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Das Ende des 2.Weltkrieges in unserer Heimat.

Die Fähre zwischen Kaltenengers und Engers - Episoden aus der Zeit um 1945

Aufgezeichnet von Friedel Hecken, Kaltenengers

(Mitglied der GGH)


Seit Beginn dieses Jahres konnte man in den Print-Medien verschiedentlich Abhandlungen und Augenzeugenberichte lesen, die sich mit dem Ende des 2. Weltkrieges in unserer engeren Heimat, vor 60 Jahren, befassten. Beim Lesen dieser Aussagen wurde bei mir, durch die Erzählung Anderer, selbst Erlebtes aus der damaligen Zeit wieder in Erinnerung gerufen.

Wenn ich auch zum Zeitpunkt des Kriegsendes erst 12 Jahre alt war, haben sich die Ereignisse von damals doch unauslöschlich in meinem Gedächtnis eingegraben. Darum möchte ich Ihnen, liebe Leser, heute von einer Begebenheit am Ende des 2.Weltkrieges berichten, die ich direkt miterlebt habe, da sie meine Familie betrifft und die viele Menschen in unserer Heimat mehr oder weniger berührt hat. Es betrifft die Fährverbindung über den Rhein zwischen Engers und Kaltenengers.

Mit der Sprengung der "Kronprinz-Wilhelm-Brücke" bei Engers durch deutsche Truppen, am 9.März 1945, waren die Verbindungen zum rechten Rheinufer total unterbrochen. Alle sonst in den Rheindörfern vorhandenen Nachen und Kähne waren durch die Kriegsereignisse abhanden gekommen oder zerstört worden.

Mit solch einem Nachen, wie hier abgebildet aus der Zeit um die Jahrhundertwende, wurde der Fährbetrieb direkt nach dem Krieg geleistet

Dennoch wurde der Fährbetrieb über den Rhein, zwischen Kaltenengers und Engers, noch während der Kampfhandlungen um das Rheinland, im März 1945 wieder aufgenommen.

Die Alliierten Truppen hatten im Frühjahr 1945 das linke Rheinufer bis Koblenz erobert. Nachdem die Amerikaner die Brücke von Remagen, nahezu kampflos, erobert hatten, kämpften sie sich entlang des Rheins in nördlicher und südlicher Richtung vor und gelangten am Palmsonntag, dem 25. März 1945, bis nach Engers und Bendorf. Erst damit waren die direkten Kriegshandlungen in unserem Frontabschnitt vorbei.

Für uns auf der linken Rheinseite im Raum Urmitz, Kaltenengers und St. Sebastian waren die Kampfhandlungen schon ca. 14 Tage vorher beendet.

Unmittelbar nach dem Ende der Kampfhandlungen wurde, in den Rheindörfern des Landkreises Koblenz, auf der linken Rheinseite, von dem zuständigen amerikanischen Ortskommandanten eine örtliche, deutsche Zivilverwaltung installiert. Als Ortsvorsteher von Kaltenengers wurde Matthias Reif von den Amerikanern eingesetzt.

Am Freitag, dem 30. März 1945, bekam mein Vater, Fritz Hecken, einen überraschenden Besuch von 2 amerikanischen Offizieren mit Dolmetscher und dem neu eingesetzten Ortsvorsteher Matthias Reif. Nachdem sich der erste Schrecken über dieses militärische Aufgebot bei der ganzen Familie gelegt hatte, ergab sich folgender Sachverhalt:

Frage eines der amerikanischen Offiziere an meinen Vater: "Bist Du in der Partei ( Anm. der NSDAP) oder besitzt Du ein Parteibuch?" Darauf konnte mein Vater nur mit "nein" antworten. Nun erhellten sich die Mienen der Amerikaner und der Ton des nachfolgenden Gesprächs wurde freundlicher.

Matthias Reif eröffnete meinem Vater, ob er bereit sei für den bisherigen Fährmann Hermann Becker den Fährbetrieb zwischen Kaltenengers und Engers, unter amerikanischer Aufsicht, zu übernehmen.

Meinem Vater, der im Besitz aller notwendigen Rheinschifffahrtspatente war, bot sich hier die Gelegenheit, wieder in seinem Beruf als Rheinschiffer tätig zu werden, den er im Verlauf der Kriegsereignisse nicht mehr hatte ausüben können. Die Rheinschiffahrt war durch die ständigen Fliegerangriffe zum Erliegen gekommen.

So kam es, das mein Vater einige Tage später, während der Krieg noch in weiten Teilen unseres Vaterlandes tobte, mit einem von den Amerikanern besorgten Rudernachen, unter der Aufsicht der amerikanischen Besatzungsmacht, den Fährbetrieb zwischen Kaltenengers und dem mittlerweile von den Amerikanern besetztem Engers aufnahm.

Personen die übergesetzt werden wollten, wurden von der amerikanischen Militärpolizei genauestens untersucht. Die erwachsenen männlichen Passagiere mussten sich dann bei der Überfahrt bei dem Rudern des schweren Nachens beteiligen. Fährtechnisch klappte es ganz ordentlich, aber mit der Verständigung zwischen Deutschen und Amerikaner haperte es. Daraufhin wurde auf Vorschlag meines Vaters die Kaltenengerser Bürgerin Maria Reif (genannt Hannams Marie) von den Amerikanern als Dolmetscherin akzeptiert.

Am 9. Juli 1945 lösten die Franzosen die Amerikaner als Besatzungstruppen im Rheinland ab. Der Fährbetrieb ging in der gleichen Weise weiter. Zwischenzeitlich war im Mai 1945 der Kaltenengerser Bürger Peter Wald aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt und wurde als Helfer auf dem Fährboot eingesetzt.

Das Personenaufkommen nahm ständig zu, sodass letztendlich der Rudernachen nicht mehr den Bedürfnissen entsprach. So wurde dann eifrig nach einem grösseren und motorisierten Fahrzeug Ausschau gehalten und auch gefunden. Ab dem Herbst 1945 wurde dann der Fährbetrieb mit einem Motorboot weitergeführt. Das ist aber eine weitere Geschichte.




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