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Die Gießhalle der "Sayner Hütte"von C. PfitznerVorwort des Bearbeiters.Wir haben diesen Aufsatz ausgewählt, weil er exemplarisch aufzeigt, daß die Bemühungen um den Schutz technischer Kulturdenkmäler, nicht eine Erfindung heutiger Zeit ist. 1936, also 10 Jahre nach Schließung der "Sayner Hütte" macht die Abhandlung deutlich, daß die damaligen Bemühungen zum Schutz und Erhalt des Kulturdenkmals von "Sayner Hütte - Gießhalle" in erster Linie eines langen Atems bedurften. Ständig vom Abriß bedroht, konnte sie erst ca. 50 Jahre später, in letzter Stunde gerettet werden. Die Abrißverfügung war schon erteilt. Erst, als im Jahre 1976 Herr Heinrich Strüder aus Sayn den Komplex kaufte, kam Bewegung in die Sache. Mit Beihilfen von Bund, Land und Denkmalschutzbehörden und eines Förderkreises von Privatpersonen und interessierter industrieller Kreise zum Erhalt der "Sayner Hütte", konnte nach und nach eine grundlegende Restaurierung erfolgen. Dankbar muß hier bemerkt werden, daß ohne das Engagement des Eigentümers eine Restaurierung nicht möglich gewesen währe. Die Erhaltung der Gießhalle und des Hochofenbaus ist sicher nur deshalb möglich, weil sie als Lager und Werkstätten benutzt werden. Eine Besichtigung ist möglich: siehe touristische Ziele Die Gießhalle der "Sayner Hütte"Im Jahre 1769 gründete Clemens Wenzeslaus, der letzte Kurfürst von Trier, "zum Wohle seiner Unterthanen" eine Eisenhütte am Fuße der Sayner Burg am Ufer des wasserreichen Saynbaches, dessen Gefälle die verschiedenen Poch-, Hammer- und Blasräder trieb. In den beiden Hochöfen wurden in der Hauptsache Erze aus den Horhauser Gruben geschmolzen, die bequem in das Sayntal gebracht werden konnten. Trotz wechselvoller Schicksale während der Franzosenzeit blieb die Eisenhütte als Kameralgut Eigentum der trierischen Hofkammer bis 1802, kam dann an Nassau und ging im Jahre 1815 in preußischen Besitz über. Die Sayner Hütte wurde damals dem Oberbergamt in Bonn unterstellt. Soweit die Vorgeschichte der Hütte, deren Blütezeit nun unter preußischer Verwaltung erst richtig einsetzte. Sie wurde gleich nach 1815 durch einen königlichen Erlaß, wie die staatlichen Gießereien in Berlin und in Gleiwitz, zu einem Musterbetrieb ausgebaut und erweitert und pflegte zunächst den künstlerischen Eisenguß, der seit Stilarskys Verbesserungen der Gußtechnik einen ungeahnten Aufschwung genommen hatte. Schon bald beschäftigte Sayn eine stattliche Anzahl bedeutender Modelleure und Ziseleure und beteiligte sich höchst erfolgreich an der Herstellung von Ofen, Denkmälern, Gittern, Zierbrunnen, Medaillons, Schmuckstücken usw., unter denen vor allem die sogenannten Neujahrsplaketten mit Wiedergaben hervorragender rheinischer Baudenkmäler sich besonderer Beliebtheit erfreuten. Großes Aufsehen rief am Ende der 1820er Jahre auch die äußerst gelungene Nachbildung der Igeler Säule hervor, der Goethe sein bekanntes Lob zollte. Neben der Pflege des künstlerischen Eisengusses fiel der Sayner Hütte noch eine andere Aufgabe zu; durch seine Lage war das Werk besonders geeignet, die westlichen preußischen Garnisonen mit Geschützen und Munition zu versehen. Bergrat Schäffer, dem die Leitung der Hütte seit der preußischen Übernahme (bis 1854) anvertraut war, führte die notwendigen Erweiterungsbauten durch. So wurde in den Jahren 1820-24 das Bohrwerk für die Geschütze angelegt. In den folgenden Jahren bis 1830 wurde die große Gießhalle errichtet nach den Entwürfen des Königlichen Hüttenbauinspektors Karl Ludwig Althans (1788 bis 1864), die vor 100 Jahren als Wunderwerk der Technik angestaunt wurde und heute ein technisches Kulturdenkmal allerersten Ranges darstellt. Nachdem die Sayner Hütte im Jahre 1865 an die Firma Friedrich Krupp veräußert wurde, zusammen mit der daneben gelegenen, im Jahre 1839 gegründeten Maschinenfabrik, legte man den Hochofenbetrieb still; nur die Gießerei wurde weiterbetrieben. In den Jahren 190709 erfolgte der Umbau der Maschinenfabrik in ein Erholungsheim für Krupp'sche Angestellte. 1926 wurde auch die Hütte stillgelegt; sie ging im Jahre darauf in den Besitz der Gemeinde Sayn und nach deren Vereinigung mit der Stadt Bendorf an diese über, und zwar mit der Bedingung, daß die Gießhalle erhalten bleibe. Diese Bedingung entsprang der Einsicht, daß es sich bei dieser Gießhalle um ein einzigartiges Denkmal aus der Frühzeit neuzeitlicher Eisenkonstruktion handelt; zum erstenmal auf dem europäischen Festlande wurde Gußeisen hier für einen solchen Zweck verwandt. Bezeichnend für diesen Vorläufer des modernen Eisenskelettbaus ist es, daß ihm noch kaum etwas von einem reinen "Zweckbau" anhaftet, der in der späteren Entwicklung naturnot-wendig seine eigenen Formen- und Raumgesetze entwickelte; fest wurzelt der Entwurf der Sayner Eisenhalle noch in den Vorstellungen historischer Raumformen. So kommt es, daß man auch jetzt noch einen Kirchenraum zu betreten glaubt, wenn man in diesen mächtigen, langgestreckten und dreigeteilten Hallenraum geht, dessen eine Schmalseite chorähnlich geschlossen ist. Den "Altarraum" nimmt der Ofenbau ein; rechts und links seitlich erhoben sich ursprünglich zwei Schornsteine wie Flankierungstürme. Je neun mächtige Hohlsäulen mit dorischen Kapitellen tragen den "Obergaden" des nur wenig über den Seitenschiffen aufragenden, 7,20 m breiten Mittelschiffs. Jeweils zwei gegenüberstehende Säulen sind unter sich und mit den Seitenwänden durch einen einzigen großen parabelförmigen Bogen verbunden, der rund 20 m Spannweite hat. Diese Folge von neun Bogen trägt und verstrebt die ganze wei-tere Konstruktion, Durch das Mittelschiff war noch ein Lauf- und Hebekran geführt, zu dem eine zierliche Wendeltreppe leitete. Technisch von höchstem Interesse sind die Drehkrane, mit denen eine um die andere Säule versehen ist; bei ihnen sind zum erstenmal Kugellager verwendet worden. Die technische Bedeutung der Sayner Gießhalle ist schon oft hervorgehoben worden, hier interessiert besonders auch die Herkunft ihrer Bauformen. Ganz offenbar sind in ihr Erfahrungen der gotischen Steinarchitektur verwertet worden, in der die Auflockerung der schließenden Wand in tragende und füllende Teile mit allen ihren Voraussetzungen und Folgen entwickelt wurde. Technisch erstaunlich bleibt es aber, wie diese Erfahrungen, die in dem Zeitalter des wieder erwachenden Sinns für die Gotik auch in der Steinarchitektur wieder neue Bedeutung erhielten, nun in bezug auf das neu zur Verfügung stehende Material und seine Bedingtheiten ausgewertet worden sind. Trotz der Übernahme einer historischen Raumform und trotz der dorischen Kapitelle, der "gotischen" Bogen im Gitterwerk usw. wird hier bereits aus den besonderen Gegebenheiten des Eisenmaterials ein Konstruktionsschema entwickelt, das beispielhaft für ähnliche Aufgaben in der Folgezeit werden sollte. In ihrem Verhältnis zu den historischen Bauformen ist die Sayner Hütte ein typisches Erzeugnis der Baukunst des frühen 19. jahrhunderts, in der gerade hier im Westen klassizistische und neugotische Elemente häufig eine eigenartige Verbindung eingehen. Nach der Stillegung des Werks im Jahre 1926 ist die Gießhalle trotz der an die Übergabe an die Stadt geknüpften Bedingung verschiedentlich in ihrem Fortbestand sehr gefährdet gewesen; einmal konnte ihr endgültiger Abbruch nur mit größter Mühe verhindert werden, als sich eine günstige Verkaufsgelegenheit des ganzen Geländes ergab. Im Laufe der letzten zehn Jahre hat die Verwahrlosung des Gebäudes, für das ein passender neuer Verwendungszweck bisher fehlte, immer weitere Fortschritte gemacht, so daß die Halle jetzt einen durchaus ruinösen Eindruck macht. Die neuerdings durch die Stadt Bendorf angestrebte Wiederherstellung der Gießhalle gehört auch schon seit jahren zu den Zielen der Denkmalpflege; bisher jedoch ließ sich die Finanzierung der notwendigen Maßnahmen, zu denen in erster Linie die Erneuerung des Daches gehört, nicht ermöglichen. Mit Hilfe einer in diesem Jahre bewilligten Provinzialbeihilfe von 3000 RM. wurden vor Beginn des Winters zunächst die dringlichsten Aufräumungs- und Sicherungsarbeiten durchgeführt. Mit der eigentlichen durchgreifenden Sicherung des alten Bestandes soll eingesetzt werden, sobald die Finanzierungsfrage geklärt ist, was voraussichtlich mit Hilfe von Zuschüssen aus den interessierten Kreisen der Industrie sowie des Staates und der Provinz im Laufe des nächsten Rechnungsjahres der Fall sein wird. Eine dauernde Erhaltung der Hütte wird aber erst dann gewährleistet sein, wenn sie einem neuen Verwendungszweck zugeführt wird. Es besteht der Plan, hier im Laufe der Zeit Erzeugnisse aus der ersten Zeit der rheinischen Gußeisenindustrie zu einer anschaulichen Übersicht über diesen für das frühe 19. Jahrhundert so charakteristischen, bisher zu wenig in seinen Zusammenhängen beachteten Kunstzweig zu vereinigen. In diesem Rahmen könnte z. B, auch dem Schöpfer der Hütte, Karl Ludwig Althans, einem der bedeutendsten Vorkämpfer der deutschen Eisenindustrie, eine Erinnerungsstätte gewidmet werden. Althans hat als Oberhüttenbauinspektor und seit 1844 als Ober-Berg- und Baurat von hier aus weit über die Grenzen des Rheinlandes hinaus gewirkt; in Sayn rief er eine Werkschule zur Weiterbildung des Arbeiternachwuchses ins Leben, die sehr segensreich gewirkt hat. Das erste Ziel aber bleibt die Instandsetzung seiner bedeutendsten Schöpfung, der Sayner Gießhalle, die hoffentlich bereits im nächsten Rechnungsjahre tatkräftig gefördert werden kann. soweit; C. Pfitzner. aus dem Jahre 1936.
Literatur:Vgl. E. Heimrath, Die Sayner Hütte und ihre Gießhalle, herausgeg. vom Mittelrhein. Bez.-Verein des Vereins Deutscher Ingenieure, 1928. Über Eisenguß in der Rheinprovinz im allgemeinen vgl. F. W. Bredt, Eisenguß im Rheingebiet und in der Literatur, Mitteilungen. Rhein. Vereins für Denkmalpflege u. Heimatschutz, Jahrg. Xl, 1917, S. 86 f. 2) Vgl. H. Straube, Eisenguß und Grabmalkunst, Mitteilungen d. Rhein. Vereins für Denkmalpflege u. Heimatschutz, Jahrg. Xl, 1917, S. 62 f. Aus den Jahren 18191 832 haben sich zu jedem Jahreswechsel die Plaketten erhalten, die im Auftrage des Königs angefertigt wurden, In den ersten Jahren lieferte der Architekt Hundeshagen, der in der Frühgeschichte rheinischer Denkmalpflege eine bedeutende Rolle spielt, die Zeichnungen hierzu. Die "Akta betreffend die Anfertigung und Verteilung der Neujahrsmedaillen auf der königlichen Hütte zu Sayner Hütte" befindet sich im Bonner Stadtarchiv, Vgl. E. Beitz, i. Wallraf-Richartz-Jahrb. II, 1925, S. 88f. Über die Technik: vgl. Alfred Thiele, Der Kunstguß auf Sayner Hütte, Zeitschr. f. Heimatkunde des Reg.-Bez. Koblenz usw., Jahrg. II, 1921, S. 132 f. Dort auch Abbildungen von Sayner Schmuckstücken usw. Zu K. L. Althans vgl. u. a. Ernst Althans in "Stahl und Eisen", Zeitschr. des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute, 2.Jahrg., 1882, Heft 5, 5.1 f. E. Helmrath, a. a.0. Die frühesten großen Gußeisenkonstruktionen waren Brückenbauten. In England entstand bereits 177379 eine gußeiserne Brücke über die Severn bei Brossaly. In Deutschland wurde 1794 die erste Brücke in diesem Material über das Striegauer Wasser in Schlesien in der Eisengießerei von Malapane hergestellt. 4) Vgl. u. a. Albert Knaff, Verwendung von Gußeisen bei Hallenbauten im Anfang des 19. Jahrhunderts, Revue technique Luxembourgoise, Nr. 8, Aug. 1923, S. 3 f. Geehrte Besucherinnen und Besucher wir danken Ihnen für Ihren
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