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Der nachfolgende Aufsatz ist Teilaspekt unserer Seite zur Entwicklung der heimischen Industrie und ist erschienen in:

«Heimat in vergangenen Tagen»
von Peter Pius Ohlig 1865 - 1952
Bendorf, 1951, 100 S

Remy, Hoffmann & Cie.

Wilhelm Remy

In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in welcher eine umfangreiche Erweiterung des Hütten- und Hochofenbetriebes (der Familie Remy in Bendorf) stattfand, gründete Wilhelm Remy mit der Familie Hoffmann und Gliedern der Familie Remy die Handelsozietät Remy, Hoffmann & Cie. in Bendorf, welche bis 1895 bestand.

1772 nahmen diese die Bergbaubetriebe im Wenigerbachtal und im Brextal und in Verbindung damit das Pochwerk (spätere Olligsmühle) im Großbachtal zu Bendorf in Betrieb.

1804 wurde eine zweite Eisenhütte, die "obere Hütte", an der Mühlenstraße von der Firma Remy, Hoffmann erbaut und 1824, durch den in Bendorf 1788 geborenen Hüttenherrn Ferdinand Remy, von der Bendorfer Stammfirma gefördert, die Alfer Hütte an der Mosel gegründet.

Bezüglich des Remy'schen Hüttenbetriebes in Bendorf schreibt 1787 das Journal "Von und zu Deutschland" u. a.: "Das Werk, das sowohl an leichter Beifuhr, als an Güte des Eisen- und Stahlsteines und an vorteilhafter Lage zur Versendung seiner Waren auf dem Rhein und der Mosel, vor anderen seines gleichen sehr vieles voraus hat und das beste, dem schwedischen gleich kommende Eisen liefert, bringt im Flecken viel Geld in Umlauf, . . . usw.

Titelblatt von "Eversmann"

In einem im Jahr 1804 in Dortmund erschienen Werk des kgl. Preuß. Bergrates und Fabrikkommissarius Eversmann "Ueber die Eisen- und Stahlerzeugung in den Ländern zwischen Lahn und Lippe", bezeichnet der Verfasser als Hauptstellen des Bergbaues und der Eisenhütten, das Siegerland, die Dill- und Lahngegend, den Westerwald und das in der Grafschaft Sayn-Altenkirchen am Rhein liegende Gebiet von Bendorf. In den letztgenannten Gegenden habe man, schreibt er, (Seite 16), einen Ueberfluß an vortrefflichem Stahl-. und Eisenstein, jedoch Bedarf an Steinkohlen und Holz. Man stände deshalb von hier in Verbindung mit den über-rheinischen französischen Departements, indem man Holz von der Mosel und Kohlen von Saarbrücken erhalte, wogegen man Stahleisen, besonders von Bendorf, zur Verbesserung des Hunsrücker Eisens schicke. Ueber die Hütten- und Bergbaubetriebe in Bendorf berichtet Eversmann, nachdem er in dem Abschnitt, "Amt Bendorf", die Person des Hauptbegründers der Bendorfer Eisenindustrie, Wilhelm Remy, als einen Mann rastlosen Wirkens gewürdigt hatte. wie folgt: "Die Nachkommen dieses Remy, der nachher Commerzienrath wurde, machen jetzt das bedeutende Handlungshaus Remy & Hoffmann zu Bendorf aus. Einer der Principalen derselben, Herr Friedrich Remy, leitet vorzüglich das dortige Berg- und Hüttenwesen, und gibt ein seltenes Beispiel, daß dieses Gewerbe auch ohne Curatel, bestehen, und mit einer musterhaften Ordnung und Wirtschaftlichkeit betrieben werden kann."

"Der dortige Bergbau liegt im Grauwackenschiefer-Gebirge, und wird auf drei Punkten getrieben; auf der Stahlsteinzeche zu den 4 Winden genannt, am Loo, und zu Steinebrück. Ersterer ist der Haupt-Bau, auf einem aus Morgen in Abend streichenden, an 3 Lachter mächtigen Gange, der den reinsten Stahleisenstein führt. Es liegt dieses Berg-Gebäude gleich oberhalb Bendorf am fruchtbarsten Gehänge des Gebirges in einer höchst angenehmen Lage. Nichts ist überraschender, als wenn man bey der Ausfahrt aus dem oberen Stollen nach langem Dunkel und Grubenlicht, auf einmal die paradiesische Gegend des Rheintals mit dem königlichen Fluß im sanften Tageslicht, mit unzähligen Städten, Flecken und Dörfern, Schlössern und einem amphitheatralischen Kreis von Bergen vor sich sieht. Ein frohes Bild des Ueberganges in eine bessere Welt! Die Ausdauer dieses Baues scheint auf lange Zeit gesichert zu seyn, indem hier sowohl, als auf den andern beyden genannten Punkten ein großer Schatz des reinsten und schönsten Steins liegt. Die jährliche Gewinnung beträgt ungefähr 340 Haufen. Die Hütte erhält, außer dem Stahlstein von den Vier Winden und von Steinbrück, und dem braunen Eisenstein von diesen Orte und vom Loo, auch Erze von Pirlebach bei Diez, wo die Eigenthümer ein eignes Bergwerk besitzen, das rothen derben Eisenstein hält, dem Albinischen gleich, so auf den Hütten an der Lahn verschmolzen wird. Der Hochofen liegt unter Bendorf nahe am Rhein."

Soweit die wesentlichsten Angaben Eversmanns über die Entstehung und Entwicklung der Bendorfer Remy'schen Eisenwerke auf Seite 170 und 171 seines Buches. Seine weiteren Ausführungen auf Seite 172 und 173 beziehen sich auf die Betriebseinrichtungen, Produktionsvorgänge und Rentabilität der Eisenwerke Remy. Zum Schluß schrieb Eversmann:

"Welch eine Quelle des Reichtums ! - die der kaufmännische Geist des Herrn Fr. Remy durch die großen und weitläufigen Verbindungen seines Hauses aufs Beste zu nutzen weiß. - Hier wäre der Fleck, wo ein zweytes Carron angelegt werden könnte, indem die Steinkohlen von der Mosel nur 40 und abgeschwefelt 48 kr. per 108 Pfund freiy zur Hütte kommen können, Es wäre deshalb sehr zu wünschen, daß Herr Fr. Remy die schlesischen und englischen Werke bereisete, sie mit seinem forschenden, zugleich aber durch kalte Reflexion berichtigten, und gegen Anglomanie gewaffneten Auge sähe, und das zu Bendorf Anwendbare benutzte. Was würde der Geist eines Grafen Reden, des Schöpfers des schlesischen Hüttenwesens, dort nicht hervorbringen. Das Produkt der Hütte geht sehr viel in die Grafschaft Mark, wo es die Ruhr hinauf gebracht wird; sodann ein beträchtlicher Theil nach dem Hundsrück, wo das Haus Remy, Hoffmann et Comp. an Hammerwerken beteiligt ist. Das Hundsrücker kaltbrüchige Eisen wird durch Zusatz des Bendorfer verbessert, es ist ihnen unentbehrlich; denn die dortigen Werke müssen zweidrittel Bendorfer Grund zusetzen, wenn sie ein brauchbares Eisen liefern wollen. Es geht die Mosel hinauf bis nach Trarbach, wird da ausgeladen, und auf der Achse nach den Stummschen Werken zu Asbach und Abentheuer gefahren, welche Werke ebenso sehenswerth, als ihre Besitzer, die Herrn Gebrüder Stumm, merkwürdige Personen in ihrem Fache sind."

Auf Seite 345 berichtet Eversmann bezüglich der Remy'schen Unternehmungen, daß um 1770 die Wendner Hütte im Herzogtum Westfalen durch Herrn Bayer in Gemeinschaft mit der Firma Remy et Hoffmann zu Bendorf gekauft und unter der Firma Remy, Hoffmann et Bayer wieder in Betrieb gesetzt worden sei.

Ferner schrieb er dann auf Seite 360: "Fast aller im Herzogthum Westfalen erzeugte Rohstahl geht in die Grafschaft Mark, in das Herzogtum Berg, wenig wird im Lande raffiniert, und thun die Besitzer der Olper Hütte Remy, Hoffmann et Bayer auf ihren beiden Raffinier-Hämmern hierin das Meiste, indem sie ungefähr 100 Mesen raffinierten Stahl jährlich machen."

Die ehemalige Remy'sche Hütte in Bendorf am Rhein gelegen

Aus den Ausführungen ist unzweifelhaft ersichtlich, daß die Industriegesellschaft Remy, Hoffmann &Cie., zu Bendorf, damals zu den bedeutendsten Industrieunternehmungen am Mittelrhein und der Mosel gehörte. Ihre Erfolge gaben im 18. und 19. Jahrhundert den Anstoß zu weiteren Werksgründungen der Eisen-, Stein- und Chemischen Industrie im Bendorfer Stadtbezirk.

Die Bendorfer Remy'schen Eisenwerke gingen 1865 und der Erzgrubenbetrieb "Vierwinde" 1870 an die Firma Krupp in Essen über. Das Hüttenwerk wurde stillgelegt, die Grube jedoch, zeitweise mit einer Belegschaft von 250-280 Mann, bis 1915 weitergeführt und dann, nach fast 200jährigem Betrieb, geschlossen.




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