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Der nachfolgende Aufsatz ist Teilaspekt unserer Seite zur Entwicklung der heimischen Industrie
und ist erschienen in: «Heimat in vergangenen Tagen»
von Peter Pius Ohlig(1865 - 1952)
Bendorf, 1951, 100 S.


Die Erzausbeute der Grube "Werner"

Am 22. April 1724 erteilte der Fürst von Sachsen-Eisenach als Landesherr von Bendorf, dem Kanzleidirektor Grün, dem Kammerverwalter Wirtzen zu Hachenburg und dem Hüttenmeister Wilhelm Remy zu Bendorf die Berechtigung, in der ganzen Gemarkung Bendorf brechenden Eisenstein zu gewinnen. Dieses Recht ging schon nach einigen Jahren an den damaligen Hüttenmeister, späteren Kommerzienrat Wilhelm Remy in Bendorf über, der dann auch bald danach die Bendorfer Bergwerks- und Hüttenbetriebe der Obengenannten als Eigentum erwarb.

Die Erzgewinnungsbelehnung wurde 1727 für den mittlerweile in die Firma Remy, Hoffmann & Cie. umgewandelten Remy'schen Betrieb durch den Burggrafen von Kirchberg, 1773 durch den Markgrafen von Brandenburg-Onolzbach, 1803 durch den Fürsten Friedrich August von Nassen-Usingen, 1852 durch den Preußischen Minister für Handel und Gewerbe erneuert. Bei der letzten Erneuerung wurden die Grenzen des Grubenfeldes auf Grund einer angefertigten Katasterkarte näher bezeichnet.

Förderturm, Maschinenhaus, Hauptstolleneingang der Grube "Werner" (1902)

Am 8. Dezember 1870 ging durch Kauf der Grubenbetrieb der Firma Remy, Hoffmann & Cie, an die Firmen Alfred Krupp in Essen über, nachdem bereits schon 1865 der Remy'sche Hüttenbetrieb in Bendorf von derselben erworben worden war.

Der Bendorfer Eisengrubenbetrieb lag mit seiner Hauptwerkanlage auf der Vierwindenhöhe und trug die Bezeichnung "Grube Werner". Stollen befanden sich noch auf der "Loh", im Wenigerbach- und Brexbachtal und im Distrikt "Eisenberg". Über einem der ältesten Stolleneingänge auf den Vierwinden befand sich die Jahreszahl 1769. Der Flächeninhalt des festgelegten Grubenfeldes betrug 12 396 340 Quadratmeter. Im Jahre 1878 ist das Distriktfeld nochmals durch Felder Werner I, II, IV, T, VI, und VII, welche auf Kupfer- und Schwefelkies verliehen waren, überdeckt worden.

Von den Hauptstollen war der Rheinstollen 715 Meter lang mit einer Verdäuung auf 295 Meter vom Rhein. Wegen Hochwasser 1872 wurde der Förderschacht II mit den entsprechenden Fördermaschinen- und Wasserhaltungsanlagen errichtet.

Nach einer beinahe 200jährigen Erzausbeute im Belehnungsbereich der Grube Werner trat leider eine allmähliche Verschlechterung der Gewinnmöglichkeit ein, so daß mit einem baldigen Erliegen der Grube gerechnet werden mußte.

Man versuchte in anderen Teilen des Feldes Aufschlüsse zu machen. In der ältesten Betriebszeit war im nordwestlichen Teile des Distriktfeldes in einem Gange, der durch den Loher Stollen im Wenigerbachtal gelöst war, Bergbau getrieben worden. Dieser Stollen wurde wieder aufgewältigt und die Strecken fahrbar gemacht. Gleichzeitig wurde im Brexbachtal ein Stollen angesetzt und der Loher Gang unterfahren. Beide Stollen wurden durch einen 58 Meter hohen Ueberbruch miteinander verbunden. Die weiteren Untersuchungen ergaben, daß es sich bei dem Loher Mittel zwar um eine mächtige Gangspalte handelte, eine Bauwürdigkeit aber nicht vorhanden war. Die Ausfüllung bestand in der Hauptsache aus zerklüftetem Quarz und zersetztem Schiefer, worin Eisenglanz, Rot- und Brauneisenstein nesterweise auftrat.

Die "Obere Hütte" der Firma Remy, Hoffman  & Cie., gebaut um 1800, für die Verhüttung der Erze aus dem Bendorfer Distrikt

Man entschoß sich dann noch den Brexbachstollen bis in die Nähe des Albrechtshofes weiter zu treiben, weil dort in einem alten Stollen ein ziemlich edler, wenn auch schmaler Gang festgestellt war. Leider war auch dieser Versuch ergebnislos, es wurden keinerlei Aufschlüsse erzielt. Die Gesamtlänge des Brexbachstollens betrug 1115 Meter.

Eine große Anzahl von Schürfen im Weniger- und Großbachtal erschlossen ebenfalls keine bauwürdigen Gänge.

Um noch einen letzten Versuch zu machen, entschloß man sich, im Nordostteil der Grubenfelder, im Eisenberg, in der Nähe von Grenzhausen, einen alten Stollen wieder aufzumachen und bis zu den vorliegenden Pingen weiterzutreiben. Aber auch diese Arbeiten waren nicht von Erfolg gekrönt, man traf nur Nester von Eisenglanz an, welche nicht abbauwürdig waren.

Damit war das Schicksal der Grube besiegelt. Nachdem die auf den oberen Sohlen noch anstehenden Eisenreste abgebaut waren, wurde 1915 der Betrieb eingestellt.

Zu bemerken wäre noch, daß die Zahl der beschäftigten Arbeiter bis zum Anfang der 1890er Jahre durchschnittlich 250 betrug. Von da ab ging die Zahl langsam herunter.

Der Grubenbetrieb wurde in den letzten Jahrzehnten der Betriebszeit von dem Bergverwalter Lichtenthäler und nach dessen Tod von den Obersteigern Hermann und Staaden geleitet.

Erwähnenswert ist noch, daß die Bergleute zum größten Teil, soweit sie stimmbegabt waren, in dem Bendorfer Bergknappen Gesangverein "Glück auf" sich zusammengeschlossen hatten, um den Gesang und die Kameradschaft zu pflegen, Konzerte abzuhalten und ihre verstorbenen Arbeitskollegen mit der Bergknappenfahne und in Knappenuniform zum Grabe zu geleiten. Die Fahne des Knappenvereins befindet sich heute im Bendorfer Heimatmuseum.




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