Das Bendorfer Hedwig - Dransfeld - Haus
in den Jahren von 1980 bis 1996

Konflikt, Kontinuität und Neuanfang

Von Dieter Kittlauß


Zur Einführung und Vertiefung der Geschichte des Hedwig - Dransfeld - Hauses in Bendorf sei auf früher veröffentlichte Beiträge des Autors verwiesen:

Von der Villa Sayn - zum Hedwig - Dransfeld-Haus in Bendorf a/Rh.
Die Kapelle des Hedwig- Dransfeld- Hauses in Bendorf am Rhein
Dr. Charlotte (Lotte) Schiffler
In Erinnerung an Anneliese Debray


Dieser Beitrag ist in mehrere Themenbereiche aufgegliedert und setzt zeitlich bei dem Rücktritt von Anneliese Debray als Direktorin des Hedwig - Dransfeld - Hauses an.

Die für diesen Beitrag ausgewählten Fotos sind auch auf einer eigens angelegten Foto-Liste einzeln abzurufen.
alle im Text gezeigten kleine Fotos sind als kommentierte Großfotos abrufbar


Friedensarbeit im Spannungsfeld

Die junge Frauengeneration um Anna Vogt war von dem Trauma des 1. Weltkrieges tief getroffen. Deshalb wollten sie alle ihre Kräfte für eine Welt einsetzen, in der es solchen Krieg nicht mehr geben konnte.
Frieden war die Mitte ihrer Vision.
Das Programm: Abbau von Vorurteilen, die verbindende Kraft der Religion entdecken und lebendig machen, Netzwerke der Sympathie und Freundschaft schaffen, quer denken.
Es war nicht der Weg der großen Politik, eher der Weg der kleinen Schritte. Aber das HDH in Bendorf wurde für so für viele Menschen in weiter Welt zu einem Symbol des Friedens.
Das Wort Frieden war in Bendorf immer konkret:

  • Abbau der konfessionellen Streitigkeiten und Überheblichkeiten und Pflege der ökumenischen Gemeinsamkeit.
  • Entdeckung des Judentums als Wurzel des Christentums und Begegnung mit der muslimischen Mystik.
  • Relativierung der parteipolitischen Grenzen, Freundschaften zwischen Menschen unterschiedlicher Tradition, Abbau von Vorurteilen und Feindschaften.
  • Vorrang des gewaltfreien Handelns.
Soldaten meditieren in der Kapelle

Dieter Kittlauß erinnert sich: als er 1977 Werkwochen für Bundeswehrsoldaten im HDH einführte, gab es viele entsetzte Gesichter, als die ersten Uniformen im Empfangsbüro auftauchten. In der Tradition pazifistischer Gesinnung war für viele im HDH jegliche Uniform ein Sinnbild kriegerischer Gesinnung. Das Umdenken war mühsam. Aber das HDH war damals nur ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen um Nachrüstung und Doppelbeschluss. Die große Friedensdemonstration 1981 in Bonn auf der Wiese vor der Universität warf auch in das HDH ihre Schatten. Ein internationales Seminar musste unterbrochen werden, damit die Hälfte der Teilnehmenden zur Demo nach Bonn fahren konnten.

Schiller hat es bereits in klassischer Weise formuliert: "Es kann der Frömmste nicht im Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt". Auch im HDH bedurfte es vieler schmerzlicher Lernprozesse, bis dieser Satz neu buchstabiert werden konnte.

In diesem Zusammenhang soll die Rolle der zahlreichen Zivildienstleistenden reflektiert werden. In den 80iger Jahren waren Zivildienstleistende in der Regel hoch motiviert. Dies hieß aber auch, dass sie eine Menge Unruhe brachten, wenn für sie das Umfeld nicht stimmte. Sie verstanden sich als Friedensarbeiter, Missionare und Aktivisten. Sie waren kämpferisch und immer konsequent. Sie wussten genau, wie Gesellschaft funktioniert und internationale Beziehungen zu gestalten sind. Im Unterschied zu der 68iger Generation, waren sie äußerlich gepflegt und wenig auffallend. Dieter Kittlauß berichtet: "Damals waren die ZDL's aufgrund der langen Dienstzeit für lange Zeit im HDH. Es waren oft fünf junge Männer. Sie waren Gewinn für uns alle, aber auch ständige Herausforderung. Sie haben uns ständig gezwungen, unsere eigenen Vorstellungen zu bedenken".


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