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Die Erlenmeyerstraße hieß bis in die 20er Jahr "Hintergasse"Die kleine Gasse mit dem großen NamenVon Peter LindemannJene kleine Gasse, die auf nur wenigen Metern Verbindung schafft zwischen der Bach- und Luisenstraße, trägt erst seit einigen Jahrzehnten den Namen der großen Bendorfer Arztfamilie Erlenmeyer. Bis dahin hatte sie schlichtweg "Hintergasse" geheißen, weil sie für den in die Stadt Hineinkommenden gleich hinter der Stadtbefestigung verlief. Genaugenommen war sie in ihren Anfängen nur ein sogenannter "Brand-Ahle", also ein seitlicher, unbebauter, Abstand zwischen benachbarten Gebäuden. Den Bewohnern Bendorfs war seit einem großen Stadtbrand im Jahre 1743, bei dem die Hälfte der Stadt verbrannte, bewusst geworden, wie gefährlich die enge, aus dem Mittelalter herrührende, Bebauung für das Gemeinwesen war. Ein von der Landesherrschaft initiierter Wiederaufbauplan sah deshalb eine Begradigung der Gassen und Straßen, die Niederlegung der den Ort umschließenden Stadtmauer und eine Erweiterung der Stadt über die bisherigen Grenzen hinaus, vor. Durch die Beseitigung der bisherigen, westlichen, Stadtmauer, bzw. von Wall und Graben, sowie eines großen Befestigungsturmes, die "Katz" genannt, entstand eine neue, gradlinig verlaufende und genügend Bauplätze für neue Wohngebäude aufweisende Straße; die damals "Grabenstraße" genannt wurde. Anfang des 19.Jahrhunderts wurde die Grabenstraße in "Loisenstraße", später "Luisenstraße" umbenannt. (Anm: 1) Die Hintergasse stellte bis dahin eine, nur für Fußgänger benutzbare, Verbindung zur heutigen "Römerstraße" dar. Die Römerstraße verlief damals gradlinig weiter in nordlicher Richtung (über die heutige Erlenmeyerstraße hinaus) und endete an der Grenze "des Siegburger Hofes" (heute "Althoff'sche Apotheke"). Hier bog sie in westlicher Richtung ab (über das Anwesen Malergeschäft Bomm) und fand so den Anschluß an das bestehende Wegenetz, Erst der Abbruch des, im Bereich der Einmündung der Erlenmeyerstraße zur Luisenstraße stehenden jahrhundertelalten, riesigen Wachturms, die "Katz" genannt, brachte eine direkte Verbindung zur Römerstraße und durch die Verbindung durch die Hintergasse zur Bachstraße. Die Grundstücksfläche des ehemaligen Turmes ging bis zur Römerstraße (Hof- und Gartengelände des ehem. Gasthauses "Zum Anker", Besitzer Kirberger). Eine einschneidende Veränderung der Straßenführung ergab sich 1905. Bis dahin behinderte noch ein Haus, an der Römerstraße gelegen, die direkte Durchfahrt durch die Hintergasse mit Fuhrwerken. Der Besitzer dieses Anwesen war der Schmied Kahn, der es der Stadt Bendorf veräußerte und das Haus abbrechen ließ. Dessen Sohn Johann Kahn hat später eine Schmiede an der Hauptstraße, unterhalb des Friedhofs erbaut. Übrigens, Johann Kahn war der Bruder des nach den USA ausgewanderten Jakob Kahn, der Stifter des Bendorfer Glockenspiels. Erst nach dem Abriß des Hauses Kahn und der Verbreiterung der Straße erhielt die Hintergasse in den 20er Jahren den Namen des berühmten Bendorfer Arztes und Psychiaters, Geheimrat Dr. Erlenmeyer. Bedeutsames aus früherer Zeit ist über die Hintergasse eigentlich kaum zu berichten, so sollen die Betrachtungen eher dem neuen Namensgeber und seiner Bedeutung in der Bendorfer Geschichte gewidmet sein. 1848 ließ sich, der junge Doktor Adolf Albrecht Erlenmeyer als Arzt der Psychiatrie in Bendorf nieder. Das erste Domizil für psychisch Kranke stand in der Hauptstraße im heutigen Textilhaus Prümm. Nur kurz darauf erwarb Erlenmeyer das Gelände des jetzigen Stadtparks und errichtete dort die erste große Heilanstalt im sogenannten Vorpark - dort, wo seit geraumer Zeit "dat Perdche" steht. Bereits in den 50er und 60er Jahren entstanden die großen Parkanlagen für die Bewohner der Anstalt. 1866 erwarb Erlenmeyer dann das Gelände in der Rheinau mit der Villa des englischen Konsuls Schmitt, die später in den 30er Jahren des 20.Jahrhunderts Gendarmeriekaserne wurde. ("Weiße Mäuse"). Hier richtete Dr. Erlenmeyer eine hochmondäne Wasserheilanstalt ein, was bekanntlich den Bau des Bendorfer Bahnhofs an dieser Stelle verhinderte.. Unermüdlich weitete Adolf Albrecht Erlenmeyer seine Klinikbauten aus. Der Albrechtshof in der Bendorfer Gemarkung wurde das erste Haus seiner Art, in dem psychisch Kranke auf landwirtschaftlichem Gebiet in frischer Luft arbeiten konnten. Diese Menschen schufen die weiten Ackerflächen um das Anwesen in geduldiger Arbeit. Im Alter von nur 55 Jahren verstarb der rührige Arzt plötzlich. Sein Sohn, Dr. Albrecht Friedrich Erlenmeyer, der später weithin berühmte Geheime Sanitätsrat, übernahm das Werk. Sichtbarste Zeichen seiner Bautätigkeit: die beiden großen Villen im Stadtpark, die sogenannte Herren- und Damenvilla, die heute die Stadtverwaltung beherbergen. In Fachkreisen weit mehr bekannt aber wurde der Geheime Sanitätsrat durch seine Veröffentlichungen, mit denen er seinen Sohn noch übertraf. Doch das Schicksal meinte es mit dem erfolgreichen Wissenschaftler nicht gut. Im Ersten Weltkrieg mußte er zwei Söhne zu Grabe tragen; auch seine Frau verstarb bald darauf. 1922 gab Albrecht Erlenmeyer seine Arbeit auf. Alles wurde verkauft. Der Geheime Sanitätsrat starb 1926. Um die Verdienste des berühmten Sohnes dieser Stadt, der auch zum Ehrenbürger ernannt wurde, zu würdigen, wurde ihm eine Straße gewidmet. Und so kam es, daß die so kleine Hintergasse Mitte der 20er Jahre dieses Jahrhunderts einen großen Namen bekam. Die Grabstätte einiger Familienmitglieder der Erlenmeyers kann man auf dem Bendorfer Friedhof entdecken - ganz in der Nähe der Friedhofskapelle. Die Grabstätte des Ehrenbürgers aber sucht man vergebens; nur sein Grabmal ist erhalten geblieben. Anmerkung: Die Louisenstraße führt etwa seit 1830 ihren Namen und ist benannt nach der preußischen Königin Louise, die vom Volk hochverehrt wurde und 1810 viel zu früh gestorben war. Geehrte Besucherinnen und Besucher wir danken Ihnen für Ihren
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