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der Homepage der Die Gesellschaft für Geschichte und Heimatkunde (GGH) hat es sich zur Aufgabe gemacht Ihnen, wenn Sie wollen, ein wenig über unsere Heimatstadt Bendorf zu berichten. Unser Angebot richtet sich in der Hauptsache an geschichtlich und heimatkundlich Interessierte und ist mehr am Text orientiert. Mehr über Bendorf und unser Angebot auf unserer Startseite Johann Schneider - Ein MenschenfreundEin Leben im Dienst des Deutschen Roten Kreuzesvon Otto MichelEs ist im täglichen Leben fast normal geworden, jedes Gemeinwesen, sei es Stadt, Gemeinde oder Dorf in Deutschland hat mindestens ein Denkmal das an die Verdienste eines berühmten Staatsmannes oder an Heroren der Geistesgeschichte des Vaterlandes erinnern soll. Beliebt ist auch; Straßen und Plätzen den Namen berühmter verstorbener Persönlichkeiten zu verleihen. Hier bietet sich für die Kommunalparlamente die Möglichkeit, als Beschlußorgan für die Namensgebung, den Stadtrat als Plattform zur Selbstbeweihräuscherung zu nutzen. Ganze Heerscharen von mehr oder weniger wichtiger verstorbener Dorf-, Stadt- oder Bundespolitiker, Wirtschafts-Magnaten, Dorftrottel oder sonstiger angeblicher Größen haben ihre Namen für die Benennung der öffentlichen Wege und Plätze hergeben müssen und nicht immer sind die Anwohner mit dem Namen der nun ihre Adresse ziert zufrieden. Selten genug kommt es vor, daß, wie es bei uns in Bendorf- Mülhofen geschehen ist, der Wille der Bevölkerung und auch der des Stadtrates in vollkommenster Weise bei der Namensgebung für einen neugestalteten Platz übereinstimmten. Am 21.Mai 1985 beschloss der Rat der Stadt Bendorf dem neugestalteten Platz vor der ehemaligen Ketteler-Schule in Bendorf- Mülhofen, den Namen "Johann - Schneider - Platz" zu verleihen. Dem Akt der Namensvergabe durch den Stadtrat ging eine Phase der öffentlichen Namensuche voraus. Begonnen hatte es im Frühjahr 1984. Der Platz (Pausenhof) an der ehemaligen Ketteler - Schule in B - Mülhofen sollte zu einer ansprechenden "Grünen Oase" mit Brunnen und Sitzgelegenheiten umgestaltet werden. Die SPD- Arbeitsgemeinschaft Bendorf- Mülhofen fand, daß der Platz, der bis dahin keinen offiziellen Namen hatte und von der Bevölkerung mit "Spitznamen" benamt wurde einen "ordentlichen" Namen erhalten sollte. Hierzu wurde zu einem Wettbewerb mit Namensvorschlägen für den "neuen" Platz öffentlich aufgerufen. Die Beteiligung an dieser Aktion war rege und es gingen die verschiedensten Namens- Vorschläge ein. Es stellte sich jedoch sehr bald heraus das immer wieder ein Name genannt wurde. Schließlich wurde der Gewinner mit über 90% der Nennungen ermittelt. Die überwältigente Mehrheit der Bendorfer Bevölkerung gab Johann Schneider die Ehre und so wurde sein Name einziger Vorschlag für die Namensgebung des Platzes durch den Stadtrat Wer also war Johann Schneider ? welche hohe Ämter in Politik und Staat bekleidete er? welchen großen Wirtschaftsunternehmungen stand er vor?, daß er so die Abstimmung zu seinen Gunsten beeinflussen konnte Nichts von alldem ! Am 15. 12. 1895 wurde Johann Schneider in Mülhofen geboren und erlernte in Bendorf das Friseurhandwerk. Nach etlichen Berufsjahren, bei verschiedenen Arbeitgebern im näheren und weiteren Umkreis (bis nach Bonn), mußte auch er zu Beginn des 1.Weltkrieges dem "Ruf zur Fahne" folgen. Als Sanitäter ausgebildet und eingesetzt in den mörderischen, menschenfressenden Schlachten an der Westfront half er seinen Kameraden. Als Sanitäts-Unteroffizier und mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet erlebte er das Ende des Krieges als Schwerverwundeter in einem Lazarett in Frankreich, das er erst 1920 verlassen konnte. Nach seiner Rückführung in die Heimat folgte eine weitere stationäre Behandlung in einem Koblenzer Krankenhaus. Gesundheitlich angeschlagen und als halber Invalide trat er 1921 als Betriebsschreiber und Telefonist in den Dienst der Concordiahütte in Bendorf-Mülhofen. Nebenher versah er noch den Post- und Sanitätsdienst. Im gleichen Jahr setzte er seine Kenntnisse auch im zivilen Leben ein, als er in das "Rote Kreuz" eintrat. In den dreißiger Jahren war er bereits Kreisbereitschaftsführer des Deutschen Roten Kreuzes für den Kreis Koblenz-Land. 1928 wurde bei seinem Arbeitgeber, der Concordiahütte in Bendorf-Mülhofen, (damals ca. 400 Beschäftigte =Weltwirschaftskriese) eine Betriebskrankenkasse eingerichtet, zu welcher er versetzt wurde. Er sollte jederzeit greifbar sein, wenn seine Hilfe als Sanitäter gebraucht wurde. Zu seinen Aufgaben gehörte fortan, bis zu seiner Pensionierung, neben den klassischen Aufgaben des ausgebildeten Sanitäters - Retten und Bergen -, auch die krankenpflegerische Betreuung seiner Arbeitkollegen, während deren Arbeitszeit (Schicht). In einem als Behandlungsraum eingerichteten Zimmer wurde vielen Arbeitskollegen "Erste Hilfe" zuteil. Da fast alle Familien in Mülhofen durch Angehörige auch in der Betriebkrankenkasse der Concordiahütte mitversichert waren und in Mülhofen selbst kein Arzt niedergelassen war, gingen sehr viele Leute mit kleinen Blessuren direkt zu Johann Schneider. Ich glaube mit den vielen Wundverbänden die Johann Schneider, Zeit seines Lebens, angelegt hat, könnte man bequem den Äquator umwickeln und mit den vielen Wundpflastern auf Bubenbeinen könnte man einen Sportplatz bedecken. Als Folge seiner schweren Kriegsverletzung (aus dem 1. Weltkrieg), die er sich bei der Bergung von verletzten Kameraden zugezogen hatte, brauchte Johann Schneider im 2.Weltkrieg nicht mehr den Waffenrock anziehen und konnte sich so im Heimatbereich um die Betreuung der verletzten Bevölkerung und verwundeten Soldaten kümmern. Ende 1944 wurde der erste Krankentransportwagen des Roten Kreuzes auf der Concordiahütte stationiert. Johann Schneider fuhr fast immer als Beifahrer die immer zahlreicher werdenden Einsätze mit. Hier waren seine Kenntnisse als ausgebildeter Sanitäter besonders gefordert. War er als Werkssanitäter unabkömmlich, mußte die Rotkreuz-Helferin Anni Best aus Sayn, die ebenfalls bei der Concordiahütte beschäftigt war, einspringen. Als Fahrer fungierte der ebenfalls auf der Concordiahütte beschäftigte Christian Kirst, der bei einer Einsatzfahrt in den letzten Kriegstagen, 400 Meter vor dem rettendem Ziel - der Concordiahütte - mit seinem Krankentransportwagen zwischen die Fronten geriet und durch Granat-Splitter schwerst verletz wurde. Hierzu der Erlebnisbericht von Christin Kirst; Mit Johann Schneider im DRK-Heimateinsatz. Leider stand Ende des 2. Weltkrieges das Krankentransportfahrzeug dem "Roten Kreuz" nicht mehr zur Verfügung. Es wurde von der Siegermächten als "Kriegsbeute" vereinnahmt. Das Ende des 2.Weltkrieges, mit den für Deutschland so schlimmen Folgen, stellte die Männer und Frauen vom "Roten Kreuz" vor schier unlösbare Probleme. Es galt nicht nur das eigene Überleben in dieser schlimmen Zeit zu sichern, sondern Anderen, die am Rande menschlicher Existenz dahinvegitierten, Hilfe zu gewähren. So war es auch für Johann Schneider, als es offiziell kein "Deutsches Rotes Kreuz" mehr geben durfte, selbstverständlich zu helfen. Wenn "Not am Mann" war, dann konnte man mit Johann Schneider rechnen. Er war ein stets hilfsbereiter Mitbürger, der seinem Nächsten half ohne auf Ansehen, Religion oder irgendwelche Zugehörigkeiten zu achten. Er war einer der wenigen, die sich in Bendorf für den Wiederaufbau des Roten Kreuzes einsetzten. Das Vertrauen in seine Integrität war so groß, daß er als erster Kreisbereitschaftsleiter des Roten Kreuzes, für den Landkreis Koblenz, trotz der vergangenen "Tausend Jahre", nach 1945 bestätigt wurde. Schon 1948 wurde durch den Landkreis Koblenz-Land der erste Krankentransportwagen nach dem Krieg erworben und dem Roten Kreuz zugewiesen. Dieser erhielt seinen Standort auf der rechten Rheinseite und wurde auf der Concordiahütte in Bendorf-Mülhofen, als dem größten Arbeitgeber des Landkreises der damaligen Zeit (etwa 1800 Beschäftigte), stationiert. Auch waren die Gründe, warum der Krankentransportwagen auf der Concordiahütte (CH) stationiert wurde, waren rein praktischer Natur. Zum ersten konnte die technische Wagenpflege des Krankenwagens, durch die Hilfestellung der Concordiahütte im Garagenhof der CH erfolgen. Auch wurde - wenigstens in den ersten Jahren - der Fahrer von der Concordiahütte gestellt. Zweitens war durch die Stationierung auf der CH gewährleistet, daß mit Johann Schneider (als Werkssanitäter) immer ein vollausgebildeter Helfer, als Beifahrer zur Verfügung stand. Bis 1967 erstreckte sich der Einsatzbereich dieses Krankentransportwagens nicht nur auf den rechtsrheinischen Teil des Kreises Koblenz-Land, sondern war auch noch für das "Amt Engers" (Engers, Heimbach-Weis, Gladbach) des Kreises Neuwied zuständig. Es war für Johann Schneider Ehrensache in seiner Freizeit - neben dem Fahrer Moritz Würges - als Beifahrer zu fungieren. Auch beim nächsten Fahrer, Hans Kern, stand er als Beifahrer - mit seinen Sanitäts- Kenntnissen - zur Verfügung. Ebenfalls bei August Kantz, dessen Standort auch zuerst noch die Concordiahütte war. Für Johann Schneider war es Ehrensache auch in seiner Freizeit; er war ja hauptberuflich bei der CH als Leiter des Sanitätswesens und Mitarbeiter der Betriebs- Krankenkasse angestellt - neben dem von Roten Kreuz angestellten Kraftfahrer Moritz Würges - als Beifahrer zu fungieren. Hier muß festgestellt werden, daß für Beide galt; Feierabend, Sonn- und Feiertage gab es für sie nicht. Gerade in der damaligen Zeit war es für die zwei besonders schwer - gab es doch für die ganze rechte Rheinseite des Landkreises Koblenz nur den einen Krankentransportwagen. Auch nach seinem Eintritt ins Rentnerleben fuhr er - das war doch klar - als Beifahrer mit. Jetzt hatte er ja den ganzen Tag zur Verfügung. Das tat er bis zu seinem 77 Lebensjahr. Für Johann Schneider bedeutete die Hilfe am Nächsten Alles und so verwundert es nicht, das er auf einen Glückwunsch zu seinem 80. Geburtstag unter anderem antwortete , daß er erst vor einigen Tagen noch einen Krankentransport begleitet habe. Besser kann seine Einstellung wohl nicht geschildert werden! Sie zeigt wieviel Einsatzfreudigkeit. Idealismus und Opferbereitschaft in ihm steckten. war er doch zu jeder Tages- und Nachtstunde zum Dienst am Nächsten bereit. Dieser Einsatz war aber nur möglich, weil er von seiner Frau, mit der er seit 1926 verheiratet war, verstanden und unterstützt wurde Als Anerkennung erhielt er die Rot-Kreuz-Medaille (und die Ehrenmitgliedschaft im Roten Kreuz) und das Bundesverdienstkreuz (1973) verliehen Aber auf Ehrungen hatte er nie Wert gelegt! Am 5.7.1984 schloß Johann Schneider die Augen für immer, betrauert von seinen Angehörigen, Mitbürgern und einer großen Schar "Rotkreuzler", die in ihrem Ehrenmitglied ihr großes Vorbild sahen. Wer zählt die Einsätze. die Transporte oder auch die vielen kleinen Verletzungen und Wunden bei denen Johann Schneider half? Und hier noch weitere Beiträge die sich mit der Geschichte des Bendorfer Roten Kreuzes befassen: Geehrte Besucherinnen und Besucher, wir danken Ihnen für
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