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Erinnerung an Dr. Charlotte Klein

von Dieter Kittlauß

Dr. Charlotte Klein

Charlotte Klein war keine Bendorferin und sie dürfte höchstens 50 Tage und Nächte in Bendorf verbracht haben. Doch sie hat den Namen unserer Stadt Bendorf in aller Welt bekannt gemacht. 1992 habe ich als Direktor des Hedwig - Dransfeld - Hauses (HDH) eine Broschüre "Charlotte Klein - Pionierin der Verständigung" erstellen lassen, an der 20 international renommierte Autoren mitwirkten. Da Charlotte Klein im nächsten Jahr ihren 90. Geburtstag und ihren 20. Todestag begehen würde, nehme ich dies zum Anlass, das Bild dieser großen Frau über die heimatgeschichtlichen Beiträge der GGH einem größeren Kreis bekannt zu machen .

Der Hintergrund: Warum Charlotte Klein gerade nach Bendorf kam?
Mitte der 60er Jahre wurde im Hedwig - Dransfeld - Haus in Bendorf die ökumenische Bibelwoche, die maßgeblich mit dem Namen des katholischen Theologen Robert Spaemann verbunden war, aus dem Programm genommen. Der Hintergrund war wohl der schlechte Gesundheitszustand von Spaemann. Da kam von Rudolf Stamm, damals Vikar an der evangelischen Kirche in Bendorf, die Anregung, eine jüdisch - christliche Bibelwoche zu versuchen. Rudolf Stamm hatte gute Kontakte zu dem liberal - jüdischen Leo - Baeck - College in London und bot seine Vermittlung an. Dies kam Anneliese Debray , der damaligen HDH - Direktorin, sehr entgegen, für die die Versöhnung mit Israel und der Dialog mit dem Judentum ein besonderes Anliegen war. 1968 wurde im HDH die erste jüdisch - christliche Bibelwoche gewagt, für die damalige Zeit ein enorm mutiges Unterfangen . Ziel der Woche war das Studium und Meditieren alttestamentlicher Texte mit jüdischen Lehrern. An diesem Projekt hatte Charlotte Klein maßgeblichen Anteil. Die Rabbinerstudenten brachten sie aus London mit und Charlotte Klein prägte mit ihrem Fachwissen und ihrer Persönlichkeit die Woche sehr und begleitete in den folgenden Jahren die jüdisch - christliche Dialogarbeit des HDH..

Vorwort

Wie die Broschüre: Charlotte Klein- "Pionierin der Verständigung" entstand ?
1991 sprach mich Heimgard Roos, Studienrätin in Frankfurt Viernheim, eine langjährige Freundin des HDH, an und trug mir ihre Überlegungen zu einem Buch über Charlotte Klein vor. Anlass war die 25. Jüdisch - christliche Bibelwoche im Jahre 1993. Ich griff diese Anregung auf und unter der redaktionellen Gesamtleitung von Edith Sauerbier, damals theologische Referentin im HDH, entstand eine kostbare Broschüre (aus Kostengründen leider nur im Paper - Format), an der sich 20 international bekannte Autoren beteiligten. Durch drei Eigenbeiträge aus der Feder von Charlotte Klein erhielt das Buch besonderen Wert. Ein ausführliches Literaturverzeichnis konnte beigefügt werden. Die Auflagenhöhe betrug 3000 Exemplare. Den Druck übernahm die Graphische Werkstatt in Engers. Die Druckkosten trug das HDH ohne finanzielle Hilfe von außen.

Charlotte Klein - wer war diese Frau?
Sie wurde 1915 (Anm.1) in Berlin als Kind einer frommen orthodoxen jüdischen Familie geboren. Hier erlebte sie die Traditionen des Judentums kennen und lernte schon als Kind Hebräisch bei einem Rabbiner. 1938 wurde ihr Vater verhaftet und in die Konzentrationslager gebracht. Der 23jährigen Charlotte gelingt es durch Vermittlung Dritter die Entlassung des Vaters zu erreichen und die Genehmigung zur Ausreise zu erhalten. Die Familie zog nach Marienbad, floh nach Triest und wanderte schließlich auf unterschiedlichen Wegen (Charlotte Klein über die Jewish Agency mit einer Jugendalijahgruppe) nach Palästina aus, dem damaligen englischen Mandatsgebiet. Charlotte Klein lebte in Jerusalem. Noch viele Jahre später erzählte sie, dass sie die zwei ersten Jahre völlig aus ihrer Erinnerung gestrichen hatte. Um zu überleben, arbeitete sie für den britischen Geheimdienst und konnte so ihre Eltern finanziell unterstützen.

Hier in Jerusalem begegnete Charlotte Klein der französischen Sionsschwester Mere Godlein und wird von ihr entscheidend geprägt. Sie wird katholisch, tritt 1945 der Gemeinschaft der Sionsschwestern bei und erhält den Ordensnamen Marie Louis-Gabriel. (Anm. 2)  An der englischen Chule des Ordens gab Charlotte Klein Unterricht für Töchter aus wohlhabenden jordanischen Familien und erlebte 1948 die Gründung des Staates Israel mit den folgenden kriegerischen Auseinandersetzungen.

1955 schickte sie der Orden nach London, wo sie im Ordensinternat Franzöisch und Deutsch unterrichtete, schnell und intensiv Englisch lernte, an der Universität den Bachelor of Arts (B.A.) in modernen Sprachen erwarb und 1967 mit der Dissertation " Das Bild des Juden im deutschen und englischen Roman von 1830 bis 1933" promovierte. Aufgrund ordensinterner Entwicklungen wurde Charlotte Klein bereits im Herbst 1962 die Gründung eines eigenen Studienzentrum in der Londoner Chepstow Villas 17. ermöglicht. Dabei wurde sie von ihren beiden Mitschwestern Mary Kelly und Laurice unterstützt. Ziel dieser Initiative war ein besseres Verständnis des Judentums, die Förderung von Begegnungen zwischen Christen und Juden, die Aufdeckung des Antijudaismus in christlicher Theologie und Praxis und die Vermittlung von Kenntnissen in der Hebräischen Sprache. Das Studienzentrum beteiligte sich intensiv an der Vorbereitung der Vaticanischen Erklärung über die Juden (II. Vaticanisches Konzil).

Charlotte Klein unternahm Vortragsreisen in viele Länder und beteiligte sich an Seminaren und Begegnungen. 1966 leitete sie in der Evangelischen Akademie Arnoldshain eine Studientagung zum Thema "Antijudaismus im Neuen Testament. 1968 kommt sie auch nach Bendorf und inspiriert maßgeblich die Jüdisch - Christlichen Bibelwochen, die zum Repertoire des HDH werden. 1970 - 71 erhält sie einen Ruf an die Philosophisch - Theologische Hochschule St. Georgen in Frankfurt. Sie hielt eine Vorlesungsreihe zur "Einführung in das Neue Testament", bot Seminare zum Verständnis des Judentums an und begann mit den Studien zu ihrem Buch "Theologie und Antijudaismus", das 1975 im Münchener Christian - Kaiser - Verlag veröffentlicht wurde, aber zunächst von der christlichen Theologenzunft ignoriert wurde.

Diese Aufnahme entstand beim Festakt für Dr. Charlotte Schiffler zu ihrem 80. Geburtstag 19

Charlotte Schiffler, Stadtälteste von Frankfurt und Vorstandsdame im HDH, bot ihr in ihrem Haus in Frankfurt -Oberrad ein Stück Geborgenheit. Zwischen beiden Frauen entstand eine tiefe Freundschaft, die dazu führte, dass sich eine Gruppe Sionsschwestern in Frankfurt niederlassen konnte, die sich auch in die Arbeit des HDH engagiert einbrachte.

Weitere Lehraufträge in Irland und den USA hatten Charlotte Klein bereits erreicht, bevor sie sich mit 65 Jahren aus der akademischen Arbeit zurückzog, aber sich nun in der Drogenarbeit engagierte. Ehrenamtlich arbeitete sie bei verschiedenen Sozialinitiativen mit. Einige Monate vor ihrem Tod reiste sie nach Berlin, um sich "mit dem Leben zu versöhnen" (Anm. 3). Kurz nach ihrer Rückkehr bekam sie Herzprobleme und starb im Schlaf in den frühen Morgenstunden des 1. März 1985.


Anmerkungen:
Anm. 1) Trotz Bemühungen ist es nicht gelungen, das genaue Geburtsdatum zu finden.
Anm. 2) Da sie später auf diesen Ordensnamen verzichtet und ihren Mädchennamen wieder annimmt, gebrauchen wir diesen durchgehend.
Anm. 3) So Mary Kelly


In memoriam Charlotte Klein

Was Dir widerfuhr,
es mag verwehn.
Was Du daraus geformt,
das soll bestehn.

(Albertus magnus)

Hier Links zu einigen Beiträgen aus der oben angeführten Broschüre:


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