HERZLICH WILLKOMMENGeehrte Besucherin / Besucher, Sie haben eine Seite der Homepage der Gesellschaft für Geschichte und Heimatkunde von Bendorf und Umgebung e.V.kurz gesagt der "GGH" angewähltDie Gesellschaft für Geschichte und Heimatkunde (GGH) hat es sich zur Aufgabe gemacht Ihnen, wenn Sie wollen, ein wenig über unsere Heimatstadt Bendorf zu berichten. Unser Angebot richtet sich in der Hauptsache an geschichtlich und heimatkundlich Interessierte und ist mehr am Text orientiert. Mehr über Bendorf und unser Angebot auf unserer Startseite Der nachfolgende Aufsatz ist Teilaspekt unserer Seite zur Entwicklung der heimischen Industrie Dieser Aufsatz ist erschienen in: Die Mülhofener HütteVon W. Kutscher, MülhofenNachdem am 6. Juni 1930 der letzte Hochofen ausgeblasen worden war, wurde die alte Mülhofener Hütte bei Engers am Rhein stillgelegt. Die Anlagen wurden mit Grund und Boden und Wohnhäusern verkauft. Nach Errichtung neuer moderner Hochofenanlagen in Rheinhausen und Borbeck wurde die Hütte als letzte der völlig veralteten mittelrheinischen Werke stillgelegt. Etwa 74 Jahre hatte die Hütte bestanden, davon 65 Jahre im Verband der Firma Krupp. Damit zog sich Krupp vom Mittelrhein zurück. Der Neuwieder Bezirk hörte auf, ein besonderes Revier der deutschen Roheisenerzeugung zu sein. An die Mülhofener Hütte erinnern heute eigentlich nur noch 2 zum Teil abgetragene Schornsteine, einige Verwaltungs-Gebäude und eine Reihe durch ihre Bauart auffallende Werkswohnungen, Krupp'sche Häuser genannt. Die Geschichte der Mülhofener Hütte geht auf das Jahr 1856 zurück. Damals wurde sie durch den preußischen Fiskus auf der Grundlage der reichen Vorkommen an hochwertigem Eisenspat und Brauneisenstein gegründet. Der kleine, noch mit Holzkohle betriebene Hochofen hatte eine Tagesleistung von nur wenigen Tonnen. Mit dem Erwerb der Königlichen Hütte in Sayn, zu der damals außer dem dortigen Hochofen noch je ein kleiner Hochofen auf dem Oberhammer und in Mülhofen gehörten, ging die Mülhofener Hütte 1865 in den Besitz von Alfred Krupp über. Sofort wurden dort drei neue Hochöfen mit einer Tagesleistung von je 35 t Roheisen unter einem Kostenaufwand von 650 000 Talern erbaut. Später folgte noch ein vierter. Durch weiteren Ausbau und Modernisierung wurde die Tagesleistung der vier Hochöfen schließlich auf 300 t gesteigert. Lange Zeit hat die Mülhofener Hütte in der Versorgung der Gußstahlfabrik mit Roheisen eine bedeutende Rolle gespielt. Noch zu Lebzeiten von Alfred Krupp zeigte es sich jedoch, daß die Krupp-Hüttenbetriebe den wirtschaftlichen Anforderungen nicht mehr entsprachen. Die weite Entfernung von Essen erforderte sehr hohe Frachtkosten. Die Betriebseinrichtungen waren veraltet, und der Roheisenbedarf für die Massenfabrikation stieg erheblich an. Das großzügige und neuzeitliche Hochofenwerk in Rheinhausen lieferte ab Ende 1897 das gesamte für die Gußstahlfabrik und die Außenwerke erforderliche Roheisen. Nur für die Erzeugung von Spezialroheisensorten, wie Qualitäts- und Puddeleisen, ferner für Spiegeleisen und Ferromangan, blieb die Mülhofener Hütte bestehen; außerdem stellte sie aus Hochofenschlacke Schlackenwolle her. Dennoch waren die Tage der Hütte gezählt. Ihre Bedeutung im Rahmen der Krupp- Hüttenwerke ging zurück, wie an einigen Zahlenangaben deutlich erkennbar ist. Im Jahre 1911 entfielen von dem gesamten Erzverbrauch der Krupp- Hüttenwerke in Höhe von 2,405 Mill. t allein 2,114 Mill. t auf die Friedrich-Alfred-Hütte und nur 151.000 t auf die Mülhofener Hütte. Die Roheisenerzeugung betrug 1911 insgesamt 1,047 Mill. t. Daran war die Friedrich-Alfred- Hütte mit 911.000 t, die Mülhofener Hütte aber nur noch mit 70.000 t beteiligt. Die Stillegung der Mülhofener Hütte gibt Veranlassung zu einem kurzen Überblick über die Geschichte der Krupp-Hütten. Als die Firma 1865 ihre ersten eigenen Hochöfen in Betrieb nahm, hatte sie ihren Eisenbedarf über 50 Jahre hindurch auf dem freien Markt gedeckt. Schon im Jahre 1862 - der Roheisenverbrauch stieg stark an - begann Alfred Krupp, sich mit der Frage eines eigenen Hochofenwerkes zu beschäftigen. Als Lieferanten bevorzugte er in jenen Jahren besonders die Königliche Hütte in Sayn, deren vorzügliches, aus außerordentlich reinen Erzen bestehendes Roheisen einen guten Ruf genoß. Die Sayner Hütte war im Jahre 1769 von der Erzbischöflich-Trierischen Regierung erbaut worden und 1815 in den Besitz der preußischen Krone übergegangen. Als Alfred Krupp 1864 von Verkaufsabsichten des Fiskus erfuhr, bemühte er sich um den Ankauf. Es bedurfte jedoch der Vermittlung des Königs und Bismarcks, bis Krupp die Sayner Hütte für 500.000 Taler kaufen konnte. Die beiden veralteten Hochöfen der Sayner Hütte wurden bereits 1878 außer Betrieb gesetzt. Bis zum Jahre 1927 wurde dort lediglich eine Eisengießerei betrieben. Als mit der Eisengießerei die Hütte nach 157-jährigem Bestehen, davon 62 Jahre im Besitz von Krupp, stillgelegt wurde, ging das gesamte Gelände mit allen Gebäuden in den Besitz der Gemeinde Sayn über. Die Mülhofener Hütte, die Hunderten von Arbeitern einen sicheren Arbeitsplatz bot, wurde aus Zugehörigkeitsgefühl "Uns Hött" genannt. Der dort verarbeitete Eisenstein lieferte zum großen Teil unsere Heimaterde. Dieser wurde mit Pferdefuhrwerken u.a auch von der Grube Georg bei Gierenderhöhe und Grube Luise bei Horhausen nach Mülhofen gefahren. Die Entfernung betrug ca. 30 km, für die mit kurzer Rast - 6 Stunden benötigt wurden. Steigungen, die bei schlechtem Wetter besonders im Winter Vorspann erforderlich machten, waren am Dernbacher Floß und bei Kleinmaischeid. Die Straße, die von Gierenderhöhe bis zur Hauptstraße Dierdorf - Neuwied führte, heißt heute noch im Volksmund "Steinstraße". Einem Einspänner wurden im Durchschnitt 40 Ztr. geladen,
einem guten Pferd 60 Ztr. und einem Doppelspänner 120 Ztr. An diesen
Transporten beteiligten sich vorwiegend Fuhrunternehmer aus Mülhofen und
Bendorf, aber auch solche aus dem Siegerland, die z. T. 18 - 24 Pferde
beschäftigten. Ein gutes Pferd kostete damals 800 - 1000 Mark. Bezahlt
wurden 16 Pf. Fuhrlohn für den Ztr. Dieses Geld wurde sauer verdient und
nachweislich ist keiner der Fuhrunternehmer reich geworden. Der Hitze wegen
wurde im Sommer um l Uhr nachts oben abgefahren, so daß die Fuhrwerke um
6 Uhr morgens auf der Hütte waren. Leer oder mit Grubenholz beladen ging
es dann nachmittags gegen 5 Uhr zurück. Die Pferde wußten die
Wegestrecke so genau, daß die Fuhrleute sich ruhig auf dem Wagen schlafen
legen konnten, ohne auf den Verkehr zu achten. Grünes, gelbes, rotes
Licht, Rückstrahler, Richtungsanzeiger und Stopschilder gab es damals noch
nicht.
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