Vorwort Bendorfs bewegte
Vergangenheit über viele Jahrhunderte hinweg hat schon immer das Interesse
von sehr vielen Autoren und Chronisten geweckt. Über Bendorfs Geschichte
gibt es eine reiche Fülle an Dokumenten, Aufzeichnungen und
Erzählungen, welche die Vergangenheit unserer Heimat aus den
unterschiedlichsten Blickwinkeln widerspiegeln. Es erscheint mir daher
äußerst reizvoll, einige wertvolle heimatkundliche Aufsätze aus
dieser Fülle von Veröffentlichungen erneut der Öffentlichkeit
zugänglich zu machen. Ein Problem ist es allerdings, dass von vielen
dieser Autoren - trotz sorgfältiger intensiver Recherche - keine Angaben
zum Copyright auffindbar waren. Diese Autoren haben ihre Arbeiten in den
verschiedensten Publikationen, wie z. B. Heimatkalender, Jahrbücher und
Zeitungen, veröffentlicht. Etliche der Zeitungen, wie die alte "Bendorfer
Zeitung", "Neuwieder Zeitung" oder die "Koblenzer Zeitung", mit ihren Beilagen,
sowie Heimatblätter und dergleichen wurden im Laufe der Jahrzehnte,
eingestellt. Ein Inhaber der Rechte für den folgenden Artikel ist der
GGH nicht bekannt; sollte es aber einen geben, so bitten wir höflichst um
Nachsicht und entsprechende Informationen, die wir dann gerne und umgehend
berücksichtigen werden.
Der erwähnte Aufsatz ist erschien
in: Rechts des Rheins, Rubrik in der Rhein-Zeitung, 1990-09-25
Für die Einstellung ins Internet wurde er entsprechend bearbeitet von
W.Kutsche. |
Die Klosterschwestern
verließen das 'Leonillastift' in Sayn
Es war ein schmerzlicher Verlust für
Sayn
Von Franz-Josef Nieth
Am 28. September 1965, war der Tag, an dem die beliebten
Klosterschwestern das Leonillastift in Bendorf-Sayn verließen. Der Orden
"der armen Dienstmägde Jesu Christi" aus Dernbach bei Montabaur, hatte das
Kloster "Leonillastift" am 11. Mai 1859 übernommen. Zuvor waren die
Räumlichkeiten von dem Orden der "armen Schwestern vom heilligen
Franziskus" aus Aachen bewirtschaftet worden
Die Dernbacher Schwestern wurden in Sayn sehr schnell heimisch.
Schon bald entfalteten sie eine äußerst rege und segensreiche
Tätigkeit für die Bevölkerung.
Bei Tag und Nacht widmeten sie sich der Krankenpflege, standen den
Sterbenden bei und übten christliche Nächstenliebe überall dort,
wo sich Gelegenheit bot. Die "Armen Dienstmägde Jesu Christi" halfen der
Bevölkerung in allen Notlagen.
In ihrer Handarbeitsschule konnten die jungen Mädchen
Nähen, Stricken, Häkeln und Sticken erlernen.
Eine Schwester übernahm die Pflege und den Schmuck der
Schloßkapelle. Vom Jahre 1860 an kümmerten sich die
Klosterschwestern, wie die Nonnen im Volksmund hießen, auch um das kleine
Heiligenhäuschen und die Kreuzwegstationen, welche Fürstin Leonilla
im Schloßpark hatte aufstellen lassen.
Die Schwestern erwarben sich die größte
Wertschätzung unter der Bevölkerung. Sie widmeten sich außer
den bereits genannten sozialen Belangen auch der Betreuung des Kindergartens
und der Altenpflege. Ältere Bürger konnten im Kloster, betreut von
den Schwestern, ihren Lebensabend verbringen.
Wie die Sayner sich noch gut erinnern, wurden kleinere
Verletzungen, welche sich die Sayner Bürger im Haushalt oder Garten
zuzogen, von den Schwestern Gautenia und Regibalda fachgerecht versorgt.
Gerne erinnern sich die Sayner auch daran, daß die
Schwestern am Frohnleichnamstage zur Ausschmückung des Altares an der
Schloßstraße den reichen Blumenschmuck aus ihrem Garten zur
Verfügung stellten. Ja, selbst die Kostüme für den Nikolaus und
seinen Begleiter wurden von den Klosterschwestern das Jahr über
sorgfältig aufbewahrt.
An dieser Stelle sei auch an das "Klosterbäbsche" erinnert,
die als langjährige Hausgehilfin dem Kloster treu diente. Fräulein
Barbara Kalb stammte aus Sayn und kam nach Auflösung des Leonillastiftes
mit einem Teil der Schwestern ins Altenheim nach Lahnstein, welches dem Orden
gehört. Fast jeden Tag konnte man dem Bäbche in Sayn begegnen, wenn
sie mit dem Leiterwagen die frisch gewaschene Wäsche von der Bleiche
abholte, oder mit hochgepacktem Wagen voller Obst und Gemüse aus dem
naheliegenden Klostergarten heimwärts zog.
Bäbche war in Sayn sehr beliebt, kannte sie doch alle kleinen
und großen Kinder mit Vornamen. Nach über 106 Jahren segensreichen
Wirkens mußte der Orden am 28. September 1965 seine Filiale in Sayn,
bedingt durch den Mangel an Schwesternnachwuchs, schließen, zum Bedauern
der gesamten Bevölkerung.
Ehe die Kosterschwestern endgültig Sayn verließen,
veranstaltete die freiwillige Feuerwehr zu Ehren der beliebten Schwestern noch
einen Fackelzug durch den Ort. Hierbei hielt Fürstin Marianne zu
Sayn-Wittgenstein-Sayn eine herzliche Dankesrede an die scheidenden Schwestern.
(Anm.:)
Gerne erinnern sich die Sayner heute an die Schwestern: Adilia
(Kindergarten), Sestrata (Altenpflege), Flodoberta (Küche), Alexane
(Oberin), Gautenia (Krankenpflege) und Reginbalda
(Krankenpflege-Außendienst).
Nach Auflösung des Klosters Leonillastift fiel das Haus an
die fürstliche Familie zurück und wurde zu Mietwohnungen
umgebaut.
Noch ein Hinweis auf die Ordensgründung: Die Genossenschaft
der "Armen Dienstmägde Jesu Christi", wie die Dernbacher Schwestern
offiziell heißen, war am 15. August von Katharina Kasper, geboren 1820 in
Dernbach bei Montabaur, gegründet worden.
Quellen: Buch Sayn, Ort und Fürstenhaus, Provinzialat der
"Armen Dienstmägde Jesu Christi", freundliche Hinweise: Thea und Antonius
Nett, Brexstraße, sowie eigenes heimatkundliches Archiv.
Anm.: heute besser bekannt als Fotografin mit dem, sie ehrenden,
Beinahmen "Mamarazza"
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