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Die Grafschaft Isenburg wurde liquidiertVon Karheinz Schönberger
Vor 350 Jahren starb Graf Ernst von Isenburg-Grenzau ohne Nachkommen zu hinterlassenDas Geschlecht der "Isenburger", das nachweislich bis in die Zeit der fränkischen Landnahme zurückreicht und urkundlich im Jahre 963 erstmalig erwähnt wird, hat gleich in den ersten Generationen seines Bekanntseins eine ganz außerordentliche Ausdehnung angenommen. Bereits um das Jahr 1210 bestanden vier bis fünf verschiedene Linien nebeneinander. Dieses streitbare Geschlecht, wohl das bedeutendste der alteingesessenen edelfreien Geschlechter des Westerwaldes, wurde zum geschichtsbildenden Faktor am Mittelrhein, dem Kirche, Staat und Gesellschaft bedeutende Repräsentanten verdanken. Zu den herausragenden Männern, die aus dem Hause Isenburg hervorgegangen sind, gehört zweifelsohne Salentin VIII. (1532-1610), (Anm.: 1) der am 23. Dezember 1567 (ohne Priesterweihe), gegen Kardinal Otto von Augsburg und Erzherzog Ferdinand von Österreich zum Erzbischof und Kurfürsten von Köln gewählt wurde. Um den Fortbestand des Hauses Isenburg zu gewährleisten, entsagte er am 13. September 1577 auf Schloß Brühl dem erzbischöflichen Stuhl und der Kölner Kurwürde. Nach zehnjähriger Regierungszeit kehrte er ins weltliche Leben zurück, um mit der Gräfin Antonie Wilhelmine von Arenberg am 10. Dezember 1577 in den Stand der Ehe zu treten. Salentins Resignation vermochte - wie später zu erfahren ist - das Erlöschen seines Stammes nur um eine Generation hinauszuzögern. Er starb am 19. März 1610 im Alter von 78 Jahren auf der Isenburg und wurde im Kloster Rommersdorf beigesetzt. Aus seiner Ehe gingen zwei Söhne hervor, Salentin IX. und Ernst, die zunächst gemeinsam die Regierungsgeschäfte übernahmen. Während sein Ältester, der in kaiserlichen Diensten stehende unverheiratete Salentin, am 5. Dezember 1619 als Offizier vor Prag fällt, steht dem zweiten Sohn Ernst als letztem Sproß des Geschlechts zwar eine glanzvolle militärische Karriere bevor, aber keine Nachkommenschaft, womit das nahende Ende des rheinischen Zweigs der Isenburger bereits eingeläutet wurde. Die militärische und aministrative Begabung, die Graf Ernst von seinem Vater geerbt hatte, war ihm bei der Ausübung des Kriegshandwerkes sehr von Nutzen. Er erntete Ruhm und Anerkennung. 1614 trat er in die Dienste des spanischen Königs. 1628 wird er mit dem begehrten "Orden vom goldenen Vliess" ausgezeichnet, avancierte 1636 zum Gouverneuer und General-Gouverneur der Provinzen Namur und Artois, wird schließlich Oberbefehlshaber der königlichen Armee und Großschatzmeister. Die Beziehungen des Grafen Ernst zum spanischen Hofe waren durch seine Mutter gegeben, die als Hofmeisterin bei der Infantin Isabella in Diensten stand. Neben einem Stich auf der Burg Grenzau ist Graf Ernst auf einem 3,07 mal 3,67 Meter großen Gemälde von Velasquez im Pradomuesum von Madrid abgebildet, das die "Übergabe von Breda" am 2. Juni 1625 zeigt. Ernst, der nur selten in seinen Stammlanden weilte und meist seine Amtmänner und Schultheißen mit der Wahrnehmung von Verwaltungsaufgaben in heimischen Gefilden betraute, war selbst ein harter und unnachgiebiger Verfechter bei religiösen und glaubensrechtlichen Zwistigkeiten, wenn es um die Belange seiner Kirche ging. Die katholische Kirche in Isenburg wurde seit 1574 von den protestantischen Untertanen des Grafen zu Wied für ihren Gottesdienst in Anspruch genommen. Dieser Eingriff wurde zu einem jahrelangen Zankapfel zwischen den Häusern Isenburg und Wied. Zwar schlug die Wiedische Regierung 1591 Salentin einen gütlichen Vergleich zur Rückgabe der Kirche an Isenburg vor, der aber durch unannehmbare Bedingungen zurückgewiesen wurde. Schließlich führten die unaufhaltsamen Bemühungen doch zu einem Teilerfolg. Indem 1599 die Rückführung der Kapelle Hausenborn erreicht wurde. Es ist dem zähen Widerstand und der unnachgiebigen Haltung des Grafen Ernst zu verdanken, daß die Kirche in Isenburg, an der sich Wied Rechte angemaßt hatte, 1628 für die Katholiken wieder geöffnet werden konnte. Während Ernst im beruflichen Leben die letzten Sprossen der Karriereleiter erklimmen konnte und ihm für errungene Siege höchste Auszeichnungen zuteil wurden, war ihm das Glück im familiären Bereich nicht hold. Er war zweimal verheiratet. Als 40jähriger verbindet er sich 1624 mit der um die Hälfte jüngeren Fürstin Caroline-Ernestine von Arenberg, die schon 1630 stirbt. Eine Tochter im zarten Kindesalter verliert er ebenfalls. Noch im gleichen Jahre führt er die 15jährige Anne Marie Hohenzollern-Hechningen zum Traualtar. Auch diese Ehe brachte nicht den ersehnten Erben und war wegen des allzugroßen Altersunterschiedes nicht von langer Dauer. Anne Marie, eine erlesene Schönheit, läßt sich von dem jungen französischen Edelmann Maraux nach Frankreich entführen. Die Reise ins vermeintliche Glück, mit vielen Hindernissen verknüpft, wird von ihr finanziert. Alle Versuche des Grafen, die Entflohene wiederzugewinnen, blieben erfolglos. Nach siebenjähriger Ehe in Albi geht Anne Marie mit 25 Jahren ins Kloster. Fernab von den isenburgischen Burgen Grenzau, Isenburg und Arenfels, auf denen er sich zeitlebens infolge beruflicher Inanspruchnahme nur wenig aufhielt, starb er als Gubernator des spanischen Heeres in Niederdeutschland am 30. Mai 1664 80jährig zu Brüssel, wo er in der St. Michaels-Kathedrale (früher St. Gududla) beigesetzt wurde. Mannshoch prangte hier in der rechten Chorkapelle das Wappen der Isenburger über das von dem Bildhauer Jan Voorspoel aus weißem und schwarzem Marmor geschaffene Grabmal, auf dem in lateinischer Sprache folgende Inschrift zu finden ist: "Den Weg hat vollendet der Wanderer, der hochberühmte, vortreffliche Herr Ernst, Graf von Isenburg-Grenzau und Ritter des Goldenen Vließes, für Philp IV., den katholischen König: Geschützkommandant, der Länder Namurus und Artois, Heimatgouverneur, des könglichen Heeres in Niedergermanien erster Feldherr, schließlich oberste Vorsteher der königlichen Schatzkammer, hat er diesen Altar der in den Himmel aufgenommenen Jungfrau Maria als Triumphbogen errichtet, damit ihm durch sie zusammen mit seiner allerliebsten Gattin, der vortrefflichen Frau Karoline, Fürstin von Arenberg, das glückliche Himmelstor offenstehe, um sein Begräbnis bitte für den Toten, i. J. 1664, am 30. Mai. " Bereits zwei Jahre vor seinem Ableben hatte er in seinem Testament verfügt, daß an seinem Sterbeort 6000 Messen für sein Seelenheil gelesen werden sollten. Zu seinem Erben bestimme er den Grafen von Beaumont, den Sohn seines Vetters Prinz von Chymay. Während nun Kurköln die Pfandschaften Altenwied, Linz, Neuerburg und Burglahr in Besitz nahm, zog Kurtrier, das sich mit dem Fürsten Chymay verglich, Grenzau und Arenfels als Lehnsherr, Herschbach als Pfandherr ein. Das Fuldarer Lehen Isenburg und Maischeid wurde an die Freiherren von Walderdorff vergeben, die aber aufgrund des Schönerler Vertrages von 1665 die Hälfte an Wied abtreten mußten. Somit hat die Grafschaft Niederisenburg aufgehört zu bestehen. Die um das Jahr 1250 entstandene Linie Oberisenburg, heute die Fürsten von Ysenburg und Büdingen und die zu Bierstein, blühen dagegen noch. Anmerkungen: 1. ) Es treten hier unterschiedene Zählweisen auf; je nachdem man nur die "regierenden" Häupter - oder alle Mitglieder einer Familie zählt. Der Erzbischof von Köln, aus dem Hause Isenburg, Salentin wird in der Literatur allgemein als Salentin VI., bezeichnet. W.Kutsche. 2. ) "Die Lanzen" oder "Übergabe von Breda" heißt dieses Gemälde. In der Größe von 3,07 mal 3,67 Meter, das im Prado-Museum Madrid hängt. Der Maler hat einen historischen Augenblick am 2. Juni 1625 vor den Toren der Stadt Breda festgehalten. Ambrosio Spinola, begleitet von spanischen Militärs und umgeben von Landsknechten, empfängt die Schlüssel der Stadt aus den Händen des Justinus von Nassau. Bei der Belagerung von Breda, vom 27. August 1924 bis 5. Juni 1625, befehligte Graf Ernst von Isenburg das eine der vier vor der Stadt angelegten Feldquartiere. Geehrte Besucherinnen und Besucher wir danken Ihnen für Ihren
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