Eine Hommage auf Maria
Baldus-Cohen-Or.
von Dieter Kittlauss
"Eine zerbrechliche Frau und doch war sie so stark", mit diesem
Satz möchte ich mich von Maria Baldus - Cohen Or verabschieden, die am 18.
März auf dem Bendorfer Friedhof beerdigt wurde. Maria Baldus - wie sie
liebevoll meist auch nach ihrer Hochzeit mit Benni Cohen - Or genannt wurde -
ist vorige Woche, am 13. März 2014, im Alter von 83 Jahren gestorben. Die
lange Krankheit hat sie im wahrsten Sinne aufgezehrt, leicht wie eine Feder hat
sie ihr Leben zurückgegeben.
Maria Baldus stammte aus einer großen Familie eines
Westerwälder Dorfes. Sie machte ihr soziales Empfinden zu ihrem Beruf. Als
Sozialarbeiterin und Eheberaterin erwarb sie in Deutschland und in Irland
breite Erfahrungen in der Jugend- und Familienarbeit, bis sie durch Anneliese
Debray zur Leitung des neu erbauten Mütterkurheimes "Gussie-Adenauer-Haus"
in Bendorf gerufen wurde. Entwickelt wurde das Konzept von so genannten
"Schwerpunktkuren" für Mütter mit behinderten Töchtern und
Söhnen. Die weitläufige Struktur des Hedwig-Dransfeld-Hauses (HDH),
das sich neben der Müttergenesung durch weltweit beachtete Jugend- und
Erwachsenenbildung auszeichnete, gestattete die erforderliche Distanz von
Müttern und Kindern, ohne dass das Nähegefühl verloren ging.
Initiiert und entwickelt wurde die Fortbildung für Mitarbeiterinnen in der
Kurvermittlung. Im Rahmen der vorhandenen Kräfte erfolgte auch die
Kurnacharbeit. Typisch für die Bendorfer Kurarbeit war die Einbeziehung
von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen, das Nebeneinander der Generationen, die
persönliche Ansprache der einzelnen Frauen, die familiäre
Atmosphäre und die gewährten Freiheitsräume für
jüngere Frauen. Mit Rücksicht auf die ganz unterschiedlichen
Sozialisationen der Frauen wurde mit der Vermittlung religiöser Werte
bewusst sehr behutsam umgegangen. Jeder Anschein von Missionierung oder
kirchlich - religiöser Beeinflussung sollte vermieden werden. Für
eine katholische Einrichtung keineswegs selbstverständlich Bereits in
dieser Phase hat Maria Baldus die Arbeit maßgeblich geprägt.
Als Dieter Kittlauß Mitte der achtziger Jahre die
Gesamtleitung des Hedwig-Dransfeld-Hauses übernahm, fand er in der
Kurleiterin Maria Baldus, eine hoch qualifizierte und rastlos engagierte
Partnerin. Im Rahmen des Umbaus der Müttergenesung zur
Mütterkurarbeit entwickelte Maria Baldus das Konzept einer kurzzeitigen
Vierwochentherapie für Frauen mit psychosomatischen Störungen und
tiefgehenden Erschöpfungszuständen. Psychotherapeutische Behandlung,
psychologische Beratung und physiotherapeutische Anwendungen standen darin
gleichwertig neben einer Ganzheitstherapie, die gesunde Ernährung,
Naturerleben, künstlerisches Gestalten und Freizeitgestaltung umfasste.
Durch Maria Baldus hatte das Bendorfer Mütterkurheim in den Gremien des
Deutschen Müttergenesungswerkes eine wichtige Stimme.
Mit großer Bereitschaft hat Maria Baldus die umfangreiche
Sanierung des Kurheimes mitgetragen. Mit viel Improvisation wurde im Jahr des
Umbaus Mütter-Kind-Kuren durchgeführt, um eine Insolvenz des
Trägers zu vermeiden.
Maria Baldus hat bei vorsichtiger Schätzung mehr als 10.000
Frauen in das Leben zurück geführt. Als sie in dem israelischen
Künstler Beni Cohen-Or einen Lebenspartner fand, bekam auch ihr
persönliches Leben einen neuen Inhalt.
Maria Baldus war eine zutiefst spirituelle Frau. Außerdem
war sie eine rheinische Frohnatur und ließ viele Menschen das Lachen
wieder lernen. Ihre zahlreichen Gedichte sind von Liebenswürdigkeit, Humor
und Einfühlsamkeit geprägt.
Durch plötzliche schwere Erkrankung wurde Maria Baldus aus
ihrem Berufsleben herausgerissen. Das vieljährige Krankenlager ließ
sie bis zu ihrem Tod nie mehr richtig los. Eine große Persönlichkeit
ist von uns gegangen.
Ich wünsche Dir ein
Grammophon
In einem Rosengarten Und eine Bank als
Ruheplatz Zum Träumen und zum Warten. Ich wünsche Dir ein
kleines Haus Mit Fenstern weit und Türen Und Wege, die von Dir zu
mir Und zu den Freunden führen. Ich wünsche Dir ein
Zirkuszelt Mit silbernen Trompeten, Du selbst darin als Clown versteckt
Mit einem Lied für Jeden. Und Meeresrauschen wünsch' ich Dir
und auch der Berge Stille Und Vogelsang und Kindertanz Und
Sommerblühn in Fülle. Ich wünsche Dir ein Glockenspiel,
viel Sonne auch und Regen, den Früchten Wachsen und Gedeih'n
und Deinem Mühen Segen. Dir wünsch' ich ein Allwetterherz
Wenn sich die Wolken türmen, Gelassenheit und rechten Mut In
allen Lebensstürmen.
Text: Maria Baldus-Cohen-Or
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