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Als Bundeskanzler Adenauer nach Bendorf kam

von Dieter Kittlauß


Die Rheinland-Pfälzische Staatsmacht begrüßt Dr. Adenauer in Bendorf

1963 war der Bundeskanzler Konrad Adenauer einen ganzen Tag in Bendorf, um an der Einweihung des neuen Müttererholungsheimes "Gussie-Adenauer-Haus" teilzunehmen. Um dieses Ereignis ranken sich viele Geschichten. Vielleicht die schönste von ihnen wird hier erzählt.

Adenauer bei dem Festgottesdienst in der Kapelle des HDH

Am Stadtrand von Bendorf, am Ende des Wenigerbachtales, gab es eine kleine Gaststätte mit dem Namen "Sonnenhof". 1960 wollte das Betreiberehepaar das Haus aufgeben. Es gab offensichtlich mehrere Kaufangebote. Als aber bekannt wurde, dass ein Großbetrieb ein Erholungshaus für seine Mitarbeiter einrichten wolle, sahen die Frauen um Anneliese Debray im Hedwig-Dransfeld-Haus (HDH) ihre ganze Arbeit gefährdet und entschlossen sich, Gaststätte und Gelände in jedem Fall zu kaufen. Noch lange Zeit bekamen die leitenden Beamten im Mainzer Sozialministerium Alpträume, wenn sie sich an das Bendorfer Feuerwerk von ständig geänderten Plänen, Anträgen und Finanzierungsmodellen erinnerten. Zunächst sollte die ganze Jugendarbeit des HDH ausgegliedert werden, gedacht war vor allem an Bildung und Ausbildung von Mädchen aus sozial schwachen Familien, später an Maßnahmen der Resozialisation. Zuschüsse werden beantragt, Darlehen besorgt, Bettelbriefe verschickt. Als die Dinge soweit geregelt waren, kam die Katze aus dem Sack:. Schon lange waren die Pläne geändert worden, gebaut werden solle ein neues Müttergenesungsheim. Dies entsprach auch der ursprünglichen Intention des HDH. Modern mit Einzelzimmern sollte das neue Haus werden, mit eigener Physiotherapie und neusten therapeutischen Methoden, unter Einbeziehung der schönen Bendorfer Umgebung, als Beispiel weit über die Grenzen von Rheinland - Pfalz hinaus. Als Architekt wurde Alfons Leitl gewonnen, der schon die neue Kapelle gebaut hatte, obwohl dieser eigentlich keine Zeit hatte. Für das neue Betten- und Therapiehaus hilft die Bundeswehr bei den Bagger- und Sprengarbeiten. Eigentlich fast nebenbei und meist mit freiwilligen Helfern wird neben dem neuen Kurheim eine alte Garage abgerissen und eine große Halle gebaut: als Gymnastikhalle "für Yoga, Zen und Entspannungsübungen, aber auch für Konzerte, Feste aller Art und Gottesdienste. Bei allem Durcheinander: Das Werk gelingt, auch wenn das Hedwig-Dransfeld-Haus bis an den Rand des Konkurses kommt. Lange vor der Fertigstellung wird die Einweihungsfeier für den 25. Mai 1963 geplant, sie soll den Gedanken der Müttergenesung in die Öffentlichkeit bringen. Um diese Einweihungsfeier gibt es viele Geschichten, die schönste von ihnen trägt die Überschrift "Als der Bundeskanzler Adenauer nach Bendorf kam".

Bundeskanzler Adenauer verlässt mit den anderen Ehrengästen  nach dem Festgottesdienst die Kapelle des HDH

Die Frauen um Anneliese Debray kamen nämlich auf eine zündende Idee, das neue Haus nach Gussie (Auguste) Adenauer zu benennen, der zweiten Frau des Bundeskanzlers, mit der Konrad Adenauer seit 1919 verheiratet war und die 1948 verstorben war. Es sollte ein Zeichen sein. "Gussie Adenauer, Gefährtin und Helferin in Notzeiten und Verfolgung, als Bild der Ermutigung für viele Mütter, die täglich mit neuem Leide aus den Großstädten zu uns kommen", beschrieb Anneliese Debray die Namensgebung. Die Namenswahl eröffnete aber auch die Möglichkeit, aus der Einweihung eines eigentlich unbeachteten Müttererholungsheimes ein politisches Geschehen zu machen. Das Begann mit der Einladung des Bundeskanzlers, denn immerhin trug das Haus den Namen seiner verstorbenen Frau. Natürlich kam eine freundliche Absage des Bundeskanzleramtes, aber der Bundeskanzler wollte dann doch zwei seiner Söhne schicken. Doch so leicht ließen sich die Bendorfer Frauen nicht abspeisen. Die Geschichte ist so schön, dass die Frage, ob es wirklich so und nicht anders war, gar nicht wichtig ist.

Die Bendorfer HDH- Frauen trixten die Männer aus. Nach der Ablehnung des Bundeskanzlers baten sie den Ministerpräsidenten, Dr. Peter Altmeier, in Vertretung des Bundeskanzlers zu kommen. Dieser sah in der Einladung eine günstige Gelegenheit, sich gegenüber Adenauer zu profilieren und sagte prompt zu. Darauf informierten die Bendorfer HDH-Frauen das Bundeskanzleramt, dass der Ministerpräsident eingesprungen sei. Als Adenauer von der Zusage des Ministerpräsidenten erfuhr, fühlte er sich zurückgesetzt und gab überraschend seine Zusage. Als nun feststand, dass Bundeskanzler und Ministerpräsident kommen werden, war es nicht schwer, die ganze andere Prominenz nach Bendorf zu holen: den Regierungspräsidenten von Koblenz, den Bischof von Trier mit Generalvikar, Dompropst und Seelsorgeamtsleiter, Abt und Prior vom Kloster Maria Laach, die Präsidentinnen des Katholischen Frauenbundes und der katholischen Müttervereine, den Landrat, die katholischen und evangelischen Pfarrer der Umgebung, die Vertreter der Parteien, den Vorsitzenden des Diözesancaritasverbandes, den Superintendenten des Kirchenkreises Koblenz, den Ökumenreferenten der Rheinischen Landeskirche und eine ganze Reihe hoher Beamter der Mainzer Landesregierung. Gekommen waren auch Rabbiner aus Frankreich und Großbritannien sowie viele Gäste aus ganz Europa und aus Israel.



Konrad Adenauer muss es im neuen Gussie-Adenauer-Haus gefallen haben, denn er blieb den ganzen Tag bei der ganzen Festversammlung und mit ihm auch die anderen hohen Gäste. So war am Stadtrand von Bendorf für einen Tag gewissermaßen die Welt zu Hause.






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