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Der Wald unserer Heimat

Bendorf hat den größten Waldbesitz im Landkreis Mayen-Koblenz

von Hans Scharfenstein †

(Gründungs- & Ehrenmitglied der GGH)


Ein natürlicher Reichtum unserer Heimatstadt Bendorf ist schon seit uralter Zeit ein schöner und großer Waldbezirk. Dieser teilt sich in den sogenannten "Vorder- und Hinterwald". Der Vorderwald reicht bis an die Grenze von Höhr-Grenzhausen, der Hinterwald von jenseits der "Steinebrück und Brexbach" bis nach Nauort und Grenzau. Viele Wege durchziehen die Distrikte. Teils dienen sie der Bewirtschaftung des Waldes, zum Teil sind es aber auch uralte Verbindungswege. Früher waren den Bürgern ihre Namen und Lagen bekannt. Dieses Wissen ist leider im Laufe der Zeit verlorengegangen. Dieser Bericht soll das Wissen um den Bendorfer Wald etwas auffrischen.

Bekannt sein dürften allen Bendorfern die drei Bachtäler, die den Vorderwald durchziehen, nämlich das Großbachtal' das Wenigerbachtal und das Ahlbachtal, deren Gewässer alle in Rheinrichtung fließen. Weniger bekannt sind dagegen "Josefstal" und "Klingelbachtal" im Vorderwald, deren Wasser in den Brexbach fließen. Das "Josefstal" beginnt direkt hinter dem Grillplatz am "Sträßchen" und war ehedem der alte Weg zum "Steinebrücker Hammer", Mit dem Bau des neuen "Steinebrücker Weges" um 1900 in Serpentinenform, verlief der Verkehr zum Brexbachtal dann auf ihm. Der "Klingelbach" entspringt etwas unterhalb des "Uhlenhorstes" und bildet in seinem Bereich die Grenze zum Nachbarort "Grenzhausen". Der "Eisenberg" und die "Koppshau" sind die letzten Bendorfer Distrikte an seiner Seite. Im Hinterwald gelegen ist das "Felsenbornbächlein", wegen dem es seit alter Zeit zwischen Bendorf und den Grenzauer Grafen zu großen Streitigkeiten kam, die dann im 30jährigen Kriege für Bendorf schlimme Folgen hatten.

Viele Wege - die meisten mit Namen - durchziehen den Bendorfer Wald. Einer der Hauptwege war der "Rotheweg". Es handelt sich dabei um den hinter dem Hedwig- Dransfeld-Haus steil aufsteigende Hohlweg. Vorbei am Judenfriedhof, dem Albrechtshof, den Distrikten "Eichhell", "Schafstall" und "Erdschlössgen" mündet er kurz vor dem "Sträßchen" und Grillplatz in den "Schafstallweg". Viele Wege - die meisten mit Namen - durchziehen den Bendorfer Wald. Einer der Hauptwege war der "Rotheweg". Es handelt sich dabei um den hinter dem Hedwig- Dransfeld-Haus steil aufsteigende Hohlweg. Vorbei am Judenfriedhof, dem Albrechtshof, den Distrikten "Eichhell", "Schafstall" und "Erdschlössgen" mündet er kurz vor dem "Sträßchen" und Grillplatz in den "Schafstallweg". Dieser "Rotheweg", den man heute "Eichhellshohlweg" oder in Bendorfer Dialekt "Äjelsweg" nennt, ist im Distrikt "Schafstall" sehr zugewachsen.

Einen Teil des Weges vom "Albrechtshof" bis zur "Himmel-Hell" nannte man die "Kirschen-Allee". Als Dr. Erlenmeyer 1868 den "Albrechtshof" erbaute, ließ er auf beiden Seiten dieses Wegestückes Kirschbäume pflanzen, die im Volksmund dem Weg den Namen gab.

Von diesem "Rotheweg" zweigt hinter der "Kirschen-Allee" der "Schafstallweg" ab und führt an der "Schafstallhütte" vorbei zum "Sträßchen". Von dieser Hütte an beginnt der "Kraussweg", der dann an den "Fuchselöcher", dem "Butterpfad" und der "Großbachquelle" vorbei oben auf dem "Langenberg" auf die Grenzhäuser-Straße mündet. Neben dem Groß-, Weniger- und Ahlbachtal - genannt Ohlbach - mit ihren Gehwegen, sind dies alles wunderschöne, zu ausgiebigen Spaziergängen einladende Wanderwege.

Hinter dem "Meisenhof" beginnt das sogenannte "Sträßchen", das den ganzen Vorder- und Hochwald bis zur "Koppshau" an der Grenzhäuser Straße kurz vor dem Uhlenhorst durchzieht. Von diesem "Sträßchen" zweigen auch wieder zahlreiche Wege in andere Waldteile ab. Ein viel begangener Weg ist der zum Römerturm.

Hinter dem "Schwarzen Morgen", dem großen Ackerfeld links vom Sträßchen, führt ein Weg zu mehreren anderen in die "Sayner Waldungen". Am Botanischen Garten im großen Walddistrikt "Sayner Ort" führt der sogenannte "Tongrubenwanderweg" - ebenfalls vom Sträßchen aus - auf vielen Windungen durch schöne Waldungen bis hinab zur altehrwürdigen Abteikirche nach Sayn.

Auf der gegenüberliegenden Seite beginnt der Waldweg durch den "Sauwasen" und die "Himmel-Hell". An ihm liegt auch die "Ohlbachquelle". Etwas weiter mündet dann, wie berichtet, der "Schafstallweg" aufs "Sträßchen". Von dieser Stelle aus führte auch, bevor der große Fichtenbestand im Distrikt "Bisgenloch" abgeholzt wurde, der "lange Wiesenweg" hindurch bis zum "Gumschlag" an der Grenzhäuser Straße. Auch der "Butterpfad" mündete mit seinem oberen Ende in diesen alten Weg.

Links hinter dem "Grillplatz" geht es den "Steinebrückerweg" hinab. Unten im Tal, auf dem "Brexbachwanderweg", führt die sogenannte "Rheinstraße" - ein uralter Weg - durch unseren Hinterwald bis zur "Burg Grenzau" und nach Alsbach.

Oben am "Sträßchen" führen noch Wanderwege auf der Brextalseite durch die Distrikte "Hohe Fichten", "Drei Eichen", "Kammer und Eisenberg". Letzterer führt wieder den Wanderer hinab zur "Steinebrück".

Gegenüber vom "Eisenbergsweg" mündet dann auch der "Großbachtalweg", der auf seinem langen Weg noch die "Weid", den "Weidendriesch" und den Walddistrikt "Am Buchenhörnchen" durchqueren mußte, ehe er am Sträßchen endet.

Ein alter Waldweg ist noch zu erwähnen, sehr versteckt, nur dem versierten Waldfreund bekannt, nämlich der "Hohe Wiesenweg." Vom "Eisgenloch" führt er durch die "Reichards-Hell" über die "Weid" und den "Gumschlag" zur Grenzhäuser Straße in der Nähe der "Ponderosa"' dem Turnerheim am Waldrand.

Einige Waldwege, die viel begangen wurden, sind durch die Bimsausbeutung verschwunden, aber nach Wiederaufforstung der Gebiete durch neue ersetzt worden.

Ödland wurde im 18. Jahrhundert aufgeforstet

Der Bendorfer Wald, mit seinen vielen Distrikten, hat aber auch Berge und Höhen. Zwei dieser schön bewaldeten Berge befinden sich direkt am Stadtrand am Ende der Mühlenstraße. Gegenüber des Gasthofes "Waldeslust" erstreckt sich vom Tal aus bis oben zur "Luh" und bis zum "Gussi-Adennauer-Erholungsheim" im Wenigerbachtai, der "Ebhardtsberg", den meisten Bendorfern besser als "Paterwald" bekannt. Und am "Hedwig-Dransfeld-Haus beginnt eine bewaldete Höhe, die sich zwischen "Groß- und Wenigerbachtal" bis zur "Eich-Hell" hinaufzieht und "Hoffmannsberg" heißt. Diese beiden Berge waren noch vor 200 Jahren tristes Ödland.

Der damaliger Amtsverwalter - Bendorf gehörte zur Grafschaft "Sayn-Altenkirchen" - faßte etwa um 1770 den Entschluß, dieses Ödland mit tausenden von Bäumchen zu bepflanzen. Daraus wurde, wie heute ersichtlich, eine schöne, mit Spazierwegen versehene bewaldete Höhe. Sie erhielt den Namen des Amtsverwalters: "Ebhard-Berg".

Als nach dem 1. Weltkrieg das Hedwig -Dransfeld-Haus - 1878 als Villa "Waldesruh" von Dr. Brosius erbaut - vom "Jesuitenorden" als Domizil erworben wurde, spazierten tagtäglich die Ordensbrüder auf den Waldwegen, von da an erhielt der Distrikt im Volksmund den Namen "Paterwald".

Diesem nachahmenswerten Beispiel der Kulturvierung von ödem Brachland folgte dann der mit der Industriellen-Familie Remy verwandte Eisenindustrielle Hoffmann. Sein Stammhaus befindet sich heute als Geschäftshaus im Besitz der Familie Eckstein an der Ecke Haupt- und Bachstraße. Auch er ließ auf seinem Berg viele Arten von Bäumen pflanzen - darunter auch Edelkastanien - und Wanderwege anlegen. Dieser Berg hieß amtlich "Hoffmannsberg". Vor gut hundert Jahren wurde auf einem Teil der Höhe von den jüdischen Mitbürgern von Bendorf ein Friedhof angelegt.

Der die "Luh" aufwärts wandernde Spaziergänger steht hinter dem Lusthäuschen an einer großen Ackerfläche. Dieselbe zieht sich leicht ansteigend bis zu einer bewaldeten Höhe, dem 268 Meter hohen "Schnatzberg", den die Bendorfer aber "Kreuzheck" nennen. Diese dominante Höhe, die erzhaltig war, wurde im 18. Jahrhundert jahrzehntelang von Remy'schen Bergmännern ausgebeutet. Nach Versiegen der Erzadern und Einstellung der Schürfung, wurde auf dem Schnatzberg ein schöner Wald angelegt, Die 288 Meter hohe Waldhöhe "Schöl" am "Schwarzen Morgen" besitzt mit einer alten Eiche ein Naturdenkmal das etwa sechs Meter Umfang hat und Jahrhunderte alt ist.

Der "Eisenberg", in der Ecke zwischen Brex- und Klingelbach gelegen, ist 277 Meter hoch. Auch in ihm wurde jahrhundertelang nach Erz gegraben, das auf dem nahen "Steinebrücker Hammer" zu Eisen geschmolzen wurde.

Die höchste Höhe im Bendorfer Vorderwald ist die "Koppshau" mit 303 Meter, kurz vor dem "Uhlenhorst". Und die höchste Höhe von Bendorf mit 323 Meter befindet sich im Walddistrikt "Oben am Glasau" im Hinterwald bei Grenzau.

Von Interesse und einer Betrachtung wert sind auch die vielen Namen der Walddistrikte, der Wege, Berge, Täler und Höhen. Bei einigen liegt die Deutung auf der Hand. andere wiederum sind schwer zu definieren. Die Bezeichnungen "Schafstall" und "Sauwasen" stammen sicher aus der Zeit, als im Wald noch Haustiere weiden durften. "Eich- und Buchhell" sowie die "Hohen Fichten" waren Distrikte, in denen vorwiegend eine Holzart wuchs. Ebenso wird es auch mit den zwei Distrikten "Am- und vor dem Buchenbörnchen" gewesen sein. Beide liegen rechts des "Sträßchens" und ziehen sich vom "Bisgenloch" bis zur Grenzhäuser Straße. "Reichardshell", "Koppshau" und "Bisgensloch" stammen sicher von Familiennamen ab, die in vergangener Zelt im Besitz dieser Waldungen waren.

Das "Junkerwäldchen" rechts vom "Schwarzen Morgen" ist allerdings kein Familienname, sondern hieß früher das "Junge Wäldchen". Irgendeinem ortsunkundigen Kartographen ist diese Verwechslung mal passiert, und es ist dann dabei geblieben. Beim Namen der "Kreuzheck" ist es möglich, daß dort in alter Zeit einmal ein Gedenkkreuz für einen verunglückten oder ermordeten Menschen gestanden hat Die Namen "Erdschlösgen" und "Meerschösgen" sind dagegen schwerer zu definieren. Letzteres, ein Tälchen, beginnt am "Rothenweg" und das Wasser seiner kleinen Quelle fließt in "Schöns-Weiher" im "Großbachtal".

Der Distrikt und Waldweg "Butterpfad" hat allerdings nichts mit unserem Brotauftrich zu tun. Die "Fuchselöcher" am "Kraussweg" sind dagegen genau benannt, denn heute noch gibt es dort bewohnte Fuchsbauten.

Diese Bezeichnungen und noch viele andere mehr haben unsere Vorfahren mit wachem Sinn und viel Sachverstand schon vor Jahrhunderten dem schönen "Bendorfer Wald" gegeben. Wir sollten nichts unversucht lassen, dieses Wissen an unsere Nachkommen weiterzugeben.

Frühzeitig wurden Ordnungen zum Schutz des Waldes erlassen

Das wichtigste am Wald war seit jeher die Nutzbarkeitmachung seines Holzes durch den Menschen für vielerlei Zwecke. Sei es, daß das Holz für Hausbau, Geräte oder als Brandholz benötigt wurde: es stand in unerschöpflichen Mengen zur Verfügung. Aber mit der Zunahme der Bevölkerungszahlen und den Dorf- und Städtegründungen bahnte sich ein Raubbau der Waldungen von bedenklichen Ausmaßen an. Um diesem Mißstand mit seinen schlimmen Folgen Einhalt zu gebieten, wurden in spätmittelalterlichen Zeiten überall "Waldordnungen" erlassen.

Auch der Bendorfer Wald war betroffen, da die Gefahr der Verwüstung bestand. Die in Fachwerkbauweise errichteten Häuser, Scheunen, Kelterhäuser und Ställe lichteten ganze Eichenwaldungen. Die beginnende Eisenindustrie mit ihren dafür benötigten und gewaltigen Mengen an Holzkohle - die auch die Kannenbäcker für ihre Brennöfen brauchten - setzten dem Bendorfer Wald schwer zu. Die "Meiler" der Köhler hatten Hochbetrieb, um die benötigten Holzkohlen herzustellen. Ebenfalls erkannt wurde der Schaden, der durch das Viehhüten im Wald und durch den Abbiß von jungen Knospen und Trieben entstand.

Wenn so weiter gewirtschaftet wurde, bestand die Gefahr, daß den Nachkommen ihr benötigtes Bau-, Brenn- und Geschirrholz nicht mehr in genügender Menge zur Verfügung stand. Als alle Mahnungen und Erlasse, mit dem Holz sparsamer umzugehen, nichts änderten, griff man hart durch. Schon 1739 und 1742 wurde für Bendorf, das sich in gemeinsamen Besitz der Saynischen Grafschaften "Hachenburg" und "Altenkirchen" befand, eine Waldordnung erlassen. Darin wurde unter vielem anderem bestimmt, wie der Holzbestand zu erhalten und wann und wie die Bäume zu schlagen sind.

Brenn- und Kohlholz durfte nur in den Monaten Februar und März, und bei langen Wintern noch Anfang April geschlagen werden, aber nicht später. Wenn möglich, sollte das Holzfällen bei zunehmendem Mond geschehen. Bei Geldstrafen war es verboten, wahllos wie bisher und egal wo, die besten Bäume zu schlagen. Das Abholzen der von den Ämtern bestimmten Plätze wurde unter Aufsicht von Forstbediensteten vorgenommen und die Klafter durften nicht zu groß sein. Keiner durfte außer der bezeichneten Zeit im Wald Holz holen.

Die freien Flächen wurden dann wieder mit Eichen und Buchen aufgeforstet. Diese und viele andere Bestimmungen der "herrschaftlichen Waldordnung" mit ihren einschneidenden Zwangsmaßnahmen wurde nur murrend, aber von den meisten einsichtig gutgeheißen. Heute kann man sich über die damals ergriffenen Maßnahmen freuen und auf den erhaltenen Wald stolz sein.

Über 200 Jahre lang hat seit dem Erlaß der Holzeinschlag nach geregelten Vorschriften stattgefunden. Nach wie vor wurde es für den Häuserbau, den holzverarbeitenden Schreiner, für Zimmerleute, Stellmacher und Küfer, und in großen Mengen als Brennholz für die Einwohnerschaft benötigt.

Dann aber wurden Steinkohle, Briketts und Koks zu einer großen Konkurrenz. In neuerer Zeit erhielten viele Hausneubauten Koksheizungen, die später mit Öl und Gas befeuert wurden. Aus den alten Küchenherden und Zimmeröfen, die noch viel Holz verbrannten, sind heute Museumsstücke geworden. Durch die moderne Bauweise der Häuser in Beton und vielen neuartigen anderen Baustoffen ist der ehemals so starke Holzverbrauch auf ein Minimum gesunken. Die Zeiten, wo nach der Wochenarbeitszeit samstagsnachmittags ganze Kolonnen Bendorfer mit Handwagen in den Wald fuhren, um Fallholz für den Winterbrandvorrat zu sammeln, sind längst vorbei.

Aber viele andere Reichtümer befanden sich noch in seiner Erde, Wie schon berichtet, waren zwei Berge in ihm erzhaltig, die dazu beitrugen, schon früh die Eisenindustrie einzuführen. Ein anderer Schatz waren die großen Tonvorkommen in den Forsten. Diese schufen wiederum die Grundlage zu einem auch in Bendorf bestehenden "Kannenbäckereigewerbe", das noch bis um 1860 ausgeübt wurde. Diese reichlichen Tonvorkommen befanden sich in den Distrikten "Gumschlag" und "Sayner Ort".

Ersterer eignete sich wegen seiner Feinheit und weißen Farbe besonders zur Pfeifenherstellung, ein Handwerk, das in Bendorf bereits im 18. Jahrhundert ausgeübt wurde. In Fässern geladen ging dieser Ton per Schiff bis zum Niederrhein und nach Holland. In der riesigen Tongrube im "Sayner Ort", bekannt als "Hütwohls-Kaul", ist noch um 1930 gegraben worden. Mit Loren wurde dabei einen Steilhang hinunter bis ins Brexbachtal gefördert, wo er dann in Eisenbahnwagen mit einem Bahnanschluß verladen wurde.

Ersterer eignete sich wegen seiner Feinheit und weißen Farbe besonders zur Pfeifenherstellung, ein Handwerk, das in Bendorf bereits im 18. Jahrhundert ausgeübt wurde. In Fässern geladen ging dieser Ton per Schiff bis zum Niederrhein und nach Holland. In der riesigen Tongrube im "Sayner Ort", bekannt als "Hütwohls-Kaul", ist noch um 1930 gegraben worden. Mit Loren wurde dabei einen Steilhang hinunter bis ins Brexbachtal gefördert, wo er dann in Eisenbahnwagen mit einem Bahnanschluß verladen wurde.

Ein Rohstoff der heimischen Erde, der schon seit gut elftausend Jahren im Bendorfer Wald reichlich vorhanden war, ist der Bims. Im Jahre 9080 vor Christus, beim letzten Ausbruch eines Eifelvulkans, dessen Krater der heutige "Laacher See" ist, wurden gewaltige Massen von Aschenregen bis zum Unterwesterwald getrieben. Auch in Bendorf lagerte sich die Asche mehrere Meter hoch ab und für lange Zeit war alles Leben erloschen. Dieses Granulat erhielt den Namen "Bims".

Nach dem 2. Weltkrieg, als Deutschland begann, seine zerstörten Städte wieder aufzubauen, begann die große Zeit der Bims-Steinindustrie. In vielen "Sandsteinfabriken" in Bendorf wurde er nötig gebraucht. Als dann die in der Gemarkung vom "Horgraben" bis zur "Langfuhr" befindlichen Acker- und Wiesenfluren vom Bims ausgebeutet waren, begann man sich den so dringend gebrauchten Rohstoff aus dem Wald zu holen.

Die "Kreuzheck" und das "Junkerwäldchen" wurden abgeholzt und gemeinsam mit der großen Ackerfläche des "Schwarzen Morgen" ihres Bims entzogen. Vielen Bendorfern tat es leid, als der schöne alte Buchenschlag im "Junkerwäldchen" der Bimsausbeutung weichen mußte. Hatte man doch einige Jahre vorher in den Hungerjahren nach dem Kriege mit großen Tüchern Bucheckern gesammelt. Davon wurde ein Speiseöl gepreßt, das in dieser fettarmen Zeit für jeden ein kleiner Reichtum war.

Diese Waldteile wurden dann mit schnellwachsenden Baumsorten wieder aufgeforstet, wobei die Lärche - ein Nadelholzbaum - viel verwendet wurde. Etwa 20 Jahre später fand ein neuerlicher großer Bimsaushub in den Distrikten "Weyerthal" , "Güldenseifen" und "Sayner Ort" statt. Dieser Beschluß fand in Teilen der Einwohnerschaft auf Ablehnung und rief Ärgernis hervor. Ebenso erging es dem Walddistrikt "Bisgenloch" mit seinem schönen Fichtenbestand.

Sein durch ihn hindurchführender neuanlegter "Trimmparcour" wurde in die Distrikte "Kammer", "Drei Eichen" und "Hohe Fichten" verlegt. Lange Jahre war es im Bendorfer Wald nicht mehr ruhig. Die gewohnte Ruhe, die sonst in ihm vom Waldfreund gesucht wurde, wich emsiger und lärmbedingter Tätigkeit, hervorgerufen durch Schaufelbagger, Planierraupen und vielen Lastwagen, die den Bims abfuhren.

Nach Beendigung der Ausbeutung wurde auch hier wieder alles aufgeforstet und neue Wege angelegt. Eine neuerliche Bimsausbeutung fand im Bereich "Klingelbach", "Eisenberg" und "Koppshau" statt. Auch diese ist beendet und die Aufforstung noch im Gange. Diese Bimsgewinnung war finanziell ein voller Erfolg. Mit den Millionen-Erlösen konnten die Bendorfer Stadtväter beschlossene Bauten und andere Maßnahmen finanzieren. So gesehen, wurde der Aushub, dieses in der Walderde ruhenden Bimsreichtums, von den meisten Einwohnern positiv bewertet und gutgeheißen. (Fortsetzung folgt).

Während der Grenzauer Fehde Schauplatz eines grausamen Kampfes

Eine große Bedeutung hat der Wald - von vielen in der heute so hektischen Zeit erkannt - wegen seines Erholungswertes, Immer mehr Besucher finden bei Spaziergängen auf seinen durchweg guten Wegen Entspannung und Erholung. Trimm-dich-Läufer begegnen dem einsamen Wanderer. Ob im Frühling, wenn sich der Wald mit seinem jungen Grün oder im Herbst in seiner großen Farbenpracht besonders schön darstellt, er ist für viele Menschen ein Lebenselexier, auf das sie nicht verzichten können. Allein wegen seines Erholungswertes sollte der Wald geschützt und erhalten bleiben.

Eine wichtige Rolle in spielen Fauna und Flora des Waldes. Viele Wildarten sind hier zuhause. Vor allem Rehe, Hasen, Wildschweine, Eichhörnchen und Füchse laufen dabei den Spaziergängern öfter über den Weg. Viele Vogelarten wie Eule, Bussard, Wildtaube, Eichelhäher und viele Kleinvogelarten nisten in ihm und beleben ihn gemeinsam mit vielen Insekten und anderen Kleintierarten. Der Ruf des Kuckucks und das Hämmern der Spechte ist weithin zu hören. Einem Marder zu begegnen, ist heute allerdings schon eine Seltenheit. Eine Reh- und Hasenhochzeit zu erleben - fast 50 Hasen leben in der "Ahlbachwiese" - bleibt den Wanderern in steter Erinnerung. Auch schlängelt sich einem schon einmal eine Ringelnatter vor die Füße. Solche Begegnungen machen einen Waldspaziergang besonders reizvoll.

Von jeher ist auch das Jagdrecht ausgeübt worden. Die Zeiten, in denen vor rund 60 Jahren die Mitglieder der Bendorfer Kasinogesellschaft bei Treibjagden so große Strecken von Wild erlegten, daß diese mit einem Pferdefuhrwerk abgefahren wurden, sind heute allerdings vorbei. Eine alte Tatsache ist, wo gejagt wurde, gab es auch den Wilddieb. Akten aus dem vorigen Jahrhundert vom "königlichen Justizamt Bendorf" berichten von Haftstrafen für ertappte Wilderer, die diese dann im Bendorfer Gefängnis absitzen mußten.

Mit großem Interesse betrachtet der Naturfreund die reichhaltige Flora des Waldes. Gar nicht so selten steht er im späten Winter bei schneebedecktem Boden vor einem blühenden "Seidelbast". Ganze Flächen von Buschwindröschen bedecken im Frühling die Waldungen. Das Maiglöckchen, häufig in den Distrikten zu finden, erfreut das Auge des Waldwanderers, Auch den Pilzsammler zieht es jährlich in die Forsten und je nach Witterung ist seine Ernte mehr oder weniger gut. Die Eichen und Buchen bedecken mit ihren Früchten in guten Jahren reichlich den Waldboden und ermöglichen dadurch dem Wild, besser den Winter zu überstehen. Ist die Waldernte spärlich und das Wild hungert, sorgen die Jäger für zusätzliche Fütterung. So vollzieht sich Jahr für Jahr in großer Vielfalt ein harmonisches Geben und Nehmen zwischen Wald, Menschen und Tieren.

Überaus reich ist der Bendorfer Wald auch an historischen Begebenheiten. So ist bewiesen, daß schon in grauer Vorzeit zwei sogenannte "Völkerwege" durch ihn hindurch führten. Der Rhein war damals bei Bendorf durch Sandbänke und den heutigen Inseln "Gras- und Niederwerth" gut zu überqueren. Über den "Benzenhahn", die "Loh", "Kreuzheck" und das heutige "Sträßchen" zog sich einer der Völkerwege und der zweite durch die "Grenzhäuserhohl" über den "Langenberg" und "Gumschlag" ins weite Hinterland. Es fand schon damals ein reger Verkehr über die "Übergangsfurt" bei am Rhein in beiderseitige Richtungen statt

Geschichtlich erwiesen ist auch die Tatsache, daß an diesen Völkerwegen schon zur "Urnenfelderzeit" um 1000 vor Christus im Bendorfer Waldgebiet Menschen lebten. Als 1941 bei Straßenbauarbeiten, wo Sträßchen und Grenzhäuser-Straße zusammentreffen, "Hügelgräber" freigelegt wurden, fand man viele Urnen und Gefäße mit Leichenbrand und Grabbeigaben. Ein großes Hügelgrab befindet sich noch heute gut sichtbar im Distrikt "Vorm Buchenbörnchen".

Rund tausend Jahre nach diesen "Urnenfeldzeitmenschen" wurde von den Römern in einer gigantischen Baumaßnahme der "Limes" in einer Länge von über 500 Kilometer vom Rhein bis zur Donau erbaut. Die Römer, die kurz vor der Zeitenwende in Bendorf ein Kastell erbauten, blieben knapp 300 Jahre an Ort und Stelle. Dieser Limes, eine Grenz- und Verteidigungslinie im feindlichen Germanien, bestand aus einem Wallgraben mit Böschung und Palisadenzaun. Außerdem erstreckten sich in Abständen von etwa einem Kilometer eine große Reihe von Wachttürmen an ihm entlang. Auf dem "Pulverberg" im Sayner Wald wurde im Jahre 1912 vom Sayner Verschönerungsverein solch ein historischer Turm neu erbaut In den Distrikten "Josefstal", "Steinebrückerweg", "Hohe Fichten", "Drei Eichen" und "Kammer" kann man noch heute Teile des Grabens und etliche Turmfundamente gut erkennen.

Das Bauholz für die Palisade und Wachtürme sowie des Brandholz für die "Hypokaustenheizungen" im "Soldatenbad" und den Unterkünften im Kastell lieferte schon damals der Wald. In der Völkerwanderungszeit um 260 nach Christus wurde der Limes von den Franken überrannt und die Römer besiegt. Es kann davon ausgegangen werden, daß bei diesen Kämpfen mancher römische Legionär wie auch angreifende fränkische Krieger im Bendorfer Wald ihr Leben ließen.

Bekanntlich gründeten die Franken in Bendorf drei Königshöfe, die Jahrhunderte später in Besitz von Abteien übergingen. Zu deren Fundationen gehörten auch schon große Waldteile mit allen dazugehörenden Rechten. Der Klosterschlag im Sayner Wald, zur dortigen Prämonstratenser Abtei gehörend, erinnert noch heute daran.

In mittelalterlicher Zeit, am 20. April 1347, fand auch in einem Teil des Bendorfer Waldes, nämlich im Gumschlag, der sich ja bis weit in die Weitersburger Waldung hinüberzieht, ein schreckliches Gemetzel statt. Kurfürst und Erzbischof Balduin von Trier hatte schon größere Teile von Westerwald und Lahngebiet unter seine Herrschaft gebracht. Auch die Burg Grenzau hatte er widerrechtlich in seinen Besitz genommen. Die Westerwälder Ritterschaft, unter Führung von Graf Reinhold von Westerburg, gefiel das aber gar nicht. Sie eroberten die Grenzauer Burg zurück. Balduin, der meist in Koblenz residierte - die Balduinbrücke erinnert noch an ihn - schickte daraufhin eine Streitmacht von Koblenzer Bürgern los, um Burg Grenzau zurückzuerobern. Im Gumschlag gerieten diese dabei völlig ahnungslos und unvorbereitet in einen Hinterhalt von Graf Reinhold und seinen Mannen. 172 von ihnen wurden dabei niedergemacht und nur wenigen gelang die Flucht. Dieses grausame Geschehen ging als die Grenzauer Fehde in die rheinische Geschichte ein. In Koblenz herrschte große Trauer, da fast in jeder Familie Tote zu beklagen waren, und jahrhundertelang wurde ihrer jedes Jahr in einer Gedächtnismesse in der Liebfrauenkirche gedacht.





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