HERZLICH
WILLKOMMEN
Geehrte Besucherin / Besucher, Sie haben eine Seite
der Homepage der Gesellschaft für Geschichte
und Heimatkunde von Bendorf und Umgebung e.V. kurz gesagt der
"GGH" angewählt. Die Gesellschaft
für Geschichte und Heimatkunde (GGH) hat es sich zur Aufgabe gemacht
Ihnen, wenn Sie wollen, ein wenig über unsere Heimatstadt Bendorf zu
berichten. Unser Angebot richtet sich in der Hauptsache an geschichtlich und
heimatkundlich Interessierte. Mehr über Bendorf und unser
Angebot auf unserer Startseite
Dieser Beitrag ist auch erschienen im: Heimatbuch für den
Landkreis Mayen-Koblenz 2001
Die "Straße des
Eisens"
Ein Beitrag zum Tourismus in Bendorf
von Willi Böhm
Anlass für die Überlegung eine "Straße des
Eisens", als Teilaspekt zur Belebung des Tourismus in Bendorf, zu propagieren,
ist die tiefe Verbundenheit des Förderkreises "Geschichte der Bendorfer
Arbeiterbewegung und der Gewerkschaften e.V." mit der, von der Schliessung
großer Betriebe betroffenen Bevölkerung von Bendorf und Umgebung.
Der Niedergang der Eisen- und der
feuerfesten Industrie in Bendorf, der durch die Schließung von mehren
Werken im Jahre 1995 den traurigen Höhepunkt erlebte und der herbe Verlust
von zuletzt noch 500 Arbeitsplätzen, der damit verbunden war, bedeutete
für das Leben der Menschen in unserer Region einen tiefen Einschnitt.
Über 150 Jahre hatten sie in den Eisen- und Feuerfest- Fabriken gearbeitet
und fanden dort "Lohn und Brot". Teilweise war die Verbindung zum Betrieb so
stark, daß in einigen Familien über Generationen hinweg die
Beschäftigungsverhältnisse; quasi, von den Vätern auf die
Söhne vererbt wurden.
In weiser Veraussicht der sich nun zwangsläufig ergebenden
Problemen für die Stadt Bendorf hatte der damalige Bürgermeister
Dieter Trennheuser ein Zukunftsgutachten von der renommierten Fachfirma Roland
Berger erarbeiten lassen. In dem Gutachten wird die weitere Entwicklung der
Stadt Bendorf, ihrer Menschen und der Wirtschaft behandelt.
Eine grosse Bedeutung kommt in diesem Gutachten dem Tourismus zu,
der unbedingt ausgebaut werden sollte, so Berger.
Das Gutachten bewog deshalb auch den Förderkreis: "Geschichte
der Bendorfer Arbeiterbewegung und der Gewerkschaften eV." dazu, ein Projekt
"Straße des Eisens" für den künftigen Tourismus einzurichten.
Es soll mit diesem Projekt erreicht werden, dass die Arbeiter- und
Industriegeschichte verbunden mit der Sozialgeschichte, die die Stadt Bendorf
und ihre Menschen über 150 Jahre geprägt hat, nicht in Vergessenheit
gerät.
Mit der Verwirklichung der "Straße des Eisens" hätte
die Stadt Bendorf etwas Einmaliges vorzuweisen, denn es gibt kaum eine Stadt
unserer Größenordnung mit einer grösseren Vielzahl von
Eisenhütten und auch der Zuliefererindustrie (Feuerfeste Industrie). Ein
weiteres Ziel könnte mit dem Projekt erreicht werden, nämlich die
Einbeziehung der Innenstadt und des Ortsteils Mülhofen in den zu
erwartenden Fremdenverkehr. Ich denke, es lohnt sich, wenn Stadtverwaltung und
Stadtrat sich darüber Gedanken machen, denn die Gesamtstadt muss in den
Fremdenverkehr eingebunden werden.
Nun zu den Sehenswürdigkeiten der Straße des Eisens.
Die Gesamtstrecke der Eisenstraße wäre ca. 8 km lang. Der Bericht
erhebt nicht den Anspruch jede Sehenswürdigkeit im Detail zu schildern,
sondern er soll mehr als Wegweiser dienen.
- 1.) Das
Stadtmuseum
Ausgangspunkt der Straße des Eisens soll das
Stadtmuseum "Museum für Sozial- und Industriegeschichte" sein, dass seinen
neuen Standort ab Juni 2000 im wiederaufgebauten Schloss Sayn hat. In dem
Beschluss des Stadtrates vom 15.7.1998 heißt es: "Das Stadtmuseum Bendorf
- Museum für Sozial- und Industriegeschichte - so wie es museums-
pädagogisch und - didaktisch struktuiert ist, wird in 2000 von dem
derzeitigen Standort Kirchplatz 9b ins Schloss Sayn verlagert".
Anm. W.K.: Der Umzug ist zwischenzeitlich erfolgt und
der Name wurde in "Rheinisches Kunstgussmuseum" geändert. Der Schwerpunkt
der Museumsarbeit liegt nun auf dem Gebiet des Kunstgusses der ehemaligen
Sayner-Hütte. Das Besondere und Charakter des "Museums für Sozial-
und Industriegeschichte" ging dadurch verloren. Die Einzigartigkeit des Museums
lag darin begründet, dass es nur wenige Museen mit den Themen Sozial- und
Industriegeschichte in Deutschland gibt. Und darin lag auch der besondere
Anreiz für die Besucher.
- 2.) Die Sayner Hütte
Nicht weit
vom Museumsstandort entfernt haben wir die Sayner Hütte mit der 1824
erbauten Sayner Gießhalle, eines der bedeutensten Industriedenkmäler
in Deutschland oder gar in Europa. In der Sayner Hütte wurde
hauptsächlich Kunstguss, Maschinenbauteile aber auch für die
Kriegsindustrie produziert.Der Betrieb wurde 1927 eingestellt. Die im
letzten Krieg stark beschädigte Gießhalle war dem Verfall
preisgegeben bis sie dann 1976 von der Firma Strüder erworben und dann mit
Hilfe des Bundes, des Landes und der Stadt wieder aufgebaut
wurde.
- 3.) Die Concordiahütte
Über die Koblenz-Olper Straße an dem ehemaligen
Krupp'schen Erholungsheim vorbei, Engerser Landstraße,
Hüttenstraße führt die Eisenstraße zum jetzigen
Industriedenkmal Concordiahütte. Große Gussteile, Öfen und
Herde aber auch Eisenkunstguss wurde von fleißigen Arbeitern produziert.
In Spitzenzeiten waren fast 4000 Menschen in der größten Hütte
Bendorf's beschäftigt und waren stolz auf dass von ihnen Geschaffene, bis
dann 1995 das ehemals für Bendorf wichtige Werk geschlossen wurde, trotz
heftigen Widerstands des Betriebsrates und der
Beschäftigten.
- 4.) Die Mülhofener
Hütte
Von der Concordiahütte aus geht es dann über die
Hüttenstraße und die Bendorfer Straße zur ehemaligen
Mülhofener Hütte (heute Kann Werke). Gar zuviel ist von der
Mülhofener Hütte nicht mehr zu sehen und bei der Bevölkerung ist
sie fast in Vergessenheit geraten. Dank der Umsicht des heutigen Besitzers des
ehemaligen Betriebsgeländes der MH ist neben einigen rudimentären
Resten der ehemaligen Hütte aber auch noch Einiges in Form von
Schaubildern und Fotos vorhanden und wird sorgsam für die Nachwelt
gepflegt. Die Mülhofener Hütte hatte einen günstigen Standort
für den Konzern Krupp, da sie am Rhein gelegen war mit eigenem Verladekai
und eigenem Eisenbahnanschluß, so, daß die Hochofenkapazität
1870 noch ausgebaut wurde. Allerdings wurde die Hütte dann von Krupp 1930
geschlossen.
- 5.) Feld & Hahn
Nachdem
man sich der Mülhofener Hütte wieder erinnert hat, führt die
Eisenstraße wieder zurück zur Hüttenstraße um dann
einzumünden in die Dieter Trennheuser Straße durch das neue
Industriegelände bis man dann die alte Bendorfer Firma Feld & Hahn
erreicht. Hier auf dem Gelände war früher der Apparatebau beheimatet.
150- 200 Facharbeiter produzierten komplizierte Anlagen, die in die ganze Welt
exportiert wurden. So unter Anderem auch die erste industrielle Bio-
Dieselkraftoff- Hydrieranlage der Welt. Die Fertigung wurde auch hier 1993
eingestellt, wobei bis 1998 noch ein Konstruktionsbüro bestand.
- 6.) Didier- Werke
Nicht
weit von Feld & Hahn stoßen wir in der Concordiastraße auf die
alt eingesessene Firma der Didier-Werke, die auch eine lebhafte Vorgeschichte
hat. Es ist wohl eine der ältesten Produktionsstätten von feuerfesten
Materialien für die Eisen- und Stahlindustrie gewesen.
So wurde auf dem Gelände zwischen Hauptstraße - Alter Weg und
Concordiastraße 1842 von dem Ziegelbrenner Neitzert eine Fabrik für
feuerfeste Produkte gegründet. 1895 kommt dann zum ersten Mal die Firma
"Rheinische Chamotte und Dinaswerke" ins Gespräch und es wird eine AG
gegründet, während Neitzert aus der Firma
ausscheidet und dann später die Fa. Neitzert; die heutige Firma
Lüngen an der Hauptstraße errichtet, die heute noch produziert. 1968
wird dann Rhein-Dinas (Volksmund Aktie) von dem Konzern Didier übernommen.
1995 wird das Werk Bendorf der Didier-Werke, obwohl es schwarze Zahlen schreibt
nach erbitterten Widerstand des Betriebsrates und der Belegschaft platt
gemacht.
- 7.) Eisenerz
Röstöfen
Die Straße des Eisens führt nun zum
letzten Bereich über den Alten Weg, Hauptstraße zur
Remystraße. Hier stehen die Eisenerzröstöfen, die 1878 gebaut
wurden. Das jetzige positive Bild der Röstöfen war nicht immer so,
denn 1916 nach der Schließung der Röstöfen überließ
man diese sich selbst, so dass die Natur von ihnen Besitz ergriff. Heute
wäre nichts mehr von den Röstöfen zu sehen, wenn nicht der
damalige Bürgermeister Dieter Trennheuser die Initiative ergriffen
hätte und einen ersten Anstoß zum Restaurierung gegeben hätte.
Den Aufbau vollendete dann die Arbeitsioseninitiative Bendorf eV. (ALIB) mit
Unterstützung des Arbeitsamtes, der Stadt und des Kreises bis zur
Besichtigungsreife und so sind die Röstöfen heute zu einem
Vorzeigeprojekt für die Touristen geworden. Der Förderkreis hat die
Patenschaft über die Röstöfen übernommen und durch eine
wetterfeste Beschilderung mit umfangreichen Texten für die Besucher die
Arbeitsweise der Röstöfen veranschaulicht. Wir sind der Meinung, dass
die Bendorfer stolz sein können auf das Industriedenkmal
Eisenerzröstöfen an der Remystraße, waren doch viele ihrer
Vorfahren auch hier beschäftigt. Übrigens hat man vom Hotel
Rheinblick einen guten Blick auf die Rheinschiene und die Grubenstube des
Hotels erinnert mit entsprechenden Schaubildern und Fotos an die Vergangenheit.
Damit sind meine und des Förderkreises "Geschichte der
Bendofer Arbeiterbewegung......." Vorstellungen zur Straße des Eisens
wohl noch nicht zu Ende gebracht, aber sie sollten einen Anstoß sein, das
Thema in die Tat umzusetzen. Wir meinen auch, dass keine andere Stadt der
Region sich besser dazu eignet, zumindest in unserer Größenordnung,
zu einer sozialgeschichtlichen und musealen Darstellung des
Industrialisierungsprozesses. Ausgedehnt werden sollten die musealen
Darstellungen auch auf andere Industriezweige, nämlich die Feuerfeste- und
Bims- Industrie.
Ein weiteres Ziel soll mit dem Projekt "Straße
des Eisen" erreicht werden, nämlich die Einbindung des Tourismus in
Bendorf und Mülhofen und damit ein weiteres Standbein für den
Fremdenverkehr. Allerdings muss hierzu auch die Stadt Bendorf ihren Beitrag
leisten. Der Förderkreis hofft; mit der Vorstellung des Projekts
"Straße des Eisens" einen Beitrag geleistet zu haben, der bei der
Bevölkerung Interesse findet und dem Tourismus in Bendorf neue
Anstöße gibt.
Geehrte Besucherinnen und Besucher, wir danken Ihnen für
Ihren Besuch auf unserer Seite und würden uns über eine Nachricht von
Ihnen freuen.GGH_56170 Bendorf/Rhein Postfach
1218 Für Ihre Anregungen und Hinweise:
|