünden/ Auferstehung des Fleisches/ und ein ewiges Leben.
Was ist das? Antwort.
Ich glaub, daß ich nicht aus eigener Vernunfft noch Krafft an Jesum Christum, meinen HErrn, glauben oder zu ihm kommen kan/ sondern der heilige Geist hat mich durchs Evangelium beruffen/ mit seinen Gaben erleuchtet/ im rechten Glauben geheiliget und erhalten/ gleich wie er die gantze Christenheit auf Erden berufft/ samlet/ erleuchtet/ heiliget/ und bey JEsu Christo erhält/ im rechten einigen Glauben/ in welcher Christenheit Er mir und allen Gläubigen täglich alle Sünde reichlich vergibt/ und am Jüngsten Tag/ mich und alle Todten auferwecken wird/ und mir sampt allen Gläubigen/ in Christo ein ewiges Leben geben wird/ das ist gewißlich wahr.


Das dritte Hauptstück Christlicher Lehr/
ist das Gebet des Herrn.

Vater unser im Himmel.
Was ist das? Antwort.
GOtt will uns damit locken/ daß wir gläuben (pag.: 28) sollen/ Er sey unser rechter Vater/ und wir seine rechte Kinder/ auf daß wir getrost/ und mit aller Zuversicht ihn bitten sollen/ wie die lieben Kinder/ ihren lieben Vater.

Die erste Bitte Geheiliget werd dein Name.
Was ist das? Antwort.
GOttes Nahm ist zwar an ihm selbst heilig/ , aber wir bitten in diesem Gebet/ daß er bey uns auch heilig werde. Wie geschicht das? Antwort. Wo das Wort Gottes lauter und rein gelehret wird/ und wir auch heilig/ als die Kinder GOttes darnach leben/ das helff uns lieber Vater im Himmel/ wer aber anders lehret und lebet/ denn das Wort Gottes lehrt/ der entheiligt unter uns den Namen Gottes/ dafür behüt uns Himmlischer Vater.

Die ander Bitte Dein Reich komme.
Was ist das?Antwort.
GOttes Reich kompt wohl ohn unser Gebet/ aber wir bitten in diesem Gebet/ daß es auch zu uns komme. Wie geschieht das?Antwort. Wann der himmlische Vater uns seinen heiligen (pag.: 29) Geist gibt/ daß wir seinem heiligen Wort durch seine Gnade gläuben/ und göttlich leben/ hie zeitlich und dort ewiglich.

Die dritte Bitte Dein Will geschehe/ wie im Himmel also auch auf Erden.
Was ist das? Antwort.
Gottes guter, gnädiger Will/ geschicht wohl ohn unser Gebet von ihm selber/ aber wir bitten in diesem Gebet daß er auch geschehe. Wie geschicht das? Antwort. Wann GOtt allen bösen Rath und Willen bricht/ und hindert/ so uns den Namen Gottes nicht heiligen/ und sein Reich nicht kommen lassen wollen/ als da ist des Teuffels/ der Welt/ und unsers Fleisches Wille/ sondern stärckt und behält uns fest in seinem Wort und Glauben/ biß an unser Ende/ das ist sein gnädiger guter Wille.

Die vierdte Bitte Unser tägliches Brot gib uns heute.
Was ist das? Antwort.
GOtt gibt täglich Brodt/ auch wohl ohn unser Bitte allen bösen Menschen/ aber wir bitten in diesem Gebet daß Er uns erkennen lasse/ und mit Dancksagung empfahen unser täglich Brodt.(pag.: 30) Was heißt dann täglich Brodt? Alles, was zur Leibes Nahrung und Nohtdurfft gehöret/ als Essen/ Trincken/ Kleider/ Schue/ Hauß/ Hoff/ Aecker/ Viehe/ Gelt/ Gut/ fromm Gemahl/ fromme Kinder/ fromm Gesinde/ fromme und getreue Oberherrn/ gut Regiment/ gut Wetter/ Friede/ Gesundheit/ Zucht/ Ehre/ gute Freunde/ getreue Nachbarn und desgleichen.

Die fünffte Bitte Und verlaß uns unser Schuld/ als wir verlassen unsern Schuldigern.
Was ist das? Antwort.
Wir bitten in diesem Gebet/ daß der Vater im Himmel nicht ansehen wolte unsere Sünde/ und umb deroselbigen Willen uns solche Bitte nicht versagen/ denn wir seind der keines werht/ daß wir bitten/ habens auch nicht verdienet/ sondern Er wolts uns alles aus Gnaden geben/ denn wir täglich viel sündigen/ und wohl eitel Straff verdienen/ so wollen wir wiederumb auch hertzlich vergeben/ und gern wohl thun/ denen die sich an uns versündigen.

Die sechste Bitte Und führe uns nicht in Versuchung.
Was ist das? Antwort.
GOtt versucht zwar niemand/ aber wir bitten (pag.: 31) in diesem Gebet/ daß uns GOtt wolt behüten und erhalten/ auf daß uns der Teuffel/ die Welt / und unser Fleisch nicht betriege/ und verführe in Mißglauben/ Verzweiffelung/ und andere grosse Schand und Laster/ und ob wir damit angefochten würden/ daß wir doch endlich gewinnen und den Sieg behalten.

Die siebende Bitte Sondern erlöse uns von dem Bösen.
Was ist das? Antwort.
Wir bitten in diesem Gebet/ als in der Summa/ daß uns der Vatter im Himmel von allerley Ubel Leibs und der Seelen, Guts und Ehre erlöse/ und zuletzt wenn unser Stündlein kommet/ ein seliges Ende beschere/ und mit Gnaden von diesem Jammerthal zu sich nehme in den Himmel.Amen.

Was heißt Amen.
Daß ich soll gewiß seyn/ solche Bitte sind dem Vatter im Himmel angenehm und erhöret/ den Er selbst hat uns gebotten also zu beten/ und verheissen/ daß Er uns will erhören. Amen, Amen, das heist: Ja/ Ja/ es soll also geschehen.



Das Sacrament der heiligen Tauffe/
wie dasselbige ein Hauß=Vater
seinem Gesinde für halten soll.

(pag.: 32)Zum Ersten Was ist die Tauffe?
Antwort.
Die Tauff ist nicht allein schlecht (Anm.: 13) Wasser/ sondern sie ist das Wasser in GOttes Gebott gefast/ und mit Gottes Wort verbunden.

Welches ist dann solch Wort GOttes?
Antwort.
Da unser HErr Christus spricht Matthäi am letzten: Gehet hin in alle Welt/ lehret alle Heyden/ und tauffet sie im Namen des Vatters/ des Sohns / und des heiligen Geistes.

Was gibt oder nutzt die Tauff?
Antwort.
Sie wircket Vergebung der Sünden/ erlöset vom Todt und Teuffel/ und gibt die ewige Seeligkeit allen/ die es glauben/ wie die Wort und Verheissung Gottes lauten.

Welche sind solche Wort und Verheissung Gottes?
Antwort.
Da unser Herr Christus spricht Marci am letzten: Wer da glaubet und getaufft wird/ der wird selig/ wer aber nicht glaubt/ der wird verdamt.

Wie kann Wasser solche grosse Dinge thun?
Antwort.
Wasser thuts freilich nicht/ sondern das Wort Gottes/ so mit und bey dem Wasser ist/ und der Glaub/ so solchem Wort Gottes im Wasser trauet/ denn ohne Gottes Wort/ ist das / (pag.: 33) Wasser schlecht (Anm.: 14) Wasser/ und keine Tauff/ aber mit dem Wort Gottes ist es eine Tauff/ das ist ein gnadenreich Wasser des Lebens/ und ein Bad der neuen Geburt im heiligen Geist/ wie Sanct Paulus sagt zum Tito am dritten Capitel; Durch das Bad der Wiedergeburt/ und Erneuerung des heiligen Geistes/ welchen Er ausgegossen hat über uns reichlich/ durch Jesum Christum unsern Heyland/ auf daß wir durch desselbigen Gnade gerecht und Erben seyn des ewigen Lebens/ nach der Hoffnung/ das ist gewißlich war.

Was bedeutet solch Wasser tauffen?
Antwort.
Es bedeut daß der alte Adam in uns durch tägliche Reu und Buß soll ersäufft werden/ und sterben mit allen Sünden/ und bösen Lüsten/ und wiederumb täglich heraus kommen/ und auferstehn ein neuer Mensch/ der in Gerechtigkeit und Reinigkeit für GOtt ewiglich lebe.

Wo steht das geschrieben?
Antwort.
Sanct Paulus zum Römern am sechsten spricht: Wir sind sampt Christo durch die Tauff begraben in den Tod/ daß gleich wie Christus ist von den Toden auferwecket/ durch die (pag.: 34) Herzlichkeit des Vaters/ also sollen wir auch in einem neuen Leben wandeln.




Das Sacrament des Altars/
wie ein Haußvater dasselbige seinem
Gesinde aufs einfältigste für halten soll.

Was ist das Sakrament des Altars?
Antwort.
Es ist der wahre Leib und Blut unsers HErrn JESU Christi/ unter dem Brod und Wein uns Christen zu essen und zu trincken von Christo selbst eingesetzt.

Wo steht das geschrieben?
Antwort.
So schreiben die heiligen Evangelisten/ Matthäus/ Marcus/ Lucas und S. Paulus.
Unser HErr Jesus Christus in der Nacht/ da Er verrathen ward/ nam er das Brod/ dancket/ und brachs/ und gabs seinen Jüngern und sprach: Nemmet hin und esset/ das ist mein Leib/ der für euch gegeben wird/ solches thut zu meinem Gedächtnus. Desselbigengleichen nam Er auch den Kelch nach dem Abendmal/ dancket/ und gab ihn den und sprach: Nemmet hin und trincket alle daraus/ dieser Kelch ist das Neue Testament in meinem Blut/ daß für euch vergossen wird zur (pag.: 35) Vergebung der Sünden; solches thut/ so offt ihrs trincket/ zu meinem Gedächtnus."

Was nützt dann solch essen und trincken?
Antwort.
Das zeigen uns diese Wort an: Für Euch gegeben und vergossen/ zur Vergebung der Sünden/ nehmlich daß uns im Sacrament Vergebung der Sünden/ Leben und Seeligkeit/ durch solche Wort gegeben wird/ denn wo Vergebung der Sünden ist/ da ist auch Leben und Seeligkeit.

Wie kann leiblich Essen und Trincken solche grosse Ding thun?
Antwort.
Essen und Trincken thuts freylich nicht/ sondern die Wort so da stehen:Für Euch gegeben und vergossen/ zur Vergebung der Sünden/ welche Wort seind neben dem leiblichen Essen und Trincken/ als das Hauptstück im Sacrament/ und wer denselben Worten glaubt/ der hat was sie sagen/ und wie sie lauten/ nehmlich Vergebung der Sünden.

Wer empfähet solch Sakrament würdiglich?
Antwort.
Fasten und leiblich sich zu bereiten/ ist wohl eine feine äuserliche Zucht/ aber der ist recht würdig/ und wohl geschickt/ der den Glauben hat an diese Wort: Für Euch gegeben und (pag.: 36) vergossen zur Vergebung der Sünden etc. Wer aber diesen Worten nicht glaubt/ oder daran zweiffelt/ der ist unwürdig und ungeschickt/ dann das Wort/ Für Euch/ erfordert eytel gläubige Hertzen.



Abend= und Morgen= Segen

Deß Morgens so du aus dem Bette fährest/ solt du sagen:
Das walt Gott Vater/ Sohn/ und heiliger Geist.
Darauf den Glauben/ und Vater Unser/ sampt nachfolgenden Gebettlein
Ich dancke Dir mein Himmlischer Vater/ durch Jesum Christum deinen lieben Sohn/ daß dz mich diese Nacht für allem Schaden und Gefahr behütet hast: Und bitte Dich du wollest mich diesen Tag auch behüten/ für Sünden/ und allem Übel/ daß dir all mein Thun und Leben gefalle: Dann ich befehle mich/ mein Leib und Seel/ und alles in deine Hände/ dein heiliger Engel sey mit mir/ daß der böse Feind keine Macht an mir finde/ Amen.

Des Abends wenn du zu Bette gehest solt du sagen:
Das walt GOtt Vater/ Sohn und heiliger Geist.
Darauf den Glauben und Vater Unser samt nachfolgenden Gebettlein.(pag.: 37)
Ich dancke dir mein Himmlischer Vater/ durch Jesum Christum deinen lieben Sohn/ daß du mich diesen Tag gnädiglich behütest hast/ und bitte Dich/ Du wollest mir vergeben alle meine Sünde/ wo ich unrecht gethan habe/ und mich diese Nacht gnädiglich behüten/ dann ich befehle mich/ mein Leib und Seel/ und alles in deine Hände/ dein heiliger Engel sey mit mir/ daß der böse Feind keine Macht an mir finde/ Amen.

Tischgebetlein Das Benedicite (Anm.: 15)
Die Kinder sollen mit gefaltenen Händen/ und züchtig für den Tisch treten/ und sprechen:
Aller Augen warten auf dich HErr/ und Du gibst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit/ Du thust deine milde Hand auf/ und sättigest alles/ was lebet/ mit Wohlgefallen.
Darnach das Vater Unser/ und folgend Gebetlein.
HErr GOTT Himmschlischer Vater/ segne uns/ und diese deine Gaben/ die wir von deiner milden Güte zu uns nehmen/ durch Jesum Christum unsern HErrn/Amen-

Das Gratias (Anm.: 16) nach dem Essen.
Dancket dem HErrn/ denn Er ist freundlich/ und seine Güte währet ewiglich/ der allem Fleisch (pag.: 38) Speise gibt/ der dem Viehe sein Futter gibt/ den jungen Raben/ die ihn anruffen/ Er hat nicht Lust an der Stärcke des Rosses/ noch gefallen an jemands Beinen/ der HERR hat wohlgefallen an denen/ die Ihn fürchten/ und auf seine Güte warten.
Darnach das Vater Unser/ und folgend Gebetlein.
HErr GOTT Himmlischer Vater/ segene uns/ und diese deine Gaben/ die wir von deiner milden Güte zu uns nehmen/ durch Jesum Christum unseren Herrn/ Amen.

(Anm.: 17)Das Gratias nach dem Essen.
Dancket dem Herrn/ denn Er ist freundlich/ und seine Güte währet ewiglich/ der allem Fleisch Speise gibt/ der dem Viehe sein Futter gibt/ den jungen Raben/ die Ihn anruffen/ Er hat nicht Lust an der stärcke des Rosses/ noch gefallen an jemands Beinen/ der Herr hat wohlgefallen an denen/ die Ihn fürchten/ und auf seine Güte warten.
Darnach das Vater Unser/ und folgend Gebet.
Wir dancken dir Herr GOTT Vater/ durch Jesum Christum unsern Herrn/ für alle deine Wohlthat/ der du lebst und regierst in Ewigkeit. Amen.


(pag.: 39)

Die Haußttafel etlicher Sprüche/ für
allerley H. Orden und Stände/ dadurch
dieselben/ als eigen Lection ihres Ampts=
und Diensts zuermahnen.

Den Bischoffen / Pfarr=Herrn und Predigern.

Ein Bischoff soll unsträfflich seyn/ eines Weibes Mann/
sittig/mässig/gastfrey/lehrhafftig/als ein Haushalter Gottes/ nicht ein Weinsauffer/ nicht beissig/ nicht unehrlich Handthierung treiben: Sondern gelinde/ nicht haderhafftig /nicht geitzig/ der seinem eigenen Hauße wohl fürstehe/ der gehorsame Kinder hab/ mit aller Erbarkeit/ nicht ein Neuling/ etc. der halte ob dem Wort/ das gewiß ist/ und lehren kan/ auf daß er mächtig sey zu ermahnen durch die heilsame Lehr/ und zu straffen die Wiedersprecher/ 1.Timoth.3.Tit.1

Den Zuhörern und Pfarrkindern etc.
Esset und trincket/ was sie haben/den(n) ein Arbeiter ist seines Lohns werth/ Luc.10. Der HErr hat befohlen/ daß sie das Evangelium verkündigen/ sollen sich vom Evangelio nehren/ 1.Cor. am 9. Der unterrichtet wird mit dem Wort, der theile (pag.: 40) mit allerley Guts dem/ der ihn unterrichtet/ irret euch nicht/ Gott läst sich nicht spotten/ Gal. 6.

Die Eltesten die wohl fürstehen/
die halte man zwyfacher Ehren wehrt/ sonderlich die doch arbeiten am Wort und in der Lehr/ denn es spricht die Schrifft: Du solt dem Ochsen nicht das Maul verbinden/ der da dreschet. Item ein Arbeiter ist seines Lohns werth/ 1.Timoth.5.

Wir bitten euch lieben Brüder/ daß ihr erkennet/ die an euch arbeiten/ und euch fürstehen in dem HErrn/ und euch vermahnen/ habt sie desto lieber umb ihres Wercks willen/ und seyd friedsam mit Ihnen/ 1.Thess.5.

Gehorchet euern Lehrern/ und folget ihnen/ etc. denn sie wachen über eure Seelen/ als die da Rechenschafft dafür geben sollen/ auf daß sie es mit Freuden thun/ und nicht mit Seuffzen/ denn es ist euch nicht gut/ Hebr. 13.



Von Weltlicher Obrigkeit
Jedermann sey unterthan der Obrigkeit/ die Gewalt über ihn hat/ denn es ist keine Obrigkeit/ ohne von GOtt. Wo aber Obrigkeit ist/ (pag.: 41) die ist von Gott geordnet/ wer sich nun wieder die Obrigkeit setzet/ der wiederstrebet GOttes Ordnung/ die aber wiederstreben/ werden über sich ein Urtheil empfahen/ denn sie trägt das Schwerd nicht umbsonst/ sie ist Gottes Dienerin/ eine Recherin zur Straffe über den/ der Böses thut/ Röm. 13.
Du solt das Recht nicht beugen/ und solt auch kein Person ansehen/ noch Geschenck nehmen/ dann die Geschenck machen die Weissen blind/ und verkehren die Sachen der Gerechtigkeit/ was recht ist/ dem solt du nachjagen/ Deut. 16.

Von den Unterthanen.
Gebet dem Keyser/ was des Keysers ist/ und GOtt was Gottes ist/ Matth. 22. So seyd nun aus Noth unterthan/ nicht allein umb der Straff willen/ sondern auch umb des Gewissens willen/ derhalben müsset ihr auch Schoß geben/ denn es sind Gottes Diener/ die solchen Schutz sollen handhaben/ So gebt nun iedermann/ was ihr schuldig seyd/ Schoß dem Schoß gebührt/ Zoll/ dem der Zoll gebührt/ Furcht/ dem die Furcht gebührt/ Ehr/ dem die (pag.: 42) Ehr gebührt/ Röm 13. So ermahne ich nun/ daß man für allen Dingen zu erst thue/ Bitte/ Gebet/ Fürbitt/ und Dancksagung für alle Menschen/ für die Könige/ und für alle Obrigkeit/ auf daß wir ein geruhlichs und stilles Leben führen mögen/ in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit. Dann solches ist gut/ darzu auch angennehm für GOtt unsern Heyland/ 1. Timoth.2. Ermahne sie/ daß sie den Fürsten und der Obrigkeit unterthan und gehorsam sein/ Tit. 3. Seyd unterthan aller Menschlichen Ordnung/ umb des HErrn willen/ es sey dem König/ als dem Obersten/ oder den Haupt=Leuten/ als den Gesanden von ihm/ zur Rache über die Übelthäter/ und zu Lob den Frommen/ 01. Pet.2.

Den Ehe=Männern.
Ihr Männer wohnet bey euren Weibern mit Vernunfft/ und gebet dem Weibischen als dem schwächsten Werckzeug/ seine Ehre/ als mit Erben der Gnaden des Lebens/ auf daß euer Gebet nicht verhindert werde/ 1.Petr.3. Ihr Männer liebet eure Weiber und seyd nicht bitter gegen sie/ Coloss.3.

(pag.: 43) Den Ehe=Weibern.
Die Weiber seyen unterthan ihren Männern/ als dem HErrn/ wie Sara Abraham gehorsam war/ und hieß ihn Herr/ welcher Töchter ihr worden seyd/ so ihr wohl thut/ und nicht so schüchtern seyd/ 1.Petr.3

Den Eltern.
Ihr Väter reitzet euere Kinder nicht zum Zorn/ daß sie nicht scheu werden: Sondern ziehet sie auf in der Zucht/ und Ermahnung zum Herrn/ Eph.6.

Den Kindern
Ihr Kinder seyd gehorsam euern Eltern in dem HErrn/ denn das ist billich/ ehre Vater/ und Mutter/ daß ist das erste Gebot/ das Verheissung hat/ nemlich/ daß dirs wohl gehe/ und lang lebest auf Erden/ Ephes. 6.

Den Knechten/Mägden/Taglöhnern und Arbeitern/ etc.
Ihr Knechte seyd gehorsam euern leiblichen Herrn/ mit Furcht und Zittern in Einfältigkeit (pag.: 44) euers Hertzens/ als Christo selbst/ nicht mit Dienst allein für Augen/ als Menschen zugefallen/ sondern als die Knecht Christi/ daß ihr solchen Willen Gottes thut/ von Hertzen mit gutem Willen. Last euch düncken/ daß ihr dem HErrn/ und nicht den Menschen dienet/ und wisset/ was ein jeglicher Guts thut/ das wird er empfangen/ er sey Knecht oder Freyer/ Ephes. 2.Col.3.

Den Hauß=Herrn und Hauß=Frauen.
Ihr Herrn thut auch dasselbig gegen ihnen/ und lasset euer Dreuen/ und wisset/ daß ihr auch einen HErrn im Himmel habt/ und ist bey Ihm kein Ansehen der Person/ Ephes.6

Der gemeinen Jugend
Ihr Jungen seyd den Alten unterthan/ und beweiset darin die Demuth/ den GOtt wiederstrebt den Hoffärtigen/ aber den Demüthigen gibt Er Gnade. So demüthiget euch nun unter die gewaltige Hand GOttes/ daß Er euch erhöhe zu seiner Zeit/ 1.Petr.5

(pag.: 45) Der Wittwen
Welche eine rechte Wittwe und einsam ist, die stellet ihre Hoffnung auf GOtt/ und bleibt am Gebet Tag und Nacht. Welche aber in Wollüsten lebt/ die ist lebendig todt/ 1. Tim.5.

Der Gemeine
Liebe deinen Nächsten/ als dich selbst: In dem Wort sind alle Gebot verfasset/ Rom.13. und haltet an mit beten/ für alle Menschen/ 1.Tim.2

Ein ieder lern sein Lection.
So wird es wohl im Hauses stohn.



Etliche Christliche
Fragstück/ mit ihren Antworten/
für die/ so zum Sacrament gehen wollen/
aufs einfältigste
gestellet


I. Glaubst du daß du ein Sünder bist?
Antwort.
Ja/ ich glaub es / Ich bin ein Sünder.

(pag.: 46) II. Wie weist du das?
Antwort.
Aus den Zehen Geboten/ die hab ich nicht gehalten.

III Was hast du denn mit deinen Sünden bey GOTT verdient?
Antwort.
Seinen Zorn und Ungnad/ zeitlichen Tod und ewiges Verdammnüs.

IV. Seind dir deine Sünde auch leid?
Antwort.
Ja/ es ist mir leid/ daß ich wieder Gott gesündigt hab/ etc.

V. Hoffest du auch selig zu werden?
Antwort.
Ja/ Ich hoffe es.

VI. Weß tröst du dich dann?
Antwort.
Meines lieben HErrn Christi.

VII Wer ist denn Christus?
Antwort.
GOTTES Sohn/ wahrer GOTT und Mensch.

VIII. Wie viel sind Götter?
Antwort.
Nur einer/ aber drey Personen/ der Vater/ Sohn/ und heiliger Geist.

(pag.: 47)IX. Was hat denn Christus für dich gethan/ daß du dich sein tröstest?
Antwort.
Er ist für mich gestorben/ und hat sein Blut am Creutz vergossen/ zur Vergebung meiner Sünden.

X. Ist der Vater auch für dich gestorben?
Antwort.
Nein/ denn der Vater ist nur GOtt/ der heilige Geist auch/ aber der Sohn ist wahrer Gott und Mensch für mich gestorben/ und hat sein Blut für mich vergossen.

XI. Wie weist du das?
Antwort.
Aus dem Evangelio/ und aus den wahren Worten/ vom Sacrament/ darinn Er mir seinen Leib und Blut zum Pfande gegeben.

XII. Wie lauten die Wort?
Antwort.
Unser Herr Jesus Christus in der Nacht, da er verrathen ward/ nam Er das Brod/dancket und brachs/ und gabs seinen Jüngern und sprach: Nemmet hin und esset/ das ist mein Leib/ der für euch gegeben wird/ solches thut zu meinem Gedächtnus. Desselbigengleichen/ nam Er auch den Kelch nach dem Abendmahl/ dancket und gab ihn den (pag.: 48) und sprach: Nemmet hin/ und trincket alle daraus/ dieser Kelch ist das Neue Testament in meinem Blut/ das für euch vergossen wird/ zur Vergebung der Sünden/ solches thut/ so offt ihrs trincket/ zu meinem Gedächtnüs.

XIII. So glaubst du daß im Sacrament der wahre Leib und Blut Christi seye?
Antwort.
Ja/ ich gläub es.

XIV. Was bewegt dich das zu glauben?
Antwort.
Das Wort Christi: Nemmet/ esset/ das ist mein Leib: Trincket alle daraus/ das ist mein Blut.

XV. Was sollen wir thun/ wann wir seinen Leib essen und sein Blut trincken/ und das Pfand also nehmen?
Antwort.
Seinen und Tod und Blutvergiessen verkündigen/ und gedencken/ wie Er uns gelehret hat/ solches thut/ so offt ihrs trincket/ zu meinem Gedächtnüs.

XVI: Warumb sollen wir seines Tods gedencken/ und denselbigen verkündigen?
Antwort.
Daß wir lernen gläuben/ daß keine Creatur hat (pag.: 49) können genug thun für unsere Sünde/ dann Christus wahrer GOtt und Mensch/ und daß wir lernen erschrecken für unsere Sünden/ und diesselben lernen groß achten/ und uns sein allein freuen und trösten/ und also durch denselbigen Glauben selig werden.

XVII. Was hat Ihn dann bewegt für deine Sünde zu sterben und gnug zu thun?
Antwort.
Die grosse Lieb zu seinem Vater/ zu mir/ und zu andern Sündern/ wie geschrieben steht/ Johann. am 14. Röm. 8. Gal.2.

XVIII. Warum willst du dann zum Sacrament gehen?
Antwort.
Auf daß ich lerne glauben/ daß Christus umb meiner Sünde willen/ aus großer Lieb gestorben sey/ wie gesagt/ und darnach von Ihm auch lerne GOtt und meinen Nächsten lieben.

XIX. Was soll einen Christen vermahnen und reitzen/ das heilige Sacrament des Altars zu empfahen?
Antwort.
Von Gottes wegen soll ihn beyde des HErrn Christi Gebot/ und Verheissung/ darnach auch seine eigene Noth/ so ihm auf dem Hals ligt/ (pag.: 50) treiben umb welcher willen/ solch gebieten/ locken/ und Verheissung geschicht.

XX. Was soll ihm aber ein Mensch thun/ wann er solche Noth nicht fühlen kan/ oder keinen Hunger noch Durst zum Sacrament empfindet?
Antwort.
Dem kann nicht besser gerathen werden/ dann daß er erstlich in seinen Bussen greiffe/ ob er auch noch Fleisch und Blut habe/ und glaube doch der Schrifft/ was sie davon sagt/ Gal. 5. Zum andern/ daß er umb sich sehe/ ob er auch noch in der Welt sey/ und dencke/ daß es an Sünden und Not nicht fehlen werde/ wie die Schrifft sagt/ Johann. Am 15.v.16. und 1 Johann.2.vers.5. Zum dritten/ so wird er auch den Teuffel um sich haben/ der ihm mit Lügen und Morden Tag und Nacht keinen Frieden innerlich und äuserlich lassen wird/ wie ihn die Schrifft abmahlet/ Johann. 8.16. 1. Petr.5. Ephes. am 6. 2. Tim.2.

Die Summa des Göttlichen Gesetzes und Evangelii

Die Summa des Göttlichen Gesetzes ist/ Du solt lieben Gott deinen HErrn/ von (pag.: 51) gantzem Hertzen/ von gantzer Seele/ von gantzem Gemüth/ und aus allen deinen Kräfften/ daß ist das fürnehmste und gröste Gebote/ das ander aber ist dem gleich/ du solt deinen Nächsten lieben/ als dich selbst. In diesen zweyen Geboten hanget das gantze Gesetz und die Propheten.

Die Summa des Evangelii ist/ Also hat GOtt die Welt geliebt/ daß Er seinen einigen Sohn gab/ auf daß alle die an Ihn glauben/ nicht verlohren werden/ sondern das ewige Leben haben/ Johann. Am 3.




Caput IV
Das Hochwürdige Sacrament
der heiligen Tauff/

soll mit allerhöchster Reverentz/ ohn einigen Mißbrauch/ und unchristliche Leichtfertigkeit der Umbstehenden auf die Form und Weisse/ wie sie hernach gesetzt/ gehandelt werden/ und weil derselben die hohe Majestät GOtt Vater/ Sohn/ und heiliger Geist/ mit seinen heiligen Engeln beywohnet/ und bey solcher der Himmel sich Geistlich aufthut/ und daß grosse Gnadenwerck der Wiedergeburt/ und Geistlichen Erneuerung des Menschen/ so getaufft wird/ selbst gegenwärtig (pag.: 52) wircket/ sollen die Pastores sich befleissigen/ daß die Kinder=Tauff in versamleten Kirchen beschehe/ auch das Volck ernstlich vermahnen/ sich selbst darzu zu schicken/ weil solche alle Weg füglich nach der Predigt kan verrichtet werden. Dann die gantze Kirch nicht allein für die neugetauffte Kinder beten/ sondern ein ieder Christ sich selbst seiner empfangenen Tauff/ und des Bunds Gottes nützlich erinnern soll/ den GOtt in der heiligen Tauff gemacht und aufgerichtet hat.

Es soll aber kein Pfarr=Herr oder Kirchendiener/ die jungen Kinder umb ihrer Eltern Sünde und Unbußfertigkeit willen/ mit der heiligen Tauff aufziehen/ oder aber aller Ding ungetaufft ligen lassen.

Demnach wann sichs begeben würde/ daß Kinder ausserhalb der Ehe gebohren/ und zu der Heiligen Tauff gebracht würden/ sollen die Pastores nicht lang mit denen/ so die Tauff bey ihnen suchen/ vom Vater des Kinds disputiren/ sondern auf begehren/ das Kind alsobald täuffen/ und unseren Beampten iedes Orths solches vermelden/ welche sich vermög unser Policey=Ordnung/ darauf der Gebühr werden mit nothdürfftigen Nachfragen zu verhalten wissen; (pag.: 53) Als auch unlaugbar/ daß bey vielen das Hochwürdigste Sacrament der heiligen Tauff umb Geschencks/ und sonderlichen Nutzens willen/ mit grosser Menge der gebettenen Gevattern/ im eigentlichen Mißbrauch gezogen wird/ damit sie dann groß Ergernüs anrichten/ und durch solche Leichtfertigkeit/ Gottes Zorn/ wieder uns erregen/ so sollen hinführo nicht mehr/ dann drey Gevattern/ bey Vermeydung unserer ernsten Straf/ und Ungnad zugelassen werden.

Es soll auch das Gefräß und grosser Uncosten/ so an diesen Enden bey der Kinder=Tauf gewöhnlich/ auch wohl die Sonntag/ und nach Mittage unter der Predigt mit Ergernüß gehalten werden/ bey ernster Straf abgeschafft werden. Nachdem auch an etlichen Orten ein Mißbrauch eingerissen/ daß junge Leut die selbst noch Kinder sein/ zu Gevatter oder Patten gebetten/ welche doch die Ursach nicht verstehen/ was der Gevattern und Patten = Ambt auf sich habe/ sollen hinführo die Pastores und Kirchen=Diener das Volck erinnern und vermahnen/ solche Gevattern bey die Heil. Tauf zu stellen/ die des Alters und Verstands sey/ daß sie solchen (pag.: 54) Actum (Anm.: 18) mit Ernst verrichten können/ und deßwegen niemand auf das wenigste unter 13 oder 14 Jahren/ zu lassen. Es sollen auch die Eltern iederzeit selber die Pastores umb die Kinder=Tauff bitten/ und was sie für Gevattern zu derselbigen zu bitten/ willens/ anzeigen.

Form der Tauffe

Erstlich fragt der Kirchen= Diener / ob das Kind nicht die Jacht=Tauf (Anm.: 19) empfangen habe/ so es nun nicht Jachttaufft ist/ so frage er die Gevattern ordentlich/ was die Taufe sey/ auch was sie nutze und wircke/ und solches soll darumb geschehen/ auf daß sich die Gevattern/ und alle Umbständer dadurch ihrer eigener Tauf erinnern/ und folgends sich derselben desto besser trösten mögen. Weiter frag er/ wie das Kind heissen soll/ darauf spreche er den also: Es ist uns allhier ein Kindelein vorgetragen/ und wird von seinetwegen begehrt/ daß es dem Gebet gemeiner Christlichen Kirchen befohlen/ und nach Ordnung und Einsetzung JESU Christi getaufft werde/ damit wir aber Bericht empfahen/ aus (pag.: 55) was Grund Göttlicher Schrifft wir uns dieses Kindeleins annehmen/ und durch das Gebet Gottes Angesicht vorstellen/ auch ihn umb die Gnad und Gabe der Tauf bitten sollen/ so lasset uns hören das Evangelium von den Kindlein/ wie es Marcus am 10. Capitel beschrieben hat: Zu der Zeit brachten sie die Kindlein zu Jesu/ daß Er sie solt anrühren/ aber die Jünger führen die an/ die sie trugen. Da es aber Jesus sahe/ ward er unwillig/ und sprach zu ihnen: Lasset die Kindlein zu mir kommen/ und wehret ihnen nicht/ dann solcher ist das Reich Gottes/ warlich ich sage euch/ wer das Reich Gottes nicht empfähet/ als ein Kindelein/ der wird nicht hinein kommen/ und Er umbpfieng sie/ und legt die Händ auf sie/ und segnet sie.

Lasset uns beten.
Allmächtiger ewiger GOTT/ Vater unsers Herrn Jesu Christi/ wir ruffen dich an/ über diesen Diener oder Dienerin N. der deine Tauffe Gabe bittet/ und deine ewige Gnade/ durch die geistliche Wiedergeburth begehrt/ nimm ihn auf/ und wie du gesagt hast/ bittet/ so werdet ihr nehmen/ suchet (pag.: 56) so werdet ihr finden/ klopffet an/ so wird euch aufgethan. So reiche nun ewiger GOTT/ deine Güte und Gnad dem der da bittet/ und öffne die Thür/ dem der anklopffet/ daß er den ewigen Seegen dieses Himmlischen Bades erlange/ und das verheissene Reich deiner Gabe empfahe/ durch Jesus Christum unsern HErrn. Amen.

Ein ander Gebet.
Allmächtiger ewiger GOtt/ der Du durch die Sündfluth/ nach deinem strengen Gericht/ die ungläubige Welt verdamt/ und den gläubigen Noha salbacht / nach deiner grossen Barmhertzigkeit erhalten/ den verstockten Pharao mit all den seinen im rothen Meer ersäufft/ und dein Volck Israel durch das Trocken hindurch geführt/ auch durch solchs das Bad deiner heiligen Christlichen Tauf zukünfftiglichen bezeichnet und bedeutet/ deß gleichen durch die Tauff deines lieben Kinds unsers HErrn Jesu Christi/ den Jordan und alle Wasser zur seligen Sündfluth/ und reichlicher Abwäschung der Sünden/ geheiliget und eingesetzet hast/ wir bitten dich durch dieselbige deine (pag.: 57) grundlose Barmhertzigkeit/ Du wollest diesen N. gnädiglich ansehen/ und mit rechtem Glauben im Geist beseligen und stärcken/ daß durch diese heilsame Sündluth an ihm ertrincke und untergehe/ alles was von Adam ihm angebohren ist/ und was Er selber darzu gethan hat/ daß Er auch aus der Zahl der Unglaubigen gesondert/ in der heiligen Archa der Christenheit/ trocken/ und sicher behalten werde/ deinem Namen allzeit brünstig im Geist/ und frölich in Hoffnung zu dienen/ auf daß er mit allen Glaubigen/ deiner Verheissung nach/ ewiges Leben erlangen möge/ durch JEsum Christum unsern HErrn. Amen.

Lasset uns auch sprechen das Gebet/ so uns unser HErr Christus selber gelehret/ und befohlen hat zu beten/ und nicht allein alle unsere und des Kindes Nothdurfft darinn begriffen/ sondern auch uns gewißlich zu erhören/ verheissen hat.
Vater unser der du bis etc.
Nach solchem Gebet des Vater unsers/ lege der Priester seine Hand auf des Kindes Haupt und spreche: Der Herr bewahre deinen Eingang und deinen Ausgang von nun an biß in Ewigkeit.

(pag.: 58) Hierauf spreche der Kirchen=Diener weiter gegen die Gevattern also:
Lieben Freunde in Christo/ nachdem ihr von wegen dieses Kindleins begehrt habt/ daß es in dem Nahmen JEsu Christi getaufft/ und durch die Tauffe in die heilige Gemeine Gottes Volcks angenommen/ und eingeleibt werden/ so ist es euch als Christen unverborgen/ daß welcher sich zu der Gemeine Christlicher Kirchen thut/ der begibt sich in einen geistlichen Streit/ darinn wir nicht mit Fleisch und Blut/ sondern mit dem bösen Geist/ die Tag unsers Lebens hie auf Erden zu kämpffen haben/ welchen Streit auch wir ohne rechten Glauben in GOtt Vater/ Sohn und heiligen Geist/ nicht vollführen mögen.

Hierauf/ dieweil ihr euch aus Christlicher Liebe und Freundschafft/ dieses noch unmündigen Kinds habt angenommen/ und vertrettet es in dieser offentlichen Christlichen Handlung/ sol wollet mir an seiner statt antworten/ damit offentlich bekandt werde/ worauf es getaufft werde.

N. Wiedersagst Du dem Teuffel/ und allen seinen Wercken und Wesen?
Antwort. Ja/ ich wiedersage.

(pag.: 59) Darnach fragt der Kirchen=Diener ferner.
N. Glaubst Du an GOtt Vater/ Allmächtigen Schöpffer/ Himmels und der Erden?
Antwort. Ja/ Ich glaube.

N. Glaubst du in Jesum Christum seinen einigen gebohrnen Sohn unsern HErrn/ der empfangen ist von dem heiligen Geist/ gebohren aus Maria der Jungfrauen/ gelitten hat unter Pontio Pilato/ gekreutziget/ gestorben und begraben/ niedergefahren zur Höllen/ am dritten Tag auferstanden von den Toden/ aufgefahren gen Himmel/ da sitztet zu der rechten Hand Gottes seines Allmächtigen Vaters/ von dann Er zukünfftig ist/ zu richten die Lebendigen und die Toden?
Antwort. Ja/ Ich glaub es.

N. Gläubst du auch in den heiligen Geist/ eine heilige Christliche Kirche/ eine Gemeinschafft der Heiligen/ Verzeihung der Sünden/ Auferstehung des Fleisches/ und ein ewiges Leben/ Amen.
Ja/ Ich gläub es.

Darauf frage abermahl der Kirchen=Diener.
N. Willst du darauf getaufft seyn?
Ja/ Ich will.

Alsdann begiesse der Kirchen=Diener das Kind mit Wasser dreymal/ und spreche mit heller und deutlicher Stimme: (pag.: 60)
N. Ich tauffe dich in dem Namen Gottes des Vaters/ des Sohns/ und des H. Geistes.

Und spreche darauf:
Der Allmächtige GOTT und Vater unsers Herrn JEsu Christi/ der dich N. anderswerts durchs Wasser und heiligen Geist gebohren/ und dir alle deine Sünde/ durch seinen lieben Sohn/ unsern HErrn Jesum Christum vergeben hat/ der stärcke dich mit seiner Gnade im heiligen Geist/ zum ewigen Leben/ Amen.

Darauf soll der der Kirchen=Diener/ das Volck zur Danckbarkeit/ und Gebet vermahnen/ also sprechend:
Ihr Lieben in Christo/ dieweil der Allmächtige GOTT, diß Kindlein zu der Tauff unsers Herrn Jesu Christi/ so gnädiglich hat kommen lassen/ sollen wir ihm Lob und Danck sagen/ und bitten/ daß Er ihm wolle diß Kind in allen Gnaden lassen befohlen seyn.
Sprechet also:
Allmächtiger/ barmhertziger GOtt und Vater/ wir sagen dir Lob und Danck/ daß du deine Kirch gnädiglich erhältest und mehrest/ und diesem Kind verliehen hast/ daß es durch die heilige Tauff wiedergebohren/ und deinem lieben Sohn/ unserm Herrn JESU Christo eingeleibt/ (pag.: 61) dein Kind und Erbe deiner Himmlischen Güter worden ist/ wir bitten dich gantz demüthiglich/ daß du diß Kind/ so nunmehr dein Kind geworden ist/ bey der empfangenen Gutthat gnädiglich bewahren wöllest/ damit es nach allem deinem Wohlgefallen/ zu Lob und Preiß deines heiligen Namens/ auf daß treulichst und Gottseligste auferzogen werde/ und endlich das versprochene Erbtheil mit allen Heiligen empfahe/ durch Jesusum Christum/ Amen.

Nach Vollendung dieses Gebets/ soll der Kirchen Diener die Eltern/ Freundschafft/ und die Gevattern auf folgende Weisse vermahnen.

Ihr Lieben in Christo Jesu/ wie ihr euch allhie für dem HErrn Christo/ der mitten unter uns ist/ und vor seiner heiligen Kirchen vernehmen habt lassen/ also solt ihr euch dasselbige treulich lassen angelegen seyn/ und mit allem Fleiß nachkommen/ und ihr alle/ ihr Eltern und Verwandten dieses Kinds/ und wieviel euer hie zu entgegen seyn/ solt euch das Kind nach der heiligen Tauff anders nicht/ als ein Kind des Allmächtigen/ und ein Gliedmaß unsers Herrn JEsu Christi/ dem auch die Engel Gottes dienen (pag.: 62) werden/ erkennen und halten/ und nicht zweiffeln/ was ihr diesem Kind thun werdet/ es sey böß oder gut/ daß ihr das GOtt selber/ und unsern Herrn Christo thun werdet/ derhalben euch keine Mühe und Arbeit reuen soll/ die ihr darzu ankehret/ ein ieglicher nach seinem Beruff und Verwandtschafft mit diesem Kind/ daß es dem Herrn wohl auferzogen/ unterwiesen/ und gelehret werde/ zu halten/ alles was uns der HErr befohlen hat; Daran ihr Eltern/ Verwandten und Gevattern für euch selbst keinen Fleiß sparen solt/ und das Kind/ so es seine Jahr erreicht/ in die Kirch zu dem Catechismo treulich fordern/ damit es wohl und gründlich erkennen lerne/ was grosser und unaussprechlicher Gnaden und Gaben ihme von GOtt in der heiligen Tauff geschenckt/ und übergeben seyen/ und aus dem dann seinen Glauben in der Gemein Gottes selbst gern und von Hertzen bekennen: Sage wircklich und mit der That abe dem Teuffel und der Welt mit allen ihren Wercken und Lüsten/ ergebe und stelle sich dem HErrn Christo und seiner heiligen Kirchen/ dar in gantzem Gehorsam seines heiligen Evangelii/ Leib und Leben bey unserrm HErrn Christo biß an das Ende/ und bringe (pag.: 63) als ein lebendiges Glied Christi fruchtbare Reben/ die an dem Rebstock Christo gesund bleibe/ viel Frucht zu dem Preiß Gottes und Besserung seiner heiligen Kirchen/ Amen.

Zum Beschluß spreche der Kirchen=Diener.
Der HErr segne euch/ und behüte euch/ der HErr erleuchte sein Angesicht über euch/ und sey euch gnädig/ der HErr erhebe sein Angesicht auf euch/ und gebe euch den Frieden/ Amen.

Wir halten auch für nützlich/ so ausserhalb der gemeinen Predigt/ oder Kirchen=Versammlung/ ein Kind getaufft werden soll/ daß ein Zeichen mit einer Glocken geschehe/ damit andere Leut dardurch zum Tauf=Handel zu kommen/ ermahnet werden.

Von der Noth=Tauffe

Dieweil bißhero in der christlichen Gemein/ ein löbliche und wohlbegründete Gewohnheit gehalten ist/ daß alle Christliche Personen/ und sonderlich die Heb-Ammen/ in Ansehung/ daß auch die Weiber Mit=Erben des Reichs Christi seyen/ und die Noth der gemeinen Regel und Ordnung nicht unterwerfflich ist/ zur Zeit der Noth/ in Abwesen der Männer/ (pag.: 64) die Kindlein getaufft haben/ welches man Jach=Tauff genennet hat/ so wollen wir auch dieselbe nicht aufheben/ sondern in ihrer Krafft bleiben lassen.

Es sollen aber die Kirchen=Diener/ die Heb=Ammen auf das fleissigste unterrichten/ erstlich dass sie kein Kind/ so noch in Mutter Leib/ und nicht gantz an die Welt gebohren ist/ Jachtauffen soll/ dann nachdem die heilige Tauff ein Sacrament der Wiedergeburt ist/ erfordert die Natur dieses Sacraments/ daß das Kind/ so das Sacrament der Wiedergeburt empfahen soll/ vorhin an die Welt gebohren sey/ iedoch dollen die/ so in solchen Nöthen darbey seyen/ beede Mutter und das Kind dem Allmächtigen GOTT/ durch ihre treuliche Vorbitt befehlen/ daß GOTT der Mutter helffen/ und ihme das Kind gnädiglich lassen befohlen seyn. Darnach/ daß sie auch/ nachdem das Kind gebohren/ ausserhalb der Noth des Kindes Schwachheit/ nicht nothtauffen lassen sollen/ sondern da sie einen Kirchen=Diener/ oder sonst einem Christlichen Mann/ in der Eil zu handen haben mögen/ denselben beruffen/ und das Kind tauffen lassen.

Aber so dasselbige ihr von Schwachheit (pag.: 65) wegen/ des Kinds/ nicht gesein möchte/ alsdann sollen die Heb=Ammen/ oder welches gegenwärtiges Christliches Weib sich des tauffens unterfangen will/ zwo oder drey Personen so verhanden/ zum Zeugnus erfordern/ und beruffen/ damit auf zweyer oder dreyer Kundschafft/ die Tauff beständig sey/ und zuvor das Gebet Christi/ Vater unser/ und beten/ dem Kind einen Namen geben/ es darauf mit Wasser tauffen/ und sprechen: Ich tauffe dich im Namen GOttes des Vaters/ des Sohns/ und des H. Geistes/ Amen.

Es sollen auch die Heb=Ammen mit anders nichts/ als mit Wasser täuffen/ und nicht/ wie etwas in solcher Noth geschicht/ was sie ergreifen/ als Wein/ Essig und Milch darzu gebrauchen/ weil Christus mit ausdrücklichen Worten/ allein Wasser darzu verordnet hat/ welches man auch zu ieder Zeit in solchen Nothfällen haben kann. Wer nun also/ wie ietzt gemeldt/ die Noth=Tauff empfangen hat/ der soll nicht anderwerts wieder getaufft werden/ sondern soll bey der empfangenen Tauffe bleiben. Jedoch so das Kind lebendig bleibt/ soll man es in die Kirch tragen/ alsdann soll der Kirchen=Diener ( 66) ungefehrlich nachfolgender Weiß mit ihm handeln.

Erstlich frage er die Heb=Amme/ wie und mit was Worten das Kind getaufft/ und wer dabey gewesen; Darnach verhör er auch die andern/ so dabey gewesen/ welcher Gestalt das Kind getaufft sey. So er dann befindet/ daß es recht in dem Namen GOttes des Vaters/ des Sohns und heiligen Geistes getaufft worden sey/ soll er gegen die Versamlug der Kirchen sprechen.

Lieben Freunde/ das Kindlein/ welches uns hie vorgebracht/ ist seiner sorgfältigen Schwachheit halber daheim im Hause/ in dem Namen Gottes des Vaters/ Sohns/ und heiligen Geistes/ nach der Ordnung Christi/ im Namen und auf Befelch unseres lieben HErrn Gottes getaufft worden.

Auf daß nun das Hochwürdige Sacrament der Tauff nicht geschändet/ noch Gottes Wort so dabey geführet/ nicht für ein Spott gehalten werde/ soll es bey der empfangenen Tauff bleiben; Und nachdem es noch keinen Namen hat/ so soll es N. genennet werden/ darüm sollen und wöllen wir uns dieses N. als eines rechten Glieds unsers Herrn JESU (pag.: 67) Christi/ und seiner heiligen Kirchen annehmen. Wir wollen auch hören das Evangelium/ darinn sich unser HErr Christus/ der Kindlein aufs freundlichste annimmt/ damit wir erinnert werden/ was wir von den Kindlein halten sollen.

Also schreibet Marcus am 10. Capitel. Sie brachten Kindlein zu JEsu/ daß Er sie anrühret: Die Jünger aber fuhren die an/ die sie trugen. Da aber JEsus sahe/ wurde er unwillig/ und sprach zu ihnen: Lasset die Kindlein zu mir kommen/ und wehret ihnen nicht/ dann solcher ist das Reich GOttes; Wahrlich ich sage euch/ wer das Reich GOttes nicht empfahet/ als ein Kindlein/ der wird nicht hineinkommen. Und er hertzet sie/ und leget die Hand auf sie/ und segnet sie.

Dieweil wir nun aus jetzt gehörten Worten unsers Herrn JEsu Christi; Deß gewiß und sicher seyen/ daß die Kinder/ so Christo zugetragen/ ihme gefällig seyn/ und nun diß Kind dem Herrn Christo durch die Tauff überantwortet/ und wir verhoffen/ daß es zum Reich der Gnaden aufgenommen/ und nun ein Kind des Allmächtigen/ und ein Gliedmaß unsers Herrn (pag.: 68) JEsu Christi worden ist/ dem die Engel Gottes dienen/ so wöllet ihr es auch dafür halten/ und euch keine Mühe und Arbeit verdriessen lassen/ jeder nach seinem Beruff und Verwandschafft mit diesem Kind/ es dem HErrn aufzuziehen/ und zu unterweisen/ daß es lerne halten/ daß uns der HErr zu halten befohlen hat/ daran ihr Eltern/ Verwandten und Gevattern/ für euch selbst keinen Fleiß spahren/ und es in die Kirch zu dem Catechismo getreulich fordern sollen/ so bald es des Alters und Verstands fähig und gelernig seyn mag/ damit es wohl und gründlich erkennen lerne/ was grosser und unaussprechlicher Gnaden und Gaben ihme von GOtt in der heiligen Tauff geschenckt/ und übergeben sind/ und aus dem dann seinen Glauben in der Gemein Gottes gern bekenne/ und ergebe sich dann dem HErrn/ und seiner heiligen Kirchen/ in gantzem Gehorsam seines Evangelii/ bleibe und lebe in unserm HErrn Christo/ biß an das Ende/ bringe auch als ein lebendig Glied Christi/ und fruchtbare Rebe/ die an dem Rebenstock Christo gesund bleibe/ viel Frucht zum Preiß Gottes/ und Besserung seiner heiligen Kirchen.

(pag.: 69) Hierauf last uns beten.
Allmächtiger Gott und Vater unsers HErrn Jesu Christi/ der du diß Kind/ durchs Wasser und den heiligen Geist anderwerts gebohren/ und ihm alle seine Sünde vergeben hast/ stärcke es nun mit deiner Gnade/ mehre in ihme deinen heiligen Geist/ daß es an Leib und Seel gnädiglich aufwachse/ und in dem neuen Göttlichen Leben/ darzu Du es neugebohren hast/ zunehme/ und gib seinen Eltern und uns allen/ daß wir dir hierzu an diesem Kind getreulich und selig dienen/ damit auch durch dasselbige unter uns allen dein Göttlicher Name immer mehr geheiliget/ und dein Reich erweitert werde/ durch unsern Herrn Jesum Christum/ Amen.

Und zum Beschluß sagt er:
Der Friede des HERRN/ sey mit dir/ und uns allen/ Amen.

Würden aber die Leut/ so das Kind zur Tauffe bringen/ auf des Kirchen=Dieners Frage/ ungewisse Antwort geben und sagen: Sie wüsten nicht/ was sie in solcher Noth und (pag.: 70) Schrecken gedacht/ viel weniger/ was sie gered und gethan hätten/ so mache man nur nicht viel dispudirens/ sondern tauffe es ohne Meldung einiger Condition (Anm.: 20), obgeschriebener Ordnung Gemäß/ wie alle andere ungetauffte Kinder getäufft werden.

Dann Pfarr=Herr und Kirchen=Diener/ sollen nicht auf einen Zweifel tauffen/ wie im Papstthum geschehen ist/ da sie gesagt/ bist du getaufft/ so tauffe ich dich nicht/ bist du aber nicht getaufft/ so tauffe ich dich; Sondern wann die Tauff ungewiß/ soll sich der Kirchen=Diener nicht viel bedencken/ sondern das Kind auf den Befelch/ und nach der Ordnung Christi tauffen.

Ein Gebet/
Welches die Kirchen=Diener brauchen sol=
len/ wann die Sechswöchnerin aus dem Kind=
Bett zur Kirchen gehen.

Wir dancken dir Himmlischer Vater/ durch Jesum Christum deinen lieben Sohn/ daß Du dieser deiner Dienerin/ ein getreuer Nothhelffer und Beystand in ihren tödlichen Aengsten gewesen bist/ und ihr nach deiner (pag.: 71) Väterlichen Güte und Gnade/ aus dem Bette ihrer Kranckheit aufgeholffen/ und wie ein barmhertziger Heyland/ die Zeit und Stund zur Besserung ihres Lebens erstrecket hast/ so du doch nach deiner Gerechtigkeit/ und ihrem Verdienst noch wohl hättest Macht gehabt/ sie zugleich mit der Frucht ihres Leibs von dieser Erden zu vertilgen. Wir bitten dich Himmlischer Vater/ daß Du ihr den Geist und Verstand verleihest/ deinen Himmlischen Rath selig anzulegen/ daß sie deinen Göttlichen Befelch/ und ihren Beruff mit Gottseliger Übung also vollbringen möge/ daß sie durch ihr Gewissen/ als eine unwürdige Kind=Pflegerin nicht gestrafft werde/ sondern daß sie in rechter Erkäntnus und wahren Glauben/ des möge sicher seyn/ daß du ihr mit diesem Creutz und Schmertzen habest Ursach gegeben/ alles was auf Erden ist/ umb deinet willen gern zu versuchen/ und dir als dem unvergänglichen Gut und ewigen Schatz allein nachzudencken/ durch Jesum Christum deinen lieben Sohn unsern HErrn/ Amen.

Es mag auch ein Kirchen=Diener/ das Vater Unser darbey sprechen/ und dann mit (pag.: 72) dem Segen beschliessen/ etc.
Der Herr segne und behüte dich/ etc.



Caput V.
Von der rechten Christlichen Beicht/
und privat-Absolution.
(Anm.: 21)

Nachdem die Pfarr=Herrn und Kirchen=diener/ das Volck gründlich aus Gottes Wort unterrichtet/ was für ein Unterschied zwischen der Papistischen Ohren=Beicht/ darinn die Leut gemartert/ und gezwungen worden/ alle Sünde/ daß unmüglich zuerzehlen/ und der wahrhafftigen Christlichen Beicht sey/ darinn die Jugend zur Bekantnüs und Rechenschafft ihres Glaubens angehalten/ ieder seines Beruffs sonderlich erinnert/ vornemlich aber die Kleinmüthigen und Angefochtenen Gewissen aus Gottes Wort in ihren besonderen Anligen getröstet/ sollen sie die gantze Gemeinde fleissig zu solcher Beicht vermahnen/ und anzeigen/ daß man niemand zum Hochwürdigen Sacrament des Leibs und Bluts Christi zulassen werde/ er habe sich dann zuvor bey seinem ordentlichen Pastor angezeigt/ und die privat-Absolution gesucht.

(pag.: 73) Dann ob es wohl an ihm selbst ein frey Ding ist umb die Beicht/ und demnach aus keinem Papistischen Zwang geschehen soll/ so soll man doch wegen der Christlichen Zucht/ und besonders umb der Unverständigen willen/ dasselbige nicht fallen lassen/ sondern männiglich vermahnen/ daß sie solche lieben/ dieweil der gemeine Pöffel (Anm.: 22) allein umb alter Gewohnheit willen zum heiligen Sacrament laufft/ und nicht weiß/ was das Sacrament ist/ die billich zum Brauch des heiligen Abendmahls nicht zugelassen sollen werden/ biß sie genugsam unterrichtet; Dann diß Sacrament unehren nicht allein die/ so es unwürdig empfahen/ sondern auch die es mit Unfleiß unwürdig geben.

Wie aber die Leut zur Papistischen Erzehlung der Sünden/ nicht sollen gezwungen werden/ also sollen auch die Kirchen=Diener nicht vorwitziger Weiße von ihren Beicht=Kindern fragen, was ihnen nicht gebeichtet worden; Dann diese Beicht/ nicht zu einer Inquisition (Anm.: 23) der heimlichen und verborgenen Sünden/ sondern fürnemlich und allein zur Lehre der Unverständigen/ und zum Trost der angefochtenen Gewissen verordnet/darinnen die (pag.: 73) Einfältigen/ wo vonnöthen/ unterrichtet/ und die ihnen selbst in irrigen Fällen nicht rathen können/ Trost aus Gottes Wort erlangen/ und ihr Gewissen wiederumb zu frieden bringen/ auch nachmals das heilige Abendbmahl mit fröhlichem Glauben empfangen können.

Es sollen aber die Kirchen=Diener die Eltern vermahnen/ daß sie ihre Kinder und Haußgesind nicht ungeschickt zur Beicht schicken/ sondern zuvor daheim in Hauptstücken des Catechismi wohl unterrichten sollen. Der Ursachen halber sollen auch die Prediger/ die Lehr und Examen des Catechismi desto fleissiger treiben/ sonderlich aber mit Alten und Jungen die Fragstück Lutheri/ welche zum Ende seines Catechismi gesetzt/ und bey der Beicht sollen gebraucht werden/ damit ja die Unverständigen nicht zugelassen/ biß sie gnugsame Rechenschafft ihres Glaubens geben können. Da auch iemand von solchen Stücken befragt/ nicht kan nothdürfftigen Bericht geben/ soll man dieselbigen mit bescheidenen Worten aufhalten/ biß dass sie es besser lernen/ und dann erst zu der Communion zu lassen. Darnach sollen die Kirchen=Diener ein iegliches Beicht=Kind für sich kommen lassen/ und dasselbige wohl examiniren/ (pag.: 75) und durch die tres partes verae poenitentiae (Anm.: 24) führen.

Nachdem auch sonderlich auf die hohe Fest/ sich die Leut zum Beicht=Vater dringen/ miteinander umb den Vorzug zancken/ und hierinnen der Alten schwachen Leut/ und schwangerer Weiber nicht schonen/ auch den Beicht=Vater also umbstehen/ daß keiner sein Anliegen heimlich anzeigen/ noch der Kirchen=Diener mit ihnen der Gebühr nach reden kan; Sollen iedes Orths die Kirchen=Diener solche Verordnungen vornehmen/ daß das Volck ausserhalb dem Chor stehn bleibe/ eins nach dem anderen zum Beicht=Vater gehe/ mit welchen er reden kan/ daß es andere in der Kirchen nicht hören etc. Und sonderlich sollen schwangere Weiber und Alte schwache Leut nicht lange aufgehalten/ sondern dieselbige/ für allen anderen verhöret werden.

Auch sollen die Jungen Christlicher Zucht hierbey erinnert werden/ daß sie auch in dem gebührende Ehr erzeigen/ welchen sie auch sonsten schuldig seyn zu weichen/ und sich für denselbigen mit Unordnung zu den Kirchen=Dienern nicht dringen.

Dieweil auch besonders auf das (pag.: 76)Oster=Fest/ die Leut sich Hauffenweiß zu dem Abendmal des HErrn dringen/ damit nun auf solch Fest das Predigt=Ampt nicht verhindert/ auch die Leut in den Päpistischen Gedancken nicht möchten gelassen werden/ als dörffte man sonst kein Zeit im Jahr/ als allein auf Ostern zum Sacrament gehen; So sollen die Pastores ihren Zuhörern/ nothdürfftiglichen Unterricht hierüber geben/ und sie vermahnen/ daß sie nicht allein auf das Osterliche Fest/ sondern auch die andere Zeit im Jahr offtermals zum Tisch des HErrn sich halten möchten.

Zu dem End/ soll ein ieglicher Pfarr=Herr eine aufrichtig Register aller seiner Zuhörer halten/ die zum Sacrament gehen/ dasselbig jährlich erneuern/ und darein verzeichnen/ wie offt ein ieglicher des Jahrs über zum Sacrament gehe/ auf daß hiemit die Frommen in ihrem Fleiß bekräfftiget/ die Verächter aber desselbigen zu gebührlicher Rede möchten gesesetzt werden.

Es sollen auch die Pastores diejenigen/ so Unterweisung bedörffen/ in der Beicht mit aller Sanftmuth unterrichten/ auch bey solcher Unterweisung die Personen nach Gelegenheit zu Besserung vermahnen/ und da sie solche zu (pag.: 77) sagen/ ihnen die Absolution (Anm.: 25) sprechen. Die aber in ihren Sünden unbußfertig beharren/ und sich nicht bessern wollen/ sollen zu Communion nicht zugelassen werden. Man sol aber gleichwohl die gradus admonitionum (Anm.: 26) mit denselben vornehmen/ und da sie ihre Sünde erkennen/ sich mit der Kirchen des öffentlichen gegebenen Ergernüs halben per publicam poenitentiam (Anm.: 27) versöhnen/ soll ihnen die Administratio Coenae (Anm.: 28) nicht verweigert werden.

Ob auch wohl alle Eingepfarrte durch den Pastorem mit Ernst sollen vermahnt werden/ daß sie sich auf den Sonnabend umb Vesperzeit zur Beichte schicken/ und niemand auf den anderen Tag/ wann die Communion gehalten/ dieselbige verziehen soll/ so sollen doch die Pastores mit den alten schwachen Leuthen/ wie auch mit den schwangeren Weibern/ so der Geburt nahe/ und vornemlich zu Winters Zeiten/ Geduld tragen/ und sie Morgens vor dem Ampt verhören.

Nachdem auch mehrmals grosser beschwerlicher Zanck erfolget/ wann entweder der Kirchen=Diener/ oder die verhörte Personen aus der Beicht schwätzen/ soll ihnen hiemit allen von uns ernstlich auferlegt/ besonders aber den (pag.: 78) Kirchen=Dienern eingebunden seyen/ was ihnen Gewissens Händel in der Beicht vertrauet/ niemand/ wer der auch seyn möchte/ bey Vermeydung unserer höchsten Straff und Ungnad zu offenbahren/ sondern wie sichs gebührt/ verschwiegen halten/ darnach sich ein ieder zu richten wisse.

Forma der Absolution
Der Allmächtige GOtt und Vater unsers Herrn Jesu Christi/ will dir gnädig und barmhertzig seyn/ und will dir alle deine Sünd vergeben/ umb des willen/ daß sein lieber Sohn Jesus Christus darfür gelitten hat/ und gestorben ist; Und im Nahmen desselbigen unseres HErrn Jesu Christi/ auf seinen Befelch/ und in der Krafft seiner Wort/ da er sagt/ welchem ihr die Sünde erlasset/ denen seyn sie erlassen etc. Spreche ich dich aller deiner Sünden frey/ ledig und loß/ daß sie dir allzumahl sollen vergeben seyn/ so wißlich und vollkommen/ als JEsus Christus dasselbige durch sein Leiden und Sterben verdienet/ und durchs Evangelium in alle Welt zu predigen befohlen. Und dieser tröstlichen Zusage/ die ich dir jetzt im Nahmen (pag.: 79) des HErrn Christi getahn/ der wollest du dich tröstlich annehmen/ dein Gewissen darauf zu frieden stellen/ und festiglich glauben/ deine Sünde sind dir gewißlich um des HeErn Christi willen vergeben/ im Nahmen des Vaters/ des Sohns/ und des heiligen Geistes/ Amen.




Caput VI
Ordnung deß Abendmals
unsers HERRN JESU CHRISTI.

Je ernstlicher unser lieber HErr JEsus Christus sein Abendmal gestifftet und verordnet hat/ und ie heiliger und nützlicher es ist/ ie schwerer greulicher Irrthum und Mißbrauch durch den Satan darinn sind geführt worden. Dann auf einer Seiten ist es durch die Päpstlichen nicht eine Austheilung des Abendmals Christi blieben/ sondern es es zu einem Schauspiel/ und fürnehmlich dahin mißbraucht worden/ daß es solte seines Wercks halben/ ein Söhnopfer seyn für die Sünde/ der Lebenden und der Todten.

(pag.: 80) Auf der andern Seiten/ als durch die Zwinglischen/ ist es dahin gedeutet/ als ob darinn der wahrhafftige Leib/ und das wahrhafftige Blut Christi/ nicht gegenwärtig noch wesentlich ausgetheilet werde. Darum so man von dem heiligen Abendmal handlen will/ soll man sich anfänglichen befleissigen/ daß hiervon recht gelehret und geglaubet/ darnach daß es ordentlich und der Kirchen nutzlich ausgetheilet und empfangen werde ect.

So viel nun die Lehr von dem Sacrament des Abendmals belanget/ wollen wir daß dieselbige stracks nach den Worten Christi im Abendmal/ wie solches in der Ausgpurgischen Confession Anno 30. und in dem kleinen Catechismo Lutheri erkläret worden/ gerichtet werde/ als nemlich daß der HErr Christus im Nachtmal seinen wahren Leib und Blut wahrhafftig und gegenwärtig reiche und mittheile/ doch absque transubstantiatione (Anm.: 29), denen die es empfangen/ eben den Leib/ so Er am Crutz für unsere Sünde gegeben/ und das Blut/ so Er am Creutz für unsere Sünde vergossen hat.

So viel aber die Ordnung der Austheilung desselben belanget/ wollen wir/ daß dieselbige folgender Weiß in unseren Kirchen gehalten (pag.: 81) werde. Erstlich sollen die Kirchen=Diener jährlich zu seiner Zeit/ die reine Lehr von dem Testament Christi ausführlich erklären/ desgleichen auch sonsten/ wenn es die Gelegenheit in der Auslegung der Evangelien/ Episteln und andern Büchern der heiligen Schrifft gibt/ ihre Zuhörer des Grunds unsers einfältigen Glaubens von diesem Sacrament erinnern/ die wiederwärtige Lehr wiederlegen/ und für demselben ernstlich und treulich/ doch allezeit mit gebührender Sanfftmuth und Bescheidenheit warnen/ auf daß nicht allein die Verführten durch GOttes Gnade wiederbracht/ sondern auch künfftig die Leut vor demselbigen möchten verwarnet werden.

Sollen auch die Pastores das gemeine Volck fleissig zur Communion vermahnen/ daß sie des Jahrs nicht nur einmal/ sondern viel und offt zum Hochwürdigen Sacrament gehen/ und des HErrn Christi Gnad/ Sterben und Auferstehen/ und alle gnädige Verheissung offt betrachten/ und dabey desto ernstlicher GOtt anruffen und dancken. Dargegen aber die sicheren und schläfferigen Hertzen/ die den Christlichen Gebrauch des heiligen Sacraments nicht betrachten/ offt mit ernstlicher Erinnerung (pag.: 82) straffen/ den Nutz und Frucht anzeigen/ so sie daraus zugewarten/ dadurch nicht allein ihr Glaub an Christum gestärcket werde/ sondern auch Stärcke und Krafft möchten empfangen/ mit Lust und Liebe in den Gebotten Gottes zu wandlen.

Da sichs aber begebe/ daß etliche Pfarr=Kinder von wegen Rechts=Sachen/ so sie vor der Obrigkeit haben/ sich vom heiligen Abendmal beharrlich enthalten würden/ sollen die Kirchen=Diener ihren Bericht thun/ daß sie deßhalber von der Communion nicht bleiben sollen/ weil die Gericht eine Ordnung Gottes seye/ allein daß sie sich für Haß und Groll hüten/ welches sie auch ausserhalb Rechts Sachen zu thun schuldig seyen/ da sie anderst rechte Christen seyn wolten. Die aber im Glauben vom heiligen Abendmahl irrig werden/ sollen die Pfarr=Herrn mit dem Geist der Sanfftmuth aus Gottes Wort gründlich berichten/ und die Gradus admonitionum nut denselbigen/ wie auch andere/ halten, wenn sie aus GOTTes Wort nothdürfftiglichen unterwiesen worden.

Es soll aber die Communion auf die Sonntag und andere Christliche Fest/ in züchtigen Versamlungen der Christen/ in der Kirchen (pag.: 83) mit Christlicher Predigt/ Gesänge/ ernstlicher Anruffung um Gnad und Hülff in allen Nöthen/ und mit hertzlicher Dancksagung für das bitter Leyden und Sterben Christi gehalten werden. Item/ so offt etliche Personen/ ihrer seyn viel oder wenig der Communion begehren/ sollen dieselbige nicht aufgehalten/ sondern ihnen nach Christi Befelch gegeben werden

Sollen sich auch die Pfarr=Herrn eusserst befleissigen/ solch Hochwürdige Sacrament/ mit aller Christlicher gebührender Andacht und Vorsichtigkeit zu handlen/ damit der Christlichenn Gemein kein Ergernüs gegeben/ sondern zu gleichmäßiger Andacht gereitzet/ und erwecket werde; Fürnehmlich aber gute Achtung geben/ daß sie die Wort der Benediction, wie sie an ihn selbst lauten/ verständlichen/ und mit gebührender Andacht der Gemein vorhalten/ dieselbige keines wegs übergehn/ nach verwechseln/ sondern vermög des Testaments Christi/ in seiner gebührenden Ordnung halten.

Nachdem sich auch etliche Kirchen=Diener in Ausspendung dieses Sacraments anderer Wort/ als sie im Testament Christi gesetzt werden/ gebrauchen; Als ist unser ernster Befelch/ daß alle unsere Pfarr=Herrn und Kirchen=Diener/ (pag.: 84) in Austheilung dieses Hochwürdigen Sacraments/ sich keiner andern/ dann der Wort des Testaments/ und Einsätzung Christi gebrauchen/ und in der Darreichung des Kelchs: Nimm und trinck/ daß ist das Blut Christi/ das für deine Sünd vergossen ist/ etc. Nicht weniger ist auch vonnöthen/ daß die Communicanten zu gebührender Zucht/ und Ordnung ernstlich vermahnet/ und angehalten werden/ damit das Hochwürdige Sacrament nicht leichtfertig und unordentlich/ sondern mit gebührender Christlicher Zucht gehandelt werde.

Sie sollen aber mit aller Ehrerbietung/ Demuth und Zucht dazu gehen/ und sich mit Kleidung/ Geberden/ und alle also erzeigen/ daß hierinnen keine Leichtfertigkeit gespühret/ sondern der Christliche Schmuck gemerckt werde/ davon St. Petrus geschrieben/ der nicht steht im Haarflechten/ Gold umhängen/ oder Kleider anlegen/ sondern der verborgene Mensch des Hertzens unverruckt/ daß sie seyn fein rechtschaffen im Glauben/ mit sanfftem und stillem Geist/ 1.Petr.3.

Nachdem auch mehrmals grosse Unehr dem heiligen Sacrament wiederfahren/ daß entweder die Kirchen=Diener nicht gute Achtung (pag.: 85) auf sich selbst/ und die Communicanten geben/ oder die Communicanten sich unordentlich darzu halten/ wenn sie ihnen den Kelch reichen/ daß aus demselben etwas verschüttet wird/ sollen nicht allein die Kirchen=Diener sich selbst in guter Achtung halten/ sondern auch das Volck vermahnen/ daß sie züchtig und bescheidentlich zur Empfahung des Bluts Christi kommen/ nicht an den Kelch stossen/ sondern sich ordentlich verhalten/ sonderlich daß sich die Männer nicht ärgerlich mit den Bärten darinn erzeigen.

Damit auch sonsten Unordnung verhütet werde/ sollen zum ersten die Männer/ und Jungegesellen zur Communion gehen/ denselbigen sollen Jungfrauen und Weiber folgen. Soll auch kein Pfarr=Herr iemands so nicht in seine Pfarr gehöret/ das Hochwürdige Sacrament ohn Erlaubnus und Vorwissen des Superintendenten reichen/ in Ansehung/ daß offtermals viel und mancherley Unrichtigkeit daraus erfolget/ es werden dann wandernde krancke Personen / und die Christlicher Religion/ wohl unterrichtet.

(pag.: 86)  Vermahnung und Unterricht vom Hochwürdigen Sacrament des Abendmahls/
welcher dem Volck vor der Communion soll vorgelesen werden

Lieben Freunde/ Ihr als Christliche Menschen/ die ihr zuvor Bericht habt von GOTT/ von Gottes ernstlichen Willen/ und Gesetz/ von der Menschlichen Natur=Erschaffung/ und hernach von unserer Sünde und von der Erlösung durch den Heyland JEsum Christum/ auch von allen Artickeln des Christlichen Glaubens/ und wahrhafftig dieselbe gläubet/ erscheinet allhier/ und kommet zu diesem hohen Trost, den uns der HErr Christus in Niessung seines Leibs und Blut gibt. Nun wisset ihr den Eydt des Allmächtigen Ewigen Gottes/ darinn Er spricht: So wahr ich lebe/ Ich will nicht daß der Sünder sterbe/ sondern daß er bekehret werde/ und das Leben habe. Diesen Eyd hat GOtt mit seines eingebohrenen Sohns JEsu Christi Blut/ Tod und Auferstehung bekräfftiget/ und ist beydes darinn (pag.: 87) gefasset/ die Bekehrung und Vergebung der Sünden. GOtt hat geschworen/ daß sein Will ist/ daß wir nicht in Sünden wider das Gewissen bleiben sollen/ sondern sollen uns zu Ihm bekehren/ für (Anm.: 30) seinem gerechten Zorn erschrecken/ und hertzlichen Schmertzen haben/ von wegen unsers Ungehorsams/ unserer Undanckbarkeit/ und schrecklichen Verachtung gegen Ihm.

Wer nun ein solch Hertz bringt/ wie GOtt selbst spricht/ Er wolle wohnen in den zerschlagenen Hertzen/ und die sein Wort fürchten/ dieselbigen sollen die grosse Gnad/ die uns um des HErrn Christi willen geschenckt wird/ betrachten/ begehren und annehmen/ und sollen festiglich glauben/ daß ihnen alle Sünde/ um des HErrn Christi willen aus Gnaden/ ohne unsere Verdienst vergeben seyn/ so sie diesen Trost mit Glauben und Vertrauen auf den HErrn Christum annehmen/ und sollen nicht in Zweifel stecken bleiben/ sondern warhafftig schliessen/ daß sie also Vergebung der Sünden empfahen/ GOtt gefällig und Erben ewiger Seeligkeit seyn/ und daß der HErr Christus gewißlich ihnen seinen heiligen Geist geben will/ und daß GOtt in ihnen gnädiglich wohnen/ sie regieren (pag.: 88) und bewahren will zur ewigen Seeligkeit/ und sollen also forthin im Glauben und gutem Gewissen ihme gehorsam seyn. Dieses alles solt ihr täglich betrachten/ und sonderlich/ so ihr zur Niesung des Leibs und Bluts/ unsers HErrn Jesu Christi kommet/ da erinnert uns unser HErr Christus beydes/ nemlich/ daß Gottes Zorn so groß ist/ wieder unsere Sünde/ daß Er nicht anderst hat sollen versöhnt werden/ denn allein durch den Gehorsam und Tod seines allerliebsten Sohnes/ daß Er auch gewißlich alle die bekehret werden/ und auf den Sohn vertrauen/ gnädiglich annimt/ und zum gewissen Zeugnus dieses seines unwandelbahren Willens/ hat der HErr Christus diese Ordnung eingesetzt/ daß Er uns mit diesen äuserlichen sichtbaren Dingen gewißlich seinen warhafftigen Leib und Blut gibt/ und bestättiget hiermit seine Zusage/ daß uns gewißlich die Sünde um seines Leidens willen vergeben werden/ und daß Er wahrhafftig bey uns seyn/ und in uns wircken wolle/ wie Er spricht: Ich bin in ihnen/ und gebe ihn das Ewige Leben. Derohalben allen die also hie erscheinen/ die sich zu GOtt bekehren/ für Gottes Zorn wieder ihre Sünde erschrecken/ und glauben/ daß ihnen um (pag.: 89) des HErrn Christi willen ihre Sünde vergeben werden/ und haben einen Vorsatz von Sünden wieder das Gewissen abzulassen/ denen verkündige ich Vergebung der Sünden/ laut der Wort Christi: Welchen ihr die Sünde vergebet/ denen seynd sie vergeben. Derhalben aus Befehl Christi/ sprech ich euch diese Absolution/ daß euch euere Sünde vergeben seyn/ um des HErrn Christi willen/ und diese Stimm des Evangelii solt ihr annehmen/ am Herrn Christo warhafftigen Trost haben/ und forthin im Glauben und gutem Gewissen Gott gehorsam seyn.

Und zum Zeugnis, daß euch selbst diese Gnad geschenckt und appliciret (Anm.: 31) wird/ solt ihr den Leib und das Blut des HErrn JEsu Christi empfahen/ und wissen/ daß der HErr Christus am Creutz ein Opffer für euch gewesen ist/ und hat seinen Leib für euch gegeben/ und sein Blut für euch vergossen/ und daß der HErr Christus euch zu seinen Gliedmassen machet/ und will in euch kräfftig seyn. Hernach sprech oder sing der Priester das Vater Unser/ und die Wort vom Leib und Blut Christi/ oder mag die Kirch das Vater Unser Teutsch miteinander singen/ und soll alsdann der Priester/ nachdem (pag.: 90) er zuvor Brod und Wein zu des HErrn Abendmahl für sich gestellt/ die Stifftung des Abendmahls mit lauter verständlicher Stimm verlesen oder singen.

Die Wort oder Stifftung des Abendmahls/ etc.
Unser HERR JESUS Christus in der Nacht/ da Er verrathen ward/ und mit seinen Jüngern zu Tisch saß/ nam Er das Brod/ dancket/ und brachs/ und gab es seinen Jüngern und sprach: Nemmet hin und esset/ das ist mein Leib/ der für euch gegeben wird/ daß thut zu meinem Gedächtnus:

Desselbigengleichen nachdem Abendmal/ nam Er auch den Kelch/ saget danck/ und sprach: Nemmet hin und trincket alle daraus/ das ist der Kelch des Neuen Testaments in meinem Blut/ daß für euch und für viel vergossen wird/ zur Vergebung der Sünden/ solches thut/ so offt ihrs trincket/ zu meinem Gedächtnus etc.

Wiewol nun beydes das Brod und Wein/ was zu dem gegenwärtigen Abendmahl gebraucht wird/ durch die Stifftung Christi/ welche auch insonderheit verlesen wird/ gnugsam gesegnet oder geweihet seye/ und derhalben nicht anderer Wort mehr bedörffen: Jedoch zu mehrer Ermahnung mag der Kirchen=Diener (pag.: 91) in Darreichung des Leibs Christi zu einem ieglichen ungefährlich folgende Wort sprechen: Nimm hin und iß/ das ist der Leib Christi/ der für dich gegeben ist.

Und in der Darreichung des Bluts Christi:
Nimm hin und trincke/ daß ist das Blut des Neuen Testaments/ daß für Deine Sünde vergossen ist.

Indem aber das Volck zum Abendmahl gehet/ singet die Kirch:
GOtt sey gelobet und gebendeyet/ etc.
Oder:
JEsus Christus unser Heyland/ etc.

So nun die Communicanten (Anm.: 32) mit dem Abendmahl Christi versehen/ soll der Kirchen=Diener das folgende Gebet der Kirchen vorsprechen zur Dancksagung. Wir danken dir HErr JESU Christe/ daß du uns durch diese heilsame Gabe/ deines Leibs und Bluts/ erquicket hast/ und bitten deine Barmhertzigkeit/ daß Du uns solches gedeyen lassest/ zu einen starcken Glauben gegen Dir/ und zu brünstiger Lieb unter uns allen/ der du mit GOtt dem Vater/ in Einigkeit des heiligen Geistes lebest und regierest/ immer und ewiglich/ Amen.

(pag.: 92) Beschließ darnach das Abendmahl mit dem Seegen.
Der HErr segne und behüte dich/ der HErr erleuchte sein Angesicht über dich/ und sey dir gnädig/ der HErr erheb sein Angesicht über dich/ und gebe dir den Frieden.



Caput VII.
Von den Ceremonien
in der Kirchen.

Nachdem offenbar/ daß die heiligen Aposteln etliche Ordnungen in den Kirchen gestifftet/ damit es alles fein und ordentlich/ wie St. Paulus redet/ zugehe/ und da Ungleichheit in deroselben vorlaufft/ daß gemeine Volck sich bald darüber ärgert/ gleichwol aber die Aposteln selbst hinwiederum eben hierinnen/ den Kirchen nicht allein ihre Freyheit gelassen/ sondern auch ernstlich vermahnet/ daß ihm niemand über solchem lasse Gewissen machen: Sollen die Pfarr=Hernn vermög Göttliches Worts/ ihre Pfarr=Kinder und Zuhörer/ (pag.: 93) so offt es die Gelegenheit gibt/ mit Fleiß in ihren Predigten berichten/ daß solche äuserliche Ordnungen und Ceremonien/ für sich selbst kein Gottesdienst/ noch ein Stück desselbigen/ sondern allein der Ursachen halben verordnet,/ auf das der Gottesdienst/ welcher zu ändern in keines Menschen Gewalt stehet/ zu gelegener Zeit und Orth/ und ohne Ergernüs oder beschwerliche Unordnung gehalten werde.

Demnach sie sich keines wegs ärgern sollen/ wenn sie ungleiche Ceremonien und Gebräuch in äuserlichen Dingen bey den Kirchen sehen/ sondern sich vielmehr hierinn ihrer Christlichen Freiheit erinnern/ und zur Erhaltung derselben/ die Ungleichheit der Ceremonien nützlich gebrauchen/ damit wir nicht wiederum durch Menschen Satzungen/ als weren sie Gottes Gebot/ und für sich ein Gottesdienst/ oder nöthig zu demselbigen/ wieder in unserem Gewissen gefangen werden/ etc.

Damit aber gleichwohl in unsern Kirchen/ so viel möglich und nützlich/ in den fürnehmsten Kirchen = Ceremonien/ Gleichheit gehalten/ darnach sich alle und jede Kirchen=Diener zu richten/ sollen dieselbige biß auf ein allgemeine Vergleichung aller Kirchen Auspurgischen Confession/ (pag.: 94) bey der heiligen Tauffe/ heiligen Abendmahl/ von der Beicht/ Festen und Gesängen in der Kirchen/ auch mit dem copuliren und Ehelich zusammen geben/ gemeinen Gebeten/ Begräbnüssen der abgestorbenen Christen/ und andern mehr Stücken/ nach dieser unser Ordnung invorleibter (Anm.: 33) KirchenAgenden gehalten/ und keinem Kirchen=Diener gestattet werden/ derselbigen zuwieder etwas Neuerung/ unter was Schein es auch geschehen möchte/ einzuführen/ darüber unserer Superintendenten treulich halten/(Anm.: 34) und in den ordentlichen Visitationibus (Anm.: 35) neben unseren Politischen Räthen/ jederzeit fleissig nachfragen sollen.

Ordnung des gemeinen Gebets
Das gemein Gebet offentlich in der Kirchen zu halten/ ist nicht aus eigenen selbst errichtetem oder Menschlichem Gutdüncken auskommen/ sondern ist von den heiligen Patriarchen/ Propheten und Aposteln/ aus Bewegung des heiligen Geistes/ fürnehmlichen in grossem Anligen und Gefährligkeit/ als ein Mittel Göttlicher Hülf zuerlangen/ gebraucht worden/ zudem hat es auch einen öffentlichen Apostolischen (pag.: 95) Befelch: Ich ermahne/ sagt St. Paulus/ daß man für allen Dingen zu erst thue Bitte/ Gebet/ Fürbitt und Dancksagung/ für alle Menschen/ für die Könige/ und alle Obrigkeit/ und daß am ernstlichen zu bedencken ist/ so hat unser HErr JEsus Christus selbst dem gemeinen Gebet eine stattliche Zusage gethan/ und gesagt Matth. am 18. Wo zween unter euch eins werden auf Erden/ würum es ist/ daß sie bitten wollen/ daß soll ihnen wiederfahren/ von meinem Vater im Himmel.

Darüm nachdem der Kirchen allerley Noth und Gefahr zu iederzeit begegenet/ soll das gemeine Gebet in der Kirchen mit grossem Ernst geübet/ und nicht unterlassen werden.

Es sollen aber die Kirchen=Diener/ das Volck mit allem Fleiß unterrichten/ daß das gemein Gebet nicht fruchtbar sey/ noch GOttes Hülff erlange/ es geschehe dann von den Bußfertigen/ die aus Erkantnüs der Schwere ihrer Sünde von denselbigen abstehn/ ihr Leben bessern/ und ruffen Gottes Namen an/ aus rechtem Vertrauen/ von wegen/ und im Nahmen unsers lieben HErrn JEsu Christi/ damit wir nicht hören müssen/ wie der HErr bey dem Propheten Esa.1.Cap. predigt: Wann ihr schon (pag.: 96) eurer Hände ausbreitet/ verbirge ich doch meine Augen für euch/ und ob ihr schon viel betet/ höre ich euch doch nicht/ dann euere Hände seynd voll Bluts? Darum sollen die Kirchen=Diener das gemeine Gebet also üben und treiben/ daß sie dabey das Volck zur Buß vermahnen/ und ihnen wohl einbilden/ daß keiner könne kein rechter Anruffer seyn/ er seye dann zuvor ein Christlicher Büsser. Wiewohl nun das Gebet/ so unser HErr JEsus Christus gelehrt hat/ das Vater Unser genannt/ an ihm selbst ein gemein Gebet ist/ soll auch / als ein kurtzer Begriff und Summa aller andern Christlichen Gebet/ in alleweg den Vorzug haben: Jedoch/ nach dem die andern Gebet/ so in heiliger Schrifft/ und sonderlich in Psalmen begriffen/ oder aus Sprüchen der heiligen Schrifft/ auf ein gegenwärtige Noth gezogen/ eine Erklärung und Auslegung des Vater Unsers seyn/ so sollen sie nicht verworffen/ sondern neben/ und mit dem Vater Unser zu seiner Zeit geübet/ und gebrauchet werden.

Die Vorrede des gemeinen Gebets
Nachdem wir bey einander in Gottes Namen versamlt seyn/ und uns befohlen/ (pag.: 97) daß wir GOtt in aller unserer Noth sollen anruffen/ auch vor männiglich unser Vorbitt thun/ zu welchem wir die Zusag unsers HErrn JEsu Christi haben: Wo zween unter euch eins werden auf Erden/ warum es ist/ daß sie bitten wollen/ daß soll ihnen von meinem Vater im Himmel wiederfahren/ und bittet/ so wird euch gegeben/ suchet/ so werdet ihr finden/ klopffet an/ so wird euch aufgethan.

So betet also:
Allmächtiger/ barmhertzigen Gott/ ewiger Vater/ unsers HErrn JEsu Christi/ Erschaffer samt deinem Sohn/ und heiligen Geist/ wir bitten hertzlich/ Du wollest deine heilige Kirch mit ihren Dienern/ durch deinen heiligen Geist regieren/ auf daß sie bey der rechtschaffenen Weyde/ deines Allmächtigen und ewigen Worts erhalten werden/ darduch der Glau= ( Anm.: bei Zeilenumbruch Fehlstelle im Originaltext) ... gegen Dir gestärcket/ und die Liebe in (Anm.: 36) allen Menschen gegen uns erwachse/ und zunehme. Wollest auch unsere Obrigkeit/ und inssonderheit unsern gnädigen Grafen und Herrn/ deroselbigen Gemahl/ samt allen Räthen und Ambt=Leuten/ Gnad und Einigkeit verleyhen/ die (pag.: 98) Unterthanen nach deinem Göttlichen Willen und Wohlgefallen zu regieren/ auf daß die Gerechtigkeit gefördert/ die Boßheit aber verhindert und gestrafft werde/ damit wir in stiller Ruhe und gutem Fried/ als Christen gebühret/ unser Leben vollführn mögen.Daß auch unsere Feinde und Wiedersacher ablassen/ und sich mit uns friedlich zu leben begeben wollen/ alle die so in Trübsal/ Armut/ Kranckheit/ Kindes=Banden/ und anderer Anfechtung seyn/ auch die/ so um deines heiligen Namens/ und der Warheit willen angefochten/ gefangen/ oder sonstens Verfolgung leiden/ tröste sie GOTT mit deinem heiligen Geist/ daß sie solches alles für deinen Väterlichen Willen aufnehmen und erkennen. Wollest uns auch alle Früchte der Erden/ zur leiblichen Nothdurfft gehörig/ mit fruchtbarer Wachsung/ gerathen und gedeyen lassen. Auch bitten wir für alles das/ dafür du O ewiger GOtt wilt gebetten seyn/ daß du uns solches gnädiglich verleihest/ durch das bitter Leiden und Sterben JEsu Christi/ deines einigen Sohns/ unsers geliebten HErrn und Heylands/ welcher mit dir und dem heiligen Geist/ lebet und regieret/ wahrer und gleicher GOTT/ hochgelobet in Ewigkeit/ Amen.

(pag.: 99)Es mögen auch die nachfolgenden Gebet/ iedes auf sein verzeichnet Fest/
zu gelegener Zeit/ für oder nach der Predigt/ der Kirchen vorgesprochen werden.

In Adventu.(Anm.: 37)
Ach Allmächtiger GOtt/ Himmlischer Vater/ wecke uns auf/ daß wir bereit seyn/ wenn dein lieber Sohn kompt/ ihn mit Freuden zu empfangen/ und dir mit reinem Hertzen zu dienen/ durch denselbigen deinen Sohn JEsum Christum/ Amen.

Nativitatis Domini. (Anm.: 38)
Allmächtiger GOtt/ wir bitten Dich/ Du wollest verleyhen/ daß uns die NeuGeburt deines eingebohrenen Sohns/ durchs Fleisch erlöse/ welche die alte Dienstbarkeit/ unter dem Joch der Sünden gefangen hält/ auf daß wir Ihn/ als einen Erlöser mit Freuden aufnehmen/ auch wann Er zu Gericht kommen wird/ sicher mögen anschauen/ JEsum Christum unsern HERRN/ der mit dir in Einigkeit (pag.: 100) des heiligen Geistes/ lebet und regieret/ wahrer GOtt/ immer und ewiglich./ Amen.

Purificationis Mariae. (Anm.: 39)
Allmächtiger GOTT/ wir bitten Dich/ verleihe daß wir auch mit dem Gemüth im Himmel wohnen/ was Himmlisch ist suchen/ und gesinnet seyn/ wie wir gläuben/ daß dein eingebohrner Sohn/ unser Seligmacher gen Himmel ist aufgefahren/ durch denselbigen deinen lieben Sohn/ unsern HErrn JEsum Christum/ Amen.

In Festo Pentecostes (Anm.: 40)
GOTT/ der Du die Hertzen deiner Gläubigen/ mit Erleuchtung des heiligen Geistes gelehret/ und eine Christliche Gemeinde versamlet hast; Gib uns/ daß wir in demselbigen Geist recht gesinnet seyn/ und uns seiner Tröstung allezeit freuen/ daß Er durch seine Krafft und Beystand/ unsere Hertzen gnädiglich reinige/ und für (Anm.: 41) allem Wiederwärtigen beschütze/ auf daß deine Gemeine keinerley Weisse/ durch Anlauf der Feinde abgeführt/ sondern in aller Warheit geleitet werde/ als (pag.: 101) dein Sohn unser lieber HErr JEsus Christus/ gnädiglichen verheissen hat/ der mit dir in Einigkeit/ desselben heiligen Geistes lebet und regieret/ wahrer GOTT/ immer und ewiglich/ Amen.

Gemeine Collecten (Anm.: 42)
ALlmächtiger GOTT/ der Du bist ein Beschützer/ aller die auf dich hoffen/ ohne welches Gnade niemand nichts vermag/ noch etwas für dir gilt/ laß deine Barmherzigkeit uns reichlich wiederfahren/ auf daß wir durch dein heiliges Eingeben/ dencken/ was recht ist/ und durch deine Krafft dasselbige vollbringen/ um JEsu Christi unsers HErrn willen/ Amen.

Ein andere.
HErr GOTTT Himmlischer Vater/ von dem wir ohn Unterlaß allerley Guts gar überflüßig empfahen/ und täglich für allem Übel gantz gnädiglich behütet werden: Wir bitten Dich/ gib uns deinen Geist/ solches alles mit gantzem Hertzen/ in rechtem Glauben zuerkennen/ (pag.: 102) auf daß wir deiner milden Güte und Barmhertzigkeit/ hie und dort ewiglich dancken und loben/ durch Jesum Christum deinen Sohn unseren HErrn/ Amen.

Ein Gebet üm Friede
HErr GOTTT/ Himmlischer Vater/ der Du heiligen Muth/ guten Rath/ und rechte Werck schaffest/ gib deinen Dienern Fried/ welchen die Welt nicht kan geben/ auf daß unser Hertz an deinen Gebotten hange/ und wir unsere Zeit/ durch deinen Schutz stille und sicher für (Anm.: 43) Feinden leben/ durch Jesum Christus deinen Sohn unsern Herrn/ Amen.

Ein ander Gebet für gemeine Noth
HErr Allmächtiger GOtt/ der Du der Elenden Seuffzen nicht verschmähest/ und der betrübten Hertzen Verlangen nicht verachtest/ siehe doch an unser Gebet/ welches wir zu Dir in unser Noth vorbringen/ und erhöre uns gnädiglich/ daß alles/ so beyde vom Teuffel und Menschen wieder uns strebet/ zu nichte/ und nach (pag.: 103) dem Rath deiner Güte zertrennet werde/ auf daß wir von aller Anfechtung unversehret/ dir in deiner Gemein dancken/ und dich allezeit loben/ durch JEsum Christums unsern HErrn/ Amen:

Ein ander Gebet
HErr GOTT Himmlischer Vater/ der Du nicht Lust hast an der Armen=Sünder Tod/ lässest sie auch nicht gern verderben/ sondern wilt/ daß sie bekehret werden/ und leben; Wir bitten dich hertzlich/ du wollest die wohlverdiente Straff unserer Sünde/ gnädiglich abwenden/ und uns hinfort zu bessern/ deine Barmhertzigkeit mildiglich verleyhen/ um JEsu Christi deines Sohns/ unsers HERRN willen/ Amen.

Ein ander Gebet/ für die gemeine Christen.
Allmächtiger ewiger GOTT/ der Du durch deinen heiligen Geist/ die gantze Christenheit heiligest und regierest/ erhöre unsere Bitte/ und gib gnädiglich/ daß sie mit allen (pag.: 104) ihren Gliedern/ in reinem Glauben/ durch deine Gnade dir diene/ durch JEsum Christum deinen Sohn unsern HErrn/ Amen.

Von dem Kirchen=Gesang

Es wird zwar niemands Christlichen Verstands daran zweifflen/ daß Psalmen und Geistliche Lieder in der Kirchen zugebrauchen/ und zu singen seyn: Aber daß gemeiniglich alle Kirchendienst bey uns Teutschen in Lateinischer/ und der gemeinen Kirchen unbekandten Sprachen verrichtet worden seyn/ halten wir nicht allein für untüglich und vergeblich/ sondern auch für ein Straf Gottes/ wie Esaias 20.Cap. und St. Paulus 1.Cor.14. anzeigen/ daß Gottes Wort in einer fremden unbekanden Sprache gepredigt werde. Gleicher Gestalt ist auch wieder den Haupt=Punct der Christlichen Lehr/ daß solche Kirchen=Gesänge/ so in unbekanter Sprach geschehen/ sollen seines Wercks und Verdienst halben/ Gottes Zorn versöhnen/ und alles Glück von GOtt erlangen. Hierauf wollen und ordnen wir/ daß in den Kirchen unserer Graffe= und Herrschafften die Kirchen=Gesäng (pag.: 105) Teutsch gesungen/ wie auch die andere Ämpter mit vorlesen und vorsprechen/ in teuscher Sprach geschehen sollen: Jedoch nachdem St. Paulus die Fremde/ doch etlichen bekante Sprach zu seiner Zeit in der Kirchen zur Besserung zuläst/ so mögen die Schüler zu Zeiten Lateinische Gesäng aus der heiligen Schrifft/ oder derselbigen Gemäß/ ihnen zur Übung in der Kirchen singen/ fürnemlich aber dieweil dem größeren Teil der Kirchen allein die Teutsche Sprach bekant/ soll auch der mehrer Theil der Gesänge/ Teutsch verrichtet werden. Und sollen die Kirchen=Diener das Volck ermahnen/ daß sie die verordneten Gesäng lernen/ und mit gemeinem (Anm.: 44) Kirchen=Gesang/ unsern HErrn GOtt helffen loben und preisen/ der Meinung/ auf daß männiglich durch den Gesang Gottes Worts/ so darinn verfasset/ erinnert/ und daraus an rechter Erkantnüs Gottes/ an Glauben/ Lieb/ Gedult/ und allen andern Tugenden gebessert werde. Es soll auch kein Gesang in der Kirchen gesungen werden/ es sey dann Christlich/ und in der heiligen Schrift gegründet/ darzu wir uns dann sonderlich gefallen lassen/ die Psalmen und Lieder/ wie sie Lutherus (pag.: 106) in Gesangweisse verfasset hat. Dieselbigen sollen von allen unsern Pfarr=Herrn vorgenommen/ und mit Fleiß getrieben werden.

Ordnung der Kirchen=Ämpter an Sonn= und Feyer=Tagen

ERstlich/ wann man in die Kirche kompt/ soll man einen teutschen Psalm singen.
Darnach soll der Pfarr=Herr ein Collect lesen
Alsdann die Epistel.
Hierauf wiederum ein Psalm/ oder : Allein GOtt in der Höhe sey Ehr/ etc.
Darnach das Evangelium.
Folgends den Glauben.
Nachdem Glauben soll man die Predigt anfahen/ mit dem Gebet wie oben vermeld.
Nach der Predigt und gemeinem Gebet/ singet man einen kurtzen Psalm.
Alsbald darauf soll die Communion angefangen/ (pag.: 107)und gehalten werden in solcher Ordnung/ wie vorangezeigt.
Darnach lese der Priester die Collect/ und spreche die Benediction/ etc.

An den Sonn= und Fest= Tägen nach Mittag

Soll man erst einen Psalm singen/ oder die Zehen Gebot/ Vater Unser/ etc.
Christ unser HErr zum Jordan kam/ und dergleichen/ etc.
Darnach thue man eine kurtze Predigt aus dem Catechisno/ und unterweise ferner die Kinder im Catechisno/ also/ daß sie der Prediger nacheinander frage/ und lasse ihm die Zehen Gebot auswendig sagen/ mit der Auslegung/ aus dem kleinen Catechisno Lutheri. Desgleichen thue er auch mit andern Stücken des Catechisni/ biß zum Ende/ und alsdann soll er wiederum von fornen anfahen/ allermassen in der Ordnung/ wie ietztunder ist berührt worden.
Am Ende des Examninis, vermahne er das Volck zum Gebet. Nach der Predigt/ Examine und Gebet/ singe man: Erhalt uns HERR (pag.: 108) bey deinem Wort etc.
Item: Verleyh uns Frieden etc.
Darauf wird ein Collect gelesen/ und letztlich mit dem Seegen beschlossen.

Weil auch die Verordnung mit der Bet=Glocken ungleich gehalten/ und an etlichen Orten/ als ein Papistische Anreitzung zur Abgötterey gerichtet/ eine Zeitlang unterlassen ist/ und aber solch leiten der Bet=Glocken/ an sich selbst nichts anders ist/ als eine Erinnerung und Anreitzung zum rechten wahrhafftigen und Christlichen Gebet: Damit nun auch hierinnen an allen Orten und Pfarren Gleichheit gehalten werde; Als wollen und befehlen wir/ daß man hinfürter an allen Oertern/ der Bet=Glocken/ des Morgens so der Tag angehet/ des Mittags zu eilff Uhren/ und des Abends bey der Sonnen Untergang gebrauche/ und also ohn Aberglauben oder Abgötterey/ als ein öffentliche Vermahnung zum Gebet erhalte/ etc.


Caput VIII
Vom rechten Christlichen Bann

Nachdem die Straff des Christlichen Banns/ davon Matth. am 18. geschrieben/ (pag.: 109) nicht zu verachten/ darüm auch/ welche in öffentlichen Sünden/ als Ehebruch/ täglicher Füllerey/ Unzucht/ Gotteslästerung/ und dergleichen Lastern liegen/ und davon nicht lassen wollen/ nicht zu den heiligen Sacramenten gelassen werden sollen/ und sich aber biß dahero nicht allein grosse Unordnung/ sondern auch viel Ergernüß/ und beschwerliche Sachen zugetragen/ da sich an vielen Orten die Kirchen=Diener eigenes Erkäntnüs und Gewalts unterstanden/ die Leut nicht allein von der Tauffe/ Abendmahl/ und heiligen Absolution abzuhalten/ sondern auch öffentlich in den Bann gethan/ und aus der Kirchen geschlossen/ also daß sie des Amts der Schlüssel mißbraucht/ die armen Gewissen gepeinigt/ ihre eigene Rachgier ausgelassen/ und ihnen selbst grosen Wiederwillen und Gefahr zugezogen/ und verursacht; Derowegen ordnen und befehlen wir hiermit/ daß keiner unserer Kirchen=Diener/ einigen seiner Zuhörer/ fürters in den Bann thue/ er seye dann impoenitens hoc es (Anm.: 45), er erzeige sich dann also/ daß er alle Vermahnungen verachte/ und gäntzlich keine Besserung bey ihm zu hoffen seye; und hierinn sollen unsere Kirchen=Diener den Processum (Anm.: 46), und die Gradus andmonitionum (Anm.: 47) (pag.: 110) halten/ welche unser Ertz=Hirt JEsus Christus weiset/ Matth.am18.

Erstlich sollen sie solche impoenitentes (Anm.: 48) in geheim für sich strafen/ und zur Busse vermahnen; Da aber solches nichts bey ihnen verfangen will/ sollen die Kirchen=Diener die Vermahnung anstellen/ in beysein zweyer oder dreyer Zeugen/ fürnehmlich aber die Scabinos Synodales (Anm.: 49), die Sehenscheffen darzu brauchen/ hören sie nun diese auch nicht/ und erfolget keine Besserung/ so sollen sie es für die gemeine Kirche/ das ist/ für (Anm.: 50) unser verordnetes Consistorium bringen/ welche solche unbußfertige öffentliche Sünder/ zum letztenmal ernstlich zur Besserung vermahnen/ und da sie sich unbußfertig erweisen/ soll alsdann erst auf Erkantnüs des Consistorii, und zuvor nicht/ solcher Ernst gegen sie vorgenommen werden.

Was aber ein Pfarr=Herr in offentlicher Excommunication (Anm.: 51) eines unbußfertigen Sünders/ für einen Processum und Formam brauchen soll/ wird ihm von unseren verordneten Consistorialibus, alsdann vermeld werden. Da aber die excommunicirte Personen ihr Sünde erkennen/ Gnade begehren/ und durch die öffentliche Busse/ mit der Kirchen wieder versöhnen wolte/ (pag.: 111) soll der Pfarr=Herr solches unserem Consistorio zu wissen machen/ welches dann dem Ecommunicierten die Absolution mitzutheilen wird/ zu befehlen wissen; Da aber die excommunicirte Person keine Besserung erzeigt/ und also in tödtlicher Kranckheit fiel/ soll der Pfarr=Herr abermals Fleiß verwenden/ daß sie ihre Sünde erkenne/ und deroselbigen von wegen des Verdiensts JEsu Christi/ ledig gesprochen zu werden begehre/ auch Besserung ihres Lebens verspreche. Da nun die Gottes Gnade solches erlanget/ soll sie der Pfarr=Herr mit der Absolution/ und auf ihr begehren/ mit dem Abendmahl Christi trösten und versehen. Im Fall aber die eccommunicirte Person ohne Besserung aus diesem Leben abschiede/ so soll das Pfarr=Volck nicht bey derselbigen Begräbnis seyn/ sondern sie ohne gebührliche Christliche Ceremonien/ ausserhalb des Kirch=Hoffs/ als ein abgeschieden Glied der Kirchenen vergraben lassen. Da sichs auch begeben und zutragen würde/ daß öffentlichen Übelthätern/ welche das Leben verwirckt/ Gnade erzeigt/ und das Leben solte gefristet werden/ oder würden solche Übelthäter/ wie auch sonst andere gemein Sünder/ als Hurer/ Vollsäuffer/ und (pag.: 112) dergleichen/ mit Geld und Thurn=Strafen (Anm.: 52) angegriffen: So soll doch der Kirchen an ihrer Gewalt hiemit nicht benommen/ sondern ausdrücklich vorbehalten seyn.

Wollen und befehlen demnach/ daß alle diejenigen/ so mit offentlichen Lastern/ Abgötterey/ Gotteslästerung/ Vollsaufen/ Ehebruch/ Hurerey/ und andern abscheulichen Sünden befleckt/ und um solcher ihrer Übertretung willen allein mit Geld oder Thurn-Strafen/ von uns seyn begnadet worden/ sich unwegerlich innerhalb eines Monats=Frist/ als ein Gotts=Lästerer/ Götzendiener und Ehebrecher/ drey Sonntag unter den Predigtstuhl/ und nach gehaltener Predigt für den Altar/ bey Vermeydung unserer höchsten Straf und Ungnade stellen/ und wegen des gegebenen Ergernüs die Absolution auf dem Altar offentlich bitten/ uns sich mit der Gemein Christi wiederum versöhnen solle. Mit welchen dann die Kirchen=Diener auf vorgehenden unsers Consistorii Befelch und Erkäntnüs bescheidentlich werden zu procediren wissen/ damit öffentlichen Ergernüssen gesteuret/ und die Sünder zur Besserung möchten gebracht werden. Weil sichs auch offtermahls zuträgt/ daß etliche Personen (pag.: 113) so noch zur Zeit/ der Papisten Aberglauben in vielen Stücken zugethan/ wann sie zur Gevatterschafft gebeten/ daß sie bey der heiligen Tauffe abgetrieben werden/ dadurch sie so vielmehr die reine Lehr des Evangelii verbittert/ so dargegen/ wann sie zugelassen/ vermittelst der Wirckung des heiligen Geistes/ nicht allein ihrer selbst/ sondern auch anderer mehr verführten Bekehrung daraus erfolget. Demnach dann die Verordnung der Gevattern/ nicht ein göttlicher Befelch/ sondern aus guten und erheblichen Ursachen/ von Menschen verordnet: Sollen die Kirchen=Diener in solchem Fall/ vernünfftig und vorsichtig handeln/ und nicht bald iemand/ der nicht ein öffentlicher Lästerer Gottes und seines heiligen Worts/ da er sich gleich in einem oder mehr Artickeln/ noch zur Zeit nicht finden könte/ von der heiligen Tauff abhalten/ sondern sich Christi Spruch erinnern/ der da sagt: Wer mit uns ist/ der ist nicht wieder uns/ aufs Erstemal sich an dem begnügen lassen/ daß solche Person/ durch ihre Gegenwart/ mit der That unsere heilige Tauff/ für Christlich und recht erkennet/ da dargegen keinem unserer Religion Verwandten zurathen, daß er bey einer Papistischen Tauff stehe/ und (pag.: 114) hiermit ihre Papistischen Greuel/ so sie bey der heiligen Tauffe treiben/ bestätigen soll. Gleichwohl aber darneben nicht unterlassen/ solche Personen ihres Irrthums halben/ mit aller Sanfftmuth vorzunehmen/ zu berichten/ und darfür zu warnen/ und abzumahnen/ und also die Gradus der Vermahnung halten. Da aber eine Inländische Papistische Stiffts Person/ so sich bey unserer Kirchen sonst nicht findet/ zu Gevattern gebetten: Soll es mit derselben/ wie auch mit den andern hievor gemeldten Personen gehalten werden/ daß sie nicht so bald ohne vorgehende ordentliche Christliche Vermahnungen/ von der Tauffe abgetrieben/ und hiermit öffentlich für den ümstehenden zu schanden gemacht/ sondern zuvor die Gradus admonitionum (Anm.: 53) mit ihnen gehalten werden. Dergestalt verhoffentlich/ daß etliche durch Gottes gnade mit freundlicher Christlicher Vermahnung und Erinnerung gewonnen werden.

Die aber über alle Vermahnung sich nicht bekehren wollen/ alsdann keine Entschuldigung haben/ auch sich nicht zu beklagen/ wann dergleichen Proceß gegen sie fürgenommen/ auch wie sonsten ihres ärgerlichen Lebens halber gegen ihnen/ ein gebührliche Einsehen (pag.: 115) geschehen soll. Dann unser Will und Meinung ist/ daß es alles mit guter Bescheidenheit dahin gerichtet werde/ damit niemand übereilet/ noch unordentlich wieder den Befelch Christi Matth. am 18. Capitel gehandelt/ und gleichwohl nothwendige Christliche Zucht/ in der Kirchen erhalten werde/ etc.

Gleicher Gestalt hat es auch mit den andern verführten/ armen/ irrigen Leuten/ so nicht recht vom Sacrament glauben/ und gleichwol nicht muthwillig sündigen und lästern/ sondern allein noch in ihrem Gewissen gefangen liegen. Welche auch nicht von der heiligen Tauff abgehalten/ sondern zugleich den Andern/ auch die Gradus admonitionum mit ihnen vorgenommen/ und so viel möglich/ zu unserer warhafftigen Religion gebracht/ und darvon durch unordentliche Handlung nicht abgeschuppet (Anm.: 54) werden sollen: Weil doch die Kinder nicht auf der Gevattern Glauben/ dergestallt die Tauff ungewiß werde/ sondern auf den Befelch/ und auf das Wort Christi getaufft worden. Darum den Kindern/ so getaufft werden/ der Gevattern Unglaube im Hertzen/ an der Krafft der heiligen Tauff nichts benimt/ welche allein auf den Befelch und Ordnung Christi bestehet/ (pag.: 116) und nach seiner Verheissung mit sich bringt/ was in dem Wort derselbigen begriffen ist.

Forma Publicae Absolutionis.(Anm.: 55)

LIeben Freunde/ ihr wisset/ daß gewißlich der Allmächtige GOTT/ ihm eine ewige Kirche in dem Menschlichen Geschlecht/ durchs Evangelium für und für samlet/ und will daß in diesem Leben dieselbige Kirch angefangen werde/ also daß wir in diesem Leben ein Unterscheid der Sünden/ und Gnaden Christi/ und des Gehorsams der GOtt gefällig ist/ lernen/ uns zu GOtt bekehren/ für (Anm.: 56) seinem Zorn erschrecken und mit rechtem Glauben an Christum/ Vergebung der Sünden/ Trost und den heiligen Geist empfahen/ und im Neuen Gehorsam/ Glauben und gutem Gewissen forthin bleiben/ daß in uns der Trost zum ewigen Leben erhalten/ und die ewige Seeligkeit in uns angefangen werde/ und wir also nach diesem sterblichen Leben ewige Seeligkeit haben/ darinn GOtt allein in allen seyn wird.

Nun hat GOtt diese Ordnung allezeit in seiner Kirchen gehalten/ daß wer offentlich sündiget/ solche Sünde soll zugleich mit Gottes Wort/ (pag.: 117) und mit Ausstossung aus der Kirchen gestraffet werden/ auf daß sie selbst/ und andere Leut Gottes Zorn wieder die Sünde betrachten: Und erinnert insonderheit die Ausstossung aus der Kirchen alle Menschen von diesem Spruch: Wer Sünde thut/ der ist aus dem Teufel. Nun will GOtt nicht/ daß zugleich in der Kirchen des HErrn Christi/ und des Teufels Gliedmassen seyn.

Dagegen/ so ist auch Gotte ernster Will/ daß die Sünder nicht im Zorn/ und ewiger Straf stecken bleiben/ sondern daß sie wiederum zu GOtt bekehret und selig werden/ wie GOtt spricht in seinem Eyd: So wahr ich lebe/ will ich nicht/ daß der Sünder sterbe/ sondern daß er bekehret werde/ und das Leben habe. Also hat Er gnädiglich wiederumb angenommen/ Adam und Evam/ Aaron/ David/ Manasse/ das sündige Weib/ Item/ den Mörder am Creutz/ und andere viel hundert tausend. Diese grose Barmhertzigkeit uns in Christo geschenckt/ sollen wir mit hertzlicher Freud und Dancksagung erkennen/ und täglich betrachten.

Darauf frag ich nun bey dieser Christlichen Versammlung/ ob du bekennest/ daß du (pag.: 118) Ehebruch begangen hast/ und ob es dir hertzlich leid sey/ daß du GOTT darmit erzürnet/ und verursachet hast/ dich und andere derowegen zu strafen? Item/ daß du viel Leut hefftig damit betrübet und geärgert hast?
Antwort.
Ja, dieses alles bekenne ich/ und seynd mir alle meine Sünden hertzlich leid.

Weiter frage ich dich/ ob du wiederum Vergebung der Sünden/ und Gottes Gnade begehrest?
Item/ ob du hertzlich begehrest/ daß du wiederümb ein Gliedmaß Christi werdest in der Christlichen Kirchen/ und werdest errettet vom Teufel und ewiger Straf?

Item/ ob du des der Stimme des Heil. Evangelii glaubest/ dardurch dir GOTT gewißlich Vergebung der Sünden verkündiget/ und dich gewißlich zu Gnaden/ um des HErrn Christi willen annimt/ und will dich hinfort gnädiglich durch sein Wort und heiligen Geist regieren? (pag.: 119)

Item/ ob du ernstlich bey dir beschlossen habest/ daß du forthin/ mit des HErrn Christi Hülff/ wollest in rechtem Glauben und in gutem Gewissen bleiben und leben?

Responsio.(Anm.: 57)
Dieses alles begehre ich hertzlich/
und will forthin mit Gottes Hülff/ in
rechtem Glauben und gutem Gewissen
leben und bleiben.

Absolutio. (Anm.: 58)
Weil dann du deine Sünd bekennest/ und dir hertzlich leid ist/ daß du Gott mancherley Weisse/ sonderlich aber mit Ehebruch und andern Sünden erzürnet hast/ und begehrest wiederum zu Gottes Gnade/ und zu ewiger Seligkeit zu kommen/ und der HErr Christus ausdrücklich sagt Luc. am 17. So dein Bruder sündiget wieder dich/ solt du ihn straffen/ und so er sich bekehret/ solt du ihm vergeben: Darüm verkündige ich dir den tröstlichen Eyd Gottes/ da Er spricht: So wahr ich lebe/ will ich nicht/ daß der Sünder sterbe/ sondern daß (pag.: 120) er bekehret werde/ und das Leben habe/ Item:Also hat GOtt die Welt geliebt/ daß Er seinen einigen gebohrnen Sohn gab/ daß alle die an Ihn glauben/ nicht sollten verlohren werden/ sondern das ewige Leben haben. Diese Göttliche Wort solt du mit Glauben annehmen/ und gewißlich schliessen/ daß dir um des HErrn Christi willen/ alle deine Sünden gnädiglich vergeben seyn/ und ich als ein Diener des Evangelii/ aus Befelch des HErrn Christi Gottes Sohns/ laut seines Evangelii / spreche/ daß dir alle deine Sünde/ um des HErrn Christi willen vergeben seyn/ und nehme dich wiederum an zum Gliedmaßen der Christlichen Kirchen/ wie der HERR Christus spricht: Wem ihr die Sünde vergebet/ dem seyend sie vergeben; Und dieweil du also durch diese Vergebung/ wiederum bey GOtt und der Kirchen bist angenommen/ solt du forthin im rechten Glauben/ und gutem Gewissen leben/ und den Trost des Evangelii im Hertzen zu ewiger Seeligkeit/ mit des HErrn Christi Hülff erhalten/ Amen.

Vermahnung zum Volck.
Lieben Freunde/ nachdem ihr wisset/ daß diese Person jämmerlich gefallen ist/ und (pag.: 121) sehet/ daß sie durch Gottes Gnade/ wiederüm zur Bekehrung/ und zur Vergebung der Sünden kommt/ sollet ihr hiebey viel Erinnerung haben. Erstlich/ weil wir alle sehr schwach seyn/ und leichtlich durch eigene Blödigkeit/ und durch mancherley List des Teuffels in grosse Sünde fallen/ sollen wir das täglich Gebet mit großem Ernst sprechen: Führe uns nicht in Versuchung/ und sollen nicht in Sicherheit/ ohne Sorg/ und ohne Betrachtung unserer Fährligkeit (Anm.: 59) leben/ sondern diesen Spruch allezeit im Hertzen tragen/ da Christus spricht: Betet/ daß ihr nicht in Versuchung fallet; Und St. Petrus spricht: Seid nüchtern und wachet/ denn euer Wiedersacher der Teufel/ gehet umher/ wie ein brüllender Löwe/ und suchet/ welchen er verschlingen möge. Diesem solt ihr festiglich Wiederstand thun im Glauben. Darüm bedencket euere Fährligkeit/ seyd vorsichtig/ und nicht frevel und wilde. Darbey wisset auch/ daß Menschlicher Fleiß allein zu schwach ist/ sondern daß Gottes Will ist/ daß ihr im täglichen Gebet/ GOtt ernstlichen anruffet/ daß Er euch und die eurigen gnädig wolle bewahren und regieren/ um des HERRN Christi willen. Wie der HErr Christus beydes (pag.: 122) spricht: Ohne mich vermöget ihr nichts zuthun. Item/ bittet/ so wird euch gegeben.

Zum andern/ solt ihr wissen/ daß gewißlich nach Ehebruch/ und andern öffentlichen Sünden/ ewige Strafen in denen folgen/ die sich nicht bekehren/ darzu kommen auch leibliche Strafen/ in diesem Leben über solche Sünder/ auch werden offt mit ihnen/ Land und Leut gestrafft. Dann also stehet geschrieben: Hurer und Ehebrecher wird Gott richten. Item: Wer das Schwerd nimmt/ wird mit dem Schwerd umkommen. Diese Göttliche Betrachtung von folgender Straf/ solt ihr nicht gering achten/ dann ihr sehet/ daß Davids Ehebruch eine grosse Straf über das gantze Königreich brachte.

Darbey solt ihr aber auch zum Dritten betrachten/ daß Gott die ewige Straf gantz hinweg nehme von denen die bekehrt werden/ daß Er auch denselben Bekehrten die zeitliche Straf lindern wollte/ wie Er David und Manasse die Straf linderte/ und wie geschrieben steht: Bekehret euch zu mir/ so will ich mich auch zu euch wenden. Item: So euere Sünden euch Blutroth machen/ so ihr euch bekehret/ solt ihr doch wiederum Weiß werden/ (pag.: 123) wie der Schneee. Dieses solt ihr auch allhie betrachten/ solt euch zu Gott bekehren/ Vergebung der Sünden/ und Erlassung ewiger Straf/ durch den Glauben an den HERRN Christum empfahen/ und bitten um Leiderung zeitlicherStrafen/ euch/ euern Kindern/ Landen und Leuten. Uns solt die Exempel Adams/Evä Aaronis/ Davidis/ Manasse/ und dergleichen/ offt mit Ernst betrachten/ und euch selbst zur Bekehrung / Stärckung des Glaubens/ und zum Gebet erwecken/ darzu wolle der Allmächtige GOtt/ durch seinen lieben Sohn Jesum Christum/ euch seinen heiligen Geist geben/ und wolle ihm gnädiglich allezeit eine ewige Kirch samlen und erhalten/ zu seinem Lobe/ Amen

Letztlich/ weil diese gefallene Person/ von ihrem Fall wiederümb aufgestanden/ sich zu GOtt bekehret/ und des gegebenen Aergernüs halber/ sich mit der Christlichen Gemeine öffentlich wiederümb versöhnet hat; So sollt ihr als Gliedmassen der Christlichen Kirchen/ ihr solche ihre offentliche gepflogene Busse für unehrlich nicht aufrücken/ noch vorwerffen/ sondern vielmehr dem lieben GOTT dancksagen/ daß Er sie zum Erkäntnüs ihrer Sünde (pag.: 124) und zu der Christlichen Buß gebracht hat. Da aber iemand solches zu thun unterstehen würde/ der/ oder dieselbige/ sollen als offentliche Lästerer Gottes und seiner Ordnung/ mit dem Bann/ auch von unserer hohen Obrigkeit mit dem Thurn/ oder an Gut ernstlich gestrafft werden/ darnach ein jeglicher sich wird zu richten wissen.

Damit auch die Pfarr=Herrn/ ihre Zuhörer mit besserem Ansehen/ (Anm.: 60)für öffentlichen Lastern warnen/ und davor abhalten möchten/ als sollen ihnen in kommender Visitation, in einem ieglichen Kirchspiel/ drey oder vier ehrlicher Männer/ die von der gantzen Gemeine gut Zeugnüs haben/ zugeordnet werden/ dieselbige sollen mit einem treuen Eyd schwören und angeloben/ daß sie als Censores vitae & morum (Anm.: 61), auf ihre Kirch=Spiels Verwandten/ Jung und Alte/ fleißig Achtung geben/ und also dem offentlichen Aergernüs/ neben dem Pfarr=Herrn wollen steuren und wehren helffen/ etc.


(pag.: 125)

CAPUT IX.
Von den Monatlichen
und andern gemeinen Bet= Tagen in der Wochen.


Diewohl bißhero von unsern lobseligen Vorfahrn in ihrer Kirchen=Agenda Christlich ist verordnet worden/ daß man bey allen Aemptern in den Kirchen das Volck zum Gebet anhalten und vermahnen/ und sonderlich zu bestimter Zeit das gemein Gebet der Litaney halten und sprechen/ auch alles Volck vermahnen solte/ daß sie bey solchem gemeinen Gebet erscheinen/ und sämtlich für alle Noth der Christenheit/ um Erhörung bitten solten: Befinden wir doch/ daß solches in etlichen Kirchen gantz und gar unterlassen/ in etlichen aber also angestellet werde/ daß allein junge Kinder auf solche Bet=Tag zusammen kommen/ in Abwesen der Alten.

Dargegen aber männiglichen offenbahr/ daß die Noth der Christlichen Kirchen in diesen letzten Zeiten nicht abnimt/ sondern je länger/ je grösser und beschwerlicher wird/ derowegen (pag.: 126) das Gebet zum höchsten vonnöthen/ darzu uns auch der Sohn Gottes ernstlich vermahnet/ auf daß wir allem Übel entfliehen mögen/ so über die Undanckbare Welt gehen soll.

Derowegen/ wollen und befehlen wir hiemit ernstlich/ daß förters in unsern Städten/ alle Woche zween Tage/ nemlich an dem Mitwochen/ und Freytagen/ des Morgens um sieben Uhren/ soll geprediget werden/ zum längsten weren eine Stunde/ und nicht drüber/ etc.

Auff den Dörfern aber sollen die Wochen=Predigten/ allein auf den Freytag in den Pfarr=Kirchen gehalten werden/ wie zuvor bey den Städten vermeldet worden; Und so in der Wochen ein Feyertag einfallen würde/ soll alsdann auf denselben auch der Wochentliche Bet=Tag gehalten werden. Was aber die Capellen belanget/ welche die Pfarr=Herrn sonst Wochentlich besuchen müssen/ die sollen durch diese unsere Ordnung nicht ausgeschlossen/ noch an ihren Predigten verhindert werden/ etc.

Den Monathlichen Bet=Tag aber soll man in allen Städten und Dörffern halten/ zu allen 4. Wochen/ auf den Freytag hernach/ wann das Neue Liecht oder Monnschein eingetreten (pag.: 127) ist. Alsdann soll man erstlich eine Christliche Predigt halten/ durch welche die Zuhörer zur Andacht und Eiffer/ zum Gebet erwecket werden.

Nach der Predigt und verrichtem Gebet/ soll man unnachläßig die Litaney/ als das gemeine Gebet/ für alle Noth der gantzen Christenheit singen/ und die Schüler also abrichten/ daß sie weder zu hoch noch zu niedrig/ sondern dieselbige also singen/ damit das Volck auch mit Seiner Stimme folgen/ und alle Unordnung verhütet werde.

Es soll auch der Pfarr=Herr/ so auf solchen Tag gepredigt/ seine Predigt also anstellen/ damit das Volck nicht zu lange aufgehalten werde/ sondern ein ieder wider zu seiner Arbeit/ und Beruff kommen möge/ wie dann die Kirchen=Diener ihre Pfarr=Kinder mit allem Ernst und Fleiß vermahnen sollen/ daß sie sich nicht weniger bey solcher Predigt/ und gemeinen Gebet/ als an einem Sonn= und Feyertag/ finden sollen/ oder da die Geschäfft so nöthig/ daß sie nicht alle abkommen könten/ doch aufs wenigste aus iedem Hauß eine Person oder etliche schicken/ damit auch durch sie/ das gemeine Gebet zur (pag.: 128) Abwendung Göttliches Zorns/ der Gebühr nach/ Christlichen verrichtet werden möge.




CAPUT X.
Von der Copulation oder Einleitung der Ehe.

Es ist wohl und Christlich bedacht/ daß die neuen Eheleut/ in der Kirchen offentlich für (Anm.: 62) der Gemein verkündigt/ und eingesegnet werden. Dann wiewohl der Eheliche Contract/ gleichwie sonst andere Weltliche Contract/ möchte auch wohl auf den Rathhäusern/ oder andern gemeinen offentlichen/ ehrlichen und Bürgerlichen Versamlungen verrichtet werden: Jedoch dieweil in der ersten Ausbreitung des heiligen Evangelii Christi/ nach der Apostel Zeit sich viel funden haben/ so den Ehestand für einen unehrlichen Stand/ mit welchem die Christliche Kirche nichts zu schaffen haben sollte/ gehalten/ auch durch Anrichtung des Sathans/ der aller Göttlichen Ordnung feind ist/ den Eheleuten in ihrem (pag.: 129) Stand/ allerley Unrichtigkeit begegnet/ darinn die Vorgewißigung ihrer Göttlichen Zusammenfügung ihnen in ihrem Gewissen nöthig; So ist es zur Besserung der Kirchen fast nützlich/ daß die neuen Ehe=Leut in öffentlicher Versammlung der Kirchen/ eingesegnet werden/ darmit männiglich daraus verwarnet werde/ daß der Ehestand an ihm selber/ ein ehrlicher und Gottseliger Stand seye/ und daß die Eheleut betrachten/ daß GOtt Richter ist/ und strafet alle Menschen/ die den Ehestand nicht recht halten/ oder die sonst Ehebruch und Grausamkeit treiben/ oder den Ehestand verlassen/ daß auch die Eheleuthe/ so ihnen oder den Kindern etwas Unglücks begegnet/ dadurch zur Gedult und Anruffung Gottes/ mögen bewegt werden.

Dieweil sich aber mehrmahls grosse Unordnung zuträgt/ wann man auf einen überschickten Zettel/ oder eines einigen Menschen anzeigen/ neue Eheleut vor der Kirchen ausruffen/ und nachmals darauf copulirt werden: Sollen allerley Gefahr/ und der daraus folgenden Beschwerungen des Gewissens/ Blutschand/ Leichtfertigkeit und Unzucht/ zu verhüten/ die Kirchen=Diener nachfolgender (pag.: 130) Ordnung iederzeit unnachläßig und gehorsamlich sich verhalten.

Erstlich wann sich neue Eheleut bey dem Pfarr=Herrn jedes Orths anmelden/ soll der Pfarr=Herr sie eigener Person/ und da sie noch im Jungfrauen (Anm.: 63) Stande/ auch ihre Eltern/ Vormünder/ oder nächste Verwandten/ so bey dem Verlöbnis gewesen/ zu sich fordern/ und sie befragen/ ob diß Verlöbnüs mit der Eltern oder Vormünder Wissen und Verwilligung geschehen; Dann unser ernster Wille und Befelch ist/ daß in diesen Ehelichen Contractibus, den Eltern ihre Ehre nicht soll entzogen werden/ und die Verlöbnüs/ so ohn der Eltern Consensu (Anm.: 64) geschehen/ sollen unbündig (Anm.: 65) seyn. Ob sich keins unter ihnen beyden zuvor mit einem andern Ehelich verlobet/ ob sie einander nicht mit Blutfreundschafft und Schwägerschafft verwand/ daß sie nach Göttlichen und Keyserlichen Rechten/ auch unsers Lands Constitution (Anm.: 66) und Ehe=Ordnung/ einander nicht Ehelich beywohnen könten/ und da zwischen ihnen ein Freundschafft/ und in welchem Gradu, soll der Pfarr=Herr mit Fleiß erkündigen. Ob sie auch öffentlich in der Kirchen mit der Gemeine Gottes das hochwürdige Sacrament des Leibes (pag.: 131) und Bluts Christi empfangen haben; Und da es junge Leut/ ob sie auch ihren Catechisimum gelernet/ ohn dessen Erkantnüs/ sie nicht ausgeruffen werden sollten; So dann die neue Eheleut/ sie seyn jung oder alt/ welche sich aus zuruffen begehren/ nicht in einer Stadt/ oder in einem Kirchspiel wohnen/ soll der Mann/ oder Jungegesell von dem Pfarr=Herrn/ in des Kirchspiel die Frau oder Jungfrau wohnet/ so ihm verlobt ist/ ein Zeugnüs nehmen an seinen Pfarr=Herrn/ da er gebohren und erzogen/ und sich daselbsten/ als da er bekannt/ auch abkündigen lassen/ und derhalben nachmahls diesem Pfarr=Herrn ein Zeugnüs von seinem Pfarr=Herrn bringen/ ohne welches Zeugnüs/ der Pfarr=Herr nicht ausgebieten und copuliren soll.

Es sollen aber diese Personen/ so sich in Ehelichen Stand zu geben/ bedacht/ zuvor drey Sonntag nacheinander öffentlich ausgeruffen/ und wenn kein Hindernüs befunden/ alsdann eingesegnet/ und zusammen geben werden/ und solcher Ausruff soll etwan mit folgenden Worten geschehen/ N. und N. wollen nach Göttlicher Ordnung zum heiligen Stand der Ehe greiffen/ begehren zu solchem ein gemein Christlich (pag.: 132) Gebet/ daß sie diesen Stand in Gottes Namen anfahen/ und seliglich zu Gottes Lob vollenden mögen;
Und hat iemands darein zu sprechen/ der thu es bey Zeiten/ und schweige hernach/ oder enthalte sich etwas zuverhindern/ oder darwieder vorzunehmen/ GOtt geben ihnen seinen Seegen.

Damit auch vermög Göttliches Worts und Ordnung/ der Sabbath geheiliget/ und die Leut von dem Gehör Gottes Worts/ nicht abgezogen werden/ sollen die Hochzeiten/ wo sie auf den Sonntag/ oder andere Feyertage fallen würden/ eher nicht/ dann nach gehaltener Predigt/ und verrichten Gottes=Dienst angefangen/ und vollbracht werden.

Dieweil auch zu Zeiten mit etlichen Personen ist dispensirt worden/ daß sie im Advent oder sonsten Hochzeit gehalten/ und aber dasselbige an etlichen Oertern/ fast für einen gemeinen Gebrauch und Gewohnheit angezogen werden will; Ob nun wohl/ vermag christlicher Freyheit/ bey den Christen ein Tag wie der ander/ Gal.4. Jedoch weil ermeldete Zeit insbesonders auf die Buß= und Passion Predigten gerichtet/ und also alles seine Zeit hat/ soll es nachmahls durchaus bey dem gemeinen Gebrauch (pag.: 133) bleiben/ die Hochzeiten auf ein ander Zeit legen/ wie zuvor geschehen/ und unnothwendige Neuerung/ wieder die Alte löbliche Ordnung und Gewohnheit nicht einführen.

Und nachdem sich etliche daheim in ihren Häusern und Höffen/ auch wohl auf dem Kirchhoff unter offenen Himmel/ und nicht in der Kirchen zusammen trauen lassen/ daraus dann allerley Unrichtigkeit erfolgt; Als soll hinführo die Copulation ausserhalb der Noth/ anderst nicht/ dann in der Kirchen/ vor Christlicher Gemein/ und mit beyderseits Eltern/ Vormündern/ oder nächsten Freundschafft Vorwissen/ und sonst gar nicht geschehen.

Es soll auch kein Pfarr=Herr/ viel weniger andere unsere Ampt=Leuth/ Schultheissen und Diener/ Ehe=Sachen zurichten/ oder aber die Ehe zu scheiden/ sich unternehmen/ sonden dieselbige für Uns/ und unser verordnet Consistorium weisen/ allda die Sach zuverhören/ und zu richten/ welches hierinn nach heiliger Schrifft/ und in beschriebenen Rechten wird zu handeln wissen.

Kein Pfarr=Herr soll auch einige frembde Leut/ so nicht in seine Pfarr gehörig/ copuliren (pag.: 134) oder zusammen geben/ in Ansehung/ daß offtermahls viel und mancherley Unrichtigkeit daraus erfolget.

Forma Copulationis (Anm.: 67)

Wenn Bräutigamb und Braut/nach gehaltener Predigt für den Altar knien/ soll der Pfarr=Herr sie etwa mit folgenden Worten ansprechen?

Dieweil ihr beyde euch nach Gottes Ordnung/ in den heiligen Stand der Ehe begeben habt/ und begehret daß solch euer Christliches Vorhaben allhier öffentlich für GOTT/ und seiner Gemeine bekräfftiget/ und bestätiget werde;
So frage ich dich N. ob du dieser gegenwärtigen Frauen oder Jungfrauen/ zum Ehelichen Gemahl begehrest?
Antwort/ Ja.
Also frage ich auch dich N. ob du dieses gegenwärtigen Mannes oder Gesellen zum Ehlichen Gemahl begehrest?
Antwort/ Ja.

Darauf vermahne sie der Priester/ daß sie die Trau=Ringe/ und Hände zusammen geben wollen/ und spreche weiter:

Weil ihr dann eueren Ehestand allhier öffentlich bekennet/ einander auch darauf die Hände und Trau=Ringe gegeben habt/ so spreche ich euch beyde miteiander/ Ehelich zusammen/ in dem Nahmen Gottes des Vaters/ des Sohns/ und des heiligen geistes/ Amen.

Was GOTT zusammengefügt hat/ soll kein Mensch scheiden.

Folgends lese der Pfarr=Herr/ diese Wort über Bräutigam und Braut/ und spreche:
Weil ihr euere Eheliche Pflicht/ für der christlichen Gemein wollet bestätigen lassen/ und den Seegen Göttliches Worts empfahen/ damit ihr nun euer Ehe=Leben nicht mit Unverstand möchtet anfahen/ wie die Unglaubigen/ so solt ihr erstlich aus der heiligen Schrifft vernehmen/ wie der Ehestand von GOtt eingesetzet worden.

GOtt der HERR sprach: Es ist nicht gut/ daß der Mensch allein sey/ Ich will ihm (pag.: 136) ein Gehülffin machen/ die üm ihn sey; Da ließ GOtt der HERR/ einen tieffen Schlaff fallen auf den Menschen/ und er entschlief. Und GOtt der HERR erschuf ein Weib aus der Rippen/ die Er von dem Menschen nam/ und brachte sie ihm. Da sprach der Mensch: Das ist doch Bein von meinen Beinen/ und Fleisch von meinem Fleisch/ man wird sie Männin heissen/ darüm daß sie von dem Mann genommen ist. Darüm wird ein Mensch seinen Vater und Mutter verlassen/ und an seinem Weibe hangen/ und werden seyn zwey ein Fleisch.

Zum andern solt ihr hören/ das heilige Evangelium/ wie ihr einander verpflicht/ und verbunden seyn solt/ Matth. am 19.

Die Phariseer traten zu JESU/ versuchten Ihn/ und sprachen zu Ihm: Ists auch recht/ daß sich ein Mann scheidet von seinem Weibe/ üm irgend einer Ursach willen? Er antwortet und sprach: Habt ihr nicht gelesen/ daß/ der im Anfang den Menschen erschaffen hat/ der macht/ daß ein Mann und Weib seyn solt/ und sprach: Darüm wird ein (pag.: 137) Mann/ Vater und Mutter verlassen/ und an seinem Weibe hangen/ und werden zwey ein Fleisch seyn. Was nun GOtt zusammen gefügt hat/ das soll der Mensch nicht scheiden. Da sprachen sie: Warüm hat dann Moyses gebotten/ einen Scheid=Brief zu geben/ und sich von ihr zu scheiden. Er sprach zu ihnen Moyses hat euch erlaubet zu scheiden von euren Weibern/ von eueres Hertzen Härtigkeit wegen/ von Anbeginn ist es aber nicht also gewesen. Ich sage euch aber: Wer sich von seinem Weibe scheidet/ es sey dann um des Ehebruchs willen/ und nimt eine andere/ der bricht die Ehe/ und wer die Abgescheidete nimt/ bricht auch die Ehe.

Zum dritten solt ihr auch hören/ das Gebot Gottes/ wie ihr euch gegen einander halten sollet. Also schreibet St. Paulus:

Ihr Männer liebet eure Weiber/ gleich wie Christus geliebet hat die Gemeine/ und hat sich selbst für sie gegeben/ auf daß Er heiligte/ und hat sie gereiniget/ durch das Wasserbad im Wort/ auf daß Er sie heiligte/ (pag.: 138) und hat sie gereiniget/ durch das Wasser=Bad im Wort/ auf daß Er sie ihm selber zurichtete eine Gemeine/ die herrlich sey/ die nicht habe einen Flecken oder Runtzel/ oder des etwas/ / sondern daß sie heilig sey und unsträfflich. Also sollen auch die Männer ihre Weiber lieben/ als ihre eigene Leiber. Wer sein Weib liebet/ der liebet sich selbst/ dann niemand hat iemals sein eigen Fleisch gehasset/ sondern nehret es/ und pfleget sein/ gleich wie auch der HERR die Gemeine.

Die Weiber seyn unterthan ihren Männern/ als dem HErrn. Dann der Mann ist des Weib Haupt/ gleich wie auch Christus/ das Haupt ist seiner Gemeine/ und er ist seines Leibs Heyland: Aber wie nun die Gemein Christo ist unterthan/ also auch die Weiber ihren Männern in allen Dingen.

Zum vierdten solt ihr auch hören/ das Creutz/ so GOtt auf den Ehelichen Stand gelegt hat. Also sprach GOtt zum Weibe:

Ich will dir viel Schmertzen schaffen/ wann du Schwanger wirst/ du solt deine Kinder mit Schmertzen gebären/ und dein Will soll deinem Mann unterworffen seyn/ und er soll dein Herr seyn.

(pag.: 139) Und zum Mann sprach GOtt:
Dieweil du gehorchet hast/ der Stimme deines Weibs/ und gessen hast von dem Baum davon Ich dir gebot/ und sprach: Du solt nicht davon essen/ verflucht/ verflucht sey der Acker um deinet willen/ mit Kummer solt du dich darauf nehren/ dein Lebenlang/ Dorn und Diestel soll er dir tragen/ und solt das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiß deines Angesichts solt du dein Brod essen/ biß daß du wieder zur Erden werdest/ davon du genommen bist: Dann du bist Erden/ und solt wiederüm zu Erden werden.

Zum fünfften solt ihr auch hören/ den Seegen/ damit unser HErr Gott/ den Ehelichen Stand gesegnet hat. Also steht geschrieben:

GOtt schuf den Menschen/ Ihm selbst zum Bilde/ ja zum Bilde Gottes schuf Er ihn/ und Er schuf sie ein Männlein und Fräulein/ und GOtt segnet sie/ und sprach zu ihnen: Seyd fruchtbar und mehret euch/ und füllet die Erden/ und machet sie euch unterthan/ und herrschet über Fisch im Meer/ und über (pag.: 140) Vögel unter dem Himmel/ und über alles Thier/ daß auf Erden kreucht. Und GOTT sahe an alles was Er gemacht hatte. Und siehe da/ es war alles sehr gut. Darüm spricht auch Salomon: Wer eine Ehfrau findet/ der findet etwas Guts/ und Schöffel Seegen von dem HERRN.

Last uns beten:
Allmächtiger/ ewiger GOTT/ der Du Mann und Weib geschaffen/ und zum Ehestand verordnet hast/ darzu mit Früchten des Leibs gesegnet/ und die Geheimnüs deines lieben Sohns Jesu Christi/ und der Kirchen seiner geliebten Gespons darinn bezeichnet: Wir bitten deine grundlose Barmherzigkeit/ du wollest solch dein Geschöpff/ Ordnung und Seegen nicht lassen verrücken/ oder nicht untergehen/ sondern gnädiglich in uns bewahren/ durch Jesum Christum unsern HERRN/ Amen.

Will man/ so mag der Pfarr=Herr auch das Vater Unser darzu sprechen/ und letztlich mit dem Seegen beschließen/ Num.6. Der HErr segne dich/ etc,

(pag.: 141)Von den Ehe=Fällen und Ehe=Gelübten.

Alle Menschen sollen offt betrachten/ daß GOtt eine Weise/ wahrhafftig gerecht/ keusch und rein Wesen ist/ wie Er sich in seinem Gesetz/ und in öffentlichen Strafen klärlich offenbahret hat/ und ist kein Zweiffel/ nach Blutschanden/ und anderen verbottenen Vermischungen/ folgen auch gewißlich in diesem kurtzen sterblichen Leben/ viel und grosse Strafen/ dadurch GOtt seinen warhafftigen Zorn erzeiget: Wiewohl viel Gottloser Menschen nicht betrachten wollen, daß GOTT der Strafer sey/ die müssen aber bald hernach in der Straf bekennen/ daß GOtt gewißlich einen ernsten grossen Zorn habe/ wieder diese und andere Sünden/ und sonderlich wieder Blutschande/ wie Er in seinem Wort und Exempel bezeuget; Dann also steht geschrieben im dritten Buch Moyses: Alle Menschen die diese Greuel thun/ werden aus dem Volck vertilget werden.

Und mercke daß ausdrücklich gesagt ist/ ALLE MENSCHEN. Hie ist niemand ausgenommen/ Keyser/ Könige/ Fürsten/ und (pag.: 142) geringe Personen/ Mann und Frauen etc. Und in dem Exempeln von der Vertilgung der Städt Sodomä und Gomorrä/ und des ganzen Volcks Canaan/ und in der Strafe Davids/ ist ausgedruckt/ daß GOtt der Richter und Strafer sey. Und ist dieses darüm geschrieben/ daß wir alle in anderer Leut Strafen/ diß erkennen und bekennen/ daß GOtt gewißlich ein gegenwärtiger Richter sey/ und daß sich etliche bekehren/ die andern aber/ die sich nicht wollen bekehren/ nach der leiblichen Straffe/ in ewige Angst und Schmertz fallen sollen.

Von diesem Urtheil Gottes/ soll man die Zuhörer offt erinnern/ und das Volck unterweisen/ daß sie alle verbottene Vermischung meiden/ und darbey wissen/ daß der Ehestand GOtt gefällig seye; Und daß man in GOtt zu Ehren/ mit Zucht Ehrerbietung/ und Gottes Anruffung anfahen/ und für und für züchtiglich/ gedultig/ und freundlich darinn leben/ daß beyde Eheliche Personen/ eine Kirche Gottes seyn/ mit einträchtigem Hertzen GOtt anruffen/ dancken/ preisen/ einander mit dem Gebet helffen/ die Kinder auferziehen/ und also in Gottesfurcht und Glauben/ ihr Leben zu einem seligen Ende bringen mögen/ daß sie auch (pag.: 143) in Ewigkeit in der Himmlischen Kirchen/ sich miteiander freuen/ und GOtt dancken mögen etc.

Wie nun vom Ehestand die Zuhörer sollen unterrichtet werden/ wissen verständige Prediger/ und ist hoch vonnöthen/ daß man dieselbige Lehr fleißig treibe. Dieweil aber das Volck unvorsichtig ist/ und viel in verbottene Gradus der Sibtschafft/ oder Schwägerschafft sich zuverheyrathen unterstehen; So will vonnöthen seyn/ daß die Pastores etlichmahl im Jahr ernsthafte Vermahnungen und Erinnerungen thun/ in welchen Gradibus (Anm.: 68) keine Ehe zwischen den Personen könne zugelassen werden. Und zu Befürderung dieses Christlichen Wercks/ können sie das 18. Cap.des 3.Buchs Moysis erklären/ und Erinnerung dabey thun/ als nehmlich daß unsere ernstliche Ordnung/ Willen und Befelch sey/ daß alle die Gradus, welche Moyses in obberührtem Buch und Capitel gesetzt/ in unser Graf= und Herrschaft allerdings/ und bei ernster unnachläßiger Straf verbotten seyn sollen/ als nemlich:

Einer soll nicht haben seine Mutter.

Eine soll nicht haben ihren Vater.

Einer soll nicht haben sein Stieff=Mutter.

Eine hab nicht ihren Stieff=Vater.

(pag.: 144) Einer habe nicht seine Schwester von einem Theil.

Eine habe nicht ihren Bruder von einem Theil.

Einer habe nicht seines Sohns Tochter.

Eine habe nicht ihres Sohns Sohn.

Einer habe nicht seiner Tochter Tochter.

Eine habe nicht ihrer Tochter Sohn.

Einer habe nicht seine Schwester vom Vater und Mutter.

Eine habe nicht ihren Bruder.

Einer habe nicht seines Vaters Schwester.

Eine habe nicht ihres Vaters Bruder.

Einer habe nicht seiner Mutter Schwester.

Eine habe nicht ihrer Mutter Bruder.

Einer habe nicht seines Vaters Bruders Weib.

Noch seiner Mutter Bruders Weib.

Eine habe nicht ihres Vaters Schwester Mann.

Noch ihrer Mutter Schwester Mann.

Einer hab nicht seines Sohnes Weib
Eine hab nicht ihrer Tochter Mann

Einer habe nicht seines Bruders Weib.

Eine habe nicht ihrer Schwester Mann.

Einer hab nicht seines Weibs Tochter/ oder Stieff=Tochter

Eine habe nicht ihres Mannes Sohn/ oder Stieff=Sohn..

Einer habe nicht seines Weibs Sohns Tochter.

Eine habe nicht ihres Manns Tochter Sohn.

Einer habe nicht seines Weibs Schwester.

Eine habe nicht ihrs Manns Bruder.

Einer habe nicht seine Tochter.

(pag.: 145) Eine habe nicht ihren Sohn.

Eine habe nicht ihren Groß=Vater.

Einer habe nicht seine Groß=Mutter.

Einer habe nicht seines Bruders Tochter..

Eine habe nicht ihres Bruders Sohn.

Einer habe nicht seiner Schwester Tochter.

Eine habe nicht ihrer Schwester Sohn.

Einer habe nicht seines Weibs Bruder Tochter.

Noch seines Weibs Schwester Tochter.

Eine habe nicht ihres Mannes Bruder Sohn.

Noch ihres Manns Schwester Sohn.

Einer habe nicht seines Weibs Mutter oder Schwieger.

Eine habe nicht ihren Stieff=Vater.

Einer habe nicht seines Vaters Weib oder Stieff=Mutter.

Einer habe nicht seines Groß=Vaters Weib.

Eine habe nicht ihrer Groß=Mutter Mann.

Es soll auch keiner seines verstorbenen Stieff=Sohns/ nachgelassene Wittfrau nehmen/ dann in Keyserlichen Rechten/ wird dies Vermischung auch verbotten. ff.de ritu nuptiarum L. Uxorem.(Anm.: 69)

Was sonsten ausserhalb den ietzterzehlten Fällen/ andere mehr Gradus der Blutfreundschafft/ und Schwägerschafft betrifft/ als des zwischen zweyer Brüder= oder Schwester=Kinder sein Ehe seyn könne/ weil solches in Göttlichen Rechten nicht verbotten: Wird doch derselbige Gradus in gemeinen Land=Rechten (pag.: 146) um Zucht und Erbarkeit willen/ nicht nachgeben. Im dritten Glied aber/ sowohl Blutfreundschafft als Schwägerschafft/ als zwischen Bruder und Schwester=Kinds=Kindern/ gleicher Linien/ soll die Ehe in unseren Graf= und Herrschafften/ ohne besonder erhebliche darzu bewegende Ursachen/ niemand zugelassen/ förters aber in weitern Gradibus männiglich unverbotten seyn.

Von Bräutigam und Braut/ die sich miteinander verlobt/ und doch daß eine stirbt/ ehe das Beylager gehalten wird.

Der Sohn soll nicht nehmen seiner Braut Mutter.
Er soll nicht nehmen seines Vaters Braut/ oder Vertraute/ welche seine Stieff=Mutter solte worden seyn.
Er soll auch nicht nehmen/ seiner Braut Schwester.
Also ist auch von der Tochter zu sagen.
Die Tochter soll nicht nehmen/ ihrer Mutter Bräutigam oder Vertrauten/ welcher ihr Stieff=Vater solte worden seyn.
Item/ Sie soll auch nicht nehmen/ ihres Bräutigams (pag.: 147) Vater/ daß ist der/ mit welches Sohn sie sich zuvor Ehelichen versprochen/ und doch nicht mit ihm Beylager gehalten.
Sie soll auch nicht nehmen ihres Bräutigams Bruder
Der Vater soll nicht nehmen/ seines Sohns verlobte Braut.
Die Mutter soll nicht nehmen/ ihrer Tochter verlobten Bräutigam.

Dieweil auch Mann und Weib ein Leib/ und ein Fleisch durch die Ehe werden/ soll ein iegliches Theil sich von des andern Blutsfreunden enthalten. Es werden aber nicht allein Blutsfreunde genant/ welche von ganzer Geburt/ als von einem Vater und von einer Mutter/ sondern welche auch von halber Geburt/ als von dieser einem/ ja auch welche etwan ausserhalb der Ehe gezeuget/ und des Geblüts halben/ durch das natürliche Recht miteinander verwand seyn/ unter welchen Personen keine Ehverbindung noch Vermischung geschehen soll/ wie dann Lev.18. verbotten wird/ und wer dieser Personen eine/ so ihme mit Blutverwand und verbotten/ berühret/ der hat eine Blutschande begangen.

Wo jemand mehrers Berichts benöthiget wäre/ (pag.:148) der soll sich des zuvor bey unsern Consistorio erholen/ und ehe solches geschehen/ zu keiner Ehelichen Verpflichtung schreiten: Dieses seyn die Personen und Glieder/ welche zum Theil von GOtt selber/ etliche aber durch das natürliche Recht/ und die Obrigkeit bey schwerer Pein und Straf/ als der Geistlichen Obrigkeit/ des Bannes und Abschneidung von der Gemeinschafft der Christlichen Kirchen/ auch solcher verbottenen Personen Voneinanderscheidung: Und unser/ der Weltlichen Obrigkeit/ unnachläßiger Straf/ als des Feuers/ Schwerds/ und anderer mehr/ zu Ehelichen oder zuberühren/ verbotten seyn. Derohalben wolle sich iederman dafür hüten/ daß er nicht selbst sich/ noch auch andere Leut mit Blutschanden verunreinige/ und nicht mit verbottenen Personen sich zuverehelichen/ oder Vermischung und Unzucht zu treiben/ unterstehe/ noch einlasse/ damit er ein rein Christlich Gewissen haben möge/ auch Göttlicher Majestät/ und Weltlicher Obrigkeit Zorn und ernstliche Strafe nicht auf sich lade/ ja auch Land und Leut/ solcher Sünden halben/ nicht verunreinige/ in Jammer und Noth führe/ wie uns dann die erschröcklichen Exempel in der H. Schrift werden (pag.: 149) vorgehalten/ daran zu sehen/ wie hart GOtt die Blutschande/ und Unzucht zu allen Zeiten pflege zu strafen/ wie solches die Straf der Sündflut bezeuget/ der Stadt Sodoma und Gomorra/ der Sihemiter/ da üm eines Mannes Unzucht willen/ eine gantze Stadt verwüstet/ und verheeret wurde. Item Num. 25. Da üm der Hurerey willen 24000. Item Judic.20. 25000. aus dem einigen (Anm.: 70) Stammen Benjamin/ ja auch so viel Völcker im Land Canaan erschlagen/ und aus dem Land vertrieben wurden. Darüm spricht GOtt der HERR Lev.am 18. Haltet meine Satzung und Rechte/ und thut dieser Greuel keinen/ auf daß euch das Land auch nicht ausspeye/ wann ihr es verunreiniget/ gleich wie es die Heyden hat ausgespeyet/ die für (Anm.: 71) euch waren. Dann das ist der Wille Gottes/ spricht St, Paulus euerer Heiligung/ daß ihr meydet die Hurerey/ und ein ieglicher unter euch wisse sein Faß/ das ist/ sein Leib zu behalten in Heiligung und Ehren/ nicht in der Lust=Seuche/ wie die Heiden/ die von GOTT nichts wissen. Das helff uns GOtt Vater/ Sohn/ und heiliger Geist/ Amen.



CAPUT XI.
Von Besuchung und Communion
der Krancken

Der Allmächtige und barmhertzige GOtt/ hat sich der Elenden und Betrübten/ die seinen Nahmen aus rechten Vertrauen anruffen/ so gnädiglich angenommen/ daß Er ihnen nicht allein allen Väterlichen Schutz und Hülff verspricht/ sondern führet auch unter den Zunamen seiner Majestät fürnehmlich diesen Titul/ daß Er sey ein Zuflucht der Elenden/ ein Heyland derer/ die da seyn eines zerknirschten Hertzens/ und hat auch zu mehrmahlen ehe wollen den natürlichen Lauff des Himmels und der Erden verendern/ als daß Er die Elenden in ihrer Noth verlassen solte.

Neben dem/ so berufft auch der Sohn Gottes/ alle Betrübte zu Ihme/ und verspricht ihnen Hülffe: Kommt alle/ sagt Er/ zu mir/ die ihr beschwehret und beladen seyd/ ich will euch erquicken. Nun sind die Krancken nicht die geringsten unter den Beschwerden und (pag.: 151) Beladenen/ als die so nicht allein ihrer leiblichen Schwachheit halber/ sondern auch von wegen der Sünden/ des Todes und der Verdamnüs/ deren sie durch Kranckheit erinnert werden/ grosse bescherliche Kümmernüs/ und Anfechtung haben.

Darüm sollen auch die Kirchen=Diener sich der Krancken/ so ihres Kirchen=Dienstes begehren/ mit allem Ernst und Fleiß annehmen/ und denselben/ vermög ihres Beruffs/ Christlichen Trost beweisen. Dann solches hat ihnen GOTT in seinem Wort zu thun befohlen/ zum Römern am 12. nemmet euch der heiligen Nothdurfft an. Item/ Hebr.13.Cap. Gedencket der Gebundenen/ als Mitgebundene/ und derer die in Trübsal seyn/ als die ihr auch desselbigen Leibs Glieder seyd. Daher so sagt auch Sirach am 7. Cap. Beschwere dich nicht die Krancken zu besuchen/ denn üm des willen wirst du gelobet werden. Es siehet uns auch aus allerley bewegenden Ursachen/ für gut an/ daß die Kirchen=Diener auch denen Krancken/ so ihrer nicht begehren/ ihren guten Willen und Dienst durch sich selbst/ oder ihre Verwandte und Zugethane erzeigen und anbieten. (pag.: 152) Und demnach die Betrübten und Krancken/ beydes durch die Predigt und Sacrament getröstet werden mögen/ so soll ein Kirchen=Diener/ der zu einem Krancken beruffen wird/ auch in gemeinen Sterbens=Läufften/ unverdrossen und bereit seyn/ den Armen so wohl als den Reichen zu dienen/ und anfänglich wahrnehmen/ wie es mit dem Krancken eine Gestalt habe/ ob ihme der allein den leiblichen Schmertzen lasse angelegen seyn/ oder ob er auch der Sünden und ewigen Verdamnüs halben/ Beschwerungen trage: Wie es nun der Kirchen=Diener befindet/ also soll er auch seine Unterweisung und Tröstung/ mit Erklärung Göttliches Zorns und Gnaden darnach richten/ daß der Unachtsame/ in Erkäntnüs seiner Sünden/ und darauf zur Begierde Göttlicher Gnaden geführtet/ der Betrübte aber und Erschrockene/ in seinem Gewissen mit dem Evangelio getröstet werde. Darnach soll sich der Kirchen=Diener gegen den Krancken halten/ mit der Beicht und Absolution/ wie es mit dem Gesunden gehalten wird/ und zuvor im Capitel von der Beicht und Absolution geschrieben ist.

Und wiewohl das heilige Abendmahl vornehmlich in gemeiner Versammlung der Kirchen (pag.: 153) zu halten ist/ iedoch/ dieweil Christus spricht: Wo zween oder drey in meinem Namen versamlet/ oder zusammenkommen/ da bin ich mitten unter ihnen: So giebet Er hierinn zuverstehen/ daß auch ein Kirch Christi sey/ wo sich ein Kirchen=Diener und ein Krancker/ im Namen Christi bey einander finden/ so ist der Krancke/ der wahrhafftig in Christum glaubt/ nicht weniger ein Glied Christi/ und der Kirchen/ als ein Gesunder/ hat auch seine Gerechtigkeit (Anm.: 72) zu den Gütern der Christlichen Kirchen/ unter welchen das Sacrament des Abendmahls / nicht das geringste ist/ eben so wohl als die Gesunden. Darüm soll ihm auch das Abendmahl auf sein gebührliches Begehren/ keines wegs abgeschlagen werden.

Es sollen aber die Pfarr=Herrn die Leut vermahnen/ daß sie in ihren Kranckheiten/ mit dem begehren des Sacraments/ nicht biß auf die letzte Noth verziehen/ sondern sich bey der Zeit lassen anzeigen/ damit sie der Gebühr nach verhöret/ unterrichtet/ und getröstet möchten werden.

Da auch die Pfarr=Herrn bey den Krancken in den Häusern/ Armuth/ Hunger/ und andere Gebrechen/ an nöthigen Dingen spüren (pag.: 154) würden/ sollen sie dieselbige den Kasten=Meistern (Anm.: 73) anzeigen/ daß solchen heimlichen armen Leuten/ die ihre Nothdurfft aus Scham niemand klagen dörffen/ gerathen und geholffen werde. Auch sollen sie die wohlhabende Leut ansprechen/ und Christlich vermahnen/ daß sie solchen Armen/ Hülffe= und Wartlosen/ mit Gelt/ Speise/ Labsal/ Leinen Gerähte/ und dergleichen Wollen Rath/ rathlich und bedhülfflich seyn.


CAPUT XII.
Wie man Gefangene/
und zum Tod verurtheilte/
unterrichten und trösten soll.

Zum allerersten mag man fragen/ warüm die Gefangene liegen/ da wird man dann bald an der Antwort mercken/ wie es um ihr Hertz stehe. Etlicher wird schweigen/ nichts bekennen/ oder sich anheben zu entschuldigen/ wie daß er unschuldig darein komme: Etlicher (pag.: 156) wird bekennen/ aber doch mit Trotz:

Etlicher wird bekennen/ daß man an Worten und Geberden sehen muß/ daß er sehr bekümmert/ voll Leid und Jammers ist. In Summa es lasse sich allhier einer sehen wie er wolle/ so kan man daraus Ursach nehmen/ mit ihm zu handlen.

Alle Handlung aber/ er antworte wie er wolle/ muß darauf bestehen/ ist er blöde oder forchtsam/ so muß man ihn mit Gottes Güte/ und Barmhertzigkeit trösten/ ist er aber verwegen und trotzig/ so muß man ihm die Sünde wohl einreiben/ und einen Schrecken in ihn jagen/ daß er sich erkennen/ und über seiner Mißhandlung/ Rew und Leid lerne haben. Wie nun solche zwey Stück anzugreiffen/ und zu handlen seyn/ wird einfältig (Anm.: 74) hernach berichtet werden/ dann mit solchen Leuten/ und an solchem Orth/ will sich scharffe Kunst und Subtiligkeit nicht leiden.

Von dem Schrecken.
Weil nun die Sünde/ welche von Weltlicher Obrigkeit mit dem Schwerd oder Tode gestrafft werden/ ohne alles Mittel (pag.: 156) wieder die Zehen Gebot seyn/ soll man mit den Zehen Geboten anfahen/ wann man solche arme Leut zum Erkantnüs ihrer Sünde bringen will/ nemlich ob er auch ie zur Predigt gangen/ und die Zehen Gebot Gottes gelernet/ und gehöret habe.

Sagt er/ er habe es nie gehört/ so weiß man wie solch Gottloß Leben zu strafen ist/ wo man nach GOtt und seinem Wort/ bey gesunden Leib/ so gar nichts gefragt hat. Derohalben solche rohe Leut GOtt wiederum verachtet/ und in solche Sünd und Schand fallen läst. Sagt er aber er habe es gewust/ so folget/ daß die Sünde desto grösser sey/ weil er sich nicht dafür gehütet/ und dem Wort Gottes nicht gefolget hat.

Zum andern ist solche Sünde nicht allein wieder GOTT und sein Wort/ sondern auch wieder die Obrigkeit und den Nächsten/ daß ein solcher Mensch zugleich wieder GOtt und die Weltliche Obrigkeit gesündiget hat./ da mag man ihn vermahnen/ was er mit einem Knecht oder Kinde thun wolt/ so seines Willens nicht geleben wolte/ wie er wieder Gottes und seiner Obrigkeit willen/ muthwillig gethan hat/ da er gewust/ daß es GOtt verbotten/ auch manchmal gesehen habe an andern/ so dergleichen wieder Gott (pag.: 157) und die Obrigkeit gethan/ was es für ein End mit denselbigen genommen habe. Also soll man ihm die Sünde grob einreiben/ und dermassen fürbilden/ daß ers greiffen/ und dieselbige nicht mehr läugnen noch beschönigen mag. So ihme nun das Hertze zubrechen begönnet/ soll man mit dem Trost auf Gottes Güt/ und des zukünftigen Lebens weiter fahren. Wo er aber solches noch verachten/ und im Trotz noch unbußfertig bleiben würde/ da kan man nicht besser/ dann daß man bey ihme anhalte/ und die vorstehende Gefahr wohl einbilde.

Zum Ersten/ er sey ietzunder im Gericht Weltlicher Obrigkeit/ dem werde er nicht entlauffen. Darnach werde er für Gottes Gericht auch kommen/ da sey kein Mittel mehr/ werde er seine Sünde nicht erkennen/ und Vergebung von GOtt begehren/ so muß auf solchen zeitlichen Tod der ewige Tod folgen/ welcher doch viel schwehrer und unleidlicher ist/ als der zeitliche/ sintemal er ein ewig Ding ist/ und nimmermehr aufhöret. Solcher Fahr/ sprich/ lieber Freund/ will ich dich erinnert haben/ bleibstu verstockt/ so bleibst du dirs in Ewigkeit/ wiederüm/ bekehrest du dich/ so soll der zeitliche Tod/ als die Straf deiner Sünden/ aufhören (pag.: 158) und dort in ewiges Leben und Freude/ verwandelt werden. Dann GOtt will dem Sünder gnädig seyn/ und vergeben/ wenn er sich von Hertzen bekehret/ und ihm seine Sünde läst leyd seyn. Weiter kann man es mit solchem Menschen nicht bringen. Darum mag man ihn selber/ mit solchen Gedancken bey sich ein Zeitlang arbeiten lassen/ und GOtt für ihn bitten/ daß Er sein Hertz erleuchten/ und dem bösen Geist wehren wolle etc.

Vom trösten
Wo aber das Hertz zuvor blöde/ erschrocken/ oder durch solche Vermahnung ist erschreckt worden/ und läst ihm die Sünde leyd seyn/ da muss man alsdann zweyerley Trost haben. Erstlich den Trost des Gewissens/ daß sie sich wieder das böse Gewissen wehren/ und mit Gottes Güte trösten lernen. Darnach den Trost wider das Sterben/ und den schmählichen Tod/ daß sie ihn verachten/ und sich eines bessern Lebens/ dann hie ist/ trösten lernen. Den Trost des Gewissens mag er also anfahen/ nemlich daß man zum Ersten/ den armen Menschen vermahne/ er wolle von Hertzen GOtt (pag.: 159) dancken/ weil es doch sonst muß gestorben seyn/ daß ihn GOtt also zur Busse gefordert/ und an den Orth bracht habe/ da man ihnen zu einem rechten Sterben unterweisen/ und trösten könne. Darnach soll man ihn trösten seiner Sünde halben/ und vermahnen/ daß er derselben halben/ nicht verzage. Dann GOtt hat nicht Lust an der Sünder Tod/ Er will die Sünde vergeben/ und ewig selig machen: Darum hat Er seinen einigen Sohn JEsum Christum Mensch werden und sterben lassen/ auf daß Er für uns liede/ und wir durch sein Sterben und Leiden/ Vergebung der Sünden und ewiges Leben hätten.

So dich nun deine Mißhandlung anficht/ und dein Gewissen bekümmert/ so siehe hieher/ was Christus für dich gethan hat/ dann also heißt der Spruch: Christus ist das Lämmlein Gottes/ welches der Welt Sünde trägt. Bist du ein Mensch/ so bist du auch ein stück der Welt/ bist du dann ein stück der Welt/ wo hat GOtt deine Sünde hingelegt? Für der Welt ligen sie auf dir/ darum must du auch sterben/ daß ist der Welt Urtheil. Was ist aber Gottes Urtheil? Nemlich/ daß Christus Jesus deine Sünd von dir genommen/ und auf sich geladen/ (pag.: 160) dieselbigen getragen/ und dafür bezahlet hat/ auf daß du für Gottes Urtheil/ so du dich solches Leydens Christi annimst/ von Sünden frey/ und ein Kind Gottes in Ewigkeit bleiben solt. Dann also spricht Christus selber/ Johann. am 3. GOtt hat die Welt also geliebet/ daß Er seinen einigen Sohn hat hingeben/ auf daß alle die an Ihn glauben/ nicht verlohren werden/ sondern das ewige Leben haben. Hie hörest du/ wo Christus nicht wäre gestorben/ müsten wir alle der Sünden halber verlohren seyn. Nun aber Christus gestorben ist/ sollen wir alle an Christum gläuben/ das ist/ uns seines Leidens annehmen/ und glauben/ daß es um unsert willen/ und uns zu gut geschehen sey/ und daß wir dadurch von Sünd und Tod erlößt seyn/ so sollen wir nicht verlohren werden/ sondern das ewige Leben haben. Diesem Sohne Gottes solt du Glauben geben/ und seine Verheissung nicht verachten. Auf solche und dergleichen Weiße/ soll man den Armen=Sündern die Wohlthat Christi einbilden/ und sie trösten/ so wird GOtt durch seinen Geist bey dem Wort seyn und wircken. Alsdann so solches geschehen/ mag man auch zu dem übrigen Stück greiffen/ und dem Armen den schmählichen (pag.: 161) leiblichen tod/ sanfft und leicht machen/ auf solche Weiße:

Vom Trost wider die Weltliche Schand/ und den leiblichen Tod.

ERstlich soll man die armen Mörder/ Dieb/ und andere/ so in solche Sünden und Strafen gefallen seyn/ unterrichten und lehren/ daß die äuserliche Straf nicht aus Menschlichem Rath komme/ sondern sey Gottes Ordnung/ der wolle Zucht und Frieden in diesem Leben erhalten/ und mit solchen Exempeln lehren/ daß Er gerecht sey/ und habe einen ernstlichen Zorn wieder alle Sünde. Derowegen wolte ihnen gebühren/ daß sie GOtt in diesem Elende gehorsam seyn/ ihme zu Ehren den zeitlichen Tod gerne leiden/ Zeugen seiner Gerechtigkeit seyn/ und andern ein Exempel geben/ daß sie solche Laster und Straf meyden.

Zum andern/ ob schon die zeitliche Schmach wehe thut/ sollen sie doch dargegen betrachten/ daß sich der HErr Christus vielmehr gedemüthiget hat/ dann der hat für GOtt aller Welt Sünde und Ungnad getragen. Diesem Sohn (pag.: 162) Gottes/ sollen sie in die Fußstapffen treten/ und seinem Exempel folgen/ auch sich dargegen trösten/ daß ihre Sünde für GOtt zugedecket ist/ und daß sie nach diesem Leben/ um Christi willen Erben des Ewigen Lebens seyn sollen/ solche Erinnerung soll diesen Leuten offt vorgehalten werden/ nach Gelegenheit der Person.

Sie sollen auch vermahnt werden/ daß sie ihren Richtern und Anklägern gern vergeben wollen/ in Ansehung und Betrachtung/ daß diese Straf nicht aus Menschlichem Rath komme/ sondern sey Gottes Werck/ und könne solche Straf wohl schrecklicher kommen/ wann gleich alle Menschen stillschwiegen. Bey dieser kurzen Erinnerung/ sollen die Pfarr=Herrn weiter betrachten/ was nach Gelegenheit der Personen zum schrecken/ zu Trost/ und zur Gedult zu erinnern ist.

Der Allmächtige GOtt/ der gesprochen hat/ Er wolle nicht des Sünders Tod/ sondern daß er bekehret werde/ und das Leben habe/ wolle alle Betrübte gnädiglich zu sich bekehren/ trösten/ stärcken/ und in ewige Seeligkeit bringen. Auf diese Weiße soll man einfältig (Anm.: 75)mit den Armen in solchem Fall handlen.



(pag.163)

CAPUT XIII.
Von Toden und Begräbnissen.

Es bringet zwar denen/ so in unserm HErrn JEsu Christo/ aus diesem zeitlichen Leben verschieden seyn/ unser Dienst auf Erden kein Nutz. Dann weil Christus sagt: Ich bin die Auferstehung/ und das Leben/ wer an mich glaubt/ der wird leben/ ob er schon stürbe. Item/ wer da lebet/ und gläubet an mich/ der wird nicht sterben: So seyn wir gnugsam vergewißert/ daß/ welcher im Glauben und Vertrauen auf unsern einigen HErrn und Heyland Jesum Christum/ von dieser Welt abscheidet/ der sey nun gewißlich in der Zahl derselbigen/ und werde mit Freuden besitzen/ die Herrligkeit des Himmelreichs am Jüngsten Tage: Nichts desto weniger/ sollen wir unsere Abgestorbene ehrlich und gebührlich zu der Erden mit solchen Diensten/ die uns Lebendigen zu Christlicher Erinnerung dienen/ bestettigen/ nehmlich/ daß wir darmit unseren Glauben von der Auferstehung bekennen/ zeigen auch (pag.: 64)an /welche/ und warüm sie selig zu achten seyn. Damit nun der Abgestorbenen Christen Begräbnus/ möchte nutzlich gehalten werden: Als wollen wir/ daß sich unsere Pfarr=Herrn und Unterthanen/ in denselbigen folgender Ordnung gebrauchen sollen.

Da iemand durch Kranckheit/ oder tödlichen Abgang von diesem Jammerthal abgefordert würde/ soll derselbige nicht alsbald begraben/ sondern zum wenigsten zwantzig und vier Stunden/ daheim im Hauß behalten werden. In Betrachtung/ daß etliche durch geschwinde Kranckheiten oder Omacht/ etwan also schwach/ mattloß und verzucket/ daß sie für tode Menschen angesehen/ und doch gleichwohl sich über etliche Stunden wiederum erholen/ verständig und lebendig werden.

Alle Toden sollen ehrlich begraben werden/ den Lebendigen zu einer Erinnerung ihrer Sterbligkeit/ auf daß ein ieder sein Ende/ und wie ungewiß dasselbige sey/ bedencke/ sein Leben bußfertig anstelle/ und sich zum Tod bereit und geschickt mache:

Den Leichen soll allein an den Orthen da sie verstorben/ und nicht anderst wo geläutet werden/ aus Ursachen/ daß solches ein Aberglaub/(pag.: 165) Superstition, (Anm.: 76) und seinen Ursprung vom ertichteten Fegfeuer bekommen.

Es soll auch die Leich mit einem Tuch gleich bedecket/ und mit dem Pfarr= Herrn/ Diacon, Schulmeistern und Glöcknern/ einen oder mehr/ samt den Schülern/ wo die vorhanden seyn/ mit Christlichen Gesängen beleutet/ und zu der Erden bestattet werden.

Darbey mag man auch die Glocken läuten lassen/ auf daß hiemit die Leuth/ so die Leich zum Begräbnus beleiten wollen/ ein Zeichen der Zeit ihrer Versammlung haben mögen.

Die Kirchhöff sollen allenthalben ehrlich und rein/ als ein Schlaff - Haus der Christen/ so am Jüngsten Tag von Christo aufgeweckt/ und selig gemacht sollen werden/ gehalten mit Mauren/ Plancken/ Zäunen und Thüren/ verwahret seyn/ und dem Viehe allenthalben mit Fleiß vermacht (Anm.: 77)werden.

Es sollen auch die Kirchen=Diener/ bey dem Begräbnus aller derer so sich des hochwürdigen Sacraments gebraucht/ eine kurtze Leich = Predigt thun/ dadurch die Leuth zuermahnen/ daß sie allzumahl sterblich/ und sich alle Stunde zum Tode rüsten und bereiten sollen. Und von solcher Predigt soll man den Pfarr=Herrn (pag.: 166) an statt der Begängnüs/ darvor in Papstthum belohnet worden/ vier alb. erlegen. Was arme Leut seyn/ gegen die/ wird sich ein verständiger Pfarr=Herr wegen der Belohnung/ wohl zu halten (Anm.: 78) wissen.

Die Predigt sollen die Pfarr= Herrn/ ungefehrlich mit dieser Praefation (Anm.: 79) anfahen.

Lieben Freunde/ wir haben ietzunter/ wie wir tröstlicher Zuversicht/ und Hoffnung seyn/ ein Mitglied unsers HErrn JEsu Christi/ aus Christlicher Lieb zum Begräbnüs geleitet. Damit wir nun nicht ohne Trost und Unterricht wiederrum abtretten/ so wollen wir hören folgende Wort des heiligen Geistes/ aus dem Evangelisten oder Aposteln etc. solche Text/ welche aus heiliger Schrifft genommen/ sollen sie kürtzlich erklären/ und wo GOTT der Allmächtige an den verschiedenen Leuten besondere Gnade/ an ihrem Leben und Sterben bewiesen/ und uns Exempel des Glaubens vogestellet/ die soll man zum Preiß des HErrn/ und Besserung der Gemeine Gottes/ mit mäßiger Gottsfürchtiger Erzehlung vermelden. (pag.: 167) Doch sollen hierinn die Prediger ein fleißiges Aufsehen haben/ daß sie dem Menschen nichts zugefallen reden/ auch sich in diesem nicht übermäßig erzeigen/ sondern allein aus lauterem Hertzen/ die Besserung der Kirchen/ mit dem Preiß der Gaben Gottes fördern.

Es mag auch ein Prediger bey dem Begräbnus/ sonderlich da wenig Volck mitgehet/ diese kurtze Vermahnung thun etc.

Ihr Allerliebsten/ ihr sehet/ wie wir durch tägliche Exempel erinnert werden/ daß wir hier keine bleibende Statt haben/ sondern alle Stunde des Tods gewarten müssen. Derohalben sollen wir in steter Bereitschafft sitzen/ von Sünden ablassen/ unser Leben bessern/ und frömmer werden/ auf daß/ wann GOtt über uns gebieten würde/ Er uns in seiner Furcht/ in einem rechten Glauben/ und wahrer Liebe gegen den Nächsten finde. Weil aber der böse Feind und unser Fleisch uns immerdar zur Sünde treibet/ und von der Furcht Gottes abfähret/ ist es hoch vonnöthen/ daß wir erstlich von Hertzen bitten/ GOtt wolle (pag.: 168) uns gnädig seyn/ und alle unsere Sünden vergeben/ darnach daß Er wolle durch seinen heiligen Geist unsere Hertzen erleuchten/ daß wir in Gottesfurcht und dem Glauben/ und in der Liebe gegen dem Nächsten zunehmen/ und wachsen/ und seiner herrlichen Zukunfft in gutem Gewissen erwarten mögen/ auf daß wir den Bräutigam nicht versäumen/ wie die thörechtigen Jungfrauen/ sondern mit unsern Lampen und Oel/ das ist mit rechtem Glauben und gutem Gewissen/ dem HErrn Christo entgegen kommen/ und durch Ihn das ewige Leben ererben mögen. Darnach bete man weiter. Collect.(Anm.: 80)

Allmächtiger GOtt/ der du durch den Tod deines Sohns/ die Sünde und Tod zu nichte gemacht/ und durch seine Auferstehung/ Unschuld und ewiges Leben wiederbracht hast/ auf daß wir von der Gewalt des Teufels erlöset/ und durch die Krafft deroselbigen Auferstehung/ auch unsere sterbliche Leiber von den Toden auferwecket sollen werden: Verleihe uns/ daß wir solches festiglich und von gantzem Hertzen glauben/ und die fröliche Auferstehung (pag.: 169) unsers Leibs/ mit allen Seligen erlangen mögen/ durch denselben deinen lieben Sohn JEsum Christum unsern HERRN/ Amen.

Hierbey ist zu mercken/ wie hieroben ist angezeigt worden/ wo einer auf vorgehende Erinnerung der Kirchen in öffentlichem Laster/ halsstarriger und gefährlicher Weiße beharret/ und also ohn Buß und Bekehrung stirbet/ debselbigen soll man ohne Ceremonien/ zur Begräbnus bestatten/ aus Ursach/ wie oben vermeld in dem achten Capitel vom Christlichen Bann.

Dieweil auch grosse Ungleichheit mit dem Begräbnüs der ungetaufften Kinder/ oder da sie in Mutter Leibe gelebet/ aber tod auf die Welt kommen/ gehalten/ daß etliche Pfarr=Herrn/ dieselbigen nicht wollen auf den Kirch=Hof/ bey andere Christglaubige begraben lassen/ dadurch dann Christlichen Eltern nicht allein groß Betrübnüs gemacht/ sondern offtermahls die Mütter/ als schwache Werckzeuge in grosse Anfechtung gerathen/ und aber der Christen Seeligkeit/ nicht also in die heilige Tauff gebunden/ wann die Christliche Mütter an den Kindern nichts versäumet/ noch an dero (pag.: 170) unzeitigen Tod schuldig/ sie aber durch das Gebet dem Allmächtigen/ vermög seiner Verheissung befohlen/ da Er saget: Ich bin dein Gott/ und deines Saamens nach dir/ daß sie darüm verdamt werden sollten/ wie dann ohne Zweifel viel Kinder im Alten Testament für (Anm.: 81) dem achten Tag gestorben/ die nicht beschnitten/ und gleichwohl ungezweiffelt seyend selig worden. Der Ursachen dann auch an solcher Kinder Seligkeit/ die also durch das gläubige Gebet GOtt befohlen/ nicht zu zweiffeln; So sollen hinfort die Pfarr=Herrn und Kirchen=Diener solche Kinder nicht weniger/ als die andern/ mit christlichen Ceremonien/ nach iedes Orths Gebrauch/ zur Begräbnüs beleiten/ und bey andere Christen zur Erden bestatten.

Nachdem auch zur Zeit der Pestilentz/ sich hin und wieder gantz beschwerliche und erschreckliche Fälle zugetragen/ daß denen/ welche diese Kranckheit angestossen/ kein Rath noch Hülffe geschaffet/ sondern wieder den Glauben und Christliche Liebe verlassen/ daß sie übereinander verderben/ und Trostloß sterben müssen/ welcher Cörper auch etliche Tage in den Häusern unbegraben ligen/ um welcher unmenschlichen Unbarmherzigkeit willen/ GOtt noch zum grössern (pag.: 171)Zorn und Strafe kan bewegt werden.

Ist derhalben unser Befelch/ daß in solchem ein gebührlich Einsehen/ und christliche Ordnung in Stätten und Dörffern geschehe/ damit nicht so abscheulich wider den Glauben/ und Liebe gehandelt/ sondern die mit solcher Plage leiblich von GOtt heimgesucht/ ihre gebührliche Hülff haben/ und die Verstorbenen/ als die rechten Glieder Christi/ zur Erden bestättiget werden mögen.

Solches soll in allen Kirchspielen/ also angestellet werden/ daß man in Sterbens=Läufften (Anm.: 82)/ mit gesamter Hülff einen oder mehr Toden=Gräber halten/ welche die Abgestorbenen zur Erden bringen/ damit nicht/ wie biß dahero mit grossem Aergernüs an etlichen Oertern geschehen/ der Ehemann sein Weib/ das Weib den Mann/ die Eltern ihre Kinder selbst begraben/ oder aber der Verstorben Cörper gantz und gar unbegraben ligen lassen.

Nachdem sich auch an etlichen Orten begibt/ daß die toden Cörper durch die unvernünftigen Thiere/ da die Kirch=Höf nicht zum besten verwahrt/ weil sie nicht tief in die Erde gelegt/ ausgegraben werden: So sollen unsere Beambten/ Schultheißen/ Vögt und Richter (pag.: 172) iedes Orths/ diese Verordnung thun/ daß die Gräber vor die Alte und erwachsene Leuth/ auf daß wenigste eines Manns tief/ deßgleichen auch der Kinder also begraben werden/ auf daß dergleichen nicht mehr zubesorgen.

Es soll auch der unnütze Costen/ so nach den Begräbnüssen in den Wirths=Häusern/ mit Fressen und Sauffen angestellet/ dardurch die Freundschaft der Verstorbenen/ bißhero nicht wenig beschweret werden/ förters gäntzlich abgeschafft/ und mit Ernst darüber gehalten werden.



CAPUT XIV.
Vom Leben und Wandel
der Kirchen=Diener

Damit hinfort/ so viel imer möglich/ schädliche Aergernüs allenthalben verhütet/ Christliche Zucht und Ehrbarkeit/ durch Gottes Gnad und Seegen gepflantzet/ und erhalten werden möge: So wollen wir/ daß unsere Pfarr=Herrn und Kirchen=Diener (pag.: 173) nicht allein in der Lehr/ rein und richtig/ sondern auch in ihrem Leben und Wandel/ sich in Worten/ und Wercken/ und Geberden/ Kleidungen/ und allen andern ehrbarlich gegen iederman/ freundlich/ züchtig/ bescheiden/ und demüthig/ und in Summa allenthalben/ und in allem Christlich/ und also verhalten sollen/ daß sie männiglich/ sonderlich aber ihren Pfarr=Kindern/ kein Anstoß noch Aergernüs geben/ sondern dermassen mit guten Exempeln vorgehen/ daß die Pfarr=Kinder/ und sonst männiglich denselben mit Lust und Frucht seliglichen/ und ohne Aergernüs folgen mögen.

Derowegen sie sich aller Menschlichen Uppigkeit/ und daraus folgenden Verdachts/ vor allen Dingen hüten/ und da sie noch ledig in den heiligen Ehestand begeben/ und sich in demselbigen in Christlichem Frieden und Einigkeit/ der gantzen Gemeine zum löblichen Vorbilde/ verhalten/ ihres Amts und Studierens fleißig abwarten/ Sauffens/ Spielens/ unversöhnlichem Haß/ Zanck/ Hader/ Unzucht/ spatzieren gehen/ Ausreissens/ und anderer Leichtfertigkeit/ wie auch der gemeinen Wirths=Häuser sich enthalten/ auch selbst in den Pfarr=Häusern nicht viel Gasterey halten/ und also (pag.: 174) männiglich zu fleißiger Anhörung GOTTES Worts/ und offter Empfahung des hochwürdigen Sacraments des Leibs und Bluts Christi reitzen.

Darneben sollen sie auch untereinander sittig/ und freundlich leben mit ihren Collegis, sich nicht in frembde Händel mengen/ die nicht ihres Berufs seyn/ nicht Gezänk und Partheyen unter den Leuten anrichten/ die Diaconi ihre Pastores, und sie beyde ihre Superintendenten in gebührenden Ehren halten/ ihnen gehorsam seyn in allen billichen Sachen/ sie nicht bey der Gemeine verkleinern/ nicht wieder sie practiciren/ oder Rotten anrichten/ die Gewaltigen (Anm.: 82b) und den Pöbel nicht wieder sie verbittern/ oder verhetzen/ der Hoffnung/ sie endlichen müde zu machen/ oder gar auszubeissen.

Damit auch zwischen dem gemeinen Mann/ und Kirchen=Dienern Unterschied gehalten/ und einer für dem andern in seinem Stande/ auch äuserlich erkant werde: So sollen sich die Kirchen=Diener hinführo aller leichtfertigen/ kurtzen und zerschnittenen Kleidungen/ so mit Sammet und Seyden verbremet/ wie auch der ietzigen Gösischen (Anm.: 83) Kleidung enthalten. (pag.: 175

Sie sollen auch ihre Weiber und Kinder/ zur Gottesfurcht/ aller Ehrbarkeit und Zucht/ sonderlich aber zur wahren Christlichen Demut ziehen/ denselbigen keineswegs gestatten/ in güldenen Hauben/ Ketten/ Sammet oder Seydenwerck/ mit Spitzen/ und Schweiffen zugehn/ dadurch sie nicht allein andere Leut in die Hoffart stecken/ sondern auch Ursach geben/ das heilige Predigt=Ambt zu lästern/ und den Stand der Prediger veracht/ und verhasst zu machen.

Es sollen sich auch die Pfarr=Herrn/ aller unehrlichen Handthierung/ wie auch des Wein= und Bierschancks/ Kauffmannschafft/ Verkaufs auf Wucher/ und dergleichen Händel/ gäntzlich enthalten.

Da aber einem Kirchen=Diener eigener Wein wächst/ soll andern Leuten zuverkauffen/ ihm ungewehrt seyn/ allein daß sie nicht öffentliche Zeichen ausstecken/ oder Gäste zur Zech in die Häuser setzen/ daraus der Kirchen groß Aergernüs/ und den Pfarr=Herrn grosser Schimpf/ Spott/ Gefahr/ Nachtheil und Schaden erfolget. Da sich aber einer anderst/ dann wie ietzt in diesem Capitel vermeldet/ halten würde/ soll er alsbald seines Ambts entsetzet werden.


(pag.: 176)

CAPUT XV.
Wie sich die Kirchen=Spiels Leute und Eingepfarrte/
gegen Gottes Wort/ und die H.Sacramenta verhalten sollen.

Die Kirchspiels Leute und Pfarr=Kinder/ sollen für allen Dingen/ fleißig sich in der Kirchen/ an Sonn=Feuer (Anm.: 84) =und Wochentlichen Bet=Tagen finden/ wenn Gottes Wort geprediget wird/ dasselbige mit Andacht hören/ hertzlich GOtt anruffen/ und für alle seine Gutthat dancken/ sich auch keine Ursach/ ausserhalb äuserster Noth/ von demselben abhalten lassen.

Sie sollen auch ihre Kinder und Hausgesinde/ mit Fleiß zu Predigt Göttliches Worts schicken/ und sie mit gebührendem Ernst darzu anhalten; Da sie aber nicht alle auf eine Stunde zur Kirchen kommen/ sondern eins im Hause bleiben muß/ sollen die Personen miteinander im Hause abwechslen/ daß/ welches vom (pag.: 177) Hauß=Gesinde Morgens daheim im Hauße bleiben/ dasselbige nachmahls die Nachmittags Predigt besuchen soll.

Sonderlich aber sollen sie ihre Kinder/ und das junge Gesind fleißig zur Predigt des Catechismi und Examine desselbigen halten/ auch wann sie es zur Kirchen schicken/ ihnen selbst nachsehen/ ob sie daselbst hin/ und nicht an andere Oerter gehen/ auch deßhalben nicht allein fleißige Nachforschungen haben/ sondern auch wann sie wieder zu Hauß kommen/ selbst befragen/ was man geprediget/ und was iedes aus der Predigt gelernet/ und behalten hat.

Es sollen auch unsere Beambten und Diener/ diese Verordnung fleißig thun/ daß auf den Borkirchen (Anm.: 85)/ oder andern Orten in der Kirchen/ einige Leitfertigkeit und Unfuge/ mit lachen/ schwetzen/ oder andern dergleichen/ nicht getrieben werden/ dardurch beydes der Pfarr=Herr/ und auch die Zuhörer in der Predigt Göttliches Worts/ irre gemacht/ oder gehindert werden möchten.

Auch bey unserer Strafe ernstlich verbieten/ daß niemand/ ausserhalb äuserster Noth/ aus der Kirchen lauffe/ biß die Predigt vollendet/ (pag.: 178) und das gemeine Gebet/ samt der Benediction (Anm.: 86) gesprochen werde.

Deßgleichen sollen auch unsere Beamte/ Vögt/ Schultheißen/ Richter/ Geschworne und Gerichts Personen niemand gestatten/ unter (Anm.: 87) der Predigt auf dem Kirchhoff zu stehen/ daselbst/ oder anderswo spatzieren/ oder an Fest= und Sonntagen Vor= und Nachmittage/ die Predigt Gottes Worts/ muthwillig und vorsetzlich mit ihren Weib= und Kindern versäumen.

So oft nun einer befunden/ daß er solches übertreten/ und sich zuvor bey dem Pfarrherrn/ oder unsern Beamten iedes Orths ihrer vorhabenden notwendigen Geschäfft halber/ nicht entschuldiget/ soll er in den Allmosen Kasten eine Straf erlegen/ und die Beambten sollen die Gerichts=Knecht mit Fleiß anhalten/ daß sie neben dem Pfarr=Herrn und Senioribus (Anm.: 88) auf die Leute/ welche die Predigten besuchen oder nicht/ gute Achtung haben/ und die verwirckte Strafen einbringen. Damit auch die Gerichts=Diener hierinnen desto fleißiger und williger seyn/ so mögen sie denselbigen von solchen einkommenden Strafen/ etwas verordnen. Zu gleicher Straf sollen auch verbunden seyn/ die (pag.: 179) ihre Kinder und Hauß=Gesinde nicht zur Predigt/ und Examen des Catechismi schicken.

Es sollen auch hiermit unsere Ambt=Leuth/ Rentmeister/ Schulteßen und Vögte/ ernstlich vermahnet seyn/ da nicht nöthige tringende Ursachen und Befelch von uns/ oder sonst vorhanden seyn/ daß sie die Unterthanen an Feyertagen nicht wollen mit Frohnen/ Diensten und andern beladen/ und von den Predigten und Gottes=Diensten abziehen/ und verhindern/ dieweil sonst andere Tag in der Wochen/ darinnen ihnen solche Dienste können auferlegt/ und ausgerichtet werden.

Und Gottes ernstliches Gebot erfordert/ daß der Ruhe= und Feyertag geheiliget werde/ also daß man auch das Viehe am Feyertag soll ruhen lassen/ vielmehr soll man den armen Bauers=Leuten/ die man sonst wohl in der Wochen brauchen kan/ den Feyertag vergönnen/ an welchem sie Gottes Wort hören/ und Trost in ihrem Gewissen/ aus den Predigten schöpfen mögen.

Es soll auch an Sonn= und Feyertagen iederman verbotten seyn/ ausserhalb vorfallender Noth/ welche doch allemahl zuvor dem Pfarr=Herrn/ und unsern Beambten anmelden (pag.: 180) soll/ mit den Pferden oder Hand zu arbeiten/ sondern ernstlich vermahnet seyn/ dem Gottesdienst/ damit der Feyertag geheiliget/ abzuwarten/ und der andern Arbeit müßig zugehen; Und da iemand brüchig hierinn befunden/ soll er Uns wegen der Hand=Arbeit (.........)alb. wegen der Pferd =Arbeit aber/ (..........)Groschen zur Straf geben.

Dieweil auch durch die Kirchmessen und Jahrmärckt/ welche auf die Sonn= und Feyertäge fallen/ die Predigt Göttliches Worts/ mit Aergernus versaumt wird/ solchem zu begegnen und zuvorzukommen/ sollen dieselbigen Kirchmessen und Jahrmärckt/ also angeordnet werden/ daß vor= oder unter der Predigt/ keine Buden/ sondern erst nach vollendeter Predigt aufgethan werden/ damit der Gottesdienst/ um der Krämerey willen/ nicht gehindert/ noch die Leut von der Predigt Göttliches Worts/ abgehalten werden.

Wie sich aber die Eingepfarrten bey der heiligen Tauff/ Beicht und Gebrauch der heiligen Sacramenten verhalten sollen/ ist zuvor iedes bey seinem Articul/ unterschiedlich angezeigt worden/ darnach sich ein ieglicher wisse zu richten.


(pag.:181 )

CAPUT XVI.
Wie sich die Pfarr=Kinder/
gegen ihre Seelsorger halten sollen etc.

Die Pfarr=Kinder/ sollen ihre Pfarr= und Kirchen=Diener/ als getreue Seelsorger/ für ihre Christliche Väter halten/ durch welcher Dienst sie im Gehör Göttliches Worts/ und rechtem Gebrauch der hochwürdigen Sacramenten/ wiederüm und neugebohren Kinder Gottes werden. Derowegen sie dieselbigen wehrt/ und in ihren gebührenden Ehren halten/ sie lieben/ und allen guten Willen erzeigen/ mit ihnen in Frieden und guter Einigkeit leben sollen/ wie der Apostel lehret 1. Thessal. 5. da er schreibet: Wir bitten euch lieben Brüder/ daß ihr erkennet die an euch arbeiten/ und euch vorstehen in dem HErrn/ und euch ermahnen/ habet sie desto lieber/ um ihres Wercks willen/ und seyd friedsam mit ihnen. Und abermahls 1. Tim.5. Die Eltesten/ die wohl fürstehen/ die halte man zweyfacher Ehren wehrt/ (pag.: 182) sonderlich die da arbeiten im Wort des HErrn/ und in der Lehr. Darnach wann sie vermög ihres tragenden Ambts/ mit ihnen zu reden/ und zu handlen haben/ ihnen iederzeit auch freundlichen und gebührenden Bescheid geben/ ihre Straf und Vermahnung/ so sie aus Gottes Wort thun/ zum besten aufnehmen/ und darbey bedencken/ daß sie solches thun müssen/ und bey Verlust ihrer Seelen Seeligkeit/ und zweyfacher Verdamnüs derselben schuldig seyn/ dardurch auch anderst nichts/ dann der Zuhörer Seeligkeit gesucht wird.

Sollen derohalben sie nicht anfeinden/ verachten/ verlachen/ mit schimpflichen Worten/ Lieder und Geberden/ verspotten/ viel weniger schmehen/ schänden/ lästern/ oder sich sonsten unterstehen/ an ihnen zuvergreiffen/ und sich darbey des Spruchs Christi erinnern: Wer euch verachtet/ der verachtet mich; Wie wir denn auch solche Verachtung der Kirchen=Diener/ um ihres Ambts willen/ nicht zu dulden gemeint/ sondern an den Ubertrettern mit allem Ernst/ andern zum Exempel und Abscheu/ zu strafen gedencken. Sondern sie sollen als fromme Pfarr=Kinder/ ihrer Pfarr=Herrn Lehre und Christliche Vermahnung/ so sie aus (pag.: 183) Gottes Wort thun/gehorsamlich folgen/ besonders/ wann sie der greulichen Lastern/ als Gotteslästerung/ Zauberey/ Unzucht/ Füllerey/ Hoffart/ Neid/ Haß/ Zanck/ Hader/ gestrafft/ und des erschrecklichen Zorns/ Dreuung/ und Strafen Gottes erinnert werden/ damit GOtt die Verächter seiner treuen Väterlichen Verwarnungen heimgesucht/ und härtiglichen allezeit gestrafft hat etc.

Nachem auch Christus Matth. Cap. 10. saget: Ein jeder Arbeiter ist seines Lohns wehrt, Deßgleichen St. Paulus 1. Cor,9. Wer dem Altar dienet/ der soll vom Altar leben. Item: Der HERR hat befohlen/ daß/ die das Evangelium verkündigen/ sollen vom Evangelio leben. Und abermahls Gal. am 6. Der unterrichtet wird mit dem Wort/ der theile mit allerley Guts dem/ der ihn unterrichtet;

Derowegen sollen die Pfarr=Kinder ihren Kirchen=Dienern mit Willen und gern/ was zu ihrer Unterhaltung gebührlich/ besonders aber/ was hierzu gestifftet und verordnet/ geben/ und ohne Verwegerung/ und alle Schmelerung folgen lassen.

Da auch den Pfarr= Herrn und Kirchen=Dienern an Gütern/ Zehenden/ oder Renten (pag.: 184) etwas entzogen wäre/ seyn wir geneigt/ nach dessen Befindung ernstlich zuverschaffen/ daß solches wider zu den Pfarrern gebracht werde etc. als auch viel Klagen fürfallen/ daß die Pfarr=Herrn und Kirchen=Diener ihr gebührlich Opfer von den Pfarr=Kindern mit schwehrer Mühe und Arbeit ermahnen/ zu Zeiten auch gar nichts bekommen mögen/ und der Kirchen=Diener Besöldung gar unbillig hierdurch geschwecht: So soll hinfort ein ieder Mensche der zwölff Jahr erreicht/ es habe communicirt oder nicht/ seinem Pfarr=Herrn alle Quartal einen/ und also das gantze Jahr vier Pfenning Opffer=Geld/ unwegerlich zu geben/ pflichtig seyn.

Damit sie auch nicht muthwillig verzogen/ oder in andere Weg verfortheilt/ so sollen ihnen die Heimbürger eines ieden eingepfarrten Dorffs/ solch Opffer unter ihrer Gemeine/ und bey ihren Nachbarn freundlich/ und im Fall der Verwegerung ernstlich einzumahnen/ und dem Pfarrern/ beneben glaubwürdigen genugsam bericht/ zu überantworten schuldig seyn.

So offt aber die Heimbürger hierin säumig/ oder auch unsere Beambten über das/ so die Eingepfarrten zu reichen pflichtig zu (pag.: 185) verhelffen/ säumig oder parteylich erfunden/ sollen sie uns einen  g. (Anm.: 88b) zur Straf erlegen. Wo aber dißfals ein mehrers zu geben hergebracht/ soll es auch nachmahls dabey verbleiben.

Dieweil auch an etlichen Oertern von den löblichen Vorfahren/ alten Herrschafften oder Collatoribus (Anm.: 89) zu den Pfarren dotales (Anm.: 90) das ist/ Dienste verordnet/ damit die Pastores Leuth zu Diensten haben/ und ihre Güter desto ruiger und besser bestellen könten; Als wollen und befehlen wir hiermit ernstlich/ daß die Pfarr=Kindern/ an den Oertern da es bißhero bräuchlich gewesen/ solche Dienste/ so wohl mit den Pferden/ als mit der Hand/ ihren getreuen Seelsorgern willig und gern leisten.

Nachdem auch etliche Callaotores zum Theil/ die Pfarr=Güter an sich ziehen/ zum Theil mit den Pfarr=Herrn/ so bey ihnen um Dienst halten/ pacisciren (Anm.: 91) und sich mit ihnen vergleichen was sie in der Pfarr Nutzung schwinden lassen/ und wie lang sie dieselbe besitzen sollen/ dabey kein Gedeyen noch Seegen/ darzu die Kirchen mehrmals der Ursachen mit untüchtigen Dienern versehen/ auch solcher Abzug wieder Gott/ und die Keyserliche beschriebene Rechten: Als wollen wir/ daß unser Consistorium (Anm.: 92)darob und (pag.: 186) daran seye/ damit war einmahl zum Pfarr= und Gottesdienst ergeben/ auch darbey bleibe/ und solcher Gestalt die Kirchen=Diener ihren gebührenden Unterhalt haben mögen/ und so von iemand/ wer der seyn möchte/ heimlich oder offentlich hierwieder gehandlet/ sollen beydes Pfarr=Herrn und Collatores ernstlich gestrafft werden.

Es sollen auch die Collatores von den Pfarr=Belohnungen nichts fordern/ noch sie ihnen deßhalb etwas zu geben schuldig/ sondern hiemit gäntzlich als ein Simoniacum (Anm.: 93) abgeschafft seyn.

Die Kirchen/ Pfarr= und Schul=Häuser/ sollen nach Gelegenheit jedes Orths/ so vile möglich/ von der Kirchen Einkommen/ erbauet werden; Wo aber dasselbige füglich nicht geschehen könte/ soll von den Eingepfarrten/ eine gemeine Anlage zu solchem Bau gemacht/ darzu sie auch von unsern Beambten ernstlich und unwegerlich sollen gehalten werden.

Damit aber auch die Kirchen nicht zu viel beschwehrt/ wann etwas an Kirchen oder Schulen zuerbauen vorfällt/ sondern ein einem steigen Vermögen seyn/ und bleiben mögen: So soll vor allen Dingen der Superintendens (pag.: 187)oder die Visitatores (Anm.: 94), wann ein vornehmer Bau vonnöthen ist/ der Kirchen Vorrath erwegen/ und wie viel darvon zum Bau soll gebraucht werden/ ordnen und schliesen. Die Eingepfarrten aber Pferd und Hand=Arbeit darzu leisten/ und was von deme/ so von der Kirchen verordnet/ nicht reichet/ und man mehr zum Bau haben muß/ das sollen sie durch eine gemeine Anlag einbringen; Wann sie alsdann den Bau aufgebracht/ und zur Nothdurfft zugerichtet/ und dem Pfarr=Herrn/ oder Schulmeister also gebauet/ eingeraumt und überantwortet/ sollen die Pfarr=Herrn und Schulmeister/ denselbigen förters als guten Hauß=Leuten gebührt/ in baulichem Wesen/ Fach und Dach erhalten und nicht zerfallen lassen. Die Wort Fach und Dach/ werden aber also verstanden/ daß nemlich ein ieder Pastor soll schuldig seyn/ sein Gebäu an Ofen/ Thüren/ Fenstern/ Leimwänden/ Zäunen/ Dachrügen/ und was dergleichen seyn mag/ jährlich zu bessern/ und daß so lang/ als es sich will erhalten lassen. Wann aber ein Gebäu/ es sey Ofen/ Thüren/ Fenster/ Zäun/ Wände etc. so alt würde/ daß sie zu bessern nicht mehr tügen/ oder durch Ungewitter/ und andere GOttes (pag.: 188) Gewalt/ Schaden nehmen/ soll es das Kirchspiel ohne Zuthun des Pfarr=Herrn/ zu erbauen schuldig seyn.

Deßgleichen wann die Pastores eigene Häuser haben/ und darinn wohnen/ so sollen sie dennoch die Pfarr=Gebäu in baulichen Wesen erhalten.

Es soll auch hiermit allen Pastoribus und Schulmeistern ernstlich befohlen seyn/ daß sie keine Haußgenossen in ihre Häuser einnehmen/ allerley Gefahr/ Aergernüs und Schaden zu vermeyden/ welche offtermahls hieraus erfolgen. Und nachdem die Nothdurfft erfordert, daß die Pfarr=Herrn zu ihrem Studieren/ einen besonderen Otrh oder Gemach haben/ da sie von Weib/ Kindern und Gesinde ungehindert/ demselben mit Fleiß abwarten können/ soll iedem Pastori in seiner Behausung nach Gelegeneheit iedes Orths/ ein Studierstüblein gebauet werden.

Wie es aber die Pastores lassen/ wann sie an einem Orth aufbrechen/ oder was ihre Weiber und Kinder/ nach ihrem tödlichen Abgang haben sollen/ darüber sollen sie iederzeit bey unserer Cantzley und Consistorio Bericht finden.

Sonderlich aber soll unser Superintendens (pag.: 189) daran seyn/ daß in allen Pfarren Inventaria zwyfach aufgerichtet/ ein Theil hinter der Cantzley, daß ander aber bey die Kirch geleget werden/ und daß alles so verzeichnet ist/ in dem Wehrt und Würden bey der Pfarr gelassen werde/ wie es der verstorbene Pfarrer erstlich funden hat.

Als auch etliche Pfarr=Herrn/ so träg und hinläßig befunden/ daß sie ihrer zur Pfarr gehörenden Gründe (Anm.: 95)/ Renthen/ Zehenden und anderer Gerechtigkeit (Anm.: 96) kein Wissen tragen/ und aber hierdurch zum offtermahl/ mercklicher Schade am jährlichen Einkommen der Pfarr=Güter eingeführet: So soll ein jeglicher Pfarr=Herr/ ein jährliches Register seines Einkommens stellen/ und solches in der Visitation zeigen und vortragen. Und da hierinn Zweiffel oder Abzug gespühret/ sich desselben aus denen Haupt=Registern/ so hinter unser Cantzley verwahret/ erholen.




(pag.: 190)

Caput XVII
Von den Glöcknern/ wie sie angenommen/
bestätiget/ und entsetzet werden sollen.

Es sollen die Glöckner auf den Dörffern/ wie auch in den Städten/ von den Pastoribus, Kirchen=Meistern/ und ältisten aus der Gemein gewöhlet (Anm.: 97)/ und förters uns davon Bericht fürbracht/ und sie darnechst nach befundener ihrer Gelegenheit zum Ambt von firmirt/ und bestätiget werden.

Demnach soll hinförters/ ohne des Pastoris Willen und Vorwissen keinem einig (Anm.: 98) Glocken=Ambt eingeraumet/ noch vergönnet werden einen Substituten zu ordnen/ um halbe Belohnung/ und dann die übrige zu seinem Nutz zu wenden/ wie bißhero an etlichen Orthen geschehen: Sondern die Renthen der Glocken=Aempter/ sollen bey den Kirchen/ Schulen/ und Glöcknern bleiben/ und erhalten werden.

Es soll auch niemand einen Glöckner/ den Pastoribus zuwieder eindringen (Anm.: 99)/ in Betrachtung (pag.: 191) daß sie in Verrichtung der Kirchen=Aempter/ beysammen seyn/ und einander helffen müssen/ auch in dem ein jeglicher Pfarrer seinem Glöckner zubefehlen/ und zugebieten hat/ er ihm auch hierinnen billigen (Anm.: 100) Gehorsam zu leisten/ schuldig/ und nicht wiederstreben soll.

Würde aber vom Glöckner in Kirchen=Diensten/ einig Versaumnüs/ oder Unfleiß befunden/ und er von dem Pfarr=Herrn/ und ältisten darum gestrafft/ nicht folgen/ sich auch nicht bessern/ sondern seines eigenen Kopffs muthwillig leben würde. So soll sich der Pastor dessen gegen (Anm.: 101) unsere Beambten dessen Orths/ wie ingleichem gegen die Kirchen=Geschworene beklagen/ und da er deren Vermahnung auch verachten würde/ soll er seines Dienstes/ auf Verordnung unsers Consitorii entsetzet/ und ein ander (Anm.: 102) gehorsamer an seine Statt/ verordnet werden.

Es sollen aber die Pastores ihre Glöckner ferner nicht/ dann so viel ihren Kirchen=Dienst belanget/ zu ihrem eigenen Nutz und Arbeit dringen oder beschweren (Anm.: 103)/ sondern sie ihres befohlenen Dienstes iederzeit unverhinderlich abwarten lassen. Die Glöckner sollen auf ihre Kirchen und Pastores bescheyden (Anm.: 104) seyn/ (pag.: 192) dieselbigen in Ehren halten/ auf dieselbigen in allen Kirchen=Aemptern bey den Predigten/Tauff/ Sacrament reichen/ und Besuchung der Krancken warten/ und derowegen ohne ihren Willen und Wissen nicht ausreissen (Anm.: 105)/ damit sie ihrer gewiß seyn.

Nachmals sollen sie auch die Sonntag/ und andere darzu verordnete Tag/ die Stück des Catechismi/ den Kindern helffen fürtragen/ und examiniren.

Es sollen auch alle Glökner auf den Dörfern/ da man sonst keine Schulmeister haben kan/ Schule halten/ und derselben mit allem Fleiß abwarten/ darauf dann der Pfarr=Hern sein fleißiges Aufsehen haben/ und das Volck mit allem Fleiß darzu vermahnen.

Er soll auch sonst mit allermänniglich besonders aber seinem Pfarr=Herrn/ samt den Seinigen/ in gutem Friede und Einigkeit leben.

Er soll sich auch nicht unterstehen/ andern Leuten Supplicationes (Anm.: 106), besonders wieder seine Obrigkeit/ oder seinen Pastorem zu stellen/ sondern dieselbigen von sich weisen/ und seines Beruffs warten.

Weiln auch den Glöcknern/ die Kelch/ Kirchen=Ornat und anders/ so in der Kirchen (pag.: 193) verwahret werden soll/ anvertrauet/ soll keiner zum Glöckner angenommen werden/ er sey dann wohl bekannt/ oder habe einen Vorstand oder Bürgen/ damit wann etwas durch seinen Unfleiß (Anm.: 107) oder Untreu der Kirchen entwendet/ die Kirch sich des erlittenen Schadens wiederum bey ihme zu erholen habe.

Also sollen sich auch die Glöckner hüten/ daß sie nicht allein für ihre Person/ mit dem Pfarr=Herrn friedlich leben/ ihm nicht verdrießliche Lästerwort/ noch ihme Hinterwarts (Anm.: 108) übel nachreden/ sondern auch zwischen dem gemeinen Kirchspiel/ und dem Pfarr=Herrn/ keine Meuterey/ Faction oder Wiederwillen/ daraus Verkleinerung (Anm.: 109) des Pfarr=Herrn/ und Verachtung/ des Predigt=Ambts zu folgen pfleget/ erregen/ sondern allzeit Diensthaftig/ Ehrerbietig gegen ihren Pfarr=Herrn seyn. Wo aber anderst vermerckt/ sollen sie dergestalt/ wie oben vermeldet/ vom Ambt gesetzt/ und andere an ihre Stadt (Anm.: 110) verordnet werden.

Nachdem auch die Glocken zum Gottes=Dienst verordnet/ daß dardurch das Volck zum Gehör Göttliches Worts/ und gemeinen Gebet versamlet werden/ so sollen die Glocken zu keinem Weltlichen Gebrauch förters gezogen (pag.: 194) werden/ es sey dann in Feindes oder Feuers Noth/ oder wann sonst die Leuthe in nothwendigen Geschäfften zusammen kommen müssen.

Sonderlich aber/ soll das Aberglaubische und Abgöttische Wetterleiten (Anm.: 111)/ da man vermeint/ es sollen die getaufften Glocken die Kraft haben/ die schädliche Wetter abzuwenden/ wo es noch im Brauch/ abgeschafft werden/ dagegen aber soll man das Volck zur Buß und Christlichem Gebet vermahnen/ dardurch der Zorn Gottes gestillet/ und solche Plagen gestillet/ und solche Plagen mögen abgewendet werden.



Caput XVIII.
Von den Schulen

Der Apostel Paulus schreibet I. Timoth. Cap. 4. und spricht: Du solt anhalten/ mit lesen/ trösten und lehren/ und in der 2. Petr. am 2. steht also geschrieben: Ihr thut recht daran/ daß ihr Fleiß thut in der Propheten Schrifft/ und euch daran haltet/ als zum Liecht im finstern. Aus diesen und vielen andern (pag.: 195) Sprüchen ist offenbar/ daß es Gottes ernster Will sey/ daß etliche Menschen seyn/ die im Lesen / Schreiben/ Sprachen/ und guten Künsten andere unterweisen/ und etliche besondere Zuhörer/ die da lernen/ und zu Erhaltung der Bücher/ Sprachen und Christlicher Lehr dienen/ deswegen hat GOtt auch allezeit diesen Brauch erhalten/ daß bey den Kirchen ehrliche Schulen gewesen seyn/ als bey dem Tabernackel in Israel/ hernacher zu Antiochia/ Alexandria/ und der Apostel St. Johannes/ ist selber ein Professor oder Legend (Anm.: 112) gewesen/ wie ingleichen Policarpus/ Irenäus und andere.

Hiervon sollen die Pastores ihre Zuhörer offt erinnern und vermahnen/ daß sie ihre Kinder (Anm.: 113) zur Schul halten/ und etwas lernen lassen/ damit sie in Christlicher Lehr und Zucht auferzogen werden/ und hernachmahls im Predigtamt oder andern ehrlichen und nöthigen Aemptern/ dem lieben GOtt seeliglich dienen mögen.

Auf daß nun die Jugend in unseren Graf- und Herrschafften/ nach der Lehr St. Pauli/ die er thut in seiner Epistel an Titum/ da er sagt: Die unseren sollen lernen/ daß sie zur Regierung in guten Wercken tüchtig/ Christlich und (pag.: 196) ohn beschwerlichen Uncosten/ möchten zu guten Künsten erzogen werden etc.

Als wollen wir durch unseren Superintendenten und Visitatores, die Versehung thun lassen/ daß bey jeder Pfarr=Kirchen eine Schul angerichtet werde/ darinn man die Jugend lesen / schreiben / und sonderlich ihren Catechismum/ auch die Declinationes und Conjugationes lehre.

Da nun in solchen Kirchspiels Schulen/ tüchtige ingenia (Anm.: 114) funden würden/ können die Eltern dieselbigen förters um einen billigen Pfenning/ in unserer Schulen zu Hachenburg (Anm.: 115) unterbringen/ an welchem Orth/ wir dann iederzeit etliche Gelehrte und fleißige Magistros der Jugend zum besten unterhalten wöllen/ da auch unvermögliche Eltern wahren/ welche solche Kinder hätte/ die sich zu ihren Studiis wohl anliesen/ aber Armut halber/ darzu nicht befürdern könten/ denen wollen wir in Gnaden die Hand bieten/ und mit nothdürfftigen (Anm.: 116) Stipendiis versorgen lassen/ davon sie nicht allein in unsern Particular/ sondern auch hernach in hohen Schulen ihre Studia vollführen können.

Dieweil auch offtmahls neue Schulmeister angenommen werden/ welche Lust (Anm.: 117)haben (pag.: 197) zur Ungleichheit und Verenderung/ als ist unser ernstlicher Befehl/ daß die Schulmeister auf den Doerffern/ wie auch in den Flecken und Städten/ die Praecepta Philippi Melachthonis und den Catechismum Lutheri Teutsch und Lateinisch/ fleißig mit ihren Schülern treiben / und andere Authores einzuführen/ sich nicht unterstehen sollen.

Dann gleichwie in allen andern Gebäuen/ hoch vonnöthen thut/ daß ein gut Fundament gelegt werde/ also ist auch hieran hoch und mercklich gelegen/ und ein große Vorbereitung zu guter Zucht und Künsten/ wenn die junge Leuthe im Catechismo recht unterwiesen/ und gewiese Grammatici worden seyn etc.

Auf daß man nun gute Bäu und Schulmeister/ bey ieglichen Schulen haben möchte/ ist unser Befehl/ daß wann man einen Schuldiener annehmen will/ soll der zuvor von unserm Consistorialibus examiniret werden/ und wo er von denen gut Zeugnüs bekomt/ daß er zu solchen Ambt tüchtig seye/ soll man ihn zum Schuldiener auf= und annehmen/ doch daß er zuvor sich mit einem leiblichen Eyd verpflichte/ uns als ein getreuer Unterthan gehorsam zu seyn/ unseren auch des Landes Nutzen/ mit allem Fleiß (pag.: 198) zu forderen/ Unrath und Schaden seines Vermögens zu warnen/ und zuverhüten/ und die Schul ihm so befohlen/ nach der vorgeschrieben Schul=Ordnung mit allem Fleiß anrichten/ und administriren wolle.

Wir wollen auch hiermit unseren Superintendenten/ auch allen Pfarr=Herrn/ iedes Orts ernstlich auferlegt und befohlen haben/ daß sie die Schulen Wochentlich und Monathlich visitren/ und zu solchen Werck unsere Beamten mitziehen/ und brauchen sollen. (Anm.: 118)



Caput XIX
Von dem GOttes= Kasten und Allmosen.

Nachdem auch nicht allein grosse Unordnung/ was die Unterhaltung der umlauffenden Bettler belanget/ verlaufft/ sondern auch durch dieselbige grosse Unzucht und greuliche Laster mehrmahls begangen/ wann das offentliche betteln gestattet/ dadurch die Kinder/ so von solchen Bettlern gebohren/ auf das Betteln und Müßiggang von Kindheit (pag.: 199) augezogen/ und aus dernselbigen in alle Laster/ und endlich verderben/ des Leibs und der Seelen gerathen: Der Ursachen GOtt durch Moysen seinem Volck ein ernstlicher Befehl gethan/ daß allerding unter ihnen kein Bettler seyn soll.

Ist derowegen unser ernstlicher Will und Meynung/ daß unser iedes Orths Beambten und Diener/ mit Zuthun der Pfarr=Herrn/ und Kirchen=Diener/ auf folgende Ordnung bedacht seyn/ und mit allem Fleißarbeiten sollen/ damit nach Abschaffung des ärgerlichen und schädlichen umstreichens der Bettler/ Arme/ Dürfftige/ so entweder mit Leibs=Schwachheit (Anm.: 119) beladen/ oder sonsten ihr Brod mit der Hand Arbeit nicht mehr erwerben können/ nicht verlassen/ sondern ihr Nothdurfft haben mögen.

  1. Zum Ersten/ soll in den Städten alle Sonntage/ in den Dorf=Kirch=Spielen aber/ zu allen 14. Tagen in der Kirchen/ wann die Gemein beysammen ist/ das Allmosen iedes Orths mit dem Säcklein gesamlet/ in ein sonderlichen darzu gemachten Kasten geschüttet/ und die Zuhörer durch die Pfarr=Herrn und Kirchen=Diener vermahnet werden/ daß niemand (pag.: 200) mit leeren Händen/ und ohne eine Gottes Gabe vor dem HERRN erscheine etc.
  2. Bey allen Hochzeiten soll in den Kirchen/ ein Becken oder Büchsen aufgesetzt/ und alle Hochzeit Gäste/ dies sonst viel Geld unnützlich verschwenden/ zur milden Gabe/ den Armen zu gute vermahnet werden.
  3. Zum Dritten/ soll man auch iederzeit in der Kirchen bey der Tauffe die Allmosen fordern/ und sonderlich die Pathen und Gotthen (Anm.: 120) vermahnen/ daß ieglichs zur Erhaltung der Armen/ etwas um Gottes willen nach seinem Vermögen gebe etc.
  4. Wann Kauff/ Tausch/ oder andere dergleichen Contract beschlossen/ und beschrieben/ soll man Kauffer und Verkäuffere/ mit aufgesetzten Büchsen vermahnen/ daß sie auch in den Gottes Kasten etwas geben wollen.
  5. Also auch in Erb=Fälle/ wann Theilung der Erbschafften vorgenommen/ sollen iederzeit die Büchsen aufgesetzt/ und eine Gottes Gab für die Armen/ von den Erben gebeten werden.
  6. Zum Sechsten/ sollen die Pastores und Kirchen=Diener/ Krancke/ und besonders reiche und vermögendliche Personen/ mit gutem (pag.: 201) Glimpff (Anm.: 121) vermahnen/ daß sie zur Unterhaltung der Armen/ von ihrer Verlassenschafft etwas verordnen wollen (Anm.: 122).
  7. Zum Siebenden/ wann Leich=Predigten gehalten/ soll allweg ein Becken gesetzt werden/ an den Ort/ da die Leuthe fürüber gehen/ welche die Leich beleitet/ und durch den Pfarr=Herrn allzeit fleißig vermahnet werden/ daß den Armen ein Gabe von ihnen gegeben werde etc.

Nachdem auch viel Leute aus fremden Orten/ in den Städten herum gehen/ und mit Erlaubnüs bißweilen/ auch wohl ohn dieselbige/ in alle Häser/ Kirchen/ das Allmosen zu samlen/ darunter etliche funden worden/ die falsche Brief ümtragen/ oder die vor viel Jahren gegeben / und verneuert seyn/ darunter etliche/ wann sie lang im Land seyn herum gestriechen/ und genug gebettelt haben/ verkauffen solche Vorschrifften andern Streichern/ die auch darauf betteln/ und wird also durch solchen mannigfaltigen Betrug dem gemeinen Allmosen Kasten viel abgezogen.

Solches zuverhüten/ sollen unsere Beamten/ wie auch die Bürgermeister und Schultheisen in den Städten/ auf diejenigen so anders (pag.: 202) woher Brief bringen/ und um Erlaubnus bitten/ die Allmosen zu samlen/ gute Achtung geben/ und fleißig nachforschen/ woher sie kommen/ und den Brief und Siegel wohl wahrnehmen/ daß sie damit nicht betrogen werden.

Da sie nun Brief und Siegel/ und andere Kundschafften recht befunden/ sollen sie gleichwohl einen Unterschied machen/ zwischen denen/ so mit Feuer oder andern Land=Schaden/ um all ihre Haab und Güter kommen seyn.

Die für sich selbst samlen/ sollen die Bürgermeister oder Schulheisen in Städten/ zu den Kastenmeistern weisen/ daß ihnen nach Gelegenheit des Schadens/ eine Eleemosina (Anm.: 123) aus dem gemeinen (Anm.: 124) Kasten geben/ von etlichen Weißpfenningen/ und sie damit abgewiesen/ neben Vermeldung der Leibs=Straf/ so sie darüber in die Häuser gehen/ und betteln werden (Anm.: 125)/ damit also die Bürger weiter von ihnen nicht beschweret werden.

Damit aber der gemeine Kasten solche Eleemosina ertragen könne/ soll man im Jahr einen Tag darzu nehmen/ die Kastenmeister herum schicken/ und in den Häusern darzu samlen lassen/ mit vorgehender Erinnerung und Vermahnung des Volcks von der Cantzel/ daß (pag.: 203) solches ersamlete Geld solle dahin gewendet werden/ daß die Armen denen bißhero Kranckheit halber in die Häuser zu gehen/ erlaubet wäre worden/ sollen damit gestillet und abgewiesen/ und die Bürgerschaft solches vielfältigen Überlauffs überhaben werden/ so würde iederman deme solch täglich überlauffen beschwerlich ist/ gern und willig etwas darzu geben.

Solch Geld sollen nachmahls die Kastenmeister fremden gebrechlichen Leuten/ mit Vorwissen des Pfarr=Herrn und Bürgermeisters/ nach Gelegenheit des Schadens/ treulich und mildiglich austheilen/ und jährlichs in einem besondern Register verrechnen/ mit Verzeichnüs der Namen/ des Orts/ und der Zeit/ da solches ist gegeben worden;

Denen Armen aber so durch Feuers Noth/ oder andere erschreckliche Fäll um ihre Nahrung kommen seyn/ und dessen gute wahrhafftige Zeugnüs fürlegen können/ und zuvor an dem Ort nicht gesamlet haben/ denen mag man ein sonderlich schifftlich Bekäntnüs mittheilen/ und erlauben in allen Häusern das Allmosen zu samlen/ und sollen zuvor die Pfarr=Herrn/ auf der Cantzel solche Noth der armen Leute verkündigen/ und die Zuhörer vermahnen/(pag.: 204) ihnen milde Hülff nach Vermögen zu erzeigen/ iedoch sollen derselbigen Leuthe Namen verzeichnet werden/ daß sie nicht zum öfftermahlen an einen Orth kommen.

Was aber sonst auf den Dörffern/ bey den Allmosen Kasten fält/ das soll man wohl verwahrt behalten/ damit man den eingesessenen Haus=Armen/ davon steuren und helffen könne.

Wo auch Haus=Arme seyn/ die solcher Allmosen bedörffen/ denen sollen die Kasten= oder Kirchenmeister mit Vorwissen des Pastoris, eine Gab nach Gelegenheit mittheilen/ und solches in einem sonderlichen Capitel bey der Rechnung verrechnen.



CAPUT XX
Von unserm Consistorio

Beydes muß man wissen/ daß ein grosser Unterschied seye/ zwischen Weltlichen Gerichten und Strafen/ und daß die Kirche besondere Gerichte und Strafen haben muß/ wie dann der Herr Christus diese Gericht (pag.: 205) selber ordnet Matth. am 18. Und seyn ohne Zweiffel zuvor in der ersten Väter Kirchen/ dergleichen besondere Kirchen=Gericht gewesen/ und darein gehören fürnehmlich zweyerley Sachen/ Streit von der Lehr/ und Urtheil wieder die/ so in äuserlichen Sünden leben/ und nicht ablassen wollen/ von solchen Gerichten redet St. Paulus zu den Corinthern. Es haben auch hernach die Bischoffen/ etliche Fäll in Ehe=Sachen in diese Gerichte gezogen/ dann die Heyden haben offentliche Unzucht/ und muthwillige Ehetrennung zugelassen.

Solche Sünden zu strafen und zu verhüten/ hat die Kirche solcher Sachen sich müssen annnehmen/ wiewohl hernach etliche Canones gemacht seyn/ die auch sträflich seynd/ wie dann in diesem Menschlichen Leben/ leichtlich Irrthum und böse Gewohnheit einschleichen/ so man eigenen Gedancken/ und nicht Gottes Wort folget.

Nun befindet man leider in diesem elenden Leben/ daß von Ehegelübden viel Irrungen vorfallen/ hernach auch Malitiosae desertiones (Anm.: 126) etc und seyn dieser Sachen so viel/ daß sie ein besonders Consistorium bedörffen/ darinn Gottsfürchtige/ Gelehrte/ und verständige Männer sitzen. Darum (pag.: 206) haben wir auch für gut und rathsam angsehen/ daß diese Sachen bey dem Kirchen=Gericht förters bleiben sollen.

Damit aber unsern Unterthanen in solchen obenangeregten Fällen/ desto schleuniger möchte gerathen und geholffen werden/ haben wir beschlossen/ mit Hülff des Allmächtigen/ ein Neu Consistorium oder Kirchen=Gericht/ in unserer Stadt Hachenburg/ welches zu allen Quartalen oder viertel Jahren/ auf den Fron=Dienstag unverzüglich soll gehalten werden/ zu ordnen/ auch dasselbige mit verständigen/ tüchtigen Personen/ aus beyden Facultäten der Theologen/ und Rechtsverständigen/ nothdürfftiglichen zubesetzen/ und eine gantze Ordnung begreiffen/zulassen/ darinn nicht allein von dem Proceß und Form der Execution (Anm.: 127), sondern auch was für Sachen für solch Consistorium gehören/ und wie es in Ehe=Fällen beständiglich gehalten/ auch welcher Gestalt/ diejenigen/ so in offentlichen Aergernüssen halsstarrig harren/ mit vorgehender Citation verhöret/ und gebührlicher Handlung in den Bann gethan/ und erkläret werden/ nothwendig und gnugsame Versehung geschehen solle etc.

(pag.: 207)An solch Kirchen=Gericht/ wollen wir also hiemit alle unsere Unterthanen gewiesen haben/ sich daselbst Raths zu erholen.



CAPUT XXI
Von der Ordination der Kirchen=Diener

Dieweil Ihme der Allmächtige Gott/ aus dem Menschlichen Geschlecht durch sein Göttliches Wort/ ein Christliche Kirche samlen will/ und nicht anders: So hat Er auch Personen darzu geordnet/ die im Predigt=Ambt seyn sollen; Der erst Prediger ist gewesen/ der Sohn Gottes/ durch welchen Adam und Eva aus dem Tod errettet/ und wiederum in Gottes Gnad genommen seyn. Und dieser Sohn Gottes erhält das Predigt=Ambt für und für (Anm.: 128)/ und ob es schon bißweilen eng und schwach wird/ so richtet ers doch wiederum auf/ hat also für und für (Anm.: 129) Propheten gesand/ ist hernach Mensch worden/ hat sichtbarlich geprediget/ und Zeugnüs geben/ Toden auferwecket/ und ist selber aus dem Tod wiederum (pag.: 208) in das Leben erstanden/ und hat andere viel Menschen mit erwecket/ hat die Aposteln ausgesendet/ mit austrücklichen Befehl: Wie mich mein Vater gesand hat/ also sende ich euch. Und die Aposteln haben weitern Befehl gethan/ daß die Prediger samt der Kirchen andern tüchtigen Personen das Predigt=Ambt befehlen sollen. Wie St. Paulus sagt 2.Tim.2. Die Lehr welche du von mir gehöret hast/ bey vielen Zeugen/ solt du befehlen treuen Menschen/ die da tüchtig seyn/ auch andere zu lehren/ und seinem Jünger Tito schreibet er/ er soll in den Städten umher Prediger setzen. Also bleibet die überschwengliche Barmhertzigkeit Gottes/ aus Göttlicher Ordnung und Macht für und für/ wie GOtt selber spricht/ Esa.51. Ich lege mein Wort in deinen Mund/ und mit den Schatten meiner Hand bedeck ich dich/ daß du mir Himmel pflantzest. Und der HERR Christus ist selber für und für/ der Erhalter des Predigt=Ambts/ wircket kräfftiglich durch das Evangelium/ daß viel Menschen zu Gott bekehret/ und erleuchtet werden/ und in ihnen ewiges Leben und Gerechtigkeit werde angefangen/ wie solches klärlich (Anm.: 130) zu sehen ist zu Ephesern am 4. da Paulus spricht/ Christus sitze zur (pag.: 209) Rechten des ewigen Vaters/ und gebe den Menschen seine Gaben/ Propheten/ Apostel/ Evangelisten/ Hirten und Lehrer etc.

So ist nund die Erhaltung des Ministerii Evangelici (Anm.: 131) nicht ein Menschlich/ sondern des HErrn Werck. Der brauchet aber in diesem Leben Personen darzu/ und berufft deren etliche selber ohne Mittel/ wie er die Propheten und Aposteln beruffen hat/ etliche aber berufft er durch Mittel/ das ist durch Gliedmassen der Kirchen/ und ist sein Will/ daß wir diesen unsern Gehorsam darbey erzeigen/ daß die Kirche iederzeit tüchtige Personen suche und erwöhle/ denen das Predigt=Ambt mit dem Gebet befohlen werde etc.

Dieweil dann ietziger Zeit/ GOtt treue Prediger und Kirchen=Diener/ durch ordentliche Mittel und Beruff senden/ und geben will/ als vermahnen wir erstlich alle diejenigen so das Ius Patronatus (Anm.: 132) in etlich unsern Kirchen haben/ daß sie zu diesen hohen Ambt/ um welches willen/ der Sohn Gottes sein theures Blut vergossen hat/ tüchtige Personen suchen/ und paesentiren (Anm.: 133) wollen/ nehmlich Gottesfürchtige Männer/ die nicht in offentlichen Lastern leben/ und die Lehr Göttliches Worts zimlich (pag.: 210) studiret haben/ und die nicht falsche Lehr der Auspurgischen Confession zuwieder untermengen/ dardurch dann unsere Kirchen zurüttet/ und Spaltungen in denselbigen möchten angerichtet werden;

Zum andern/ wollen wir auch unsere Superintendenten und alle/ die der Ordination (Anm.: 134) beywöhnen/ ihres Gewissens und St. Pauli Vermahnung ernstlich erinnert haben/ daß sie niemand bald die Hand auflegen/ und sich mit Ordination ungelährter ärgerlicher Kirchen=Diener mit fremden Sünden/ und des erschrecklichen ewigen Verdammnüs/ armer Seelen theilhafftig machen/ wie sie dann deßhalben am Jüngsten Gericht/ dem gerechten Richter Antwort geben müssen; Sondern vielmehr bedencken/ weil der Kirchen=Dienst ein solcher hoher Beruff/ daß sie alle Gelegenheit der Ordinanten so viel möglich/ auf das fleißigst erkündigen/ und sie besonders in allem/ fürnehmlich den streitigen Artickeln examinieren/ und sich nicht sättigen lassen/ biß sie vermercken/ daß sie aus dem Grund Gottes Worts/ ihre Lehr in allen Artickeln bestättigen bestättigen/ die angezogene Zeugnüs selbst in der heiligen Bibel gelesen/ und in derselbigen läuffig und erfahren seyn (pag.: 211) nachmals sie eins oder offtermahls hören predigen/ daraus sie vernehmen mögen/ ob sie mit nothwendigen Gaben zum Predigt=Ambt ausgerüstet/ daß die gemeinen (Anm.: 135) ihre Predigten vernehmen/ und etwas nutzliches daraus lernen können.

Da sie aber befinden/ daß einer in der Lehr ungeschickt/ oder in seinem Leben ärgerlich/ oder sonst zu ihrem Ambt nicht tüchtig/ sollen die/ so ihne gesand/ Schrifftlich von seiner Ungeschickligkeit berichtet und vermahnet werden/ daß sie auf eine andere qualificirte Person bedacht seyn wollen/ und da sie keinen vorzustellen/ soll hierinn von unseren Superintendenten/ den Kirchen gerathen und geholffen werden.

Zum dritten/ wollen wir auch hiemit unser Superintendenten/ bey ihren Pflichten und Vermeydung ernstlicher Straf/ erinnert und vermahnet haben/ daß sie eben bey solcher Ordination zu Beförderung der Personen kein Geschenck noch Gaben nehmen/ auch niemand aus Gunst einschieben/ oder aus Wiederwillen hindern/ sondern wie ein jeglicher in seinen Gaben/ Geschickligkeit/ Leben und Wandel befunden/ nach ihren Gewissen befördern/ und hierinnen anders nichts/ dann die Ehre Gottes/ der (pag.: 212) Pfarr=Kinder ewiges Heyl und Seeligkei/ und also den einigen Nutzen der Kirchen ansehen/ und bedencken. Derowegen wir auch in den järlichen Visitationibus ernstlich wollen nachforschen lassen/ ob die Kirchen an allen Orten/ mit frommen/ geschickten/ tüchtigen/ und unärgerlichen Kirchen=Dienern zu Erbauung deroselbigen versehen seyen.

Zum vierten/ wo eine vorgestellte Person tüchtig zum Predigt=Ambt erfunden/ soll man von deroselbigen eine Christliche Zusag nehmen/ welche sie hernach auch auf unserer Cantzel mit einem leiblichen (Anm.: 136) Eyd bestättigen soll/ nehmlich daß er in diesem heiligen Ambt mit Gottesforcht/ Glauben/ und Anruffung zu GOtt/ dienen/ züchtiglich leben und studiren wolle.

Item/ daß er in der rechten Christlichen Lehr/ die er in dieser Verhör bekannt/ und durch Gottes Gnad in diesen Kirchen einträchtiglich gepredigt wird/ mit Gottes Hülff beständig bleiben wolle/ wölle er auch in seinem Ambt treu und fleißig seyn

Forma der Ordination
Erstlich singe man das Veni Sancte Lateinisch oder Teustsch/ darnach lieset der Superintendens folgenden Text: (pag.: 213)

Also schreibet St. Paulus 1.Timoth.3.Cap. Das ist ie gewißlich wahr/ so iemand ein Bischoffs=Ambt begehret/ der begehret ein köstlich Werck. Es soll aber ein Bischoff unsträflich seyn/ eines Weibes Mann/ nüchtern mäßig/ sittig/ gastfrey/ lehrhafftig/ nicht ein Weinsauffer/ nicht beißig/ nicht unehrliche Handtierung treiben/ sondern gelinde/ nicht haderhaftig/ nicht geitzig/ der seinem eigenen Hauß wohl fürstehe/ der gehorsame Kinder habe/ mit aller Ehrbarkeit (so aber iemand seinem eigenen Hauß nicht weiß fürzustehen/ wie wird er die Gemeine Gotttes versorgen) nicht ein Neuling/ auf daß er sich nicht aufblase/ und dem Lästerer in das Urtheil falle/ er muß aber auch ein gut Zeugnüs haben/ von denen die draussen seynd/ auf daß er nicht falle dem Lästerer in die Schmach und Stricke. (pag.: 214)

So ermahnet St. Paulus die Eltesten der Gemein zu Epheso

So habt nun acht auf euch selbst/ und auf die Heerde/ unter (Anm.: 137) welche euch der heilige Geist gesetzt hat zu Bischoffen/ zu weyden die Gemeine Gottes/ welche Er durch seyn eigen Blut erworben hat. Dann das weiß ich/ daß nach meinem Abschied unter euch kommen werden/ greuliche Wölffe/ die der Heerde nicht schonen werden. Auch aus euch selbst werden aufstehen Männer/ die da verkehrte Lehr reden/ die Jünger an sich zu ziehen. Darum seid ihr wacker und denckt daran/ daß ich nicht abgelassen habe/ drey Jahr Tag und Nacht einen ieglichen mit Thränen zu ermahnen.

Allhier hört ihr/ daß uns/ so Bischoffe/ das ist/ Pfarr=Herrn und Prediger beruffen seyn/ und seyn sollen/ nicht wird befohlen Gänz oder Kühe zu hüten/ sondern die Gemeine/ so (Anm.: 138) GOtt durch sein eigen Blut erworben hat/ daß wir die Gemeine weyden sollen/ mit den reinen Wort Gottes/ auch wachen und zusehen/ daß nicht Wölffe und Rotten unter die armen Schaf einreissen/ darum nennet er es ein köstliches Werk.Auch für unsere Person/ sollen (pag.: 215) wir züchtig und ehrlich leben/ unser Hauß/ Weib/ Kind und Gesinde/ Christlich halten und ziehen; Seyd ihr nun solches zu thun bereit/ so sprecht Ja.

Da lege der Superintendens
und die andern Diener des Worts/
so darbey seyn/ dem Ordinando
(Anm.: 139)
Die Hand auf das Haupt/
Und spreche
(Anm.: 140)

Barmhertziger GOtt himmlischer Vater/ du hast durch den Mund deines Sohns unseres HErrn JEsu Christi/ zu uns gesagt: Die Ernde ist groß/ aber wenig seyn der Arbeiter/ bittet den Herrn der Ernde/ daß Er Arbeiter in seine Ernde sende/ auf solchen deinen Göttlichen Befehl bitten wir von Hertzen/ Du wollest diesen deinen Diener samt uns/ und allen die zu deinem Wort beruffen seyn/ deinen heiligen Geist reichlich geben/ daß wir mit großem Hauffen (Anm.: 141) deine Evangelisten seyn/ treu und fest bleiben/ wieder den Teufel/ Welt und Fleisch/ damit dein Nahme geheiliget/ dein Reich gemehret/ dein Will vollbracht werde; Wollest auch dem leidigen Greuel des Papst und Mahomets (Anm.: 142)/ samt andern Rotten (pag.: 216)/ so deinen Namen lästern/ dein Reich zerstören/ deinen Willen wiederstreben/ endlich steuren/ und ein Ende machen. Solch unser Gebet/ weil du es geheissen/ gelehret und vertröstet hast/ wollest du gnädiglich erhören/ wie wir glauben und trauen/ durch deinen lieben Sohn unsern HErrn JEsum Christum/ der mit dir und dem heiligen Geist lebet/ und herrschet in Ewigkeit/ Amen.

So gehet nun hin und wartet der Heerde Christ/ so euch befohlen ist/ und sehet wohl zu/ nicht gezwungen sondern williglich/ nicht um schändliches Gewins willen/ sondern von Hertzengrunde/ nicht als die über das Volck forschen (Anm.: 143)/ sondern werdet Fürbilde der Heerde/ so werdet ihr/ wann der Ertz=Hirte erscheinen wird/ die unverwelckliche Krone der Ehren empfahen.

Benedicat vobis Dominus sit faciatis fructum multum. Amen. (Anm.: 144)

Darauf sollen die Ordinati zur Communion gehen.

Nach diesem allen sollen den Ordinatis geschriebene Testimonia (Anm.: 145) gegeben werden/ unterschrieben durch den Superintendenten/ und (pag.: 217) etliche mehr Kirchen= Diener/ so bey diesem Actu Ordinationis (Anm.: 146) gewesen/ auf dass man wisse/ daß sie zum Predigt=Ambt zugelassen/ und nicht falsche Lehrer seyn.



CAPUT XXII.
Von den Kirchen= und Kastenmeistern/
und deroselbigen Rechnung

Damit der Kirchen/ und deroselbigen Gütern/ recht und wohl vorgestanden/ und die Kirchen=Gebäu desto besser erhalten/ so sollen bey ieder Kirchen feine ehrliche Gottsfürchtige und redliche Leute/ zum wenigsten zween/ bey der Capellen aber/ nur einen zum Kirchen=Meister/ den Kirchen zum besten erwehlet werden/ die alles Einkommens und Ausgebens/ richtige Rechnung Register halten/ und dasselbige auch Jährlich für unsern darzu verordneten Räthen und Superintendenten verrechnen.

Sie sollen auch des Pfarr=Herrn Inventarium bey sich haben/ und fleißig darauf sehen/ daß (pag.: 218) von den abziehenden Pfarr=Herrn/ solches köne vollkömmlich gelieffert und ersetzt werden/ darauf er ihnen auch seine Handschrifft und Bekantnüs geben/ und zustellen sollen etc.

Es sollen auch die Kirchen=Meister nicht allein getreulich und vorsichtig mit den Kirchen Gütern und Einkommen handlen/ sondern auch mit den Einnahmen der Schulden und Retardaten (Anm.: 147)/ sich fleißig und unverdrossen erzeigen/ und nicht scheuen/ ob sie deßhalben iemahls Ungunst auf sich laden möchten/ dann den Schuldigern selbst damit gedienet wird/ so sie Jährlich gemahnet/ und zur Bezahlung getrungen werden.

Wo in einer Fabricen so viel vorhanden und übrig/ daß andern Leuten üm landläuffigen gebührlichen Zinß damit kan gedienet werden/ auch der Kirchen Nutz zu schaffen/ müglich/ sollen sie das mit Vorwissen des Pfarr=Herrns rechtmäßig zu thun Macht haben.

Sie sollen auch gute Acht haben/ auf die hypothecirte Güter / daß dieselbige nicht von den Schuldigern verkaufft/ zertheilet/ oder andern für mehr Summen eingesetzt/ und verpfendet werden/ auch sie nicht von denselbigen einmal eingesetzten Gütern/ auf geringe und zuvor (pag.: 219) verpfendete Güter/ oder aber auf ungewiße Bürgen wollen weisen lassen.

Da etwas von Zinßen oder Gütern stecken bliebe/ sollen sie solches auf daß förderlichst an gebräuchlichen Orten suchen/ daß die Zinß wieder zeitlich ganghafftig/ und die Retardata (Anm.: 148)148 ohne Abzug oder Nachlassen entrichtet werden/ damit den Kirchenmeistern oder Vorstehern gebühret/ nicht etwas so den Kirchen gehöret/ nachzulassen/ denen/ die es zu entrichten schuldig seyn/ sondern sie seynd vor GOtt schuldig/ und ihres Amts halben/ dasselbige alles treulich zu Rath zu halten/ und da sie mild und gutwillig seyn wollen/ sollen sie es von dem Ihreigen thun/ und nicht mit dem Abbruch des gemeinen Kastens/ ihr Gunst und Glimpf (Anm.: 148b)bey den Schuldigern zu suchen;

Es sollen auch hinforter die Kirchenmeister/ keine liegende Güter so der Kirchen zuständig/ alieniren(Anm.: 148c) oder erblich verkauffen (Anm.: 149)/ ohne Rath und Vorwissen unserer Räthe und Superintendenten. Da dieselbigen alle einhelliglich auf die Alienation schließen würden/ alsdann und nicht ehe/ mögen sie die Kirchen=Güter um gewiße Bezahlung/ oder wieder= käufliche jährliche Nutzung anwenden.(pag.: 220)



CAPUT XXIII
Von den Büchern/
So in die Kirchen verordnet.

Dieweilen an etlichen Orten/ die Pfarr=Herrn arm und also ihrer Unvermöglichkeit halben/ allerley Authores und Bücher/ so ihnen zu ihren Studiis nöthig/ nicht zeugen können/ dardurch nicht allein viel ungeräumtes Ding/ offtermahls in Predigten fürgebracht wird/ sondern es werden auch Stückweise andere neue Schrifften/ so die armen Pfarr=Herrn leichtlich kauffen/ an statt nützlicher Schrifften eingeführet/ auf das derowegen solchem Unrath möchte vorkomen werden; Als (Anm.: Deshalb ...) wollen wir die gnädige Versehung thun/ daß in eine jegliche Pfarr=Kirche/ die teutsche Bibel Lutheri/ fürnehmlich aber seinen Kirchen= und Hauß=Postillen/ auch wo die Kirchen an Renthen und Einkommen vermöglich/ alle Opera Lutheri, darinn seine Lehr und Streit=Schriften begriffen/ gekaufft/ und denselbigen sollen beygelegt werden/ welcher sich dann her= (pag.: 221) nach die armen Pfarr=Herrn und Kirchen=diener zu ihrem studiren gebrauchen können.

Nach solchen erkaufften und beygelegten Büchern/ sollen die verordnete Visitatores, jederzeit fleißige Nachfrage thun/ damit dieselbigen nicht davonkommen/ sondern vermög des Inventrii, den nachfolgenden Pfarr=Herrn zu gut auch bleiben mögen.



CAPUT XXIV.
Von den Schulmeistern/
und ihren Lectionibus

Die weil auch nöthig ist/ daß die Jugend in den Schulen/ als welche Seminaria Eccelsiae (Anm.: 150) seynd/ anfänglich in Erlehr des Catechismi und förters in allen Artickeln unsers Christlichen Glaubens recht instituieret (Anm.: 151); So sollen unsere in den Städten/ Flecken und Dörffern/ bestellte Ludimagistri (Anm.: 152) und Schulmeister/ keine anderen Bücher brauchen/ und ihren Discipulis (Anm.: 153) vorlesen/ dann allein welche mit der vorbemelder Ausgspurgischen Confeßion/ (pag.: 222) übereinstimmen. Dergleichen auch solche Politische Authores (Anm.: 154)/ daraus die Jugend Zucht und Erbarkeit/ die Sprachen und artes liberales (Anm.: 155) ohn einig Aergenüs lernen können/ wie derowegen ihnen nach Gelegenheit ieder Schulen/ hiernneben absonderlich eine gewiße Ordnung soll praescribiret (Anm.: 156) und zugestellet werden.



NOTA
Was weiter und über die obgesetzte Puncten/
zu verordnen nöthig/
soll in den jährlichen Visitationibus
und Synodis unserer Kirchen Gelegenheit/
bedacht und verordnet werden/
Wie dann auch da einiger Enderung/
in dieser Ordnung hernechst nöthig seyn würde/
Wir uns dieselbe nach Befindung/
und gestalt der Sachen/
Iederzeit vorbehalten haben etc.
.....................Laus Deo (Anm.: 157)(pag.: 223)




  Register und Verzeichnüs/
aller Capitel vorgehen=
der Kirchen=Ordnung
 

I.  

Von der Lehr/ und was man dem Volck in den Predigten soll vortragen.

pag. 7.

II.  

Auf was Zeit die Predigten am Sonn=und Feiertagen sollen gehalten werden.

pag. 2

III.  

Vom Catechismo wie derselbige soll gehandelt werden.

pag. 17

IV.  

Vom Sacrament der Heil. Tauf.

pag. 31

V.  

Von der Beicht und der Privat Absolution.

pag. 72

VI.  

Vom Sacrament des H. Abendmahls.

pag. 79

VII.  

Von den Kirchen Ceremonien.

pag. 92

VIII.  

Vom rechten Christlichen Bann.

pag. 108

IX.  

Von den Bet=Tagen.

pag. 125

X.  

Von der Copulation oder Einleitung der Ehe.

pag. 128

XI.  

Wie man die Krancken besuchen soll.

pag. 150

XII.  

Wie man die Gefangene/ und zum Tod verurtheilte unterrichten und trösten solle.

pag. 154

XIII.  

Von der Verstorbenen/ und ihrer Begräbnis.

pag. 163

XIV.  

Vom Leben und Wandel der Kirchen=Diener.

pag. 172

XV.  

Wie sich die Eingepfarrten gegen GOttes Wort/ und die heiligen Sacramenten verhalten sollen.

pag. 176

XVI.  

Wie sich die Pfarr=Kinder/ gegen ihre Prediger halten sollen.

pag. 181

XVII.  

Vom Ambt der Glöckner

pag. 190

XVIII.  

Von den Schulen.

pag. 194

XIX.  

Von den Allmosen.

pag. 198

XX.  

Vom Consistorio.

pag. 204

XXI.  

Von den Kasten= und Kirchen=Meistern.

pag. 207

XXII.  

Von den Büchern/ so in die Kirchen verordnet.

pag. 220

XXIV.  

Von den Schulmeistern und ihren Lectionibus.

pag. 221




 

Erklärungen der Fachbegriffe und lateinischer Worte:

1

Der Original - Zeilenumbruch wurde nicht berücksichtigt, um Platz zu sparen. Der Original - Seitenbeginn wird aber jeweils mit ( pag.:...) kenntlich gemacht.

2

Das Inhaltsverzeichnis des Originals befindet sich am Schluss des Textes

3

Bei den Überprüfungen

4

Dies bedeutete Anwesenheitspflicht für alle Geistlichen bei den Gottesdiensten.

5

Erscheinung

6

Reinigung Marias

7

Der Tag der Verkündigung oder der Empfängnis Christi

8

vor

9

Himmelfahrt

10

der

11

Besuch / Heimsuchung

12

und seinen Werken hinzugefügt worden ist.

13

normales

14

Gemeint ist: einfaches= normales Wasser

15

Segensbitte

16

Dank

17

Im Text doppelt

18

Diese Handlung

19

Nottaufe

20

Bedingung - gemeint ist die sogenannte Kondiitionaltaufe, auf die im folgenden hingewiesen wird.

21

Persönliche Beichte (Lossprechung)

22

Pöbel

23

Verhör

24

Die drei Teile wahrer Buße

25

Lossprechung

26

Die erforderlichen Belehrungen

27

Öffentliches Schuldbekenntis vor der Gemeinde

28

Zulassung zum Abendmahl

29

Ohne Wesensverwandlung : mittelalterlicher theologischer Begriff

30

vor

31

gegeben

32

Die Kommunizierenden

33

vorgelegter

34

wachen

35

Visitationen

36

zu

37

Zum Advent

38

Geburt des Herrn

39

Reinigung Marias

40

Zum Pfingstfest

41

vor

42

Allgemeines Gebet

43

vor

44

Allgemeinem = Gesang von allen

45

offensichtlich nicht bereit, sein Verhalten zu ändern

46

Vorgeschriebenen Gerichtsregeln

47

Vorgeschriebene Schritte

48

Schuldigen

49

Schöffe

50

vor

51

Ausschluss vom Abendmahl

52

Haft

53

Unterweisungen

54

abgestoßen

55

Die öffentliche Lossprechung

56

vor

57

Antwort

58

Lossprechung

59

Gebrechlichkeit, Gefährdung

60

vor

61

Wächter von Leben und Sitten

62

vor

63

minderjährig

64

Zustimmung

65

ungültig

66

Landesgesetz

67

Form der Trauuung

68

Verwandtschaftsgraden

69

Gemäß dem Eeherecht im damals geltenden Corpus Iuris Civile (Reichsrecht)

70

einzigen

71

vor

72

Recht

73

Verantwortliche für Unterstützung Armer

74

sorgfältig

75

aufrichtig

76

Lateinisch: superstitio = Aberglaube

77

verschlossen

78

verhalten

79

Lateinisch: praefatio = Vorwort, Einleitung, einleitendes Gebet

80

Zusammenfassendes Gebet

81

vor

82

Seuchen

82b

Gewalttätigen

83

höfischen

84

Gemeint: Feiertage

85

Emporen

86

Segen

87

während

88

Die Ältesten - gemeint ist das Presbyterium (Gemeinderat)

88b

 g. = Gulden

89

Collator = Spender, Stifter, Gönner

90

Stiftungen mit Auflagen

91

Verabreden, vereinbaren, übereinkommen

92

Kirchenleitungsamt des Landesherrn

93

Simonie = Kauf von kirchlichen Ämtern

94

Aufsichtsbeamten

95

Felder

96

Rechtsansprüche

97

gewählt

98

ein

99

aufzwingen

100

Den erforderlichen

101

bei

102

ein anderer

103

bedrängen oder belasten

104

gegenüber der Gemeinde und dem Pastor willig ....

105

wegfahren, verreisen

106

Anträge, hier wohl: Vorhaben

107

Fahrlässigkeit

108

hinter dem Rücken

109

Rufschädigung

110

an ihrer Stelle

111

Glockengläut bei Unwetter

112

Gemeint ist wohl Lektor / Lesekundiger/ Wissenschaftler

113

Gemeint sind die Kinder in der Gemeinde

114

Begabte Kinder

115

Höhere Schule, wo auch Latein gelernt wird.

116

erforderlichen

117

Fähig sind, die also auch Latein können

118

Gemeint: die Hilfe der Landesherrschaftlichen und lokalen Beamten einfordern.

119

Gebrechen, Krankheiten

120

Hier wohl Zeugen

121

Hier wohl: Zurückhaltung

122

Testamentarisch zugunnsten der Armenkasse

123

Barmherzige Gabe

124

Allgemeine Kasse für Hilfstätigkeit

125

Das Betteln in den Häusern ist unter Strafandrohung verboten.

126

Bösartiger Weggang

127

Prozessführung

128

Für alle Zeiten

129

Zu allen Zeiten

130

klar, eindeutig

131

das Amt der Verkündigung des Evangeliums

132

Patronatsrecht = Vorschlagsrecht

133

vorschlagen

134

Amtsübertragung, Weihe

135

die einfachen Menschen

136

persönlichen

137

über

138

die

139

dem zu ordinierenden

140

Das Fragezeichen dürfte ein Druckfehler sein.

141

in großer Zahl

142

Mahomet war lange eine in europäischen Sprachen durchaus übliche Bezeichnung für Mohammed. Vor allem in Französischen wird es heute noch gebraucht. Im Englischen, Deutschen und Italienischen ist es heute nicht mehr üblich. Voltaire schrieb eine Tragödie mit dem Titel Mahomet . Goethe übersetzte später Voltaires Mahomet.

143

Hier dürfte herrschen gemeint sein.

144

Es segne euch der Herr, dass ihr reiche Frucht bringt. Amen.

145

Zeugnisse / Urkunden

146

Ordinationsakt

147

Offene Forderungen

148

Tilgungen, Rückzahlungen

148b

Glimpf , glimpflich = Glück, ohne schlimme Folgen

148c

alienieren = lat. alienare = entfremden
lat. alieno = in fremde Hände geben; lat. alienatio = Entfremden, Veräußern von Vermögen zum Nachteil der Erben, Gläubiger

149

zweckentfremden

150

Seminare für die Kirche

151

eingeführt

152

Lehrer

153

Schülern

154

Wörtlich: Autoren - gemeint sind Bücher und Schriften

155

Seit der Antike die Fächer des freien Mannes, die nicht mit dem Geldverdienst zu tun haben : Arithmetik, Logig, Musik, Geometrie, Rhetorik, Atronomie

156

vorgeschrieben

157

Gott sei Dank



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  1. Teil: Herkunft und Weg zum Kurkölner Domdechanten
  2. Teil: Der lutherische Landesherr der Grafschaft Sayn
  3. Teil: Heinrichs Kirchenordnung von 1590
  4. Teil: Das tragische Ende des alten Grafen