HERZLICH WILLKOMMENGeehrte Besucherin / Besucher, Sie
haben eine Seite der Homepage der Die Gesellschaft für Geschichte und Heimatkunde (GGH) hat es sich zur Aufgabe gemacht Ihnen, wenn Sie wollen, ein wenig über unsere Heimatstadt Bendorf zu berichten. Unser Angebot richtet sich in der Hauptsache an geschichtlich und heimatkundlich Interessierte und ist mehr am Text orientiert. Mehr über Bendorf und unser Angebot auf unserer Startseite Graf Heinrich IV. von Sayn *1539 - 1606Graf zu Sayn und Herr zu Homburgk, Moncklar und Mentzburg Originaltext der Sayner Kirchenordnung von 1589/90in moderne Druckschrift übertragen und
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Und je und auf was Zeiten an Sonn= Feyer= und Wercktagen die Predigten anzustellen seyn/ auch mit was Ordnung dieselbige sollen gehalten werden/ hierauf ist unser ernster Will und Meynung/ Erstlich dass alle Pfarrherrn und Kirchendiener in Städten und Dörffern ihre Predigten methodice tractiren/ und also anstellen sollen/ dass sie zur Erbauung der Geneind Christi/ wahrhaftiger Erkenntnüß Gottes/ auch zu aller Christlicher Zucht/ und Gottgefälliger Erbarkeit dienen mögen. Zum andern/ achten Wir aus allerley Bedencken für nützlich/ dass auf alle Sonn= und Feyertage die gewöhnliche und verordenete Evangelia/ weil sie der Christlichen Gemein und also auch den Unverständigen etlicher massen wolbekant/ wie auch auf die verordnete Fest/ die Historien derselbigen predigen/ (pag.: 13) und außerhalb ehehafter Ursachen/ keinesmals zu unterlaßen/ damit die Haußväter dieselbige als bekante Evangelia/ samt ihren Auslegungen/ ihren Kindern und Haußgesinde/ daheime desto besser scharpffen und einbilden können.
In der Wochen aber auf die gemeine/ wie auch auf die monatliche Bettage/ mögen die Kirchendiener eine Lection entweder aus dem Neuen/ oder auch aus dem Alten Testament der Christlichen Gemein erklären und auslegen etc.
Zum dritten/ dieweil lange Predigten nicht bauen/ sondern das Volck zum Gehör entweder verdrossen machen/ oder aber ehe sie das letzte fassen/ das erste wieder vergessen/ so wollen Wir/ dass die Kirchendiener nicht lange predigen/ sondern ihre Predigten also anstellen sollen, dass sie sich an Sonn= und Fexertagen/ wie auch auf die hohe Fest/ lenger nicht/ als auf ein Stunde/ desgleichen auch die Nachmittag und Wercktage/ eine halbe Stunde lang erstrecken/ damit die Zuhörer bey gutem Willen behalten werden/ und die Predigten mit Fleiß besuchen möchten: Es sollen auch die Pfarrherrn und Prediger nicht viel und mancherley/ sondern (pag.: 14) etliche und wenig Stück/ eins/ zwey/ oder drey in ihren Predigten unterschiedlich vortragen/ auch solche ihre Predigten alle aufs Papier bringen/ dieselben Järlichs auf den Visitationibus (Anm.: 3) Unsern darzu depurtirten Rähten und Dienern vorlegen/ oder auf unsere Erforderung zu der Cantzley lieffern/ damit wir Uns in denselbigen ersehen möchten/ was unsere Pfarrhern für Lehr= und Ordnung in ihren Predigten brauchen/ und ob die Unverständigen etwas daraus fassen/ und behalten mögen.
Zum Vierten/ was die Zeit anbelangt/ damit sich dass Volck zu gewisser Stund zu den Predigten schicken und finden möchte/ so sollen die Pfarrherrn jedes Orts ein gewisse bestimte Stund/ als im Sommer auf sieben/ im Winter aber auf acht uhren gwißlich und unverlänget halten/ und ihres gefallens solche Stunde nicht ändern noch verrücken/ es sollen sich auch Pastores und Diaconi bey allen Predigten selbst finden lassen. (Anm.: 4)
Zum fünften/ sollen die Pfarrherren der Gelegenheit ihrer Pfarrkinder wol achtnemen/ weil es gemeiniglich auf den Dörffern einfältige/ und Göttlicher Sachen/ besonders der Religion Streite/ unerfahrne Leut hat/ dass sie (pag.: 15) dieselbigen nicht mit unnötigem Gezänck der Lehr oder Person halben verärgern/ noch dieselbige auf der Cantzel ohne Noth erregen/ dadurch den einfältigen Leuten allerley Nachdencken gemacht/ und also mehr bey ihnen abgebrochen und zerstöret/ dann aufgebauet und gebeßert werden mag/ sondern sie sollen ihnen den Grund Göttlicher reiner Lehr/ vermöge Gottes Worts/ und ihrer Christlichen Catechismi einfältig vortragen/ für wiederwertiger Lehr treulich warnen/ und gleichwol iederzeit diese Bescheidenheit gebrauchen/ wann es die Noht erfordert/ daß etliche mit falscher Lehr eingenommen werden/ oder/ wie es der Fall geben kan/ die Leut für unreiner Lehr zu warnen/ deroselbigen Ungrund anzeigen/ mit klaren Zeugnüssen der H. Schrift/ und wie sie wider die Einfalt des Christlichen Catechismi streiten/ gnugsam wiederlegen/ und die Personen/ so damit eingenommen/ mit dem Geist der Sanftmuth wieder zu recht bringen.
Letztlichen sollen auch beneben den Sontagen folgende Fest in unseren Kirchen feyerlich gehalten/ und dem gemeinen Volck den vorhergehenden Sontag nach gehaltener Predigt verkündiget werden.
(pag.: 16) Christag/ oder der Geburtstag Christi/ samt den nachfolgenden Tagen Stephani/ und Johannis Evangelistä.
Der Tag Circumcisionis oder Beschneidung des Herrn.
Der Tag Epiphaniae (Anm.: 5) oder der Tag der heyligen Drey Könige.
Purificationis Mariae (Anm.: 6), der Tag der Opfferung Christi.
Der Tag des Apostels Matthiä.
Der Tag Annunciationis seu conceptionis Christi. (Anm.: 7)
Der Donnerstag für (Anm.: 8) Ostern/ so der grüne Donnerstag genennet wird/ soll/ wie auch der folgende Charfreytag/ allein für Mittag feyerlich gehalten werden.
Der Ostertag/ samt nachfolgenden Tagen.
Der Tag Philippi und Jacobi.
Der Tag Ascensionis (Anm.: 9) Christi.
Der Pfingstag samt nachfolgenden 2 Tagen.
Der Tag der heiligen Dreyfaltigkeit/ so (Anm.: 10) auf den nechsten Sontag nach Pfingsten fällt.
Der Tag Johannis Baptistä. (weil gemelte Apostel Fest in die Erndte fallen/ sollen sie allein Vormittag gefeyret werden)
Der Tag Petri und Pauli
Der Tag Visitationis (Anm.: 11) Mariae.
Der Tag Jacobi Apostoli.
Der Tag Bartholomäi
(pag.: 17) Der Tag Matthäi Apostoli.
Der Tag Michaelis
Der Tag Simonis Judä Andreä.
Das Fest S. Thomä Apostoli.
Diese Fest sollen feyerlich gehalten werden/ es soll auch kein Pfarrherr Macht haben/ dieselbige Fest= oder Feyertage zuverlegen auf andere Tage/ sondern sich genügen lassen zufeyren auf die Tag/darauf sie fallen/ damit kein Ungleichheit gehalten werde/ zum Ergernüß und Nachrede etc.
Jeweil kein nothwendigere Predigt ist/ als des heyligen Catechismi/ in welchem die Summa und Inhalt der gantzen H. Schrifft/ Altes und Neues Testamentes begriffen/ darein auch alle andere Predigten/ den Einfältigen Leuten zu besserem Bericht/ und zu Stärckung ihres Glaubens/ in den unterschiedlichen Stücken desselben gezogen werden können/ sollen die Pfarrherrn und Kirchendiener ihnen ermeldte Predigt des Catechismi vor allen anderen mit (pag.: 18) besonderem Fleiß angelegen und befohlen seyn lassen/ damit die Gemeine/ besonders aber das junge Volck denselbigen desto besser verstehen lernen/ und was iederzeit gepredigt wird/ faßen mögen.
Erstlich sollen sie keinen anderen Catechismum dem Volck in den Kirchen vortragen/ noch in der Schul lehren lassen/ dann wie derselbe durch Weiland den hocherleuchten Mann D. Martin Luthern seligen in Druck gegeben/ und seinen Tomis (Anm.: 12) einverleibet worden ist.
Zum andern/ damit derselbige jedermann gemein/ und wohlbekand werde/ sollen die Pastores alle Sonntag für dem Evangelio auf den Dörffern den gantzen Catechismum doch ohne die Auslegung/ nemlich allein die Einfältige Wort der Zehen Gebot/ die Artickel des Christlichen Glaubens/ dass H. Vater unser; Die Wort von der H. Tauf/ und dem Sacrament des Abendmahls/ mit lauterer Stimme deutlich und verständlich/ samt dem Morgen und Abend=Segen/ und dem Gebet/ für und nach dem Essen vorsprechen/ auch das junge und alberne Volck ermahnen/ fleißig zu lernen/ damit nachmals die Eltern ihre Kinder und Haußgesinde daheime zu hause denselben (pag.: 19) nützlich treiben/ und sie darzu anhalten können.
Zum dritten sollen die Pfarrherrn sich befleissigen/ dass sie den Catechismum stetigs auf eine Form und weiß tractiren/ dem jungen Volck auf das einfältigst vortragen und auch also wieder von ihnen erfordern und exminiren/ und solch Examen sollen die Pfarrherrn in allen unsern Städten und Dörffern die Sonntag Nachmittag/ unverseumlich halten/ das junge Volck/ die Kinder/ Knecht und Mägd darzu erfordern/ und die Eltern/ Herrn und Frauen ernstlich ermahnen/ dass sie dieselbige zu solchem Exercitio fleißig schicken/ und bey ernstlicher Straf nicht verseumen sollen.
Es sollen auch die Pastores die Gelindigkeit brauchen/ dass sie das einfeltige und arbeitsame Volck nit übel anfahrn/ und von solchem wochentl. Verhörs abschrecken/ sondern fein freundlich ansprechen/ und in der erst mit zimlicher Antwort zufrieden seyn/ die den Catechsmum gelerntet/ loben/ die anderen locken/ und zur Besserung vermahnen/ mit Erzehlung des Nutzens und der Frucht/ so aus solchem lernen erfolgen werde etc.
Damit auch Kinder und Gesind ihren Catechismum desto fleißiger lernen möchten/ sollen (pag.: 20) die Pastores denselbigen fleißig in Privata Confeßione/ wann mann zum hochwürdigen Sacrament des Leibs und Bluts Christi gehen will/ examinieren/ ob sie denselbigen gelernet haben/ auch ob sie sonsten zur Communion zu zu lassen/ eygentlich erkündigen.
Auf dass nun der Catechismus in gewöhnlicher Uebung bleibe/ und dass unsere Unterthanen/ durch einige unnötige Neuerung nicht möchten irr gemacht werden/ so haben wir denselbigen ordentlich mit seinen fünf Stücken in diese unsere Kirchen=Ordnung setzen lassen/ und wollen/ daß er hinfürters in allen unsern Kirchen fleißig getrieben und gelehret werde.
Wieviel sind Haupt=Stück Christlicher Lehr?
Antwort:
Fünf.
wie heissen Sie?
Das Erste/ die ZehenGebot Gottes.Das Ander/ der Christliche Glaub.
Das dritte/ das Vaterunser.
Das Vierdte/ das Sacrament der H. Tauf.
(pag.: 21) Das Fünfte/ das Sacrament des Altars.
Das erste Haupt=Stück
die ZehnGebot.
in wie viel Tafeln werden sie getheilet?
In zwo.Wie viel Gebot hat die erste Antwort?
Drey.Was lehren sie dich? Antwort.
Wie ich mich soll gegen Gott halten.Wie viel Gebot hat die ander Antwort?
Sieben.Was lehren sie dich? Antwort.
Wie ich mich soll gegen meinen Nechsten halten.Das erste Gebot
Du solt nicht andere Götter haben.
Was ist das? Antwort.
Wir sollen Gott über alle Ding fürchten/ lieben und vertrauen.Das ander Gebot
Du solt den Namen deines Gottes nicht mißbrauchen.
Was ist das? Antwort.
Wir sollen Gott fürchten und lieben/ daß wir bey seinem Namen nicht Fluchen/ Schweren/ Zaubern/, Liegen oder Triegen/ sondern denselbigen in allen Nöthen anruffen/ beten/ loben und dancken.(pag.: 23) Das dritte Gebot
Du solt den Feyertag heiligen.
Was ist das? Antwort.
Wir sollen Gott fürchten und lieben/ daß wir die Predigt und sein Wort nicht verachten/sondern dasselbe heilig halten, gern hören und lernen.Das Vierdte Gebot
Du solt deinen Vater/ und deine Mutter ehren/ auf daß dir es wohlgehe/ und lange lebest auf Erden.
Was ist das? Antwort.
Wir sollen Gott fürchten und lieben/ daß wir unsere Eltern und Herren nicht verachten/ noch erzürnen/ sondern sie in Ehren halten/ ihnen dienen/ gehorchen/ lieb und wehrt haben.Das Fünfte Gebot
Du solt nicht tödten.
Was ist das?Antwort.
Wir sollen Gott fürchten und lieben/ daß wir unserm Nechsten an seinem Leib/ keinen Schaden noch Leyd thun, sondern ihm helffen und fördern in allen Leibes=Nöthen.Das Sechste Gebot
Du solt nicht Ehebrechen.
Was ist das?Antwort.
Wir sollen Gott fürchten und lieben/ daß wir keusch und züchtig leben in Worten und in (pag.: 23) Wercken/ und ein jeglicher sein Gemahl lieben und Ehren.Das Siebende Gebot
Du solst nicht stehlen.
Was ist das? Antwort.
Wir sollen Gott fürchten und lieben/ daß wir unsers Nechsten Gelt oder Gut nicht nehmen/ noch mit falscher Wahr oder Handel an uns bringen/ sondern ihm sein Gut und Narung helffen bessern und behüten.Das Achte Gebot.
Du solt nicht falsche Zeugnüß reden wieder deinen Nechsten.
Was ist das? Antwort.
Wir sollen Gott fürchten und lieben/ daß wir unsern Nechsten nicht fälschlich beliegen/ verrahten, affterreden/ oder bösen Leumuht machen/ sondern sollen ihn entschuldigen/ guts von ihm reden/ und alles zum besten kehren.Das Neundte Gebot
Du solt nicht begehren deines Nechsten Hauß
Was ist das? Antwort.
Wir sollen Gott fürchten und lieben/ daß wir unserm Nechsten nicht mit List nach seinem Erb/ oder Hauß stehen/ noch mit einem Schein des rechten an uns bringen/ sondern ihm dasselbige (pag.: 24) zu behalten/ förderlich und dienstlich seyn.Das Zehende Gebot
Du solt nicht begehren deines Nechsten Weib/ Knecht/ Magd/ Vieh oder was sein ist.
Was ist das? Antwort.
Wir sollen Gott fürchten und lieben/ daß wir unserm Nechsten nicht sein Weib/ Gesinde oder Viehe/ abspannen/ abdringen/ oder abwendig machen/ sondern dieselbige anhalten/ daß sie bleiben und thun/ was sie schuldig seyn.
Was sagt nun Gott von diesen Geboten allen?
Er sagt also:
Ich/ der Herr, dein Gott/ bin ein starcker
eifferiger Gott/ der über die/ so mich hassen/ die Sünde der
Väter heimsuchet an den Kindern biß ins dritte und vierdte Glied/
aber denen/ so mich lieben/ und meine Gebot halten/ thue ich wohl in Tausent
Glied.
Was ist das? Antwort.
Gott dreuet zu strafen alle/ die
diese Gebot übertreten/ darum sollen wir uns fürchten für seinem
Zorn/ und nicht wieder solch Gebot thun. Er verheist aber Gnad und alles Guts
allen/ die solche Gebot halten/ darum sollen wir ihn auch lieben und vertrauen/
und gerne thun nach seinen Geboten.
Folgen die
drey
Haupt Articul unnsers
Christlichen Glaubens
Der erste Artickel: von der Schöpffung.
Ich glaub an GOtt dem Vater,
Allmächtigen, Schöpffer/ Himmels und der Erden.
Was ist
das? Antwort.
Ich glaub daß mich GOtt geschaffen hat/ sampt allen
Creaturen/ mir Leib und Seel/ Augen/ Ohren/ und alle Glieder/ Vernunfft/ und
alle Sinne gegeben hat/ und noch erhält/ darzu Kleider und Schue/ Essen
und Trincken/ Hauß und Hoff/ Weib und Kind/ Acker/ Viehe/ und alle
Güter/ mit aller Nothdurft/ und Nahrung des Leibes und Lebens/ reichlich
und täglich versorget/ wieder alle Fährligkeit beschirmet/ und
für allem Übel behütet und bewahret/ und das alles aus lauter
Väterlicher/ Göttlicher Güte und Barmhertzigkeit/ ohn alle mein
Verdienst und Würdigkeit/ des alles ich ihm zu dancken/ und zu loben/ und
darfür zu dienen und gehorsam zu seyn/ schuldig bin/ das ist
gewißlich wahr.
(pag.: 26) Der ander Artickel von der
Erlösung.
Und an Jesum Christum
seinen einigen Sohn unsern HErrn/ der empfangen ist vom heiligen Geist/
gebohren aus der Jungfrauen Maria/ gelitten unter Pontio Pilato, gekreutziget/
gestorben und begraben/ niedergefahren zur Höllen/ am dritten Tage wieder
auferstanden von den Todten/ aufgefahren gen Himmel/ sitzend zu der Rechten
Gottes des Allmächtigen Vaters/ von dannen Er kommen wird zu richten die
Lebendigen und die Toden.
Was ist das?
Antwort. Ich glaub,
daß Jesus Christus, wahrhafftiger GOtt vom Vater in Ewigkeit gebohren/
und auch ein wahrhafftiger Mensch von Maria der Jungfrauen gebohren/ sey mein
HERR/ der mich verlornen und verdampten Menschen erlöset hat/ erworben und
gewonnen von allen Sünden/ vom Todt/ und von der Gewalt des Teuffels/
nicht mit Gold oder Silber/ sondern mit seinem heiligen, theuren Blut/ und mit
seinem unschuldigen Leiden und Sterben/ auf daß ich sein eigen sey/ und
in seinem Reich/ unter Ihm lebe/ und ihm diene/ in ewiger Gerechtigkeit/
Unschuld und Seeligkeit/ gleich wie Er ist auferstanden vom Todt/ lebet und
regieret in Ewigkeit/ das ist gewißlich wahr.
(pag.: 27) Der dritte Artikel: von der
Heiligung
Ich glaube an den Heiligen
Geist/ eine heilige Christliche Kirch/ die Gemeinschafft der Heiligen/
Vergebung der Sünden/ Auferstehung des Fleisches/ und ein ewiges
Leben.
Was ist das? Antwort.
Ich glaub, daß ich nicht aus
eigener Vernunfft noch Krafft an Jesum Christum, meinen HErrn, glauben oder zu
ihm kommen kan/ sondern der heilige Geist hat mich durchs Evangelium beruffen/
mit seinen Gaben erleuchtet/ im rechten Glauben geheiliget und erhalten/ gleich
wie er die gantze Christenheit auf Erden berufft/ samlet/ erleuchtet/ heiliget/
und bey JEsu Christo erhält/ im rechten einigen Glauben/ in welcher
Christenheit Er mir und allen Gläubigen täglich alle Sünde
reichlich vergibt/ und am Jüngsten Tag/ mich und alle Todten auferwecken
wird/ und mir sampt allen Gläubigen/ in Christo ein ewiges Leben geben
wird/ das ist gewißlich wahr.
Vater unser im Himmel.
Was ist das? Antwort.
GOtt will uns damit locken/ daß wir
gläuben (pag.: 28) sollen/ Er sey unser rechter Vater/ und wir
seine rechte Kinder/ auf daß wir getrost/ und mit aller Zuversicht ihn
bitten sollen/ wie die lieben Kinder/ ihren lieben Vater.
Die erste Bitte Geheiliget
werd dein Name.
Was ist das? Antwort.
GOttes Nahm ist zwar an
ihm selbst heilig/ , aber wir bitten in diesem Gebet/ daß er bey uns auch
heilig werde. Wie geschicht das? Antwort. Wo das Wort Gottes lauter und rein
gelehret wird/ und wir auch heilig/ als die Kinder GOttes darnach leben/ das
helff uns lieber Vater im Himmel/ wer aber anders lehret und lebet/ denn das
Wort Gottes lehrt/ der entheiligt unter uns den Namen Gottes/ dafür
behüt uns Himmlischer Vater.
Die ander Bitte Dein Reich
komme.
Was ist das?Antwort.
GOttes Reich kompt wohl ohn unser
Gebet/ aber wir bitten in diesem Gebet/ daß es auch zu uns komme. Wie
geschieht das?Antwort. Wann der himmlische Vater uns seinen heiligen (pag.:
29) Geist gibt/ daß wir seinem heiligen Wort durch seine Gnade
gläuben/ und göttlich leben/ hie zeitlich und dort ewiglich.
Die dritte Bitte Dein Will
geschehe/ wie im Himmel also auch auf Erden.
Was ist das? Antwort.
Gottes guter, gnädiger Will/ geschicht wohl ohn unser Gebet von ihm
selber/ aber wir bitten in diesem Gebet daß er auch geschehe. Wie
geschicht das? Antwort. Wann GOtt allen bösen Rath und Willen bricht/ und
hindert/ so uns den Namen Gottes nicht heiligen/ und sein Reich nicht kommen
lassen wollen/ als da ist des Teuffels/ der Welt/ und unsers Fleisches Wille/
sondern stärckt und behält uns fest in seinem Wort und Glauben/
biß an unser Ende/ das ist sein gnädiger guter Wille.
Die vierdte Bitte Unser
tägliches Brot gib uns heute.
Was ist das? Antwort.
GOtt
gibt täglich Brodt/ auch wohl ohn unser Bitte allen bösen Menschen/
aber wir bitten in diesem Gebet daß Er uns erkennen lasse/ und mit
Dancksagung empfahen unser täglich Brodt.(pag.: 30) Was heißt
dann täglich Brodt? Alles, was zur Leibes Nahrung und Nohtdurfft
gehöret/ als Essen/ Trincken/ Kleider/ Schue/ Hauß/ Hoff/ Aecker/
Viehe/ Gelt/ Gut/ fromm Gemahl/ fromme Kinder/ fromm Gesinde/ fromme und
getreue Oberherrn/ gut Regiment/ gut Wetter/ Friede/ Gesundheit/ Zucht/ Ehre/
gute Freunde/ getreue Nachbarn und desgleichen.
Die fünffte Bitte Und
verlaß uns unser Schuld/ als wir verlassen unsern Schuldigern.
Was ist das? Antwort.
Wir bitten in diesem Gebet/ daß der Vater
im Himmel nicht ansehen wolte unsere Sünde/ und umb deroselbigen Willen
uns solche Bitte nicht versagen/ denn wir seind der keines werht/ daß wir
bitten/ habens auch nicht verdienet/ sondern Er wolts uns alles aus Gnaden
geben/ denn wir täglich viel sündigen/ und wohl eitel Straff
verdienen/ so wollen wir wiederumb auch hertzlich vergeben/ und gern wohl thun/
denen die sich an uns versündigen.
Die sechste Bitte Und
führe uns nicht in Versuchung.
Was ist das? Antwort.
GOtt
versucht zwar niemand/ aber wir bitten (pag.: 31) in diesem Gebet/
daß uns GOtt wolt behüten und erhalten/ auf daß uns der
Teuffel/ die Welt / und unser Fleisch nicht betriege/ und verführe in
Mißglauben/ Verzweiffelung/ und andere grosse Schand und Laster/ und ob
wir damit angefochten würden/ daß wir doch endlich gewinnen und den
Sieg behalten.
Die siebende Bitte Sondern
erlöse uns von dem Bösen.
Was ist das? Antwort.
Wir
bitten in diesem Gebet/ als in der Summa/ daß uns der Vatter im Himmel
von allerley Ubel Leibs und der Seelen, Guts und Ehre erlöse/ und zuletzt
wenn unser Stündlein kommet/ ein seliges Ende beschere/ und mit Gnaden von
diesem Jammerthal zu sich nehme in den Himmel.Amen.
Was heißt
Amen.
Daß ich soll gewiß seyn/ solche Bitte sind dem Vatter
im Himmel angenehm und erhöret/ den Er selbst hat uns gebotten also zu
beten/ und verheissen/ daß Er uns will erhören. Amen, Amen, das
heist: Ja/ Ja/ es soll also geschehen.
(pag.: 32)Zum Ersten Was ist die Tauffe?
Antwort.
Die Tauff ist nicht allein schlecht (Anm.: 13) Wasser/ sondern sie ist das
Wasser in GOttes Gebott gefast/ und mit Gottes Wort verbunden.
Welches ist dann solch Wort GOttes?
Antwort.
Da
unser HErr Christus spricht Matthäi am letzten: Gehet hin in alle Welt/
lehret alle Heyden/ und tauffet sie im Namen des Vatters/ des Sohns / und des
heiligen Geistes.
Was gibt oder nutzt die Tauff?
Antwort.
Sie wircket
Vergebung der Sünden/ erlöset vom Todt und Teuffel/ und gibt die
ewige Seeligkeit allen/ die es glauben/ wie die Wort und Verheissung Gottes
lauten.
Welche sind solche Wort und Verheissung Gottes?
Antwort.
Da unser Herr Christus spricht Marci am letzten: Wer da
glaubet und getaufft wird/ der wird selig/ wer aber nicht glaubt/ der wird
verdamt.
Wie kann Wasser solche grosse Dinge thun?
Antwort.
Wasser
thuts freilich nicht/ sondern das Wort Gottes/ so mit und bey dem Wasser ist/
und der Glaub/ so solchem Wort Gottes im Wasser trauet/ denn ohne Gottes Wort/
ist das / (pag.: 33) Wasser schlecht (Anm.: 14) Wasser/ und keine Tauff/ aber
mit dem Wort Gottes ist es eine Tauff/ das ist ein gnadenreich Wasser des
Lebens/ und ein Bad der neuen Geburt im heiligen Geist/ wie Sanct Paulus sagt
zum Tito am dritten Capitel; Durch das Bad der Wiedergeburt/ und Erneuerung des
heiligen Geistes/ welchen Er ausgegossen hat über uns reichlich/ durch
Jesum Christum unsern Heyland/ auf daß wir durch desselbigen Gnade
gerecht und Erben seyn des ewigen Lebens/ nach der Hoffnung/ das ist
gewißlich war.
Was bedeutet solch Wasser tauffen?
Antwort.
Es
bedeut daß der alte Adam in uns durch tägliche Reu und Buß
soll ersäufft werden/ und sterben mit allen Sünden/ und bösen
Lüsten/ und wiederumb täglich heraus kommen/ und auferstehn ein neuer
Mensch/ der in Gerechtigkeit und Reinigkeit für GOtt ewiglich lebe.
Wo steht das geschrieben?
Antwort.
Sanct Paulus zum
Römern am sechsten spricht: Wir sind sampt Christo durch die Tauff
begraben in den Tod/ daß gleich wie Christus ist von den Toden
auferwecket/ durch die (pag.: 34) Herzlichkeit des Vaters/ also sollen
wir auch in einem neuen Leben wandeln.
Was ist das Sakrament des Altars?
Antwort.
Es ist der wahre Leib und Blut unsers HErrn JESU Christi/
unter dem Brod und Wein uns Christen zu essen und zu trincken von Christo
selbst eingesetzt.
Wo steht das geschrieben?
Antwort.
So schreiben die heiligen Evangelisten/ Matthäus/ Marcus/ Lucas und S.
Paulus.
Unser HErr Jesus Christus in der Nacht/ da Er verrathen ward/ nam
er das Brod/ dancket/ und brachs/ und gabs seinen Jüngern und sprach:
Nemmet hin und esset/ das ist mein Leib/ der für euch gegeben wird/
solches thut zu meinem Gedächtnus. Desselbigengleichen nam Er auch den
Kelch nach dem Abendmal/ dancket/ und gab ihn den und sprach: Nemmet hin und
trincket alle daraus/ dieser Kelch ist das Neue Testament in meinem Blut/
daß für euch vergossen wird zur (pag.: 35) Vergebung der
Sünden; solches thut/ so offt ihrs trincket/ zu meinem Gedächtnus."
Was nützt dann solch essen und trincken?
Antwort.
Das zeigen uns diese Wort an: Für Euch gegeben und
vergossen/ zur Vergebung der Sünden/ nehmlich daß uns im Sacrament
Vergebung der Sünden/ Leben und Seeligkeit/ durch solche Wort gegeben
wird/ denn wo Vergebung der Sünden ist/ da ist auch Leben und Seeligkeit.
Wie kann leiblich Essen und Trincken solche grosse
Ding thun?
Antwort.
Essen und Trincken thuts freylich nicht/
sondern die Wort so da stehen:Für Euch gegeben und vergossen/ zur
Vergebung der Sünden/ welche Wort seind neben dem leiblichen Essen und
Trincken/ als das Hauptstück im Sacrament/ und wer denselben Worten
glaubt/ der hat was sie sagen/ und wie sie lauten/ nehmlich Vergebung der
Sünden.
Wer empfähet solch Sakrament würdiglich?
Antwort.
Fasten und leiblich sich zu bereiten/ ist wohl eine
feine äuserliche Zucht/ aber der ist recht würdig/ und wohl
geschickt/ der den Glauben hat an diese Wort: Für Euch gegeben und
(pag.: 36) vergossen zur Vergebung der Sünden etc. Wer aber diesen
Worten nicht glaubt/ oder daran zweiffelt/ der ist unwürdig und
ungeschickt/ dann das Wort/ Für Euch/ erfordert eytel gläubige
Hertzen.
Deß Morgens so du aus dem Bette fährest/ solt du
sagen:
Das walt Gott Vater/ Sohn/ und heiliger Geist.
Darauf den
Glauben/ und Vater Unser/ sampt nachfolgenden Gebettlein
Ich dancke Dir
mein Himmlischer Vater/ durch Jesum Christum deinen lieben Sohn/ daß dz
mich diese Nacht für allem Schaden und Gefahr behütet hast: Und bitte
Dich du wollest mich diesen Tag auch behüten/ für Sünden/ und
allem Übel/ daß dir all mein Thun und Leben gefalle: Dann ich
befehle mich/ mein Leib und Seel/ und alles in deine Hände/ dein heiliger
Engel sey mit mir/ daß der böse Feind keine Macht an mir finde/
Amen.
Des Abends wenn du zu Bette gehest solt du sagen:
Das walt
GOtt Vater/ Sohn und heiliger Geist.
Darauf den Glauben und Vater Unser
samt nachfolgenden Gebettlein.(pag.: 37)
Ich dancke dir mein
Himmlischer Vater/ durch Jesum Christum deinen lieben Sohn/ daß du mich
diesen Tag gnädiglich behütest hast/ und bitte Dich/ Du wollest mir
vergeben alle meine Sünde/ wo ich unrecht gethan habe/ und mich diese
Nacht gnädiglich behüten/ dann ich befehle mich/ mein Leib und Seel/
und alles in deine Hände/ dein heiliger Engel sey mit mir/ daß der
böse Feind keine Macht an mir finde/ Amen.
Tischgebetlein Das Benedicite (Anm.: 15)
Die
Kinder sollen mit gefaltenen Händen/ und züchtig für den Tisch
treten/ und sprechen:
Aller Augen warten auf dich HErr/ und Du gibst
ihnen ihre Speise zu seiner Zeit/ Du thust deine milde Hand auf/ und
sättigest alles/ was lebet/ mit Wohlgefallen.
Darnach das Vater
Unser/ und folgend Gebetlein.
HErr GOTT Himmschlischer Vater/ segne uns/
und diese deine Gaben/ die wir von deiner milden Güte zu uns nehmen/ durch
Jesum Christum unsern HErrn/Amen-
Das Gratias (Anm.: 16) nach dem Essen.
Dancket
dem HErrn/ denn Er ist freundlich/ und seine Güte währet ewiglich/
der allem Fleisch (pag.: 38) Speise gibt/ der dem Viehe sein Futter gibt/ den
jungen Raben/ die ihn anruffen/ Er hat nicht Lust an der Stärcke des
Rosses/ noch gefallen an jemands Beinen/ der HERR hat wohlgefallen an denen/
die Ihn fürchten/ und auf seine Güte warten.
Darnach das
Vater Unser/ und folgend Gebetlein.
HErr GOTT Himmlischer Vater/ segene
uns/ und diese deine Gaben/ die wir von deiner milden Güte zu uns nehmen/
durch Jesum Christum unseren Herrn/ Amen.
(Anm.:
17)Das Gratias nach dem Essen.
Dancket dem Herrn/ denn Er
ist freundlich/ und seine Güte währet ewiglich/ der allem Fleisch
Speise gibt/ der dem Viehe sein Futter gibt/ den jungen Raben/ die Ihn
anruffen/ Er hat nicht Lust an der stärcke des Rosses/ noch gefallen an
jemands Beinen/ der Herr hat wohlgefallen an denen/ die Ihn fürchten/ und
auf seine Güte warten.
Darnach das Vater Unser/ und folgend Gebet.
Wir dancken dir Herr GOTT Vater/ durch Jesum Christum unsern Herrn/
für alle deine Wohlthat/ der du lebst und regierst in Ewigkeit. Amen.
Die
Haußttafel etlicher Sprüche/ für
allerley H. Orden und
Stände/ dadurch
dieselben/ als eigen Lection ihres Ampts=
und
Diensts zuermahnen.
Den Bischoffen / Pfarr=Herrn und Predigern.
Ein Bischoff soll unsträfflich seyn/ eines Weibes Mann/
sittig/mässig/gastfrey/lehrhafftig/als ein Haushalter Gottes/ nicht
ein Weinsauffer/ nicht beissig/ nicht unehrlich Handthierung treiben: Sondern
gelinde/ nicht haderhafftig /nicht geitzig/ der seinem eigenen Hauße wohl
fürstehe/ der gehorsame Kinder hab/ mit aller Erbarkeit/ nicht ein
Neuling/ etc. der halte ob dem Wort/ das gewiß ist/ und lehren kan/ auf
daß er mächtig sey zu ermahnen durch die heilsame Lehr/ und zu
straffen die Wiedersprecher/ 1.Timoth.3.Tit.1
Den Zuhörern und Pfarrkindern etc.
Esset und trincket/
was sie haben/den(n) ein Arbeiter ist seines Lohns werth/ Luc.10. Der HErr hat
befohlen/ daß sie das Evangelium verkündigen/ sollen sich vom
Evangelio nehren/ 1.Cor. am 9. Der unterrichtet wird mit dem Wort, der theile
(pag.: 40) mit allerley Guts dem/ der ihn unterrichtet/ irret euch
nicht/ Gott läst sich nicht spotten/ Gal. 6.
Die Eltesten die wohl fürstehen/
die halte man zwyfacher
Ehren wehrt/ sonderlich die doch arbeiten am Wort und in der Lehr/ denn es
spricht die Schrifft: Du solt dem Ochsen nicht das Maul verbinden/ der da
dreschet. Item ein Arbeiter ist seines Lohns werth/ 1.Timoth.5.
Wir bitten euch lieben Brüder/ daß ihr erkennet/ die an euch arbeiten/ und euch fürstehen in dem HErrn/ und euch vermahnen/ habt sie desto lieber umb ihres Wercks willen/ und seyd friedsam mit Ihnen/ 1.Thess.5.
Gehorchet euern Lehrern/ und folget ihnen/ etc. denn sie wachen über eure Seelen/ als die da Rechenschafft dafür geben sollen/ auf daß sie es mit Freuden thun/ und nicht mit Seuffzen/ denn es ist euch nicht gut/ Hebr. 13.
Von Weltlicher Obrigkeit
Jedermann sey
unterthan der Obrigkeit/ die Gewalt über ihn hat/ denn es ist keine
Obrigkeit/ ohne von GOtt. Wo aber Obrigkeit ist/ (pag.: 41) die ist von
Gott geordnet/ wer sich nun wieder die Obrigkeit setzet/ der wiederstrebet
GOttes Ordnung/ die aber wiederstreben/ werden über sich ein Urtheil
empfahen/ denn sie trägt das Schwerd nicht umbsonst/ sie ist Gottes
Dienerin/ eine Recherin zur Straffe über den/ der Böses thut/
Röm. 13.
Du solt das Recht nicht beugen/ und solt auch kein Person
ansehen/ noch Geschenck nehmen/ dann die Geschenck machen die Weissen blind/
und verkehren die Sachen der Gerechtigkeit/ was recht ist/ dem solt du
nachjagen/ Deut. 16.
Von den Unterthanen.
Gebet dem Keyser/
was des Keysers ist/ und GOtt was Gottes ist/ Matth. 22. So seyd nun aus Noth
unterthan/ nicht allein umb der Straff willen/ sondern auch umb des Gewissens
willen/ derhalben müsset ihr auch Schoß geben/ denn es sind Gottes
Diener/ die solchen Schutz sollen handhaben/ So gebt nun iedermann/ was ihr
schuldig seyd/ Schoß dem Schoß gebührt/ Zoll/ dem der Zoll
gebührt/ Furcht/ dem die Furcht gebührt/ Ehr/ dem die (pag.:
42) Ehr gebührt/ Röm 13. So ermahne ich nun/ daß man
für allen Dingen zu erst thue/ Bitte/ Gebet/ Fürbitt/ und Dancksagung
für alle Menschen/ für die Könige/ und für alle Obrigkeit/
auf daß wir ein geruhlichs und stilles Leben führen mögen/ in
aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit. Dann solches ist gut/ darzu auch angennehm
für GOtt unsern Heyland/ 1. Timoth.2. Ermahne sie/ daß sie den
Fürsten und der Obrigkeit unterthan und gehorsam sein/ Tit. 3. Seyd
unterthan aller Menschlichen Ordnung/ umb des HErrn willen/ es sey dem
König/ als dem Obersten/ oder den Haupt=Leuten/ als den Gesanden von ihm/
zur Rache über die Übelthäter/ und zu Lob den Frommen/ 01.
Pet.2.
Den Ehe=Männern.
Ihr Männer
wohnet bey euren Weibern mit Vernunfft/ und gebet dem Weibischen als dem
schwächsten Werckzeug/ seine Ehre/ als mit Erben der Gnaden des Lebens/
auf daß euer Gebet nicht verhindert werde/ 1.Petr.3. Ihr Männer
liebet eure Weiber und seyd nicht bitter gegen sie/ Coloss.3.
(pag.: 43) Den Ehe=Weibern.
Die
Weiber seyen unterthan ihren Männern/ als dem HErrn/ wie Sara Abraham
gehorsam war/ und hieß ihn Herr/ welcher Töchter ihr worden seyd/ so
ihr wohl thut/ und nicht so schüchtern seyd/ 1.Petr.3
Den Eltern.
Ihr Väter reitzet
euere Kinder nicht zum Zorn/ daß sie nicht scheu werden: Sondern ziehet
sie auf in der Zucht/ und Ermahnung zum Herrn/ Eph.6.
Den Kindern
Ihr Kinder seyd gehorsam
euern Eltern in dem HErrn/ denn das ist billich/ ehre Vater/ und Mutter/
daß ist das erste Gebot/ das Verheissung hat/ nemlich/ daß dirs
wohl gehe/ und lang lebest auf Erden/ Ephes. 6.
Den Knechten/Mägden/Taglöhnern und
Arbeitern/ etc.
Ihr Knechte seyd gehorsam euern leiblichen Herrn/
mit Furcht und Zittern in Einfältigkeit (pag.: 44) euers Hertzens/
als Christo selbst/ nicht mit Dienst allein für Augen/ als Menschen
zugefallen/ sondern als die Knecht Christi/ daß ihr solchen Willen Gottes
thut/ von Hertzen mit gutem Willen. Last euch düncken/ daß ihr dem
HErrn/ und nicht den Menschen dienet/ und wisset/ was ein jeglicher Guts thut/
das wird er empfangen/ er sey Knecht oder Freyer/ Ephes. 2.Col.3.
Den Hauß=Herrn und Hauß=Frauen.
Ihr Herrn thut auch dasselbig gegen ihnen/ und lasset euer Dreuen/ und
wisset/ daß ihr auch einen HErrn im Himmel habt/ und ist bey Ihm kein
Ansehen der Person/ Ephes.6
Der gemeinen Jugend
Ihr Jungen seyd den
Alten unterthan/ und beweiset darin die Demuth/ den GOtt wiederstrebt den
Hoffärtigen/ aber den Demüthigen gibt Er Gnade. So demüthiget
euch nun unter die gewaltige Hand GOttes/ daß Er euch erhöhe zu
seiner Zeit/ 1.Petr.5
(pag.: 45) Der Wittwen
Welche
eine rechte Wittwe und einsam ist, die stellet ihre Hoffnung auf GOtt/ und
bleibt am Gebet Tag und Nacht. Welche aber in Wollüsten lebt/ die ist
lebendig todt/ 1. Tim.5.
Der Gemeine
Liebe deinen Nächsten/
als dich selbst: In dem Wort sind alle Gebot verfasset/ Rom.13. und haltet an
mit beten/ für alle Menschen/ 1.Tim.2
Ein ieder lern sein Lection.
So wird es
wohl im Hauses stohn.
Etliche Christliche
Fragstück/ mit ihren
Antworten/
für die/ so zum Sacrament gehen wollen/
aufs
einfältigste
gestellet
I. Glaubst du daß du ein Sünder bist?
Antwort.
Ja/ ich glaub es / Ich bin ein Sünder.
(pag.: 46) II. Wie weist du das?
Antwort.
Aus den Zehen Geboten/ die hab ich nicht gehalten.
III Was hast du denn mit deinen Sünden bey GOTT
verdient?
Antwort.
Seinen Zorn und Ungnad/ zeitlichen Tod und
ewiges Verdammnüs.
IV. Seind dir deine Sünde auch leid?
Antwort.
Ja/ es ist mir leid/ daß ich wieder Gott gesündigt hab/ etc.
V. Hoffest du auch selig zu werden?
Antwort.
Ja/
Ich hoffe es.
VI. Weß tröst du dich dann?
Antwort.
Meines lieben HErrn Christi.
VII Wer ist denn Christus?
Antwort.
GOTTES Sohn/
wahrer GOTT und Mensch.
VIII. Wie viel sind Götter?
Antwort.
Nur
einer/ aber drey Personen/ der Vater/ Sohn/ und heiliger Geist.
(pag.: 47)IX. Was hat denn Christus für dich
gethan/ daß du dich sein tröstest?
Antwort.
Er ist
für mich gestorben/ und hat sein Blut am Creutz vergossen/ zur Vergebung
meiner Sünden.
X. Ist der Vater auch für dich gestorben?
Antwort.
Nein/ denn der Vater ist nur GOtt/ der heilige Geist auch/ aber der Sohn
ist wahrer Gott und Mensch für mich gestorben/ und hat sein Blut für
mich vergossen.
XI. Wie weist du das?
Antwort.
Aus dem Evangelio/
und aus den wahren Worten/ vom Sacrament/ darinn Er mir seinen Leib und Blut
zum Pfande gegeben.
XII. Wie lauten die Wort?
Antwort.
Unser Herr Jesus
Christus in der Nacht, da er verrathen ward/ nam Er das Brod/dancket und
brachs/ und gabs seinen Jüngern und sprach: Nemmet hin und esset/ das ist
mein Leib/ der für euch gegeben wird/ solches thut zu meinem
Gedächtnus. Desselbigengleichen/ nam Er auch den Kelch nach dem Abendmahl/
dancket und gab ihn den (pag.: 48) und sprach: Nemmet hin/ und trincket
alle daraus/ dieser Kelch ist das Neue Testament in meinem Blut/ das für
euch vergossen wird/ zur Vergebung der Sünden/ solches thut/ so offt ihrs
trincket/ zu meinem Gedächtnüs.
XIII. So glaubst du daß im Sacrament der wahre Leib und
Blut Christi seye?
Antwort.
Ja/ ich gläub es.
XIV. Was bewegt dich das zu glauben?
Antwort.
Das
Wort Christi: Nemmet/ esset/ das ist mein Leib: Trincket alle daraus/ das ist
mein Blut.
XV. Was sollen wir thun/ wann wir seinen Leib essen und sein
Blut trincken/ und das Pfand also nehmen?
Antwort.
Seinen und Tod
und Blutvergiessen verkündigen/ und gedencken/ wie Er uns gelehret hat/
solches thut/ so offt ihrs trincket/ zu meinem Gedächtnüs.
XVI: Warumb sollen wir seines Tods gedencken/ und denselbigen
verkündigen?
Antwort.
Daß wir lernen gläuben/
daß keine Creatur hat (pag.: 49) können genug thun für
unsere Sünde/ dann Christus wahrer GOtt und Mensch/ und daß wir
lernen erschrecken für unsere Sünden/ und diesselben lernen
groß achten/ und uns sein allein freuen und trösten/ und also durch
denselbigen Glauben selig werden.
XVII. Was hat Ihn dann bewegt für deine Sünde zu
sterben und gnug zu thun?
Antwort.
Die grosse Lieb zu seinem Vater/
zu mir/ und zu andern Sündern/ wie geschrieben steht/ Johann. am 14.
Röm. 8. Gal.2.
XVIII. Warum willst du dann zum Sacrament gehen?
Antwort.
Auf daß ich lerne glauben/ daß Christus umb
meiner Sünde willen/ aus großer Lieb gestorben sey/ wie gesagt/ und
darnach von Ihm auch lerne GOtt und meinen Nächsten lieben.
XIX. Was soll einen Christen vermahnen und reitzen/ das heilige
Sacrament des Altars zu empfahen?
Antwort.
Von Gottes wegen soll
ihn beyde des HErrn Christi Gebot/ und Verheissung/ darnach auch seine eigene
Noth/ so ihm auf dem Hals ligt/ (pag.: 50) treiben umb welcher willen/
solch gebieten/ locken/ und Verheissung geschicht.
XX. Was soll ihm aber ein Mensch thun/ wann er solche Noth
nicht fühlen kan/ oder keinen Hunger noch Durst zum Sacrament empfindet?
Antwort.
Dem kann nicht besser gerathen werden/ dann daß er
erstlich in seinen Bussen greiffe/ ob er auch noch Fleisch und Blut habe/ und
glaube doch der Schrifft/ was sie davon sagt/ Gal. 5. Zum andern/ daß er
umb sich sehe/ ob er auch noch in der Welt sey/ und dencke/ daß es an
Sünden und Not nicht fehlen werde/ wie die Schrifft sagt/ Johann. Am
15.v.16. und 1 Johann.2.vers.5. Zum dritten/ so wird er auch den Teuffel um
sich haben/ der ihm mit Lügen und Morden Tag und Nacht keinen Frieden
innerlich und äuserlich lassen wird/ wie ihn die Schrifft abmahlet/
Johann. 8.16. 1. Petr.5. Ephes. am 6. 2. Tim.2.
Die Summa des Göttlichen Gesetzes ist/ Du solt lieben Gott deinen HErrn/ von (pag.: 51) gantzem Hertzen/ von gantzer Seele/ von gantzem Gemüth/ und aus allen deinen Kräfften/ daß ist das fürnehmste und gröste Gebote/ das ander aber ist dem gleich/ du solt deinen Nächsten lieben/ als dich selbst. In diesen zweyen Geboten hanget das gantze Gesetz und die Propheten.
Die Summa des Evangelii ist/ Also hat GOtt die Welt geliebt/ daß Er seinen einigen Sohn gab/ auf daß alle die an Ihn glauben/ nicht verlohren werden/ sondern das ewige Leben haben/ Johann. Am 3.
soll mit allerhöchster Reverentz/ ohn einigen Mißbrauch/ und unchristliche Leichtfertigkeit der Umbstehenden auf die Form und Weisse/ wie sie hernach gesetzt/ gehandelt werden/ und weil derselben die hohe Majestät GOtt Vater/ Sohn/ und heiliger Geist/ mit seinen heiligen Engeln beywohnet/ und bey solcher der Himmel sich Geistlich aufthut/ und daß grosse Gnadenwerck der Wiedergeburt/ und Geistlichen Erneuerung des Menschen/ so getaufft wird/ selbst gegenwärtig (pag.: 52) wircket/ sollen die Pastores sich befleissigen/ daß die Kinder=Tauff in versamleten Kirchen beschehe/ auch das Volck ernstlich vermahnen/ sich selbst darzu zu schicken/ weil solche alle Weg füglich nach der Predigt kan verrichtet werden. Dann die gantze Kirch nicht allein für die neugetauffte Kinder beten/ sondern ein ieder Christ sich selbst seiner empfangenen Tauff/ und des Bunds Gottes nützlich erinnern soll/ den GOtt in der heiligen Tauff gemacht und aufgerichtet hat.
Es soll aber kein Pfarr=Herr oder Kirchendiener/ die jungen Kinder umb ihrer Eltern Sünde und Unbußfertigkeit willen/ mit der heiligen Tauff aufziehen/ oder aber aller Ding ungetaufft ligen lassen.
Demnach wann sichs begeben würde/ daß Kinder ausserhalb der Ehe gebohren/ und zu der Heiligen Tauff gebracht würden/ sollen die Pastores nicht lang mit denen/ so die Tauff bey ihnen suchen/ vom Vater des Kinds disputiren/ sondern auf begehren/ das Kind alsobald täuffen/ und unseren Beampten iedes Orths solches vermelden/ welche sich vermög unser Policey=Ordnung/ darauf der Gebühr werden mit nothdürfftigen Nachfragen zu verhalten wissen; (pag.: 53) Als auch unlaugbar/ daß bey vielen das Hochwürdigste Sacrament der heiligen Tauff umb Geschencks/ und sonderlichen Nutzens willen/ mit grosser Menge der gebettenen Gevattern/ im eigentlichen Mißbrauch gezogen wird/ damit sie dann groß Ergernüs anrichten/ und durch solche Leichtfertigkeit/ Gottes Zorn/ wieder uns erregen/ so sollen hinführo nicht mehr/ dann drey Gevattern/ bey Vermeydung unserer ernsten Straf/ und Ungnad zugelassen werden.
Es soll auch das Gefräß und grosser Uncosten/ so an diesen Enden bey der Kinder=Tauf gewöhnlich/ auch wohl die Sonntag/ und nach Mittage unter der Predigt mit Ergernüß gehalten werden/ bey ernster Straf abgeschafft werden. Nachdem auch an etlichen Orten ein Mißbrauch eingerissen/ daß junge Leut die selbst noch Kinder sein/ zu Gevatter oder Patten gebetten/ welche doch die Ursach nicht verstehen/ was der Gevattern und Patten = Ambt auf sich habe/ sollen hinführo die Pastores und Kirchen=Diener das Volck erinnern und vermahnen/ solche Gevattern bey die Heil. Tauf zu stellen/ die des Alters und Verstands sey/ daß sie solchen (pag.: 54) Actum (Anm.: 18) mit Ernst verrichten können/ und deßwegen niemand auf das wenigste unter 13 oder 14 Jahren/ zu lassen. Es sollen auch die Eltern iederzeit selber die Pastores umb die Kinder=Tauff bitten/ und was sie für Gevattern zu derselbigen zu bitten/ willens/ anzeigen.
Form der Tauffe
Erstlich fragt der Kirchen= Diener / ob das Kind nicht die Jacht=Tauf (Anm.: 19) empfangen habe/ so es nun nicht Jachttaufft ist/ so frage er die Gevattern ordentlich/ was die Taufe sey/ auch was sie nutze und wircke/ und solches soll darumb geschehen/ auf daß sich die Gevattern/ und alle Umbständer dadurch ihrer eigener Tauf erinnern/ und folgends sich derselben desto besser trösten mögen. Weiter frag er/ wie das Kind heissen soll/ darauf spreche er den also: Es ist uns allhier ein Kindelein vorgetragen/ und wird von seinetwegen begehrt/ daß es dem Gebet gemeiner Christlichen Kirchen befohlen/ und nach Ordnung und Einsetzung JESU Christi getaufft werde/ damit wir aber Bericht empfahen/ aus (pag.: 55) was Grund Göttlicher Schrifft wir uns dieses Kindeleins annehmen/ und durch das Gebet Gottes Angesicht vorstellen/ auch ihn umb die Gnad und Gabe der Tauf bitten sollen/ so lasset uns hören das Evangelium von den Kindlein/ wie es Marcus am 10. Capitel beschrieben hat: Zu der Zeit brachten sie die Kindlein zu Jesu/ daß Er sie solt anrühren/ aber die Jünger führen die an/ die sie trugen. Da es aber Jesus sahe/ ward er unwillig/ und sprach zu ihnen: Lasset die Kindlein zu mir kommen/ und wehret ihnen nicht/ dann solcher ist das Reich Gottes/ warlich ich sage euch/ wer das Reich Gottes nicht empfähet/ als ein Kindelein/ der wird nicht hinein kommen/ und Er umbpfieng sie/ und legt die Händ auf sie/ und segnet sie.
Lasset uns beten.
Allmächtiger ewiger GOTT/ Vater
unsers Herrn Jesu Christi/ wir ruffen dich an/ über diesen Diener oder
Dienerin N. der deine Tauffe Gabe bittet/ und deine ewige Gnade/ durch die
geistliche Wiedergeburth begehrt/ nimm ihn auf/ und wie du gesagt hast/ bittet/
so werdet ihr nehmen/ suchet (pag.: 56) so werdet ihr finden/ klopffet
an/ so wird euch aufgethan. So reiche nun ewiger GOTT/ deine Güte und Gnad
dem der da bittet/ und öffne die Thür/ dem der anklopffet/ daß
er den ewigen Seegen dieses Himmlischen Bades erlange/ und das verheissene
Reich deiner Gabe empfahe/ durch Jesus Christum unsern HErrn. Amen.
Ein ander Gebet.
Allmächtiger ewiger GOtt/ der Du
durch die Sündfluth/ nach deinem strengen Gericht/ die ungläubige
Welt verdamt/ und den gläubigen Noha salbacht / nach deiner grossen
Barmhertzigkeit erhalten/ den verstockten Pharao mit all den seinen im rothen
Meer ersäufft/ und dein Volck Israel durch das Trocken hindurch
geführt/ auch durch solchs das Bad deiner heiligen Christlichen Tauf
zukünfftiglichen bezeichnet und bedeutet/ deß gleichen durch die
Tauff deines lieben Kinds unsers HErrn Jesu Christi/ den Jordan und alle Wasser
zur seligen Sündfluth/ und reichlicher Abwäschung der Sünden/
geheiliget und eingesetzet hast/ wir bitten dich durch dieselbige deine
(pag.: 57) grundlose Barmhertzigkeit/ Du wollest diesen N.
gnädiglich ansehen/ und mit rechtem Glauben im Geist beseligen und
stärcken/ daß durch diese heilsame Sündluth an ihm ertrincke
und untergehe/ alles was von Adam ihm angebohren ist/ und was Er selber darzu
gethan hat/ daß Er auch aus der Zahl der Unglaubigen gesondert/ in der
heiligen Archa der Christenheit/ trocken/ und sicher behalten werde/ deinem
Namen allzeit brünstig im Geist/ und frölich in Hoffnung zu dienen/
auf daß er mit allen Glaubigen/ deiner Verheissung nach/ ewiges Leben
erlangen möge/ durch JEsum Christum unsern HErrn. Amen.
Lasset uns auch sprechen das Gebet/ so uns unser HErr Christus
selber gelehret/ und befohlen hat zu beten/ und nicht allein alle unsere
und des Kindes Nothdurfft darinn begriffen/ sondern auch uns gewißlich zu
erhören/ verheissen hat.
Vater unser der du bis etc.
Nach solchem
Gebet des Vater unsers/ lege der Priester seine Hand auf des Kindes Haupt und
spreche: Der Herr bewahre deinen Eingang und deinen Ausgang von nun an
biß in Ewigkeit.
(pag.: 58) Hierauf spreche der Kirchen=Diener weiter gegen
die Gevattern also:
Lieben Freunde in Christo/ nachdem ihr von wegen dieses
Kindleins begehrt habt/ daß es in dem Nahmen JEsu Christi getaufft/ und
durch die Tauffe in die heilige Gemeine Gottes Volcks angenommen/ und
eingeleibt werden/ so ist es euch als Christen unverborgen/ daß welcher
sich zu der Gemeine Christlicher Kirchen thut/ der begibt sich in einen
geistlichen Streit/ darinn wir nicht mit Fleisch und Blut/ sondern mit dem
bösen Geist/ die Tag unsers Lebens hie auf Erden zu kämpffen haben/
welchen Streit auch wir ohne rechten Glauben in GOtt Vater/ Sohn und heiligen
Geist/ nicht vollführen mögen.
Hierauf/ dieweil ihr euch aus Christlicher Liebe und Freundschafft/ dieses noch unmündigen Kinds habt angenommen/ und vertrettet es in dieser offentlichen Christlichen Handlung/ sol wollet mir an seiner statt antworten/ damit offentlich bekandt werde/ worauf es getaufft werde.
N. Wiedersagst Du dem Teuffel/ und allen seinen Wercken und Wesen?
Antwort. Ja/ ich wiedersage.
(pag.: 59) Darnach fragt der Kirchen=Diener ferner.
N.
Glaubst Du an GOtt Vater/ Allmächtigen Schöpffer/ Himmels und der
Erden?
Antwort. Ja/ Ich glaube.
N. Glaubst du in Jesum Christum seinen einigen gebohrnen Sohn
unsern HErrn/ der empfangen ist von dem heiligen Geist/ gebohren aus Maria der
Jungfrauen/ gelitten hat unter Pontio Pilato/ gekreutziget/ gestorben und
begraben/ niedergefahren zur Höllen/ am dritten Tag auferstanden von den
Toden/ aufgefahren gen Himmel/ da sitztet zu der rechten Hand Gottes seines
Allmächtigen Vaters/ von dann Er zukünfftig ist/ zu richten die
Lebendigen und die Toden?
Antwort. Ja/ Ich glaub es.
N. Gläubst du auch in den heiligen Geist/ eine heilige
Christliche Kirche/ eine Gemeinschafft der Heiligen/ Verzeihung der
Sünden/ Auferstehung des Fleisches/ und ein ewiges Leben/ Amen.
Ja/
Ich gläub es.
Darauf frage abermahl der Kirchen=Diener.
N. Willst du darauf
getaufft seyn?
Ja/ Ich will.
Alsdann begiesse der Kirchen=Diener das Kind mit Wasser dreymal/
und spreche mit heller und deutlicher Stimme: (pag.: 60)
N. Ich
tauffe dich in dem Namen Gottes des Vaters/ des Sohns/ und des H. Geistes.
Und spreche darauf:
Der Allmächtige GOTT und Vater unsers
Herrn JEsu Christi/ der dich N. anderswerts durchs Wasser und heiligen Geist
gebohren/ und dir alle deine Sünde/ durch seinen lieben Sohn/ unsern HErrn
Jesum Christum vergeben hat/ der stärcke dich mit seiner Gnade im heiligen
Geist/ zum ewigen Leben/ Amen.
Darauf soll der der Kirchen=Diener/ das Volck zur Danckbarkeit/
und Gebet vermahnen/ also sprechend:
Ihr Lieben in Christo/ dieweil der
Allmächtige GOTT, diß Kindlein zu der Tauff unsers Herrn Jesu
Christi/ so gnädiglich hat kommen lassen/ sollen wir ihm Lob und Danck
sagen/ und bitten/ daß Er ihm wolle diß Kind in allen Gnaden lassen
befohlen seyn.
Sprechet also:
Allmächtiger/ barmhertziger GOtt und
Vater/ wir sagen dir Lob und Danck/ daß du deine Kirch gnädiglich
erhältest und mehrest/ und diesem Kind verliehen hast/ daß es durch
die heilige Tauff wiedergebohren/ und deinem lieben Sohn/ unserm Herrn JESU
Christo eingeleibt/ (pag.: 61) dein Kind und Erbe deiner Himmlischen
Güter worden ist/ wir bitten dich gantz demüthiglich/ daß du
diß Kind/ so nunmehr dein Kind geworden ist/ bey der empfangenen Gutthat
gnädiglich bewahren wöllest/ damit es nach allem deinem Wohlgefallen/
zu Lob und Preiß deines heiligen Namens/ auf daß treulichst und
Gottseligste auferzogen werde/ und endlich das versprochene Erbtheil mit allen
Heiligen empfahe/ durch Jesusum Christum/ Amen.
Nach Vollendung dieses Gebets/ soll der Kirchen Diener die Eltern/ Freundschafft/ und die Gevattern auf folgende Weisse vermahnen.
Ihr Lieben in Christo Jesu/ wie ihr euch allhie für dem HErrn Christo/ der mitten unter uns ist/ und vor seiner heiligen Kirchen vernehmen habt lassen/ also solt ihr euch dasselbige treulich lassen angelegen seyn/ und mit allem Fleiß nachkommen/ und ihr alle/ ihr Eltern und Verwandten dieses Kinds/ und wieviel euer hie zu entgegen seyn/ solt euch das Kind nach der heiligen Tauff anders nicht/ als ein Kind des Allmächtigen/ und ein Gliedmaß unsers Herrn JEsu Christi/ dem auch die Engel Gottes dienen (pag.: 62) werden/ erkennen und halten/ und nicht zweiffeln/ was ihr diesem Kind thun werdet/ es sey böß oder gut/ daß ihr das GOtt selber/ und unsern Herrn Christo thun werdet/ derhalben euch keine Mühe und Arbeit reuen soll/ die ihr darzu ankehret/ ein ieglicher nach seinem Beruff und Verwandtschafft mit diesem Kind/ daß es dem Herrn wohl auferzogen/ unterwiesen/ und gelehret werde/ zu halten/ alles was uns der HErr befohlen hat; Daran ihr Eltern/ Verwandten und Gevattern für euch selbst keinen Fleiß sparen solt/ und das Kind/ so es seine Jahr erreicht/ in die Kirch zu dem Catechismo treulich fordern/ damit es wohl und gründlich erkennen lerne/ was grosser und unaussprechlicher Gnaden und Gaben ihme von GOtt in der heiligen Tauff geschenckt/ und übergeben seyen/ und aus dem dann seinen Glauben in der Gemein Gottes selbst gern und von Hertzen bekennen: Sage wircklich und mit der That abe dem Teuffel und der Welt mit allen ihren Wercken und Lüsten/ ergebe und stelle sich dem HErrn Christo und seiner heiligen Kirchen/ dar in gantzem Gehorsam seines heiligen Evangelii/ Leib und Leben bey unserrm HErrn Christo biß an das Ende/ und bringe (pag.: 63) als ein lebendiges Glied Christi fruchtbare Reben/ die an dem Rebstock Christo gesund bleibe/ viel Frucht zu dem Preiß Gottes und Besserung seiner heiligen Kirchen/ Amen.
Zum Beschluß spreche der Kirchen=Diener.
Der HErr segne
euch/ und behüte euch/ der HErr erleuchte sein Angesicht über euch/
und sey euch gnädig/ der HErr erhebe sein Angesicht auf euch/ und gebe
euch den Frieden/ Amen.
Wir halten auch für nützlich/ so ausserhalb der gemeinen Predigt/ oder Kirchen=Versammlung/ ein Kind getaufft werden soll/ daß ein Zeichen mit einer Glocken geschehe/ damit andere Leut dardurch zum Tauf=Handel zu kommen/ ermahnet werden.
Von der Noth=Tauffe
Dieweil bißhero in der christlichen Gemein/ ein löbliche und wohlbegründete Gewohnheit gehalten ist/ daß alle Christliche Personen/ und sonderlich die Heb-Ammen/ in Ansehung/ daß auch die Weiber Mit=Erben des Reichs Christi seyen/ und die Noth der gemeinen Regel und Ordnung nicht unterwerfflich ist/ zur Zeit der Noth/ in Abwesen der Männer/ (pag.: 64) die Kindlein getaufft haben/ welches man Jach=Tauff genennet hat/ so wollen wir auch dieselbe nicht aufheben/ sondern in ihrer Krafft bleiben lassen.
Es sollen aber die Kirchen=Diener/ die Heb=Ammen auf das fleissigste unterrichten/ erstlich dass sie kein Kind/ so noch in Mutter Leib/ und nicht gantz an die Welt gebohren ist/ Jachtauffen soll/ dann nachdem die heilige Tauff ein Sacrament der Wiedergeburt ist/ erfordert die Natur dieses Sacraments/ daß das Kind/ so das Sacrament der Wiedergeburt empfahen soll/ vorhin an die Welt gebohren sey/ iedoch dollen die/ so in solchen Nöthen darbey seyen/ beede Mutter und das Kind dem Allmächtigen GOTT/ durch ihre treuliche Vorbitt befehlen/ daß GOTT der Mutter helffen/ und ihme das Kind gnädiglich lassen befohlen seyn. Darnach/ daß sie auch/ nachdem das Kind gebohren/ ausserhalb der Noth des Kindes Schwachheit/ nicht nothtauffen lassen sollen/ sondern da sie einen Kirchen=Diener/ oder sonst einem Christlichen Mann/ in der Eil zu handen haben mögen/ denselben beruffen/ und das Kind tauffen lassen.
Aber so dasselbige ihr von Schwachheit (pag.: 65) wegen/ des Kinds/ nicht gesein möchte/ alsdann sollen die Heb=Ammen/ oder welches gegenwärtiges Christliches Weib sich des tauffens unterfangen will/ zwo oder drey Personen so verhanden/ zum Zeugnus erfordern/ und beruffen/ damit auf zweyer oder dreyer Kundschafft/ die Tauff beständig sey/ und zuvor das Gebet Christi/ Vater unser/ und beten/ dem Kind einen Namen geben/ es darauf mit Wasser tauffen/ und sprechen: Ich tauffe dich im Namen GOttes des Vaters/ des Sohns/ und des H. Geistes/ Amen.
Es sollen auch die Heb=Ammen mit anders nichts/ als mit Wasser täuffen/ und nicht/ wie etwas in solcher Noth geschicht/ was sie ergreifen/ als Wein/ Essig und Milch darzu gebrauchen/ weil Christus mit ausdrücklichen Worten/ allein Wasser darzu verordnet hat/ welches man auch zu ieder Zeit in solchen Nothfällen haben kann. Wer nun also/ wie ietzt gemeldt/ die Noth=Tauff empfangen hat/ der soll nicht anderwerts wieder getaufft werden/ sondern soll bey der empfangenen Tauffe bleiben. Jedoch so das Kind lebendig bleibt/ soll man es in die Kirch tragen/ alsdann soll der Kirchen=Diener ( 66) ungefehrlich nachfolgender Weiß mit ihm handeln.
Erstlich frage er die Heb=Amme/ wie und mit was Worten das Kind getaufft/ und wer dabey gewesen; Darnach verhör er auch die andern/ so dabey gewesen/ welcher Gestalt das Kind getaufft sey. So er dann befindet/ daß es recht in dem Namen GOttes des Vaters/ des Sohns und heiligen Geistes getaufft worden sey/ soll er gegen die Versamlug der Kirchen sprechen.
Lieben Freunde/ das Kindlein/ welches uns hie vorgebracht/ ist seiner sorgfältigen Schwachheit halber daheim im Hause/ in dem Namen Gottes des Vaters/ Sohns/ und heiligen Geistes/ nach der Ordnung Christi/ im Namen und auf Befelch unseres lieben HErrn Gottes getaufft worden.
Auf daß nun das Hochwürdige Sacrament der Tauff nicht geschändet/ noch Gottes Wort so dabey geführet/ nicht für ein Spott gehalten werde/ soll es bey der empfangenen Tauff bleiben; Und nachdem es noch keinen Namen hat/ so soll es N. genennet werden/ darüm sollen und wöllen wir uns dieses N. als eines rechten Glieds unsers Herrn JESU (pag.: 67) Christi/ und seiner heiligen Kirchen annehmen. Wir wollen auch hören das Evangelium/ darinn sich unser HErr Christus/ der Kindlein aufs freundlichste annimmt/ damit wir erinnert werden/ was wir von den Kindlein halten sollen.
Also schreibet Marcus am 10. Capitel. Sie brachten Kindlein zu JEsu/ daß Er sie anrühret: Die Jünger aber fuhren die an/ die sie trugen. Da aber JEsus sahe/ wurde er unwillig/ und sprach zu ihnen: Lasset die Kindlein zu mir kommen/ und wehret ihnen nicht/ dann solcher ist das Reich GOttes; Wahrlich ich sage euch/ wer das Reich GOttes nicht empfahet/ als ein Kindlein/ der wird nicht hineinkommen. Und er hertzet sie/ und leget die Hand auf sie/ und segnet sie.
Dieweil wir nun aus jetzt gehörten Worten unsers Herrn JEsu Christi; Deß gewiß und sicher seyen/ daß die Kinder/ so Christo zugetragen/ ihme gefällig seyn/ und nun diß Kind dem Herrn Christo durch die Tauff überantwortet/ und wir verhoffen/ daß es zum Reich der Gnaden aufgenommen/ und nun ein Kind des Allmächtigen/ und ein Gliedmaß unsers Herrn (pag.: 68) JEsu Christi worden ist/ dem die Engel Gottes dienen/ so wöllet ihr es auch dafür halten/ und euch keine Mühe und Arbeit verdriessen lassen/ jeder nach seinem Beruff und Verwandschafft mit diesem Kind/ es dem HErrn aufzuziehen/ und zu unterweisen/ daß es lerne halten/ daß uns der HErr zu halten befohlen hat/ daran ihr Eltern/ Verwandten und Gevattern/ für euch selbst keinen Fleiß spahren/ und es in die Kirch zu dem Catechismo getreulich fordern sollen/ so bald es des Alters und Verstands fähig und gelernig seyn mag/ damit es wohl und gründlich erkennen lerne/ was grosser und unaussprechlicher Gnaden und Gaben ihme von GOtt in der heiligen Tauff geschenckt/ und übergeben sind/ und aus dem dann seinen Glauben in der Gemein Gottes gern bekenne/ und ergebe sich dann dem HErrn/ und seiner heiligen Kirchen/ in gantzem Gehorsam seines Evangelii/ bleibe und lebe in unserm HErrn Christo/ biß an das Ende/ bringe auch als ein lebendig Glied Christi/ und fruchtbare Rebe/ die an dem Rebenstock Christo gesund bleibe/ viel Frucht zum Preiß Gottes/ und Besserung seiner heiligen Kirchen.
(pag.: 69) Hierauf last uns beten.
Allmächtiger
Gott und Vater unsers HErrn Jesu Christi/ der du diß Kind/ durchs Wasser
und den heiligen Geist anderwerts gebohren/ und ihm alle seine Sünde
vergeben hast/ stärcke es nun mit deiner Gnade/ mehre in ihme deinen
heiligen Geist/ daß es an Leib und Seel gnädiglich aufwachse/ und in
dem neuen Göttlichen Leben/ darzu Du es neugebohren hast/ zunehme/ und gib
seinen Eltern und uns allen/ daß wir dir hierzu an diesem Kind getreulich
und selig dienen/ damit auch durch dasselbige unter uns allen dein
Göttlicher Name immer mehr geheiliget/ und dein Reich erweitert werde/
durch unsern Herrn Jesum Christum/ Amen.
Und zum Beschluß sagt er:
Der Friede des HERRN/ sey mit
dir/ und uns allen/ Amen.
Würden aber die Leut/ so das Kind zur Tauffe bringen/ auf des Kirchen=Dieners Frage/ ungewisse Antwort geben und sagen: Sie wüsten nicht/ was sie in solcher Noth und (pag.: 70) Schrecken gedacht/ viel weniger/ was sie gered und gethan hätten/ so mache man nur nicht viel dispudirens/ sondern tauffe es ohne Meldung einiger Condition (Anm.: 20), obgeschriebener Ordnung Gemäß/ wie alle andere ungetauffte Kinder getäufft werden.
Dann Pfarr=Herr und Kirchen=Diener/ sollen nicht auf einen Zweifel tauffen/ wie im Papstthum geschehen ist/ da sie gesagt/ bist du getaufft/ so tauffe ich dich nicht/ bist du aber nicht getaufft/ so tauffe ich dich; Sondern wann die Tauff ungewiß/ soll sich der Kirchen=Diener nicht viel bedencken/ sondern das Kind auf den Befelch/ und nach der Ordnung Christi tauffen.
Ein Gebet/
Welches die Kirchen=Diener brauchen sol=
len/ wann die Sechswöchnerin aus dem Kind=
Bett zur Kirchen gehen.
Wir dancken dir Himmlischer Vater/ durch Jesum Christum deinen lieben Sohn/ daß Du dieser deiner Dienerin/ ein getreuer Nothhelffer und Beystand in ihren tödlichen Aengsten gewesen bist/ und ihr nach deiner (pag.: 71) Väterlichen Güte und Gnade/ aus dem Bette ihrer Kranckheit aufgeholffen/ und wie ein barmhertziger Heyland/ die Zeit und Stund zur Besserung ihres Lebens erstrecket hast/ so du doch nach deiner Gerechtigkeit/ und ihrem Verdienst noch wohl hättest Macht gehabt/ sie zugleich mit der Frucht ihres Leibs von dieser Erden zu vertilgen. Wir bitten dich Himmlischer Vater/ daß Du ihr den Geist und Verstand verleihest/ deinen Himmlischen Rath selig anzulegen/ daß sie deinen Göttlichen Befelch/ und ihren Beruff mit Gottseliger Übung also vollbringen möge/ daß sie durch ihr Gewissen/ als eine unwürdige Kind=Pflegerin nicht gestrafft werde/ sondern daß sie in rechter Erkäntnus und wahren Glauben/ des möge sicher seyn/ daß du ihr mit diesem Creutz und Schmertzen habest Ursach gegeben/ alles was auf Erden ist/ umb deinet willen gern zu versuchen/ und dir als dem unvergänglichen Gut und ewigen Schatz allein nachzudencken/ durch Jesum Christum deinen lieben Sohn unsern HErrn/ Amen.
Es mag auch ein Kirchen=Diener/ das Vater Unser darbey sprechen/
und dann mit (pag.: 72) dem Segen beschliessen/ etc.
Der Herr segne
und behüte dich/ etc.
Nachdem die Pfarr=Herrn und Kirchen=diener/ das Volck gründlich aus Gottes Wort unterrichtet/ was für ein Unterschied zwischen der Papistischen Ohren=Beicht/ darinn die Leut gemartert/ und gezwungen worden/ alle Sünde/ daß unmüglich zuerzehlen/ und der wahrhafftigen Christlichen Beicht sey/ darinn die Jugend zur Bekantnüs und Rechenschafft ihres Glaubens angehalten/ ieder seines Beruffs sonderlich erinnert/ vornemlich aber die Kleinmüthigen und Angefochtenen Gewissen aus Gottes Wort in ihren besonderen Anligen getröstet/ sollen sie die gantze Gemeinde fleissig zu solcher Beicht vermahnen/ und anzeigen/ daß man niemand zum Hochwürdigen Sacrament des Leibs und Bluts Christi zulassen werde/ er habe sich dann zuvor bey seinem ordentlichen Pastor angezeigt/ und die privat-Absolution gesucht.
(pag.: 73) Dann ob es wohl an ihm selbst ein frey Ding ist umb die Beicht/ und demnach aus keinem Papistischen Zwang geschehen soll/ so soll man doch wegen der Christlichen Zucht/ und besonders umb der Unverständigen willen/ dasselbige nicht fallen lassen/ sondern männiglich vermahnen/ daß sie solche lieben/ dieweil der gemeine Pöffel (Anm.: 22) allein umb alter Gewohnheit willen zum heiligen Sacrament laufft/ und nicht weiß/ was das Sacrament ist/ die billich zum Brauch des heiligen Abendmahls nicht zugelassen sollen werden/ biß sie genugsam unterrichtet; Dann diß Sacrament unehren nicht allein die/ so es unwürdig empfahen/ sondern auch die es mit Unfleiß unwürdig geben.
Wie aber die Leut zur Papistischen Erzehlung der Sünden/ nicht sollen gezwungen werden/ also sollen auch die Kirchen=Diener nicht vorwitziger Weiße von ihren Beicht=Kindern fragen, was ihnen nicht gebeichtet worden; Dann diese Beicht/ nicht zu einer Inquisition (Anm.: 23) der heimlichen und verborgenen Sünden/ sondern fürnemlich und allein zur Lehre der Unverständigen/ und zum Trost der angefochtenen Gewissen verordnet/darinnen die (pag.: 73) Einfältigen/ wo vonnöthen/ unterrichtet/ und die ihnen selbst in irrigen Fällen nicht rathen können/ Trost aus Gottes Wort erlangen/ und ihr Gewissen wiederumb zu frieden bringen/ auch nachmals das heilige Abendbmahl mit fröhlichem Glauben empfangen können.
Es sollen aber die Kirchen=Diener die Eltern vermahnen/ daß sie ihre Kinder und Haußgesind nicht ungeschickt zur Beicht schicken/ sondern zuvor daheim in Hauptstücken des Catechismi wohl unterrichten sollen. Der Ursachen halber sollen auch die Prediger/ die Lehr und Examen des Catechismi desto fleissiger treiben/ sonderlich aber mit Alten und Jungen die Fragstück Lutheri/ welche zum Ende seines Catechismi gesetzt/ und bey der Beicht sollen gebraucht werden/ damit ja die Unverständigen nicht zugelassen/ biß sie gnugsame Rechenschafft ihres Glaubens geben können. Da auch iemand von solchen Stücken befragt/ nicht kan nothdürfftigen Bericht geben/ soll man dieselbigen mit bescheidenen Worten aufhalten/ biß dass sie es besser lernen/ und dann erst zu der Communion zu lassen. Darnach sollen die Kirchen=Diener ein iegliches Beicht=Kind für sich kommen lassen/ und dasselbige wohl examiniren/ (pag.: 75) und durch die tres partes verae poenitentiae (Anm.: 24) führen.
Nachdem auch sonderlich auf die hohe Fest/ sich die Leut zum Beicht=Vater dringen/ miteinander umb den Vorzug zancken/ und hierinnen der Alten schwachen Leut/ und schwangerer Weiber nicht schonen/ auch den Beicht=Vater also umbstehen/ daß keiner sein Anliegen heimlich anzeigen/ noch der Kirchen=Diener mit ihnen der Gebühr nach reden kan; Sollen iedes Orths die Kirchen=Diener solche Verordnungen vornehmen/ daß das Volck ausserhalb dem Chor stehn bleibe/ eins nach dem anderen zum Beicht=Vater gehe/ mit welchen er reden kan/ daß es andere in der Kirchen nicht hören etc. Und sonderlich sollen schwangere Weiber und Alte schwache Leut nicht lange aufgehalten/ sondern dieselbige/ für allen anderen verhöret werden.
Auch sollen die Jungen Christlicher Zucht hierbey erinnert werden/ daß sie auch in dem gebührende Ehr erzeigen/ welchen sie auch sonsten schuldig seyn zu weichen/ und sich für denselbigen mit Unordnung zu den Kirchen=Dienern nicht dringen.
Dieweil auch besonders auf das (pag.: 76)Oster=Fest/ die Leut sich Hauffenweiß zu dem Abendmal des HErrn dringen/ damit nun auf solch Fest das Predigt=Ampt nicht verhindert/ auch die Leut in den Päpistischen Gedancken nicht möchten gelassen werden/ als dörffte man sonst kein Zeit im Jahr/ als allein auf Ostern zum Sacrament gehen; So sollen die Pastores ihren Zuhörern/ nothdürfftiglichen Unterricht hierüber geben/ und sie vermahnen/ daß sie nicht allein auf das Osterliche Fest/ sondern auch die andere Zeit im Jahr offtermals zum Tisch des HErrn sich halten möchten.
Zu dem End/ soll ein ieglicher Pfarr=Herr eine aufrichtig Register aller seiner Zuhörer halten/ die zum Sacrament gehen/ dasselbig jährlich erneuern/ und darein verzeichnen/ wie offt ein ieglicher des Jahrs über zum Sacrament gehe/ auf daß hiemit die Frommen in ihrem Fleiß bekräfftiget/ die Verächter aber desselbigen zu gebührlicher Rede möchten gesesetzt werden.
Es sollen auch die Pastores diejenigen/ so Unterweisung bedörffen/ in der Beicht mit aller Sanftmuth unterrichten/ auch bey solcher Unterweisung die Personen nach Gelegenheit zu Besserung vermahnen/ und da sie solche zu (pag.: 77) sagen/ ihnen die Absolution (Anm.: 25) sprechen. Die aber in ihren Sünden unbußfertig beharren/ und sich nicht bessern wollen/ sollen zu Communion nicht zugelassen werden. Man sol aber gleichwohl die gradus admonitionum (Anm.: 26) mit denselben vornehmen/ und da sie ihre Sünde erkennen/ sich mit der Kirchen des öffentlichen gegebenen Ergernüs halben per publicam poenitentiam (Anm.: 27) versöhnen/ soll ihnen die Administratio Coenae (Anm.: 28) nicht verweigert werden.
Ob auch wohl alle Eingepfarrte durch den Pastorem mit Ernst sollen vermahnt werden/ daß sie sich auf den Sonnabend umb Vesperzeit zur Beichte schicken/ und niemand auf den anderen Tag/ wann die Communion gehalten/ dieselbige verziehen soll/ so sollen doch die Pastores mit den alten schwachen Leuthen/ wie auch mit den schwangeren Weibern/ so der Geburt nahe/ und vornemlich zu Winters Zeiten/ Geduld tragen/ und sie Morgens vor dem Ampt verhören.
Nachdem auch mehrmals grosser beschwerlicher Zanck erfolget/ wann entweder der Kirchen=Diener/ oder die verhörte Personen aus der Beicht schwätzen/ soll ihnen hiemit allen von uns ernstlich auferlegt/ besonders aber den (pag.: 78) Kirchen=Dienern eingebunden seyen/ was ihnen Gewissens Händel in der Beicht vertrauet/ niemand/ wer der auch seyn möchte/ bey Vermeydung unserer höchsten Straff und Ungnad zu offenbahren/ sondern wie sichs gebührt/ verschwiegen halten/ darnach sich ein ieder zu richten wisse.
Forma der Absolution
Der
Allmächtige GOtt und Vater unsers Herrn Jesu Christi/ will dir gnädig
und barmhertzig seyn/ und will dir alle deine Sünd vergeben/ umb des
willen/ daß sein lieber Sohn Jesus Christus darfür gelitten hat/ und
gestorben ist; Und im Nahmen desselbigen unseres HErrn Jesu Christi/ auf seinen
Befelch/ und in der Krafft seiner Wort/ da er sagt/ welchem ihr die Sünde
erlasset/ denen seyn sie erlassen etc. Spreche ich dich aller deiner
Sünden frey/ ledig und loß/ daß sie dir allzumahl sollen
vergeben seyn/ so wißlich und vollkommen/ als JEsus Christus dasselbige
durch sein Leiden und Sterben verdienet/ und durchs Evangelium in alle Welt zu
predigen befohlen. Und dieser tröstlichen Zusage/ die ich dir jetzt im
Nahmen (pag.: 79) des HErrn Christi getahn/ der wollest du dich
tröstlich annehmen/ dein Gewissen darauf zu frieden stellen/ und
festiglich glauben/ deine Sünde sind dir gewißlich um des HeErn
Christi willen vergeben/ im Nahmen des Vaters/ des Sohns/ und des heiligen
Geistes/ Amen.
Je ernstlicher unser lieber HErr JEsus Christus sein Abendmal gestifftet und verordnet hat/ und ie heiliger und nützlicher es ist/ ie schwerer greulicher Irrthum und Mißbrauch durch den Satan darinn sind geführt worden. Dann auf einer Seiten ist es durch die Päpstlichen nicht eine Austheilung des Abendmals Christi blieben/ sondern es es zu einem Schauspiel/ und fürnehmlich dahin mißbraucht worden/ daß es solte seines Wercks halben/ ein Söhnopfer seyn für die Sünde/ der Lebenden und der Todten.
(pag.: 80) Auf der andern Seiten/ als durch die Zwinglischen/ ist es dahin gedeutet/ als ob darinn der wahrhafftige Leib/ und das wahrhafftige Blut Christi/ nicht gegenwärtig noch wesentlich ausgetheilet werde. Darum so man von dem heiligen Abendmal handlen will/ soll man sich anfänglichen befleissigen/ daß hiervon recht gelehret und geglaubet/ darnach daß es ordentlich und der Kirchen nutzlich ausgetheilet und empfangen werde ect.
So viel nun die Lehr von dem Sacrament des Abendmals belanget/ wollen wir daß dieselbige stracks nach den Worten Christi im Abendmal/ wie solches in der Ausgpurgischen Confession Anno 30. und in dem kleinen Catechismo Lutheri erkläret worden/ gerichtet werde/ als nemlich daß der HErr Christus im Nachtmal seinen wahren Leib und Blut wahrhafftig und gegenwärtig reiche und mittheile/ doch absque transubstantiatione (Anm.: 29), denen die es empfangen/ eben den Leib/ so Er am Crutz für unsere Sünde gegeben/ und das Blut/ so Er am Creutz für unsere Sünde vergossen hat.
So viel aber die Ordnung der Austheilung desselben belanget/ wollen wir/ daß dieselbige folgender Weiß in unseren Kirchen gehalten (pag.: 81) werde. Erstlich sollen die Kirchen=Diener jährlich zu seiner Zeit/ die reine Lehr von dem Testament Christi ausführlich erklären/ desgleichen auch sonsten/ wenn es die Gelegenheit in der Auslegung der Evangelien/ Episteln und andern Büchern der heiligen Schrifft gibt/ ihre Zuhörer des Grunds unsers einfältigen Glaubens von diesem Sacrament erinnern/ die wiederwärtige Lehr wiederlegen/ und für demselben ernstlich und treulich/ doch allezeit mit gebührender Sanfftmuth und Bescheidenheit warnen/ auf daß nicht allein die Verführten durch GOttes Gnade wiederbracht/ sondern auch künfftig die Leut vor demselbigen möchten verwarnet werden.
Sollen auch die Pastores das gemeine Volck fleissig zur Communion vermahnen/ daß sie des Jahrs nicht nur einmal/ sondern viel und offt zum Hochwürdigen Sacrament gehen/ und des HErrn Christi Gnad/ Sterben und Auferstehen/ und alle gnädige Verheissung offt betrachten/ und dabey desto ernstlicher GOtt anruffen und dancken. Dargegen aber die sicheren und schläfferigen Hertzen/ die den Christlichen Gebrauch des heiligen Sacraments nicht betrachten/ offt mit ernstlicher Erinnerung (pag.: 82) straffen/ den Nutz und Frucht anzeigen/ so sie daraus zugewarten/ dadurch nicht allein ihr Glaub an Christum gestärcket werde/ sondern auch Stärcke und Krafft möchten empfangen/ mit Lust und Liebe in den Gebotten Gottes zu wandlen.
Da sichs aber begebe/ daß etliche Pfarr=Kinder von wegen Rechts=Sachen/ so sie vor der Obrigkeit haben/ sich vom heiligen Abendmal beharrlich enthalten würden/ sollen die Kirchen=Diener ihren Bericht thun/ daß sie deßhalber von der Communion nicht bleiben sollen/ weil die Gericht eine Ordnung Gottes seye/ allein daß sie sich für Haß und Groll hüten/ welches sie auch ausserhalb Rechts Sachen zu thun schuldig seyen/ da sie anderst rechte Christen seyn wolten. Die aber im Glauben vom heiligen Abendmahl irrig werden/ sollen die Pfarr=Herrn mit dem Geist der Sanfftmuth aus Gottes Wort gründlich berichten/ und die Gradus admonitionum nut denselbigen/ wie auch andere/ halten, wenn sie aus GOTTes Wort nothdürfftiglichen unterwiesen worden.
Es soll aber die Communion auf die Sonntag und andere Christliche Fest/ in züchtigen Versamlungen der Christen/ in der Kirchen (pag.: 83) mit Christlicher Predigt/ Gesänge/ ernstlicher Anruffung um Gnad und Hülff in allen Nöthen/ und mit hertzlicher Dancksagung für das bitter Leyden und Sterben Christi gehalten werden. Item/ so offt etliche Personen/ ihrer seyn viel oder wenig der Communion begehren/ sollen dieselbige nicht aufgehalten/ sondern ihnen nach Christi Befelch gegeben werden
Sollen sich auch die Pfarr=Herrn eusserst befleissigen/ solch Hochwürdige Sacrament/ mit aller Christlicher gebührender Andacht und Vorsichtigkeit zu handlen/ damit der Christlichenn Gemein kein Ergernüs gegeben/ sondern zu gleichmäßiger Andacht gereitzet/ und erwecket werde; Fürnehmlich aber gute Achtung geben/ daß sie die Wort der Benediction, wie sie an ihn selbst lauten/ verständlichen/ und mit gebührender Andacht der Gemein vorhalten/ dieselbige keines wegs übergehn/ nach verwechseln/ sondern vermög des Testaments Christi/ in seiner gebührenden Ordnung halten.
Nachdem sich auch etliche Kirchen=Diener in Ausspendung dieses Sacraments anderer Wort/ als sie im Testament Christi gesetzt werden/ gebrauchen; Als ist unser ernster Befelch/ daß alle unsere Pfarr=Herrn und Kirchen=Diener/ (pag.: 84) in Austheilung dieses Hochwürdigen Sacraments/ sich keiner andern/ dann der Wort des Testaments/ und Einsätzung Christi gebrauchen/ und in der Darreichung des Kelchs: Nimm und trinck/ daß ist das Blut Christi/ das für deine Sünd vergossen ist/ etc. Nicht weniger ist auch vonnöthen/ daß die Communicanten zu gebührender Zucht/ und Ordnung ernstlich vermahnet/ und angehalten werden/ damit das Hochwürdige Sacrament nicht leichtfertig und unordentlich/ sondern mit gebührender Christlicher Zucht gehandelt werde.
Sie sollen aber mit aller Ehrerbietung/ Demuth und Zucht dazu gehen/ und sich mit Kleidung/ Geberden/ und alle also erzeigen/ daß hierinnen keine Leichtfertigkeit gespühret/ sondern der Christliche Schmuck gemerckt werde/ davon St. Petrus geschrieben/ der nicht steht im Haarflechten/ Gold umhängen/ oder Kleider anlegen/ sondern der verborgene Mensch des Hertzens unverruckt/ daß sie seyn fein rechtschaffen im Glauben/ mit sanfftem und stillem Geist/ 1.Petr.3.
Nachdem auch mehrmals grosse Unehr dem heiligen Sacrament wiederfahren/ daß entweder die Kirchen=Diener nicht gute Achtung (pag.: 85) auf sich selbst/ und die Communicanten geben/ oder die Communicanten sich unordentlich darzu halten/ wenn sie ihnen den Kelch reichen/ daß aus demselben etwas verschüttet wird/ sollen nicht allein die Kirchen=Diener sich selbst in guter Achtung halten/ sondern auch das Volck vermahnen/ daß sie züchtig und bescheidentlich zur Empfahung des Bluts Christi kommen/ nicht an den Kelch stossen/ sondern sich ordentlich verhalten/ sonderlich daß sich die Männer nicht ärgerlich mit den Bärten darinn erzeigen.
Damit auch sonsten Unordnung verhütet werde/ sollen zum ersten die Männer/ und Jungegesellen zur Communion gehen/ denselbigen sollen Jungfrauen und Weiber folgen. Soll auch kein Pfarr=Herr iemands so nicht in seine Pfarr gehöret/ das Hochwürdige Sacrament ohn Erlaubnus und Vorwissen des Superintendenten reichen/ in Ansehung/ daß offtermals viel und mancherley Unrichtigkeit daraus erfolget/ es werden dann wandernde krancke Personen / und die Christlicher Religion/ wohl unterrichtet.
(pag.: 86) Vermahnung und Unterricht vom Hochwürdigen Sacrament des
Abendmahls/
welcher dem Volck vor der Communion soll vorgelesen
werden
Lieben Freunde/ Ihr als Christliche Menschen/ die ihr zuvor Bericht habt von GOTT/ von Gottes ernstlichen Willen/ und Gesetz/ von der Menschlichen Natur=Erschaffung/ und hernach von unserer Sünde und von der Erlösung durch den Heyland JEsum Christum/ auch von allen Artickeln des Christlichen Glaubens/ und wahrhafftig dieselbe gläubet/ erscheinet allhier/ und kommet zu diesem hohen Trost, den uns der HErr Christus in Niessung seines Leibs und Blut gibt. Nun wisset ihr den Eydt des Allmächtigen Ewigen Gottes/ darinn Er spricht: So wahr ich lebe/ Ich will nicht daß der Sünder sterbe/ sondern daß er bekehret werde/ und das Leben habe. Diesen Eyd hat GOtt mit seines eingebohrenen Sohns JEsu Christi Blut/ Tod und Auferstehung bekräfftiget/ und ist beydes darinn (pag.: 87) gefasset/ die Bekehrung und Vergebung der Sünden. GOtt hat geschworen/ daß sein Will ist/ daß wir nicht in Sünden wider das Gewissen bleiben sollen/ sondern sollen uns zu Ihm bekehren/ für (Anm.: 30) seinem gerechten Zorn erschrecken/ und hertzlichen Schmertzen haben/ von wegen unsers Ungehorsams/ unserer Undanckbarkeit/ und schrecklichen Verachtung gegen Ihm.
Wer nun ein solch Hertz bringt/ wie GOtt selbst spricht/ Er wolle wohnen in den zerschlagenen Hertzen/ und die sein Wort fürchten/ dieselbigen sollen die grosse Gnad/ die uns um des HErrn Christi willen geschenckt wird/ betrachten/ begehren und annehmen/ und sollen festiglich glauben/ daß ihnen alle Sünde/ um des HErrn Christi willen aus Gnaden/ ohne unsere Verdienst vergeben seyn/ so sie diesen Trost mit Glauben und Vertrauen auf den HErrn Christum annehmen/ und sollen nicht in Zweifel stecken bleiben/ sondern warhafftig schliessen/ daß sie also Vergebung der Sünden empfahen/ GOtt gefällig und Erben ewiger Seeligkeit seyn/ und daß der HErr Christus gewißlich ihnen seinen heiligen Geist geben will/ und daß GOtt in ihnen gnädiglich wohnen/ sie regieren (pag.: 88) und bewahren will zur ewigen Seeligkeit/ und sollen also forthin im Glauben und gutem Gewissen ihme gehorsam seyn. Dieses alles solt ihr täglich betrachten/ und sonderlich/ so ihr zur Niesung des Leibs und Bluts/ unsers HErrn Jesu Christi kommet/ da erinnert uns unser HErr Christus beydes/ nemlich/ daß Gottes Zorn so groß ist/ wieder unsere Sünde/ daß Er nicht anderst hat sollen versöhnt werden/ denn allein durch den Gehorsam und Tod seines allerliebsten Sohnes/ daß Er auch gewißlich alle die bekehret werden/ und auf den Sohn vertrauen/ gnädiglich annimt/ und zum gewissen Zeugnus dieses seines unwandelbahren Willens/ hat der HErr Christus diese Ordnung eingesetzt/ daß Er uns mit diesen äuserlichen sichtbaren Dingen gewißlich seinen warhafftigen Leib und Blut gibt/ und bestättiget hiermit seine Zusage/ daß uns gewißlich die Sünde um seines Leidens willen vergeben werden/ und daß Er wahrhafftig bey uns seyn/ und in uns wircken wolle/ wie Er spricht: Ich bin in ihnen/ und gebe ihn das Ewige Leben. Derohalben allen die also hie erscheinen/ die sich zu GOtt bekehren/ für Gottes Zorn wieder ihre Sünde erschrecken/ und glauben/ daß ihnen um (pag.: 89) des HErrn Christi willen ihre Sünde vergeben werden/ und haben einen Vorsatz von Sünden wieder das Gewissen abzulassen/ denen verkündige ich Vergebung der Sünden/ laut der Wort Christi: Welchen ihr die Sünde vergebet/ denen seynd sie vergeben. Derhalben aus Befehl Christi/ sprech ich euch diese Absolution/ daß euch euere Sünde vergeben seyn/ um des HErrn Christi willen/ und diese Stimm des Evangelii solt ihr annehmen/ am Herrn Christo warhafftigen Trost haben/ und forthin im Glauben und gutem Gewissen Gott gehorsam seyn.
Und zum Zeugnis, daß euch selbst diese Gnad geschenckt und appliciret (Anm.: 31) wird/ solt ihr den Leib und das Blut des HErrn JEsu Christi empfahen/ und wissen/ daß der HErr Christus am Creutz ein Opffer für euch gewesen ist/ und hat seinen Leib für euch gegeben/ und sein Blut für euch vergossen/ und daß der HErr Christus euch zu seinen Gliedmassen machet/ und will in euch kräfftig seyn. Hernach sprech oder sing der Priester das Vater Unser/ und die Wort vom Leib und Blut Christi/ oder mag die Kirch das Vater Unser Teutsch miteinander singen/ und soll alsdann der Priester/ nachdem (pag.: 90) er zuvor Brod und Wein zu des HErrn Abendmahl für sich gestellt/ die Stifftung des Abendmahls mit lauter verständlicher Stimm verlesen oder singen.
Die Wort oder Stifftung des Abendmahls/ etc.
Unser HERR JESUS
Christus in der Nacht/ da Er verrathen ward/ und mit seinen Jüngern zu
Tisch saß/ nam Er das Brod/ dancket/ und brachs/ und gab es seinen
Jüngern und sprach: Nemmet hin und esset/ das ist mein Leib/ der für
euch gegeben wird/ daß thut zu meinem Gedächtnus:
Desselbigengleichen nachdem Abendmal/ nam Er auch den Kelch/ saget danck/ und sprach: Nemmet hin und trincket alle daraus/ das ist der Kelch des Neuen Testaments in meinem Blut/ daß für euch und für viel vergossen wird/ zur Vergebung der Sünden/ solches thut/ so offt ihrs trincket/ zu meinem Gedächtnus etc.
Wiewol nun beydes das Brod und Wein/ was zu dem gegenwärtigen Abendmahl gebraucht wird/ durch die Stifftung Christi/ welche auch insonderheit verlesen wird/ gnugsam gesegnet oder geweihet seye/ und derhalben nicht anderer Wort mehr bedörffen: Jedoch zu mehrer Ermahnung mag der Kirchen=Diener (pag.: 91) in Darreichung des Leibs Christi zu einem ieglichen ungefährlich folgende Wort sprechen: Nimm hin und iß/ das ist der Leib Christi/ der für dich gegeben ist.
Und in der Darreichung des Bluts Christi:
Nimm hin und
trincke/ daß ist das Blut des Neuen Testaments/ daß für Deine
Sünde vergossen ist.
Indem aber das Volck zum Abendmahl gehet/ singet die Kirch:
GOtt sey gelobet und gebendeyet/ etc.
Oder:
JEsus Christus unser
Heyland/ etc.
So nun die Communicanten (Anm.: 32) mit dem Abendmahl Christi versehen/ soll der Kirchen=Diener das folgende Gebet der Kirchen vorsprechen zur Dancksagung. Wir danken dir HErr JESU Christe/ daß du uns durch diese heilsame Gabe/ deines Leibs und Bluts/ erquicket hast/ und bitten deine Barmhertzigkeit/ daß Du uns solches gedeyen lassest/ zu einen starcken Glauben gegen Dir/ und zu brünstiger Lieb unter uns allen/ der du mit GOtt dem Vater/ in Einigkeit des heiligen Geistes lebest und regierest/ immer und ewiglich/ Amen.
(pag.: 92) Beschließ darnach das Abendmahl mit dem
Seegen.
Der HErr segne und behüte dich/ der HErr erleuchte sein
Angesicht über dich/ und sey dir gnädig/ der HErr erheb sein
Angesicht über dich/ und gebe dir den Frieden.
Nachdem offenbar/ daß die heiligen Aposteln etliche Ordnungen in den Kirchen gestifftet/ damit es alles fein und ordentlich/ wie St. Paulus redet/ zugehe/ und da Ungleichheit in deroselben vorlaufft/ daß gemeine Volck sich bald darüber ärgert/ gleichwol aber die Aposteln selbst hinwiederum eben hierinnen/ den Kirchen nicht allein ihre Freyheit gelassen/ sondern auch ernstlich vermahnet/ daß ihm niemand über solchem lasse Gewissen machen: Sollen die Pfarr=Hernn vermög Göttliches Worts/ ihre Pfarr=Kinder und Zuhörer/ (pag.: 93) so offt es die Gelegenheit gibt/ mit Fleiß in ihren Predigten berichten/ daß solche äuserliche Ordnungen und Ceremonien/ für sich selbst kein Gottesdienst/ noch ein Stück desselbigen/ sondern allein der Ursachen halben verordnet,/ auf das der Gottesdienst/ welcher zu ändern in keines Menschen Gewalt stehet/ zu gelegener Zeit und Orth/ und ohne Ergernüs oder beschwerliche Unordnung gehalten werde.
Demnach sie sich keines wegs ärgern sollen/ wenn sie ungleiche Ceremonien und Gebräuch in äuserlichen Dingen bey den Kirchen sehen/ sondern sich vielmehr hierinn ihrer Christlichen Freiheit erinnern/ und zur Erhaltung derselben/ die Ungleichheit der Ceremonien nützlich gebrauchen/ damit wir nicht wiederum durch Menschen Satzungen/ als weren sie Gottes Gebot/ und für sich ein Gottesdienst/ oder nöthig zu demselbigen/ wieder in unserem Gewissen gefangen werden/ etc.
Damit aber gleichwohl in unsern Kirchen/ so viel möglich und nützlich/ in den fürnehmsten Kirchen = Ceremonien/ Gleichheit gehalten/ darnach sich alle und jede Kirchen=Diener zu richten/ sollen dieselbige biß auf ein allgemeine Vergleichung aller Kirchen Auspurgischen Confession/ (pag.: 94) bey der heiligen Tauffe/ heiligen Abendmahl/ von der Beicht/ Festen und Gesängen in der Kirchen/ auch mit dem copuliren und Ehelich zusammen geben/ gemeinen Gebeten/ Begräbnüssen der abgestorbenen Christen/ und andern mehr Stücken/ nach dieser unser Ordnung invorleibter (Anm.: 33) KirchenAgenden gehalten/ und keinem Kirchen=Diener gestattet werden/ derselbigen zuwieder etwas Neuerung/ unter was Schein es auch geschehen möchte/ einzuführen/ darüber unserer Superintendenten treulich halten/(Anm.: 34) und in den ordentlichen Visitationibus (Anm.: 35) neben unseren Politischen Räthen/ jederzeit fleissig nachfragen sollen.
Ordnung des gemeinen Gebets
Das gemein
Gebet offentlich in der Kirchen zu halten/ ist nicht aus eigenen selbst
errichtetem oder Menschlichem Gutdüncken auskommen/ sondern ist von den
heiligen Patriarchen/ Propheten und Aposteln/ aus Bewegung des heiligen
Geistes/ fürnehmlichen in grossem Anligen und Gefährligkeit/ als ein
Mittel Göttlicher Hülf zuerlangen/ gebraucht worden/ zudem hat es
auch einen öffentlichen Apostolischen (pag.: 95) Befelch: Ich
ermahne/ sagt St. Paulus/ daß man für allen Dingen zu erst thue
Bitte/ Gebet/ Fürbitt und Dancksagung/ für alle Menschen/ für
die Könige/ und alle Obrigkeit/ und daß am ernstlichen zu bedencken
ist/ so hat unser HErr JEsus Christus selbst dem gemeinen Gebet eine stattliche
Zusage gethan/ und gesagt Matth. am 18. Wo zween unter euch eins werden auf
Erden/ würum es ist/ daß sie bitten wollen/ daß soll ihnen
wiederfahren/ von meinem Vater im Himmel.
Darüm nachdem der Kirchen allerley Noth und Gefahr zu iederzeit begegenet/ soll das gemeine Gebet in der Kirchen mit grossem Ernst geübet/ und nicht unterlassen werden.
Es sollen aber die Kirchen=Diener/ das Volck mit allem Fleiß unterrichten/ daß das gemein Gebet nicht fruchtbar sey/ noch GOttes Hülff erlange/ es geschehe dann von den Bußfertigen/ die aus Erkantnüs der Schwere ihrer Sünde von denselbigen abstehn/ ihr Leben bessern/ und ruffen Gottes Namen an/ aus rechtem Vertrauen/ von wegen/ und im Nahmen unsers lieben HErrn JEsu Christi/ damit wir nicht hören müssen/ wie der HErr bey dem Propheten Esa.1.Cap. predigt: Wann ihr schon (pag.: 96) eurer Hände ausbreitet/ verbirge ich doch meine Augen für euch/ und ob ihr schon viel betet/ höre ich euch doch nicht/ dann euere Hände seynd voll Bluts? Darum sollen die Kirchen=Diener das gemeine Gebet also üben und treiben/ daß sie dabey das Volck zur Buß vermahnen/ und ihnen wohl einbilden/ daß keiner könne kein rechter Anruffer seyn/ er seye dann zuvor ein Christlicher Büsser. Wiewohl nun das Gebet/ so unser HErr JEsus Christus gelehrt hat/ das Vater Unser genannt/ an ihm selbst ein gemein Gebet ist/ soll auch / als ein kurtzer Begriff und Summa aller andern Christlichen Gebet/ in alleweg den Vorzug haben: Jedoch/ nach dem die andern Gebet/ so in heiliger Schrifft/ und sonderlich in Psalmen begriffen/ oder aus Sprüchen der heiligen Schrifft/ auf ein gegenwärtige Noth gezogen/ eine Erklärung und Auslegung des Vater Unsers seyn/ so sollen sie nicht verworffen/ sondern neben/ und mit dem Vater Unser zu seiner Zeit geübet/ und gebrauchet werden.
Die Vorrede des gemeinen Gebets
Nachdem wir bey einander in
Gottes Namen versamlt seyn/ und uns befohlen/ (pag.: 97) daß wir
GOtt in aller unserer Noth sollen anruffen/ auch vor männiglich unser
Vorbitt thun/ zu welchem wir die Zusag unsers HErrn JEsu Christi haben: Wo
zween unter euch eins werden auf Erden/ warum es ist/ daß sie bitten
wollen/ daß soll ihnen von meinem Vater im Himmel wiederfahren/ und
bittet/ so wird euch gegeben/ suchet/ so werdet ihr finden/ klopffet an/ so
wird euch aufgethan.
So betet also:
Allmächtiger/ barmhertzigen Gott/ ewiger
Vater/ unsers HErrn JEsu Christi/ Erschaffer samt deinem Sohn/ und heiligen
Geist/ wir bitten hertzlich/ Du wollest deine heilige Kirch mit ihren Dienern/
durch deinen heiligen Geist regieren/ auf daß sie bey der rechtschaffenen
Weyde/ deines Allmächtigen und ewigen Worts erhalten werden/ darduch der
Glau= ( Anm.: bei Zeilenumbruch Fehlstelle im
Originaltext) ... gegen Dir gestärcket/ und die Liebe in
(Anm.: 36)
allen Menschen gegen uns erwachse/ und zunehme. Wollest auch unsere Obrigkeit/
und inssonderheit unsern gnädigen Grafen und Herrn/ deroselbigen Gemahl/
samt allen Räthen und Ambt=Leuten/ Gnad und Einigkeit verleyhen/ die
(pag.: 98) Unterthanen nach deinem Göttlichen Willen und
Wohlgefallen zu regieren/ auf daß die Gerechtigkeit gefördert/ die
Boßheit aber verhindert und gestrafft werde/ damit wir in stiller Ruhe
und gutem Fried/ als Christen gebühret/ unser Leben vollführn
mögen.Daß auch unsere Feinde und Wiedersacher ablassen/ und sich mit
uns friedlich zu leben begeben wollen/ alle die so in Trübsal/ Armut/
Kranckheit/ Kindes=Banden/ und anderer Anfechtung seyn/ auch die/ so um deines
heiligen Namens/ und der Warheit willen angefochten/ gefangen/ oder sonstens
Verfolgung leiden/ tröste sie GOTT mit deinem heiligen Geist/ daß
sie solches alles für deinen Väterlichen Willen aufnehmen und
erkennen. Wollest uns auch alle Früchte der Erden/ zur leiblichen
Nothdurfft gehörig/ mit fruchtbarer Wachsung/ gerathen und gedeyen lassen.
Auch bitten wir für alles das/ dafür du O ewiger GOtt wilt gebetten
seyn/ daß du uns solches gnädiglich verleihest/ durch das bitter
Leiden und Sterben JEsu Christi/ deines einigen Sohns/ unsers geliebten HErrn
und Heylands/ welcher mit dir und dem heiligen Geist/ lebet und regieret/
wahrer und gleicher GOTT/ hochgelobet in Ewigkeit/ Amen.
(pag.: 99)Es mögen auch
die nachfolgenden Gebet/ iedes auf sein verzeichnet Fest/
zu gelegener
Zeit/ für oder nach der Predigt/ der Kirchen vorgesprochen
werden.
In Adventu.(Anm.: 37)
Ach Allmächtiger
GOtt/ Himmlischer Vater/ wecke uns auf/ daß wir bereit seyn/ wenn dein
lieber Sohn kompt/ ihn mit Freuden zu empfangen/ und dir mit reinem Hertzen zu
dienen/ durch denselbigen deinen Sohn JEsum Christum/ Amen.
Nativitatis Domini. (Anm.: 38)
Allmächtiger
GOtt/ wir bitten Dich/ Du wollest verleyhen/ daß uns die NeuGeburt deines
eingebohrenen Sohns/ durchs Fleisch erlöse/ welche die alte Dienstbarkeit/
unter dem Joch der Sünden gefangen hält/ auf daß wir Ihn/ als
einen Erlöser mit Freuden aufnehmen/ auch wann Er zu Gericht kommen wird/
sicher mögen anschauen/ JEsum Christum unsern HERRN/ der mit dir in
Einigkeit (pag.: 100) des heiligen Geistes/ lebet und regieret/ wahrer
GOtt/ immer und ewiglich./ Amen.
Purificationis Mariae. (Anm.: 39)
Allmächtiger
GOTT/ wir bitten Dich/ verleihe daß wir auch mit dem Gemüth im
Himmel wohnen/ was Himmlisch ist suchen/ und gesinnet seyn/ wie wir
gläuben/ daß dein eingebohrner Sohn/ unser Seligmacher gen Himmel
ist aufgefahren/ durch denselbigen deinen lieben Sohn/ unsern HErrn JEsum
Christum/ Amen.
In Festo Pentecostes (Anm.: 40)
GOTT/ der Du die
Hertzen deiner Gläubigen/ mit Erleuchtung des heiligen Geistes gelehret/
und eine Christliche Gemeinde versamlet hast; Gib uns/ daß wir in
demselbigen Geist recht gesinnet seyn/ und uns seiner Tröstung allezeit
freuen/ daß Er durch seine Krafft und Beystand/ unsere Hertzen
gnädiglich reinige/ und für (Anm.: 41) allem
Wiederwärtigen beschütze/ auf daß deine Gemeine keinerley
Weisse/ durch Anlauf der Feinde abgeführt/ sondern in aller Warheit
geleitet werde/ als (pag.: 101) dein Sohn unser lieber HErr JEsus
Christus/ gnädiglichen verheissen hat/ der mit dir in Einigkeit/ desselben
heiligen Geistes lebet und regieret/ wahrer GOTT/ immer und ewiglich/ Amen.
Gemeine Collecten (Anm.: 42)
ALlmächtiger
GOTT/ der Du bist ein Beschützer/ aller die auf dich hoffen/ ohne welches
Gnade niemand nichts vermag/ noch etwas für dir gilt/ laß deine
Barmherzigkeit uns reichlich wiederfahren/ auf daß wir durch dein
heiliges Eingeben/ dencken/ was recht ist/ und durch deine Krafft dasselbige
vollbringen/ um JEsu Christi unsers HErrn willen/ Amen.
Ein andere.
HErr GOTTT Himmlischer Vater/ von dem wir ohn
Unterlaß allerley Guts gar überflüßig empfahen/ und
täglich für allem Übel gantz gnädiglich behütet
werden: Wir bitten Dich/ gib uns deinen Geist/ solches alles mit gantzem
Hertzen/ in rechtem Glauben zuerkennen/ (pag.: 102) auf daß wir
deiner milden Güte und Barmhertzigkeit/ hie und dort ewiglich dancken und
loben/ durch Jesum Christum deinen Sohn unseren HErrn/ Amen.
Ein Gebet üm Friede
HErr GOTTT/ Himmlischer Vater/ der
Du heiligen Muth/ guten Rath/ und rechte Werck schaffest/ gib deinen Dienern
Fried/ welchen die Welt nicht kan geben/ auf daß unser Hertz an deinen
Gebotten hange/ und wir unsere Zeit/ durch deinen Schutz stille und sicher
für (Anm.:
43) Feinden leben/ durch Jesum Christus deinen Sohn unsern
Herrn/ Amen.
Ein ander Gebet für gemeine Noth
HErr Allmächtiger
GOtt/ der Du der Elenden Seuffzen nicht verschmähest/ und der
betrübten Hertzen Verlangen nicht verachtest/ siehe doch an unser Gebet/
welches wir zu Dir in unser Noth vorbringen/ und erhöre uns
gnädiglich/ daß alles/ so beyde vom Teuffel und Menschen wieder uns
strebet/ zu nichte/ und nach (pag.: 103) dem Rath deiner Güte
zertrennet werde/ auf daß wir von aller Anfechtung unversehret/ dir in
deiner Gemein dancken/ und dich allezeit loben/ durch JEsum Christums unsern
HErrn/ Amen:
Ein ander Gebet
HErr GOTT Himmlischer Vater/ der Du nicht Lust
hast an der Armen=Sünder Tod/ lässest sie auch nicht gern verderben/
sondern wilt/ daß sie bekehret werden/ und leben; Wir bitten dich
hertzlich/ du wollest die wohlverdiente Straff unserer Sünde/
gnädiglich abwenden/ und uns hinfort zu bessern/ deine Barmhertzigkeit
mildiglich verleyhen/ um JEsu Christi deines Sohns/ unsers HERRN willen/ Amen.
Ein ander Gebet/ für die gemeine
Christen.
Allmächtiger ewiger GOTT/ der Du durch deinen heiligen Geist/
die gantze Christenheit heiligest und regierest/ erhöre unsere Bitte/ und
gib gnädiglich/ daß sie mit allen (pag.: 104) ihren Gliedern/
in reinem Glauben/ durch deine Gnade dir diene/ durch JEsum Christum deinen
Sohn unsern HErrn/ Amen.
Von dem Kirchen=Gesang
Es wird zwar niemands Christlichen Verstands daran zweifflen/ daß Psalmen und Geistliche Lieder in der Kirchen zugebrauchen/ und zu singen seyn: Aber daß gemeiniglich alle Kirchendienst bey uns Teutschen in Lateinischer/ und der gemeinen Kirchen unbekandten Sprachen verrichtet worden seyn/ halten wir nicht allein für untüglich und vergeblich/ sondern auch für ein Straf Gottes/ wie Esaias 20.Cap. und St. Paulus 1.Cor.14. anzeigen/ daß Gottes Wort in einer fremden unbekanden Sprache gepredigt werde. Gleicher Gestalt ist auch wieder den Haupt=Punct der Christlichen Lehr/ daß solche Kirchen=Gesänge/ so in unbekanter Sprach geschehen/ sollen seines Wercks und Verdienst halben/ Gottes Zorn versöhnen/ und alles Glück von GOtt erlangen. Hierauf wollen und ordnen wir/ daß in den Kirchen unserer Graffe= und Herrschafften die Kirchen=Gesäng (pag.: 105) Teutsch gesungen/ wie auch die andere Ämpter mit vorlesen und vorsprechen/ in teuscher Sprach geschehen sollen: Jedoch nachdem St. Paulus die Fremde/ doch etlichen bekante Sprach zu seiner Zeit in der Kirchen zur Besserung zuläst/ so mögen die Schüler zu Zeiten Lateinische Gesäng aus der heiligen Schrifft/ oder derselbigen Gemäß/ ihnen zur Übung in der Kirchen singen/ fürnemlich aber dieweil dem größeren Teil der Kirchen allein die Teutsche Sprach bekant/ soll auch der mehrer Theil der Gesänge/ Teutsch verrichtet werden. Und sollen die Kirchen=Diener das Volck ermahnen/ daß sie die verordneten Gesäng lernen/ und mit gemeinem (Anm.: 44) Kirchen=Gesang/ unsern HErrn GOtt helffen loben und preisen/ der Meinung/ auf daß männiglich durch den Gesang Gottes Worts/ so darinn verfasset/ erinnert/ und daraus an rechter Erkantnüs Gottes/ an Glauben/ Lieb/ Gedult/ und allen andern Tugenden gebessert werde. Es soll auch kein Gesang in der Kirchen gesungen werden/ es sey dann Christlich/ und in der heiligen Schrift gegründet/ darzu wir uns dann sonderlich gefallen lassen/ die Psalmen und Lieder/ wie sie Lutherus (pag.: 106) in Gesangweisse verfasset hat. Dieselbigen sollen von allen unsern Pfarr=Herrn vorgenommen/ und mit Fleiß getrieben werden.
Ordnung der Kirchen=Ämpter an Sonn= und Feyer=Tagen
ERstlich/ wann man in die Kirche kompt/ soll man einen teutschen Psalm singen.
Darnach soll der Pfarr=Herr ein Collect lesen
Alsdann die Epistel.
Hierauf wiederum ein Psalm/ oder : Allein GOtt in der Höhe sey Ehr/ etc.
Darnach das Evangelium.
Folgends den Glauben.
Nachdem Glauben soll man die Predigt anfahen/ mit dem Gebet wie oben vermeld.
Nach der Predigt und gemeinem Gebet/ singet man einen kurtzen Psalm.
Alsbald darauf soll die Communion angefangen/ (pag.: 107)und gehalten werden in solcher Ordnung/ wie vorangezeigt.
Darnach lese der Priester die Collect/ und spreche die Benediction/ etc.
An den Sonn= und Fest= Tägen nach Mittag
Soll man erst einen Psalm singen/ oder die Zehen Gebot/ Vater Unser/ etc.
Christ unser HErr zum Jordan kam/ und dergleichen/ etc.
Darnach thue man eine kurtze Predigt aus dem Catechisno/ und unterweise ferner die Kinder im Catechisno/ also/ daß sie der Prediger nacheinander frage/ und lasse ihm die Zehen Gebot auswendig sagen/ mit der Auslegung/ aus dem kleinen Catechisno Lutheri. Desgleichen thue er auch mit andern Stücken des Catechisni/ biß zum Ende/ und alsdann soll er wiederum von fornen anfahen/ allermassen in der Ordnung/ wie ietztunder ist berührt worden.
Am Ende des Examninis, vermahne er das Volck zum Gebet. Nach der Predigt/ Examine und Gebet/ singe man: Erhalt uns HERR (pag.: 108) bey deinem Wort etc.
Item: Verleyh uns Frieden etc.
Darauf wird ein Collect gelesen/ und letztlich mit dem Seegen beschlossen.
Weil auch die Verordnung mit der Bet=Glocken ungleich gehalten/ und an etlichen Orten/ als ein Papistische Anreitzung zur Abgötterey gerichtet/ eine Zeitlang unterlassen ist/ und aber solch leiten der Bet=Glocken/ an sich selbst nichts anders ist/ als eine Erinnerung und Anreitzung zum rechten wahrhafftigen und Christlichen Gebet: Damit nun auch hierinnen an allen Orten und Pfarren Gleichheit gehalten werde; Als wollen und befehlen wir/ daß man hinfürter an allen Oertern/ der Bet=Glocken/ des Morgens so der Tag angehet/ des Mittags zu eilff Uhren/ und des Abends bey der Sonnen Untergang gebrauche/ und also ohn Aberglauben oder Abgötterey/ als ein öffentliche Vermahnung zum Gebet erhalte/ etc.
Caput VIII
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Es ist wohl und Christlich bedacht/ daß die neuen Eheleut/ in der Kirchen offentlich für (Anm.: 62) der Gemein verkündigt/ und eingesegnet werden. Dann wiewohl der Eheliche Contract/ gleichwie sonst andere Weltliche Contract/ möchte auch wohl auf den Rathhäusern/ oder andern gemeinen offentlichen/ ehrlichen und Bürgerlichen Versamlungen verrichtet werden: Jedoch dieweil in der ersten Ausbreitung des heiligen Evangelii Christi/ nach der Apostel Zeit sich viel funden haben/ so den Ehestand für einen unehrlichen Stand/ mit welchem die Christliche Kirche nichts zu schaffen haben sollte/ gehalten/ auch durch Anrichtung des Sathans/ der aller Göttlichen Ordnung feind ist/ den Eheleuten in ihrem (pag.: 129) Stand/ allerley Unrichtigkeit begegnet/ darinn die Vorgewißigung ihrer Göttlichen Zusammenfügung ihnen in ihrem Gewissen nöthig; So ist es zur Besserung der Kirchen fast nützlich/ daß die neuen Ehe=Leut in öffentlicher Versammlung der Kirchen/ eingesegnet werden/ darmit männiglich daraus verwarnet werde/ daß der Ehestand an ihm selber/ ein ehrlicher und Gottseliger Stand seye/ und daß die Eheleut betrachten/ daß GOtt Richter ist/ und strafet alle Menschen/ die den Ehestand nicht recht halten/ oder die sonst Ehebruch und Grausamkeit treiben/ oder den Ehestand verlassen/ daß auch die Eheleuthe/ so ihnen oder den Kindern etwas Unglücks begegnet/ dadurch zur Gedult und Anruffung Gottes/ mögen bewegt werden.
Dieweil sich aber mehrmahls grosse Unordnung zuträgt/ wann man auf einen überschickten Zettel/ oder eines einigen Menschen anzeigen/ neue Eheleut vor der Kirchen ausruffen/ und nachmals darauf copulirt werden: Sollen allerley Gefahr/ und der daraus folgenden Beschwerungen des Gewissens/ Blutschand/ Leichtfertigkeit und Unzucht/ zu verhüten/ die Kirchen=Diener nachfolgender (pag.: 130) Ordnung iederzeit unnachläßig und gehorsamlich sich verhalten.
Erstlich wann sich neue Eheleut bey dem Pfarr=Herrn jedes Orths anmelden/ soll der Pfarr=Herr sie eigener Person/ und da sie noch im Jungfrauen (Anm.: 63) Stande/ auch ihre Eltern/ Vormünder/ oder nächste Verwandten/ so bey dem Verlöbnis gewesen/ zu sich fordern/ und sie befragen/ ob diß Verlöbnüs mit der Eltern oder Vormünder Wissen und Verwilligung geschehen; Dann unser ernster Wille und Befelch ist/ daß in diesen Ehelichen Contractibus, den Eltern ihre Ehre nicht soll entzogen werden/ und die Verlöbnüs/ so ohn der Eltern Consensu (Anm.: 64) geschehen/ sollen unbündig (Anm.: 65) seyn. Ob sich keins unter ihnen beyden zuvor mit einem andern Ehelich verlobet/ ob sie einander nicht mit Blutfreundschafft und Schwägerschafft verwand/ daß sie nach Göttlichen und Keyserlichen Rechten/ auch unsers Lands Constitution (Anm.: 66) und Ehe=Ordnung/ einander nicht Ehelich beywohnen könten/ und da zwischen ihnen ein Freundschafft/ und in welchem Gradu, soll der Pfarr=Herr mit Fleiß erkündigen. Ob sie auch öffentlich in der Kirchen mit der Gemeine Gottes das hochwürdige Sacrament des Leibes (pag.: 131) und Bluts Christi empfangen haben; Und da es junge Leut/ ob sie auch ihren Catechisimum gelernet/ ohn dessen Erkantnüs/ sie nicht ausgeruffen werden sollten; So dann die neue Eheleut/ sie seyn jung oder alt/ welche sich aus zuruffen begehren/ nicht in einer Stadt/ oder in einem Kirchspiel wohnen/ soll der Mann/ oder Jungegesell von dem Pfarr=Herrn/ in des Kirchspiel die Frau oder Jungfrau wohnet/ so ihm verlobt ist/ ein Zeugnüs nehmen an seinen Pfarr=Herrn/ da er gebohren und erzogen/ und sich daselbsten/ als da er bekannt/ auch abkündigen lassen/ und derhalben nachmahls diesem Pfarr=Herrn ein Zeugnüs von seinem Pfarr=Herrn bringen/ ohne welches Zeugnüs/ der Pfarr=Herr nicht ausgebieten und copuliren soll.
Es sollen aber diese Personen/ so sich in Ehelichen Stand zu
geben/ bedacht/ zuvor drey Sonntag nacheinander öffentlich ausgeruffen/
und wenn kein Hindernüs befunden/ alsdann eingesegnet/ und zusammen geben
werden/ und solcher Ausruff soll etwan mit folgenden Worten geschehen/ N. und
N. wollen nach Göttlicher Ordnung zum heiligen Stand der Ehe greiffen/
begehren zu solchem ein gemein Christlich (pag.: 132) Gebet/ daß
sie diesen Stand in Gottes Namen anfahen/ und seliglich zu Gottes Lob vollenden
mögen;
Und hat iemands darein zu sprechen/ der thu es bey Zeiten/ und
schweige hernach/ oder enthalte sich etwas zuverhindern/ oder darwieder
vorzunehmen/ GOtt geben ihnen seinen Seegen.
Damit auch vermög Göttliches Worts und Ordnung/ der Sabbath geheiliget/ und die Leut von dem Gehör Gottes Worts/ nicht abgezogen werden/ sollen die Hochzeiten/ wo sie auf den Sonntag/ oder andere Feyertage fallen würden/ eher nicht/ dann nach gehaltener Predigt/ und verrichten Gottes=Dienst angefangen/ und vollbracht werden.
Dieweil auch zu Zeiten mit etlichen Personen ist dispensirt worden/ daß sie im Advent oder sonsten Hochzeit gehalten/ und aber dasselbige an etlichen Oertern/ fast für einen gemeinen Gebrauch und Gewohnheit angezogen werden will; Ob nun wohl/ vermag christlicher Freyheit/ bey den Christen ein Tag wie der ander/ Gal.4. Jedoch weil ermeldete Zeit insbesonders auf die Buß= und Passion Predigten gerichtet/ und also alles seine Zeit hat/ soll es nachmahls durchaus bey dem gemeinen Gebrauch (pag.: 133) bleiben/ die Hochzeiten auf ein ander Zeit legen/ wie zuvor geschehen/ und unnothwendige Neuerung/ wieder die Alte löbliche Ordnung und Gewohnheit nicht einführen.
Und nachdem sich etliche daheim in ihren Häusern und Höffen/ auch wohl auf dem Kirchhoff unter offenen Himmel/ und nicht in der Kirchen zusammen trauen lassen/ daraus dann allerley Unrichtigkeit erfolgt; Als soll hinführo die Copulation ausserhalb der Noth/ anderst nicht/ dann in der Kirchen/ vor Christlicher Gemein/ und mit beyderseits Eltern/ Vormündern/ oder nächsten Freundschafft Vorwissen/ und sonst gar nicht geschehen.
Es soll auch kein Pfarr=Herr/ viel weniger andere unsere Ampt=Leuth/ Schultheissen und Diener/ Ehe=Sachen zurichten/ oder aber die Ehe zu scheiden/ sich unternehmen/ sonden dieselbige für Uns/ und unser verordnet Consistorium weisen/ allda die Sach zuverhören/ und zu richten/ welches hierinn nach heiliger Schrifft/ und in beschriebenen Rechten wird zu handeln wissen.
Kein Pfarr=Herr soll auch einige frembde Leut/ so nicht in seine Pfarr gehörig/ copuliren (pag.: 134) oder zusammen geben/ in Ansehung/ daß offtermahls viel und mancherley Unrichtigkeit daraus erfolget.
Forma Copulationis (Anm.: 67)
Wenn Bräutigamb und Braut/nach gehaltener Predigt für den Altar knien/ soll der Pfarr=Herr sie etwa mit folgenden Worten ansprechen?
Dieweil ihr beyde euch nach Gottes Ordnung/ in den heiligen Stand
der Ehe begeben habt/ und begehret daß solch euer Christliches Vorhaben
allhier öffentlich für GOTT/ und seiner Gemeine bekräfftiget/
und bestätiget werde;
So frage ich dich N. ob du dieser
gegenwärtigen Frauen oder Jungfrauen/ zum Ehelichen Gemahl
begehrest?
Antwort/ Ja.
Also frage ich auch dich N. ob du dieses
gegenwärtigen Mannes oder Gesellen zum Ehlichen Gemahl
begehrest?
Antwort/ Ja.
Darauf vermahne sie der Priester/ daß sie die Trau=Ringe/ und Hände zusammen geben wollen/ und spreche weiter:
Weil ihr dann eueren Ehestand allhier öffentlich bekennet/ einander auch darauf die Hände und Trau=Ringe gegeben habt/ so spreche ich euch beyde miteiander/ Ehelich zusammen/ in dem Nahmen Gottes des Vaters/ des Sohns/ und des heiligen geistes/ Amen.
Was GOTT zusammengefügt hat/ soll kein Mensch scheiden.
Folgends lese der Pfarr=Herr/ diese Wort über Bräutigam
und Braut/ und spreche:
Weil ihr euere Eheliche Pflicht/ für der
christlichen Gemein wollet bestätigen lassen/ und den Seegen
Göttliches Worts empfahen/ damit ihr nun euer Ehe=Leben nicht mit
Unverstand möchtet anfahen/ wie die Unglaubigen/ so solt ihr erstlich aus
der heiligen Schrifft vernehmen/ wie der Ehestand von GOtt eingesetzet worden.
GOtt der HERR sprach: Es ist nicht gut/ daß der Mensch allein sey/ Ich will ihm (pag.: 136) ein Gehülffin machen/ die üm ihn sey; Da ließ GOtt der HERR/ einen tieffen Schlaff fallen auf den Menschen/ und er entschlief. Und GOtt der HERR erschuf ein Weib aus der Rippen/ die Er von dem Menschen nam/ und brachte sie ihm. Da sprach der Mensch: Das ist doch Bein von meinen Beinen/ und Fleisch von meinem Fleisch/ man wird sie Männin heissen/ darüm daß sie von dem Mann genommen ist. Darüm wird ein Mensch seinen Vater und Mutter verlassen/ und an seinem Weibe hangen/ und werden seyn zwey ein Fleisch.
Zum andern solt ihr hören/ das heilige Evangelium/ wie ihr einander verpflicht/ und verbunden seyn solt/ Matth. am 19.
Die Phariseer traten zu JESU/ versuchten Ihn/ und sprachen zu Ihm: Ists auch recht/ daß sich ein Mann scheidet von seinem Weibe/ üm irgend einer Ursach willen? Er antwortet und sprach: Habt ihr nicht gelesen/ daß/ der im Anfang den Menschen erschaffen hat/ der macht/ daß ein Mann und Weib seyn solt/ und sprach: Darüm wird ein (pag.: 137) Mann/ Vater und Mutter verlassen/ und an seinem Weibe hangen/ und werden zwey ein Fleisch seyn. Was nun GOtt zusammen gefügt hat/ das soll der Mensch nicht scheiden. Da sprachen sie: Warüm hat dann Moyses gebotten/ einen Scheid=Brief zu geben/ und sich von ihr zu scheiden. Er sprach zu ihnen Moyses hat euch erlaubet zu scheiden von euren Weibern/ von eueres Hertzen Härtigkeit wegen/ von Anbeginn ist es aber nicht also gewesen. Ich sage euch aber: Wer sich von seinem Weibe scheidet/ es sey dann um des Ehebruchs willen/ und nimt eine andere/ der bricht die Ehe/ und wer die Abgescheidete nimt/ bricht auch die Ehe.
Zum dritten solt ihr auch hören/ das Gebot Gottes/ wie ihr euch gegen einander halten sollet. Also schreibet St. Paulus:
Ihr Männer liebet eure Weiber/ gleich wie Christus geliebet hat die Gemeine/ und hat sich selbst für sie gegeben/ auf daß Er heiligte/ und hat sie gereiniget/ durch das Wasserbad im Wort/ auf daß Er sie heiligte/ (pag.: 138) und hat sie gereiniget/ durch das Wasser=Bad im Wort/ auf daß Er sie ihm selber zurichtete eine Gemeine/ die herrlich sey/ die nicht habe einen Flecken oder Runtzel/ oder des etwas/ / sondern daß sie heilig sey und unsträfflich. Also sollen auch die Männer ihre Weiber lieben/ als ihre eigene Leiber. Wer sein Weib liebet/ der liebet sich selbst/ dann niemand hat iemals sein eigen Fleisch gehasset/ sondern nehret es/ und pfleget sein/ gleich wie auch der HERR die Gemeine.
Die Weiber seyn unterthan ihren Männern/ als dem HErrn. Dann der Mann ist des Weib Haupt/ gleich wie auch Christus/ das Haupt ist seiner Gemeine/ und er ist seines Leibs Heyland: Aber wie nun die Gemein Christo ist unterthan/ also auch die Weiber ihren Männern in allen Dingen.
Zum vierdten solt ihr auch hören/ das Creutz/ so GOtt auf den Ehelichen Stand gelegt hat. Also sprach GOtt zum Weibe:
Ich will dir viel Schmertzen schaffen/ wann du Schwanger wirst/ du solt deine Kinder mit Schmertzen gebären/ und dein Will soll deinem Mann unterworffen seyn/ und er soll dein Herr seyn.
(pag.: 139) Und zum Mann sprach GOtt:
Dieweil du
gehorchet hast/ der Stimme deines Weibs/ und gessen hast von dem Baum davon Ich
dir gebot/ und sprach: Du solt nicht davon essen/ verflucht/ verflucht sey der
Acker um deinet willen/ mit Kummer solt du dich darauf nehren/ dein Lebenlang/
Dorn und Diestel soll er dir tragen/ und solt das Kraut auf dem Felde essen. Im
Schweiß deines Angesichts solt du dein Brod essen/ biß daß du
wieder zur Erden werdest/ davon du genommen bist: Dann du bist Erden/ und solt
wiederüm zu Erden werden.
Zum fünfften solt ihr auch hören/ den Seegen/ damit unser HErr Gott/ den Ehelichen Stand gesegnet hat. Also steht geschrieben:
GOtt schuf den Menschen/ Ihm selbst zum Bilde/ ja zum Bilde Gottes schuf Er ihn/ und Er schuf sie ein Männlein und Fräulein/ und GOtt segnet sie/ und sprach zu ihnen: Seyd fruchtbar und mehret euch/ und füllet die Erden/ und machet sie euch unterthan/ und herrschet über Fisch im Meer/ und über (pag.: 140) Vögel unter dem Himmel/ und über alles Thier/ daß auf Erden kreucht. Und GOTT sahe an alles was Er gemacht hatte. Und siehe da/ es war alles sehr gut. Darüm spricht auch Salomon: Wer eine Ehfrau findet/ der findet etwas Guts/ und Schöffel Seegen von dem HERRN.
Last uns beten:
Allmächtiger/ ewiger GOTT/ der Du Mann
und Weib geschaffen/ und zum Ehestand verordnet hast/ darzu mit Früchten
des Leibs gesegnet/ und die Geheimnüs deines lieben Sohns Jesu Christi/
und der Kirchen seiner geliebten Gespons darinn bezeichnet: Wir bitten deine
grundlose Barmherzigkeit/ du wollest solch dein Geschöpff/ Ordnung und
Seegen nicht lassen verrücken/ oder nicht untergehen/ sondern
gnädiglich in uns bewahren/ durch Jesum Christum unsern HERRN/ Amen.
Will man/ so mag der Pfarr=Herr auch das Vater Unser darzu sprechen/ und letztlich mit dem Seegen beschließen/ Num.6. Der HErr segne dich/ etc,
(pag.: 141)Von den Ehe=Fällen und Ehe=Gelübten.
Alle Menschen sollen offt betrachten/ daß GOtt eine Weise/ wahrhafftig gerecht/ keusch und rein Wesen ist/ wie Er sich in seinem Gesetz/ und in öffentlichen Strafen klärlich offenbahret hat/ und ist kein Zweiffel/ nach Blutschanden/ und anderen verbottenen Vermischungen/ folgen auch gewißlich in diesem kurtzen sterblichen Leben/ viel und grosse Strafen/ dadurch GOtt seinen warhafftigen Zorn erzeiget: Wiewohl viel Gottloser Menschen nicht betrachten wollen, daß GOTT der Strafer sey/ die müssen aber bald hernach in der Straf bekennen/ daß GOtt gewißlich einen ernsten grossen Zorn habe/ wieder diese und andere Sünden/ und sonderlich wieder Blutschande/ wie Er in seinem Wort und Exempel bezeuget; Dann also steht geschrieben im dritten Buch Moyses: Alle Menschen die diese Greuel thun/ werden aus dem Volck vertilget werden.
Und mercke daß ausdrücklich gesagt ist/ ALLE MENSCHEN. Hie ist niemand ausgenommen/ Keyser/ Könige/ Fürsten/ und (pag.: 142) geringe Personen/ Mann und Frauen etc. Und in dem Exempeln von der Vertilgung der Städt Sodomä und Gomorrä/ und des ganzen Volcks Canaan/ und in der Strafe Davids/ ist ausgedruckt/ daß GOtt der Richter und Strafer sey. Und ist dieses darüm geschrieben/ daß wir alle in anderer Leut Strafen/ diß erkennen und bekennen/ daß GOtt gewißlich ein gegenwärtiger Richter sey/ und daß sich etliche bekehren/ die andern aber/ die sich nicht wollen bekehren/ nach der leiblichen Straffe/ in ewige Angst und Schmertz fallen sollen.
Von diesem Urtheil Gottes/ soll man die Zuhörer offt erinnern/ und das Volck unterweisen/ daß sie alle verbottene Vermischung meiden/ und darbey wissen/ daß der Ehestand GOtt gefällig seye; Und daß man in GOtt zu Ehren/ mit Zucht Ehrerbietung/ und Gottes Anruffung anfahen/ und für und für züchtiglich/ gedultig/ und freundlich darinn leben/ daß beyde Eheliche Personen/ eine Kirche Gottes seyn/ mit einträchtigem Hertzen GOtt anruffen/ dancken/ preisen/ einander mit dem Gebet helffen/ die Kinder auferziehen/ und also in Gottesfurcht und Glauben/ ihr Leben zu einem seligen Ende bringen mögen/ daß sie auch (pag.: 143) in Ewigkeit in der Himmlischen Kirchen/ sich miteiander freuen/ und GOtt dancken mögen etc.
Wie nun vom Ehestand die Zuhörer sollen unterrichtet werden/ wissen verständige Prediger/ und ist hoch vonnöthen/ daß man dieselbige Lehr fleißig treibe. Dieweil aber das Volck unvorsichtig ist/ und viel in verbottene Gradus der Sibtschafft/ oder Schwägerschafft sich zuverheyrathen unterstehen; So will vonnöthen seyn/ daß die Pastores etlichmahl im Jahr ernsthafte Vermahnungen und Erinnerungen thun/ in welchen Gradibus (Anm.: 68) keine Ehe zwischen den Personen könne zugelassen werden. Und zu Befürderung dieses Christlichen Wercks/ können sie das 18. Cap.des 3.Buchs Moysis erklären/ und Erinnerung dabey thun/ als nehmlich daß unsere ernstliche Ordnung/ Willen und Befelch sey/ daß alle die Gradus, welche Moyses in obberührtem Buch und Capitel gesetzt/ in unser Graf= und Herrschaft allerdings/ und bei ernster unnachläßiger Straf verbotten seyn sollen/ als nemlich:
Einer soll nicht haben seine Mutter.
Eine soll nicht haben ihren Vater.
Einer soll nicht haben sein Stieff=Mutter.
Eine hab nicht ihren Stieff=Vater.
(pag.: 144) Einer habe nicht seine Schwester von einem Theil.
Eine habe nicht ihren Bruder von einem Theil.
Einer habe nicht seines Sohns Tochter.
Eine habe nicht ihres Sohns Sohn.
Einer habe nicht seiner Tochter Tochter.
Eine habe nicht ihrer Tochter Sohn.
Einer habe nicht seine Schwester vom Vater und Mutter.
Eine habe nicht ihren Bruder.
Einer habe nicht seines Vaters Schwester.
Eine habe nicht ihres Vaters Bruder.
Einer habe nicht seiner Mutter Schwester.
Eine habe nicht ihrer Mutter Bruder.
Einer habe nicht seines Vaters Bruders Weib.
Noch seiner Mutter Bruders Weib.
Eine habe nicht ihres Vaters Schwester Mann.
Noch ihrer Mutter Schwester Mann.
Einer hab nicht seines Sohnes Weib Eine hab nicht ihrer Tochter Mann Einer habe nicht seines Bruders Weib.
Eine habe nicht ihrer Schwester Mann.
Einer hab nicht seines Weibs Tochter/ oder Stieff=Tochter
Eine habe nicht ihres Mannes Sohn/ oder Stieff=Sohn..
Einer habe nicht seines Weibs Sohns Tochter.
Eine habe nicht ihres Manns Tochter Sohn.
Einer habe nicht seines Weibs Schwester.
Eine habe nicht ihrs Manns Bruder.
Einer habe nicht seine Tochter.
(pag.: 145) Eine habe nicht ihren Sohn.
Eine habe nicht ihren Groß=Vater.
Einer habe nicht seine Groß=Mutter.
Einer habe nicht seines Bruders Tochter..
Eine habe nicht ihres Bruders Sohn.
Einer habe nicht seiner Schwester Tochter.
Eine habe nicht ihrer Schwester Sohn.
Einer habe nicht seines Weibs Bruder Tochter.
Noch seines Weibs Schwester Tochter.
Eine habe nicht ihres Mannes Bruder Sohn.
Noch ihres Manns Schwester Sohn.
Einer habe nicht seines Weibs Mutter oder Schwieger.
Eine habe nicht ihren Stieff=Vater.
Einer habe nicht seines Vaters Weib oder Stieff=Mutter.
Einer habe nicht seines Groß=Vaters Weib.
Eine habe nicht ihrer Groß=Mutter Mann.
Es soll auch keiner seines verstorbenen Stieff=Sohns/ nachgelassene Wittfrau nehmen/ dann in Keyserlichen Rechten/ wird dies Vermischung auch verbotten. ff.de ritu nuptiarum L. Uxorem.(Anm.: 69)
Was sonsten ausserhalb den ietzterzehlten Fällen/ andere mehr Gradus der Blutfreundschafft/ und Schwägerschafft betrifft/ als des zwischen zweyer Brüder= oder Schwester=Kinder sein Ehe seyn könne/ weil solches in Göttlichen Rechten nicht verbotten: Wird doch derselbige Gradus in gemeinen Land=Rechten (pag.: 146) um Zucht und Erbarkeit willen/ nicht nachgeben. Im dritten Glied aber/ sowohl Blutfreundschafft als Schwägerschafft/ als zwischen Bruder und Schwester=Kinds=Kindern/ gleicher Linien/ soll die Ehe in unseren Graf= und Herrschafften/ ohne besonder erhebliche darzu bewegende Ursachen/ niemand zugelassen/ förters aber in weitern Gradibus männiglich unverbotten seyn.
Von Bräutigam und Braut/ die sich miteinander verlobt/ und doch daß eine stirbt/ ehe das Beylager gehalten wird.
Der Sohn soll nicht nehmen seiner Braut Mutter.
Er soll nicht nehmen seines Vaters Braut/ oder Vertraute/ welche seine Stieff=Mutter solte worden seyn.
Er soll auch nicht nehmen/ seiner Braut Schwester.
Also ist auch von der Tochter zu sagen.
Die Tochter soll nicht nehmen/ ihrer Mutter Bräutigam oder Vertrauten/ welcher ihr Stieff=Vater solte worden seyn.
Item/ Sie soll auch nicht nehmen/ ihres Bräutigams (pag.: 147) Vater/ daß ist der/ mit welches Sohn sie sich zuvor Ehelichen versprochen/ und doch nicht mit ihm Beylager gehalten.
Sie soll auch nicht nehmen ihres Bräutigams Bruder
Der Vater soll nicht nehmen/ seines Sohns verlobte Braut.
Die Mutter soll nicht nehmen/ ihrer Tochter verlobten Bräutigam.
Dieweil auch Mann und Weib ein Leib/ und ein Fleisch durch die Ehe werden/ soll ein iegliches Theil sich von des andern Blutsfreunden enthalten. Es werden aber nicht allein Blutsfreunde genant/ welche von ganzer Geburt/ als von einem Vater und von einer Mutter/ sondern welche auch von halber Geburt/ als von dieser einem/ ja auch welche etwan ausserhalb der Ehe gezeuget/ und des Geblüts halben/ durch das natürliche Recht miteinander verwand seyn/ unter welchen Personen keine Ehverbindung noch Vermischung geschehen soll/ wie dann Lev.18. verbotten wird/ und wer dieser Personen eine/ so ihme mit Blutverwand und verbotten/ berühret/ der hat eine Blutschande begangen.
Wo jemand mehrers Berichts benöthiget wäre/ (pag.:148) der soll sich des zuvor bey unsern Consistorio erholen/ und ehe solches geschehen/ zu keiner Ehelichen Verpflichtung schreiten: Dieses seyn die Personen und Glieder/ welche zum Theil von GOtt selber/ etliche aber durch das natürliche Recht/ und die Obrigkeit bey schwerer Pein und Straf/ als der Geistlichen Obrigkeit/ des Bannes und Abschneidung von der Gemeinschafft der Christlichen Kirchen/ auch solcher verbottenen Personen Voneinanderscheidung: Und unser/ der Weltlichen Obrigkeit/ unnachläßiger Straf/ als des Feuers/ Schwerds/ und anderer mehr/ zu Ehelichen oder zuberühren/ verbotten seyn. Derohalben wolle sich iederman dafür hüten/ daß er nicht selbst sich/ noch auch andere Leut mit Blutschanden verunreinige/ und nicht mit verbottenen Personen sich zuverehelichen/ oder Vermischung und Unzucht zu treiben/ unterstehe/ noch einlasse/ damit er ein rein Christlich Gewissen haben möge/ auch Göttlicher Majestät/ und Weltlicher Obrigkeit Zorn und ernstliche Strafe nicht auf sich lade/ ja auch Land und Leut/ solcher Sünden halben/ nicht verunreinige/ in Jammer und Noth führe/ wie uns dann die erschröcklichen Exempel in der H. Schrift werden (pag.: 149) vorgehalten/ daran zu sehen/ wie hart GOtt die Blutschande/ und Unzucht zu allen Zeiten pflege zu strafen/ wie solches die Straf der Sündflut bezeuget/ der Stadt Sodoma und Gomorra/ der Sihemiter/ da üm eines Mannes Unzucht willen/ eine gantze Stadt verwüstet/ und verheeret wurde. Item Num. 25. Da üm der Hurerey willen 24000. Item Judic.20. 25000. aus dem einigen (Anm.: 70) Stammen Benjamin/ ja auch so viel Völcker im Land Canaan erschlagen/ und aus dem Land vertrieben wurden. Darüm spricht GOtt der HERR Lev.am 18. Haltet meine Satzung und Rechte/ und thut dieser Greuel keinen/ auf daß euch das Land auch nicht ausspeye/ wann ihr es verunreiniget/ gleich wie es die Heyden hat ausgespeyet/ die für (Anm.: 71) euch waren. Dann das ist der Wille Gottes/ spricht St, Paulus euerer Heiligung/ daß ihr meydet die Hurerey/ und ein ieglicher unter euch wisse sein Faß/ das ist/ sein Leib zu behalten in Heiligung und Ehren/ nicht in der Lust=Seuche/ wie die Heiden/ die von GOTT nichts wissen. Das helff uns GOtt Vater/ Sohn/ und heiliger Geist/ Amen.
CAPUT XI.
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CAPUT XII.
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(pag.163)
CAPUT XIII.
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CAPUT XIV.
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(pag.: 176)
CAPUT XV.
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(pag.:181 )
CAPUT XVI.
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Es sollen die Glöckner auf den Dörffern/ wie auch in den Städten/ von den Pastoribus, Kirchen=Meistern/ und ältisten aus der Gemein gewöhlet (Anm.: 97)/ und förters uns davon Bericht fürbracht/ und sie darnechst nach befundener ihrer Gelegenheit zum Ambt von firmirt/ und bestätiget werden.
Demnach soll hinförters/ ohne des Pastoris Willen und Vorwissen keinem einig (Anm.: 98) Glocken=Ambt eingeraumet/ noch vergönnet werden einen Substituten zu ordnen/ um halbe Belohnung/ und dann die übrige zu seinem Nutz zu wenden/ wie bißhero an etlichen Orthen geschehen: Sondern die Renthen der Glocken=Aempter/ sollen bey den Kirchen/ Schulen/ und Glöcknern bleiben/ und erhalten werden.
Es soll auch niemand einen Glöckner/ den Pastoribus zuwieder eindringen (Anm.: 99)/ in Betrachtung (pag.: 191) daß sie in Verrichtung der Kirchen=Aempter/ beysammen seyn/ und einander helffen müssen/ auch in dem ein jeglicher Pfarrer seinem Glöckner zubefehlen/ und zugebieten hat/ er ihm auch hierinnen billigen (Anm.: 100) Gehorsam zu leisten/ schuldig/ und nicht wiederstreben soll.
Würde aber vom Glöckner in Kirchen=Diensten/ einig Versaumnüs/ oder Unfleiß befunden/ und er von dem Pfarr=Herrn/ und ältisten darum gestrafft/ nicht folgen/ sich auch nicht bessern/ sondern seines eigenen Kopffs muthwillig leben würde. So soll sich der Pastor dessen gegen (Anm.: 101) unsere Beambten dessen Orths/ wie ingleichem gegen die Kirchen=Geschworene beklagen/ und da er deren Vermahnung auch verachten würde/ soll er seines Dienstes/ auf Verordnung unsers Consitorii entsetzet/ und ein ander (Anm.: 102) gehorsamer an seine Statt/ verordnet werden.
Es sollen aber die Pastores ihre Glöckner ferner nicht/ dann so viel ihren Kirchen=Dienst belanget/ zu ihrem eigenen Nutz und Arbeit dringen oder beschweren (Anm.: 103)/ sondern sie ihres befohlenen Dienstes iederzeit unverhinderlich abwarten lassen. Die Glöckner sollen auf ihre Kirchen und Pastores bescheyden (Anm.: 104) seyn/ (pag.: 192) dieselbigen in Ehren halten/ auf dieselbigen in allen Kirchen=Aemptern bey den Predigten/Tauff/ Sacrament reichen/ und Besuchung der Krancken warten/ und derowegen ohne ihren Willen und Wissen nicht ausreissen (Anm.: 105)/ damit sie ihrer gewiß seyn.
Nachmals sollen sie auch die Sonntag/ und andere darzu verordnete Tag/ die Stück des Catechismi/ den Kindern helffen fürtragen/ und examiniren.
Es sollen auch alle Glökner auf den Dörfern/ da man sonst keine Schulmeister haben kan/ Schule halten/ und derselben mit allem Fleiß abwarten/ darauf dann der Pfarr=Hern sein fleißiges Aufsehen haben/ und das Volck mit allem Fleiß darzu vermahnen.
Er soll auch sonst mit allermänniglich besonders aber seinem Pfarr=Herrn/ samt den Seinigen/ in gutem Friede und Einigkeit leben.
Er soll sich auch nicht unterstehen/ andern Leuten Supplicationes (Anm.: 106), besonders wieder seine Obrigkeit/ oder seinen Pastorem zu stellen/ sondern dieselbigen von sich weisen/ und seines Beruffs warten.
Weiln auch den Glöcknern/ die Kelch/ Kirchen=Ornat und anders/ so in der Kirchen (pag.: 193) verwahret werden soll/ anvertrauet/ soll keiner zum Glöckner angenommen werden/ er sey dann wohl bekannt/ oder habe einen Vorstand oder Bürgen/ damit wann etwas durch seinen Unfleiß (Anm.: 107) oder Untreu der Kirchen entwendet/ die Kirch sich des erlittenen Schadens wiederum bey ihme zu erholen habe.
Also sollen sich auch die Glöckner hüten/ daß sie nicht allein für ihre Person/ mit dem Pfarr=Herrn friedlich leben/ ihm nicht verdrießliche Lästerwort/ noch ihme Hinterwarts (Anm.: 108) übel nachreden/ sondern auch zwischen dem gemeinen Kirchspiel/ und dem Pfarr=Herrn/ keine Meuterey/ Faction oder Wiederwillen/ daraus Verkleinerung (Anm.: 109) des Pfarr=Herrn/ und Verachtung/ des Predigt=Ambts zu folgen pfleget/ erregen/ sondern allzeit Diensthaftig/ Ehrerbietig gegen ihren Pfarr=Herrn seyn. Wo aber anderst vermerckt/ sollen sie dergestalt/ wie oben vermeldet/ vom Ambt gesetzt/ und andere an ihre Stadt (Anm.: 110) verordnet werden.
Nachdem auch die Glocken zum Gottes=Dienst verordnet/ daß dardurch das Volck zum Gehör Göttliches Worts/ und gemeinen Gebet versamlet werden/ so sollen die Glocken zu keinem Weltlichen Gebrauch förters gezogen (pag.: 194) werden/ es sey dann in Feindes oder Feuers Noth/ oder wann sonst die Leuthe in nothwendigen Geschäfften zusammen kommen müssen.
Sonderlich aber/ soll das Aberglaubische und Abgöttische Wetterleiten (Anm.: 111)/ da man vermeint/ es sollen die getaufften Glocken die Kraft haben/ die schädliche Wetter abzuwenden/ wo es noch im Brauch/ abgeschafft werden/ dagegen aber soll man das Volck zur Buß und Christlichem Gebet vermahnen/ dardurch der Zorn Gottes gestillet/ und solche Plagen gestillet/ und solche Plagen mögen abgewendet werden.
Der Apostel Paulus schreibet I. Timoth. Cap. 4. und spricht: Du solt anhalten/ mit lesen/ trösten und lehren/ und in der 2. Petr. am 2. steht also geschrieben: Ihr thut recht daran/ daß ihr Fleiß thut in der Propheten Schrifft/ und euch daran haltet/ als zum Liecht im finstern. Aus diesen und vielen andern (pag.: 195) Sprüchen ist offenbar/ daß es Gottes ernster Will sey/ daß etliche Menschen seyn/ die im Lesen / Schreiben/ Sprachen/ und guten Künsten andere unterweisen/ und etliche besondere Zuhörer/ die da lernen/ und zu Erhaltung der Bücher/ Sprachen und Christlicher Lehr dienen/ deswegen hat GOtt auch allezeit diesen Brauch erhalten/ daß bey den Kirchen ehrliche Schulen gewesen seyn/ als bey dem Tabernackel in Israel/ hernacher zu Antiochia/ Alexandria/ und der Apostel St. Johannes/ ist selber ein Professor oder Legend (Anm.: 112) gewesen/ wie ingleichen Policarpus/ Irenäus und andere.
Hiervon sollen die Pastores ihre Zuhörer offt erinnern und vermahnen/ daß sie ihre Kinder (Anm.: 113) zur Schul halten/ und etwas lernen lassen/ damit sie in Christlicher Lehr und Zucht auferzogen werden/ und hernachmahls im Predigtamt oder andern ehrlichen und nöthigen Aemptern/ dem lieben GOtt seeliglich dienen mögen.
Auf daß nun die Jugend in unseren Graf- und Herrschafften/ nach der Lehr St. Pauli/ die er thut in seiner Epistel an Titum/ da er sagt: Die unseren sollen lernen/ daß sie zur Regierung in guten Wercken tüchtig/ Christlich und (pag.: 196) ohn beschwerlichen Uncosten/ möchten zu guten Künsten erzogen werden etc.
Als wollen wir durch unseren Superintendenten und Visitatores, die Versehung thun lassen/ daß bey jeder Pfarr=Kirchen eine Schul angerichtet werde/ darinn man die Jugend lesen / schreiben / und sonderlich ihren Catechismum/ auch die Declinationes und Conjugationes lehre.
Da nun in solchen Kirchspiels Schulen/ tüchtige ingenia (Anm.: 114) funden würden/ können die Eltern dieselbigen förters um einen billigen Pfenning/ in unserer Schulen zu Hachenburg (Anm.: 115) unterbringen/ an welchem Orth/ wir dann iederzeit etliche Gelehrte und fleißige Magistros der Jugend zum besten unterhalten wöllen/ da auch unvermögliche Eltern wahren/ welche solche Kinder hätte/ die sich zu ihren Studiis wohl anliesen/ aber Armut halber/ darzu nicht befürdern könten/ denen wollen wir in Gnaden die Hand bieten/ und mit nothdürfftigen (Anm.: 116) Stipendiis versorgen lassen/ davon sie nicht allein in unsern Particular/ sondern auch hernach in hohen Schulen ihre Studia vollführen können.
Dieweil auch offtmahls neue Schulmeister angenommen werden/ welche Lust (Anm.: 117)haben (pag.: 197) zur Ungleichheit und Verenderung/ als ist unser ernstlicher Befehl/ daß die Schulmeister auf den Doerffern/ wie auch in den Flecken und Städten/ die Praecepta Philippi Melachthonis und den Catechismum Lutheri Teutsch und Lateinisch/ fleißig mit ihren Schülern treiben / und andere Authores einzuführen/ sich nicht unterstehen sollen.
Dann gleichwie in allen andern Gebäuen/ hoch vonnöthen thut/ daß ein gut Fundament gelegt werde/ also ist auch hieran hoch und mercklich gelegen/ und ein große Vorbereitung zu guter Zucht und Künsten/ wenn die junge Leuthe im Catechismo recht unterwiesen/ und gewiese Grammatici worden seyn etc.
Auf daß man nun gute Bäu und Schulmeister/ bey ieglichen Schulen haben möchte/ ist unser Befehl/ daß wann man einen Schuldiener annehmen will/ soll der zuvor von unserm Consistorialibus examiniret werden/ und wo er von denen gut Zeugnüs bekomt/ daß er zu solchen Ambt tüchtig seye/ soll man ihn zum Schuldiener auf= und annehmen/ doch daß er zuvor sich mit einem leiblichen Eyd verpflichte/ uns als ein getreuer Unterthan gehorsam zu seyn/ unseren auch des Landes Nutzen/ mit allem Fleiß (pag.: 198) zu forderen/ Unrath und Schaden seines Vermögens zu warnen/ und zuverhüten/ und die Schul ihm so befohlen/ nach der vorgeschrieben Schul=Ordnung mit allem Fleiß anrichten/ und administriren wolle.
Wir wollen auch hiermit unseren Superintendenten/ auch allen Pfarr=Herrn/ iedes Orts ernstlich auferlegt und befohlen haben/ daß sie die Schulen Wochentlich und Monathlich visitren/ und zu solchen Werck unsere Beamten mitziehen/ und brauchen sollen. (Anm.: 118)
Nachdem auch nicht allein grosse Unordnung/ was die Unterhaltung der umlauffenden Bettler belanget/ verlaufft/ sondern auch durch dieselbige grosse Unzucht und greuliche Laster mehrmahls begangen/ wann das offentliche betteln gestattet/ dadurch die Kinder/ so von solchen Bettlern gebohren/ auf das Betteln und Müßiggang von Kindheit (pag.: 199) augezogen/ und aus dernselbigen in alle Laster/ und endlich verderben/ des Leibs und der Seelen gerathen: Der Ursachen GOtt durch Moysen seinem Volck ein ernstlicher Befehl gethan/ daß allerding unter ihnen kein Bettler seyn soll.
Ist derowegen unser ernstlicher Will und Meynung/ daß unser iedes Orths Beambten und Diener/ mit Zuthun der Pfarr=Herrn/ und Kirchen=Diener/ auf folgende Ordnung bedacht seyn/ und mit allem Fleißarbeiten sollen/ damit nach Abschaffung des ärgerlichen und schädlichen umstreichens der Bettler/ Arme/ Dürfftige/ so entweder mit Leibs=Schwachheit (Anm.: 119) beladen/ oder sonsten ihr Brod mit der Hand Arbeit nicht mehr erwerben können/ nicht verlassen/ sondern ihr Nothdurfft haben mögen.
- Zum Ersten/ soll in den Städten alle Sonntage/ in den Dorf=Kirch=Spielen aber/ zu allen 14. Tagen in der Kirchen/ wann die Gemein beysammen ist/ das Allmosen iedes Orths mit dem Säcklein gesamlet/ in ein sonderlichen darzu gemachten Kasten geschüttet/ und die Zuhörer durch die Pfarr=Herrn und Kirchen=Diener vermahnet werden/ daß niemand (pag.: 200) mit leeren Händen/ und ohne eine Gottes Gabe vor dem HERRN erscheine etc.
- Bey allen Hochzeiten soll in den Kirchen/ ein Becken oder Büchsen aufgesetzt/ und alle Hochzeit Gäste/ dies sonst viel Geld unnützlich verschwenden/ zur milden Gabe/ den Armen zu gute vermahnet werden.
- Zum Dritten/ soll man auch iederzeit in der Kirchen bey der Tauffe die Allmosen fordern/ und sonderlich die Pathen und Gotthen (Anm.: 120) vermahnen/ daß ieglichs zur Erhaltung der Armen/ etwas um Gottes willen nach seinem Vermögen gebe etc.
- Wann Kauff/ Tausch/ oder andere dergleichen Contract beschlossen/ und beschrieben/ soll man Kauffer und Verkäuffere/ mit aufgesetzten Büchsen vermahnen/ daß sie auch in den Gottes Kasten etwas geben wollen.
- Also auch in Erb=Fälle/ wann Theilung der Erbschafften vorgenommen/ sollen iederzeit die Büchsen aufgesetzt/ und eine Gottes Gab für die Armen/ von den Erben gebeten werden.
- Zum Sechsten/ sollen die Pastores und Kirchen=Diener/ Krancke/ und besonders reiche und vermögendliche Personen/ mit gutem (pag.: 201) Glimpff (Anm.: 121) vermahnen/ daß sie zur Unterhaltung der Armen/ von ihrer Verlassenschafft etwas verordnen wollen (Anm.: 122).
- Zum Siebenden/ wann Leich=Predigten gehalten/ soll allweg ein Becken gesetzt werden/ an den Ort/ da die Leuthe fürüber gehen/ welche die Leich beleitet/ und durch den Pfarr=Herrn allzeit fleißig vermahnet werden/ daß den Armen ein Gabe von ihnen gegeben werde etc.
Nachdem auch viel Leute aus fremden Orten/ in den Städten herum gehen/ und mit Erlaubnüs bißweilen/ auch wohl ohn dieselbige/ in alle Häser/ Kirchen/ das Allmosen zu samlen/ darunter etliche funden worden/ die falsche Brief ümtragen/ oder die vor viel Jahren gegeben / und verneuert seyn/ darunter etliche/ wann sie lang im Land seyn herum gestriechen/ und genug gebettelt haben/ verkauffen solche Vorschrifften andern Streichern/ die auch darauf betteln/ und wird also durch solchen mannigfaltigen Betrug dem gemeinen Allmosen Kasten viel abgezogen.
Solches zuverhüten/ sollen unsere Beamten/ wie auch die Bürgermeister und Schultheisen in den Städten/ auf diejenigen so anders (pag.: 202) woher Brief bringen/ und um Erlaubnus bitten/ die Allmosen zu samlen/ gute Achtung geben/ und fleißig nachforschen/ woher sie kommen/ und den Brief und Siegel wohl wahrnehmen/ daß sie damit nicht betrogen werden.
Da sie nun Brief und Siegel/ und andere Kundschafften recht befunden/ sollen sie gleichwohl einen Unterschied machen/ zwischen denen/ so mit Feuer oder andern Land=Schaden/ um all ihre Haab und Güter kommen seyn.
Die für sich selbst samlen/ sollen die Bürgermeister oder Schulheisen in Städten/ zu den Kastenmeistern weisen/ daß ihnen nach Gelegenheit des Schadens/ eine Eleemosina (Anm.: 123) aus dem gemeinen (Anm.: 124) Kasten geben/ von etlichen Weißpfenningen/ und sie damit abgewiesen/ neben Vermeldung der Leibs=Straf/ so sie darüber in die Häuser gehen/ und betteln werden (Anm.: 125)/ damit also die Bürger weiter von ihnen nicht beschweret werden.
Damit aber der gemeine Kasten solche Eleemosina ertragen könne/ soll man im Jahr einen Tag darzu nehmen/ die Kastenmeister herum schicken/ und in den Häusern darzu samlen lassen/ mit vorgehender Erinnerung und Vermahnung des Volcks von der Cantzel/ daß (pag.: 203) solches ersamlete Geld solle dahin gewendet werden/ daß die Armen denen bißhero Kranckheit halber in die Häuser zu gehen/ erlaubet wäre worden/ sollen damit gestillet und abgewiesen/ und die Bürgerschaft solches vielfältigen Überlauffs überhaben werden/ so würde iederman deme solch täglich überlauffen beschwerlich ist/ gern und willig etwas darzu geben.
Solch Geld sollen nachmahls die Kastenmeister fremden gebrechlichen Leuten/ mit Vorwissen des Pfarr=Herrn und Bürgermeisters/ nach Gelegenheit des Schadens/ treulich und mildiglich austheilen/ und jährlichs in einem besondern Register verrechnen/ mit Verzeichnüs der Namen/ des Orts/ und der Zeit/ da solches ist gegeben worden;
Denen Armen aber so durch Feuers Noth/ oder andere erschreckliche Fäll um ihre Nahrung kommen seyn/ und dessen gute wahrhafftige Zeugnüs fürlegen können/ und zuvor an dem Ort nicht gesamlet haben/ denen mag man ein sonderlich schifftlich Bekäntnüs mittheilen/ und erlauben in allen Häusern das Allmosen zu samlen/ und sollen zuvor die Pfarr=Herrn/ auf der Cantzel solche Noth der armen Leute verkündigen/ und die Zuhörer vermahnen/(pag.: 204) ihnen milde Hülff nach Vermögen zu erzeigen/ iedoch sollen derselbigen Leuthe Namen verzeichnet werden/ daß sie nicht zum öfftermahlen an einen Orth kommen.
Was aber sonst auf den Dörffern/ bey den Allmosen Kasten fält/ das soll man wohl verwahrt behalten/ damit man den eingesessenen Haus=Armen/ davon steuren und helffen könne.
Wo auch Haus=Arme seyn/ die solcher Allmosen bedörffen/ denen sollen die Kasten= oder Kirchenmeister mit Vorwissen des Pastoris, eine Gab nach Gelegenheit mittheilen/ und solches in einem sonderlichen Capitel bey der Rechnung verrechnen.
Beydes muß man wissen/ daß ein grosser Unterschied seye/ zwischen Weltlichen Gerichten und Strafen/ und daß die Kirche besondere Gerichte und Strafen haben muß/ wie dann der Herr Christus diese Gericht (pag.: 205) selber ordnet Matth. am 18. Und seyn ohne Zweiffel zuvor in der ersten Väter Kirchen/ dergleichen besondere Kirchen=Gericht gewesen/ und darein gehören fürnehmlich zweyerley Sachen/ Streit von der Lehr/ und Urtheil wieder die/ so in äuserlichen Sünden leben/ und nicht ablassen wollen/ von solchen Gerichten redet St. Paulus zu den Corinthern. Es haben auch hernach die Bischoffen/ etliche Fäll in Ehe=Sachen in diese Gerichte gezogen/ dann die Heyden haben offentliche Unzucht/ und muthwillige Ehetrennung zugelassen.
Solche Sünden zu strafen und zu verhüten/ hat die Kirche solcher Sachen sich müssen annnehmen/ wiewohl hernach etliche Canones gemacht seyn/ die auch sträflich seynd/ wie dann in diesem Menschlichen Leben/ leichtlich Irrthum und böse Gewohnheit einschleichen/ so man eigenen Gedancken/ und nicht Gottes Wort folget.
Nun befindet man leider in diesem elenden Leben/ daß von Ehegelübden viel Irrungen vorfallen/ hernach auch Malitiosae desertiones (Anm.: 126) etc und seyn dieser Sachen so viel/ daß sie ein besonders Consistorium bedörffen/ darinn Gottsfürchtige/ Gelehrte/ und verständige Männer sitzen. Darum (pag.: 206) haben wir auch für gut und rathsam angsehen/ daß diese Sachen bey dem Kirchen=Gericht förters bleiben sollen.
Damit aber unsern Unterthanen in solchen obenangeregten Fällen/ desto schleuniger möchte gerathen und geholffen werden/ haben wir beschlossen/ mit Hülff des Allmächtigen/ ein Neu Consistorium oder Kirchen=Gericht/ in unserer Stadt Hachenburg/ welches zu allen Quartalen oder viertel Jahren/ auf den Fron=Dienstag unverzüglich soll gehalten werden/ zu ordnen/ auch dasselbige mit verständigen/ tüchtigen Personen/ aus beyden Facultäten der Theologen/ und Rechtsverständigen/ nothdürfftiglichen zubesetzen/ und eine gantze Ordnung begreiffen/zulassen/ darinn nicht allein von dem Proceß und Form der Execution (Anm.: 127), sondern auch was für Sachen für solch Consistorium gehören/ und wie es in Ehe=Fällen beständiglich gehalten/ auch welcher Gestalt/ diejenigen/ so in offentlichen Aergernüssen halsstarrig harren/ mit vorgehender Citation verhöret/ und gebührlicher Handlung in den Bann gethan/ und erkläret werden/ nothwendig und gnugsame Versehung geschehen solle etc.
(pag.: 207)An solch Kirchen=Gericht/ wollen wir also hiemit alle unsere Unterthanen gewiesen haben/ sich daselbst Raths zu erholen.
Dieweil Ihme der Allmächtige Gott/ aus dem Menschlichen Geschlecht durch sein Göttliches Wort/ ein Christliche Kirche samlen will/ und nicht anders: So hat Er auch Personen darzu geordnet/ die im Predigt=Ambt seyn sollen; Der erst Prediger ist gewesen/ der Sohn Gottes/ durch welchen Adam und Eva aus dem Tod errettet/ und wiederum in Gottes Gnad genommen seyn. Und dieser Sohn Gottes erhält das Predigt=Ambt für und für (Anm.: 128)/ und ob es schon bißweilen eng und schwach wird/ so richtet ers doch wiederum auf/ hat also für und für (Anm.: 129) Propheten gesand/ ist hernach Mensch worden/ hat sichtbarlich geprediget/ und Zeugnüs geben/ Toden auferwecket/ und ist selber aus dem Tod wiederum (pag.: 208) in das Leben erstanden/ und hat andere viel Menschen mit erwecket/ hat die Aposteln ausgesendet/ mit austrücklichen Befehl: Wie mich mein Vater gesand hat/ also sende ich euch. Und die Aposteln haben weitern Befehl gethan/ daß die Prediger samt der Kirchen andern tüchtigen Personen das Predigt=Ambt befehlen sollen. Wie St. Paulus sagt 2.Tim.2. Die Lehr welche du von mir gehöret hast/ bey vielen Zeugen/ solt du befehlen treuen Menschen/ die da tüchtig seyn/ auch andere zu lehren/ und seinem Jünger Tito schreibet er/ er soll in den Städten umher Prediger setzen. Also bleibet die überschwengliche Barmhertzigkeit Gottes/ aus Göttlicher Ordnung und Macht für und für/ wie GOtt selber spricht/ Esa.51. Ich lege mein Wort in deinen Mund/ und mit den Schatten meiner Hand bedeck ich dich/ daß du mir Himmel pflantzest. Und der HERR Christus ist selber für und für/ der Erhalter des Predigt=Ambts/ wircket kräfftiglich durch das Evangelium/ daß viel Menschen zu Gott bekehret/ und erleuchtet werden/ und in ihnen ewiges Leben und Gerechtigkeit werde angefangen/ wie solches klärlich (Anm.: 130) zu sehen ist zu Ephesern am 4. da Paulus spricht/ Christus sitze zur (pag.: 209) Rechten des ewigen Vaters/ und gebe den Menschen seine Gaben/ Propheten/ Apostel/ Evangelisten/ Hirten und Lehrer etc.
So ist nund die Erhaltung des Ministerii Evangelici (Anm.: 131) nicht ein Menschlich/ sondern des HErrn Werck. Der brauchet aber in diesem Leben Personen darzu/ und berufft deren etliche selber ohne Mittel/ wie er die Propheten und Aposteln beruffen hat/ etliche aber berufft er durch Mittel/ das ist durch Gliedmassen der Kirchen/ und ist sein Will/ daß wir diesen unsern Gehorsam darbey erzeigen/ daß die Kirche iederzeit tüchtige Personen suche und erwöhle/ denen das Predigt=Ambt mit dem Gebet befohlen werde etc.
Dieweil dann ietziger Zeit/ GOtt treue Prediger und Kirchen=Diener/ durch ordentliche Mittel und Beruff senden/ und geben will/ als vermahnen wir erstlich alle diejenigen so das Ius Patronatus (Anm.: 132) in etlich unsern Kirchen haben/ daß sie zu diesen hohen Ambt/ um welches willen/ der Sohn Gottes sein theures Blut vergossen hat/ tüchtige Personen suchen/ und paesentiren (Anm.: 133) wollen/ nehmlich Gottesfürchtige Männer/ die nicht in offentlichen Lastern leben/ und die Lehr Göttliches Worts zimlich (pag.: 210) studiret haben/ und die nicht falsche Lehr der Auspurgischen Confession zuwieder untermengen/ dardurch dann unsere Kirchen zurüttet/ und Spaltungen in denselbigen möchten angerichtet werden;
Zum andern/ wollen wir auch unsere Superintendenten und alle/ die der Ordination (Anm.: 134) beywöhnen/ ihres Gewissens und St. Pauli Vermahnung ernstlich erinnert haben/ daß sie niemand bald die Hand auflegen/ und sich mit Ordination ungelährter ärgerlicher Kirchen=Diener mit fremden Sünden/ und des erschrecklichen ewigen Verdammnüs/ armer Seelen theilhafftig machen/ wie sie dann deßhalben am Jüngsten Gericht/ dem gerechten Richter Antwort geben müssen; Sondern vielmehr bedencken/ weil der Kirchen=Dienst ein solcher hoher Beruff/ daß sie alle Gelegenheit der Ordinanten so viel möglich/ auf das fleißigst erkündigen/ und sie besonders in allem/ fürnehmlich den streitigen Artickeln examinieren/ und sich nicht sättigen lassen/ biß sie vermercken/ daß sie aus dem Grund Gottes Worts/ ihre Lehr in allen Artickeln bestättigen bestättigen/ die angezogene Zeugnüs selbst in der heiligen Bibel gelesen/ und in derselbigen läuffig und erfahren seyn (pag.: 211) nachmals sie eins oder offtermahls hören predigen/ daraus sie vernehmen mögen/ ob sie mit nothwendigen Gaben zum Predigt=Ambt ausgerüstet/ daß die gemeinen (Anm.: 135) ihre Predigten vernehmen/ und etwas nutzliches daraus lernen können.
Da sie aber befinden/ daß einer in der Lehr ungeschickt/ oder in seinem Leben ärgerlich/ oder sonst zu ihrem Ambt nicht tüchtig/ sollen die/ so ihne gesand/ Schrifftlich von seiner Ungeschickligkeit berichtet und vermahnet werden/ daß sie auf eine andere qualificirte Person bedacht seyn wollen/ und da sie keinen vorzustellen/ soll hierinn von unseren Superintendenten/ den Kirchen gerathen und geholffen werden.
Zum dritten/ wollen wir auch hiemit unser Superintendenten/ bey ihren Pflichten und Vermeydung ernstlicher Straf/ erinnert und vermahnet haben/ daß sie eben bey solcher Ordination zu Beförderung der Personen kein Geschenck noch Gaben nehmen/ auch niemand aus Gunst einschieben/ oder aus Wiederwillen hindern/ sondern wie ein jeglicher in seinen Gaben/ Geschickligkeit/ Leben und Wandel befunden/ nach ihren Gewissen befördern/ und hierinnen anders nichts/ dann die Ehre Gottes/ der (pag.: 212) Pfarr=Kinder ewiges Heyl und Seeligkei/ und also den einigen Nutzen der Kirchen ansehen/ und bedencken. Derowegen wir auch in den järlichen Visitationibus ernstlich wollen nachforschen lassen/ ob die Kirchen an allen Orten/ mit frommen/ geschickten/ tüchtigen/ und unärgerlichen Kirchen=Dienern zu Erbauung deroselbigen versehen seyen.
Zum vierten/ wo eine vorgestellte Person tüchtig zum Predigt=Ambt erfunden/ soll man von deroselbigen eine Christliche Zusag nehmen/ welche sie hernach auch auf unserer Cantzel mit einem leiblichen (Anm.: 136) Eyd bestättigen soll/ nehmlich daß er in diesem heiligen Ambt mit Gottesforcht/ Glauben/ und Anruffung zu GOtt/ dienen/ züchtiglich leben und studiren wolle.
Item/ daß er in der rechten Christlichen Lehr/ die er in dieser Verhör bekannt/ und durch Gottes Gnad in diesen Kirchen einträchtiglich gepredigt wird/ mit Gottes Hülff beständig bleiben wolle/ wölle er auch in seinem Ambt treu und fleißig seyn
Forma der Ordination
Erstlich singe man
das Veni Sancte Lateinisch oder Teustsch/ darnach lieset der Superintendens
folgenden Text: (pag.: 213)
Also schreibet St. Paulus 1.Timoth.3.Cap. Das ist ie gewißlich wahr/ so iemand ein Bischoffs=Ambt begehret/ der begehret ein köstlich Werck. Es soll aber ein Bischoff unsträflich seyn/ eines Weibes Mann/ nüchtern mäßig/ sittig/ gastfrey/ lehrhafftig/ nicht ein Weinsauffer/ nicht beißig/ nicht unehrliche Handtierung treiben/ sondern gelinde/ nicht haderhaftig/ nicht geitzig/ der seinem eigenen Hauß wohl fürstehe/ der gehorsame Kinder habe/ mit aller Ehrbarkeit (so aber iemand seinem eigenen Hauß nicht weiß fürzustehen/ wie wird er die Gemeine Gotttes versorgen) nicht ein Neuling/ auf daß er sich nicht aufblase/ und dem Lästerer in das Urtheil falle/ er muß aber auch ein gut Zeugnüs haben/ von denen die draussen seynd/ auf daß er nicht falle dem Lästerer in die Schmach und Stricke. (pag.: 214)
So ermahnet St. Paulus die Eltesten der Gemein zu Epheso
So habt nun acht auf euch selbst/ und auf die Heerde/ unter (Anm.: 137) welche euch der heilige Geist gesetzt hat zu Bischoffen/ zu weyden die Gemeine Gottes/ welche Er durch seyn eigen Blut erworben hat. Dann das weiß ich/ daß nach meinem Abschied unter euch kommen werden/ greuliche Wölffe/ die der Heerde nicht schonen werden. Auch aus euch selbst werden aufstehen Männer/ die da verkehrte Lehr reden/ die Jünger an sich zu ziehen. Darum seid ihr wacker und denckt daran/ daß ich nicht abgelassen habe/ drey Jahr Tag und Nacht einen ieglichen mit Thränen zu ermahnen.
Allhier hört ihr/ daß uns/ so Bischoffe/ das ist/ Pfarr=Herrn und Prediger beruffen seyn/ und seyn sollen/ nicht wird befohlen Gänz oder Kühe zu hüten/ sondern die Gemeine/ so (Anm.: 138) GOtt durch sein eigen Blut erworben hat/ daß wir die Gemeine weyden sollen/ mit den reinen Wort Gottes/ auch wachen und zusehen/ daß nicht Wölffe und Rotten unter die armen Schaf einreissen/ darum nennet er es ein köstliches Werk.Auch für unsere Person/ sollen (pag.: 215) wir züchtig und ehrlich leben/ unser Hauß/ Weib/ Kind und Gesinde/ Christlich halten und ziehen; Seyd ihr nun solches zu thun bereit/ so sprecht Ja.
Da lege der Superintendens
und die andern
Diener des Worts/
so darbey seyn/ dem Ordinando (Anm.: 139)
Die Hand
auf das Haupt/
Und spreche (Anm.: 140)
Barmhertziger GOtt himmlischer Vater/ du hast durch den Mund deines Sohns unseres HErrn JEsu Christi/ zu uns gesagt: Die Ernde ist groß/ aber wenig seyn der Arbeiter/ bittet den Herrn der Ernde/ daß Er Arbeiter in seine Ernde sende/ auf solchen deinen Göttlichen Befehl bitten wir von Hertzen/ Du wollest diesen deinen Diener samt uns/ und allen die zu deinem Wort beruffen seyn/ deinen heiligen Geist reichlich geben/ daß wir mit großem Hauffen (Anm.: 141) deine Evangelisten seyn/ treu und fest bleiben/ wieder den Teufel/ Welt und Fleisch/ damit dein Nahme geheiliget/ dein Reich gemehret/ dein Will vollbracht werde; Wollest auch dem leidigen Greuel des Papst und Mahomets (Anm.: 142)/ samt andern Rotten (pag.: 216)/ so deinen Namen lästern/ dein Reich zerstören/ deinen Willen wiederstreben/ endlich steuren/ und ein Ende machen. Solch unser Gebet/ weil du es geheissen/ gelehret und vertröstet hast/ wollest du gnädiglich erhören/ wie wir glauben und trauen/ durch deinen lieben Sohn unsern HErrn JEsum Christum/ der mit dir und dem heiligen Geist lebet/ und herrschet in Ewigkeit/ Amen.
So gehet nun hin und wartet der Heerde Christ/ so euch befohlen ist/ und sehet wohl zu/ nicht gezwungen sondern williglich/ nicht um schändliches Gewins willen/ sondern von Hertzengrunde/ nicht als die über das Volck forschen (Anm.: 143)/ sondern werdet Fürbilde der Heerde/ so werdet ihr/ wann der Ertz=Hirte erscheinen wird/ die unverwelckliche Krone der Ehren empfahen.
Benedicat vobis Dominus sit faciatis fructum multum. Amen. (Anm.: 144)
Darauf sollen die Ordinati zur Communion gehen.
Nach diesem allen sollen den Ordinatis geschriebene Testimonia (Anm.: 145) gegeben werden/ unterschrieben durch den Superintendenten/ und (pag.: 217) etliche mehr Kirchen= Diener/ so bey diesem Actu Ordinationis (Anm.: 146) gewesen/ auf dass man wisse/ daß sie zum Predigt=Ambt zugelassen/ und nicht falsche Lehrer seyn.
Damit der Kirchen/ und deroselbigen Gütern/ recht und wohl vorgestanden/ und die Kirchen=Gebäu desto besser erhalten/ so sollen bey ieder Kirchen feine ehrliche Gottsfürchtige und redliche Leute/ zum wenigsten zween/ bey der Capellen aber/ nur einen zum Kirchen=Meister/ den Kirchen zum besten erwehlet werden/ die alles Einkommens und Ausgebens/ richtige Rechnung Register halten/ und dasselbige auch Jährlich für unsern darzu verordneten Räthen und Superintendenten verrechnen.
Sie sollen auch des Pfarr=Herrn Inventarium bey sich haben/ und fleißig darauf sehen/ daß (pag.: 218) von den abziehenden Pfarr=Herrn/ solches köne vollkömmlich gelieffert und ersetzt werden/ darauf er ihnen auch seine Handschrifft und Bekantnüs geben/ und zustellen sollen etc.
Es sollen auch die Kirchen=Meister nicht allein getreulich und vorsichtig mit den Kirchen Gütern und Einkommen handlen/ sondern auch mit den Einnahmen der Schulden und Retardaten (Anm.: 147)/ sich fleißig und unverdrossen erzeigen/ und nicht scheuen/ ob sie deßhalben iemahls Ungunst auf sich laden möchten/ dann den Schuldigern selbst damit gedienet wird/ so sie Jährlich gemahnet/ und zur Bezahlung getrungen werden.
Wo in einer Fabricen so viel vorhanden und übrig/ daß andern Leuten üm landläuffigen gebührlichen Zinß damit kan gedienet werden/ auch der Kirchen Nutz zu schaffen/ müglich/ sollen sie das mit Vorwissen des Pfarr=Herrns rechtmäßig zu thun Macht haben.
Sie sollen auch gute Acht haben/ auf die hypothecirte Güter / daß dieselbige nicht von den Schuldigern verkaufft/ zertheilet/ oder andern für mehr Summen eingesetzt/ und verpfendet werden/ auch sie nicht von denselbigen einmal eingesetzten Gütern/ auf geringe und zuvor (pag.: 219) verpfendete Güter/ oder aber auf ungewiße Bürgen wollen weisen lassen.
Da etwas von Zinßen oder Gütern stecken bliebe/ sollen sie solches auf daß förderlichst an gebräuchlichen Orten suchen/ daß die Zinß wieder zeitlich ganghafftig/ und die Retardata (Anm.: 148)148 ohne Abzug oder Nachlassen entrichtet werden/ damit den Kirchenmeistern oder Vorstehern gebühret/ nicht etwas so den Kirchen gehöret/ nachzulassen/ denen/ die es zu entrichten schuldig seyn/ sondern sie seynd vor GOtt schuldig/ und ihres Amts halben/ dasselbige alles treulich zu Rath zu halten/ und da sie mild und gutwillig seyn wollen/ sollen sie es von dem Ihreigen thun/ und nicht mit dem Abbruch des gemeinen Kastens/ ihr Gunst und Glimpf (Anm.: 148b)bey den Schuldigern zu suchen;
Es sollen auch hinforter die Kirchenmeister/ keine liegende Güter so der Kirchen zuständig/ alieniren(Anm.: 148c) oder erblich verkauffen (Anm.: 149)/ ohne Rath und Vorwissen unserer Räthe und Superintendenten. Da dieselbigen alle einhelliglich auf die Alienation schließen würden/ alsdann und nicht ehe/ mögen sie die Kirchen=Güter um gewiße Bezahlung/ oder wieder= käufliche jährliche Nutzung anwenden.(pag.: 220)
Dieweilen an etlichen Orten/ die Pfarr=Herrn arm und also ihrer Unvermöglichkeit halben/ allerley Authores und Bücher/ so ihnen zu ihren Studiis nöthig/ nicht zeugen können/ dardurch nicht allein viel ungeräumtes Ding/ offtermahls in Predigten fürgebracht wird/ sondern es werden auch Stückweise andere neue Schrifften/ so die armen Pfarr=Herrn leichtlich kauffen/ an statt nützlicher Schrifften eingeführet/ auf das derowegen solchem Unrath möchte vorkomen werden; Als (Anm.: Deshalb ...) wollen wir die gnädige Versehung thun/ daß in eine jegliche Pfarr=Kirche/ die teutsche Bibel Lutheri/ fürnehmlich aber seinen Kirchen= und Hauß=Postillen/ auch wo die Kirchen an Renthen und Einkommen vermöglich/ alle Opera Lutheri, darinn seine Lehr und Streit=Schriften begriffen/ gekaufft/ und denselbigen sollen beygelegt werden/ welcher sich dann her= (pag.: 221) nach die armen Pfarr=Herrn und Kirchen=diener zu ihrem studiren gebrauchen können.
Nach solchen erkaufften und beygelegten Büchern/ sollen die verordnete Visitatores, jederzeit fleißige Nachfrage thun/ damit dieselbigen nicht davonkommen/ sondern vermög des Inventrii, den nachfolgenden Pfarr=Herrn zu gut auch bleiben mögen.
Die weil auch nöthig ist/ daß die Jugend in den Schulen/ als welche Seminaria Eccelsiae (Anm.: 150) seynd/ anfänglich in Erlehr des Catechismi und förters in allen Artickeln unsers Christlichen Glaubens recht instituieret (Anm.: 151); So sollen unsere in den Städten/ Flecken und Dörffern/ bestellte Ludimagistri (Anm.: 152) und Schulmeister/ keine anderen Bücher brauchen/ und ihren Discipulis (Anm.: 153) vorlesen/ dann allein welche mit der vorbemelder Ausgspurgischen Confeßion/ (pag.: 222) übereinstimmen. Dergleichen auch solche Politische Authores (Anm.: 154)/ daraus die Jugend Zucht und Erbarkeit/ die Sprachen und artes liberales (Anm.: 155) ohn einig Aergenüs lernen können/ wie derowegen ihnen nach Gelegenheit ieder Schulen/ hiernneben absonderlich eine gewiße Ordnung soll praescribiret (Anm.: 156) und zugestellet werden.
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